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Full text of "Auswaertiges Amt - Weissbuch Nr. 2 - Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges (1939, 541 S.)"

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Auswartiges Amt, Berlin. © 1939. 

Diese digitalisierte Version © 2007 by The Scriptorium. 

Scriptorium dankt Herrn F. Z. aus Osterreich fur die freundliche Bereitstellung der 

Originalvorlage dieses Buches! 

Geleitwort des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop 

Ubersicht 

Dokumente: 

Erstes Kapitel 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

A. Der Kampfgegen das Deutschtum in Polen 
undgegen Danzig von 1919 bis 1933 

I. Zur Lage der Deutschen Volksgruppe in Polen 

Dok. 

Nr. Titel Inhalt 



1. Aus dem Memorandum des Britischen 



Die beabsichtigte Grenzziehung 



Premierministers Lloyd George, 25. Marz zwischen Deutschland und Polen als 
1919 kunftige Kriegsursache. 



Aus den Bemerkungen der Deutschen 
Friedensdelegation zu den 
Friedensbedingungen, 29. Mai 1919 



Protest gegen die beabsichtigte 
Grenzziehung zwischen Deutschland 
und Polen. 



Der Vorsitzende des Obersten Rates der 
Alliierten und Assoziierten Hauptmachte 
Clemenceau an den Polnischen 
Ministerprasidenten Paderewski (Auszug) 



Begrundung der 
Minderheitenschutzbestimmungen. 



Vertrag zwischen den Alliierten und 
Assoziierten Hauptmachten und Polen, 
Versailles, 28. Juni 1919 (Auszug) 



Minderheitenschutzbestimmungen. 



Durch den Deutschen Gesandten in 
Warschau im Polnischen 
AuBenministerium ubergebene 
Aufzeichnung, 20. November 1920 
(Auszug) 



Verfolgung des Deutschtums in Polen. 



Rede des Volksdeutschen Abgeordneten 



Beschwerden der deutschen 



Spickermann vor dem Polnischen Sejm, 23. Volksgruppe. 
Januar 1923 (Auszug) 



7. Per Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 12. April 1923 

Anlage: Auszug aus den "Posener 
Neuesten Nachrichten" vom 12. April 1923 



Besuch des Polnischen 
Ministerprasidenten Sikorski in Posen. 

Rede des Ministerprasidenten Sikorski. 



Per Staatssekretar des Auswartigen Amis Entdeutschungspolitik der Polnischen 
an den Polnischen Gesandten, 18. Juli 1923 Regierung. 



9. Rechtsgutachten Nr. 6 des Standigen 
Internationalen Gerichtshofs, 10. 
September 1923 



Vertrage volksdeutscher Ansiedler und 
Pachter im polnischen, friiher zu 
Deutschland gehorigen Gebiet. 



10. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 25. September 1931 



Polnische Zahlen liber die deutsche 
Abwanderung aus Polen. 



11. Aussprache im Britischen Oberhaus, 15. 
Juni 1932 (Auszug) 



Minderheitenfragen. 



12. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 2. Marz 1933 



Ergebnisse der Entdeutschungspolitik 
der Polnischen Regierung. 



13. Aus den Bemerkungen der Peutschen 
Friedensdelegation zu den 
Friedensbedingungen, 29. Mai 1919 



Protest gegen die beabsichtigte 
Abtrennung Danzigs vom Reich. 



14. Anlage B der Entscheidung des 

Volkerbundskommissars in Panzig, 6. 
Pezember 1921 



Liste der polnischen Behorden in 
Danzig. 



15. Entscheidung des Volkerbundskommissars Umfang des polnischen Postdienstes in 
in Panzig, 2. Februar 1925 (Auszug) Danzig. 



16. Gutachten eines vom Volkerbundsrat 
eingesetzten Juristenausschusses, 19. 
Februar 1925 (Auszug) 



Befugnisse der polnischen 
Eisenbahndirektion in Danzig. 



17. Aufzeichnung eines Beamten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 8. Februar 1932 

18. Per Peutsche Generalkonsul in Panzig an 
das Auswartige Amt, 12. Januar 1933 



Unterredung mit dem Polnischen 
Gesandten liber die Zehnjahresfeier der 
polnischen Studentenvereinigung 
"Bratnia Pomoc" in Danzig. 

Feier der polnischen Kriegervereine in 
Danzig. 



19. Per Peutsche Generalkonsul in Panzig an Ubersendung eines Vermerks des 
das Auswartige Amt, 24. Februar 1933 Danziger Senats. 



Anlage: Vermerk des Danziger Senats Wirtschaftspolitische MaBnahmen 

Polens gegen Danzig.. 

20. Aufzeichnung eines Beam ten der Eigenmachtige Eingriffe Polens in die 
Politischen Abteilung des Auswartigen Hoheitsrechte Danzigs. 

Amis, 2. Marz 1933 

21. Schreiben des Volkerbundskommissars in Unerlaubte Verstarkung der polnischen 
Danzig an den Generalsekretar des Wache auf der Westerplatte. 
Vblkerbundes, 7. Marz 1933 

22. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Unerlaubte Verstarkung der polnischen 
das Auswartige Amt, 8. Marz 1933 Wache auf der Westerplatte. 

23. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Verbleiben des polnischen 

das Auswartige Ami, 15. Marz 1933 Munitions schiffes "Wilja" vor der 

Westerplatte. 

24. Der Deutsche Gesandte in Warschau an Beurteilung der Vorgange auf der 
das Auswartige Ami, 11. Marz 1933 Westerplatte in diplomatischen 

Kreisen. 

25. Aufzeichnung eines Beam ten der Schadigung des Danziger Hafens durch 
Politischen Abteilung des Auswartigen Polen. 

Amts, 3. Mai 1933 



B. Deutschlands Bemiihen 

um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

I. Verhandlungen tiber ein Deutsch-Polnisches 
Verstandigungsabkommen (Mai 1933 bis Januar 1934) 

26. Aufzeichnung des Reichsministers des Wunsch nach Uberpriifung der deutsch- 
Auswartigen tiber eine Unterredung des polnischen Beziehungen. 

Ftihrers mit dem Polnischen Gesandten, 2. 
Mai 1933 

27. Amtliches Deutsches Communique, 3. Mai Unterredung des Fuhrers mit dem 
1933 Polnischen Gesandten (Nr. 26). 

28. Amtliches Polnisches Communique, 4. Mai Unterredung des Polnischen 

1933 AuBenministers mit dem Deutschen 

Gesandten. 

29. Aus der Rede des Ftihrers vor dem Vertrag von Versailles und deutsch- 
Deutschen Reichstag, 17. Mai 1933 polnische Grenzziehung. 

30. Der Deutsche Gesandte in Warschau an Moglichkeit einer Verbesserung der 



das Auswartige Ami, 30. August 1933 

31. Per Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Warschau, 
25. September 1933 



deutsch-polnischen 
Wirtschaftsbeziehungen. 

Wiederaufnahme der 
Wirtschaftsverhandlungen mit Polen. 



32. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Warschau, 
15. November 1933 

33. Der Reichsminister des Auswartigen an 
den Deutschen Gesandten in Warschau, 24. 
November 1933 



Unterredung des Fiihrers mit dem 
Polnischen Gesandten liber die 
Anbahnung einer deutsch-polnischen 
Verstandigung. 

Sprachregelung fur einen Empfang bei 
Marschall Pilsudski. 



34. Der Deutsche Gesandte in Warschau an 
das Auswartige Amt, 28. November 1933 



Empfang bei Marschall Pilsudski. 



35. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Gesandten, 9. Januar 1934 



Besprechung iiber den Entwurf einer 
deutsch-polnischen Erklarung. 



36. Aufzeichnung des Direktors der 

Rechtsabteilung des Auswartigen Amts, 22. 
Januar 1934 



Besprechung mit dem Polnischen 
Gesandten iiber den Entwurf einer 
deutsch-polnischen Erklarung. 



37. Erklarung der Deutschen und der 

Polnischen Regierung, 26. Januar 1934 



Verstandigungsabkommen. 



38. Der Deutsche Gesandte in Warschau an 
das Auswartige Amt, 27. Januar 1934 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister iiber die Wirkung der 
deutsch-polnischen Erklarung. 



II. Keine Besserung der Lage der Deutschen Volksgruppe 
durch die Deutsch-Polnische Verstandigungspolitik 
(November 1933 bis August 1934) 



39. Der Deutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 25. November 1933 

40. Der Deutsche Gesandte in Warschau an 
das Auswartige Amt, 29. November 1933 

41. Der Deutsche Gesandte in Warschau an 
das Auswartige Amt, 28. Dezember 1933 



Polnische Ausschreitungen bei einer 
deutschen Wahlversammlung in 
Graudenz. 

Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister iiber die 
Ausschreitungen in Graudenz. 

Unterredung mit dem Prasidenten der 
Gemischten Kommission flir 
Oberschlesien iiber die Lage in 



42. Per Deutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 31. Marz 1934 



Oberschlesien. 

Namensliste zur Agrarreform 1934. 



43. Per Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Deutschfeindliche Kundgebungen in 
an das Auswartige Amt, 15. April 1934 Ostoberschlesien. 

44. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Polnische MaBnahmen zur 

an das Auswartige Amt, 28. April 1934 Bekampfung der Minderheitsschulen. 



45. Per Peutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 28. April 1934 



Einreiseverbot flir deutsche Kiinstler. 



46. Per Peutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 28. Juni 1934 



Polonisierung des staatlichen deutschen 
Gymnasiums in Thorn. 



47. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 1. August 1934 



Der Vorsitzende des Deutschen 
Volksbundes iiber Verscharfung der 
Lage der deutschen Volksgruppe. 



III. Polen entzieht sich der Minderheitenkontrolle des Volkerbundes 
(September bis November 1934) 



48. Per Peutsche Konsul in Genf an das 
Auswartige Amt, 7. September 1934 



Aussichten der polnischen Antrage zur 
Frage des Minderheitenschutzes. 



49. Aufzeichnung eines Beamten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 13. September 1934 

50. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 13. September 1934 

51. Per Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Peutschen Gesandten in Warschau, 
15. September 1934 



Polnische Aufkiindigung der 
Zusammenarbeit mit dem Volkerbund 
bei der Durchfuhrung des 
Minderheitenschutzsystems. 

Unterredung mit dem Polnischen 
Gesandten iiber den polnischen Schritt 
in Genf. 

Deutsche Stellungnahme zum 
polnischen Schritt in Genf. 



52. Per Reichsminister des Auswartigen an 
den Peutschen Botschafter in Warschau, 
14. November 1934 



Weisung zu einer Demarche wegen des 
polnischen Schritts in Genf. 



53. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 19. November 1934 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister iiber die Fragen des 
Minderheitenschutzes in Ausfuhrun^ 

von Nr. 52. 



IV. Weitere Verschlechterung in der Lage der Deutschen Volksgruppe 
(November 1934 bis Oktober 1937) 



54. Der Deutsche Konsul in Krakau an das 
Auswartige Amt, 3. November 1934 



Pommerellenkundliche Tagung des 
Baltischen Instituts. 



Anlage 



55. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 18. Februar 1935 



Auszug aus einem Bericht liber den 
Verlauf der Tagung. 

Namensliste zur Agrarreform 1935. 



56. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 21. Februar 1935 



Polonisierungspolitik in 
Ostoberschlesien. 



57. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 12. Marz 1935 



Polonisierungspolitik in 
Ostoberschlesien. 



58. Der Deutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 16. April 1935 



Deutschfeindliche Ausschreitungen im 
Seekreis. 



59. Der Deutsche Konsul in Thorn an das 
Auswartige Amt, 18. April 1935 



Erregung in der deutschen Volksgruppe 
liber die Ausschreitungen im Seekreis. 



60. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 18. April 1935 



Ermordung eines Volksdeutschen. 



61. Aufzeichnung eines Beamten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 11. .Tuli 1935 

62. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 16. Oktober 1935 



63. Der Deutsche Staatsvertreter bei der 



Unterredung mit dem Polnischen 
Botschaftsrat liber Entlassung von 
deutschen Arbeitern in 
Ostoberschlesien. 

Notwendigkeit, die Bedrlickung der 
deutschen Volksgruppe in der 
deutschen Presse zu behandeln. 

Stellungnahme der Gemischten 
Gemischten Kommission fur Oberschlesien Kommission in Entlassungsfragen. 
an das Auswartige Amt, 3. Januar 1936 

64. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an Namensliste zur Agrarreform 1936. 
das Auswartige Amt, 18. Februar 1936 



65. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Deutschfeindliche Kundgebungen in 
an das Auswartige Amt, 4. April 1936 Ostoberschlesien. 



66. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an Auflosung deutscher Organisationen im 
das Auswartige Ami, 18. Mai 1936 Korridorgebiet. 

67. Unterredung des Reichsministers des Beschwerde liber deutschfeindliche 
Auswartigen mit dem Polnischen Ausschreitungen in Gdingen. 
Botschafter, 13. November 1936 

68. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Unterredung mit dem Polnischen 
das Auswartige Amt, 18. November 1936 AuBenminister liber die 

Verschlechterung der Atmosphare. 

69. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Empfang bei Marschall Rydz-Smigly. 
das Auswartige Amt, 26. November 1936 

70. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an Deutschenhetze. 
das Auswartige Amt, 23. November 1936 

71. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Notlage der deutschen Volksgruppe. 
an das Auswartige Amt, 22. Pezember 1936 

Anlage EntschlieBung des Gesamtverbandes 

Deutscher Angestelltengewerkschaften 
in Konigshlitte. 

72. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Antideutsche EntschlieBungen des 
an das Auswartige Amt, 22. Pezember 1936 polnischen Westverbandes. 

73. Unterredung des Reichsministers des Beschwerde liber die Haltung der 
Auswartigen mit dem Polnischen polnischen Presse. 
AuBenminister Beck, 20. Januar 1937 

74. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Deutschfeindliche MaBnahmen im 
das Auswartige Amt, 4. Marz 1937 Korridorgebiet. 

75. Aufzeichnung des Pirigenten der Hungermarsch der Volksdeutschen aus 
Politischen Abteilung des Auswartigen Ostoberschlesien an die Grenze. 
Amts, 2. April 1937 

76. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Annexionsforderungen bei 

das Auswartige Amt, 6. April 1937 Versammlungen des Westverbandes. 

77. Pas Auswartige Amt an den Peutschen Weisung, gegen Annexionsforderungen 
Botschafter in Warschau, 7. April 1937 Westverbands Einspruch zu erheben. 

78. Aufzeichnung des Stellvertretenden Unterredung mit dem Polnischen 
Staatssekretars des Auswartigen Amts, 9. Botschafter liber deutschfeindliche 
April 1937 Kundgebungen in Polen. 

79. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Antideutsche Boykotthetze im Soldauer 



das Auswartige Ami, 7. April 1937 



Kreis. 



80. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Ami, 14. Oktober 1937 



Antideutsche EntschlieBungen des 
polnischen Westverbandes. 



V. Verhandlungen tiber eine Deutsch-Polnische Minderheitenerklarung 
(Januar bis November 1937) 



81. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
AuBenminister Beck, 20. Januar 1937 



Bevorstehender Ablauf des Genfer 
Oberschlesien-Abkommens. 



82. Per Reichsminister des Auswartigen an 
den Peutschen Botschafter in Warschau, 
22. Februar 1937 



Weisung zur Demarche, betreffend 
Ablauf des Genfer Oberschlesien- 
Abkommens. 



83. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Ami, 16. Marz 1937 

84. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 19. April 1937 



85. Aufzeichnung eines Beamten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 14. Mai 1937 

86. Pie Peutsche Pelegation in Warschau an 
das Auswartige Amt, 28. Mai 1937 



87. Per Reichsminister des Auswartigen an 
den Peutschen Botschafter in Warschau, 
28. Mai 1937 



Unterredung mit dem Polnischen 
VizeauBenminister in Ausfuhrung von 

Nr. 82. 

Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber den Ablauf des 
Genfer Abkommens und die 
Notwendigkeit einer Sonderregelung 
fur Oberschlesien. 

Schleppender Verlauf der deutsch- 
polnischen Verhandlungen iiber die mit 
dem Ablauf des Genfer Abkommens 
zusammenhangenden Fragen. 

Einwirkung lokaler Behorden in 
Ostoberschlesien auf die 
Verhandlungen iiber den Ablauf des 
Genfer Abkommens. 

Weisung zur Demarche in 
Minderheitenfrage. 



88. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 1. Juni 1937 



Anlage: Memorandum, 1. Juni 1937 



89. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 6. Juni 1937 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister in Ausfuhrung von Nr. 
87. 

Deutsche Stellungnahme zum deutsch- 
polnischen Minderheitenproblem. 

Antwort des Polnischen 
AuBenministers auf die deutsche 
Demarche. 



90. Per Reichsminister des Auswartigen an 
den Deutschen Botschafter in Warschau, 
18. Juni 1937 



Weisung zur Ubergabe eines deutschen 
Vorschlages flir eine deutsch-polnische 
Minderheitenerklarung. 



91. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Ausflihrung von Nr. 90. 
das Auswartige Amt, 24. Juni 1937 



92. Aufzeichnung eines Beamten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 24. Juni 1937 

93. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 16. Juli 1937 

94. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 30. Juli 1937 



95. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 26. August 1937 

96. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 28. August 1937 



Unterredung des ReichsauBenministers 
mit dem Polnischen Botschafter liber 
die Verhandlungen, betreffend den 
Ablauf des Genfer Abkommens. 

Gesetzentwiirfe zur Bekampfung der 
deutschen Volksgruppe in 
Ostoberschlesien. 

Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber den Entwurf einer 
Minderheitenerklarang und die 
EntdeutschungsmaBnahmen in 
Ostoberschlesien. 

Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber die 
Minderheitenerklarang. 

Neues Schulgesetz flir 
Ostoberschlesien. 



97. Das Auswartige Amt an den Deutschen 
Botschafter in Warschau, 1. September 
1937 



Ostoberschlesisches Schulgesetz und 
Minderheitenerklarang. 



98. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 7. September 1937 

99. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 7. September 1937 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber das 
ostoberschlesische Schulgesetz. 

Erganzung zu Nr. 98. 



100. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 6. Oktober 1937 



101. Ubereinstimmende Erklarung der 

Deutschen und der Polnischen Regierung 
uber den Schutz der beiderseitigen 
Minderheiten, veroffentlicht am 5. 
November 1937 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber bevorstehende 
Veroffentlichung der 
Minderheitenerklarang. 



102. Erklarung des Fuhrers beim Empfang der 
Polnischen Volksgruppenvertreter, 5. 
November 1937 



103. Erklarung des Polnischen 

Staatsprasidenten beim Empfang der 
Deutschen Volksgruppenvertreter, 5. 
November 1937 



104. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter Aufzeichnung, 5. November 
1937 



Ubergabe eines Aide-Memoire. 



Anlage: Aide-Memoire, 5. November 
1937. 



Minderheitenfragen. 



VI. Nichtbeachtung der Deutsch-Polnischen Minderheitenerklarung 

durch Polen 

(November 1937 bis November 1938) 



105. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 22. November 
1937 



Entlassung volksdeutscher Arbeiter in 
Ostoberschlesien. 



106. Der Deutsche Konsul in Krakau an das 
Auswartige Amt, 22. November 1937 



Deutschf eindliche Kundgebung in der 
Universitat Krakau. 



107. Aufzeichnung des Dirigenten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 25. November 1937 



108. Der Dirigent der Politischen Abteilung des 
Auswartigen Amts an den Polnischen 
Geschaftstrager, 7. Dezember 1937 



Unterredung mit dem Polnischen 
Geschaftstrager liber die Entlassungen 
volksdeutscher Arbeiter in 
Ostoberschlesien. 

Entlassungen volksdeutscher Arbeiter 
in Ostoberschlesien. 



109. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 11. Dezember 1937 



110. Das Auswartige Amt an den Deutschen 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister iiber die fortdauernde 
Bedruckung der Volksdeutschen. 

Entlassungen volksdeutscher Arbeiter 



Botschafter in Warschau, 11. Januar 1938 in Ostoberschlesien. 



111. Aufzeichnung eines Beamten der 

Kulturabteilung des Auswartigen Amts, 25. 
Januar 1938 



Unterredung mit einem Mitglied der 
Polnischen Botschaft iiber Fragen des 
deutschen Schulwesens in Polen. 



112. Aufzeichnung eines Beamten der 



Unterredung mit einem Mitglied der 



Kulturabteilung des Auswartigen Amis, 8. Polnischen Botschaft liber Fragen des 

Februar 1938 deutschen Schulwesens in Polen. 

113. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Rede des Senators Wiesner liber die 
das Auswartige Ami, 11. Marz 1938 Arbeitslosigkeit der Deutschen in 

Polen. 

114. Das Auswartige Ami an den Deutschen Weisung zu einer Demarche wegen 
Botschafter in Warschau, 27. Mai 1938 Behinderung des volksdeutschen 

Schulwesens. 

115. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Ausflihrung von Nr. 1 14. 
an das Auswartige Amt, 30. Juli 1938 

116. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Demarche wegen deutschfeindlicher 
das Auswartige Amt, 23. August 1938 Kundgebungen des Westverbandes. 

117. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Deutschfeindliche Stimmung in Polen. 
das Auswartige Amt, 2. September 1938 



VII. Der Deutsch-Polnische Notenaustausch tiber das Olsa-Gebiet 
und das Polnische Vorgehen gegen die dortige Deutsche Volksgruppe 
(Oktober 1938 bis Marz 1939) 

118. Das Auswartige Amt an den Deutschen Deutschfeindliche Vorgange im Olsa- 
Botschafter in Warschau, 15. Oktober 1938 Gebiet. 

119. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Ubersendung der Anlagen. 
das Auswartige Amt, 25. Oktober 1938 

Anlagen: Notenaustausch liber die Behandlung 

Der Deutsche Botschafter in Warschau der deutschen Volksgruppe im Olsa- 

an den Polnischen Minister fur Auswartige Gebiet. 
Angelegenheiten, 18. Oktober 1938 

Der Polnische Minister fur Auswartige 
Angelegenheiten an den Deutschen 
Botschafter in Warschau, 20. Oktober 1938 

120. Der Reichsminister des Innern an das Volksdeutsche Fllichtlinge aus dem 
Auswartige Amt, 5. November 1938 Olsa-Gebiet. 

121. Das Auswartige Amt an den Deutschen Weisung zu einer Demarche wegen der 
Geschaftstrager in Warschau, 26. EntdeutschungsmaBnahmen im Olsa- 
November 1938 Gebiet. 

122. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Ausflihrung von Nr. 121. 
an das Auswartige Amt, 6. Dezember 1938 



123. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Polnische Antwort auf Nr. 122. 
das Auswartige Amt, 20. Dezember 1938 



124. Per Deutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 4. Januar 1939 

125. Pas Auswartige Amt an den Peutschen 
Botschafter in Warschau, 1. Februar 1939 



126. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 21. Marz 1939 



Geplante Entlassung der 
nichtpolnischen Arbeiter im Olsa- 
Gebiet. 

Neue Weisung zu einer Demarche 
wegen der EntdeutschungsmaBnahmen 
im Olsa-Gebiet. 

Massenentlassungen von 
Volksdeutschen im Olsa-Gebiet. 



127. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 13. Mai 1939 



Verjagung der nichtpolnischen 
Erwerbstatigen aus dem Olsa-Gebiet. 



VIII. Zunehmende Verscharfung des Polnischen Vorgehens 
gegen die Peutsche Volksgruppe 
(Oktober 1938 bis Marz 1939) 



128. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 5. Oktober 1938 

129. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 10. Oktober 1938 



Verscharfung der 

BedruckungsmaBnahmen gegen die 
Volksdeutschen. 

Fortdauer der deutschfeindlichen 
Stimmung. 



130. Per Staatssekretar des Auswartigen Amts Weisung zu einer Demarche wegen 
an den Peutschen Botschafter in deutschfeindlicher AuBerungen des 
Warschau, 20. Oktober 1938 Woiwoden Grazynski. 

131. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Entlassungen von Volksdeutschen in 
an das Auswartige Amt, 8. November 1938 Ostoberschlesien. 

132. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Ausfuhrung von Nr. 130. 
das Auswartige Amt, 15. November 1938 

133. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Verbot deutscher Jugendbucher fur 
das Auswartige Amt, 23. November 1938 deutsche Schuler. 

134. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Arbeitslosigkeit der Volksdeutschen 
an das Auswartige Amt, 24. November Ostoberschlesiens. 

1938 



135. Per Peutsche Geschaftstrager in Warschau Verweigerung der Offentlichkeitsrechte 
an das Auswartige Amt, 28. November fur die deutschen Gymnasien in Posen 



1938 



und Graudenz. 



136. Das Auswartige Ami an den Deutschen Weisung zu einer Demarche wegen 

Geschaftstrager in Warschau, 7. Dezember Massenentlassungen deutscher Arbeiter 
1938 und Angestellter in Ostoberschlesien. 



137. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Ami, 20. Dezember 1938 

138. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 29. Dezember 1938 



Wirkung der polnischen 
VerfolgungsmaBnahmen auf die 
deutsche Volksgruppe. 

Beschlagnahme des Deutschen 
Herbergsvereins in Graudenz. 



139. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 30. Dezember 19381 



Behinderung der Weihnachtsfeier einer 
deutschen Privatschule. 



140. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 2. Januar 1939 



Boykottaktion gegen deutsche 
Geschafte. 



141. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Vorstellungen im Polnischen 



an das Auswartige Amt, 5. Januar 1939 



142. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 19. Januar 1939 



AuBenministerium wegen der 
Entlassung volksdeutscher Angestellter 
und Arbeiter in Ostoberschlesien. 

Verzweifelte Stimmung der 
Volksdeutschen. 



143. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz MaBnahmen gegen das deutsche 
an das Auswartige Amt, 26. Januar 1939 Schulwesen in Ostoberschlesien. 



144. Das Auswartige Amt an den Deutschen 
Botschafter in Warschau, 1. Februar 1939 

145. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 3. Februar 1939 



Weisung zu einer Demarche wegen der 
Deutschenhetze des Westverbandes in 
Ostoberschlesien. 

Antideutsche Rede des Direktors des 
Westverbandes. 



146. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 25. Februar 1939 



Deutschfeindliche Demonstration vor 
der Botschaft. 



147. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Erneute deutschfeindliche 

das Auswartige Amt, 25. Februar 1939 Demonstration vor der Botschaft. 



148. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 25. Februar 1939 



Antideutsche Ausschreitungen 
polnischer Studenten. 



149. Der Deutsche Konsul in Krakau an das 
Auswartige Amt, 25. Februar 1939 

150. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 28. Februar 1939 



Deutschfeindliche Demonstrationen vor 
dem Studentenheim der deutschen 
Hochschliler in Krakau. 

Deutschfeindliche Kundgebungen 
polnischer Studenten. 



151. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Deutschfeindliche Kundgebungen. 
das Auswartige Ami, 28. Februar 1939 

152. Unterredung des Reichsministers des Deutschfeindliche Demonstrationen 
Auswartigen mit dem Polnischen und Pressehetze in Polen. 
Botschafter, 28. Februar 1939 

153. Per Deutsche Generalkonsul in Posen an Deutschfeindliche Demonstrationen in 
das Auswartige Ami, 1. Marz 1939 Posen. 

154. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Fortdauer der deutschfeindlichen 
das Auswartige Ami, 4. Marz 1939 Demonstrationen im Korridorgebiet. 

155. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Unterredung mit dem Polnischen 
das Auswartige Ami, 9. Marz 1939 AuBenminister liber die 

deutschfeindlichen Kundgebungen in 
Polen. 



IX. Fortsetzung der Enteignung Peutschen Grundbesitzes 
in Nichtachtung der Minderheitenerklarung 
(Februar 1938 bis Februar 1939) 

156. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Namensliste zur Agrarreform 1938. 
das Auswartige Ami, 16. Februar 1938 

157. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an Ungerechtfertigte Heranziehung der 
das Auswartige Ami, 22. Februar 1938 Volksdeutschen zur Agrarreform. 

158. Per Staatssekretar des Auswartigen Amts Weisung zu einer Demarche wegen der 
an den Peutschen Botschafter in neuen Namensliste zur Agrarreform. 
Warschau. 22. Februar 1938 

159. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an Wirkung der neuen Namensliste auf die 
das Auswartige Ami, 25. Februar 1938 deutsche Volksgruppe. 

160. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Ausfiihrung vonNr. 158. 
das Auswartige Amt, 8. Marz 1938 

161. Per Staatssekretar des Auswartigen Amts Weisung zu einer Demarche wegen der 
an den Peutschen Botschafter in weiteren Durchfuhrung der 
Warschau, 9. November 1938 Agrarreform. 

162. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Ausfiihrung von Nr. 1 6 1 . 
das Auswartige Amt, 22. November 1938 



163. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 15. Februar 1939 



Namensliste zur Agrarreform 1939. 



164. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Ami, 16. Februar 1939 



Eindruck der neuen Namensliste bei der 
deutschen Volksgruppe. 



165. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts Weisung zu einer Demarche wegen der 
an den Deutschen Botschafter in neuen Namensliste. 

Warschau, 16. Februar 1939 

166. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Ausfuhrung von Nr. 165. 
das Auswartige Ami, 17. Februar 1939 



167. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Erfassung des deutschen Grundbesitzes 
an das Auswartige Amt, 21. Februar 1939 in Ostoberschlesien durch die neue 



168. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 21. Februar 1939 



Namensliste. 

Auswirkung der Agrarreform auf die 
deutsche Volksgruppe. 



X. Weitere Deutsche Versuche 

zur Verbesserung der Lage der Deutschen Volksgruppe 
durch Deutsch-Polnische Besprechungen 
(November 1937 bis Marz 1939) 



169. Aufzeichnung des Dirigenten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 25. November 1937 

170. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 30. Mai 1938 



Unterredung mit dem Polnischen 
Geschaftstrager liber de Einleitung von 
Besprechungen liber 
Minderheitenfragen. 

Notwendigkeit von Besprechungen 
liber Minderheitenfragen. 



171. Der Reichsminister des Auswartigen an 
den Deutschen Botschafter in Warschau, 
29. .Tuni 1938 



Weisung zu einer Demarche, betreffend 
Sachverstandigenbesprechungen liber 
die Beschwerden der Volksgruppen. 



172. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Ausfuhrung von Nr. 171. 
das Auswartige Amt, 9. Juli 1938 

173. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Polnische Antwort auf den deutschen 
an das Auswartige Amt, 19. Juli 1938 Vorschlag. 



174. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Polnische Hinauszogerung der 



das Auswartige Ami, 11. Februar 1939 Minderheitenbesprechungen. 

175. Aufzeichnung eines Beamten der Polnische Zuriickhaltung bei den 
Politischen Abteilung des Auswartigen Minderheitenbesprechungen. 
Amis, 28. Februar 1939 

176. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts Weisung zu einer Demarche wegen der 
an den Deutschen Botschafter in Formulierung des SchluBcommuniques 
Warschau, 4. Marz 1939 liber die Minderheitenbesprechungen. 

177. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Ausfiihrung vonNr. 176. 
das Auswartige Ami, 10. Marz 1939 

178. Der Reichsminister des Innern an das Unbefriedigendes Ergebnis der 
Auswartige Amt, 4. Marz 1939 Minderheitenbesprechungen. 



XL Zur Lage in Danzig 
(1933 bis 1939) 

179. Ubereinkommen zwischen dem Senat der Ausnutzung des Danziger Hafens. 
Freien Stadt Danzig und der Polnischen 

Regierung, 5. August 1933 

180. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Programm des "Verbands der Polen in 
das Auswartige Amt, 9. Mai 1934 der Freien Stadt Danzig". 

181. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Danzig-polnische Abkommen liber 
das Auswartige Amt, 8. August 1934 Wirtschaftsfragen vom 6. August 1934. 

182. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Militarische Ausbildung der dem 
das Auswartige Amt, 9. Januar 1935 polnischen SportausschuB 

angehorenden polnischen 
Vereinigungen. 

183. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Protestkundgebung der 

das Auswartige Amt, 7. Februar 1935 deutschstammigen Danziger 

Eisenbahner gegen 
Massenentlassungen. 

184. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Weitere Klindigungen 

das Auswartige Amt, 15. April 1935 deutschstammiger Eisenbahner. 

185. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Gefahrdung der Lebensgrundlagen des 
das Auswartige Amt, 24. Juli 1935 Danziger Hafens durch eine polnische 

Zollverordnung. 

Anlage: Der President des Senats der Protest gegen die polnische 



Freien Stadt Danzig an den Diplomatischen Zollverordnung. 
Vertreter der Republik Polen in Danzig, 
23. Juli 1935 



186. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 8. November 1935 



187. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Ami, 17. Juli 1936 

188. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Ami, 4. August 1936 



189. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 4. November 1936 



Vorbereitungen der polnischen 
Eisenbahnverwaltung zur Entlassung 
samtlicher deutschstammiger 
Eisenbahnbeamter. 

Kundgebung polnischer Verbande fur 
Erweiterung der polnischen Rechte in 
Danzig. 

Verwahrung des Danziger Senats 
wegen Nichtunterrichtung iiber 
AbschluB internationaler Vertrage 
durch Polen. 

Herausforderndes Verhalten polnischer 
Zollbeamter in Danzig. 



190. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 11. November 1936 



191. Der Senat der Freien Stadt Danzig an die 
Diplomatische Vertretung der Republik 
Polen in Danzig, 5. April 1937 



Beleidigung von Symbolen und 
Hoheitszeichen des Reiches und der 
NSDAP. bei einer polnischen 
Kundgebung. 

Polnische MaBnahmen gegen die 
Danziger Firma Amada. 



192. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 15. November 1937 



Hetzrede des Diplomatischen Vertreters 
der Republik Polen in Danzig. 



193. Der President des Senats der Freien Stadt 
Danzig an den Diplomatischen Vertreter 
der Republik Polen in Danzig, 24. August 
1938 



Hetzkundgebungen des polnischen 
Westmarkenverbandes gegen Danzig. 



194. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 14. November 1938 

195. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 23. Februar 1939 



196. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an 
das Auswartige Amt, 16. Marz 1939 



Polnische Kundgebungen anlaBlich des 
20. Jahrestages der Wiedererlangung 
der Unabhangigkeit Polens. 

Studentenzwischenfalle in Langfuhr 
und EntschlieBung der polnischen 
Studentenvereinigung "Bratnia 
Pomoc". 

Polnische AuBerungen zum deutsch- 
polnischen Studentenkonflikt in 
Danzig. 



XII. Deutsche Bemuhungen um eine gutliche Losung 
der Danzig- und Korridorfrage 
(Oktober 1938 bis Mai 1939) 



197. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, Berchtesgaden, 24. Oktober 
1938 



Deutsch-polnisches Verhaltnis und 
deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage. 



198. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 19. November 1938 



Deutsch-polnisches Verhaltnis und 
deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage. 



199. Aufzeichnung des Deutschen Botschafters 
in Warschau, 15. Dezember 1938 

200. Unterredung des Fuhrers mit dem 
Polnischen AuBenminister Beck im Beisein 
des Reichsministers des Auswartigen, des 
Deutschen Botschafters in Warschau und 
des Polnischen Botschafters in Berlin, 
Berchtesgaden, 5. Januar 1939 



Unterredung mit dem Polnischen 
AuBenminister liber die deutsch- 
polnischen Beziehungen. 

Deutsch-polnisches Verhaltnis und 
deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage. 



201. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
AuBenminister Beck, Munchen, 6. Januar 
1939 



Deutsch-polnisches Verhaltnis und 
deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage. 



202. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
AuBenminister Beck, Warschau, 26. 
Januar 1939 



Deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage und 
Behandlung der deutschen Volksgruppe 
in Polen. 



203. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 21. Marz 1939 



Deutsch-polnisches Verhaltnis und 
deutscher Vorschlag zur Regelung der 
Danzig- und Korridorfrage. 



204. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Teilmobilmachung in Polen. 
das Auswartige Amt, 24. Marz 1939 

205. Der Deutsche Konsul in Gdingen an das Kriegsvorbereitungen in Gdingen. 
Auswartige Amt, 24. Marz 1939 

206. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Polnische MobilmachungsmaBnahmen 
das Auswartige Amt, 24. Marz 1939 und englisch-polnische Besprechungen. 



207. Aufzeichnung des Dirigenten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 25. Marz 1939 



Polnische MobilmachungsmaBnahmen. 



208. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 26. Marz 1939 



Polnische Stellungnahme zu den 
deutschen Vorschlagen zur Regelun^ 
der Danzig- und Korridorfrage. 



Anlage: Memorandum der Polnischen 
Regierung. 



Danzig- und Korridorfrage. 



209. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Polnischen 
Botschafter, 27. Marz 1939 



Antideutsche Ausschreitungen in 
Bromberg und deutsch-polnisches 
Verhaltnis. 



210. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Polnische Kriegspsychose. 
das Auswartige Amt, 28. Marz 1939 



211. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 29. Marz 1939 



212. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 6. April 1939 

213. Durch den Deutschen Geschaftstrager in 
Warschau im Polnischen 
AuBenministerium ubergebenes 
Memorandum der Deutschen Regierung 
vom 28. April 1939 



Erklarung des Polnischen 
AuBenministers, daB Polen die 
einseitige Abanderung des Danziger 
Status als casus belli ansehen wiirde. 

Unterredung mit dem Polnischen 
Botschafter liber die polnisch- 
englischen Abmachungen. 

AuBerkraftsetzung der deutsch- 
polnischen Erklarung vom 26. Januar 
1934 durch Polen. 



214. Rede des Fuhrers vor dem Deutschen 



215. 



Reichstag, 28. April 1939 (Auszug) 

Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau 
an das Auswartige Amt, 2. Mai 1939 



Das deutsch-polnische Verhaltnis und 
der deutsche Vorschlag zur Regelung 
der Danzig- und Korridorfrage. 

Verscharfung der antideutschen 
Stimmung und Pressehetze. 



216. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 23. Mai 1939 



Der Polnische AuBenminister und die 
Schwenkung der polnischen Politik. 



Zweites Kapitel 

Die Englische Kriegspolitik 

A. Britische Aufriistung und Hetze gegen Deutschland 
(September 1938 bis Juli 1939) 



217. Gemeinsame Erklarung des Fuhrers und 



des Britischen Premierministers 
Chamberlain, Munchen, 30. September 
1938 

218. Aus der Rede des Britischen Deutsch-britische Erklarung und 
Premierministers Chamberlain im britische Aufriistung. 
Unterhaus, 3. Oktober 1938 

219. Aus der Rede des Fuhrers in Saarbrucken, Warnung vor britischen Hetzpolitikern. 
9. Oktober 1938 

220. Rede des Britischen Staatssekretars fur Verstarkung der britischen 
Krieg Hore-Belisha in Mansion House, Territorialarmee. 
London, 10. Oktober 1938 (Auszug) 

221. Der Deutsche Botschafter in Paris an das Besuch des Generalstabschefs der 
Auswartige Amt, 12. Oktober 1938 britischen Luftwaffe in Paris. 

222. Der Deutsche Botschafter in London an das Reden britischer Minister liber 
Auswartige Amt, 18. Oktober 1938 Riistungsfragen. 

223. Aus der Rede Winston Churchills fur den Forderung nach britischer Aufriistung. 
Rundfunk der Vereinigten Staaten von 

Amerika, 16. Oktober 1938 

224. Rede des Fuhrers in Weimar, 6. November Warnung vor britischen Kriegshetzern. 
1938 (Auszug) 

225. Rede des Reichsministers des Auswartigen Warnung vor britischen Kriegshetzern. 
vor dem Verein der Auslandischen Presse 

in Berlin, 7. November 1938 (Auszug) 

226. Erklarung des Britischen Staatssekretars Britische Flugzeugbestellungen in 
fur die Luftfahrt Sir K. Wood im Kanada. 

Unterhaus, 16. November 1938 (Auszug) 

227. Der Deutsche Botschafter in London an das Bevorstehender Besuch des Britischen 
Auswartige Amt, 22. November 1938 Premierministers in Paris. 

228. Der Deutsche Botschafter in Paris an das Britisch-franzosische Besprechungen in 
Auswartige Amt, 25. November 1938 Paris. 

229. Rede des Sekretars des Britischen Amts fur GroBbritannien und die deutschen 
Uberseehandel R. S. Hudson im Unterhaus, Wirtschaftsbeziehungen zu den 
30. November 1938 (Auszug) siiBdosteuropaischen Staaten. 

230. Der Deutsche Botschafter in London an das Unterhaus anf rage betreffend 
Auswartige Amt, 5. Dezember 1938 angeblicher Mobilisierung deutscher 



Armeekorps. 

231. Rede des Britischen Staatssekretars fur die Frage der Ruckgabe der deutschen 
Kolonien Malcolm MacDonald im Kolonien. 

Unterhaus 7. Dezember 1938 (Auszug) 



232. Der Deutsche Botschafter in Paris an das 
Auswartige Ami, 10. Dezember 1938 



Antideutscher Vortrag von Duff 
Cooper in Paris. 



233. Der Deutsche Botschafter in London an das Beschwerde bei Lord Halifax wegen 
Auswartige Amt, 5. Januar 1939 Beleidigung des Fuhrers. 



234. Der Deutsche Botschafter in London an das GroBbritannien und die Botschaft des 



Auswartige Amt, 9. Januar 1939 

235. Ansprache des Fuhrers beim 

Neujahrsempfang des Diplomatischen 
Korps, 12. Januar 1939 



Prasidenten Roosevelt an den KongreB 
der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Hoffnung auf einen gerechten Frieden. 



236. Der Deutsche Geschaftstrager in Ankara Antideutsche Bemiihungen des 

an das Auswartige Amt, 17. Januar 1939 Britischen Botschafters in der Tiirkei. 

237. Rundfunkansprache des Britischen Einfuhrung des freiwilligen nationalen 
Premierministers Chamberlain, 23. Januar Dienstes in GroBbritannien. 

1939 (Auszug) 

238. Der Deutsche Botschafter in London an das Unterredung mit dem Britischen 
Auswartige Amt, 25. Januar 1939 Premierminister liber die Haltung der 

britischen Presse. 

239. Der Deutsche Botschafter in London an das Rede Sir Samuel Hoare's vom 26. 
Auswartige Amt, 27. Januar 1939 Januar 1939. 



240. Rede des Britischen Premierministers 

Chamberlain in Birmingham, 28. Januar 
1939 (Auszug) 



Begriindung der britischen Aufrustung. 



241. Rede des Fuhrers vor dem Deutschen 
Reichstag, 30. Januar 1939 (Auszug) 



Warnung vor britischen Hetzpolitikern. 



242. Rede des Britischen Premierministers 
Chamberlain in Blackburn, 22. Februar 
1939 (Auszug) 



Britische Aufrustung. 



243. Der Deutsche Botschafter in London an das Unterredung mit Lord Halifax iiber die 
Auswartige Amt, 24. Februar 1939 antideutsche Propaganda in England. 



244. Der Deutsche Konsul in Genf an das 
Auswartige Amt, 24. Februar 1939 



Englisch-franzosische Reserve zur 
Generalakte. 



245. Per Deutsche Gesandte in Teheran an das Antideutsche Aktivitat der britischen 
Auswartige Amt, 4. Marz 1939 Politik in Iran. 

246. Rede des Britischen Staatssekretars fur Verstarkung der britischen 

Krieg Hore-Belisha im Unterhaus, 8. Marz Territorialarmee und Aufstellung eines 

1939 (Auszug) kontinentalen Expeditionsheeres. 

247. Der Deutsche Botschafter in London an das Beschwerde bei Lord Halifax iiber 
Auswartige Amt, 18. Marz 1939 Beleidigung des Fiihrers durch Duff 

Cooper. 

248. Erklarung des Britischen Premierministers Verdoppelung der britischen 
Chamberlain im Unterhaus, 29. Marz 1939 Territorialarmee. 
(Auszug) 

249. Der Deutsche Geschaftstrager in London Rede Lord Stanhope's auf dem 

an das Auswartige Amt, 6. April 1939 Flugzeugmutterschiff "Ark Royal". 

250. Erklarung des Britischen Premierministers Errichtung eines britischen 
Chamberlain im Unterhaus, 20. April 1939 Versorgungsministeriums. 

251. Aufzeichnung des Staatssekretars des Ubergabe eines Aide-Memoires durch 
Auswartigen Amts, 26. April 1939 den Britischen Botschafter. 

Anlage: Aide-Memoire Britische Mitteilung iiber Einfuhrung 

der Wehrpflicht in GroBbritannien. 

252. Der Deutsche Botschafter in London an das Versteifung der englischen Stimmung. 
Auswartige Amt, 10. Juli 1939 

253. Der Deutsche Botschafter in London an das Falschmeldungen iiber die Gesprache 
Auswartige Amt, 24. Juli 1939 Hudson-Wohlthat. 

254. Rede des Britischen Staatssekretars fur Vorbereitungen fur die Schaffung eines 
Inneres Sir Samuel Hoare im Unterhaus, Informationsministeriums im 

28. Juli 1939 (Auszug) Kriegsfall. 



B. Die Britische Haltung zur Tschechischen Frage 
(November 1938 bis April 1939) 

255. Aus der Erklarung des Britischen Revision der tschecho-slowakischen 
Premierministers Chamberlain im Grenzen. 

Unterhaus, 1. November 1938 

256. Der Deutsche Botschafter in London an das Die Frage der Garantie der Tschecho- 
Auswartige Amt, 3. November 1938 Slowakei im Unterhaus. 



257. Erklarung des Britischen Premierministers Die Vorgange in der Tschecho- 

Chamberlain im Unterhaus, 14. Marz 1939 Slowakei und die britische Garantie. 



258. Das Auswartige Ami an den Deutschen 
Botschafter in London, 15. Marz 1939 

259. Der Deutsche Botschafter in London an das 
Auswartige Amt, 16. Marz 1939 

260. Der Deutsche Botschafter in London an das 
Auswartige Amt, 15. Marz 1939 



Unterredung des Staatssekretars mit 
dem Britischen Botschafter liber die 
tschechische Frage. 

Unterhauserklarung Chamberlains zur 
Frage der britischen Garantie fur die 
Tschecho-Slowakei. 

Gesprach mit Lord Halifax iiber das 
deutsch-tschechische Abkommen. 



261. Der Deutsche Botschafter in London an das Haltung der Britischen Regierung. 
Auswartige Amt, 17. Marz 1939 

262. Amtliche Deutsche Mitteilung, 18. Marz Ablehnung der Entgegennahme eines 

1939 britisch-franzosischen Protestes. 



263. Der Deutsche Botschafter in London an das Die englische Einstellung zu den 



Auswartige Amt, 18. Marz 1939 

264. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 24. Marz 1939 



Ereignissen in der bisherigen 
Tschecho-Slowakei. 

Unterhaus anf rage zur Miinchener 
Erklarung. 



265. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 24. Marz 1939 



Kommentar zu Nr. 264. 



266. Rede des Fuhrers vor dem Deutschen 
Reichstag, 28. April 1939 (Auszug) 



Notwendigkeit der Losung des 
tschecho-slowakischen Problems. 



C. Die Britische Einkreisungspolitik seit Februar 1939 

267. Erklarung des Britischen Premierministers Britisches Beistandsversprechen an 
Chamberlain im Unterhaus, 6. Februar Frankreich. 

1939 



268. Der Deutsche Botschafter in Paris an das 
Auswartige Amt, 28. Februar 1939 



269. Rede des Britischen Premierministers 
Chamberlain in Birmingham, 17. Marz 
1939 (Auszug) 



Polnische Bestrebungen um 
Neubelebung der polnisch- 
franzosischen Allianz. 

Ankundigung der Einkreisungsaktion. 



270. Per Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Ami, 19. Marz 1939 

271. Aus der Rede des Britischen 
Staatssekretars fur Auswartige 
Angelegenheiten Lord Halifax im 
Oberhaus, 20. Marz 1939 



Behauptungen des Rumanischen 
Gesandten in London liber ein 
deutsches Ultimatum an Rumanien. 

Mitteilung iiber Beginn der 
Einkreisungsbesprechungen. 



272. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 20. Marz 1939 



Britische Einkreisungsbesprechungen. 



273. Der Deutsche Gesandte in Oslo an das 
Auswartige Amt, 21. Marz 1939 



274. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 22. Marz 1939 



Dementi des Norwegischen 
AuBenministers betreffend angebliches 
deutsches Ultimatum an die 
skandinavischen Staaten. 

Britische Einkreisungsbesprechungen 
in Paris, Warschau und Moskau. 



275. Der Deutsche Geschaftstrager in London Britische Einkreisungsbesprechungen. 
an das Auswartige Amt, 23. Marz 1939 



276. Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an 
das Auswartige Amt, 24. Marz 1939 

277. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 29. Marz 1939 



Britisch-franzosisches Abkommen 
betreffend Hilfeleistung flir die 
Niederlande und die Schweiz. 

Unterhausanfrage iiber die 
Einkreisungsbesprechungen. 



278. Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an Rundfunkansprache des 

das Auswartige Amt, 31. Marz 1939 Ministerprasidenten Daladier vom 29. 

Marz 1939. 

279. Erklarung des Britischen Premierministers Garantieversprechen an Polen. 
Chamberlain im Unterhaus, 31. Marz 1939 

280. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Presseerklarung des Polnischen 
das Auswartige Amt, 1. April 1939 AuBenministeriums zum britischen 

Garantieversprechen. 

281. Rede des Fuhrers in Wilhelmshaven, 1. Britische Einkreisungspolitik. 
April 1939 (Auszug) 

282. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts Britische Beistandserklarung an Polen. 
an den Deutschen Botschafter in 

Warschau, 3. April 1939 



283. Rede des Britischen Premierministers 

Chamberlain im Unterhaus, 3. April 1939 
(Auszug) 



Britische Beistandserklarung an Polen. 



284. Aus der Rede des Britischen 



Britische Beistandserklarung an Polen. 



Schatzkanzlers Sir John Simon im 
Unterhaus, 3. April 1939 



285. Per Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Ami, 4. April 1939 



Britisch-franzosische Zusammenarbeit 
auf dem Luftgebiet. 



286. Per Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 10. April 1939 

287. Per Reichsminister des Auswartigen an 
verschiedene Peutsche Piplomatische 
Missionen in Europa, 12. April 1939 



Britische Erklarungen zum Besuch des 
Polnischen AuBenministers und den 
britisch-polnischen Abmachungen. 

Deutschland und die britischen 
Einkreisungsbestrebungen. 



288. Per Peutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 13. April 1939 



Britische Garantieerklarung zugunsten 
Griechenlands und Rumaniens. 



289. Per Peutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 14. April 1939 



Kommentar zu Nr. 288. 



290. Pie Peutsche Botschaft in Paris an das Offizieller Havas-Kommentar zu den 
Auswartige Amt, 15. April 1939 britisch-franzosischen 

Garantieversprechungen und den 
Einkreisungsverhandlungen. 

291. Per Peutsche Gesandte in Bukarest an das Britische Einkreisungsbemuhungen in 
Auswartige Amt, 15. April 1939 Rumanien. 

292. Erklarung des Britischen Premierministers Etwaige Militarbesprechungen der 
Chamberlain im Unterhaus, 18. April 1939 Einkreisungsmachte. 



293. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 26. April 1939 



Gesprach mit dem Britischen 
Botschafter liber die britische 
Einkreisungspolitik. 

294. Memorandum der Reichsregierung an die AuBerkraftsetzung des 

Koniglich Britische Regierung, 28. April Flottenabkommens vom 18. Juni 1935 
1939 durch GroBbritannien. 



295. Rede des Ftihrers vor dem Peutschen 
Reichstag, 28. April 1939 (Auszug) 



Beziehungen zwischen Deutschland 
und GroBbritannien. 



296. Per Peutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 29. April 1939 



Eindruck der Fuhrerrede. 



297. Per Peutsche Geschaftstrager in London Die britisch-turkischen Besprechungen. 
an das Auswartige Amt, 2. Mai 1939 



298. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 8. Mai 1939 



Unterredung mit dem Franzosischen 
Botschafter. 



299. Rede des Britischen Premierministers Britische Einkreisungspolitik und 
Chamberlain in der Albert-Hall, London, Aufrustung. 

11. Mai 1939 Auszug 

300. Der Deutsche Botschafter in London an das Die Rede Chamberlains in der Albert 
Auswartige Amt, 13. Mai 1939 Hall. 

301. Erklarung des Britischen Premierministers Vorlaufiges Abkommen zwischen 
Chamberlain im Unterhaus, 12. Mai 1939 GroBbritannien und der Tiirkei. 

302. Aufzeichnung des Staatssekretars des Unterredung mit dem Britischen 
Auswartigen Amts, 15. Mai 1939 Botschafter. 

303. Rede des Britischen Premierministers Britische Einkreisungspolitik und 
Chamberlain im Unterhaus, 19. Mai 1939 Aufrustung. 

Auszug 

304. Der Deutsche Generalkonsul in New York Amerikanische Ansichten liber 
an das Auswartige Amt, 25. Mai 1939 britische Kriegsabsichten. 

305. Rede des Fuhrers in Kassel, 4. Juni 1939 Deutschland und die britische 
(Auszug) Einkreisungspolitik. 

306. Der Deutsche Botschafter in London an das Unterhauserklarung Chamberlains zu 
Auswartige Amt, 7. Juni 1939 den britisch-sowjetischen 

Verhandlungen. 

307. Aufzeichnung des Staatssekretars des Unterredung mit dem Britischen 
Auswartigen Amts, 13. Juni 1939 Botschafter. 

308. Aufzeichnung des Staatssekretars des Gesprach mit dem Franzosischen 
Auswartigen Amts, 17. Juni 1939 Botschafter. 

309. Der Deutsche Botschafter in London an das Reden von Churchill und Lord Halifax 
Auswartige Amt, 22. Juni 1939 wahrend eines Essens im 1900-Club. 

310. Franzosisch-Turkische Erklarung tiber 
gegenseitige Hilfeleistung, 23. Juni 1939 

311. Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an Britisch-franzosische Vereinbarung 
das Auswartige Amt, 27. Juni 1939 liber gegenseitige Hilfeleistung im 

Falle eines Angriffs auf die 
Niederlande und die Schweiz. 

312. Rede des Britischen Staatssekretars fur Britische Einkreisungspolitik und 
Auswartige Angelegenheiten Lord Halifax Aufrustung. 

in Chatham House, London, 29. Juni 1939 
(Auszug) 

313. Der Deutsche Botschafter in London an das Besuch Generals Gamelin in London. 



Auswartige Amt, 29. Juni 1939 



314. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 30. Juni 1939 



Unterredung mit dem Franzosischen 
Botschafter. 



315. Per Deutsche Botschafter in Ankara an das Britische Einkreisungsbemiihungen in 
Auswartige Amt, 30. Juni 1939 der Tiirkei. 



316. Der Deutsche Botschafter in Paris an das 
Auswartige Amt, 6. Juli 1939 



317. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 10. Juli 1939 



Rede des Britischen Kriegsministers 
Hore-Belisha beim Jahresessen der 
Vereinigung "France - Grande- 
Bretagne". 

Rumanien und die britische 
Einkreisungsaktion. 



318. Der Deutsche Botschafter in London an das Britischer Gesetzentwurf betreffend 
Auswartige Amt, 12. Juli 1939 politische Kredite. 

319. Der Deutsche Botschafter in London an das Britische Besorgnisse vor 
Auswartige Amt, 15. Juli 1939 Zustandekommen eines deutsch- 

russischen Ausgleichs. 

320. Der Deutsche Botschafter in Ankara an das Britische und franzosische 
Auswartige Amt, 18. Juli 1939 Militarmissionen in der Tiirkei. 

321. Der Deutsche Botschafter in London an das Die turkische Militarmission in 
Auswartige Amt, 19. Juli 1939 GroBbritannien. 

322. Der Deutsche Botschafter in London an das Fernfliige der britischen Luftwaffe iiber 
Auswartige Amt, 25. Juli 1939 Frankreich. 



323. Der Deutsche Botschafter in Paris an das 
Auswartige Amt, 28. Juli 1939 

324. Der Deutsche Gesandte in Sofia an das 
Auswartige Amt, 31. Juli 1939 



Entsendung britischer und 
franzosischer Militarmission nach 
Moskau. 

Militarische Vorbereitungen der Tiirkei 
an der bulgarischen Grenze; Besuch des 
Prinzregenten Paul von Jugoslawien in 
London. 



Drittes Kapitel 

Deutschlands Bemuhen um Sicherung 

friedlicher Beziehungen zu seinen Nachbarlandern 



325. Aus der Rede des Fuhrers vor dem 
Deutschen Reichstag, 30. Januar 1937 



Deutschlands Friedensbemuhungen. 



326. Aus der Rede des Fuhrers im Berliner 
Sportpalast, 26. September 1938 



Nichtbestehen von Differenzen 
zwischen Deutschland und Frankreich. 



327. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Franzosischen 
Botschafter, 20. November 1938 



Deutsch-franzosisches Verhaltnis. 



328. Unterredung des Reichsministers des 

Auswartigen mit dem Vertreter des Paris 
Soir, 5. Dezember 1938 



Deutsch-franzosisches Verhaltnis. 



329. Deutsch-Franzosische Erklarung, 6. 
Dezember 1938 



330. Amtliche Deutsche Verlautbarung, 6. 
Dezember 1938 



Besuch des ReichsauBenministers in 
Paris. 



331. Erklarung des Reichsministers des 
Auswartigen vor der Presse, Paris. 6. 
Dezember 1938 



Deutsch-franzosisches Verhaltnis. 



332. Erklarung des Franzosischen 

AuBenministers Bonnet vor der Presse, 
Paris, 6. Dezember 1938 



Deutsch-franzosisches Verhaltnis. 



333. Der Reichsminister des Auswartigen an 
den Belgischen Gesandten, 13. Oktober 
1937 



Deutsche Erklarung liber die Achtung 
der Unverletzlichkeit und Integritat 
Belgiens. 



334. Der Belgische Gesandte an den 

Reichsminister des Auswartigen, 13. 
Oktober 1937 



Kenntnisnahme der vorstehenden Note 
des ReichsauBenministers. 



335. Der Deutsche Gesandte im Haag an das 
Auswartige Amt, 22. Marz 1937 

336. Der Deutsche Gesandte im Haag an das 
Auswartige Amt, 28. Oktober 1937 



Stellungnahme des Hollandischen 
AuBenministers zum Garantieangebot 
des Fuhrers an die Niederlande. 

Hollandische Stellungnahme zu einer 
etwaigen deutschen Garantieerklarung. 



337. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an die Deutschen Diplomatischen 
Missionen, 28. April 1938 



338. Ansprache des Fuhrers in Rom, 7. Mai 
1938 f Auszug) 



Deutsche Erklarungen liber die 
endgliltige Respektierung der durch die 
Wiedervereinigung Osterreichs mit 
dem Reich entstandenen neuen 
Grenzen. 

Deutsch-italienisches Verhaltnis und 
Anerkennung der Brenner-Grenze. 



339. Erklarung des Fuhrers gelegentlich seiner Respektierung der Unverletzlichkeit 
Unterredung mit dem fruheren und Neutralitat der Schweiz durch 
Schweizerischen Bundesrat SchultheB in Deutschland. 

Berlin, 23. Februar 1937 

340. Ansprache des Fuhrers anlaBlich der Deutsch-jugoslawisches Verhaltnis und 
Abendtafel zu Ehren des Prinzregenten von Anerkennung der neuen deutsch- 
Jugoslawien, 1. Juni 1939 (Auszug) jugoslawischen Grenze. 

341. Der Staatssekretar des Auswartigen Amis Anerkennung der neuen deutsch- 
an den Deutschen Gesandten in Budapest, ungarischen Grenze. 

18. Marz 1938 

342. Vertrag zwischen Deutschland und Wiedervereinigung des Memelgebiets 
Litauen, 22. Marz 1939 mit dem Reich und Verzicht auf 

Gewaltanwendung in den gegenseitigen 
Beziehungen. 

343. Aus der Rede des Fuhrers vor dem Deutsches Angebot zum AbschluB von 
Deutschen Reichstag, 28. April 1939 Nichtangriffsvertragen. 

344. Amtliche Deutsche Verlautbarung, 19. Mai Verhandlungen zwischen dem Reich 
1939 und den baltischen und nordischen 

Staaten iiber AbschluB von 
Nichtangriffsvertragen. 

345. Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland 
und Danemark, 31. Mai 1939 

346. Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland 
und Estland, 7. Juni 1939 

347. Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland 
und Lettland, 7. Juni 1939 

348. Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland 
und der Union der Sozialistischen 
Sowjetrepubliken, 23. August 1939 



Viertes Kapitel 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung der Britischen Einkreisungspolitik 
auf die Haltung Polens 

I. Vernichtungsfeldzug gegen die Deutsche Volksgruppe 



349. Das Auswartige Ami an den Deutschen Deutschfeindliche Kundgebungen in 
Botschafter in Warschau, 27. Marz 1939 Bromberg. 

350. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an Sprengung eines reichsdeutschen 
das Auswartige Ami, 28. Marz 1939 Kameradschaftsabends in Liniewo. 



351. Aufzeichnung des Dirigenten der 
Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amis, 29. Marz 1939 

352. Der Deutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 30. Marz 1939 

353. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 30. Marz 1939 



Unterredung mit dem Polnischen 
Botschaftsrat iiber deutschfeindliche 
Ausschreitungen und Pressehetze in 
Polen. 

Protest beim Polnischen 
VizeauBenminister wegen der Vorfalle 
in Bromberg und Liniewo. 

Uberfalle auf Reichs- und 
Volksdeutsche. 



354. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an Boykotthetze und Demonstrationen 

das Auswartige Amt, 30. Marz 1939 gegen das Deutschtum in Pommerellen. 



355. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 31. Marz 1939 



Vergiftung der offentlichen Meinung 
gegen die deutsche Volksgruppe. 



356. Das Auswartige Amt an den Deutschen 
Botschafter in Warschau, 2. April 1939 

357. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 4. April 1939 



Weisung zu einer Demarche wegen der 
Ausschreitungen gegen die deutsche 
Volksgruppe. 

MiBhandlung von Volksdeutschen. 



358. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Aufruf zum Boykott des deutschen 
das Auswartige Amt, 4. April 1939 Handels und Handwerks. 

359. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Deutschfeindliche Ausschreitungen in 
das Auswartige Amt, 13. April 1939 Pommerellen. 

360. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Ausfuhrung von Nr. 356. 
an das Auswartige Amt, 18. April 1939 



361. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 18. April 1939 



Deutschfeindliche Ausschreitungen in 
Pommerellen. 



362. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Hetze gegen das Deutschtum in 
an das Auswartige Amt, 22. April 1939 Ostoberschlesien. 

363. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Uberfalle auf Volksdeutsche in 
an das Auswartige Amt, 24. April 1939 Ostoberschlesien. 



364. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Ubersendung eines deutschfeindlichen 
an das Auswartige Amt, 28. April 1939 Aufruf s. 



Anlage: 



365. Per Deutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Ami, 6. Mai 1939 

366. Per Deutsche Konsul in Lodz an das 
Auswartige Amt, 8. Mai 1939 



Aufruf des Verbandes friiherer 
Freiwilliger der polnischen Armee. 

Ubersendung von Unterlagen liber 
Ausschreitungen gegen Volksdeutsche 
in Ostoberschlesien. 

Terror gegen die Deutschen in der 
Woiwodschaft Lodz. 



367. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Ausstellung von Landkarten mit 
das Auswartige Amt, 8. Mai 1939 polnischen Territorialanspriichen. 



368. Pas Auswartige Amt an den Peutschen 
Botschafter in London, 11. Mai 1939 

369. Eingabe der Vertreter der Peutschen 
Volksgruppe an den Polnischen 
Staatsprasidenten, 12. Mai 1939 



Ubersendung von Unterlagen iiber 
deutschfeindliche Ausschreitungen in 
Polen. 

Lage der deutschen Volksgruppe. 



370. Per Peutsche Konsul in Lodz an das 
Auswartige Amt, 15. Mai 1939 



Schwere deutschfeindliche 
Ausschreitungen in Tomaschow. 



371. Per Peutsche Konsul in Lodz an das 
Auswartige Amt, 18. Mai 1939 



Verletzungen und Sachschaden bei den 
Ausschreitungen in Tomaschow. 



372. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Ubersendung von Unterlagen iiber 



an das Auswartige Amt, 19. Mai 1939 



373. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 22. Mai 1939 



deutschfeindliche Ausschreitungen in 
Ostoberschlesien. 

SchlieBung deutscher Schulen. 



374. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 22. Mai 1939 

375. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 25. Mai 1939 

376. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 30. Mai 1939 

377. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 2. Juni 1939 



Deutschfeindliche Ausschreitungen und 
SchlieBung deutscher Schulen in 
Wolhynien. 

AusschlieBung deutscher Studenten von 
dem Besuch der 
Universitatsvorlesungen in Posen. 

Ubersendung weiterer Unterlagen iiber 
Ausschreitungen gegen die deutsche 
Volksgruppe in Ostoberschlesien. 

Enteignung des deutschen Volksheims 
in Karwin. 



378. Per Peutsche Botschafter in Warschau an Deutschfeindliche Rede des 

Stellvertretenden Ministerprasidenten 



das Auswartige Amt, 6. Juni 1939 



379. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 6. Juni 1939 



in Thorn. 

Enteignung der Deutschen Volksbank 
in Teschen und des deutschen 



380. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Ami, 6. Juni 1939 



Schlilerheims in Oderberg. 

Weitere deutschfeindliche MaBnahmen 
und Demonstrationen in Pommerellen. 



381. Per Deutsche Konsul in Lodz an das 
Auswartige Ami, 7. Juni 1939 



Inhalt. 



382. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 15. Juni 1939 



383. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 16. Juni 1939 



Unterredung mit dem Polnischen 
VizeauBenminister liber 
deutschfeindliche Pressehetze und 
Beleidigung des Fuhrers. 

SchlieBung des evangelischen 
Vereinshauses in Posen. 



384. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 19. Juni 1939 

385. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 19. Juni 1939 



386. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 22. Juni 1939 

387. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 23. Juni 1939 



Ubersendung von Unterlagen iiber 
MiBhandlungen von Reichs- und 
Volksdeutschen. 

Vorstellungen beim Polnischen 
VizeauBenminister wegen der 
wesentlichen Verschlechterung der 
Lage der deutschen Volksgruppe. 

Ubersendung weiterer Unterlagen liber 
Ausschreitungen gegen die deutsche 
Volksgruppe in Polen. 

Auflosung des Johanniterordens. 



388. Per Peutsche Konsul in Lodz an das 
Auswartige Amt, 24. Juni 1939 



Ausschreitungen gegen das Deutschtum 
in Pabianice. 



389. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz 
an das Auswartige Amt, 26. Juni 1939 

390. Pas Auswartige Amt an den Peutschen 
Botschafter in Warschau, 26. Juni 1939 



391. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 27. Juni 1939 



Systematische Entlassung deutscher 
Arbeiter und Angestellter in 
Ostoberschlesien. 

Frage von Repressalien gegen die 

polnischen 

UnterdrlickungsmaBnahmen. 

Stellungnahme zur Frage der 
Repressalien. 



392. Pie Peutsche Botschaft in Warschau an das Verbalnote, betreffend 

Polnische Ministerium fur Auswartige deutschfeindliche Rede eines 

Angelegenheiten, 27. Juni 1939 polnischen Generalstabsoffiziers. 



393. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 3. Juli 1939 



394. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 



Anklindigung des 

Landwirtschaftsministers liber weitere 
Parzellierung des deutschen 
Grundbesitzes. 

Gewalttatigkeiten gegen die deutsche 



das Auswartige Ami, 5. Juli 1939 



evangelische Kirche in Polen. 



Anlage: Aufzeichnung 



395. Per Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 10. Juli 1939 



Ausschreitungen gegen deutsche 
Kirchen und Pfarrhauser. 

MaBnahmen gegen die deutschen 
Molkereigenossenschaften. 



396. Per Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 10. Juli 1939 

397. Per Peutsche Botschafter in Warschau an 
das Auswartige Amt, 11. Juli 1939 



398. Per Peutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Amt, 12. Juli 1939 



Ubersendung weiterer Unterlagen iiber 
den Vernichtungskampf gegen die 
deutsche Volksgruppe. 

Vorstellungen beim Polnischen 
VizeauBenminister wegen Ermordung 
eines Reichsdeutschen und die 
Verfolgung des Deutschtums. 

SchlieBung deutscher Volksschulen. 



399. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 13. Juli 1939 



SchlieBung des Deutschen Theaters in 
Teschen. 



400. Per Peutsche Konsul in Lemberg an das Vorgehen gegen die deutschen 
Auswartige Amt, 15. Juli 1939 Organisationen in Wolhynien. 



401. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 20. Juli 1939 



Ubersendung weiterer Unterlagen liber 
Ausschreitungen gegen die deutsche 
Volksgruppe. 



402. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Weitere Ausschreitungen gegen 



an das Auswartige Amt, 24. Juli 1939 



Volksdeutsche in Ostoberschlesien. 



403. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 25. Juli 1939 

404. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 28. Juli 1939 



Beteiligung von polnischem Militar bei 
den Ausschreitungen gegen 
Volksdeutsche. 

Weitere Entlassungen reichs- und 
volksdeutscher Angestellter. 



405. Per Peutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 3. August 1939 



SchlieBung deutscher Schulen. 



406. Per Peutsche Generalkonsul in Kattowitz Bevorstehende Verhaftung zahlreicher 
an das Auswartige Amt, 8. August 1939 Volksdeutscher. 

407. Per Peutsche Konsul in Lemberg an das Bedrohung der deutschen Volksgruppe 
Auswartige Amt, 9. August 1939 in Galizien. 



408. Per Peutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 10. August 1939 



Ubersendung einer Rundverfugun^ 
einer polnischen Finanzbehorde. 



Anlage: Schreiben des Oberfinanzamts Anweisung, das Besitztum der 



Graudenz, 14. Juli 1939 



409. Per Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 12. August 1939 



deutschen Volksgruppe in Polen mit 
alien Mitteln zu reduzieren. 

SchlieBung des Deutschen 
Biichervereins in Posen. 



410. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amis, 16. August 1939 



Mitteilung des Generalkonsulats 
Kattowitz liber Verhaftung von 
Volksdeutschen. 



411. Der Deutsche Generalkonsul in Posen an 
das Auswartige Ami, 15. August 1939 



SchlieBung der deutschen 
theologischen Hochschule. 



412. Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz Massenverhaftungen von 

an das Auswartige Amt, 16. August 1939 Volksdeutschen in Ostoberschlesien. 



413. Der Deutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 17. August 1939 



Verhaftungswelle im Olsa-Gebiet. 



414. Der Deutsche Konsul in Teschen an das 
Auswartige Amt, 18. August 1939 



SchlieBung deutscher Vereine in 
Bielitz. 



415. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 20. August 1939 



MiBhandlung der Volksdeutschen in 
ganz Polen. 



Anlage: 



416. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 23. August 1939 



Zusammenstellung von 38 Fallen von 
MiBhandlungen Reichs- und 
Volksdeutscher. 

Umfang der Massenflucht der 
Volksdeutschen aus Polen. 



417. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an 
das Auswartige Amt, 28. August 1939 



Vertreibung der Volksdeutschen aus 
den Grenzgebieten. 



II. Polnische MaBnahmen gegen Danzig 

418. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Danzig-polnischer Grenzzwischenfall 
das Auswartige Amt, 11. Mai 1939 bei Liessau. 

419. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an Polnische Kriegsvorbereitungen gegen 
das Auswartige Amt, 15. Mai 1939 Danzig. 



420. Aufzeichnung eines Beamten der 



Danzig-polnischer Zwischenfall in 



Politischen Abteilung des Auswartigen Kalthof. 
Amis, 22. Mai 1939 

421. Per Deutsche Generalkonsul in Danzig an Danzig-polnischer Zwischenfall in 
das Auswartige Ami, 24. Mai 1939 Kalthof. 

422. Protokoll des Hauptzollamts Elbing, 24. Vernehmung des Reichsangehorigen 

Mai 1939 Otto Eggert liber einen 

Grenzzwischenfall. 

423. Per Deutsche Generalkonsul in Danzig an Vorstellungen des Danziger Senats bei 
das Auswartige Ami, 5. Juni 1939 der Diplomatischen Vertretung Polens 

wegen der polnischen Zollinspektoren. 

Anlage: Der Prasident des Senats der Haltung der polnischen Zollinspektoren 

Freien Stadt Danzig an den Diplomatischen auf Danziger Gebiet. 
Vertreter der Republik Polen in Danzig, 3. 
Juni 1939 

424. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Spionagetatigkeit polnischer 
das Auswartige Amt, 9. Juni 1939 Zollinspektoren. 

425. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Polnische Note in Sachen der 

das Auswartige Amt, 12. Juni 1939 polnischen Zollinspektoren in Danzig. 

426. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Zwischenfall mit dem polnischen 
das Auswartige Amt, 12. Juni 1939 Zollinspektor von Lipinski. 

427. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Ausflug der polnischen Berufs- und 
das Auswartige Amt, 23. Juni 1939 Arbeitsvereinigung nach Dirschau. 

428. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Nachrichten liber beabsichtigte 
das Auswartige Amt, 23. Juni 1939 polnische Provokationen in Danzig. 

429. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Erschwerung der polnischen 
das Auswartige Amt, 7. Juli 1939 Kartoffelzufuhr nach Danzig. 

430. Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an Antideutsche Kundgebungen anlaBlich 
das Auswartige Amt, 11. Juli 1939 des "Fest des Meeres". 

431. Der Prasident des Senats der Freien Stadt Polnische MaBnahmen, betreffend die 
Danzig an den Diplomatischen Vertreter Danziger Firma Amada und die Einfuhr 
der Republik Polen in Danzig, 29. Juli 1939 von Heringen nach Polen. 

432. Der Diplomatische Vertreter der Republik Polnisches Ultimatum aus AnlaB der 
Polen in Danzig an den Prasidenten des angeblichen Anklindigung der Danziger 
Senats der Freien Stadt Danzig, 4. August Zollbehorden, betreffend Einstellung 
1939 der Kontrollfunktion polnischer 

Zollbeamter in Danzig. 

433. Der Diplomatische Vertreter der Republik Angebliche Anklindigung der Danziger 



Polen in Danzig an den Prasidenten des Zollbehorden, betreffend Einstellung 

Senats der Freien Stadt Danzig, 4. August der Kontrollfunktionen polnischer 
1939 (2. Note) Zollbeamter in Danzig. 

434. Der Prasident des Senats der Freien Stadt Antwort auf Nr. 43 [2] und Nr. 43 [3] . 
Danzig an den Diplomatischen Vertreter 
der Republik Polen in Danzig, 7. August 
1939 



435. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 23. August 1939 



BeschieBung eines deutschen 
Verkehrsflugzeuges durch polnische 
Flakartillerie. 



436. Aufzeichnung eines Beamten der 

Politischen Abteilung des Auswartigen 
Amts, 24. August 1939 



Weitere Meldungen liber BeschieBung 
deutscher Verkehrsflugzeuge durch 
polnische Flakartillerie. 



437. Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an Polnische Schlisse gegen Danziger 
das Auswartige Amt, 31. August 1939 Gebiet. 



Anhang: Das Oberkommando der 
Wehrmacht an das Auswartige Amt, 3. 
November 1939 



Militarischer Zustand der Westerplatte 
und der ehemals polnischen Gebaude in 
Danzig. 



B. Die letzte Phase der Deutsch-Polnischen Krise 

438. Erklarung des Britischen Premierministers Danzig und das britische 

Chamberlain im Unterhaus, 10. Juli 1939 Beistandsversprechen fur Polen. 



439. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 13. Juli 1939 



Unterredung mit dem Franzosischen 
Botschafter. 



440. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 14. Juli 1939 



Unterredung mit dem Britischen 
Botschafter. 



441. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Interview des Marschalls Rydz-Smigly. 
das Auswartige Amt, 21. Juli 1939 

442. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Interview des Marschalls Rydz-Smigly. 
das Auswartige Amt, 22. Juli 1939 



443. Der Deutsche Botschafter in Warschau an Besuch des britischen Generals 
das Auswartige Amt, 22. Juli 1939 Ironside in Polen. 



444. Per Deutsche Botschafter in Warschau an Kriegsbereitschaft der Bevolkerung 
das Auswartige Ami, 1. August 1939 Polens. 



445. Mitteilung des Staatssekretars des 

Auswartigen Amts an den Polnischen 
Geschaftstrager, 9. August 1939 



Haltung der Reichsregierung gegeniiber 
dem polnischen Vorgehen in Danzig. 



446. Mitteilung des Unterstaatssekretars im 
Polnischen AuBenministerium an den 
Deutschen Geschaftstrager in Warschau, 
10. August 1939 



Polnische Antwort auf die Mitteilung 
der Reichsregierung vom 9. August. 



447. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau Gesprache des Polnischen 

an das Auswartige Amt, 11. August 1939 AuBenministers mit dem Britischen und 

Franzosischen Botschafter vor 
Abfassung der polnischen Note (Nr. 
446). 

448. Der Deutsche Botschafter in London an das Unterredung mit Lord Halifax iiber die 
Auswartige Amt, 10. August 1939 deutsch-polnische Spannung. 



449. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 15. August 1939 



Unterredung mit dem Franzosischen 
Botschafter. 



450. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 15. August 1939 



Unterredung mit dem Britischen 
Botschafter. 



451. Aufzeichnung des Staatssekretars des 
Auswartigen Amts, 18. August 1939 



Unterredung mit dem Britischen 
Botschafter. 



452. Der Deutsche Geschaftstrager in AuBerung eines britischen 

Washington an das Auswartige Amt, 21. Gewerkschaftsfuhrers iiber die 
August 1939 Unvermeidlichkeit des Krieges. 



453. Der Deutsche Geschaftstrager in London 
an das Auswartige Amt, 22. August 1939 



Amtliches Communique iiber die 
britische Kabinettssitzung. 



454. Der Britische Premierminister 

Chamberlain an den Ftihrer, 22. August 
1939, 22. August 1939 



Die britische Haltung in der deutsch- 
polnischen Krise. 



455. Unterredung des Ftihrers mit dem Stellungnahme zu Nr. 454. 

Britischen Botschafter, Berchtesgaden, 23. 
August 1939 



456. Der Ftihrer an den Britischen 

Premierminister Chamberlain, 23. August 
1939 



Antwort auf Nr. 454. 



457. Erklarung des Ftihrers gegentiber dem 
Britischen Botschafter, 25. August 1939 
13.30 Uhr 



Das deutsche Angebot an 
GroBbritannien. 



458. Aufzeichnung des Direktors der Politischen Mitteilung an den Britischen 
Abteilung des Auswartigen Amis, 25. Botschafter liber das Blutbad bei 
August 1939 Bielitz. 

459. Britisch-Polnischer Vertrag tiber 
gegenseitigen Beistand, 25. August 1939 

460. Der Franzosische Ministerprasident Frankreich und die deutsch-polnische 
Daladier an den Ftihrer, 26. August 1939 Krise. 



461. Der Ftihrer an den Franzosischen 

Ministerprasidenten Daladier, 27. August 
1939 



Antwort auf Nr. 460. 



462. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau AuBerungen des Britischen 



an das Auswartige Amt, 27. August 1939 



463. Dem Ftihrer vom Britischen Botschafter 
am 28. August 1939 22.30 Uhr tibergebenes 
Memorandum der Britischen Regierung 



Botschafters liber das deutsche 
Angebot an GroBbritannien. 

Antwort auf Nr. 457. 



464. Dem Britischen Botschafter am 29. August 
1939 18.45 Uhr tibergebene Antwort des 
Ftihrers an die Britische Regierung 



Deutscher Vorschlag zur Losung der 
deutsch-polnischen Krise. 



465. Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau 
an das Auswartige Amt, 30. August 1939 
17.30 Uhr 



Allgemeine Mobilmachung in Polen. 



466. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Britischen 
Botschafter, 30. August 1939 um 
Mitternacht 



Deutsch-polnische Krise. 



Anlage I: Dem Reichsminister des 
Auswartigen am 30. August 1939 24 Uhr 
vom Britischen Botschafter tibergebenes 
Memorandum der Britischen Regierung 



Antwort auf Nr. 464. 



Anlage II: Vorschlag ftir eine Regelung 
des Danzig-Korridor-Problems sowie der 
Deutsch-Polnischen Minderheitenfrage 



467. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts Schwerwiegende Zuspitzung der Lage. 



an die Deutschen Diplomatischen 
Missionen, 31. August 1939 



468. Amtliche Deutsche Mitteilung vom 31. 
August 1939 21 Uhr 



469. Meldung des Polnischen Rundfunksenders 
Warschau vom 31. August 1939 23 Uhr 



Die deutschen Bemiihungen um eine 
Regelung des Danzig-Korridor- 
Problems sowie der deutsch-polnischen 
Minderheitenfrage. 

Stellungnahme zum deutschen 
Vorschlag. 



470. Von einem Beamten der Politischen 

Abteilung des Auswartigen Amts gefertigte 
Zusammenstellung der dem Auswartigen 
Amt vorliegenden amtlichen Meldungen 
tiber schwere Grenzzwischenfalle an der 
deutsch-polnischen Grenze zwischen dem 
25. und dem 31. August 1939 



471. Rede des Fuhrers vor dem Deutschen 



Reichstag, 1. September 1939 



472. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Britischen 
Botschafter, 1. September 1939 21 Uhr 



Die britische Haltung gegeniiber dem 
Ausbruch der deutsch-polnischen 
Feindseligkeiten. 



473. Unterredung des Reichsministers des 
Auswartigen mit dem Franzosischen 
Botschafter, 1. September 1939 22 Uhr 



Die franzosische Haltung gegeniiber 
dem Ausbruch der deutsch-polnischen 
Feindseligkeiten. 



474. Dem Auswartigen Amt am 2. September 
1939 vormittags vom Italienischen 
Botschafter ubergebene Notiz 



Italienischer Konferenzvorschlag. 



475. Mitteilung der Havas-Agentur, 2. 
September 1939 



Annahme des italienischen Vorschlags 
durch die Franzosische Regierung. 



476. Aus der Erklarung des Britischen 
Staatssekretars fur Auswartige 
Angelegenheiten Lord Halifax im 
Oberhaus, 2. September 1939 nachmittags 



Ablehnung des italienischen 
Vorschlags durch die Britische 
Regierung. 



477. Vom Britischen Botschafter am 3. 

September 1939 9 Uhr im Auswartigen 
Amt ubergebene Note 



Britisches Ultimatum. 



478. Note des Britischen Staatssekretars fur 

Auswartige Angelegenheiten Lord Halifax 
an den Deutschen Geschaftstrager in 
London, 3. September 1939 11.15 Uhr 



Erklarung des Kriegszustandes 
zwischen GroBbritannien und 
Deutschland. 



479. Dem Britischen Botschafter vom Antwort auf das britische Ultimatum. 
Reichsminister des Auswartigen am 3. 

September 1939 11.30 Uhr ausgehandigtes 
Memorandum der Reichsregierung 

480. Dem Reichsminister des Auswartigen am 3. Franzosisches Ultimatum. 
September 1939 12.20 Uhr vom 

Franzosischen Botschafter uberreichte 
Note 

481. Unterredung des Reichsministers des Frankreichs Verantwortung. 
Auswartigen mit dem Franzosischen 

Botschafter 3. September 1939 12.20 Uhr 

482. Der Staatssekretar des Auswartigen Amts Die Verantwortlichkeit GroBbritanniens 
an die Deutschen Diplomatischen fur den Kriegsausbruch. 
Missionen, 3. September 1939 



Einleitung 

Der Blick des deutschen Volkes ist unter der Fiihrung Adolf Hitlers in die Zukunft, nicht in 
die Vergangenheit gerichtet. Aber der uns aufgezwungene Kampf, den wir jetzt um das 
kunftige Schicksal Deutschlands durchfechten, macht es zur gebieterischen Notwendigkeit, 
uns in jedem Augenblick bewuBt zu bleiben, wie es zu diesem Kampf gekommen ist und wo 
seine letzten Ursachen zu suchen sind. Das liegt zwar fur jeden, der sehen will, seit langem 
offen zutage und ist von maBgebender deutscher Seite schon oft genug, vor allem durch die 
Reden unseres Fuhrers, offentlich klargestellt worden. Da aber die verlogene Propaganda 
unserer Feinde beharrlich bemiiht ist, den wahren Sachverhalt immer wieder zu verschleiern 
und die Weltoffentlichkeit sowohl liber die Ursachen des Krieges als auch iiber die von ihnen 
verfolgten Ziele irrezufuhren, ist es wichtig, durch authentische amtliche Dokumente noch 
einmal den unwiderleglichen Nachweis zu erbringen, daB es ausschlieBlich und allein 
England war, das den Krieg verschuldet und ihn gewollt hat, um Deutschland zu vernichten. 

Nachdem das Auswartige Amt bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch in einem WeiBbuch 
die Urkunden veroffentlicht hat, die iiber die letzte Phase der deutsch-polnischen Krise 
AufschluB geben, legt es nunmehr eine umfangreichere Sammlung von Dokumenten vor, die 
sich nicht auf die dem Kriegsausbruch unmittelbar vorhergehende Zeit beschranken, sondern 
die wesentlichsten politischen Ereignisse umfassen, aus denen sich zunachst der Konflikt mit 
Polen und dann der Konflikt mit England und Frankreich entwickelt hat. 

Die 482 Dokumente, die in den Anlagen abgedruckt sind, sprechen eine so deutliche Sprache, 
daB sie keines Kommentars bediirfen. In ihrer diplomatischen Nuchternheit geben sie ein 
unmittelbares und ungeschminktes Bild von der politischen Entwicklung der letzten Jahre, ein 
Bild, das auch den, der diese Entwicklung in nachster Nahe miterlebt hat, immer wieder von 
neuem erschuttert und aufruttelt. Sie zeigen den systematischen Ausrottungskampf, den die 
Polen seit dem Weltkrieg gegen das Deutschtum in Polen und gegen Danzig gefuhrt haben; 
sie zeigen das groBziigige und unendlich geduldige staatsmannische Bemuhen des Fuhrers, 



die deutsch-polnischen Beziehungen auf eine dauerhafte, den Interessen beider Teile 
gerechtwerdende Grundlage zu stellen; sie zeigen demgegenuber die kurzsichtige 
Verstandnislosigkeit der polnischen Machthaber, die die ihnen von Deutschland immer 
wieder gebotene Moglichkeit, zu einem endgiiltigen Ausgleich zu kommen, zunichte machen. 
Vor allem aber sehen wir, wie unmittelbar nach der Konferenz von Munchen der Kriegswille 
Englands immer deutlicher offenbar wird, und wie die Britische Regierung dann schlieBlich 
die von ihr selbst absichtlich herbeigefiihrte Verblendung der Polnischen Regierung benutzt, 
um den seit langem geplanten Krieg gegen Deutschland zu entfesseln. Zwar wiirde es, um das 
heuchlerische [a] und frevelhafte Vorgehen der englischen Politik in seinem ganzen Umfang 
zu entlarven, einer Darstellung der gesamten Nachkriegszeit bedlirfen, in der sich England 
jedem Versuche Deutschlands, sich aus den Fesseln des Versailler Diktats zu befreien, 
hemmend in den Weg gestellt und jede Moglichkeit, die Revision dieses Diktats auf dem 
Verhandlungswege herbeizuflihren, immer wieder vereitelt hat. Aber es geniigt, an Hand der 
in diesem WeiBbuch zusammengestellten Dokumente die kurze Epoche seit dem Herbste 
1938 ins Auge zu fassen, um zu erkennen, daB England von vornherein entschlossen war, mit 
Gewalt den Weg des Fuhrers zu durchkreuzen, dessen genialer Staatskunst es gelungen war, 
schlimmste Verbrechen von Versailles ohne jedes BlutvergieBen und ohne jeden Eingriff in 
die Interessen Englands zu beseitigen, und der in der gleichen Weise auch eine friedliche 
Losung der deutsch-polnischen Frage erzielt haben wiirde, wenn England nicht Polen als 
Werkzeug seines Kriegswillens miBbraucht und durch diese verbrecherische Politik Europa in 
den Krieg gesturzt hatte. 

Diese fur immer feststehende historische Tatsache ist aufs neue dadurch erhartet worden, daB 
England das groBzligige letzte Friedensangebot, das ihm der Fiihrer noch einmal in seiner 
Reichstagsrede vom 6. Oktober gemacht hat, mit einer unverschamten und beleidigenden 
Herausforderung Deutschlands beantwortet hat. Im unerschutterlichen BewuBtsein seines 
Rechts und in unbeirrbarer Uberzeugung seines Endsieges hat das deutsche Volk diese 
Herausforderung angenommen und wird nun die Waffen nicht friiher aus der Hand legen, als 
bis es sein Ziel erreicht hat. Dieses Ziel ist: Die militarische Vernichtung der Gegner und 
dann die Sicherstellung des dem deutschen Volke zukommenden Lebensraumes gegen jede 
zukiinftige Bedrohung. 



Berlin, den 3. Dezember 1939. 



von Ribbentrop 

Reichsminister des Auswartigen 



Ubersicht 

Die nachfolgenden Dokumente sollen ein Bild von der Vorgeschichte des gegenwartigen 
Krieges geben. Sie beschranken sich nicht auf die dem Kriegsausbruch unmittelbar 
vorausgehenden Wochen, sondern ermoglichen darliber hinaus die Bildung eines 
unabhangigen Urteils liber die weiter zurlickliegenden Ursachen des Konflikts. Die 
Dokumente begleiten zunachst die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen von 
Versailles bis zur Ablehnung des deutschen Angebots zur glitlichen Losung der Danzig- und 
Korridorfrage durch Polen. Hierbei sind die Ereignisse von 1933 bis zur Gegenwart 
eingehend belegt, wahrend fur die vorausgegangenen Jahre lediglich die Lage der deutschen 
Volksgruppe in Polen und Polens Vorgehen in Danzig an einigen besonderen Beispielen in 
Erinnerung gerufen werden. Die Dokumente folgen sodann dem Gang der britischen 



Kriegspolitik seit der gemeinsamen deutsch-englischen Erklarung von Miinchen. Eine 
Darstellung der Bemuhungen des Reichs urn Sicherung friedlicher Beziehungen zu seinen 
Nachbarlandern schlieBt sich an. Damit sind die Grundlagen flir das Verstandnis der 
SchluBphase gewonnen, in der die britische Politik zur Auslosung des Konflikts fiihrt. 



Erstes Kapitel 

Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen 

A. Der Kampf gegen das Deutschtum in Polen 
und gegen Danzig von 1919 bis 1933 

I. Zur Lage der deutschen Volksgruppe in Polen 

Die deutsch-polnischen Beziehungen haben seit dem Augenblick der Wiederaufrichtung eines 
selbstandigen polnischen Staates in Versailles unter einem mehrfachen Verhangnis gestanden. 
Erstens erklarte sich Polen unter Berufung auf eine angeblich tausendjahrige Mission zum 
Erbfeind der Deutschen. Es begriindete damit nicht nur seine Anspriiche auf deutsches 
Reichsgebiet, sondern geradezu seine Existenzberechtigung und empfahl sich so den 
Siegermachten als zuverlassigen, jederzeit einsatzfahigen Alliierten zur Niederhaltung 
Deutschlands. Zweitens: Es wurde in dieser Funktion von den Westmachten bestatigt und 
durch Einbeziehung zunachst in das franzosische Bundnissystem beauftragt, den ostlichen 
Sektor der permanenten Einkreisung zu ubernehmen und die Tradition der Zweifrontenlage 
flir Deutschland fortzusetzen. Das deutsch-polnische Verhaltnis wurde drittens von Anfang an 
durch die Uberlassung einer starken deutschen Volksgruppe vergiftet, die sofort dem 
scharfsten Polonisierungszwang unterworfen war. Viertens stellten die Abtretungen deutschen 
Reichsgebiets im Osten die groBten Ungerechtigkeiten des Friedensdiktats dar. Sie wurden 
nicht nur vom deutschen Volk, sondern auch von maBgebenden alliierten Staatsmannern als 
so unhaltbar empfunden, daB sich jedermann darin einig war, daB an dieser Stelle die erste 
Wiedergutmachung einsetzen muBte, wenn nicht hier der nachste kriegerische Konflikt in 
Europa ausbrechen sollte. 

[ii] Lloyd George hat in einer Denkschrift flir die Konferenz von Versailles am 25. Marz 1919 
(Dokument Nr. 1) auf diese kunftige Kriegsursache ebenso aufmerksam gemacht wie die 
Deutsche Friedensdelegation ( Nr. 2) . Selbst der Vorsitzende des Obersten Rates Clemenceau 
hat in dem bekannten Brief an Paderewski vom 24. Juni 1919 ( Nr. 3) Polen auf die 
Bedeutung einer solchen Volkstumshypothek hingewiesen and den AbschluB und die 
Einhaltung eines entsprechenden Minderheitenschutzvertrages ( Nr. 4) zur Voraussetzung 
dafiir gemacht, daB Polen die deutschen Gebiete erhielt. Damit war zugleich die feierliche 
Verpflichtung der Alliierten Machte festgelegt, die Einhaltung dieses Grundgesetzes der 
deutschen und ubrigen Volksgruppen in Polen sicherzustellen. Der Wortlaut des Vertrages 
laBt keinen Zweifel dariiber, wozu sich Polen gegenliber den mehr als 40% nichtpolnischen 
Einwohnern des neuen Staates verpflichtet hat. Die Geschichte der deutsch-polnischen 
Beziehungen von 1919 bis 1933 ist aber, wie die hier vorgelegten Urkunden zeigen, zur 
Geschichte einer permanenten Verletzung dieses Vertrages durch Polen und zur Geschichte 
einer stillschweigenden Mittaterschaft des Volkerbunds und der Garantiemachte geworden. 
Schon am 20. November 1920 sah sich die Deutsche Regierung genotigt, aus ihrer 
Zuruckhaltung herauszutreten und der Polnischen Regierung eine umfassende Beschwerde zu 



uberreichen ( Nr. 5) . Sie muBte feststellen, daB "der Deutsche in Polen vogelfrei" sei. Die 
Rede des Volksdeutschen Abgeordneten Spickermann im Polnischen Sejm vom 23. Januar 
1923 ( Nr. 6) bestatigt den Eindruck, daB der Minderheitenschutzvertrag, "die Magna Charta 
unserer Existenz", vom ersten Tag an gebrochen wurde. Einige Monate sparer kundigte der 
damalige Ministerprasident General Sikorski in offentlicher Rede als Regierungsprogramm 
"die Liquidation deutscher Giiter und die Entdeutschung der westlichen Provinzen" an und 
erging sich in scharfen AuBerungen gegen Danzig ( Nr. 7) . Mitte 1923 hatte die Austreibung 
der Deutschen bereits einen auBerordentlichen Umfang angenommen ( Nr. 8) . Polnische 
MaBnahmen gegen den deutschen Grundbesitz, wie sie z. B. der Standige Internationale 
Gerichtshof in seinem Gutachten vom 10. September 1923 als "nicht im Einklang mit den 
internationalen Verpflichtungen der Polnischen Regierung stehend" bezeichnete ( Nr. 9) , 
verstarkten den Zwang zur Abwanderung. Im September 1931 wurde von polnischer Seite 
zugegeben, daB bereits rund eine Million Deutsche aus Polen verdrangt waren ( Nr. 10) . 
Weder die Garantiemachte noch der Volkerbund, der inzwischen nicht nur von der deutschen, 
sondern auch von der ukrainischen Volksgruppe immer wieder um Schutz gegen die standige 
Verletzung der Minderheitenbestimmungen durch Polen angerufen worden war ( Nr. 9, 
Aim), sind indessen ihrer Pflicht nachgekommen. Aus einer Debatte im Britischen Oberhaus 
- einer von vielen im Britischen Parlament - vom 15. Juni 1932 ( Nr. 11) geht hervor, daB man 
in England die MiBhandlung der Volksgruppen in Polen und die Gefahr fur den europaischen 
Frieden kannte, daB aber nichts geschah, um rechtzeitig eine Anderung herbeizuflihren. 
Bereits im Marz 1933 hatte der Vernichtungskampf Polens gegen die wirtschaftliche 
Existenzbasis und den kulturellen Besitzstand der deutschen Volksgruppe einen 
erschreckenden Umfang angenommen ( Nr. 12) . 



II. Zum Vorgehen Polens in Danzig 

Die Polonisierungspolitik setzte sofort auch gegen die Freie Stadt Danzig ein. Die Deutsche 
Friedensdelegation hatte unter Berufung auf die Erklarungen des Prasidenten Wilson 
vergebens gegen die Abtrennung Danzigs protestiert ( Nr. 13) . Polen betrachtete den neuen 
Status in Danzig von Anfang an pi] nur als Ausgangsstellung fur die endgultige 
Polonisierung. Es zog mit 24 Behorden ( Nr. 14) in Danzig ein und sah in jeder von ihnen eine 
polnische Zelle und Wachstumsspitze. Aus einer Feststellung des Oberkommandos der 
Wehrmacht nach AbschluB des polnischen Kriegs ( Seite 395) geht hervor, daB die wichtigsten 
dieser Behorden zu militarischen Stutzpunkten ausgebaut worden waren. Die Freie Stadt 
Danzig hat unablassig den Voikerbundskommissar bzw. den Volkerbundsrat gegen polnische 
Aktionen anrufen mussen. Unter MiBbrauch polnischer Privilegien im Post- und 
Eisenbahnwesen ( Nr. 15 und 16), gestutzt auf chauvinistische polnische 
Studentenvereinigungen sowie auf militarische Organisationen ( Nr. 17 , 18) , vor allem aber 
auch durch Anwendung scharfsten wirtschaftlichen Druckes ( Nr. 19) hat Polen unablassig 
versucht, Danzig zur Unterwerfung unter polnische Interessen zu zwingen. Eigenmachtige 
Eingriffe Polens in die Hoheitsrechte Danzigs betrafen die verschiedensten Seiten des 
politischen und wirtschaftlichen Lebens der Freien Stadt ( Nr. 20) . Als ein besonders 
gefahrliches Element des polnischen Vordringens erwiesen sich die polnischen militarischen 
Anlagen auf der Westerplatte. Sie wurde von Polen stets als militarischer Stutzpunkt 
angesehen und entsprechend ausgebaut ( Nr. 21) . Die Verstarkung der polnischen Garnison 
auf der Westerplatte ( Nr. 21 , 22) und das unangemeldete Verbleiben eines polnischen 
Munitionsdampfers im Munitionsbecken der Westerplatte ( Nr. 23) im Marz 1933 stellten so 
eindeutige polnische Rechtsverletzungen dar, daB sich auch unter den Diplomaten in 
Warschau kaum jemand fand, der nicht die polnische Handlungsweise scharf verurteilt hatte 



( Nr. 24) . Wahrend Polen so seine Stellung in Danzig mit alien Mitteln zu erweitern suchte, 
wurde gleichzeitig durch die Errichtung und einseitige Begiinstigung des polnischen 
Konkurrenzhafens Gdingen dem Danziger Hafen von Polen schwerster Schaden zugefiigt 

( Nr. 25) . 



B. Deutschlands Bemuhen um eine Verstandigung mit Polen, 

1933 bis 1939 

I. Verhandlungen tiber ein deutsch-polnisches 
Verstandigungsabkommen 

(Mai 1933 bis Januar 1934) 

Im Interesse des nachbarlichen wie des europaischen Friedens entschloB sich der Fiihrer 
sofort nach der Machtiibernahme, die deutsch-polnischen Beziehungen auf eine ganz neue 
Grundlage zu stellen und zu diesem Zwecke eine Verstandigung mit Polen herbeizufiihren. 
Die deutschen Verstandigungsbemuhungen setzten im Mai 1933 ein und dauerten bis 1939 
fort. Am 17. Mai 1933 deutete der Fiihrer im Reichstag zum ersten Male offentlich an, daB 
eine Losung im Osten gefunden werden miisse ( Nr. 29) , nachdem er schon in seiner 
Unterredung mit dem Polnischen Gesandten am 2. Mai diese Notwendigkeit sehr deutlich 
unterstrichen hatte ( Nr. 26) . Man leitete die Verstandigungspolitik zunachst durch 
Verhandlungen iiber die Wiederherstellung des Zollfriedens ein ( Nr. 30 , 31) . Nachdem der 
Fiihrer im Oktober 1933 erneut offentlich seiner Verstandigungsbereitschaft Ausdruck 
gegeben hatte, kam es am 15. November 1933 zu der Unterredung zwischen dem Fiihrer und 
Gesandten Lipski, in der der EntschluB des Fuhrers und des Marschalls Pilsudski fur beide 
Staaten festgelegt wurde, "in ihrem Verhaltnis zueinander auf jede Anwendung von Gewalt 
zu verzichten" ( Nr. 32) . Unmittelbar darauf beauftragte der Fiihrer den Deutschen Gesandten 
in Warschau, Marschall Pilsudski personlich den AbschluB einer schriftlichen Abmachung 
vorzuschlagen und einen pv] Entwurf hierfur zu iiberreichen ( Nr. 33) . Es stand jedoch von 
vornherein fest, daB flir Deutschland die geplante Abmachung "in keiner Weise die 
Anerkennung der heutigen deutschen Ostgrenzen in sich schlieBt", sondern daB mit der ins 
Auge gefaBten Erklarung "eine Grundlage flir die Losung aller Probleme, also auch der 
territorialen, geschaffen werden sollte" ( Nr. 33) . Deutschland hat somit das Abkommen von 
1934 stets als jenen freundschaftlichen Rahmen angesehen, innerhalb dessen im Interesse des 
ungestorten Zusammenlebens der beiden Volker eine friedliche Losung auch der territorialen 
Fragen erzielt werden konnte. Marschall Pilsudski auBerte sich sofort zustimmend zu dem 
deutschen Vorschlag einer schriftlichen Abmachung. Wie skeptisch allerdings selbst er die 
Moglichkeit einer wirklich grundlegenden Umstellung des deutsch-polnischen Verhaltnisses 
beurteilte, zeigt seine AuBerung, "daB sich aus der tausend Jahre alten Deutschfeindlichkeit 
des polnischen Volkes groBe Schwierigkeiten ergeben wiirden" ( Nr. 34) . Wahrend nach 
deutscher Ansicht das geplante Abkommen eine Moglichkeit schaffen sollte, um alle die 
deutsch-polnischen Beziehungen belastenden Fragen allmahlich einer Regelung zuzufuhren, 
machten die polnischen Verhandlungsfuhrer sofort den bezeichnenden Versuch, die Fragen 
der deutschen Volksgruppe vom Geltungsbereich des Abkommens auszuschlieBen ( Nr. 35 , 
36) . Am 26. Januar 1934 wurde das Verstandigungsdokument unterzeichnet und 
bekanntgegeben ( Nr. 37) . Von deutscher Seite war man ehrlich gewillt, einen Strich unter die 
Vergangenheit zu ziehen. Nur der Fiihrer selbst besaB die Autoritat im deutschen Volk, nicht 
nur vergessen zu machen, was gewesen war, sondern auch die offentliche Meinung zu einer 
positiven Einstellung gegenuber Polen zu veranlassen. Selbstverstandlich erwartete 



Deutschland, daB von nun an auch die Lage der deutschen Volksgruppe in Polen grundlegend 
gebessert wiirde. 



II. Keine Besserung der Lage der deutschen Volksgruppe 
durch die deutsch-polnische Verstandigungspolitik 

(November 1933 bis August 1934) 

Die Erwartung wurde enttauscht. Wenige Tage nach der historischen Unterredung zwischen 
dem Flihrer und Gesandten Lipski meldete das Konsulat Thorn, daB es bei schweren 
Ausschreitungen gegen Volksdeutsche in Graudenz mehr als zwolf Verletzte und einen Toten 
gegeben hatte ( Nr. 39 , 40) . Der President der Gemischten Kommission fur Oberschlesien, der 
Schweizer Calonder, muBte Ende 1933 hinsichtlich der Behandlung der deutschen Minderheit 
in Polnisch-Oberschlesien "zu seinem groBen Bedauern feststellen, daB die Politik der 
Verstandigung noch keinerlei Besserung gebracht hatte", wahrend im deutschen Teil seines 
Bezirks kaum AnlaB zu einer Beanstandung bestehe ( Nr. 41) . Auch die Unterzeichnung des 
Verstandigungsabkommens wurde mit neuen antideutschen Aktionen quittiert ( Nr. 42 bis 47) . 
Die deutschen Vertretungen in Polen kamen Mitte 1934 zu dem Urteil: Es ist keine Wendung 
zum Bessern, sondern eine Verscharfung der Lage der deutschen Volksgruppe zu spiiren. 



III. Polen entzieht sich der Minderheitenkontrolle des Volkerbundes 

(September bis November 1934) 

Wir wissen heute, daB Polen in dem Abkommen mit Deutschland ein willkommenes Mittel 
erblickte, um die deutsche Volksgruppe binnen 10 Jahren auf kaltem Wege endgultig zu 
liquidieren, in der Annahme, daB Deutschland m und die deutsche Presse im Sinne des 
Verstandigungsabkommens stillhalten wiirden (vgl. auch Nr. 54 und 145) . Auch die lastige 
Kontrolle des Minderheitenschutzvertrages durch den Volkerbund muBte beseitigt werden. 
Am 13. September 1934 kundigte Polen vor der Volkerbundsversammlung die 
Zusammenarbeit mit dem Volkerbund bei der Durchfuhrung des Minderheitenschutzvertrages 
auf ( Nr. 48 , 49) . Praktisch lief das polnische Vorgehen auf die AuBerkraftsetzung des 
Minderheitenschutzvertrages hinaus. Die westlichen Garantiemachte England und Frankreich 
haben es bei einer formalen Rlige in der Volkerbundsversammlung bewenden lassen, obwohl 
sie sich iiber den Ernst und die Tragweite der polnischen Aktion klar sein muBten. Von 
deutscher Seite konnte der polnische Schritt nur mit ausdriicklichen Vorbehalten 
aufgenommen werden, da die Polen auferlegten Minderheitenschutzverpflichtungen das 
"Gegenstuck zu der besonders ungunstigen Grenzziehung der Pariser Friedenskonferenz" 
darstellten ( Nr. 50 , 51) . Der ReichsauBenminister beauftragte deshalb den Deutschen 
Botschafter in Warschau, der Polnischen Regierung ausdrucklich mitzuteilen, daB sich 
Deutschland am Schicksal des Deutschtums nicht desinteressieren konne, zumal die 
Minderheitenrechte ein integrierender Bestandteil der Gesamtregelung von 1919 seien ( Nr. 
52). Der Polnische AuBenminister gab darauf die ausdriickliche Erklarung ab, daB die 
Minderheitenrechte auch weiterhin durch die polnische Verfassung geschlitzt werden wiirden, 
und erklarte sich bereit, etwaige Beanstandungen Deutschlands zu prufen ( Nr. 53) . 



IV. Weitere Verschlechterung in der Lage der deutschen Volksgruppe 

(November 1934 bis Oktober 1937) 

Trotz der polnischen Zusicherungen blieb die Lage unverandert. Wahrend die deutsche Presse 
im Interesse des nachbarlichen Friedens schweigt, setzt die polnische Verwaltung ihren 
Ausrottungskampf unter der Hand zielbewuBt fort. Die Deutsche Botschaft, die 
Generalkonsulate und Konsulate in Polen ( Nr. 54 bis 80) konnen auch in der Zeit vom 
November 1934 bis Oktober 1937 immer wieder nur von neuen Aktionen gegen das 
Deutschtum berichten. Auf alien Lebensgebieten wachst die Verlustliste des Deutschtums an. 
Agrarreform, Arbeiterentlassungen, Schadigung von Hab und Gut der Deutschen, korperliche 
Angriffe und Terrorakte, die Hetzaktionen des beruchtigten Westverbandes steigern sich 
immer mehr, die Polonisierung der Schwerindustrie, des Grundbesitzes, des Arbeitsmarktes 
wird erganzt durch einheitlich geleitete Boykottaktionen. Die ersten Anspruche auf weiteres 
deutsches Reichsgebiet tauchen auf. Deutsche Proteste bei der Polnischen Regierung werden 
gelegentlich mit Zusagen, meist aber mit Ausreden beantwortet, der deutsch-polnische 
Pressefrieden ( Nr. 62) wird miBbraucht. Auch wahrend dieses Zeitabschnittes mlissen die 
deutschen Vertretungen in Polen feststellen, daB von einer Verstandigung nichts zu spliren, 
sondern eine Verschlechterung zu beobachten ist. 



V. Verhandlungen tiber eine deutsch-polnische Minderheitenerklarung 

(Januar bis November 1937) 

Im Fruhjahr 1937 macht Deutschland angesichts des bevorstehenden Ablaufes des Genfer 
Abkommens liber Oberschlesien einen neuen Versuch, auf dem Weg freundschaftlicher 
Verhandlungen zu einem freiwillig unterzeichneten, beiderseitigen Minderheitenschutzvertrag 
zu gelangen. Polen blieb auch nach dem Ablauf des Genfer Abkommens durch die 
Minderheitenschutzbestim- [vrj mungen vom 28. Juni 1919 gebunden ( Nr. 82) . Der Deutsche 
Botschafter in Warschau muB aber schon bei der ersten Fuhlungnahme feststellen, daB Polen 
nicht flir einen zweiseitigen Minderheitenschutzvertrag zu haben ist ( Nr. 83) . Auch bei einem 
zweiten Versuch ( Nr. 84) bleibt Polen bei seinem Nein. Beck ist der Ansicht, ein solcher 
Vertrag beeintrachtige die polnische Souveranitat. Auch die Verhandlungen liber Fragen, die 
sich aus dem Ablauf des Genfer Abkommens ergeben, stoBen auf Schwierigkeiten, sobald 
Minderheitenprobleme berlihrt werden ( Nr. 85 , 86 und 92). Anfang Juni 1937 unternimmt 
Deutschland in Warschau einen neuen Schritt, um ein Minderheitenabkommen zustande zu 
bringen (Nr. 87, 88, 89). Dabei wird erneut klargelegt, daB "Polen als integrierenden 
Bestandteil der Gesamtregelung von 1919 einseitige Minderheitenverpflichtungen 
libernommen hat", auch wird die unhaltbare Lage des deutschen Volkstums eingehend 
erlautert. Im Interesse des nachbarlichen Friedens ist Deutschland bereit, sich statt eines 
zweiseitigen Vertrages mit einer offentlichen, sachlich libereinstimmenden, gleichzeitigen 
Erklarung jeder Regierung zufrieden zu geben ( Nr. 88) . Mitten in diese Verhandlungen 
platzen - nicht zufallig - neue polnische Gesetze hinein, die, am Tage nach Ablauf des Genfer 
Abkommens erlassen, in Oberschlesien vollendete Tatsachen und Ausgangsstellungen flir den 
weiteren LiquidationsprozeB gegen das deutsche Volkstum schaffen sollen ( Nr. 93 und 94) . 
SchlieBlich gelingt es trotzdem, eine Einigung liber den Wortlaut der Minderheitenerklarung 
zu erzielen, und der Termin der Veroffentlichung wird festgesetzt ( Nr. 95) . Da - am Tage vor 
der geplanten Veroffentlichung - wird in Ostoberschlesien ein neues, auBerst 
minderheitenfeindliches Schulgesetz erlassen, so daB an die Publikation der 
Minderheitenerklarung nicht zu denken ist ( Nr. 96 und 97). Neue Verhandlungen werden 
notwendig, um die Auswirkung dieses Sabotageversuches des oberschlesischen Woiwoden 



Grazynski auszugleichen ( Nr. 98 und 99). Am 5 November 1937 kommt es endlich doch zur 
Veroffentlichung der Minderheitenerklarung der beiden Regierungen ( Nr. 101) . Der Fiihrer 
empfangt polnische Volksgrappenvertreter. Seinen herzlichen Worten ( Nr. 102) steht eine 
klihlere Geste des Polnischen Staatsprasidenten gegeniiber ( Nr. 103) . Immerhin spricht 
AuBenminister Beck von dem ernsthaften Willen der Polnischen Regierung, die 
Minderheitenerklarang zum Ausgangspunkt einer Aktion flir die Besserang der Lage zu 
machen ( Nr. 100) . Was Deutschland nach diesem neuen Verstandigungsversuch von Polen 
erwartet, wird in einem Aide-Memoire flir den Polnischen Botschafter zusammengestellt ( Nr. 
104) . 



VI. Nichtbeachtung der deutsch-polnischen Minderheitenerklarung 

durch Polen 

(November 1937 bis November 1938) 

Wieder folgt der Erwartung die Enttauschung auf dem FuBe. Schon am 22. November 1937 
meldet das Generalkonsulat Kattowitz eine neue Bedrohungs- und Entlassungswelle ( Nr. 
105) . Krakau berichtet von deutschfeindlichen Kundgebungen ( Nr. 106) . Der Deutsche 
Botschafter muB am 1 1 . Dezember gegeniiber dem Polnischen AuBenminister darauf 
hinweisen, daB sich in Oberschlesien nichts geandert habe, daB dort der Kampf gegen die 
evangelische Kirche noch scharfer geworden sei, daB die Aktionen des Westmarkenverbandes 
weitergehen und daB daher in Berlin schon das Gefiihl einer gewissen Enttauschung 
vorhanden sei ( Nr. 109) . Am 25. Januar 1938 muB der Bruch eines Gentlemen-Agreements in 
Schulangelegenheiten ( Nr. Ill) , am 8. Februar ein Zweifel gegeniiber polnischen Zusagen 
festgestellt werden [vii] ( Nr. 112) . Der deutsche Senator Wiesner kann im Marz 1938 vor dem 
Parlament geltend machen, daB in Oberschlesien flir deutsche Arbeiter eine Arbeitslosigkeit 
von 60 bis 80% und flir deutsche Jugendliche totale Arbeitslosigkeit bestehe ( Nr. 113) . Auch 
auf dem Schulgebiet tritt keine Erleichterung ein ( Nr. 114) . Westverband, Presse und andere 
Faktoren der offentlichen Meinung in Polen gehen nicht nur liber die Minderheitenerklarang, 
sondern auch liber den deutsch-polnischen Frieden hinweg. Immer neue Kundgebungen, 
Demonstrationen, Hetzartikel und Reden ( Nr. 116 und 117) beweisen, daB das polnische Volk 
nicht daran denkt, Deutschland gegeniiber moralisch abzurlisten. 



VII. Der deutsch-polnische Notenaustausch tiber das Olsagebiet 
und das polnische Vorgehen gegen die dortige deutsche Volksgruppe 

(Oktober 1938 bis Marz 1939) 

Die gleichen Erfahrungen macht Deutschland im Olsagebiet. Dieses Gebiet fiel Polen in der 
Auseinandersetzung mit der Tschecho-Slowakei durch die deutsche Freundschaft zu. Polen 
quittiert unmittelbar nach der Besetzung mit scharfstem Terror gegen das dortige Deutschtum 
wie gegen die tschechische Bevolkerung ( Nr. 118) . Ein deutscher Protest flihrt zu einer 
Ausdehnung der Minderheitenerklarung auf das Olsagebiet ( Nr. 119) . Trotzdem geht die 
Verdrangung und Entdeutschung auf alien Lebensgebieten weiter; die Zahl der Fllichtlinge 
geht in die Tausende ( Nr. 120 und 121) . Neue Vorstellungen ( Nr. 122 und 125) bleiben 
erfolglos. Die deutsche Verlustliste an Arbeitsplatzen, Schulen, Grandbesitz und 
Kultureinrichtungen steigt rapide an. Der Deutsche Konsul in Teschen spricht von einer "groB 
angelegten Massenaktion gegen die gesamte deutsche und tschechische Arbeiter- und 
Angestelltenschaft" ( Nr. 126) . 



VIII. Zunehmende Verscharfung des polnischen Vorgehens 
gegen die deutsche Volksgruppe 

(Oktober 1938 bis Marz 1939) 

Nach dem Ubergang des Olsagebiets an Polen verscharft sieh auch in den librigen 
Deutschtumsgebieten der polnische Druck von Monat zu Monat. Der Erfolg von Olsa fiihrt zu 
Uberheblichkeit ( Nr. 128) und erweckt Appetit auf weiteren, diesmal deutschen 
Gebietszuwachs. Annexionistische Forderangen der polnischen Verbande und Zeitungen 
werden laut ( Nr. 129 und 130) , die Entlassungen in Oberschlesien setzen sich in raschem 
Tempo fort ( Nr. 131 und 134) , in den deutschen Schulen werden Biicher wie Goethes 
"Dichtung und Wahrheit" verboten ( Nr. 133) . Im Januar 1939 setzen Verhaftungen ein, es 
kommt zu Enteignungen, die Boykottaktionen gehen weiter ( Nr. 137 , 138 und 140) . Der 
deutschen Bevolkerung bemachtigt sich eine verzweifelte Stimmung ( Nr. 142) . Der Besuch 
des ReichsauBenministers von Ribbentrop in Warschau und seine neuen Bemuhungen um die 
deutsch-polnische Verstandigung bleiben wirkungslos. Die Polnische Regierung laBt die 
Zligel schleifen und ist somit verantwortlich dafiir, daB die antideutsche Welle am 24. und 25. 
Februar 1939 mit beleidigenden Demonstrationen vor dem deutschen Botschaftsgebaude ( Nr. 
146 und 147) , mit Ausschreitungen in Posen ( Nr. 148 und 150) , in Krakau ( Nr. 149) und 
anderen Stadten ihren einstweiligen Hohepunkt erreicht. Die Rufe nach Eroberung Danzigs 
und anderer deutscher Gebiete werden immer [vni] haufiger ( Nr. 151) ; Deutschland warnt 
Warschau ( Nr. 152) unter Hinweis auf die Verantwortung, die Polen auf sich nimmt. Der 
Deutsche Botschafter von Moltke muB feststellen, daB die Basis der deutsch-polnischen 
Verstandigungsarbeit in Polen immer schmaler wird ( Nr. 155) . 



IX. Fortsetzung der Enteignung deutschen Grundbesitzes 
in Nichtachtung der Minderheitenerklarung 

(Februar 1938 bis Februar 1939) 

Ein besonderes Kapitel des Kampfes gegen das Deutschtum ist die Enteignung des deutschen 
Grundbesitzes ( Nr. 156 bis 168) . Trotz des Verstandigungsabkommens von 1934 und der 
Minderheitenerklarung von 1937 geht die Enteignung unter dem Vorwand der Agrarreform 
verscharft weiter, was zu wirtschaftlicher Schadigung der gesamten Volksgruppe fiihrt und 
eine neue Abwanderungsbewegung hervorruft. Angesichts der Geringfugigkeit der gezahlten 
Entschadigung ( Nr. 159) stellen diese Enteignungen nur verschleierten Raub dar. Trotz 
deutscher Interventionen wachst mit jeder neuen Liste des zu enteignenden Bodens der 
absolute und relative deutsche Bodenverlust. Im November 1938 wird noch einmal der 
Versuch gemacht, eine Benachteiligung der deutschen Minderheit wenigstens fur die Zukunft 
zu verhindern ( Nr. 161) . Zusagen werden gegeben ( Nr. 162) , aber die neue Liste der 
Enteignungen im Februar 1939 trifft den deutschen Grundbesitz noch starker als im 
vergangenen Jahr ( Nr. 163 und 164) . 



X. Weitere deutsche Versuche 

zur Verbesserung der Lage der deutschen Volksgruppe 

durch deutsch-polnische Besprechungen 

(November 1937 bis Marz 1939) 



Trotzdem versucht das Reich, in einer neuen Anstrengung auf dem Verhandlungswege zu 
einer Verbesserang der Lage des Deutschtums zu kommen. Schon im November 1937 regt es 
wiederkehrende Aussprachen zwischen Vertretern beider Staaten iiber Minderheitenfragen an 
( Nr. 169) . Eine polnische Antwort bleibt aus. Im Mai 1938 wird der Vorschlag wiederholt 
( Nr. 170) . Am 9. Juli wird auf Weisung des ReichsauBenministers ( Nr. 171) zum drittenmal 
der Versuch gemacht, Polen zu regelmaBigen Besprechungen von Minderheitenfragen im 
Geiste der Erklarungen von 1937 zu bewegen ( Nr. 172) . Durch dilatorisches Verhalten ( Nr. 
173 und 174) zogert Polen die im November 1937 angeregten Besprechungen hinaus; erst bei 
dem Besuch des ReichsauBenministers in Warschau am 26. Januar 1939 wird der Beginn der 
Tagung endgultig zugesagt ( Nr. 202) , die schlieBlich am 27. Februar ihren Anfang nimmt 
( Nr. 175) . Polen flihrt diese Besprechungen dann in einem so negativen Geist ( Nr. 176) , daB 
sich die deutsche Vertretung beim AbschluB am 4. Marz zu der Feststellung gezwungen sieht: 
"Die Polen denken nicht daran, ihre Politik gegeniiber der deutschen Volksgruppe irgendwie 
zu andern. Sie mogen auf weniger wichtigen Gebieten zu kleinen Zugestandnissen bereit sein, 
in den das Leben der deutschen Volksgruppe beruhrenden Fragen sind sie jedoch bestrebt, 
ihre bisherige Entdeutschungspolitik mit allem Nachdruck fortzusetzen" ( Nr. 178) . Mit dieser 
Sabotage der unermudlichen deutschen Versuche schlieBt ein langes, enttauschendes 
Verstandigungskapitel ab. 

[IX] 

XL Zur Lage in Danzig 

(1933 bis 1939) 

In die deutsch-polnische Verstandigung war auch Danzig einbezogen worden. Durch direkte 
Aussprache und Bereinigung vorhandener Schwierigkeiten wollte Danzig ebenfalls dazu 
beitragen, das deutsch-polnische Verhaltnis von Grand auf zu bessern. Am 5. August 1933 
kam es auf Danziger Initiative zu verschiedenen Ubereinkommen, die langjahrige Streitfragen 
regeln sollten ( Nr. 179) . Trotzdem gehen die Polonisierangsversuche weiter ( Nr. 180) . Am 6. 
August 1934 werden Abmachungen liber Wirtschafts- und Zollfragen unterzeichnet ( Nr. 
181) . Polen halt jedoch an seinen Expansionsbestrebungen fest. Ihnen sollen die 
Militarisierung von 17 polnischen Vereinen und Verbanden in Danzig ( Nr. 182) und die 
Massenkiindigung deutschstammiger Danziger Eisenbahner ( Nr. 183 , 184 und 186) dienen. 
Ende Juli 1935 flihrt ein polnischer Versuch, durch eine rechtswidrige Zollverordnung die 
wirtschaftlichen Lebensgrandlagen des Danziger Hafens anzugreifen, zu einem ernsten 
Konflikt ( Nr. 185) . Im Juli 1936 finden in Warschau groBe Demonstrationen gegen Danzig 
statt, an denen sich auch regierungsfreundliche Verbande beteiligen; in Maueranschlagen wird 
verlangt, Polen in der deutschen Stadt "Mit-Hausherrenrechte" zu verschaffen ( Nr. 187) . In 
Danzig kommt es zu Beleidigungen des Reichs und seiner Hoheitszeichen durch Mitglieder 
der polnischen Kolonie ( Nr. 190) . Im August 1938 geht eine antideutsche Propagandawelle 
durch ganz Polen. Danzig gehort zu ihren wichtigsten Agitationsthemen. Der Ton ist auf 
aufreizende Hetze und annexionistische Forderungen abgestellt ( Nr. 193) . Der 
Senatsprasident protestiert beim Vertreter Polens in Danzig, der seinerseits in einer 
polnischen Kundgebung auf Danziger Gebiet die Polen aufgefordert hatte, in der Hoffnung zu 
leben, "daB sie in Danzig in klirzester Zeit auf polnischem Boden wohnen wlirden" ( Nr. 192) . 
Der Kampf gegen Danzig wird auf alien Lebensgebieten, vor allem auch wirtschaftlich 
geflihrt ( Nr. 191) . Immer wieder wird die Annexion Danzigs durch Polen gefordert oder 
angeklindigt ( Nr. 194 und 195) . Auseinandersetzungen zwischen deutschen und polnischen 
Studenten werden in Warschauer Kreisen als AnlaB angesehen, "eine militarische Aktion 
gegen Danzig herbeizuflihren" ( Nr. 196) . 



XII. Deutsche Bemtihungen um eine gtitliche Losung 
der Danzig- und Korridorfrage 

(Oktober 1938 bis Mai 1939) 

Der zwolfte Abschnitt des Teiles B des ersten Kapitels bietet mit den Dokumenten Nr. 197 
bis 216 die wichtigsten Beweisstucke fur die Aufrichtigkeit und die MaBigung, mit der 
Deutschland trotz aller Ruckschlage zu einer endgultigen, fur beide Teile ehrenvollen 
Losung des deutsch-polnischen Grundproblems, der Danzig- und Korridorfrage, zu 
kommen versuchte. DaB beide Fragen gelost werden muBten, ergab sich aus der allgemeinen 
Zuspitzung des deutsch-polnischen Verhaltnisses und des Volkstumsproblems. Es ist von 
entscheidender Bedeutung, daB Deutschland die Losung nicht gegen, sondern mit Polen auf 
dem Fundament der 1934 eingeleiteten Verstandigung suchte und seine Forderungen auf ein 
MindestmaB herabsetzte. Am 24. Oktober 1938 entwickelte ReichsauBenminister von 
Ribbentrop dem Polnischen Botschafter zum erstenmal die deutschen Vorschlage, ihren Sinn 
und ihre Tragweite ( Nr. 197) . Sie haben sich in ihrer Substanz niemals geandert. Fur die 
Riickkehr Danzigs zum Reich und eine exterritoriale Auto- und Eisenbahnverbindung durch 
den [X] Korridor, der eine ahnliche Verbindung Polens auf Danziger Gebiet entsprechen sollte, 
bot Deutschland Polen eine endgliltige Anerkennung und Garantie seiner Grenzen, d. h. also 
den Verzicht auf die Riickgliederung der ubrigen abgetretenen Gebiete. Der Zeitpunkt war gut 
gewahlt: Polen hatte mit deutscher Hilfe das Olsagebiet gewonnen und betrieb die 
Verwirklichung einer gemeinsamen polnisch-ungarischen Grenze. Botschafter Lipski 
bemuhte sich dabei um die Unterstutzung Deutschlands. Am 19. November 1938 brachte 
Lipski eine teils ausweichende, teils hinhaltende Antwort ( Nr. 198) , die mit innerpolitischen 
Schwierigkeiten begrundet wurde. Weder diese Antwort, bei deren Entgegennahme der 
ReichsauBenminister zum zweitenmal die deutschen Vorschlage darlegte, noch das Gesprach 
Becks mit dem Deutschen Botschafter am 14. Dezember ( Nr. 199) verriet auf polnischer Seite 
ein Gefiihl des Bedrohtseins. Die dritte Unterredung in dieser Angelegenheit fand am 5. 
Januar 1939 zwischen dem Flihrer und AuBenminister Beck statt ( Nr. 200) . Der Flihrer 
entwickelte den groBen freundschaftlichen Rahmen, in dem er sich kunftig das deutsch- 
polnische Verhaltnis und die Regelung der Danzig- und Korridorfrage dachte. Es war eine 
Regelung, bei der auch Polen gewann und die jede Bedrohung ausschloB. Auch diesmal wich 
Beck aus, erklarte sich aber bereit, "das Problem gern einmal in Ruhe zu iiberlegen". Am 
nachsten Tage wurde in einer Begegnung zwischen Beck und dem ReichsauBenminister der 
gleiche Gegenstand zum viertenmal eingehend durchgesprochen ( Nr. 201) ; das Thema wurde 
zum funftenmal in einer Unterhaltung in Warschau anlaBlich des Besuchs des 
ReichsauBenministers am 26. Januar 1939 erortert ( Nr. 202) . Beck versprach wiederum eine 
reifliche Priifung der Frage. Zwischen dem Gesprach in Warschau und der sechsten 
Unterredung, am 21. Marz 1939 ( Nr. 203) , liegt der Zerfall der Tschecho-Slowakei, der Polen 
die gewunschte gemeinsame Grenze mit Ungarn brachte und damit die Gefahr eines 
"ukrainischen Piemont" flir Polen beseitigte. Der ReichsauBenminister konnte auch die neue 
polnische Sorge wegen der Slowakei sofort durch die Aussicht auf eine Teilnahme Polens an 
der Garantierung des slowakischen Staates beseitigen, vorausgesetzt, daB das deutsch- 
polnische Verhaltnis eine befriedigende Entwicklung nehme. Deutschland hatte zwar 
Ursache, infolge neuer deutschfeindlicher Demonstrationen, scharfer Presseangriffe und neuer 
MaBnahmen gegen die deutsche Volksgruppe miBtrauisch zu sein. Trotzdem trug der 
ReichsauBenminister nur die alten, maBvollen Forderungen vor und erbat ihre Verwirklichung 
auf freundschaftlichem Wege innerhalb einer Dauerregelung des deutsch-polnischen 
Verhaltnisses. Gleichzeitig lieB er dem Polnischen AuBenminister sagen, er wiirde sich 
freuen, wenn Beck ihm demnachst in Berlin einen Besuch abstatten wiirde. Polen war von den 
deutschen Wiinschen seit einem halben Jahr unterrichtet. Es konnte sich am 21. Marz weder 
uberrascht noch bedroht fiihlen. 



Die erste Antwort Polens bestand in einer Teilmobilisierung am 23. Marz und 
Trappenzusammenziehungen bei Danzig ( Nr. 204 , 205 und 207) . Die Militars gewannen 
steigenden EinfluB auf die AuBenpolitik. England hatte sich bereits eingeschaltet ( Nr. 206 ). 
Polen konnte darauf rechnen, daB es in der englischen Einkreisungspolitik, die mit dem 17. 
Marz offene Formen angenommen hatte, eine entscheidende Rolle spielen werde und seinen 
Preis stellen konnte, wie im einzelnen aus dem zweiten Kapitel ersichtlich ist. Die zweite 
Antwort Polens, das Nein vom 26. Marz 1939 ( Nr. 208, Anlage) , wurde also unter dem 
Eindruck der englischen Riickendeckung ausgesprochen. ReichsauBenminister von 
Ribbentrop muBte feststellen, daB das Memorandum der Polnischen Regierung keine Basis 
flir die deutsch-polnische Losung bieten konnte. Der Polnische Botschafter drohte, jegliche 
weitere Verfolgung dieser [xi] Plane, vor allem hinsichtlich Danzigs, bedeute den Krieg. Der 
ReichsauBenminister lieB sich bei allem Ernst der Lage durch diese polnische 
Herausforderung nicht aus der Geduld bringen, sondern legte der Polnischen Regierung zum 
siebentenmal nahe, nach Beruhigung der Situation den deutschen Vorschlag doch noch zu 
erwagen ( Nr. 208) . Die dritte Antwort Polens waren neue antideutsche Ausschreitungen in 
Bromberg, die Entfesselung der polnischen Presse ( Nr. 209) und die Entfachung einer 
allgemeinen Kriegsstimmung, durch die das polnische Volk kriegsreif gemacht werden sollte. 
Ein Bericht des Deutschen Botschafters vom 28. Marz 1939 stellte bereits fest, daB in 
Warschau "eine Selbstsicherheit und Uberschatzung" um sich greife, die "im Hinblick auf den 
polnischen Nationalcharakter eine Gefahr sei". Der Vizekriegsminister selbst verbreitete die 
Ansicht von der Uberlegenheit der polnischen Armee iiber Deutschland ( Nr. 210 ). 
AuBenminister Beck wurde immer mehr zum Gefangenen des polnischen Chauvinismus, dem 
er sich unter Preisgabe seiner eigenen Politik unterwarf ( Nr. 216) . Er hielt es am 29. Marz flir 
richtig, dem Deutschen Botschafter mit dem casus belli zu drohen, wenn Deutschland oder 
der Danziger Senat das Statut der Freien Stadt Danzig abandere ( Nr. 211) . Statt nach Berlin 
fuhr er nach London, um dort den englischen Garantiepakt zu akzeptieren. Damit war ein 
Kapitel langmutiger deutscher Bemuhungen um den deutsch-polnischen Ausgleich 
abgeschlossen. Polen hatte endgultig flir die Einkreisungspolitik gegen Deutschland optiert. 
Es kehrte damit auch auBerlich zu der Erbfeindpolitik des Jahres 1919 zuriick, die es innerlich 
nie aufgegeben hatte. Es hatte das Abkommen von 1934 zerstort, das die Gewaltanwendung 
zwischen den beiden Staaten ausschloB, und verpflichtete sich zur Gewaltanwendung gegen 
Deutschland selbst dann, wenn seine Interessen uberhaupt nicht beriihrt waren ( Nr. 213) . In 
der Reichstagsrede vom 28. April ( Nr. 214) und im Memorandum der Deutschen Regierung 
vom gleichen Tage ( Nr. 213) zog der Fiihrer einen Strich unter sechs Jahre ehrlichen, 
geduldigen Bemlihens um die polnische Freundschaft, streckte jedoch selbst in diesem ernsten 
Augenblick Polen noch einmal die Hand entgegen und erklarte sich flir Deutschland zu einer 
neuen vertraglichen Regelung bereit. Polen hat davon keinen Gebrauch gemacht, sondern mit 
der hochfahrenden Rede Becks vom 5. Mai, mit einer Steigerung der antideutschen Hetze und 
mit einer nicht mehr abreiBenden Kette von Reden und Pressestimmen geantwortet, in denen 
weiteres deutsches Volks- und Reichsgebiet flir Polen gefordert wurde. Von maBgebender 
polnischer Seite wurde bestatigt, daB Beck nicht nur der Gefangene des polnischen 
Chauvinismus, sondern auch der englischen Bemuhungen geworden war ( Nr. 216) . 

Ubersicht, Teil2 

Zweites Kapitel 

Die englische Kriegspolitik 

B. Britische Aufriistung und Hetze gegen Deutschland 

(September 1938 bis Juli 1939) 



Das deutsch-polnische Problem war durch die Vernachlassigung wahrend 20 Jahren und die 
polnische Uberheblichkeit zur kritischsten Frage der europaischen Politik geworden. Es stellte 
flir denjenigen, der einen KriegsanlaB suchte, jederzeit die gewunschte Moglichkeit zur 
Verfiigung. Es war England, das im Rahmen seiner Einkreisungspolitik den europaischen 
Horizont nach solchen Moglichkeiten absuchte und in den Marztagen 1939 mit dem 
polnischen Chauvinismus den Kontakt herstellte. Die deutsch-englischen Beziehungen 
schienen in der gemeinsamen Erklarung von Munchen ( Nr. 217) eine Wendung [xii] zum 
besseren erreicht zu haben. Es waren ihr viele Jahre einseitiger deutscher Bemuhungen um 
die englische Freundschaft vorangegangen. Die Verstandigung mit England gehorte zum 
auBenpolitischen Programm des Nationalsozialismus. Der Flottenvertrag von 1935 sollte die 
Sicherheit dafiir bieten, daB die beiden Reiche unter gegenseitiger Respektierung ihrer 
Lebensinteressen nicht wieder die Klingen kreuzen wiirden. Die Munchener Erklarung sollte 
diese GewiBheit friedlicher deutsch-englischer Beziehungen zu einer endgultigen machen. 
Um so groBer war die Enttauschung, als Chamberlain drei Tage nach der Munchener 
Erklarung im Unterhaus die Aufrustung um jeden Preis proklamierte ( Nr. 218) . Diese 
Tatsache und die Haltung der englischen Opposition zwangen den Flihrer, in der Saarbrucker 
Rede ( Nr. 219) sein Volk vor Vertrauensseligkeit zu warnen und auf die Moglichkeit 
hinzuweisen, daB jederzeit die Kriegspartei Edens, Churchills und Coopers zur Macht 
kommen konne. Die Entwicklung hat ihm Recht gegeben. Schon lange vor der tschecho- 
slowakischen Spannung war Deutschland in England dazu miBbraucht worden, das englische 
Publikum riistungswillig zu machen. Nach Munchen wurde dieser ProzeB rasch 
vorangetrieben. Der Englische Kriegsminister verkundete schon am 10. Oktober 1938 die 
bevorstehende wesentliche Verstarkung und Modernisierung der Territorialarmee ( Nr. 220) . 
Gleichzeitig trieb England den franzosischen Verbundeten zu weiteren 
Rlistungsanstrengungen, vor allem in der Luft, an ( Nr. 221) . Es folgten die Vorbereitungen 
flir die Anlegung eines Nationalregisters fur den freiwilligen Hilfs- und Kriegsdienst ( Nr. 
222) . Churchill durfte in einer Rundfunkansprache flir die Vereinigten Staaten ( Nr. 223) in 
ahnlicher Weise gegen Deutschland hetzen, wie Duff Cooper in Paris ( Nr. 232) , und forderte 
die allgemeine Wehrpflicht. Der Flihrer warnte in einer Rede in Weimar am 6. November 
( Nr. 224) aufs neue vor den englischen Kreisen, auf deren Programm die "Vernichtung 
Deutschlands und Italiens" stehe. Auch der ReichsauBenminister machte vor der 
auslandischen Presse auf die Weltgefahr der Kriegshetzer in den westlichen Demokratien 
aufmerksam ( Nr. 225) . Mitte November wurde die kanadische Industrie erfolgreich in das 
englische Luftrustungsprogramm eingebaut ( Nr. 226) und bei einem Besuch von Chamberlain 
und Halifax in Paris Frankreich zur Vermehrung der offensiven Luftwaffe gedrangt, 
englischerseits aber die Entsendung eines starken Expeditionskorps zugesagt ( Nr. 227 und 
228) . Am 30. November 1938 folgte die handelspolitische Kampfansage Englands an 
Deutschland in Slidost- und Mitteleuropa ( Nr. 229) . Am 7. Dezember hielt es der Englische 
Staatssekretar flir Kolonien flir notwendig, das Dokument von Munchen durch ein 
unmotiviertes Nein in der Kolonial- und Mandatsfrage zu entwerten und Deutschland auf 
diesem Gebiet den Weg des Verhandelns zu versperren ( Nr. 231) . Nebenher ging die von der 
Englischen Regierung geduldete Pressehetze gegen das Reich, Beleidigungen des Fuhrers 
( Nr. 233) , die Vergiftung der Atmosphare durch Falschmeldungen ( Nr. 230) und die 
wachsende Bearbeitung der Offentlichkeit durch die englische Kriegspartei, der Chamberlain 
nun auch schon in der Offentlichkeit Konzessionen machte ( Nr. 234) . Wie die Ansprache des 
Fuhrers beim Neujahrsempfang am 12. Januar 1939 ( Nr. 235) beweist, lieB sich Deutschland 
trotzdem von der Hoffnung auf Frieden und Verstandnis bei England und Frankreich nicht 
zurlickschrecken. England beantwortete diese Bereitschaft mit der Einflihrung des 
"freiwilligen nationalen Dienstes", der es "flir den Krieg bereit machen sollte" ( Nr. 237) , und 
mit gesteigerten Bemuhungen, die englische Nation kriegsreif zu machen. 
Friedensanstrengungen des Fuhrers wurden in der englischen Presse unterschlagen ( Nr. 238 ). 



Noch ehe die tschechische Ausrede vorgebracht werden konnte, fiihlte sich Chamberlain vor 
der Geschichte berufen, gegeniiber dem Deutschland Adolf Hitlers die gleiche Rolle zu 
spielen, [xni] wie der jlingere Pitt gegeniiber Napoleon ( Nr. 240) . Der Fiihrer sah sich am 30. 
Januar veranlaBt, im Reichstag aufs neue auf die Kriegspartei in England hinzuweisen und das 
deutsche Volk darauf aufmerksam zu machen, daB diese "unter alien Umstanden einen Krieg 
vom Zaune brechen wolle" ( Nr. 241) . Riistung und Hetze gingen in England Hand in Hand. 
Man riihmte sich der uberwaltigenden Zahlen der Aufrustung ( Nr. 242) . Schon Mitte Februar 
1939 machte England volkerrechtlich das SchuBfeld flir den Wirtschaftskrieg frei, indem es 
die Genfer Generalakte kiindigte, soweit sie flir Kriegszeiten verbindlich war ( Nr. 244) . Es 
entzog sich damit in dem geplanten Krieg jedem Schiedsgerichtsverfahren bei Streitigkeiten 
mit den Neutralen. Das war eine ausgesprochene KriegsvorbereitungsmaBnahme. Die 
Kriegslusternheit Englands war in der ganzen Welt zu spiiren. Englische Vertretungen im 
Ausland entwickelten sich zum "Herd der Kriegspsychose". Eden, Churchill und Duff Cooper 
galten als die eigentlichen Vertreter und kunftigen Fiihrer der Nation ( Nr. 245) . Am 8. Marz 
riihmte der Englische Kriegsminister die GroBe und Schlagkraft der Armee, die er auf den 
europaischen Kontinent schicken konne ( Nr. 246) . 

Die Neuordnung im tschechischen Raum gab den Vorwand flir eine Verdoppelung der 
englischen Kriegsvorbereitungen und der antideutschen Hetze. Duff Cooper konnte den 
Fiihrer in offener Sitzung des Unterhauses beleidigen. Lord Halifax deckte diese 
Beleidigungen gegeniiber dem Deutschen Botschafter ( Nr. 247) . Am 29. Marz verkundete 
Chamberlain die Verdoppelung der auf Kriegsstarke gebrachten territorialen Feldarmee ( Nr. 
248) . Am 20. April wurde das Gesetz zur Errichtung des Versorgungsministeriums, der 
wehrwirtschaftlichen Zentrale der Kriegsvorbereitungen, angekundigt ( Nr. 250) . Die 
englische Offentlichkeit wurde durch Reden, Nachrichten und amtliche Gesten ( Nr. 249) in 
Nervositat und Kriegsstimmung gehalten. Am 26. April fiihrte England die allgemeine 
Militardienstpflicht ein ( Nr. 251) . Die Begrundung sprach "von dem Wandel in der 
offentlichen Meinung, der sich seit schon erheblicher Zeit stetig entwickelt habe", und von 
den "neuen Verpflichtungen, die GroBbritannien vor kurzem in Europa eingegangen sei". 
Beide Voraussetzungen sind von der Englischen Regierung planmaBig geschaffen worden, 
um die Militardienstpflicht in der offentlichen Meinung durchsetzen zu konnen. Ein Bericht 
des Deutschen Botschafters von Dirksen vom 10. Juli 1939 ( Nr. 252) faBt zusammen, was in 
England getan wird, um den "Begriff Krieg zum Mittelpunkt des Denkens und der 
Gesprache" zu machen. Am 28. Juli gab der Innenminister Sir Samuel Hoare die Errichtung 
eines "Schatteninformationsministeriums" flir den Notfall bekannt und definierte den 
Ausdruck Notfall mit dem Satz: "Ich meine den tatsachlichen Krieg" ( Nr. 254) . 



B. Die britische Haltung zur tschechischen Frage 

(November 1 9 3 8 bis April 1 9 3 9 ) 

In der Begrundung der britischen Einkreisungspolitik hat die tschechische Frage eine wichtige 
Rolle gespielt. Deutschland wurde der Vorwurf gemacht, die Tschecho-Slowakei mit Gewalt 
zerschlagen und die Konsultationspflicht gegeniiber England verletzt zu haben. Diesen 
Behauptungen stehen amtliche englische Feststellungen entgegen, wie aus den Dokumenten 
Nr. 255 bis 266 hervorgeht. Chamberlain selbst bekannte sich in einer Erklarung im 
Unterhaus zur Wandelbarkeit der Grenzen von Versailles ( Nr. 255) . Die englische Garantie 
flir die Tschecho-Slowakei konnte daher auch keine "Kristallisation der Grenze" bedeuten 
( Nr. 256) . Am 14. Marz, dem Tag, da die Tschecho-Slowakei auseinanderbrach, gab 
Chamberlain im Unterhaus zu, daB ein unprovozierter [xiv] Angriff auf die Tschecho-Slowakei 



nicht stattgefunden hatte ( Nr. 257) . Am 15. Marz, d. h. nach der Unterzeichnung des deutsch- 
tschechischen Abkommens, erklarte Chamberlain im Unterhaus, daB die englische Garantie 
fur die Tschecho-Slowakei nicht zur Anwendung kommen konne, weil "der Staat, 
dessen Grenzen wir zu garantieren beabsichtigten, von innen her zerbrach und so sein 
Ende fand. Seine Majestat Regierung kann sich infolgedessen nicht mehr langer an diese 
Verpflichtung gebunden halten" ( Nr. 259) . Diese amtliche englische Feststellung deckt sich 
nicht nur mit der deutschen Auffassung, sondern auch mit der historischen Tatsache, daB am 
14. Marz mittags gegen 13 Uhr durch die Unabhangigkeitsproklamation des slowakischen 
Landtags die Tschecho-Slowakei bereits auseinandergebrochen war. 

In diesem Augenblick setzte die englische Kriegspartei zum GegenstoB an und behielt die 
Oberhand. Die Deutsche Botschaft in London meldete am 17. aus ahnlichen und 
parlamentarischen Kreisen eine plotzliche Versteifung ( Nr. 261) . Chamberlain warf seine 
eigene Politik liber Bord und kapitulierte vor der Opposition, die von nun an, im 
Einvernehmen mit der Blirokratie des Foreign Office, die auBenpolitische Fuhrung ubernahm 
( Nr. 263) . So kam es zu der englischen Demarche in Berlin ( Nr. 262) und zu dem Vorwurf, 
Deutschland habe seine Munchener Unterschrift verleugnet. Auch dieser Vorwurf ist ad hoc 
zu besonderem Gebrauch konstruiert worden. Denn aus den Dokumenten Nr. 264 und 265 
geht hervor, daB England noch am 23. Marz in dem deutschen Vorgehen keinen VerstoB 
gegen die Konsultationsabrede von Munchen sah. Auf Anfrage im Unterhaus, welche 
Vorstellungen man in Berlin wegen des Umstandes erhoben habe, daB die Deutsche 
Regierung die in Munchen versprochene Konsultation mit der Englischen Regierung nicht 
vorgenommen habe, erwiderte Unterstaatssekretar Butler: "Meines Wissens enthielt das 
erwahnte Communique keine derartige Erklarung. Der zweite Teil der Frage erledigt 
sich damit." Der Fiihrer konnte daher mit Recht im Reichstag am 28. April den Vorwurf 
zuriickweisen, die Munchener Abreden nicht eingehalten zu haben ( Nr. 266) . Das Munchener 
Abkommen, in dem ein feierlicher Kriegsverzicht niedergelegt war, ist vielmehr in dem 
Augenblick durch England gebrochen worden, als es Deutschland den Krieg erklarte. 



C. Die britische Einkreisungspolitik seit Februar 1939 

Der nachste Abschnitt behandelt von Nr. 267 bis 324 die britische Einkreisungspolitik seit 
Februar 1939, die flir die Beurteilung der Kriegsursachen von entscheidender Bedeutung ist. 
Denn erst durch die Verkoppelung des polnischen Komplexes mit der britischen Einkreisung 
wurden relativ einfache Fragen, wie Danzig und Korridor, mit jenem Dynamit geladen, der 
den Frieden zunachst in Ost- und dann in Westeuropa in die Luft sprengen muBte. Die 
Englische Regierung, die sich schon vorher moralisch der Opposition unterworfen hatte, 
betrieb nunmehr auch offentlich die AuBenpolitik jener Manner, deren eingestandenes Ziel 
die Vernichtung des GroBdeutschen Reiches war. Noch ehe es den tschechischen Vorwand 
gab, hatten England und Frankreich offentliche Erklarungen abgegeben, daB sie sich im Falle 
eines Krieges mit alien Streitkraften zu Hilfe eilen wurden ( Nr. 267) . Die offentlichen 
Bekundungen der englisch-franzosischen Solidaritat und "eine bemerkenswerte englische 
Aktivitat in Polen" bestarkten bereits im Februar gewisse polnische Absichten "einer 
allmahlichen Verschlechterung der deutsch-polnischen Beziehungen" ( Nr. 268) . In 
Birmingham, zwei Tage nach Prag, blies Chamberlain [xv] die Angriffsfanfare gegen 
Deutschland und kundigte offentlich die Einkreisung an: Nicht nur die Dominions und 
Frankreich, sondern auch andere Machte wurden den Wunsch haben, sich mit England zu 
konsultieren ( Nr. 269) . Unverantwortlich in die Welt gesetzte vollig unsinnige Geruchte liber 
ein deutsches Ultimatum an Rumanien wurden begierig aufgegriffen ( Nr. 270) , um diesen 



Staat fur schutzbedurftig zu erklaren. In den vorangegangenen Unterhausdebatten war von der 
Opposition wie von der Regierungspartei bereits die ganze Liste der fur die Einkreisung zu 
gewinnenden Staaten, einschlieBlich Polens, aufgestellt worden. Lord Halifax erklarte am 20. 
Marz im Oberhaus, daB die Regierung Erwagungen dariiber anstelle, "ob nicht zwecks 
gegenseitiger Unterstutzung die Ubernahme ausgedehnter gegenseitiger Verpflichtungen 
geboten erscheine", und teilte mit, daB England keine Zeit versaumt habe, um "mit anderen 
Regierungen in enge und praktische Konsultation zu treten" ( Nr. 271) . DaB dazu in erster 
Linie Polen gehorte, belegen die Berichte des Deutschen Geschaftstragers in London vom 20. 
und 22. Marz ( Nr. 272 und 274). Am 24. Marz berichtete auch der Deutsche Botschafter in 
Warschau von wiederholten Besuchen des Englischen Botschafters im Polnischen 
AuBenministerium wahrend der letzten Tage ( Nr. 206) . Polen wuBte demnach bereits, als es, 
am 21. Marz vom ReichsauBenminister noch einmal mit der Danzig- und Korridorfrage 
befaBt, am 26. Marz seine ablehnende Antwort erteilte, daB es die Garantie Englands 
und der zu schaffenden Koalition hinter sich haben werde. Das polnische Nein ist daher in 
erster Linie von England zu verantworten. 

Zur Erzeugung der geeigneten Atmosphare wurden uberdies Hetzmeldungen liber deutsche 
Angriffsabsichten gegen kleine Staaten lanciert, z. B. auch gegen Norwegen ( 273) . Die 
Einbeziehung der Sowjetunion stand von Anfang an auf der Tagesordnung ( Nr. 274) . Uber 
den Kopf Hollands und der Schweiz hinweg wurden auch diese Lander flir schutzbedurftig 
erklart ( Nr. 276 und 311) . Im BewuBtsein, daB England seiner bedurfte, steigerte dann Polen 
seine Bedingungen bis zu jenem Blankoscheck vom 31. Marz 1939 ( Nr. 206 , 277 und 279) . 
Die polnische Antwort an Deutschland vom 26. Marz war daher nicht nur von der polnischen 
AnmaBung, sondern hauptsachlich auch von der britischen Absicht diktiert, Polen zum 
entscheidenden Faktor der Einkreisungspolitik zu machen. Mit dieser Garantie wurde, wie 
selbst Duff Cooper damals schrieb, das Schicksal des englischen Empire, die Frage von Krieg 
und Frieden "einer Handvoll unbekannter Leute in Polen anvertraut". Der Flihrer erteilte in 
Wilhelmshaven die erste warnende Antwort: Deutschland werde nicht den schweren Fehler 
wiederholen, "die Einkreisung zu sehen und sich ihrer nicht beizeiten zu erwehren" ( Nr. 281 ). 
DaB sich England des grundsatzlichen Wandels seiner Politik und des Risikos, das es mit dem 
polnischen Freibrief ubernahm, bewuBt war, ergibt sich aus den Reden Chamberlains und 
Simons vom 3. April ( Nr. 283 und 284) . Die Verpflichtungen "Krieg zu fiihren" waren 
absichtlich dort eingegangen worden, wo sie England als Vorwand flir die Kontrolle Ost- und 
Mitteleuropas und flir die Auslosung eines Praventivkrieges brauchte. Die militarische 
Ausfuhrung und Anpassung ging mit der Arbeit der diplomatischen Einkreisung Hand in 
Hand ( Nr. 285) . Am 6. April wurde beim Besuch Becks in London die Umwandlung der 
einseitigen Garantie Polens vom 31. Marz in eine zweiseitige bekanntgegeben ( Nr. 286 ). 
Noch einmal wurde in vollem BewuBtsein der Tragweite die Entscheidung liber Krieg und 
Frieden bedingungslos in die Hand Polens gelegt. Am 13. April wurde die Einkreisung auch 
auf den italienischen Achsenpartner ausgedehnt, neben Rumanien auch Griechenland eine 
einseitige Garantie pcvrj gegeben und gleichzeitig die Verbindung mit der Tlirkei hergestellt 
( Nr. 288) . Die Kriegspartei war mit diesem Kurs zufrieden ( Nr. 289) . Die Bemlihungen um 
die Sowjetunion, ohne die man sich damals einen Erfolg der Einkreisung nicht vorstellen 
konnte, nahmen ihren Fortgang und wurden intensiviert ( Nr. 290) . Das rumanisch-polnische 
Blindnis sollte auch gegen Deutschland spielen ( Nr. 291) . Gegenliber Deutschland wurde 
offiziell diese Politik mit Friedensversicherungen zu tarnen gesucht ( Nr. 293) . Nach der 
Einflihrung der Kriegsdienstpflicht in England war kein Zweifel mehr liber die Ziele dieser 
Politik erlaubt. Der Flihrer sah sich daher am 28. April zu dem Memorandum an England ( Nr. 
294) und zu seiner Rede im Reichstag ( Nr. 295) gezwungen, in denen er aus der englischen 
Einkreisungspolitik die Folgerungen zog und feststellte, daB die Englische Regierung "einen 
Krieg Englands gegen Deutschland nicht mehr als eine Unmoglichkeit, sondern im Gegenteil 



als ein Hauptproblem der englischen AuBenpolitik ansieht" und "einseitig dem 
Flottenabkommen die Grundlage entzogen und dieses auBer Kraft gesetzt hat." Voraussetzung 
des Flottenabkommens war die Respektierung der gegenseitigen Lebensinteressen gewesen. 
Der Fiihrer war auch jetzt noch zur Verstandigung bereit und lieB die Tiir "flir neue 
Verhandlungen" offen. In den Reihen der englischen Kriegspartei war man verargert, "daB die 
Rede nicht kriegerischen Charakter gehabt habe" ( Nr. 296) . 

England jedoch tat auch jetzt nichts, um die polnische Frage durch Einwirkung in Warschau 
zu entspannen und zwischen Polen und Deutschland einen Kontakt herzustellen. Im 
Gegenteil, die englische Ermutigung der polnischen Uberheblichkeit war sofort zu spliren 
( Nr. 298) . Man sprach zwar davon, daB die Frage Danzig und Korridor bereinigt werden 
konnte und mliBte ( Nr. 299) , aber man lieB voile vier Monate verstreichen, ohne Polen zu 
veranlassen, das Verhandlungsangebot des Fuhrers vom 28. April anzunehmen. Am 12. Mai 
wurde die Einkreisungspolitik gegen die Achse mit der englisch-turkischen Garantieerklarung 
weiter vorwarts getrieben ( Nr. 301) , am 19. Mai durch Chamberlain erklart, daB die 
Einkreisungsfront durch endgultige Vertrage mit den garantierten Staaten befestigt und durch 
neue Abmachungen mit weiteren Machten erganzt werden mliBte ( Nr. 303) . Die starksten 
Bemuhungen galten nun dem Einbau der Sowjetunion ( Nr. 306) . Das Schicksal dieser 
Verhandlungen, die bis zur Selbsterniedrigung gefuhrt wurden, ist bekannt. Der englische 
Wille zum Praventivkrieg war allenthalben zu spiiren ( Nr. 304) . In seiner Rede in Kassel ( Nr. 
305) warnte der Fiihrer aufs neue, Deutschland werde nicht warten, bis die 
Einkreisungspolitik vollendet sei. Die Warnungen wurden wiederholt ( Nr. 307 und 308) . Die 
Englische Regierung hatte sich mit der Opposition so weit gefunden, daB selbst ein Churchill 
keinen Unterschied entdecken konnte ( Nr. 309) . Am 23. Juni wurde die franzosisch-turkische 
Erganzung des englischen Einkreisungsabkommens vom 12. Mai bekanntgegeben ( Nr. 310) . 
Den aggressiven Sinn der englischen AuBenpolitik enthiillte Lord Halifax in einer Rede in 
Chatham House ( Nr. 312) , als er erklarte, die britische Politik bleibe "lediglich auf dem 
unabanderlichen Weg, den die eigene Geschichte ihr vorgezeichnet habe". Es ist die Ruckkehr 
zur "Balance of Power", die die jeweils starkste Kontinentalmacht mit Hilfe von Koalitionen 
niederwirft, ehe sie sich der englischen Kontrolle entziehen kann. Ende Juni wurde der 
gemeinsame Oberbefehl iiber die franzosisch-englischen Streitkrafte besprochen ( Nr. 313) . 
Der Englische Kriegsminister bekannte sich offen zum System der Europa beherrschenden 
franzosischen Allianzen, das nunmehr von England ubernommen wurde ( Nr. 316) . Die 
englischen Einkreisungsbemuhungen in Sudosteuropa nahmen trotz gelegentlicher 
Widerstande der zu garantierenden Staaten ihren [xvii] Fortgang ( Nr. 317) . Mit Hilfe von 
politischen Krediten sollte der Einkreisungspolitik der Weg bereitet werden ( Nr. 318) . Mitte 
Juli tauchte in England zum ersten Male die "Besorgnis" vor einem deutsch-russischen 
Ausgleich auf, der eine Besserung der deutsch-polnischen Beziehungen zur Folge haben 
konnte ( Nr. 319) . Zur Hebung der Kriegsstimmung in der Heimat, in Polen und Frankreich 
veranstaltete die englische Luftwaffe Demonstrations- und Propagandafliige iiber Frankreich 
( Nr. 322) . Ende Juli erklarte sich England, um das sowjetrussische Biindnis um jeden Preis zu 
sichern, dazu bereit, militarische Verhandlungen aufzunehmen, ehe die politischen zum 
AbschluB gekommen waren ( Nr. 323) . Ein Vorgang, von dem Chamberlain im Unterhaus 
erklarte, daB er einzigartig sei. Der AbschluB des deutsch-russischen Nichtangriffspaktes 
versetzte der Einkreisung den todlichen StoB. Aber England hatte in voller Absicht alle 
Bracken zu einer friedlichen Regelung hinter sich abgebrochen und lieB dem Verhangnis 
s einen Lauf. 



Drittes Kapitel 

Deutschlands Bemuhungen 

um Sicherung friedlicher Beziehungen 

zu seinen Nachbarldndern 

Das dritte Kapitel (Dokumente Nr. 325 bis 348) zeigt Deutschlands Bemlihen um die 
Sicherung friedlicher Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten. Wahrend England der 
Weltmeinung einzuhammern versuchte, daB Deutschland mit der ganzen Welt in Spannung 
lebe und jeder seiner Nachbarn taglich eines deutschen Angriffs gewartig sein mlisse, schuf 
Deutschland durch feierliche Erklarungen, Vertrage, Freundschaften und Blindnisse endgultig 
festgelegte Grenzen und klare Verhaltnisse, mit Ausnahme der tschechischen und polnischen 
Feindschaften, die von beiden Volkern selbst gestiftet und aufrechterhalten worden waren. 

Ebenso wie gegenliber England (Mlinchener Erklarung, Nr. 217) war auch gegenliber 
Frankreich der EntschluB, es niemals wieder zu einer kriegerischen Auseinandersetzung 
zwischen den beiden Landern kommen zu lassen, nach den zahlreichen, seit Losung der 
Saarfrage abgegebenen Erklarungen des Fuhrers zu diesem Thema ( Nr. 325 , 326) am 6. 
Dezember 1938 in Paris ( Nr. 329 bis 332) feierlich festgelegt worden. In seiner Rede vom 30. 
Januar 1937 hatte der Flihrer bereits versichert, daB die Deutsche Regierung bereit ware, 
Belgien und Holland jederzeit "als unantastbare neutrale Gebiete anzuerkennen und zu 
garantieren" ( Nr. 325) . Die Unverletzlichkeit und Integritat Belgiens wurde daraufhin zum 
Gegenstand eines deutsch-belgischen Notenwechsels gemacht ( Nr. 333 , 334), wahrend 
hollandischerseits die Ansicht vertreten wurde, daB die Unantastbarkeit des niederlandischen 
Gebietes nicht Gegenstand einer unter niederlandischer Beteiligung zustande gekommenen 
Regelung sein konne ( Nr. 335 , 336) . 

Der Umstand, daB Deutschland infolge der Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Reich mit 
der Schweiz, Liechtenstein, Italien, Jugoslawien und Ungarn neue Grenzen erhielt, veranlaBte 
die Deutsche Regierung zur Abgabe einer Reihe von besonderen Erklarungen, durch die diese 
Grenzen als endgultig und unantastbar bezeichnet wurden ( Nr. 337) . Die Schweiz hatte 
vordem schon aus dem Munde des Fuhrers die Versicherung erhalten, daB Deutschland 
jederzeit ihre Unverletzlichkeit und Neutralitat respektieren werde ( Nr. 339) . Ungarn 
gegenliber wurde durch den Deutschen Gesandten eine Erklarung iiber die Unverletzlichkeit 
der deutsch-ungarischen Grenze abgegeben ( Nr. 341) . Die Italien [xvnrj und Jugoslawien 
erteilten Zusicherungen wurden in besonders feierlicher Weise gelegentlich des Besuches des 
Fuhrers in Rom ( Nr. 338) sowie des Besuches des Prinzregenten von Jugoslawien in Berlin 
( Nr. 340) erneuert. 

Im Norden wurde zunachst mit Litauen am 22. Marz 1939 ein Vertrag abgeschlossen, der 
unter anderem die Verpflichtung enthalt, nicht zur Anwendung von Gewalt gegeneinander zu 
schreiten ( Nr. 342) . Sodann sprach der Flihrer in der Reichstagsrede vom 28. April 1939 seine 
Bereitschaft aus, alien von Roosevelt in dessen Telegramm erwahnten Staaten 
Nichtangriffszusicherungen unter der Voraussetzung der unbedingten Gegenseitigkeit zu 
geben ( Nr. 343) . Der Gedankenaustausch, der hierauf mit Schweden, Norwegen und Finnland 
erfolgte, wurde mit dem Ergebnis beendet, daB die genannten drei Staaten der Deutschen 
Regierung aufs neue erklarten, daB sie sich von Deutschland nicht bedroht flihlten und im 
librigen die Absicht hatten, mit keinem Lande Nichtangriffspakte abzuschlieBen ( Nr. 344 ). 
Dagegen wurden zwischen Deutschland und Danemark am 31. Mai 1939 ( Nr. 345) , zwischen 
Deutschland und Estland am 7. Juni 1939 ( Nr. 346) und zwischen Deutschland und Lettland 
am gleichen Tage ( Nr. 347) Nichtangriffs vertrage abgeschlossen. SchlieBlich kam es am 23. 



August 1939 zu dem AbschluB des Nichtangriffsvertrages zwischen Deutschland und der 
Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken ( Nr. 348) . 

Ubersicht, Teil 3 

Viertes Kapitel 

Polen als Werkzeug des englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung der britischen Einkreisungspolitik 

auf die Haltung Polens 

I. Vernichtungsfeldzug gegen die deutsche Volksgruppe 

Das vierte Kapitel bringt den Nachweis flir den MiBbrauch Polens als Werkzeug des 
englischen Kriegswillens ( Nr. 349 bis 482) . Die Auswirkung der britischen Blankovollmacht 
war sofort zu spiiren. Polen setzte zum Vernichtungsfeldzug gegen die deutsche Volksgruppe 
an. Einen Tag nach dem polnischen Nein, am 27. Marz 1939, kommt es in Bromberg unter 
Rufen wie "Weg mit Hitler", "Wir wollen Danzig", "Wir wollen Konigsberg" zu 
deutschfeindlichen Demonstrationen ( Nr. 349) . An anderer Stelle wird bei einem 
Kameradschaftsabend der Reichsdeutschen von eindringenden Polen Fiihrerbild und 
Reichsflagge vernichtet ( Nr. 350) , wogegen scharfster Protest eingelegt wird ( Nr. 351 und 
352) . Thorn und Posen miissen Ende Marz von neuerlicher Verscharfung der Hetze, 
Demonstrationen, tatlichen Angriffen und annexionistischen Forderungen berichten ( Nr. 353 , 
354 und 355). In Posen halten die Ausschreitungen eine voile Woche an. Es kommt immer 
ofters zu Uberfallen auf Volksdeutsche, wobei es Schwerverletzte gibt ( Nr. 355 und 357) . 
Deutsche Proteste sind erfolglos ( Nr. 360) . Anfang April wird ein offentlicher Aufruf in ganz 
Polen verbreitet, der das Generalprogramm flir die Entdeutschung des Landes enthalt ( Nr. 
358) . Mitte April uberschreiten die ersten deutschen Fluchtlinge die Grenze ( Nr. 359) . Den 
Konsulaten ist es fast unmoglich, alle Falle einzeln aufzufuhren ( Nr. 361) . Auch in 
Oberschlesien tobt die Hetze ohne MaBen ( Nr. 362) . Terrorakte fiillen die Berichte der 
deutschen Konsulate ( Nr. 363) . Der Aufstandischenverband gibt die Terrorbefehle aus ( Nr. 
364). Am 6. Mai meldet Generalkonsulat Kattowitz 200 Terrorfalle ( Nr. 365) , am 19. Mai 
weitere hundert ( Nr. 372) allein aus Oberschlesien. Kein Deutscher ist seines Lebens und 
seines Eigentums mehr sicher. Der Terror greift auch rxixi auf das kongreBpolnische Gebiet 
iiber und wird durch planmaBige Brandstiftung verscharft ( Nr. 366) . Die letzten 
kulturpolitischen Stutzpunkte des Deutschtums werden zerstort ( Nr. 369 , 373, 374, 377, 379, 
383 , 385 , 390 , 391, 399 usw.). Die deutsche Volksgruppe wendet sich in ihrer Verzweiflung 
an den Polnischen Staatsprasidenten ( Nr. 369) . Die Englische Regierung wird durch die 
Deutsche Botschaft iiber diese friedensgefahrliche Entwicklung auf dem laufenden gehalten 
( Nr. 368) , ohne daB etwas geschieht. Mitte Mai steigert sich die Hetze zu 
Deutschenpogromen, bei denen Tausende von Deutschen "wie Freiwild" gejagt werden ( Nr. 
370 und 371). Die Fluchtlingsbewegung nimmt zu ( Nr. 374) , desgleichen das polnische 
Sabelrasseln, die Verkundung annexionistischer Kriegsziele ( Nr. 367 , 378) und die 
offentlichen Verunglimpfungen und Beleidigungen des Fiihrers, die erneut zu scharfen 
Protesten zwingen ( Nr. 382) . Auf dem wirtschaftlichen Sektor werden planmaBig deutsche 
Genossenschaften, Molkereien und Apotheken liquidiert ( Nr. 380 , 395). Lodz meldet am 7. 
Juni: "Die Bedrohungen der Volksdeutschen mit Totschlag, Folterungen usw. sind zu 
taglichen Selbstverstandlichkeiten geworden." Ganze Familien bringen wegen der standigen 
Morddrohungen ihre Nachte in den Waldern zu ( Nr. 381 ). 

Proteste im Polnischen AuBenministerium werden mit Achselzucken und stillschweigendem 
Eingestandnis beantwortet, daB man gegeniiber den Militars machtlos und der Gefangene des 



polnischen Chauvinismus geworden ist ( Nr. 382 und 385) . Nach IVi Monaten englischer 
Garantie faBt der Deutsche Botschafter in Warschau seine Eindrlicke dahin zusammen, "daB 
die Verhetzung AusmaBe angenommen hat, wie er sie wahrend seiner langjahrigen Tatigkeit 
nicht habe beobachten konnen" ( Nr. 385) . Nach den Apotheken, Krankenhausern und 
konfessionellen Vereinshausern werden die Deutschen Heime in Posen, Bromberg, Lodz, 
Tarnowitz, Karwin und Oderberg geschlossen und enteignet ( Nr. 377 , 379, 385 , 390) . Dann 
geht man zum Angriff gegen das religiose und kirchliche Leben der deutschen Volksgruppe, 
vor allem gegen die evangelische Kirche, iiber. Ein Bethaus der Brudergemeinde wird 
demoliert ( Nr. 388) . Polnische Bischofe werden von einem Generalstabsoberst aufgefordert, 
dafiir zu beten, daB den "polnischen Brudern jenseits der Grenze ihre Probezeit verkiirzt und 
sie durch ein zweites Grunwald aus der Unfreiheit erlost wiirden" ( Nr. 392) . Ein Bericht der 
Deutschen Botschaft worn 5. Juli schildert die Verfolgung der evangelischen Kirche und ihrer 
Diener, er zeigt, daB die Anschlage gegen Kirchen und Pfarrer zu einem System geworden 
sind ( Nr. 394) . Die theologische Hochschule des deutschen Protestantismus in Posen wird 
geschlossen ( Nr. 411) . Das englische Christentum, dem diese Dinge bekanntgegeben wurden, 
schwieg dazu. Immer mehr stellt sich heraus, daB die Behorden selbst die Trager des 
Liquidationsprozesses sind ( Nr. 396) . Die englische Mitverantwortung dafiir stellt der 
Deutsche Botschafter in Warschau fest, indem er schreibt, "die Polnische Regierung fiihlt sich 
offensichtlich durch die englische Blankovollmacht so stark, daB sie es nicht mehr flir notig 
halt, bei der Behandlung der Minderheit irgendeine Rucksicht auf die deutschen Interessen zu 
nehmen" ( Nr. 397) . Konsulat Lemberg berichtet Mitte Juli, daB in seinem Amtsbezirk gegen 
das Deutschtum mit den Methoden vorgegangen wird, die bei den beruchtigten Pazifikationen 
1930 gegen die Ukrainer angewandt worden waren ( Nr. 400) . Nun beteiligt sich auch das 
Militar an den Ausschreitungen ( Nr. 403) . Das Deutschtum in Galizien steht vor der 
Vernichtung. Es sieht keine Zukunft mehr und wird mit Brandstiftung und Gefahr an Leib und 
Leben bedroht ( Nr. 407) . Was der offene Terror ubersieht, wird durch Steuerterror und 
Behordenschikane nachgeholt ( Nr. 408) . 



rxxi Im August 1939 nahert sich die Verfolgung des Deutschtums in alien Woiwodschaften 
ihrem Hohepunkt. Haussuchungen und Verhaftungen sind an der Tagesordnung ( Nr. 410 , 
412). Die letzten deutschen Vereine werden geschlossen ( Nr. 414) . Eine Aufzeichnung des 
Auswartigen Amts zeigt aus einer uniibersehbaren Fiille von Terrorakten 38 typische und 
schwerwiegende Falle ( Nr. 415) . Es ist eine Liste des Schreckens, die nur noch durch die 
ScheuBlichkeit der Bromberger Mordnacht und die Hinschlachtungen der Deutschen in ganz 
Polen iibertroffen wird, deren traurige Spuren die deutsche Armee verfolgen konnte. Die 
Volksdeutschen der Grenzgebiete werden ins Innere verschleppt oder in Konzentrationslager 
geworfen ( Nr. 417) . Die Zahl der Fluchtlinge iiberschreitet 70.000 ( Nr. 416) . 



II. Polnische MaBnahmen gegen Danzig 

Nachdem Polen jede Anderung des Statuts von Danzig als casus belli erklart and dafiir die 
englische Deckung gefunden hatte, muBte sich Danzig nach der Erteilung der britischen 
Blankovollmacht an Polen auf alles gefaBt machen. Polnische Flugzeuge und polnisches 
Militar verubten schon im Mai 1939 Grenzverletzungen ( Nr. 418) . Die Besatzung der 
Westerplatte wurde unter Verletzung der geltenden Vertrage verstarkt, rings um die Danziger 
Grenzen wurden Truppen zusammengezogen ( Nr. 419) . Am 20. Mai wurde ein Danziger 
Staatsangehoriger in Kalthoff durch Schusse aus dem Auto der Polnischen Diplomatischen 
Vertretung in Danzig niedergestreckt ( Nr. 420) und dieser Mord dann von polnischer Seite 
noch zum Gegenstand eines herausfordernden Notenwechsels gemacht ( Nr. 421) . Der 23. 



Mai brachte einen weiteren Grenzzwischenfall ( Nr. 422) . Gleichzeitig erhohte Polen 
planmaBig die Zahl der polnischen Zollinspektoren ( Nr. 423) , was den Danziger Senat zu 
Protestschritten zwang. Polen antwortete mit der Androhung einer weiteren Verstarkung des 
polnischen Zollpersonals ( Nr. 425) . Diese polnischen Zollinspektoren wurden vor allem auch 
flir Spionage eingesetzt ( Nr. 424 und 426) . Im Juli ging Polen gegen Danzig mit 
wirtschaftlichen Druckmitteln vor. Die Einfuhr von Lebensmitteln aus Polen ( Nr. 429) und 
die Ausfuhr von Produkten der Danziger Lebensmittelindustrie nach Polen ( Nr. 431) wurden 
verhindert. Danzig sollte wirtschaftlich blockiert werden. Polen traf Vorbereitungen zur 
Provozierung von Zwischenfallen in Danzig ( Nr. 428) ; der Vertreter der polnischen 
Minderheit im Danziger Volkstag erklarte bei einer Kundgebung in Gdingen, "daB die 
polnische Bevolkerung Danzigs die Vereinigung Danzigs mit dem Mutterlande Polen mit 
Hilfe der polnischen Armee erreichen werde" ( Nr. 430) . Einen Hohepunkt erreichte die 
Spannung durch ein polnisches Ultimatum in der Nacht vom 4. auf den 5. August ( Nr. 432 , 
433 und 434) . Eine niemals erlassene angebliche Anordnung des Danziger Senats wurde zum 
Vorwand fur dieses Ultimatum und flir Drohungen mit "unverzuglichen 
VergeltungsmaBnahmen" genommen. Seit dem 23. August wurden deutsche 
Verkehrsflugzeuge in sehr zahlreichen Fallen von polnischen Streitkraften auf der Halbinsel 
Hela beschossen ( Nr. 435 und 436) . Inzwischen war die vertragswidrige Militarisierung der 
polnischen Stutzpunkte in Danzig fortgesetzt worden. Wie das Oberkommando der 
Wehrmacht nach der Niederwerfung der Westerplatte feststellte, betrug hier die polnische 
Besatzung, die vertragsmaBig auf 88 Mann festgesetzt war (vgl. Nr. 22) , in Wahrheit 240 
Mann; das Gelande war zu einem mit Artillerie und Maschinengewehren verteidigten 
Befestigungssystem ausgebaut worden ( Nr. 437, Anhang ). 

rxxn 

B. Die letzte Phase der deutsch-polnischen Krise - 

Die immer wiederholten englischen Zusicherungen hatten Anfang Juli in Polen zu einer 
ausgesprochenen Kriegsstimmung gefuhrt. Die polnische Kriegslust konnte durch die 
Ausfuhrungen, mit denen der Leiter der britischen Politik am 10. Juli im Unterhaus zu dem 
deutsch-polnischen Streitpunkt Stellung nahm, nur verstarkt werden. Chamberlain 
wiederholte und bekraftigte die britischen Zusagen an Polen, vor allem in der Danziger Frage 
( Nr. 438) . Es geht aus dieser Erklarung hervor, daB England die polnische Lesart kritiklos 
ubernommen und bei aller Beteuerung, man wurde eine freundschaftliche Losung begruBen, 
nichts getan hat, um Polen zu einem Entgegenkommen zu bewegen. Im Gegenteil, die Rede 
Chamberlains vom 10. Juli 1939 zeigt, daB England durch die Einkreisungspolitik erst die 
Frage Danzig und Korridor mit jener Hochspannung geladen hat, die zur Explosion flihren 
muBte. Wir wissen heute, daB die englische Garantie in Wahrheit ausschlieBlich gegen 
Deutschland gerichtet war (vgl. S. 420, Anm.) und daB Polen spater die groBere Halfte seines 
Staatsgebiets an SowjetruBland verloren hat, ohne daB England irgend etwas unternahm. 
Diese Tatsachen beleuchten erst vollends die bezeichnende englische 
Verantwortungslosigkeit, mit der in der Erklarung Chamberlains die nationale Existenz und 
Unabhangigkeit Polens als durch die bescheidenen deutschen Vorschlage zur Danzig- und 
Korridorfrage bedroht hingestellt wurde. Die gleiche Rede enthalt auch das durchsichtige 
Spiel mit den Daten der deutschen Vorschlage vom 21. Marz, der polnischen Ablehnung vom 
26. und der englischen Garantieerklarung vom 31. Marz. Vorstehend ist an Hand der 
Dokumente Nr. 269 bis 279 bereits der Nachweis gefuhrt worden, daB man es hier mit einem 
bewuBt gefalschten Arrangement der Zeitpunkte und ihrer Hintergrunde zu tun hat. Eine 
Aufzeichnung des Staatssekretars Freiherr von Weizsacker vom 13. Juli ( Nr. 439) nagelt den 
Englischen Premierminister, der behauptet hatte, Deutschland habe den Status quo in Danzig 



bis zum Jahre 1944 garantiert, auf einen zweiten Irrtum fest. Der Englische Botschafter in 
Berlin konnte nicht widersprechen, als ihm Staatssekretar Freiherr von Weizsacker vorhielt, 
daB offentliche Erklarungen dieser Art Polen lediglich "den Riicken starken" miiBten, "statt es 
zur Besinnung zu bringen" ( Nr. 440) . Indessen wurden gegeniiber Polen die Demonstrationen 
des britischen Kriegswillens wiederholt. Der Besuch des englischen Generals Ironside in 
Warschau diente diesem Zweck ( Nr. 443) . Die britische Kriegsentschlossenheit begegnete 
sich in Warschau mit der polnischen. Marschall Rydz-Smigly legte sich in seinem ersten 
offentlichen Interview, das zugleich einen unmittelbaren Eingriff in die AuBenpolitik 
darstellte, vor dem englischen Besuch absichtlich auf ein "Menials" in der Danziger Frage 
fest ( Nr. 441 , 442) und versperrte damit aufs neue die Moglichkeiten einer direkten 
Fuhlungnahme. Die Propaganda des polnischen Chauvinismus und das englische Antreiben 
hatten es Ende Juli so weit gebracht, daB das polnische Volk in alien seinen Schichten 
kriegsbereit war und der sicher erwarteten bewaffneten Auseinandersetzung mit Vertrauen 
und Zuversicht entgegensah ( Nr. 444) . Am 9. August teilte Deutschland der Polnischen 
Regierung mit, daB eine Wiederholung der ultimativen Forderungen an Danzig eine 
Verscharfung in den deutsch-polnischen Beziehungen herbeifuhren wiirde, fur deren Folgen 
allein die Polnische Regierung verantwortlich sein werde. Zugleich wurde die Polnische 
Regierung darauf aufmerksam gemacht, daB die Aufrechterhaltung der von Polen gegen 
Danzig getroffenen wirtschaftlichen MaBnahmen die Freie rxxm Stadt zwingen wiirde, sich 
nach anderen Ein- und Ausfuhrmoglichkeiten umzusehen ( Nr. 445) . Die Polnische Regierung 
antwortete mit einem Aide-Memoire, das in der Feststellung gipfelte, Polen werde jede 
Intervention der Reichsregierung in Danziger Angelegenheiten, die die dortigen polnischen 
Rechte und Interessen schadige, als Angriffshandlung ansehen ( Nr. 446) . Die polnische 
Antwort war mit Zustimmung Englands und Frankreichs erfolgt ( Nr. 447) . 

England wurde vorbeugend auf den Ernst der Entwicklung hingewiesen ( Nr. 448) . Auch 
Frankreich kann nicht behaupten, daB es von Deutschland nicht vor dem Weg gewarnt wurde, 
den Polen eingeschlagen hatte. In der Unterredung des Staatssekretars Freiherr von 
Weizsacker mit dem Franzosischen Botschafter ( Nr. 449) am 15. August wurde eine "sehr 
ernste, warnende Sprache" gefuhrt und nachdriicklichst auf die ultimativen Drohungen gegen 
Danzig und andere Exzesse aufmerksam gemacht. Polen zoge damit sein Schicksal iiber sich 
zusammen und brachte seine Freunde dazu, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen. Der 
Botschafter lehnte es indessen fur Frankreich ab, einen Druck auf Warschau auszuiiben. 
Dieselbe ernste Sprache fiihrte Staatssekretar Freiherr von Weizsacker am gleichen Tag 
gegeniiber dem Britischen Botschafter, der aufs neue auf die Ermutigung der polnischen 
Uberheblichkeit durch die britische Garantie und auf das Londoner Einverstandnis mit der 
Drohnote an Danzig hingewiesen wurde ( Nr. 450) . Henderson wuBte dagegen nichts 
Uberzeugendes vorzubringen. Den Rat, Polen in der Frage Danzig und in seinem Verhalten 
zum Reich zur Vernunft zu bringen, schlug England auch diesmal in den Wind. England hatte 
sich nicht nur kritiklos den polnischen Standpunkt zu eigen gemacht ( Nr. 451) , sondern sich 
auch bewuBt auf die kriegerische Auseinandersetzung eingestellt. Die Uberzeugung davon 
war iiber Europa hinaus fuhlbar ( Nr. 452) . England lieB sich auch durch die historische 
Warnung davon nicht abbringen, die in der Ankundigung eines Nichtangriffspaktes zwischen 
Deutschland und der Sowjetunion enthalten war ( Nr. 453) . Chamberlain beantwortete sie 
offentlich ( Nr. 453) und in einem Schreiben an den Fiihrer ( Nr. 454) mit der erneuten 
Wiederholung, daB man Polen im GenuB der Blankovollmacht lassen werde. Aus diesem 
Schreiben und den Erlauterungen, die der Britische Botschafter am 23. August in einer 
Unterredung mit dem Fiihrer in Berchtesgaden dazu gab ( Nr. 455) , geht hervor, daB England 
nicht bereit war, iiber unverbindliche Worte hinaus in Warschau diejenigen Voraussetzungen 
zu schaffen, die flir eine Wiederaufnahme der direkten Verhandlungen mit Deutschland 
unerlaBlich waren. Man hatte nahezu fiinf Monate verstreichen lassen, Polen in seiner 



AnmaBung bestarkt und schob nun Deutschland die Aufgabe zu, dem polnischen Ubermut 
goldene Briicken zu bauen. Uber die ganze Verantwortung Englands flir die Zuspitzung der 
polnischen Frage lieB der Fuhrer in dieser Unterredung keinen Zweifel. Der Flihrer wies 
darauf hin, daB England die Hand Deutschlands immer zuruckgestoBen habe und "lieber den 
Krieg als etwas zum Vorteil Deutschlands" geschehen lassen wiirde. Der deutsche Standpunkt 
ist in der schriftlichen Antwort des Fuhrers an Chamberlain vom 23. August 1939 
zusammenfassend niedergelegt ( Nr. 456) : Das Fehlen der direkten Streitpunkte mit England, 
die Bescheidenheit und Billigkeit der deutschen Forderungen an Polen, die Auswirkung der 
britischen Garantie, die Zuspitzung der Lage in Danzig und die Verfolgung der deutschen 
Volksgruppe in Polen, die Kenntnisnahme von der Entschlossenheit Englands zum Krieg, 
aber auch die deutsche Entschlossenheit, die Interessen des Reichs wahrzunehmen und 
englische militarische Vorbereitungen mit der deutschen Mobilmachung zu be- rxxmi 
antworten. Das Schreiben schlieBt mit der Versicherung, niemand wiirde glucklicher liber eine 
Anderung der britischen Haltung gegeniiber Deutschland sein als der Fuhrer. 

Obwohl das Schreiben des Britischen Ministerprasidenten vom 22. August und die am 
folgenden Tage von den britischen Staatsmannern gehaltenen Reden jedes Verstandnis flir 
den deutschen Standpunkt vermissen lieBen, machte der Fuhrer am 25. August 13.30 Uhr 
einen neuen Versuch, sich mit GroBbritannien zu verstandigen ( Nr. 457) . Er wolle, so 
eroffnete er dem Britischen Botschafter, "heute England gegeniiber einen Schritt 
unternehmen, der genau so entscheidend sei wie der Schritt RuBland gegeniiber, der zu der 
kurzlichen Vereinbarung gefiihrt habe". Nach Zuruckweisung der Unterstellung von 
Weltherrschaftsplanen entwickelte er das polnische Problem in seiner ganzen Gefahrlichkeit 
und Dringlichkeit. Deutschland sei entschlossen, die mazedonischen Zustande an seiner 
Ostgrenze zu beseitigen. Einen Zweifrontenkrieg werde es nicht geben, das Abkommen mit 
RuBland sei bedingungslos und eine Wende auf langste Zeit. Er sei bereit, nach der Losung 
des deutsch-polnischen Problems England noch einmal ein umfassendes Angebot zu machen. 
Er bejahe das Britische Imperium und sei bereit, die Kraft des Deutschen Reiches flir dessen 
Bestand einzusetzen, sofern seine begrenzten kolonialen Forderungen, die auf friedlichem 
Wege ausgehandelt werden konnten, erfullt, seine Verpflichtungen gegeniiber Italien und 
SowjetruBland nicht beriihrt wiirden. Er sei ferner bereit, eine vernunftige Begrenzung der 
Rustungen zu akzeptieren. Im Westen stehe jede Grenzkorrektur auBer Erwagung. Sofort nach 
Losung der deutsch-polnischen Frage werde er mit einem Angebot an die Britische Regierung 
herantreten. Es war ein Angebot von europaischem, ja weltweitem AusmaB. Seine Ablehnung 
durch England erscheint im Lichte der spateren kriegerischen Ereignisse und der Lasten, die 
auf der neutralen Welt nunmehr liegen, um so verantwortungsloser. Englands Antwort auf die 
groBziigigen Vorschlage lieB auf sich warten. Vordem vollzog England die flir die weitere 
Entwicklung folgenschwerste Handlung: Der nunmehr schriftlich niedergelegte britisch- 
polnische Beistandspakt, mit dem England sein Schicksal endgultig mit dem Polens verband, 
wurde an dem gleichen 25. August in London vom Britischen AuBenminister und vom 
Polnischen Botschafter gezeichnet ( Nr. 459) . - Die britische Stellungnahme zu den 
Vorschlagen des Fuhrers vom 25. August war in dem Memorandum enthalten, das dem 
Fuhrer vom Britischen Botschafter erst am 28. August, nach Verlust von 3 kostbaren Tagen, 
abends 22.30 Uhr iiberreicht wurde ( Nr. 463) . Die Britische Regierung lehnt es darin ab, die 
deutsch-englische Zukunft und die europaische Befriedung von der polnischen Intransigenz 
zu trennen. Sie zeigt sich aber aller Gefahren bewuBt, die der augenblickliche Zustand an der 
Ostgrenze in sich schlieBt und stimmt mit Deutschland in der Notwendigkeit einer raschen 
Losung uberein. Sie schlagt daher als nachsten Schritt direkte Verhandlungen zwischen 
Deutschland und Polen vor und fiigt hinzu, daB sie von der Polnischen Regierung bestimmte 
Zusicherungen erhalten habe, mit der Reichsregierung in direkte Verhandlungen liber die 
deutsch-polnischen Fragen einzutreten, deren Ergebnisse von anderen Machten garantiert 



werden miissen. Wir wissen heute, daB die Englische Regierung hierbei nicht vor einer 
bewuBten Irrefiihrang der Reichsregierung zuriickgeschreckt ist. Aus dem inzwischen 
veroffentlichten Schriftwechsel des Britischen AuBenministers mit dem Britischen 
Botschafter in Warschau ergibt sich namlich, daB die in der britischen Stellungnahme vom 28. 
August enthaltene Behauptung, eine definitive Zusicherung der Bereitschaft Polens zu 
direkten Besprechungen in rxxivi Handen zu haben, nicht dem Sachverhalt entspricht.. In 
seiner Antwort, dem Britischen Botschafter am 29. August 18.45 Uhr uberreicht ( Nr. 464 ), 
nimmt der Flihrer den britischen Vorschlag an. Er macht aber England darauf aufmerksam, 
daB die Zustande im Osten flir eine GroBmacht unertraglich sind und ein Zustand erreicht ist, 
der ein weiteres Hinnehmen oder auch nur Zusehen ausschlieBe. Der Flihrer weist weiter 
darauf hin, daB vielleicht nur noch Stunden zur Verfugung stehen, um die Spannung zu 
beseitigen. Deutschland habe lange versucht, auf dem Weg friedlicher Verhandlungen 
weiterzukommen, ohne von der Polnischen Regierung unterstutzt zu werden. Trotz ihrer 
skeptischen Beurteilung der vorgeschlagenen direkten Besprechungen nehme die 
Reichsregierung den britischen Vorschlag an und erklare sich damit einverstanden, daB durch 
Vermittlung der Englischen Regierung eine mit alien Vollmachten versehene polnische 
Personlichkeit nach Berlin komme, mit deren Eintreffen die Reichsregierung flir Mittwoch, 
den 30. August, rechne. Sie werde sofort Vorschlage einer flir sie akzeptablen Losung 
ausarbeiten und diese, wenn moglich, bis zur Ankunft des polnischen Unterhandlers auch der 
Britischen Regierung zur Verfugung stellen. Die Antwort Polens war die Anordnung der 
allgemeinen Mobilmachung ( Nr. 465) . 

Wahrend die Britische Regierung noch liber die Mitteilung des Flihrers vom 25. August 
beriet, fand ein Briefaustausch zwischen dem Franzosischen Ministerprasidenten Daladier 
und dem Flihrer statt ( Nr. 460 und 461) . Der Flihrer begrlindete in seiner Antwort wiederum 
ausflihrlich den deutschen Standpunkt in der deutsch-polnischen Frage und wiederholte noch 
einmal seinen festen EntschluB, die gegenwartige deutsch-franzosische Grenze als endgliltig 
anzuerkennen. 

Die Britische Regierung lieB sich mit ihrer Antwort auf die deutsche Anregung der 
Entsendung einer bevollmachtigten polnischen Personlichkeit wiederum Zeit. Erst um 
Mitternacht des 30. August liberbrachte Henderson ein Antwortmemorandum der Britischen 
Regierung ( Nr. 466 Anlage I) und erklarte gleichzeitig, daB die Britische Regierung nicht in 
der Lage sei, der Polnischen zu empfehlen, einen bevollmachtigten Vertreter zu entsenden. 
Sie schlage vielmehr vor, Deutschland moge sich auf dem normalen diplomatischen Weg an 
Polen wenden. Im Memorandum bestatigt die Englische Regierung, daB Deutschland seine 
Vorschlage angenommen hat. Obwohl sie sich der Gefahr bewuBt sei, daB zwei mobilisierte 
Armeen einander in nachster Nahe gegenliberstanden, halte sie es doch flir untunlich, schon 
heute (30. August) die Flihlungnahme herzustellen. England hat demnach mehr als 24 
Stunden verstreichen lassen, ohne den direkten Kontakt herzustellen. 

Dem ReichsauBenminister blieb unter diesen Umstanden nichts anderes librig, als 
festzustellen ( Nr. 466) , daB Polens Antwort die Generalmobilmachung gewesen sei und daB 
man umsonst auf das Erscheinen eines polnischen Vertreters gewartet habe. Um zu zeigen, 
was Deutschland dem polnischen Vertreter vorzuschlagen beabsichtigt hatte, verlas der 
ReichsauBenminister die inzwischen ausgearbeiteten deutschen Vorschlage, die, in 16 Punkte 
zusammengefaBt, die fairste Losung der Streitfragen darstellten ( Nr. 466 Anlage II) , und 
erlauterte sie im einzelnen. Die amtliche deutsche Mitteilung ( Nr. 468) stellt fest, daB 
Deutschland weitere 24 Stunden umsonst auf eine bevollmachtigte polnische Personlichkeit 
gewartet habe und daB auch der Polnische Botschafter, der am 31. August 18.30 Uhr im 
Auswartigen Amt erschien, keine Vollmacht zum Verhandeln besessen, sondern nur erklart 



habe, Polen erwage die britische Anregung im giinstigen Sinne. Der polnische Rundfunk ( Nr. 
469) und die rxxvi gesamte polnische Presse haben die deutschen Vorschlage sofort als 
unannehmbar und "unverschamt" abgelehnt. - Von englischer wie von polnischer Seite sind 
zu diesen Vorgangen unrichtige Darstellungen verbreitet worden. Insbesondere wird 
englischer- wie polnischerseits behauptet, Polen habe die Vorschlage, die es angeblich 
abgelehnt habe, zur Stunde der Ablehnung noch gar nicht gekannt. Der Englische Botschafter, 
dem sie vom ReichsauBenminister "at top speed" vorgelesen worden seien, habe sie nicht 
verstanden und nicht weiterleiten konnen, weil man sie ihm nicht ausgehandigt hatte. 
Demgegenuber ist daran zu erinnern, daB der Hauptinhalt der deutschen Vorschlage schon in 
der Antwort des Fuhrers vom 29. August ( Nr. 464) enthalten war, die England im Laufe des 
30. dem Britischen Botschafter in Warschau zur Ubermittlung an die Polnische Regierung 
zugesandt hatte. Im ubrigen geht aus den inzwischen veroffentlichten amtlichen britischen 
Dokumenten einwandfrei hervor, daB Henderson die im einzelnen ausgearbeiteten deutschen 
Vorschlage der sogenannten 16 Punkte sehr wohl verstanden und in der gleichen Nacht 
unmittelbar im AnschluB an seine Unterredung mit dem ReichsauBenminister deren 
Hauptinhalt zutreffend sowohl nach England als auch an seinen englischen Kollegen in 
Warschau weitergeleitet hat. Am Morgen des 3 1 . August hat Henderson, wie er in seinem 
AbschluBbericht vom 20. September selbst zugibt, den Polnischen Botschafter in Berlin iiber 
die Einzelheiten der deutschen Vorschlage (16 Punkte) unterrichten lassen, die er inzwischen 
von einem Vertrauensmann auch schriftlich erhalten hatte. Dem gleichen Hendersonschen 
SchluBbericht zufolge verbrachte der Polnische Botschafter im AnschluB an diese Mitteilung 
der 16 Punkte den Vormittag in Telephongesprachen mit Warschau. Die Polnische Regierung 
hat die Vorschlage demnach gekannt. Wenn England den guten Willen zur Herstellung eines 
Kontaktes in letzter Stunde gehabt hatte, ware dies zeitlich und technisch auch in diesem 
Stadium noch moglich gewesen. Aber nicht nur England hat es abgelehnt, Warschau die 
Annahme des deutschen Vorschlags zu raten, sondern, wie aus den veroffentlichten 
englischen Dokumenten hervorgeht, auch Beck hat erklart, er werde einer deutschen 
Einladung selbstverstandlich nicht folgen und Lipski nicht einmal ermachtigen, die 
deutschen Vorschlage entgegenzunehmen. Im ubrigen war es, nachdem England fiinf 
Monate darauf verzichtet hatte, trotz wachsender Spannungen Polen zu einem direkten 
Kontakt mit dem Reich zu bewegen, von vornherein klar, daB sein letzter Vorschlag nur ein 
Versuch war, die Kulissen so zu arrangieren, daB es mit seinem polnischen Verbundeten nicht 
bei der Herbeifuhrung des Krieges in flagranti ertappt wurde. Dies zeigen die gleichfalls von 
England selbst veroffentlichten mehrfachen Ermahnungen des Englischen AuBenministers an 
Warschau, " im Hinblick auf die Weltmeinung" auBerst vorsichtig zu sein. Es ging nicht um 
die friedliche Bereinigung der Spannung, sondern darum, der Weltoffentlichkeit gegeniiber 
das "friedliche" Gesicht zu wahren. 

Nachdem somit alle Moglichkeiten zu einer friedlichen Regelung der deutsch-polnischen 
Krise erschopft waren, sah sich der Flihrer genotigt, die von Polen schon seit langem 
gegeniiber Danzig, dem Deutschtum in Polen und schlieBlich gegeniiber Deutschland durch 
zahlreiche Grenzverletzungen ( Nr. 470) angewandte Gewalt mit Gewalt abzuwehren. In der 
Rede des Fuhrers vor dem Reichstag am 1 . September ( Nr. 471) ist der deutsche Standpunkt 
abschlieBend zusammengefaBt. Die polnische Herausforderung im Osten duldete kein 
weiteres Zogern. Es kam nun darauf an, ob die Westmachte frivol genug waren, auch 
Westeuropa in die Auseinandersetzung zu verwickeln. GroBbritannien war dazu entschlossen, 
wie endgultig durch die Note bestatigt wurde, rxxvn die Sir Nevile Henderson am 1 . 
September 1939 21 Uhr im Auswartigen Amt iiberreichte. Darin werden die Einstellung 
"jeglicher Angriffshandlung gegen Polen" und Zusicherungen gefordert, daB Deutschland 
bereit ist, seine Truppen "unverziiglich aus polnischem Gebiet zuruckzuziehen", andernfalls 
wiirde GroBbritannien ohne Zogern seine vertraglichen Pflichten gegeniiber Polen erfullen 



( Nr. 472) . Um 22 Uhr iiberbrachte der Franzosische Botschafter eine Note gleichen Wortlauts 
( Nr. 473) . Der ReichsauBenminister wies den Vorwurf, Polen angegriffen zu haben, scharf 
zuruck, erklarte sich aber bereit, den Inhalt der Noten dem Flihrer weiterzuleiten. 

In diesem Augenblick setzte ein Vermittlungsversuch des Duce ein, wie aus Dokument Nr. 
474 hervorgeht. Er enthielt den Vorschlag eines Waffenstillstandes und der Einberufung einer 
Konferenz in 2 bis 3 Tagen. Die Reichsregierung erklarte sich bereit, auf den Vorschlag 
einzugehen; auch die Franzosische Regierung hatte eine positive Autwort erteilt. Das 
Dokument Nr. 475 , eine Mitteilung der Havasagentur vom 2. September 1939, ist in diesem 
Zusammenhang von historischer Bedeutung. Diese Mitteilung wurde namlich, wie sich 
herausstellte unter englischem Druck, spater zuriickgezogen. England hatte inzwischen die 
Franzosische Regierung gezwungen, sich der englischen Auffassung anzuschlieBen, die auf 
der Zuruckziehung der deutschen Truppen bestand ( Nr. 476) . Damit war die Aktion des Duce 
in einem Augenblick torpediert, in dem sie kurz vor dem Erfolg stand. Statt dessen sandte 
England am 3. September vormittags 9 Uhr ein auf 1 1 Uhr befristetes Ultimatum, in der es die 
Forderungen auf Einstellung der Kampfhandlungen und Zuruckziehung der deutschen 
Truppen wiederholte und sich fur den Fall der Ablehnung nach Ablauf dieser Zeit als im 
Kriege mit Deutschland befindlich erklarte ( Nr. 477) . 11 Uhr 15 desselben Tages 
unterrichtete Lord Halifax den Deutschen Geschaftstrager in London davon, daB sich England 
vom 3. September 1939 11 Uhr vormittags ab als im Kriegszustand mit Deutschland 
befindlich ansehe ( Nr. 478) . Es war selbstverstandlich, daB die Reichsregierung es ablehnen 
muBte, die ultimativen Forderungen Englands "entgegenzunehmen, anzunehmen oder gar zu 
erfullen". In einem Memorandum, vom ReichsauBenminister dem Britischen Botschafter am 
3. September 11 Uhr 30 uberreicht, wies Deutschland diese Forderungen unter nochmaliger 
Entwicklung des deutschen Standpunktes und der englischen Verantwortwortung fur eine 
kriegerische Auseinandersetzung zuruck und erklarte, "jede Angriffshandlung Englands mit 
den gleichen Waff en und in der gleichen Form zu beantworten" ( Nr. 479) . 12 Uhr 30 
desselben Tages erschien der Franzosische Botschafter im Auswartigen Amt und uberreichte 
eine Note des Inhalts, daB Frankreich sich verpflichtet sehe, vom 3. September 17 Uhr ab, die 
"vertraglichen Bindungen zu erfullen, die Frankreich gegenliber Polen eingegangen sei", eine 
Mitteilung, die sich nicht nur zeitlich von der englischen unterscheidet ( Nr. 480) . Der 
ReichsauBenminister verwies auf die Zerschlagung des italienischen Vermittlungsversuchs 
durch England sowie auf die auf zwei Stunden befristete ultimative Forderung Englands und 
sprach sein Bedauern aus, wenn es trotz des gesuchten Ausgleichs mit Frankreich zu einem 
durch nichts gerechtfertigten Angriffskrieg Frankreichs gegen Deutschland kommen wiirde. 
Die heutige Franzosische Regierung trage die Verantwortung flir das Leid, das dann den 
Landern zugefugt werde ( Nr. 481) . 

In einem Rundtelegramm des Staatssekretars des Auswartigen Amts an die deutschen 
diplomatischen Missionen wird die Verantwortung Englands flir den Kriegsausbruch 
abschlieBend festgestellt ( Nr. 482) . Dieses Urteil wird vor der Geschichte Bestand haben. 

rxxvm Es ware eine der vornehmsten Aufgaben europaischer Friedensarbeit gewesen, den seit 
Versailles an der deutsch-polnischen Grenze aufgehauften Ziindstoff rechtzeitig zu beseitigen. 
England, als einer der Hauptverantwortlichen flir den Gefahrenherd, hat in 20 Jahren nichts 
unternommen, um hier den von ihm so oft gepriesenen Grundsatz des "peaceful change" in 
die Tat umzusetzen. England hat hingegen eine Entgiftung des deutsch-polnischen 
Verhaltnisses bewuBt hintertrieben, indem es Polen mit seiner Garantie im gleichen 
Augenblick in die anti-deutsche Front lockte, als der Flihrer sich in Fortsetzung seiner 
muhseligen sechsjahrigen Verstandigungsarbeit um eine gutliche Regelung der zwischen 
Deutschland und Polen stehenden Fragen auf dem Verhandlungswege bemuhte. England hat 



die deutschen Bestrebungen, noch in letzter Minute einen friedlichen Ausgleich 
herbeizufiihren, sabotiert und Polen in seiner aggressiven Haltung ermutigt. England hat 
schlieBlich, nachdem die deutsche Selbsthilfe gegen die polnischen Provokationen 
unabweislich geworden war, den Vermittlungsvorschlag des Duce allein durch sein Verhalten 
zum Scheitern gebracht und damit endgultig zu erkennen gegeben, daB ihm die polnische 
Frage lediglich als Vorwand diente, um den Vernichtungskrieg gegen die starkste Macht des 
Kontinents zu entfesseln. 

In der klaren Erkenntnis dieser Tatsache hat das deutsche Volk, seiner gerechten Sache und 
seiner Starke bewuBt, den ihm von England aufgezwungenen Krieg entschlossen 
aufgenommen. 

Sinn und Ziel des Kampfes ergeben sich aus seinen Ursachen von selbst. Sie sind vom 
Reichsminister des Auswartigen noch einmal in seiner Rede in Danzig am 24. Oktober kurz 
zusammengefaBt worden, als er ausfiihrte, das deutsche Volk werde "nicht eher die Waffen 
niederlegen, als bis die Sicherheit des Deutschen Reiches in Europa gewahrleistet und die 
Garantie dafiir geschaffen wird, daB ein solcher Angriff auf das deutsche Volk flir alle Zeiten 
ausgeschlossen ist". 

Erstes Kapitel 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

A. Der Kampf gegen das Deutschtum in Polen 
und gegen Danzig von 1919 bis 1933 

I. Zur Lage der deutschen Volksgruppe in Polen 

Nr. 1 
Aus dem Memorandum des Britischen Premierministers Lloyd George, 

25. Marz 1919 

"Einige Erwagungen flir die Friedenskonferenz, 
ehe sie ihre Bedingungen endgultig festsetzt" 

(Ubersetzung) 

Die Aufrechterhaltung des Friedens wird davon abhangen, daB keine Ursachen zur 

Verzweiflung vorhanden sind, die dauernd den Geist des Patriotismus, der Gerechtigkeit oder 
des "fair play" aufstacheln. Unsere Bedingungen diirfen hart, sogar grausam und selbst 
erbarmungslos sein, um Genugtuung zu erlangen, aber gleichzeitig konnen sie so gerecht sein, 
daB das Land, dem sie auferlegt werden, in seinem Herzen fiihlen wird, daB es kein Recht zur 
Klage hat. Aber Ungerechtigkeit und AnmaBung, ausgespielt in der Stunde des Triumphes, 
werden nie vergessen und vergeben werden. 

Aus diesen Griinden bin ich auf das scharfste dagegen, mehr Deutsche, als unerlaBlich notig 
ist, der deutschen Herrschaft zu entziehen, um sie einer anderen Nation zu unterstellen. Ich 
kann mir keine starkere Ursache flir einen kunftigen Krieg vorstellen, als daB das deutsche 
Volk, das sich zweifellos als eine der kraftvollsten und machtigsten Rassen der Welt erwiesen 
hat, rings von einer Anzahl kleiner Staaten umgeben werden soil, von denen viele aus 
Volkern bestehen, die noch nie vorher eine stabile Regierung aufgestellt haben, aber jeder 
breite Massen von Deutschen einschlieBt, die die Vereinigung mit ihrem Heimatland fordern. 



Der Vorschlag der polnischen Kommission, 2.100.000 Deutsche der Aufsicht eines Volkes 
von anderer Religion zu unterstellen, das noch niemals im Laufe seiner Geschichte die 
Fahigkeit zu stabiler Selbstregierung bewiesen hat, muB meiner Beurteilung nach friiher oder 
spater zu einem neuen Krieg in Osteuropa fiihren 



Nr. 2 

Aus den Bemerkungen der Deutschen Friedensdelegation 

zu den Friedensbedingungen, 29. Mai 1919 1 

Durch die in Artikel 27 und 28 vorgesehene Regelung der territorialen Fragen im Osten 

werden dem polnischen Staat mehr oder minder groBe Teile der preuBischen Provinzen Ost- 
und WestpreuBen, Pommern, Posen und m Schlesien zugeteilt, die nicht von unbestreitbar 
polnischer Bevolkerung bewohnt werden. Unbekummert um ethnographische Gesichtspunkte 
werden zahlreiche deutsche Stadte, weite rein deutsche Landstrecken zu Polen geschlagen, 
nur damit Polen giinstige militarische Grenzen gegen Deutschland oder wichtige 
Eisenbahnknotenpunkte erhalt. Unterschiedslos werden Gebiete, die in verschiedenen 
Jahrhunderten von Polen losgelost sind oder in denen es uberhaupt nie geherrscht hat, jetzt 
ihm zugesprochen. Die Annahme der vorgeschlagenen Regelung wiirde deshalb eine 
Vergewaltigung von groBen unbestreitbar deutschen Gebieten bedeuten. Eine solche 
Regelung wiirde auBerdem den Wilsonschen Grundsatzen widersprechen, daB bei Ordnung 
der nationalen Fragen vermieden werden soil, "neue Elemente des Zwistes und der 
Gegnerschaft zu schaffen oder alte derartige Elemente zu verewigen, die wahrscheinlich mit 
der Zeit den Frieden Europas und somit der Welt storen wiirden" 



Nr. 3 
Der Vorsitzende des Obersten Rates der Alliierten 

und Assoziierten Hauptmachte Clemenceau 
an den Polnischen Ministerprasidenten Paderewski 

Auszug 

(Ubersetzung) 
Paris, den 24. Juni 1919 

Im Namen des Obersten Rates der Alliierten und Assoziierten Hauptmachte habe ich die 

Ehre, Ihnen hiermit den Text des Vertrages in seiner endgultigen Form mitzuteilen, um dessen 
Unterzeichnung Polen auf Grand von Artikel 93 des Vertrages mit Deutschland bei 
Gelegenheit der Bestatigung der Anerkennung Polens als unabhangiger Staat und der zu 
seinen Gunsten erfolgten Ubertragung der Gebiete, welche dem ehemaligen Deutschen Reich 
angehorten und Polen durch den genannten Vertrag zugeteilt werden, ersucht werden wird. 

GleichermaBen muB ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, daB die polnische 

Nation die Wiedererlangung ihrer Unabhangigkeit den Anstrengungen und Opfern der 
Machte verdankt, in deren Namen ich mich an Sie wende. Es ist der Entscheidung dieser 



Machte zu danken, daB die Wiederherstellung der polnischen Souveranitat liber die in Frage 
stehenden Gebiete und die Einbeziehung der Bewohner dieser Gebiete in die polnische Nation 
im Begriffe sind verwirklicht zu werden. Um diese Gebiete in voller Sicherheit besitzen zu 
konnen, wird Polen in Zukunft weitgehend von der Unterstutzung abhangig sein, die die 
Hilfsmittel dieser Staaten dem Volkerbund gewahren werden. Hieraus erwachst daher flir 
diese Machte die Verpflichtung, welcher sie sich nicht entziehen konnen, in der 
dauerhaftesten und feierlichsten Form die Garantie gewisser wesentlicher Rechte 
sicherzustellen, welche den Einwohnern einen notwendigen Schutz geben werden, welches 
auch immer die Veranderungen sein mogen, die in der inneren Verfassung des polnischen 
Staates eintreten konnten. 

Um dieser Verpflichtung nachzukommen, ist Artikel 93 in den Friedensvertrag mit 

Deutschland eingesetzt worden. 

Es ist eine neue Lage, die die Machte jetzt zu erwagen haben, und die Erfahrung hat 

gezeigt, daB neue Bestimmungen notwendig sind. Die Gebiete, 151 welche jetzt an Polen und 
andere Staaten ubergehen, umfassen unvermeidlicherweise eine betrachtliche Bevolkerung, 
welche andere Sprachen spricht und anderen Rassen angehort als das Volk, welchem sie 
einverleibt wird. Unglucklicherweise sind die Rassen durch lange Jahre bitterer Feindschaft 
getrennt gewesen. Es ist anzunehmen, daB diese Bevolkerungsteile sich leichter in ihre neue 
Lage finden werden, wenn sie von Anfang an wissen, daB sie sicher sein konnen, in 
wirksamer Weise gegen jedes Risiko einer ungerechten Behandlung oder Unterdruckung 
geschutzt und sichergestellt zu sein. Die bloBe Tatsache, zu wissen, daB diese Garantien 
vorhanden sind, wird hoffentlich die von alien gewunschte Verstandigung wirklich erleichtern 
und in der Tat dazu beitragen, zu verhindern, daB es notwendig wird, sie mit Gewalt 
aufzuerlegen. 

Was die individuellen Bestimmungen des vorliegenden Vertrages betrifft, so garantiert 
Artikel 2 alien Bewohnern die Grundrechte, die in alien zivilisierten Staaten tatsachlich 
gewahrleistet sind. 

Die Bestimmungen 3 bis 6 bezwecken, jeder Person, welche tatsachlich in dem unter die 
polnische Souveranitat kommenden Gebiet wohnt, alle die Privilegien zu sichern, welche dem 
Mitburger gebuhren. Die Artikel 7 und 8 bestimmen im Einklang mit dem Vorhergehenden, 
daB kein Unterschied in der Behandlung gemacht werden soil zum Nachteil der polnischen 
Burger, welche durch ihre Religion, ihre Sprache oder ihre Rasse von der groBen Menge der 
polnischen Bevolkerung verschieden sind. Wir glauben zu wissen, daB die Polnische 
Regierung, weit davon entfernt, irgendeinen Einwand gegen den Inhalt dieser Artikel zu 
erheben, bereits ihrerseits ihre feste Entschlossenheit erklart hat, die in ihnen zum Ausdruck 
gebrachten Grundprinzipien zu den Grundlagen ihrer Einrichtungen zu machen. 

Die folgenden Artikel haben einen etwas andersartigen Charakter, indem sie gewissen 
Minderheitengruppen noch weitere besondere Rechte zugestehen 



Nr. 4 
Vertrag zwischen den Alliierten und Assoziierten Hauptmachten 



und Polen, Versailles, 28. Juni 1919 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Artikel 1 

Polen verpflichtet sich, die in den Artikeln 2 bis 8 dieses Kapitels enthaltenen Bestimmungen 
als Grundgesetze anzuerkennen mit der Wirkung, daB kein Gesetz, keine Verordnung und 
keine amtliche Handlung im Gegensatz oder Widerspruch zu ihnen stehen und daB kein 
Gesetz, keine Verordnung und keine amtliche Handlung gegen sie Geltung beanspruchen 
darf. 

Artikel 2 
Die Polnische Regierung verpflichtet sich, alien Einwohnern ohne Unterschied der Geburt, 
Nationalitat, Sprache, Rasse oder Religion vollen und ganzen Schutz ihres Lebens und ihrer 
Freiheit zu gewahren. 

Alle Einwohner Polens sollen das Recht auf freie, offentliche und private Ausiibung jedes 
Bekenntnisses, jeder Religion oder jedes Glaubens haben, deren Betatigung nicht mit der 
offentlichen Ordnung und den guten Sitten unvereinbar ist. 

M 

Artikel 7 

Alle polnischen Staatsangehorigen sind vor dem Gesetze gleich und genieBen die gleichen 
burgerlichen und politischen Rechte, ohne Unterschied der Rasse, Sprache oder Religion. 

Der Unterschied der Religion, des Glaubens oder des Bekenntnisses darf keinem polnischen 
Staatsangehorigen im Genusse der burgerlichen oder politischen Rechte schaden, 
insbesondere bei der Zulassung zu offentlichen Amtern, Tatigkeiten und Ehrenstellungen oder 
bei der Ausiibung der verschiedenen Berufe und Gewerbe. 

Es darf keine Bestimmung erlassen werden, die die polnischen Staatsangehorigen im freien 
Gebrauch irgendeiner Sprache irgendwie beschrankt, weder in ihren privaten oder 
wirtschaftlichen Beziehungen, noch auf dem Gebiete der Religion, der Presse oder bei 
Veroffentlichungen jeder Art, noch in offentlichen Versammlungen. 

Unbeschadet der Festsetzung einer Staats- und Amtssprache durch die Polnische Regierung 
miissen den fremdsprachlichen polnischen Staatsangehorigen angemessene Erleichterungen 
fur den mundlichen oder schriftlichen Gebrauch ihrer Sprache vor den Gerichten gewahrt 
werden. 

Artikel 8 

Die polnischen Staatsangehorigen, die einer volkischen, religiosen oder sprachlichen 
Minderheit angehoren, sollen die gleiche Behandlung und die gleichen rechtlichen and 
tatsachlichen Sicherheiten genieBen wie die anderen polnischen Staatsangehorigen. Sie sollen 
insbesondere das gleiche Recht haben, auf ihre Kosten Wohlfahrts-, religiose oder soziale 
Einrichtungen, Schulen und andere Erziehungsanstalten zu errichten, zu leiten und zu 
beaufsichtigen und in ihnen ihre Sprache frei zu gebrauchen und ihre Religion frei auszuiiben. 

Artikel 9 
Auf dem Gebiete des offentlichen Unterrichtswesen soil die Polnische Regierung in den 
Stadten und Bezirken, in denen in betrachtlichem Verhaltnis fremdsprachige polnische 
Staatsangehorige wohnen, angemessene Erleichterungen schaffen, um sicherzustellen, daB in 
den Elementarschulen den Kindern dieser polnischen Staatsangehorigen der Unterricht in 



ihrer eigenen Sprache erteilt wird. Diese Bestimmung soil nicht ausschlieBen, daB die 
Polnische Regierung in diesen Schulen die polnische Sprache zum Pflichtfach macht. 

In den Stadten und Bezirken, in denen in betrachtlichem Verhaltnis polnische 
Staatsangehorige wohnen, die einer volkischen, religiosen oder sprachlichen Minderheit 
angehoren, soil fur diese Minderheiten ein gerechter Anted an dem GenuB und an der 
Verwendung der Summen sichergestellt werden, die in den staatlichen, kommunalen und 
anderen Haushaltsplanen fur Zwecke der Erziehung, der Religion oder der Wohltatigkeit 
ausgeworfen werden. 

Die Bestimmungen dieses Artikels finden nur auf die polnischen Staatsangehorigen deutscher 
Sprache in den Teilen Polens Anwendung, die am 1. August 1914 deutsches Gebiet waren. 

Artikel 12 

Polen ist damit einverstanden, daB, insoweit die Bestimmungen der vorstehenden Artikel 
Personen einer volkischen, religiosen oder sprachlichen Minderheit betreffen, diese 
Bestimmungen Verpflichtungen von internationalem Interesse begriinden und unter die 
Garantie des Volkerbundes gestellt werden. m Sie konnen nur mit Zustimmung der Mehrheit 
des Volkerbundsrates geandert werden. Die Vereinigten Staaten von Amerika, das Britische 
Reich, Frankreich, Italien und Japan verpflichten sich, keiner Abanderung der bezeichneten 
Artikel ihre Zustimmung zu versagen, wenn sie von der Mehrheit des Volkerbundsrates 
formgerecht angenommen worden ist. 

Polen ist damit einverstanden, daB jedes Mitglied des Volkerbundsrates befugt ist, die 
Aufmerksamkeit des Rates auf jede Verletzung oder jede Gefahr einer Verletzung irgendeiner 
dieser Verpflichtungen zu lenken, und daB der Rat befugt ist, alle MaBnahmen zu treffen und 
alle Weisungen zu geben, die nach Lage des Fades zweckmaBig und wirksam erscheinen. 

Polen ist ferner damit einverstanden, daB im Falle einer Meinungsverschiedenheit zwischen 
der Polnischen Regierung und einer jeden Alliierten und Assoziierten Hauptmacht oder jeder 
Macht, die Mitglied des Volkerbundsrates ist, liber die rechtlichen und tatsachlichen Fragen, 
die diese Artikel betreffen, diese Meinungsverschiedenheit als Streit anzusehen ist, der im 
Sinne des Artikels 14 der Volkerbundssatzung internationalen Charakter tragt. Die Polnische 
Regierung ist damit einverstanden, daB jeder Streit dieser Art auf Verlangen des anderen Teils 
vor den Standigen Internationalen Gerichtshof gebracht wird. Diese Entscheidung des 
Standigen Internationalen Gerichtshofes soil endgultig sein und dieselbe Kraft und Wirkung 
haben wie eine auf Grand des Artikels 13 der Volkerbundssatzung gefallte Entscheidung. 



Nr. 5 

Durch den Deutschen Gesandten in Warschau 

im Polnischen AuBenministerium ubergebene Aufzeichnung, 

20. November 1920 

Auszug 

Bisher ist von einer Sammlung und Einreichung des deutscherseits zahlreich vorliegenden 

Beschwerdematerials abgesehen worden, weil die Deutsche Regierung der Hoffnung lebte, 



die infolge der damaligen kriegerischen Ereignisse erregte Stimmung an den beiderseitigen 
Grenzen wiirde durch besonnene Haltung der Bevolkerung und der amtlichen Stellen sich 
allmahlich beruhigen. Deswegen ist auch vermieden worden, durch Bekanntmachung 
besonders belastender Falle in der Presse die Offentlichkeit in Deutschland erneut zu erregen. 

Nunmehr sieht sich die Deutsche Regierung aber genotigt, angesichts der dauernden 
amtlichen Schritte der Polnischen Gesandtschaft in Berlin und der meist gleichzeitig 
erscheinenden Ankundigung solcher Schritte in der polnischen Presse sowie mit Rucksicht 
auf die hierdurch stark beunruhigte deutsche offentliche Meinung, aus dem vorliegenden 
Material einige besonders schwerwiegende Tatsachen zur Kenntnis der Polnischen Regierung 
zu bringen. Sie bemerkt dabei, daB sie sich bei dem Umfange dieses Materials versagen muB, 
Einzelfalle anzufuhren, daB aber die Unterlagen flir die geschilderten Tatsachen auf Wunsch 
jederzeit zur Verfugung gestellt werden konnen. 

Willkiirliche Verhaftungen von Deutschen sind in alien Teilen des abgetretenen Gebietes bis 
in die allerletzte Zeit vorgekommen. Mitunter wird ein willkiirlicher Grand vorgeschlitzt, der 
sich nachher als nicht stichhaltig erweist. In einigen Fallen ist den Betreffenden sogar der 
Grand der Verhaftung iiberhaupt nicht bekanntgegeben worden. Eine Vernehmung findet 
haufig erst nach langerer Haft statt. 

M Verschiedentlich sind solche ohne ersichtlichen Grand verhafteten Deutschen aus ihrer 
Heimat abtransportiert worden; liber ihren Verbleib wurden die Angehorigen nicht 
unterrichtet, so daB sie keine Nachforschungen anstellen konnten. 

Die Behandlung der Inhaftierten laBt oft sehr zu wiinschen iibrig. Uber Unterbringung in 
Raumen, welche zur Aufnahme von Menschen nicht geeignet erscheinen, sowie liber zu enge 
Belegung dieser Raume, mangelnde Lliftung und Heizung, unzureichende Kost und ganzlich 
mangelnde Bewegungsfreiheit wird verschiedentlich geklagt. DaB die Verhafteten haufig mit 
allerlei Gesindel und Verbrechern niedrigster Sorte zusammen eingesperrt werden, verursacht 
um so starkere Erregung der offentlichen Meinung, als es sich in den meisten Fallen um 
angesehene Burger, Beamte, Geistliche und flihrende Manner des Wirtschaftslebens handelt. 

Vollig schutzlos bleiben die Gefangenen oft gegenliber Beschimpfungen, MiBhandlungen, 
Beraubungen und Erpressungen durch das untere Gefangnispersonal oder durch 
Militarpersonen. 

In verschiedenen Fallen hat die Verhaftung und die mit ihr verbundene schlechte Behandlung 
das Ziel der wirtschaftlichen Verdrangung des Betreffenden erreicht und ihn zum Verkauf 
seines Besitztums gefligig gemacht. 

Obwohl die Polnische Regierung das feierliche Versprechen abgegeben hatte, die 
Bevolkerung deutscher Abstammung nicht zum Heeresdienst heranzuziehen, ehe sie nicht 
allgemein von ihrem Optionsrecht Gebrauch machen konnte, haben in verschiedenen 
Bezirken Musterungen stattgefunden, in denen die Deutschen, falls sie nicht in das polnische 
Heer eingereiht werden wollten, zur vorzeitigen Abgabe einer Optionserklarang gezwungen 
wurden. Hierbei waren die Optanten in zahlreichen Fallen Beschimpfungen und 
MiBhandlungen ausgesetzt. Verschiedentlich sind Optionsberechtigte in das polnische Heer 
eingestellt worden, obwohl sie erklarten, flir Deutschland optieren zu wollen. In mehreren 
Bezirken wurden diejenigen, welche flir Deutschland optiert hatten, deswegen ausgewiesen. 
Auch hierbei sind MiBhandlungen und Beraubungen vorgekommen. Derartige 
Beschrankungen des Optionsrechtes haben sich noch bis in die letzte Zeit wiederholt, 



obgleich inzwischen Weisungen der Polnischen Regierung zur Abstellung dieses 
MiBbrauches ergangen sind. 

Auf der Durchfahrt durch den Korridor werden selbst in den Durchgangsziigen noch immer 
Reisende wegen angeblicher abfalliger AuBerungen iiber den polnischen Staat oder wegen 
UnregelmaBigkeiten bei der PaBrevision aus dem Zuge heraus verhaftet und ohne Grand liber 
Gebiihr lange unter unwiirdiger Behandlung festgehalten; verschiedentlich sind solche 
Reisende beschimpft, miBhandelt und ihrer Habe beraubt worden. 

Aber auch den in Polen verbliebenen Deutschen ergeht es vielfach nicht besser. Auch hier 
liegen zahlreiche Falle von Beschimpfungen vor. Auf die berechtigten Empfindungen der 
deutschen Minderheit wird haufig nicht die erforderliche Riicksicht genommen; Denkmaler, 
die der alteingesessenen Bevolkerung heilig und teuer waren, sind in Thorn und anderen 
Orten besudelt und beschadigt worden; Deutsche werden unter Drohungen gezwungen, 
polnische Lieder zu singen; Verhaftete miissen sich bei Revision der Zelle als "Deutsches 
Schwein" melden; Leute, die soeben flir Deutschland optiert haben, werden gezwungen, Polen 
hochleben zu lassen; Evangelische miissen an Stelle ihrer Konfession angeben, sie seien 
"verriickt". GroBe Erbitterung hat die korperliche Untersuchung angesehener Frauen und 
Madchen in Soldau nach dem Abziige der Bolschewisten hervorgerufen. Beraubungen und 
MiBhandlungen von Deutschen sind an der Tagesordnung. Polnische Beamte dulden solche 
Vergewaltigungen, ohne einzuschreiten. 

M Verschiedentlich ist die Tatsache, daB die Deutschen um ihres Deutschtums willen verfolgt 
werden, von amtlichen Organen ganz offen zugestanden worden. So hat der 
Distriktskommissar in Argenau einem flir Deutschland optierenden Landwirt angedroht, daB 
man seinen in Polen verbleibenden Vater, einen einarmigen Invaliden, nicht lange auf seinem 
Anwesen belassen werde. 

Vom Starosten in Putzig wurde Ende August der verscharfte Belagerungszustand verhangt, 
weil die dortigen Militarpflichtigen groBtenteils flir Deutschland optiert hatten. Weiter hatte er 
verfiigt, daB alle ansassigen Deutschen ihre Optionserklarung bis Ende September d. J. 
abzugeben hatten, widrigenfalls sie der sofortigen militarischen Einziehung unterliegen 
wiirden. Die flir Deutschland Optierenden muBten binnen 12 Monaten das Land verlassen. 

Der Starost von Graetz hat vor kurzem die deutschen Burger der Stadt in einem Saale 
versammelt und sie durch Militar mit vorgehaltenem Bajonett zwingen lassen, ein von ihm 
verfaBtes Telegramm an die Deutsche Regierung zu unterzeichnen, in dem gegen die 
angebliche Bedriickung polnischer Burger in Deutschland Stellung genommen wird. 

Eine systematische Deutschenhetze betreibt der Starost von Kulm, indem er in offentlichen 
Versammlungen auf dem Marktplatze zu Kulm die Volksmenge gegen die Deutschen 
aufhetzt. Hierbei hat er unter anderem erklart, wenn ein Deutscher wage, irgend etwas gegen 
den polnischen Staat zu sagen, so solle man ihn mit Stricken binden und ihn durch die StraBen 
zur Starostei oder aufs Gericht schleifen. Ende August hat er die Reichsdeutschen und 
diejenigen, welche die Optionserklarung flir Deutschland abgegeben hatten, kurzerhand 
ausgewiesen und sie bei ihrem Abzuge aufs argste gepeinigt. Die von ihm angeordneten 
willkiirlichen Verhaftungen haben unter der deutschen Bevolkerung groBe Beunruhigung und 
Erbitterung hervorgerufen. 



In einer ganzen Reihe von Fallen sind Deutsche von Polen ermordet worden. Manche dieser 
Verbrechen sind bisher ungesiihnt geblieben. In anderen Fallen ist die erbetene Aufklarung 
bisher nicht erfolgt. 

Wo es sich um ErschieBungen durch Grenzsoldaten handelt, haben diese in mehreren Fallen 
die deutsche Grenze iiberschritten und auf deutschen Boden widerrechtlich von ihrer Waffe 
Gebrauch gemacht. Um sich der Strafe zu entziehen, haben sie sogar mehrfach die Leiche auf 
polnisches Gebiet geschafft. Die meisten Falle lagen so, daB ein Waffengebrauch iiberhaupt 
nicht gerechtfertigt war. 

Die vorstehende Zusammenstellung erbringt den erdriickenden Beweis dafiir, daB der 
Deutsche in Polen z. Z. keineswegs die feierlich zugesagte Gleichberechtigung genieBt, daB er 
vielmehr fast iiberall geradezu als vogelfrei gilt 



Nr. 6 

Rede des Volksdeutschen Abgeordneten Spickermann 

vor dem Polnischen Sejm, 23. Januar 1923- 

Auszug 

"Hoher Sejm! Im Namen der Deutschen Fraktion habe ich die Ehre, folgende Erklarung 
abzugeben: 

Wir bedauern feststellen zu mussen, daB der Herr Ministerprasident in seinem Expose eine 

Wendung gebraucht hat, die es beinahe so erscheinen um laBt, als wenn auch ihn dieses tagein 
tagaus gespritzte chauvinistische Gift ein klein wenig infiziert hatte. Er hat, wie wir meinen, 
mit vollem Vorbedacht seine Ausfuhrungen iiber die volkischen Minderheiten mit der 
Feststellung eingeleitet: 'Polen ist ein Nationalstaat!' Das ist ein verhangnisvolles Wort. Diese 
Auffassung hat ja gerade die groBen Massen unserer polnischen Mitburger zu der 
SchluBfolgerung gelangen lassen: Also haben die Fremdstammigen hier nichts zu suchen, sie 
sind - was in tausend Varianten immer wiederholt wurde - nur geduldete Gaste. Wollen sie 
sich als mehr betrachten, so mussen sie aus dem Lande gedrangt werden.' Wir haben lange 
genug unter dem unertraglichen Zustand gelitten, den solche Argumentation geschaffen hat. 
Der gesamte Apparat der inneren Verwaltung hat ausgesprochenermaBen unter der Parole 
gestanden: Kein Mittel ist unversucht zu lassen, die polnischen Burger deutschen Stammes 
aus dem Lande zu treiben, das Land zu entdeutschen, zu purifizieren, wie man das so 
geschmackvoll auszudriicken beliebte. Auch das brutalste Mittel ist zu diesem Zwecke 
erlaubt. Selbst der gesetzgebende Sejm hat sich nicht gescheut, sich bei seiner 
gesetzgeberischen Arbeit von solchen Gedankengangen leiten zu lassen. Er hat damit in den 
breitesten Massen das Gefiihl fur Recht und Unrecht auf das schwerste erschuttert. Wird es 
gesetzlich sanktioniert, einen Deutschen um seines Volkstums willen aus seinem Eigentum zu 
entfernen, und das unter Modalitaten, die ihn um sein gesamtes Vermogen bringen und die 
ihn als bettelarmen Fluchtling in die Fremde ziehen lassen, dann kann man es dem Manne von 
der StraBe nicht veriibeln, wenn auch er das Gefiihl fur die Unverletzlichkeit des Eigentums 
verliert. Was Wunder, wenn bis weit hinauf in die Oberschichten die Moral auf das schwerste 
erschuttert ist. 



Wir gehen vielleicht nicht zu weit, wenn wir gerade in der Klassifizierung der Staatsblirger, 
die eben zuruckgeht auf den irrigen Begriff des Volksstaates, die letzte Wurzel alles Ubels auf 
alien Gebieten des Staatswesens erblicken. Und nicht zuletzt auch die Ursache dafiir, daB 
vielfach das Vertrauen des Auslandes zu unserem Wirtschaftsleben verlorengegangen ist. Es 
gilt heute - auch in den Zentralinstanzen - als reine Selbstverstandlichkeit, daB die 
Unternehmungen Deutscher mit ihren Angeboten und Forderungen ausscheiden, wenn sie mit 
polnischen Unternehmungen in Konkurrenz stehen. Wenn es als patriotische Pflicht gilt, den 
verdienstvollsten und kenntnisreichsten Leitern industrieller Werke den LaufpaB zu geben 
und in den groBen gesellschaftlichen Organisationen die deutschen Teilhaber riicksichtslos 
auszumerzen, wenn jedes, aber auch jedes Mittel willkommen ist, den deutschen 
Gewerbetreibenden, den deutschen Fabrikherrn zur Abgabe seines Unternehmens an einen 
Polen zu zwingen, muBte da nicht unser gesamtes Wirtschaftsleben aufs schwerste erschuttert 
werden, muBte da nicht unter den neuen Herren die Produktivitat der Betriebe und mit ihr die 
Steuerkraft zuriickgehen, muBte nicht das Vertrauen der langjahrigen auslandischen 
Geschaftsfreunde verlorengehen? .... 

Leicht wird es nicht sein, alle die Eiterbeulen auszubrennen, die das Gift des nationalen 
Chauvinismus am Volkskorper hat aufquellen lassen; es wird auch kaum geniigen, die 
auBeren Krankheitserscheinungen zu bekampfen, wenn nicht gleichzeitig der 
Krankheitserreger, das im Dunkeln fortwirkende Gift, beseitigt wird. Darum ist heute die 
klipp und klare Beantwortung der Frage unabweislich: Ist Polen ein Nationalstaat oder ist es 
ein Nationalitatenstaat? 

Wir hatten vielleicht der Feststellung des Herrn Ministerprasidenten - Polen ist ein 
Nationalstaat - nicht eine so entscheidende Bedeutung beigelegt, uu wenn nicht der Herr 
Ministerprasident im unmittelbaren AnschluB an diese Feststellung die Sonderrechte der 
Minderheiten allzu eng dahin umgrenzt hatte, daB sie befugt waren, ihre sprachliche und 
religiose Eigenart frei zu pflegen. Da fehlt das Wesentlichste! Fur uns Deutsche in Polen 
kommt aber kaum die Pflege religioser Eigenart in Frage, denn wie wir Deutschen einerseits 
den verschiedenen Religionsgemeinschaften angehoren, sind wir auf der anderen Seite 
allesamt mit unseren polnischen Mitburgern in den gleichen Religionsgemeinschaften 
verbunden, in Gemeinschaften, die einen Unterschied der volkischen Zugehorigkeit nicht 
kennen. DaB es die Episkopate der groBten Religionsgemeinschaften mit den von ihnen 
gelehrten christlichen Lebenswahrheiten fur vereinbar halten, die ihnen anvertrauten 
Deutschen zur Aufgabe ihres Deutschtums zu bestimmen, und daB der nationale 
Chauvinismus auch in die Amtsstuben der polnischen Geistlichkeit beider Bekenntnisse und 
auf die Kanzeln seinen Weg gefunden hat, steht auf einem anderen Blatte. 

Ebenso ist die Pflege der deutschen Muttersprache losgelost von den staatlichen Belangen. 
Unerhort zwar, daB sich polnische Chauvinisten noch immer fur befugt halten, unter 
Verletzung des Postgeheimnisses ohne jede gesetzliche Ermachtigung unsere Korrespondenz 
zu offnen und zu kontrollieren, bedauerlich, daB man es flir geboten halt, uns nach wie vor mit 
Spitzeln und Spionen zu umgeben. Aber sei's! Wir haben nichts zu verheimlichen. Wen unser 
Familienleben interessiert, mag ruhig in unsere Interna Einblick haben. Aber so weit ist wohl 
bisher noch niemand gegangen, daB er uns im eigenen Heim im Gebrauche der Muttersprache 
behindern wollte. 

Sollte indessen der Herr Ministerprasident unter dem freien Gebrauch der Muttersprache ein 
Recht verstehen, das liber die Grenzen des Privatlebens hinausreicht, ein Recht, das sich in 
der Offentlichkeit auswirkt, so bitten wir, dieses Recht flir uns praktisch werden zu lassen. 



Aus den Gemeindekorperschaften in den westlichen Woiwodschaften sind wir fast restlos 
hinausgedrangt wegen angeblich ungenligender Kenntnis der polnischen Sprache; im 
oberschlesischen Sejm ist dieser Tage ein Gesetz zur Annahme gelangt, das den 
ausschlieBlichen Gebrauch der polnischen Sprache auch in solchen Gemeindevertretungen 
vorschreibt, die sich in der Hauptsache aus Deutschen zusammensetzen, und das 5 Monate, 
nachdem Oberschlesien an Polen gefallen ist, also nach Ablauf einer Periode, in der es beim 
besten Willen nicht moglich war, die polnische Sprache zu erlernen. Wir stellen nur ungern 
Vergleiche mit der Vergangenheit an, aber wir konnen es nicht unterlassen, darauf 
hinzuweisen, daB in den polnischen Kreisen der ehemaligen Provinz die polnische Sprache 
neben der deutschen noch drei Menschenalter nach Einverleibung dieser Provinz in den 
preuBischen Staat als Amtssprache zugelassen war. Wir dlirfen ferner darauf hinweisen, daB 
in diesen Tagen der Senat den Gebrauch der Minderheitensprache selbst fur die 
Kommissionssitzungen abgelehnt hat. Mit dem 'freien' Gebrauch der Muttersprache ist es also 
ein eigen Ding. 

Was uns aber der Minderheitsschutzvertrag als hochstes Gut gegeben hat und was fur uns die 
Magna Charta unserer Existenz ist, das ist die Moglichkeit, auch im polnischen Staat an 
unserem Volkstum festhalten zu dlirfen, ohne daB uns deshalb eine differentielle Behandlung 
zuteil werden darf.... 

Wenn uns der Minoritatenschutzvertrag zur Erhaltung und zur Pflege unseres Volkstums 
besondere Rechte auf kulturellem Gebiete zuerkannt hat, Rechte, die - worauf der Herr 
Ministerprasident j a hinwies - auch in unserer Verfassung verankert sind, so sind alle diese 
Sanktionen papierene Lettern ge- mi blieben. Der Minoritatenschutzvertrag datiert vom Jahre 
1919, die Verfassung vom Jahre 1921 ! Entgegen aber den dort feierlichst verbrieften Rechten 
ist in den vergangenen Jahren bis auf den heutigen Tag alles getan worden, die deutsche 
Schule zu zerschlagen. Sei es, daB die Lokalinstanzen entsprechende Instruktionen der 
Zentrale in der Hand hatten, sei es, daB sie nationalistisch eingestellt, den Intentionen ihrer 
Vorgesetzten am besten zu entsprechen glaubten, wenn sie den offiziellen Weisungen 
entgegenhandelten: tatsachlich ist der Erfolg ihrer systematischen, zielsicheren Arbeit, daB 
das insbesondere in den Westmarken einst so bluhende deutsche Schulwesen in Trummern 
liegt. Man hat uns unsere Schulgrundstucke, unsere Schulgebaude, die wir und unsere Vater 
aus eigenen Mitteln aufgebaut hatten, weggenommen; man hat uns immer wieder daran 
gehindert, andere Gebaude zur Einrichtung von deutschen Privatschulen zu erwerben, man hat 
die alten deutschen Lehrer dadurch zur Abwanderung veranlaBt, daB man von ihnen in 
kurzester Frist die Erlernung der polnischen Sprache verlangte - eine Unmoglichkeit fur alle 
die, die in uberwiegend oder gar rein deutschen Gemeinden amtierten. Und heute, nachdem 
wir uns, so gut es gehen wollte, Hilfskrafte fur die Unterrichtserteilung herangebildet haben, 
bestreitet man ihnen die Lehrbefahigung; den seminaristisch vorgebildeten Deutschen aber 
werden Schwierigkeiten bei der Anstellung gemacht. Endlich sollen vollqualifizierte 
Lehrpersonen, die deutsche Reichsangehorige sind, auch an deutschen Privatschulen nicht 
mehr unterrichten dlirfen. Dazu kommen die bekannten Machenschaften, die uralte 
Schulsysteme in einzelne Ortschaften auseinanderreiBen, damit die Schlilerzahl unter 40 
herabgedrlickt wird und so der Anspruch auf eine offentliche Schule wegfallt. 

So sieht die Freiheit in der Pflege unserer kulturellen Eigenart und die Flirsorge des Staates 
flir das deutsche Schulwesen aus! 

Wir hoffen, Herr Ministerprasident, daB es jetzt anders werden wird. Es gehort in der Tat ein 
eiserner Besen dazu, hier Wandel zu schaffen! Eine grundlegende Anderung des ganzen 
Systems! Wenn Starosten, Polizeibeamte und Schulmanner weiter dem Okazistenverein 



angehoren diirfen, einem Verein, der sich als Hochburg nationalistischer Tendenzen die 
Entdeutschung des Landes zum Ziele gesetzt hat, so ist es ausgeschlossen, daB die 
andersgerichteten Intentionen des Herrn Ministerprasidenten ihre Verwirklichung finden...." 



Nr. 7 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 12. April 1923 

Am 10. d. M. ist Ministerprasident General Sikorski in Posen eingetroffen und hat im SchloB 
Wohnung genommen. 

Bereits vor der Ankunft Sikorskis wurde der Zweck seiner Reise nach Posen in der hiesigen 
Presse lebhaft besprochen. Der Kurjer Poznanski bringt die Reise des Ministerprasidenten mit 
der Westmarkenpolitik in Zusammenhang. "General Sikorski will", so schreibt der Kurjer, 
"sich die Sympathien des nationalen Lagers sichern, und zwar dadurch, daB er die 
Entdeutschung der Westmarken im Sinne der Forderung der Bevolkerung GroBpolens und 
Pommerellens vorschiebt." Der Dziennik Poznanski erklart, daB der Aufenthalt des 
Ministerprasidenten in Posen vermutlich zur Losung der brennenden Fragen, unter anderem 
der Liquidation deutscher Giiter, beitragen wurde. 

roi Nach den Audienzen fand am Abend im Rathaus ein feierlicher Empfang flir den 
Ministerprasidenten statt. Er wurde dort von dem Stadtprasidenten Ratajski mit einer 
BegruBungsrede empfangen, in der Ratajski hervorhob, daB die deutsche Gefahr nicht nur an 
den Grenzen bestehe, sondern auch im Inlande. Sie werde nicht eher beseitigt sein, bis alles 
deutsche Land in polnische Hande ubergegangen sei und der Feind nicht mehr unnotig im 
eigenen Lande ernahrt zu werden brauche. GroBpolen konne ferner nicht mehr ertragen, daB 
als Folge der Politik der Polnischen Regierung auf jeden deutschen Eindringling einige 10 
Morgen Land mehr als auf einen polnischen Burger fielen. 

Den Ton, den der Stadtprasident Ratajski angeschlagen hatte, nahm Sikorski in seiner 
Antwortrede auf. Die Rede wird in einem Zeitungsabschnitt der Posener Neuesten 
Nachrichten, dessen Inhalt sich mit der durch die polnische Presse erfolgten Wiedergabe 
deckt, gehorsamst beigefugt. Die Rede hat hier einen starken Eindruck gemacht und auf die 
deutschen Kreise sehr alarmierend und deprimierend gewirkt. Es erscheint mir dringend 
erforderlich, daB von deutscher Seite eine Entgegnung erfolgt, damit das hiesige Deutschtum 
von einer ubersturzten Massenabwanderung zuriickgeh alien wird. 

Ganz besonders scharf wird in der Rede die Liquidationsfrage behandelt. Die Regierung 
werde spatestens binnen eines Jahres die Liquidation deutscher Giiter und die Entdeutschung 
der westlichen Woiwodschaften riicksichtslos durchfuhren. - Auffallend ist auch der scharfe 
Ton, den er gegen die Freie Stadt Danzig gebrauchte. "Danzig ist nur eine freie Stadt, und 
seine ganze Zukunft hangt von Polen ab. Die Polnische Regierung hat nicht die Absicht, die 
bisherige Nachgiebigkeit weiterzuuben." 



In der Pressekonferenz hat Sikorski nochmals die Liquidationsfrage eingehend berlihrt und 
zugesichert, daB die Regierang fur Liquidationen deutscher Giiter, die unverziiglich 
durchgefiihrt werden muBten, materielle Mittel in Form von langfristigen Krediten gewahren 
wlirde. 

Am 1 1. d. M. hat General Sikorski Posen wieder verlassen. 

Stobbe 
Anlage 

Auszug aus den Posener Neuesten Nachrichten vom 12. April 1923 

Bei dem feierlichen Empfang im Rathaus hielt Ministerprasident Sikorski folgende Rede: 

" Es liegt im unmittelbaren Interesse der Minderheit, daB dieser historische ProzeB, nach 

langer Bedrlickung durch die PreuBische Regierang, dieser ProzeB, den man Entdeutschung 
der westlichen Woiwodschaften nennt, in einem moglichst kurzen und raschen Tempo 
vollfiihrt werde. Es wurden in dieser Hinsicht ubrigens ganz entschuldbare Fehler begangen. 
Solange Polen kein naher bezeichneter Wert war, konnte es sich nicht erlauben, elementare 
Gerechtigkeit auszumessen, weil jeder Justizakt auf internationalem Boden als Gewaltakt 
gehindert wurde. 

Der Starke hat immer Recht, und der Schwache wird als besiegt angesehen, und man schiebt 
ihn auf den zweiten Plan. Ich stelle fest, daB am Vortage der Aufnahme der 
Liquidierungsaktion deutscher Giiter, die der Herr Stadtprasident erwahnte, unsere bisherige 
Nachgiebigkeit und unser Schwanken [mi einer radikalen Anderung unterliegen mussen. Die 
Regierang, die ich reprasentiere, will, daB diese Angelegenheit innerhalb eines Jahres 
bestimmt geregelt wird. 

Die, welche in der Zeit der Gefahr, in der sich das Vaterland befand, zugunsten eines fremden 
Staates optiert haben, mussen auch die Konsequenzen dieser Option tragen. Je schneller diese 
Angelegenheit erledigt wird, desto eher wird auch die fur unseren inneren Frieden notwendige 
Konsolidierung der Verhaltnisse eintreten. 

Was nun die deutschen Kolonisten, die Eindeutschung der Stadte und die Liquidierung der 
dazu bestimmten Industrieunternehmen betrifft, so betone ich, daB wer immer uns vor der 
Welt des Mangels an Humanitat bezichtigt, nicht im Einklang ist mit der tatsachlichen Lage. 
Polen war human, ist human, und es ist moglich, daB sogar allzu groBe Humanitat unseren 
Staat ofters verschiedenen Gefahren ausgesetzt hat " 

Unmittelbar nach dem Empfang im Rathaus fand im Kabinett des Stadtprasidenten eine 
Pressekonferenz statt, an der die Vertreter fast aller Posener Zeitungen teilnahmen. Der 
Ministerprasident gab hier mehrere Informationen iiber den Stand der Liquidierung. 

Was die Optanten betrifft, so erklarte General Sikorski, daB die Regierang diese 

Angelegenheit in sehr verwickeltem Zustande ubernommen habe Uber die Kolonisten 

auBerte sich der Ministerprasident, daB die gegenwartige Politik der schnellen Liquidierung 
weitergefuhrt werden wird und daB es im Interesse der Kolonisten selbst liege, die 
Liquidierung selbst am raschesten durchzufuhren. Die Ausweisung von 160.000 Optanten 
wird das polnische Element in Posen und Pommerellen starken. 



Nr. 8 
Der Staatssekretar des Auswartigen Amts an den Polnischen Gesandten 

Berlin, den 18. Juli 1923 

Herr Gesandter! 

Auf die Note vom 16. Juni d. J. Nr. 3630/23- beehre ich mich folgendes zu erwidern: 

Seit dem Zeitpunkt, in welchem einige friiher preuBische Provinzen an die Polnische Republik 
iibergegangen sind, hat weit liber eine halbe Million Deutscher, die zum groBten Teil dort seit 
langem angesessen waren, dieses Gebiet verlassen. Die Umstande dieser Abwanderung, die 
fiir die Betroffenen vielfach Verarmung und Elend mit sich brachte, beweisen, daB sie in der 
Mehrzahl der Falle nicht freiwillig vor sich ging. DaB diese Entdeutschung der westlichen 
Provinzen Polens planmaBig geschieht und ein politisches Ziel bildet, das nicht nur von 
nationalistischen polnischen Parteien, sondern auch von den polnischen Behorden bis zu den 
hochsten Spitzen hinauf angestrebt und gefordert wird, hat der fruhere Ministerprasident 
Polens, Sikorski, in seiner Rede im Rathaus in Posen am 10. April d. J. 1 unzweideutig 
ausgesprochen. 

risi Die Haltung der nachgeordneten Behorden in Polen entspricht diesem Grundsatz und diese 
AuBerungen von autoritativer Seite verbunden mit dem Vorgehen der unteren Behorden 
haben in der Tat in Deutschland den Eindruck erwecken miissen, daB die Toleranz der 
Polnischen Regierung, von der die Note vom 16. Juni spricht, auf die deutsche Minderheit in 
Polen keine Anwendung findet. 

Im ubrigen gestattet sich die Deutsche Regierung darauf hinzuweisen, daB das Vorgehen der 
Polnischen Regierung auch mit den bestehenden Vertragen und den allgemeinen Regeln des 
Volkerrechts nicht in Einklang steht. Uber die Frage der RechtmaBigkeit des polnischen 
Vorgehens wird in einer wichtigen Beziehung der Standige Internationale Gerichtshof im 
Haag sich demnachst gutachtlich auBern. Mit Bedauern muB aber die Deutsche Regierung 
feststellen, daB polnische Behorden, obwohl seit einer Reihe von Monaten in Dresden 
Verhandlungen liber die Regelung der Staatsangehorigkeitsfragen schweben, fortfahren, auch 
in solchen Fallen Ausweisungen vorzunehmen und sogar zur Liquidation des Eigentums zu 
schreiten, in denen strittig ist, ob der Betroffene deutscher oder polnischer Staatsangehoriger 
ist. Gerade dieses Vorgehen, das auf das Bestreben schlieBen laBt, auch in ungeklarten Fallen 
vollendete Tatsachen zu schaffen, nur um jene Entdeutschungsaktion moglichst schnell 
durchzuflihren, dlirfte den Herrn PreuBischen Ministerprasidenten zu seinen Ausflihrungen 
veranlaBt haben. 

Das Auswartige Amt beehrt sich weiter nachdriicklich der in der Note vom 16. Juni zum 
Ausdruck gebrachten Auffassung zu widersprechen, als seien die AuBerungen des Herrn 
PreuBischen Ministerprasidenten der AusfluB einer "conviction hostile" oder einer "agressivite 
evidente". Wenn in Deutschland an irgendeiner Stelle unfreundliche Stimmen gegen Polen 
laut waren, so sind sie stets nur die Reaktion auf Kundgebungen und MaBnahmen von 
polnischer Seite. Das Auswartige Amt darf in diesem Zusammenhange daran erinnern, daB 
der Polnische AuBenminister Herr Seyda in seinem Expose vor der Senatskommission fur 
auswartige Angelegenheiten am 8. Juni, also unmittelbar vor der Rede des Herrn PreuBischen 
Ministerprasidenten, Ausflihrungen gegenliber Deutschland gemacht hat, die notwendig einen 



scharfen Widerhall wecken muBten. Am 19. Juni hat ferner der Polnische Staatsprasident Herr 
Wojciechowski in Kattowitz eine Rede gehalten, in der die deutsche Kultur als perfide und 
Deutschland als ein Staat hingestellt wird, dem Gewalt liber Recht gent. Auf zahlreichen 
Kundgebungen hervorragender polnischer Politiker in Wort und Schrift, die sogar das 
Verbleiben OstpreuBens in deutschem Besitz als eine Gefahr fur Polen bezeichnen, darf in 
diesem Zusammenhange ebenfalls kurz hingewiesen werden. In alien diesen AuBerungen 
kommt tatsachlich ein Geist der Aggressivitat und der Feindseligkeit zum Ausdruck, der 
gelegentlichen deutschen AuBerungen iiber die Entdeutschungspolitik Polens durchaus nicht 
innewohnt. 

Den verantwortlichen Stellen des Deutschen Reiches liegt daran, die nachbarlichen 
Beziehungen zu Polen zu regeln und Reibungsflachen zwischen beiden Staaten zu beseitigen. 
Die parallelgehende Geldentwertung in Deutschland und in Polen hat neuerlich wiederum 
bewiesen, wie eng beide Staaten wirtschaftlich verbunden und wie sehr sie beide an einer 
Herstellung korrekter Verhaltnisse interessiert sind. Die Deutsche Regierung benutzt die 
Gelegenheit festzustellen, daB ihrerseits nichts unternommen ist, was irgendwie der 
Entwicklung derartiger Beziehungen zwischen den beiden Staaten hinderlich sein konnte. 
Wenn Zwischenfalle wie der vorliegende trotzdem eintreten, so kann um das Auswartige Amt 
die Ursache nur in jenen Kundgebungen und MaBnahmen von polnischer Seite finden, die in 
alien deutschen Kreisen als speziell gegen Deutschland gerichtet empfunden werden miissen. 

Genehmigen Sie, usw. 

Frhr. von Maltzan 



Atimertumgeii: 



! Anlage zur Note des Vorsitzenden der Deutschen Friedensdelegation in Versailles an den 
Prasidenten der Konferenz von Versailles vom 29. Mai 1919. ...zuriick... 

Die Rede wurde namens der Deutschen Fraktion im Verlauf der Debatte iiber eine 
Regierungserklarung des Polnischen Ministerprasidenten Sikorski gehalten. ...zuriick... 

In dieser Note hatte der Polnische Gesandte gegen eine Erklarung protestiert, in der sich der 
PreuBische Ministerprasident am 9. Juni im PreuBischen Landtag gegen die 
Minderheitenpolitik Polens gewandt hatte. ...zuriick... 

4 Vgl. Nr. 7 . ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Forts.) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

A. Der Kampf gegen das Deutschtum in Polen 
und gegen Danzig von 1919 bis 1933 



I. Zur Lage der deutschen Volksgruppe in Polen 

Nr. 9 
Rechtsgutachten Nr. 6 des Standigen Internationalen Gerichtshofs, 

10. September 1923 5 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Der Volkerbundsrat hat am 3. Februar 1923 folgenden BeschluB gefaBt: 

"Der Volkerbundsrat ist mit gewissen Fragen befaBt worden, die sich auf folgende Tatsachen 
beziehen: 

a) eine Anzahl von Ansiedlern, die ehemals deutsche Reichsangehorige waren und 
jetzt auf polnischem, friiher zu Deutschland gehorigem Gebiet wohnhaft sind, haben 
insbesondere auf Grand des Artikels 91 des Vertrages von Versailles die polnische 
Staatsangehorigkeit erworben. Sie besitzen ihre Giiter auf Grand von 
Rentengutsvertragen; obgleich diese Vertrage mit der deutschen 
Ansiedlungskommission vor dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 
abgeschlossen worden waren, hatte eine Auflassung vor diesem Tage nicht 
stattgefunden. Die Polnische Regierang betrachtet sich auf Grand des Artikels 256 des 
Vertrages von Versailles als rechtmaBige Eigentumerin dieser Giiter und halt sich fur 
berechtigt, die erwahnten Vertrage zu annullieren. Infolgedessen haben die polnischen 
Behorden gewisse MaBnahmen gegen diese Ansiedler ergriffen, die ihre Vertreibung 
von den Giitern, die sie innehaben, zur Folge haben; 

b) die polnischen Behorden wollen Pachtvertrage nicht anerkennen, die vor dem 1 1 . 
November 1918 zwischen der Deutschen Regierang und deutschen 
Reichsangehorigen, die jetzt polnische Staatsangehorige geworden sind, 
abgeschlossen worden sind. Es sind dies Pachtvertrage iiber deutsches Staatseigentum, 
das spater auf Grand des Vertrages von Versailles, insbesondere gemaB Artikel 256, 
auf den polnischen Staat iibergegangen ist. 

Der Volkerbundsrat ersucht den Standigen Internationalen Gerichtshof, ein Rechtsgutachten 
iiber folgende Fragen abzugeben: 

1. Betreffen die unter a und b bezeichneten Punkte internationale Verpflichtungen der Art, 
wie sie in dem am 28. Juni 1919 in Versailles unterzeichneten Vertrage zwischen den 
Vereinigten Staaten von Amerika, dem Britischen Reich, Frankreich, Italien, Japan und Polen 
vorgesehen sind, und gehoren sie gemaB diesem Vertrage zur Zustandigkeit des 
Volkerbundes? 

rm 2. Fur den Fall, daB die erste Frage bejaht wird, ersucht der Rat den Gerichtshof, ein 
Rechtsgutachten iiber die Frage abzugeben, ob das im vorstehenden unter a und b bezeichnete 
Verhalten der Polnischen Regierang im Einklange mit ihren internationalen Verpflichtungen 
steht." 

.... Der Gerichtshof ist der Ansicht: 



- daB die in a und b des Beschlusses des Volkerbundsrates vom 3. Februar 1923 erwahnten 
Punkte internationale Verpflichtungen von der Art betreifen, wie sie der am 28. Juni 1919 in 
Versailles unterzeichnete Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, dem 
Britischen Reich, Frankreich, Italien, Japan und Polen im Auge hat, und daB diese Punkte zur 
Zustandigkeit des Volkerbundes gehoren, wie sie sich aus diesem Vertrage ergibt, 

- daB die unter a und b des erwahnten Beschlusses bezeichnete Haltung der Polnischen 
Regierung nicht im Einklang mit ihren internationalen Verpflichtungen steht - 

Loder A. Hammarskjold 

President Sekretar 



Nr. 10 

Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 25. September 1931 

Welche Fortschritte die EntdeutschungsimaBnahmen in den letzten Jahren gemacht haben, 
wird jetzt auch von polnischer Seite mit geradezu zynischer Offenheit zugegeben. AnlaB zu 
der Erorterang dieser Frage bot flir die hiesige Presse eine Veroffentlichung, in der das 
Problem der deutschen Abwanderung besprochen wird. Es handelt sich um eine 
Untersuchung des Warschauer Forschungsinstituts flir Nationalitatenfragen, erschienen in der 
"Nationalitatenfragen" betitelten Zeitschrift (Nr. 1, 2 und 3). Die Untersuchungen laufen 
darauf hinaus, daB bis zu dem Jahre 1931 rand 1.000.000 Deutsche aus Polen abgewandert 
sind. 

Wenngleich diese Zahl hinter unseren Schatzungen zuriickbleibt, so ist es doch 
bemerkenswert, daB auch von polnischer Seite eine so hohe Abwanderungsziffer als Erfolg 
der Entdeutschungspolitik zugegeben wird. 

Liitgens 



Nr. 11 
Aussprache im Britischen Oberhaus, 15. Juni 1932 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Lord Noel-Buxton: In letzter Zeit sind auf den Tagungen des Volkerbundsrates wichtige 
Fragen, die die nationalen Minderheiten betreffen, behandelt worden, vor allem wurde auf der 
Januartagung, als Lord Cecil die Britische Regierung vertrat, ein Bericht verhandelt, der sich 
mit der sogenannten Terrorisierung beschaftigte, die im Herbst 1930 in der Ukraine 
stattgefunden hat. Diese Vorfalle waren der Gegenstand einer von nicht weniger als 65 



Mitgliedern des britischen Parlaments unterzeichneten Eingabe, und diese Tatsache 
unterstreicht das offentliche Interesse an einer Regierungserklarung liber ihre Tatigkeit in der 
Minderheitenfrage. 

Diese Frage bildet einen starken Faktor in den internationalen Beziehungen. In der Debatte 
dariiber im letzten Jahr haben alle drei Sprecher, von denen jeder groBe Erfahrung auf diesem 
Gebiet besitzt, ihre Wichtigkeit unterstrichen, und diese Bedeutung ist besonders groB in einer 
Zeit der Spannungen wie der gegenwartigen. Sie bildet den Hauptgrund fiir Reibungen 
zwischen gewissen Staaten, und wo solche Reibungen in starkstem AusmaB eintreten, muB 
die Gefahr von Zwischenfallen, die zu einem groBen Ungliick fiihren konnen, in Rechnung 
gestellt werden. Ein Beispiel dafiir bildet der Fall Danzig. Jeder kennt die Besorgnisse, die mit 
diesem Fall verkniipft sind. Die deutschen und die franzosischen Zeitungen waren voll von 
ihnen, die deutschen prophezeiten eine Besetzung durch die Polen und die franzosischen 
prophezeiten einen deutschen Putsch. Lord D'Abernon hat kurzlich die Lage in Danzig 
beschrieben und von dem Korridor als dem Pulvermagazin Europas gesprochen. Ich selbst 
habe in Danzig die Schwierigkeiten kennengelernt, die jeden Augenblick zu einem 
gefahrlichen Zwischenfall fiihren konnen. Auf der deutschen wie auf der polnischen Seite gibt 
es Unruhe, und diese hat mehr als einmal zu ZusammenstoBen gefuhrt, die den Verlust von 
Menschenleben nach sich zogen. Erst vor kurzem hat der polnische Kommissar mit seinem 
Rucktritt gedroht, falls nicht der Kommissar des Volkerbundes polnische Truppen zu Hilfe 
rufe. Die Verscharfung der Lage, die zu dieser sehr gefahrlichen Situation fiihrt, entspringt in 
der Hauptsache aus der Behandlung der deutschen Bevolkerung auf polnischem Territorium, 
und die verderblichen Folgen all dieser Umstande haben sogar ihre Ruckwirkung auf die 
Abriistungskonferenz, weil sich die Grundlage fiir die Befriedigung der Bevolkerung in 
Gefahr befindet. 

Eine andere bedauerliche Folge ist, daB uberall die Forderung nach Grenzrevision angeregt 
wird und dadurch mehr und mehr die europaischen Staaten in zwei Lager geteilt werden. Auf 
der einen Seite haben wir Deutschland, Ungarn und Bulgarien und im engen Zusammenhang 
mit ihnen Italien, auf der andern steht das Lager, in dem sich Polen und die Staaten der 
Kleinen Entente befinden, und diese beklagenswerte Unruhe kann nur durch eine gerechte 
Behandlung der Minderheiten besanftigt werden. Die Minderheitenvertrage hatten naturlich 
den Zweck, diese Reibungen zu vermeiden, die die Alliierten sonst als unausweichbar 
erkannten. Die Schwierigkeiten der Lage waren zugegebenermaBen ernst. Wir hatten 
zumindest 26 Millionen Angehorige der Minderheiten - einzelne Sachverstandige gaben die 
Zahl noch viel hoher an -, und friiher untergeordnete Volker erhielten die Kontrolle iiber ihre 
bisherigen Herren, im die sehr oft einer hoheren Zivilisation angehorten als sie selbst. Nach 
zwolfjahrigem Bestehen dieses Zustandes sollte ein harmonisches Verhaltnis leichter erzielt 
werden konnen, als es sich in der Tat erwiesen hat. Die Auswanderung ist in der Hauptsache 
abgeschlossen und ebenso die Agrarreform; die Bevolkerungen sind in einer solchen Weise 
als seBhaft anzusehen, daB ein harmonisches Verhaltnis erleichtert werden muBte. Die 
Alliierten sahen indessen voraus, daB fremde Herrschaft genau festgelegte 
Schutzbestimmungen notwendig machte. Grenzen nach ausgesprochen ethnologischen Linien 
zu ziehen war unmoglich, und daher konnte politische Einheit nur durch Bestehenlassen der 
kulturellen Unterschiede erzielt werden. Dementsprechend wurden den neuen auf 
Veranlassung der Alliierten errichteten Staaten Bedingungen auferlegt. 

Die Minderheitenvertrage bestimmten, daB erstens Gleichheit vor dem Gesetz bestehen miisse 
- ein Beispiel hierfur ist das Verbot, in den offentlichen Anstellungsverhaltnissen 
Unterscheidungen durchzufuhren -, zweitens kulturelle Rechte, insbesondere das Recht auf 
Elementarschulen in der Muttersprache der Minderheit, das Recht auf soziale Einrichtungen 



und das Recht, vor Gericht die Minderheitensprache zu benutzen. Die Durchfiihrung der 
Vertrage unterlag der besonderen Garantie des Volkerbundes. Die Garantiefrage ist 
zugegebenermaBen schwierig, aber wir miissen uns die Bestimmungen ins Gedachtnis 
zuriickrufen, in denen die Garantie niedergelegt war. Die Vertrage sagen, daB die 
Verpflichtungen von internationalem Interesse unter der Garantie des Volkerbundes stehen, 
und die Garantie wurde vom Volkerbundsrat 1920 durch Annahme des Tittoni-Berichtes 
festgelegt, demzufolge die Garantie besagt, daB der Volkerbund sich vergewissern muB, daB 
die Bestimmungen fur den Schutz der Minderheiten standig beobachtet werden. Ein Bruch der 
Sondergarantien dieser Art verstarkt die Gefahr ihrer Nichterfiillung. Die MaBnahmen von 
Mr. Arthur Henderson als Staatssekretar des Auswartigen Amts berechtigten zu Hoffnungen 
auf Erfullung der Garantie, was die Gefahr verringerte, und es ware gut, wenn diese 
Verringerung weiter anhielte. 

Ich mochte einen Vorschlag machen, den, wie ich hoffe, die Regierung Seiner Majestat 
gunstig aufnehmen wird. Nach dem Vorgang des WeiBbuches, das kurzlich auf Anregung des 
Volkerbundes in Verbindung mit den chinesisch-japanischen Ereignissen des letzten Winters 
veroffentlicht wurde, sollte die Regierung ein WeiBbuch herausgeben, das flir den Gebrauch 
des Parlaments das Verfahren, die Machtbefugnisse und die Verantwortlichkeiten der 
Mitglieder des Volkerbundsrats im Hinblick auf die Minderheiten sowie die Art der Garantie 
darlegt, die vom Volkerbund hinsichtlich der Ausfuhrung der Vertrage ubernommen worden 
ist. Wie werden diese Vertrage angewendet? Die Tschechoslowakei ist eine einigermaBen 
gluckliche Ausnahme von der im allgemeinen als bedauerlich zu bezeichnenden Regel. Die 
andern haben ein schlechtes Zeugnis. Wir sehen dort einen nicht durch Klugheit 
eingedammten Nationalismus. Assimilierung durch Zerstorung der Kultur ist an der 
Tagesordnung. Dies war zwar durch den Volkerbund vorausgesehen, und es sollten 
Bestimmungen hierfur bestehen, aber der ProzeB geht noch weiter. Die Formen der 
Unterdruckung sind sich uberall ahnlich, wenn sie auch dem Grade nach verschieden sind. 
Wir haben die Unterdruckung der Schulen, wir haben die Unterdruckung der politischen 
Rechte, und in einer sonst so melancholisch anmutenden Frage ist flir den Humor gesorgt 
durch die Methoden, mit denen die politischen Rechte unterdriickt werden, namlich die 
Absicht, der Bevolkerung die Ausiibung des Wahlrechts dadurch unmoglich zu machen, daB 
man auf die brillante Idee verfallen ist, die Wahlurnen mit Abfall zu fiillen, so daB es 
unmoglich wird, die Wahlzettel hineinzuwerfen. Regulierungen auf landwirt- im schaftlichem 
Gebiet sind ebenfalls dazu benutzt worden, um die Bevolkerung von ungunstig eingestellten 
Dorfern durch den ErlaB von Verboten wegen Maul- und Klauenseuche daran zu hindern, zur 
Wahl zu gehen, Verordnungen, die, wie Euere Lordschaften wissen, auf dem Kontinent oft 
die Bewegungsfreiheit der Menschen ebenso hindern wie die der Tiere. Es gibt aber auch die 
einfachere Methode, die Wahler auf dem Wege zur Wahl niederzuschlagen, was ja viel 
ernster ist und sich, wie bewiesen worden ist, im Falle der Wahlen in Oberschlesien ereignet 
hat. 

AuBerdem ist weit verbreitet die ungleichmaBige Behandlung der Minderheiten bei der 
Berufung auf offentliche Posten. Ich mochte Eueren Lordschaften zwei oder drei Beispiele 
aus kurzlich vorgekommenen Fallen unterbreiten. 

Die Alliierten erwarteten groBe Dinge von Polen, einer Rasse mit einer groBen 

Geschichte, beruhmt in Kunst und Wissenschaften, einer Rasse, die den neueren 
Zivilisationen in ihrer Nachbarschaft ein Beispiel der Weisheit geben sollte und, wie wir 
hoffen wollen, geben wird. Aber die Politik Polens ist in dieser Hinsicht, wie wir zugeben 
miissen, bisher dem eigenen Staat abtraglich gewesen. Die Frage der deutschen Bevolkerung 
in Polen ist eine sehr dringende Angelegenheit. Aus dem Korridor und aus Posen sind bereits 



nicht weniger als 1 Million Deutsche seit der Annexion abgewandert, weil sie die 
Bedingungen dort unertraglich finden. Die Abhangigkeit jeder Person von der Gunst der 
ortlichen Behorden flir die Erlangung einer offentlichen Konzession wird benutzt, um groBe 
Teile der Bevolkerung loszuwerden. Die Kolonisierung, die heute noch den 
Beratungsgegenstand des Volkerbundsrates bildet, wird benutzt, um den Minderheiten 
gegenliber Unterschiede zu machen. In der Schulfrage zeigen sich Zahlen, denen Glauben zu 
schenken Eueren Lordschaften schwerf alien wird. 45% der deutschen Kinder in Thorn und 
Posen sind ihrer Schulen beraubt und in polnische Schulen getrieben worden. In der 
Gesamtzahl der Schulen ist ein Ruckgang von 50% eingetreten. Das ist eine direkte 
Verletzung des Artikels im Vertrag mit Polen, der bestimmt: 

"Polen wird dafiir sorgen, .... daB in den Volksschulen den Kindern der Unterricht .... in ihrer 
eigenen Sprache erteilt wird." 

Ein sehr merkwurdiges und interessantes Beispiel ist jetzt zu meiner Kenntnis gekommen, flir 
dessen Wahrheit ich mich verbiirgen kann und das die Behandlung der protestantischen 
Sonntagsschulen betrifft. Dort hat man ein System, das dem englischen sehr ahnlich zu sein 
scheint. Die Lehrer sind nicht Berufskrafte, und hier hat ein vorsatzlicher Angriff auf das 
ganze System der Sonntagsschulen stattgefunden. Die Polizei brach in diese ein, die Lehrer 
wurden in einen Raum eingeschlossen, die Kinder, wahrend sich die Lehrer nebenan hinter 
SchloB und Riegel befanden, verhort und die Blicher beschlagnahmt. Dies ist Verfolgung 
gemeiner Art und offensichtlich Teil des Versuchs, den Gebrauch der Sprache so weit zu 
unterdrucken, wie er nur unterdriickt werden kann durch tatsachliche Verminderung des 
AusmaBes, in dem die Bevolkerung ihre Sprache lesen und schreiben lernt. Sie kann die 
Sprache in ihrem eigenen Haus sprechen, aber es bleibt ein Versuch, die Sprache zu 
unterdrucken. Noch ernstere Dinge ereignen sich in dem ukrainischen Teil Polens. Die 
Ukraine scheint von uns weit entfernt zu sein, aber sie geht doch die ganze Welt an, denn sie 
bedeutet eine flir die Interessen des Friedens wichtige Frage. Die Ukrainer sind ein viel 
groBeres Volk, als wir uns zu erinnern gewohnt sind. 6 Millionen von ihnen leben in Polen, 
sie bilden, abgesehen von den Briten und Franzosen, die groBte Volksgruppe in Kanada, 
daher sind sie in einem hohen MaB zur britischen Angelegenheit geworden. Im polnischen 
Ostgalizien mi wurden vom Ende des Krieges bis 1928 die Volksschulen um zwei Drittel 
vermindert, namlich von 2400 auf 745. In den Universitaten, in denen die Ukrainer unter 
osterreichischer Herrschaft 11 Lehrstuhle innehatten, besitzen sie jetzt keinen, obwohl ihnen 
1922 von der Polnischen Regierung eine eigene Universitat versprochen worden war. In dem 
Teil der polnischen Ukraine, der friiher zu RuBland gehorte, in Wolhynien, sind die 
Bedingungen noch harter. Hier gibt es ein umfangreiches System der Kolonisierung durch 
friihere Soldaten, und diese Leute - bewaffnet und Ungesetzlichkeiten nicht abgeneigt - 
verfolgen ihre Nachbarn in einer auBerst bedauernswerten Weise. Die Genossenschaftsladen, 
die ein Merkmal der ukrainischen Landwirtschaft sind, werden unterdriickt, und alles dies ist 
meiner Meinung nach Teil der Politik, die Bauern ununterrichtet und uneinig zu erhalten. In 
der ganzen Ukraine gibt es iiberdies das System polizeilicher Ausweise flir jeden, der 
irgendeine Genehmigung erhalten will, und dies fiihrt zu einem allgemeinen System 
polizeilicher Verfolgung. Ein ungiinstiger Polizeibericht besiegelt naturlich das Schicksal 
eines Schullehrers, der sich nicht besonderer Gunst erfreut. Wir konnen in diesem 
Zusammenhang eine besonders beklagenswerte Tatsache nicht beiseitelassen, namlich die 
Folterung von Gefangenen in Gefangnissen und von Verdachtigen, die sich die Ungnade der 
polnischen Behorden zugezogen haben. Uberzeugende Beweise dafiir, daB in solchen Fallen 
mittelalterliche Folter angewandt werden, liegen zu meinem Bedauern vor. 



Diese Behauptungen wurden im Volkerbundsrat durch Lord Cecil als Delegierten der 
Britischen Regierang als das Gewissen der Menschheit erschiitternd bezeichnet. Sie sind vom 
Rat nicht untersucht worden, wie das hatte erfolgen miissen. Der Bericht wurde ohne 
Untersuchung angenommen. Die Anschuldigungen sind beachtlich flir die Frage der 
Minderheiten, die Gegenstand des Ratsberichts vom Januar war. Diese Terrorisierung war aus 
dem Ratsbericht genligend bekannt, aber ich mochte Euere Lordschaften doch an ihre Not 
erinnern durch Verlesung der Worte eines ausgezeichneten Rechtsgelehrten, der der Krone in 
den Kolonien gedient hat, Sir Walter Napier, der folgendes schrieb: "Die Flihrer des Dorfes 
wurden umringt, in eine Scheune getrieben, entkleidet, niedergehalten und mit dicken 
Stocken, die zum Dreschen gebraucht werden, geschlagen. Arzten war es verboten, von den 
Stadten in die Dorfer zu gehen, und Bauern, die den Versuch machten, sich zur Behandlung in 
die Stadte zu begeben, wurden durch die Polizei zur Umkehr gezwungen." 

Nur mit groBem Widerstreben kritisiert man einen befreundeten Staat, aber nichts wird, wie 
die Beratungen im Volkerbundsrat gezeigt haben, gewonnen, wenn man den Bruch von 
Vertragen ignoriert, wenn diese Vertragsbruche abgestellt werden konnen. Wir diirfen nicht 
vergessen, daB Polen ganz besondere Ursache hat, diese Vertrage zu beachten, denn die ihm 
zugestandenen Annexionen wurden ihm unter der Bedingung zugestanden, daB es diesen 
Gebieten Autonomic gewahrt. Diese Bestimmung wurde von der Botschafterkonferenz 1923, 
in der unser Land ein fuhrendes Glied war, aufgestellt 

Lord Dickinson: Ich hoffe, Sie werden mir erlauben, ein paar Beobachtungen denen 
hinzuzufugen, die mein Freund Lord Noel-Buxton vorgebracht hat, und ihm gleichzeitig daflir 
zu danken, daB er die Angelegenheit vor diesem Hause zur Sprache brachte. Vielleicht mag 
man sich manchmal fragen, warum wir uns berechtigt flihlen, Euere Lordschaften zu bitten, 
diesem Problem Aufmerksamkeit zu schenken, aber ich glaube, ich kann zwei Tatsachen 
erwahnen, die meiner Meinung nach sicher die Beanspruchung einiger Minuten [221 Ihrer Zeit 
mit dieser Sache rechtfertigen. Vor allem ist das Problem eines von erheblichem Umfang - 
von viel groBerem Umfang, als man gewohnlich glaubt - denn es gibt in jedem Lande gewisse 
Minderheiten, manche zahlreicher, manche kleiner. Sie sind naturlich, wie der Name sagt, 
Minderheiten - sehr oft eine kleine Minderheit -, aber die Gesamtzahl der Personen, die unter 
den Bedingungen von Minderheitenvertragen leben, ist bedeutend. Ihre Zahl anzugeben, ist 
schwierig. Es wurden Zahlen wie 20, 30, 40, ja sogar 50 Millionen genannt, je nachdem, ob 
diejenigen, die die Zahlen angeben, geneigt sind, sie zu verkleinern oder zu vergroBern, aber 
ich glaube, daB man ungefahr richtig schatzt, wenn man sagt, daB mindestens 30 Millionen 
Menschen von der richtigen Durchfuhrung der Minderheitenvertrage in Europa abhangen, und 
wenn irgend jemand flir die Minderheitenvertrage verantwortlich ist, so ist es sicher die 
Britische Regierung. 

In Paris wurde die Frage, wie sich Lord Cecil of Chelwood erinnern wird, in groBer 
Ausfuhrlichkeit erortert, und es war nicht sehr einfach, uberhaupt die Annahme der 
Minderheitenvertrage zu erreichen. Ich war damals nicht anwesend, aber mir ist gesagt 
worden, daB ohne den Nachdruck, den die Vertreter dieses Landes der Frage gaben, die 
Minderheitenvertrage wohl niemals entstanden waren. Wenn dem so ist, dann scheint mir, daB 
die Regierung Seiner Majestat und ihre Vertreter in Genf einen besonderen Teil der 
Verantwortung daflir tragen, darauf zu achten, daB diese Vertrage wirksam gemacht werden. 

Ich beabsichtige nicht, mich mit der Frage Polen zu beschaftigen, wie das mein Freund getan 
hat, erstens, weil ich bei meinen Bemerkungen lieber eine Bezugnahme auf irgendein 
bestimmtes Land in dieser Hinsicht vermeiden mochte, und zweitens, weil ich weiB, daB es 
besonders in Polen und in alien diesen Landern politische Schwierigkeiten bei der Errichtung 



ihrer Regierungen gegeben hat, die wir schwer beurteilen konnen. Dennoch sind wir ziemlich 
unvermittelt vor diese Lage gestellt worden durch die Vorgange in der Ukraine und die Art 
und Weise, in der die Minderheit durch die Polnische Regierung und den Volkerbund 
behandelt worden ist. Mein Interesse an dieser Frage stammt aus der Kriegszeit. Ich habe 
nicht den Vorzug, den Osten so gut zu kennen wie mein Freund, aber unmittelbar nach dem 
Kriege besuchte ich diese Lander aus besonderem Interesse flir die Minderheiten, und fur 
jeden, der zu dieser Zeit dorthin kam, war es offensichtlich, daB hier ein Problem bestand, von 
dem der Friede Europas und vielleicht der Welt abhangen wiirde. Von der richtigen Losung 
der Beziehungen dieser Minderheiten zu der Bevolkerung, in deren Mitte sie leben, hing und, 
ich glaube, hangt noch heute der zukunftige Frieden Europas ab. 

In alien diesen Landern finden Sie groBe Gruppen von Menschen, die von ihren Nachbarn in 
beinahe jeder Hinsicht, ja man kann sagen, uberhaupt in jeder Hinsicht, abweichen. Sie 
unterscheiden sich in ihrer Sprache, in ihrer Religion, in ihren kulturellen Bindungen, in ihren 
Lebensbedingungen, ihrer Geschichte und in jeder Einzelheit von den Menschen, von denen 
sie umgeben sind, und sie sind, wie Euere Lordschaften sehr wohl wissen, stets die Ursache 
flir einen groBen Teil der Schwierigkeiten im Osten Europas gewesen. Der Krieg anderte die 
Lage in zweierlei Hinsicht. Einerseits befreite er eine groBe Zahl von Menschen, von denen 
man sagt, daB sie bisher unter dem Joch fremder Herrscher lebten. Er befreite eine groBere 
Zahl als die, die er andererseits wieder einem solchen Joch nach dem Krieg unterwarf, und 
insoweit ist der Krieg ein Befreiungskrieg gewesen. Aber auf der anderen Seite unterwarf 1221 
er viele Millionen Menschen neuen Bindungen, und diese waren in der Regel Menschen, die, 
wenn sie auch nicht immer ihren Nachbarn uberlegen waren, doch sicherlich glaubten, von 
hoherem Wert zu sein. Anstatt daB Rumanen den Ungarn, Polen den Deutschen, Tschechen 
den Osterreichern Untertan waren, wurden Deutsche, Ungarn und Osterreicher andern Staaten 
unterworfen, und es war ganz klar, daB unter diesen Umstanden nichts anderes die 
Versohnung in Europa herbeiflihren konnte als eine sehr groBziigige Auslibung der Rechte der 
Regierungen iiber diese Menschen 

Weil diese Minderheiten ihre vertraglichen Rechte besitzen, hat die ganze Frage eine solche 
Bedeutung gewonnen, und weil sie glaubten, daB ihnen diese Rechte vorenthalten werden, ist 
in den Minderheiten das Gefiihl entstanden, daB sie keine Hilfe von dem internationalen 
Organ, dem Volkerbund, erhalten konnen, das gerade zu dem Zweck geschaffen worden ist, 
ihnen Gerechtigkeit zuteil werden zu lassen. Das Ergebnis ist, daB sie Abhilfe und 
Gerechtigkeit nicht vom Volkerbund, sondern von anderen Stellen erwarten. Sie sehen nicht 
auf uns, sondern auf Deutschland. Denn die deutschen Vertreter im Volkerbund sind die 
Vorkampfer der Minderheiten geworden. Deutschland hat mit dem Entwurf der 
Minderheitenvertrage nichts zu tun. Deutschland selbst erhob Einwendungen gegen die 
Annahme der Verpflichtungen der Vertrage, als es dem Volkerbund beitrat. Wenn jetzt irgend 
jemand in der Versammlung oder im Rat eine Frage aufwirft, dann ist es der deutsche 
Vertreter, der die fuhrende Rolle ubernimmt. Es scheint mir ein groBer Irrtum unserer 
Regierung zu sein, daB sie diese Lage hat entstehen lassen. An den Minderheitenrechten war 
die britische offentliche Meinung stets interessiert, und ich ware glucklich, wenn wir 
feststellen konnten, daB etwas aktivere Schritte von unseren Vertretern in dieser besonderen 
Richtung unternommen wurden 

Viscount Cecil ofChelwood: Ich bin sicher, daB niemand von Ihnen glauben wird, daB sich 
mein Freund Lord Dickinson entschuldigen muBte, als er einen so interessanten Bericht iiber 
diese sehr wichtige Frage erstattete. Er war gewiB berechtigt zu sagen, daB eine geschichtliche 
Verbindung zwischen diesem Land und der Minderheitenfrage besteht. Er bezog sich auf die 
Ereignisse in der Pariser Konferenz. Er hatte noch viel weiter zuriickgehen konnen. Wenn er 



die Protokolle der Berliner Konferenz durchsieht, die zu dem Berliner Vertrag fiihrten, wird er 
finden, daB der Britische AuBenminister jener Tage zu einem Teil der Autor zusammen mit, 
ich glaube, dem Franzosischen AuBenminister des allgemeinen Vorschlags war, daB, wo 
immer ein Land durch einen Vertrag eine betrachtliche GebietsvergroBerung erfahrt, diesem 
Lande auch die Verpflichtung auferlegt werden sollte, seine Minderheiten zu schiitzen 

Ganz zweifellos ist diese Frage von sehr groBer Bedeutung. Das Minderheitenproblem ist fur 
einen groBen Teil der Unruhe verantwortlich, die ungliicklicherweise noch immer besteht, 
besonders in Mitteleuropa. Ich glaube aber auch, es ist nur billig, zu sagen, daB die Frage eine 
der schwierigsten und delikatesten ist. Ohne jeden Zweifel hat auch jeder Minderheitenstreit, 
wie Lord Noel-Buxton sagte, zwei Seiten. Auf der einen Seite besteht der Wunsch der 
Mehrheit des Landes, das Gebiet und die Bevolkerung zu einigen, seine Position zu starken 
und im oft miBbrauchten Namen des Patriotismus zu versuchen, alle Opposition gegen diese 
Einigkeit auszurotten. Auf der andern Seite haben Sie das sehr naturliche Gefiihl, das sehr 
lobenswerte Gefiihl, wenn Sie wollen, der Minderheit die ihr eigene, besondere Existenz 
innerhalb des Staates zu erhalten. Die Minderheit wertet ihre Verbindung mit ihrer alten 
Nationalitat wahrscheinlich sehr hoch, und sie hat den sehr starken sentimen- im talen 
Wunsch - ich gebrauche hier das Wort sentimental nicht in einem herabwiirdigenden Sinne -, 
ihre Stellung zu erhalten. Es ist klar, daB, wenn diese beiden Richtungen zusammenprallen, es 
sehr groBe Schwierigkeiten geben muB 

Lord Noel-Buxton sagte, daB in mancher Hinsicht diese Minderheitenfrage ein Pulvermagazin 
bedeutet, und ich stimme mit ihm uberein. Sie ist angefullt mit Explosivmaterial. Als Beispiel 
fiihrte er Danzig an, aber ich glaube, er wird mit mir darin ubereinstimmen, daB hier nicht 
eine typische Minderheitenfrage vorliegt, wenn die Lage dort auch ernste Schwierigkeiten 
enthalt, die die Aufmerksamkeit des Volkerbundes im hohen MaBe auf sich gezogen haben. 
Dort haben Sie einen Staat von uberwiegend deutschem Charakter innerhalb eines Landes, 
das uberwiegend polnisch ist, und den Zusammenprall von zwei Nationalitaten, die offenbar 
stets einander feindlich gesinnt sind, wenn sie zusammentreffen. Meiner Beurteilung nach ist 
dies nicht ein typischer Minderheitenfall, da er nicht unter die Minderheitenvertrage fallt. Es 
ist ein Fall von zwei anscheinend unversohnlichen Volksteilen, die durch Anwendung der 
Vertrage in eine bestimmte Zusammenstellung gebracht worden sind 

In der Minderheitenfrage muB es die erste Aufgabe sein, zu versuchen, die in Frage 
kommende Regierung zu uberzeugen, daB sie sich besser benehmen und Garantien flir ein 
besseres Verhalten geben sollte. Um den Fall Polens und der Ukraine herauszugreifen: Die 
Verzogerung war, wie ich hore, in diesem Falle durch die Bemuhungen hervorgerufen, die 
Polnische Regierung zu veranlassen, eine Art von Garantie oder eine Erklarung abzugeben, 
daB sie ein neues System schaffen wolle, das die Schwierigkeiten beseitigen wiirde. Das 
erfordert Zeit. Das Problem besteht nicht darin, eine Maschinerie oder ein Komitee 
zusammenzubringen, sondern liegt in der Schwierigkeit, delikate Verhandlungen mit 
Schnelligkeit zu fiihren 

Der Staatssekretcir fur Krieg (Viscount Hailsham): Was die Ukrainer betrifft, so ist die 

ganze Frage der Stellung dieser Minderheiten in diesem Jahr vor den Volkerbund gekommen 
als Ergebnis der sogenannten Befriedigung der polnisch-ukrainischen Provinzen im Jahre 
1930. Eingaben gegen die Handlungen der polnischen Behorden in dieser Angelegenheit 
wurden im letzten Jahr durch ein Dreier-Komitee erortert, dessen britisches Mitglied Lord 
Cecil war. Dieses Komitee kam zu dem SchluB, daB ein prima facie-Fa\\ der Verletzung der 
Minderheitenvertrage durch die Polnische Regierung vorlage. Der Bericht iiber diese Frage 
wurde dem Volkerbundsrat am 30. Januar d. J. durch Herrn Sato, Mitglied der Japanischen 



Delegation, vorgelegt. Dieser Bericht gab der Ansicht Ausdruck, daB die polnischen 
Behorden zu ihrem Vorgehen in hohem MaBe provoziert worden seien, daB sie nicht die 
Absicht hatten, eine systematische antiukrainische Politik zu verfolgen und daB sie in Zukunft 
eine versohnliche Haltung annehmen und sich bemiihen wiirden, mit den verantwortlichen 
Elementen unter den Ukrainern flir die Besserung der Lage in den ukrainischen Provinzen 
zusammenzuwirken. 

Man wird sich ferner erinnern, daB bei der Beratung des Berichts im Volkerbundsrat Lord 
Cecil, der flir die Britische Regierung sprach, die Aufmerksamkeit seiner Kollegen auf die 
auBerst bedauerliche Natur einiger der in dem Bericht erwahnten Vorfalle lenkte, erklarte, das 
von Herrn Sato ausgesprochene Bedauern darliber zu teilen, daB die Polnische Regierung den 
unschuldigen Opfern der durch ihre Beamten begangenen MiBbrauche keine Entschadigung 
zugestanden habe, und der Hoffnung Ausdruck gab, daB die Polnische Regierung energische 
MaBnahmen zur Versohnung und Befriedung ergreifen wiirde. Er druckte auch sein Bedauern 
dariiber aus, daB Anschuldigungen iiber die MiB- mi handlungen ukrainischer Gefangener, die 
in den Eingaben enthalten waren, nicht untersucht und zum Gegenstand eines Berichts 
gemacht werden sollten und wies darauf hin, daB, wie die Dinge jetzt lagen, diejenigen, die 
die Anschuldigungen erhoben hatten, sagen konnten, daB ihre Beschuldigungen von der 
Korperschaft, an die sie sich gewendet hatten, weder zurlickgewiesen noch untersucht worden 
seien 

Was den Fall der Deutschen in Posen und im Korridor betrifft, den der edle Lord erwahnt hat, 
so ist die Lage die, daB bis vor kurzem diese Eingaben in der Hauptsache aus Klagen 
einzelner Mitglieder der Minderheit bestanden, die darliber Klage fuhrten, wegen ihres 
Volkstums in Fragen wie der Enteignung oder Beschrankung ihres Eigentums unter dem 
Agrarreformgesetz oder der Gewahrung oder Zuriickziehung von Erleichterungen auf dem 
Gebiete der Erziehung, von Alkoholverkaufslizenzen und ahnlichem benachteiligt zu werden. 
In den meisten dieser Falle war es nicht moglich, auf Grund der zuganglichen Unterlagen die 
Behauptung der Polnischen Regierung in Frage zu stellen, daB die Handlungen ihrer 
Behorden durch rein praktische Erwagungen hervorgerufen worden seien, wie dem 
UbermaBigen Verhaltnis des GroBgrundbesitzes in einem gewissen Gebiet oder der 
UbergroBen Zahl von Alkoholkonzessionen in einer bestimmten Stadt, und daB sie nicht eine 
Beeintrachtigung irgendwelcher durch die Minderheitenvertrage gewahrten Rechte 
bedeuteten. Immerhin liegen dem Volkerbundsrat verschiedene Eingaben vor, die sich mit der 
Frage der Diskriminierung als Gesamtproblem befassen und Vergleichsstatistiken enthalten, 
die eine ungleichmaBige Behandlung von Personen deutschen und polnischen Volkstums in 
groBen Gebieten nachweisen sollen. Solche Statistiken erfordern sehr sorgsame 
Untersuchungen, die gegenwartig vorgenommen worden, und ehe nicht die Ergebnisse dieser 
Prufung vorliegen, wird es flir die Regierung Seiner Majestat natiirlich unmoglich sein, eine 
Erklarung iiber die Frage abzugeben 

Wir sind dankbar flir alle nur moglichen Anregungen, die uns helfen wiirden, eine 
befriedigendere Erfullung der durch diese Minderheitenvertrage ubernommenen 
Verpflichtungen herbeizufuhren. Wir sind uns aber auch bewuBt, daB die Frage, wie die 
Durchfuhrung derartiger Verpflichtungen erzwungen werden kann, notwendigerweise eine 
sehr delikate ist. Das ganze Problem jeder Art von ZwangsmaBnahmen enthalt offenkundig 
zahllose Schwierigkeiten, und ein erfolgloser Versuch, die Beachtung derartiger Vertrage zu 
erzwingen, oder ein erfolgloser Versuch, sich flir die Sache einer Minderheit einzusetzen, 
konnte der Sache der Minderheit selbst leicht mehr Schaden zufiigen als die ruhigere und 
weniger Aufsehen erregende Methode, auf die in Frage kommenden Regierungen EinfluB 
auszuiiben. Trotz aller Wunsche, diese Vertrage dem Buchstaben und dem Geist nach voll 



beobachtet zu sehen, ist Seiner Majestat Regierang genotigt, zu bekennen, daB, wie die Dinge 
im Augenblick stehen, sie nicht sieht, daB sie selbst mehr tun konnte, als sie in der 
Vergangenheit zu tun versucht hat. 1 

Unterschrift 



1261 

Nr. 12 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 2. Marz 1933 

Wieder hat die Agrarreform in diesem Jahr dem Deutschtum wertvollen Boden entzogen und 
der deutschen Minderheit mit erbarmungsloser Harte vor Augen gefuhrt, daB sie sich hier 
einem hartnackigen und planmaBigen Angriff gegeniibersieht, der letzten Endes ihre 
Vernichtung und Verdrangung zum Ziel hat. 

I27i Dieser Angriff wird in zwei Richtungen gefuhrt: 

1) Gegen die wirtschaftliche Existenzbasis. 

2) Gegen den kulturellen Besitzstand. 

Der doppelte Druck, der auf diese Weise ausgeiibt wird, soil die Minderheit allmahlich 
seelisch zermurben und ihre Widerstandskraft brechen. 

Hinsichtlich des gegen die deutsche Existenzbasis gefuhrten Kampfes steht die Verdrangung 
von Grund und Boden im Vordergrund. Etwa 70 bis 80% der deutschen Bevolkerung lebt 
direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Die Zerschlagung des deutschen Grundbesitzes 
trifft daher nicht nur den Eigentlimer allein, sondern gleichzeitig eine ganze Reihe von 
Einzelexistenzen, die von ihm abhangig oder auf ihn angewiesen sind. Man kann somit 
ermessen, was der in den letzten 14 Jahren eingetretene Verlust von Grund und Boden fur die 
Gesamtheit der deutschen Minderheit bedeutet. 

Der deutsche Bodenverlust seit 1919 setzt sich folgendermaBen zusammen: 

a) unmittelbare Liquidation 

b) mittelbare Liquidation 

c) Annullation 

d) Folgen der allgemeinen Rechtsunsicherheit 

e) Wiederkaufsverordnung 

f) Agrarreform 



130 100 


ha 


159 287 


tt 


58 700 


tt 


50 000 


tt 


72 718 


tt 


52 460 


tt 


546 265 


ha^ 



Der Verlust in knapp 14 Jahren betragt also weit liber Vi Million ha. Dazu kommen noch rund 
200.000 ha staatlichen Besitzes und rund 300.000 ha Forstbesitz. Auch dieser Verlust 



bedeutet eine Schwachung des Deutschtums im Hinblick auf die groBe Anzahl deutscher 
Arbeiter und Angestellter, die dort ihr Brot verdienten. 

Mit gleicher Zielsicherheit richtet sich der polnische Angriff auch auf alien anderen Gebieten 
gegen die Existenzgrundlagen der Minderheit. Entlassungen von Arbeitern, die sich zum 
Deutschtum bekennen, haben einen erschreckenden Umfang angenommen. Langjahrige 
Angestellte werden pensionslos oder mit geringen Abfindungen aus ihren Arbeitsplatzen 
verdrangt. Deutsche Handwerker und Gewerbetreibende werden boykottiert. Arzte verlieren 
ihre Kassenpraxis, Apotheker werden enteignet, Schankkonzessionen entzogen. Uberall sind 
nicht sachliche Motive maBgebend, sondern einzig und allein die Tatsache, daB es sich um 
deutsche Menschen handelt, die an ihrem Volkstum festhalten wollen. 

Nicht besser sieht es auf dem kulturellen Gebiet aus. Hier wird mit besonderer Zahigkeit 
gegen die deutschen Unterrichtsbetriebe vorgegangen. Im Jahre 1924 waren von den 
mehreren tausend deutschen Schulen in Posen und Pommerellen 557 Unterrichtsbetriebe 
ubriggeblieben. Von diesen 557 sind bis zum Jahre 1932 noch weitere 335 geschlossen 
worden, a so daB jetzt nur noch 222 Schulbetriebe msi vorhanden sind, die von deutschen 
Kindern besucht werden. Aber auch von diesen kann nur etwa 1/3 als wirkliche 
Minderheitsschule bezeichnet werden, weil der Unterricht vielfach von Lehrern erteilt wird, 
die der deutschen Sprache nicht ausreichend machtig sind. Im ubrigen muB ein nicht 
unwesentlicher Teil der Unterrichtsstunden in polnischer Sprache erteilt werden, so daB bei 
alien Minderheitsschulen der deutsche Charakter stark durchbrochen ist. 

Die deutschen Vereine, Verbande und sonstigen kulturellen Organisationen sehen sich 
dauernd Drangsalierungen ausgesetzt. 

So ftihlt sich die Minderheit von alien Seiten bedrangt. Auch die Atmosphare des Hasses, der 
die Deutschen ausgesetzt sind, hat in keiner Weise nachgelassen und fiihrt immer wieder zu 
MiBhandlungen und Verfolgungen. 

Unter diesem wirtschaftlichen und seelischen Druck, der nun schon seit 14 Jahren anhalt, hat 
ein sehr groBer Teil der deutschen Bevolkerung, der mit 70% sicherlich nicht zu hoch 
geschatzt ist, die alte Heimat verlassen. Es ist im Hinblick auf die geschilderten Umstande nur 
allzu verstandlich, wenn der Abwanderungsdrang auch heute noch anhalt. Taglich erhalt das 
Generalkonsulat Antrage von Minderheitsangehorigen, die den Wunsch haben, nach dem 
Reiche uberzusiedeln. Recht erheblich scheint auch gerade neuerdings die Abwanderung 
durch illegale Grenzuberschreitung zu sein. Die deutsche Minderheit erleidet hierdurch in 
ihrem Bestande weitere schwere Verluste. 

Lutgens 



Afmttrkungtti: 



5 



Die deutsche Minderheit hat immer wieder versucht, durch Anrufung der ihr durch 
internationale Vertrage zu ihrem Schutz gegebenen internationalen Instanzen zu ihrem Recht 



zu kommen. 

Beim Volkerbund sind nicht weniger als 154 Beschwerden anhangig gemacht worden, die 
die Lage der deutschen Minderheit in Polen betreffen. Vor der Gemischten Kommission fur 
Oberschlesien wurden, abgesehen von den in die Tausende gehenden Beschwerden, die ohne 
Stellungnahme des Prasidenten erledigt wurden, 90 deutsche Beschwerden verhandelt, von 
denen 75 als berechtigt anerkannt wurden, wahrend die Zahl der polnischen Beschwerden 35 
betrug, von denen aber nur 12 als berechtigt anerkannt wurden. ...zuriick... 

Aus der Begrundung des Gutachtens sind folgende Satze hervorzuheben: 

"Die Durchfuhrung des Gesetzes vom 14. Juni 1920 wlirde bewirken, daB das vernichtet 
wlirde, was friiher geschaffen wurde, namlich insofern, als das an die Ansiedler gestellte 
Verlangen, ihr Heim zu verlassen, eine Eindeutschung zur Folge haben wlirde. Eine solche 
MaBnahme ist daher, obwohl sie begreiflich sein mag, gerade das, was der 
Minderheitenvertrag seiner Absicht nach verhuten sollte.- Die Absicht des Vertrages war 
zweifellos, eine gefahrliche Quelle von Bedriickungen, Beschuldigungen und Konflikten zu 
beseitigen, zu verhindern, daB Rasse- und GlaubenshaB Platz greifen sowie die bei seinem 
AbschluB erworbene Rechtslage dadurch zu schutzen, daB er die in diesem Zeitpunkt 
vorhandenen Minderheiten unter den unparteilichen Schutz des Volkerbundes stellte." 
...zuriick... 

Auch in den offentlichen Sitzungen des Volkerbundsrates ist wiederholt von Vertretern 
verschiedener Staaten bei der Behandlung von Eingaben der deutschen Minderheit in Polen 
die Bedeutung und Notwendigkeit des Schutzes der Minderheiten und der Unterlassung aller 
UnterdruckungsmaBnahmen hervorgehoben worden, namentlich auch im Interesse der 
Erhaltung des Friedens: 

Bei der Behandlung einer Petition des Deutschen Volksbundes vom 19. Mai 1928, 
betreffend die Sicherheitsverhaltnisse in Polnisch-Oberschlesien, in der offentlichen Sitzung 
des Volkerbundsrates vom 8. September 1928 fiihrte das Hollandische Ratsmitglied Beelaerts 
van Blockland folgendes aus: 

"Er teile die Zuversicht des Berichterstatters, wenn dieser erklare, daB 
gegebenenfalls auf Grand der eingeleiteten und im Zuge befindlichen Untersuchungen 
geeignete MaB- um nahmen hinsichtlich der Schuldigen getroffen werden wurden. 
Indem er selbst den Bericht annehme, spreche er aber gleichzeitig die feste Erwartung 
aus, daB die Polnische Regierung verstehen werde, die erforderlichen MaBnahmen zu 
ergreifen, um die Bevolkerung zu beruhigen und hierdurch das Vertrauen der 
Bevolkerung in den Volkerbund noch zu erhohen, der die Aufgabe habe, auch iiber die 
Interessen der Minderheiten zu wachen." (Societe des Nations, Journal Officiell 1928 
p. 1490.) 
In der offentlichen Sitzung des Volkerbundsrates vom 26. September 1928 bei 
Behandlung einer Petition wegen SchlieBung deutscher Minderheitsschulen im polnisch 
gewordenen Teile Oberschlesiens sah sich gegenuber dem Verhalten des Polnischen 
Ratsmitgliedes des AuBenministers Zaleski das Kanadische Ratsmitglied Dandurand 
veranlaBt, einen besonderen Appell an die Polnische Regierung zu richten. Nach dem 
Sitzungsprotokoll hat er dabei folgendes ausgefuhrt: 

"Er beschranke sich darauf, eine Bitte auszusprechen. Die Lage an Ort und Stelle 
sei ihm nicht bekannt, aber er denke an die 25, 30 oder 35 Kinder, die morgen ihrer 
Schule beraubt sein wurden, die sie noch gestern hatten besuchen diirfen." (Societe des 
Nations, Journal Officiell 1928 p. 1678.) 
Als in der Sitzung des Volkerbundsrates in Lugano am 15. Dezember 1928, in der 
lediglich Minderheitsbeschwerden aus Oberschlesien, und zwar ausschlieBlich aus dem 



polnisch gewordenen Teile, verhandelt und beraten wurden, der Polnische AuBenminister 
Zaleski als Ratsmitglied in einer langeren schriftlich formulierten Erklarung das Eintreten des 
Deutschen Volksbundes in Kattowitz fur die Interessen des Deutschtums durch Petitionen 
beim Volkerbundsrate als eine nicht zu duldende Handlungsweise erklarte, sah sich der 
damalige Ratsprasident der franzosische AuBenminister Briand genotigt, gegeniiber den 
polnischen Ausfuhrungen die Wahrung der Rechte der Minderheiten als eine der vornehmsten 
internationalen Pflichten deutlich herauszustellen. Er sprach von "der heiligen Sache und den 
heiligen Rechten der Minderheiten" und gab zum Schlusse die Versicherung ab: 

"Die Rechte der Minderheiten werden nicht vernachlassigt werden." (Societe des 
Nations, Journal Officiel 1929 p. 70, 71.) 
Als in der Volkerbundsratssitzung vom 24. Januar 1931 die SchluBbehandlung der zwei 
Noten der Deutschen Reichsregierung vom 27. November und 9. Dezember 1930, betreffend 
die Lage der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Schlesien (Polen), und der Note der 
Deutschen Reichsregierung vom 17. Dezember 1930, betreffend die Lage der deutschen 
Minderheit in den Woiwodschaften Posen und Pommerellen (Polen), stattfand und der vom 
Volkerbundsrat gebilligte Bericht des Berichterstatters des Japaners Yoshizawa (Societe des 
Nations, Journal Officiel 1931 p. 237, 238) vorgetragen war, wies das Britische Ratsmitglied 
der AuBenminister Henderson auf das groBe Interesse hin, das die Offentlichkeit, vornehmlich 
in England, fur die Minoritatenfrage in Oberschlesien habe. Sodann nahm er AnlaB, besonders 
zu unterstreichen, wie die loyale Ausfuhrung der internationalen Minderheitsverpflichtungen 
eine Lebensnotwendigkeit flir die Aufrechterhaltung des Friedens sei. Nach dem Protokoll 
erklarte er: 

"Er wolle heute weniger in seiner Eigenschaft als Vertreter GroBbritanniens, 
sondern vielmehr als President des Rates sprechen. Er habe es nicht notig zu sagen, 
wie glucklich er sei, daB das durch die Minderheitenvertrage und das Ubereinkommen 
betreffend Oberschlesien vorgesehene System seitens des Rates so entschieden 
vertreten werde. Dieses System bilde einen Teil des offentlichen europaischen und 
Weltrechts; man habe anlaBlich der Ausarbeitung der Friedensvertrage erkannt, daB 
die loyale Durchfuhrung der Minderheitenvertrage von lebenswichtiger Bedeutung flir 
die Erhaltung des Friedens sei..." (Societe des Nations, Journal Officiell 1931 p. 238, 
239). ...zuriick... 

Q 

Im Jahre 1939 war diese Zahl infolge verscharfter Anwendung der Agrarreform auf 685.700 
ha angewachsen. ...zuriick... 

9 Die Zahl erhohte sich bis zum Jahre 1939 auf 425 Schulen. ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

A. Der Kampf gegen das Deutschtum in Polen 
und gegen Danzig von 1919 bis 1933 

II. Zum Vorgehen Polens in Danzig 

Nr. 13 

Aus den Bemerkungen der Deutschen Friedensdelegation 

zu den Friedensbedingungen, 29. Mai 1919- 



Insbesondere steht die in den Artikel 100 bis 108 verlangte Preisgabe der rein deutschen 

Hansestadt Danzig und ihrer ebenfalls rein deutschen Umgebung in schroffstem Gegensatz zu 
alien in den Erklarungen des Prasidenten Wilson gegebenen Zusicherungen. Danzig wies 
nach der Zahlung vom 1. Dezember 1910 eine verschwindende polnisch sprechende 
Minderheit von 3,5 v. H. auf, der Kreis Danziger Niederung 1 v. H., der Kreis Marienburg 3 v. 
H., auch der Kreis Danziger Hohe hatte nur 1 1 v. H. Selbst die Polen bestreiten nicht 
ernstlich, daB Danzig stets deutschen Charakter gehabt hat. Der Versuch, Danzig zu einer 
Freien Stadt zu machen, sein Verkehrswesen und die Vertretung seiner Rechte nach auBen 
dem polnischen Staat auszuliefern, wiirde zu heftigem Widerstand und zu einem dauernden 
Kriegszustand im Osten fiihren. Dabei sind die wirtschaftlichen MaBnahmen so getroffen, daB 
flir Danzig jeder Verkehr mit Deutschland aufs auBerste erschwert wird - offenbar zu dem 
Zweck, dieses rein deutsche Gebiet im Laufe der Zeit durch wirtschaftlichen Druck zu 
polonisieren. Die Deutsche Regierung muB darum die beabsichtigte nationale Vergewaltigung 
Danzigs ablehnen und die Forderung erheben, Danzig und Umgegend beim Deutschen Reich 
zu belassen 



1291 

Nr. 14 
Anlage B der Entscheidung des Volkerbundskommissars in Danzig, 

6. Dezember 1921 

Liste der polnischen Behorden, die sich augenblicklich in Danzig 
und in den Vororten befinden 

1. Diplomatische Vertretung der Republik Polen 

2. Behorde flir Domanen, Landwirtschaft und Forsten der Polnischen Republik 

3. Polnische PaBstelle 

4. Bliro flir Militarangelegenheiten 

5. Polnische Telegraphenagentur (P. A. T.) 

6. Staatsamt zum Einkauf von Artikeln ersten Bedarfs und Fischverwertung (P. U. Z. A. P. P.) 

7. Bliro flir Finanz- und Zollangelegenheiten 

8. Polnische AuBenhandelsstelle 

9. Zweigstelle des polnischen Staatsamts flir Holzausfuhr 

10. Zweigstelle des polnischen staatlichen Naphtha-Amtes 

11. Polnisches Beschaffungsamt 

12. Polnisches Ruckwandererlager 

13. Polnische Oberpostdirektion 

14. Polnisch-Amerikanische Postexpedition 

15. Polnisches Postamt, Expedition Danzig-Neufahrwasser 

16. Polnisches Wirtschaftsamt 

17. Polnische Eisenbahn-Bau-Aufsichtsverwaltung 

18. Polnische Marine-Bau-Aufsichtsverwaltung 

19. Polnische Eisenbahndirektion 

20. Polnische Linienkommandantur 

21. Polnische Marine-Funkenstation 

22. Polnische Marinewetterwarte 

23. Bliro flir polnische Staatsschiffahrt 

24. Polnische Wirtschaftsadministration, Militarverwaltung. 



Nr. 15 
Entscheidung des Volkerbundskommissars in Danzig, 2. Februar 1925 11 

Auszug 

Meine Entscheidung in diesem Fall lautet folgendermaBen: 



a) Der Post-, Telegraphen- und Telephondienst, zu dessen Einrichtung die Polnische 
Regierang auf Grand der Artikel 29 und 30 des Vertrages von Paris berechtigt ist, bedeutet 
ein Postamt im Hafen von Danzig. Dieses Postamt rjoi ist dasjenige, das der polnischen 
Postverwaltung auf dem Heveliusplatz zugeteilt worden ist. 

b) Der durch diesen Postdienst von dem Gebiet der Freien Stadt nach Polen und umgekehrt 
bewirkte Verkehr muB von den unter a) erwahnten Gebauden nach der einen oder mehreren 
auf polnischem Gebiete gewahlten Stellen gehen, und keine postalischen, telegraphischen 
oder telephonischen Sendungen oder Mitteilungen oder sonstiges darf auf diesem Wege 
angenommenen oder ausgegeben werden, auBer in der unter a) erwahnten Stelle. Die 
Ausdriicke "angenommen" (received) und "ausgegeben" (delivered) bedeuten Annahme oder 
Ausgabe durch irgendwelche dabei angewendeten Mittel und haben mit deutschen 
posttechnischen Ausdriicken nichts zu tun. 

c) Der Gebrauch von Briefkasten auBerhalb der Grenzen des unter a) erwahnten Gebaudes 
oder der Gebaude und ein Einsammlungs- und Bestelldienst durch Brieftrager in irgendeinem 
Teile des Gebietes der Freien Stadt ist unzulassig und widerspricht der Entscheidung vom 25. 
5. 1922. 

d) Das unter a) erwahnte Postamt ist nicht dazu bestimmt, sich mit alien Briefen zu befassen, 
die an irgendeiner Stelle im Danziger Gebiete nach Polen oder dem Auslande von polnischen 
Staatsangehorigen oder anderen Einwohnern der Freien Stadt aufgegeben worden sind. Es ist 
vielmehr dazu bestimmt, den im Danziger Gebiet rechtmaBig errichteten polnischen Behorden 
zu ermoglichen, bei diesem Postamt und keiner anderen Stelle sonst Postsendungen 
zusammenzustellen und sie von dort unmittelbar nach Polen oder dem Auslande zu befordern, 
und sich des weiteren mit durchgehenden Postsendungen aus Polen liber den Hafen von 
Danzig nach Uberseelandern und umgekehrt zu befassen. 

e) Die Ziffern 1 und 2 des Abkommens vom 19. 4. 1923 liber die Sichtungsstelle und das 
Abkommen vom 29. August 1924 liber die Umschlagstelle fur Uberseesendungen im Hafen 
bleiben von dieser Entscheidung unberlihrt. 

M. S. MacDonnell 



Nr. 16 
Gutachten eines vom Volkerbundsrat eingesetzten Juristenausschusses- 

Auszug 

(Ubersetzung) 
Genf, den 19. Februar 1925 

Am 12. Dezember 1922 gab der Hone Kommissar auf Grand des Artikels 39 des Vertrages 
vom 9. November 1920 zwischen Danzig und Polen folgende Entscheidung ab: 

"Polen hat kein Recht, auf Danziger Gebiet eine Eisenbahndirektion einzurichten, die 
sich mit der Verwaltung anderer Eisenbahnen als der auf dem Gebiet der Freien Stadt 
gelegenen beschaftigt, ausgenommen im Fall einer Vereinbarung mit der Freien Stadt 
Danzig..." 

Der Vertrag von Versailles gab Polen in bezug auf Danzig gewisse Rechte, die den Zweck 

in sich schlossen, Polen einen freien Zugang zum Meere mi zu sichern. Da die Zuerkennung 
dieser Rechte an Polen eine Abweichung von den herkommlichen Regeln des Volkerrechts 
hinsichtlich der Beziehungen zwischen Staaten bedeutet, war es notig, ihnen eine 
vertragsmaBige Grundlage zu geben. Man hat dieses in dem Vertrag von Versailles und den 
darauffolgenden Entscheidungen und Abkommen beracksichtigt. 

Polen halt die Meinung aufrecht, daB in den auBergewohnlichen Rechten, die ihm zuerkannt 
waren, das Recht auf eine Eisenbahnverwaltung auf Danziger Gebiet mit eingeschlossen war. 
Unter dieser Verwaltung sollten nicht nur die Danziger Eisenbahnen, die Polens Leitung 
anvertraut waren, sondern auch polnische Eisenbahnen auBerhalb des Danziger Gebiets 
stehen. Beansprucht wird also, den Sitz eines Teils der Landesverwaltung auf fremdem Boden 
einzurichten, und wenn wir das Vorhandensein eines auBergewohnlichen Rechts anerkennen, 
so muB der Beweis zu liefern sein, daB es vertragsmaBig begriindet ist. Der JuristenausschuB 
hat alle diesbezuglichen Schriften sorgfaltig gepriift, hat aber keine Bestimmungen gefunden, 
die Polen folgerungsweise oder ausdriicklich ermachtigt, die Danziger Direktion mit der 
Verwaltung und dem Betriebe von Eisenbahnlinien auf polnischem Gebiete zu betrauen 

Irgendeine andere Verfugung, die Polen unterstutzen konnte, hat der JuristenausschuB in 

den in Kraft befindlichen Vertragen, Entscheidungen und Abkommen nicht finden konnen. 
Unter diesen Umstanden ist er der Meinung, daB die Entscheidung des Hohen Kommissars 
vom 12. Dezember 1922 mit den Vertragen, Entscheidungen und Abkommen, die in 
Wirksamkeit sind, ubereinstimmt. 

van Eysinga 
C. Vivante 
A. Niquille 



Nr. 17 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 8. Februar 1932 



Der Polnische Gesandte, der mich heute aus anderem AnlaB aufsuchte, ist von mir auf die 
unerhorten Vorgange bei der Zehnjahresfeier der polnischen Studentenvereinigung "Bratnia 
Pomoc" in Danzig aufmerksam gemacht worden. Ich habe inn insbesondere darauf 
hingewiesen, daB die Ansprache des amtlichen polnischen Vertreters in Danzig Herrn Lalicki, 
in der von der Ruckgabe Danzigs an das polnische Vaterland die Rede ist, sowie die 
Erklarung des polnischen Obersten Landau: "hoffentlich mochten bald von Danzigs Rathaus 
polnische Fahnen wehen", kaum geeignet waren, die Beunruhigung zu beseitigen, in der sich 
Danzigs Bevolkerung seit langerer Zeit wieder befande. 

Der Polnische Gesandte wich aus, indem er behauptete, ihm sei nichts liber diesen Vorfall 
bekannt und fiigte hinzu, daB er bei seiner personlichen Bekanntschaft mit dem Rat Lalicki, 
der ein durchaus besonnener Mensch sei, sich derartige Erklarungen kaum vorstellen konne. 
Er wiirde seinerseits bemiiht sein, die Angelegenheit aufzuklaren. 

Noebel 



mi 

Nr. 18 

Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 12. Januar 1933 

Auf Einladung der polnischen Kriegervereine und der Organisationen fur die polnische 
militarische Vorbereitung in Danzig, deren Komitee nach einer Notiz der Gazeta Gdanska aus 
folgenden Vereinen besteht: 

Verein der Krieger, Platzwache Danzig, 

Sportclub "Gedania", 

Ruderclub, 

Sportclub "Orzel", unter dessen Namen sich der Verein "Strzelec" (Schutze) verbirgt, 

Verband der Legionare, 

Verband der Reserveoffiziere und 

Verband der Unteroffiziere der Reserve, 

hat am 5. d. M. im Werftspeisehaus in Danzig eine Feier der "Soldaten-Oblate" stattgefunden, 
bei der von den Rednern wiederum in unverantwortlicher Weise gegen Deutschland und 
Danzig gehetzt worden ist und offen die Einverleibung Danzigs in Polen in kurzer Zeit 
verheiBen wurde. 

Nach dem Bericht eines absolut zuverlassigen Vertrauensmannes verdient die Rede des 
polnischen Geistlichen und Religionslehrers am hiesigen polnischen Gymnasium Nagorski 
besondere Beachtung, da sie die groBten Beschimpfungen gegen Deutschland und Danzig 
enthalt. Wahrend der Rat Zielkiewicz, der Vertreter des Ministers Papee, die 
Versammlungsteilnehmer nur zur Einigkeit mahnte, brauchte der Vertreter des 
Marinedepartements Kommandore Kosianowski wiederum auBerst scharfe Worte gegen 
Danzig und hob dabei die Verdienste des Ministers Papee hervor, der standig darauf bedacht 
sei, die Warschauer Regierung in ihrem Kampfe um Danzig aufzurutteln. Auch der Direktor 



der hiesigen polnischen Eisenbahnbezirksdirektion Dobrzycki gebrauchte in seiner Ansprache 
recht kriegerische Worte. 

Diese neue polnische Provokation hat hier naturgemaB Aufsehen erregt. Die hiesige Presse 
hat daher Veranlassung genommen, die breite Offentlichkeit ausflihrlich liber die 
Veranstaltung zu unterrichten und diese einmal auf das verantwortungslose Treiben der 
polnischen militarischen Organisationen auf Danziger Gebiet, die sich in letzter Zeit 
wiederum lebhaft zu riihren begannen, aufmerksam zu machen. Der Religionslehrer Nagorski 
hat zwar in einem Artikel erklart, daB der veroffentlichte Wortlaut seiner Rede eine grobe 
Falschung sei; der Aufforderung, der hiesigen Presse eine moglichst wortgetreue Ubersetzung 
seiner Rede zur Verfugung zu stellen, ist er jedoch bisher nicht nachgekommen. 

von Thermann 



£331 

Nr. 19 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 24. Februar 1933 

In der Anlage beehre ich mich, Abschrift eines Vermerks zu uberreichen, der im Senat liber 
die Danzig-polnischen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere die neuen polnischen 
KontrollmaBnahmen, angefertigt worden ist. 

In Vertretung 

Koester 

Anlage 

Seit den Vorverhandlungen zum Versailler Vertrag bis heute hat Polen Danzig gegenliber 
seine Politik mit der groBten Konsequenz durchgeflihrt. Nachdem es ihm nicht gelungen ist, 
durch den Vertrag von Versailles, durch den Pariser Vertrag und auch durch das Warschauer 
Abkommen die Polonisierung Danzigs zu erreichen, hat es dasselbe Ziel unter dem Druck 
wirtschaftlicher MaBnahmen verfolgt. 

Der Druck gegen Danzig verstarkte sich besonders im Jahre 1925, als der deutsch-polnische 
Zoll- und Wirtschaftskrieg einsetzte. Es wurde immer mehr versucht, es von seiner 
wirtschaftlichen und Kulturgemeinschaft mit dem Deutschen Reich abzudrangen und 
insbesondere den Bezug deutscher Waren nach Danzig, die die Freie Stadt Danzig auf dem 
Wege von Kontingenten und auf dem Wege des Veredelungsverkehrs beziehen konnte, zu 
unterbinden. 

Im Jahre 1929 nahm der Kampf Polens gegen Danzig bereits Formen an, die die Existenz der 
Freien Stadt in ihrer wirtschaftlichen und politischen Selbstandigkeit gefahrdeten. Von Jahr 
zu Jahr verstarkte sich dieser Kampf und hat zur Zeit seinen Hohepunkt erreicht. 

Wenn in der ersten Zeit nach der Abtrennung Danzigs vom Deutschen Reich Polen versuchte, 
Danzig dadurch zu erdrosseln, daB es die Lieferung von Lebensmitteln aus Polen nach Danzig 



sperrte, so ging es spater dazu liber, den Warenverkehr des Danziger Handels und der 
Danziger Industrie nach Polen zu unterbinden. 

Es benutzte hierzu im wesentlichen zwei Vorwande, und zwar: 

1. den Danziger Veredelungsverkehr, der nach der Behauptung Polens in unzulassiger Weise 
von der Danziger Zollverwaltung geduldet wurde, und 

2. die Kontingente, die Danzig aus dem Deutschen Reich und aus dem ubrigen Auslande 
bezieht, wobei Polen behauptet, diese Kontingente flossen in groBen Mengen nach Polen ab, 
obgleich sie nur flir Danzig bestimmt seien, und indem es weiter behauptet, daB 
Kontingentwaren, auch wenn sie bearbeitet oder verarbeitet seien (nationalisiert), nicht nach 
Polen hineinkommen durften. 

Mit diesen Fragen hat sich auf Grand von Danziger und polnischen Antragen im Mai 1932 
und im November 1932 der Volkerbundsrat beschaftigt und in den wesentlichsten Punkten 
dem Standpunkt der Danziger Regierang Rechnung getragen. Insbesondere hat der 
Volkerbund erklart, daB Polen Waren, die aus dem Veredelungsverkehr stammen, nach Polen 
hineinlassen miisse, solange der schwebende Streit in dieser Angelegenheit nicht 
abgeschlossen sei. 

[Ml Weiterhin hat der Volkerbundsrat bestimmt, daB Danziger Kontingentwaren, die in 
genugendem Umfange be- oder verarbeitet worden sind, als Danziger Waren angesehen 
werden miissen und daher freien Verkehr in dem gesamten Danzig-polnischen Zollgebiet 
genieBen. 

Die Polnische Regierang hat sich um diese Entscheidungen des Volkerbundsrats nicht 
gekummert und in den letzten Monaten ein System eingefuhrt, das nach der Ansicht der 
Danziger Regierang den bestehenden Vertragen widerspricht. 

Obgleich auf Grand des Art. 215 des Warschauer Abkommens der Warenverkehr zwischen 
Danzig und Polen mit ganz bestimmten Ausnahmen frei ist, verlangt jetzt Polen von jeder 
Ware, unabhangig davon, ob es sich um Kontingentwaren, um Danziger oder sogar um 
polnische Waren handelt, die Abstempelung der Fakturen durch polnische Behorden in 
Danzig, d h. Polen verlangt eine Einfuhrgenehmigung fur samtliche Waren, die aus Danzig 
nach Polen gehen soil. Die Einfuhrgenehmigung oder die Abstempelung der Fakturen wird 
davon, abhangig gemacht, daB sich die betreffenden Industrie- oder Geschaftsbetriebe einer 
Kontrolle durch polnische Beamte in weitgehendstem Umfange unterwerfen. Aber damit 
nicht genug, Polen verlangt von den Firmen, die sich schon tatsachlich solcher Kontrolle unter 
dem Zwange der Verhaltnisse unterworfen haben, daB sie nur Waren beziehen, die wiederum 
von Firmen stammen, die sich ebenfalls von polnischen Beamten kontrollieren lassen. 
Weiterhin schreibt die Polnische Regierang den Danziger kontrollierten Firmen vor, von 
welchen Firmen sie in Danzig kaufen diirfen, und verweist sie in unzahligen Fallen auf den 
Einkauf von Waren aus Polen, obgleich die gleichen und bessere Waren in der Freien Stadt 
Danzig zu haben sind. In letzter Zeit werden an die Firmen auch dahingehende Forderangen 
gestellt, daB sie in einem gewissen Umfange polnische Arbeitnehmer einstellen miissen, da 
sie sonst Polen gegenuber als illegal gelten und mit dem Absatz ihrer Waren nach Polen nicht 
rechnen konnten. 

Wenn die Regierang der Freien Stadt dieses System weiterhin duldet und Polen mit seinen 
Forderangen in der bisherigen Weise fortschreitet, so ist klar ersichtlich, daB die gesamte 



Danziger Wirtschaft in wenigen Monaten unter polnischer Kontrolle steht, unter der Kontrolle 
polnischer Beamter und unter der Kontrolle polnischer Konkurrenten, und der 
Handelsspionage wird dadurch Tiir und Tor geoffnet. Es ist die Zeit abzusehen, wo Polen von 
den Firmen verlangt, daB sie entsprechend ihres Absatzes nach Polen polnische Arbeitnehmer 
beschaftigen miissen, wenn sie ihr Leben in Danzig noch fristen wollen. 

Der Hohe Kommissar und der Volkerbundsrat stehen solchen MaBnahmen Polens machtlos 
gegenliber. 



Nr. 20 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 2. Marz 1933 

Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich Polen folgende besonders schwerwiegende 
eigenmachtige Eingriffe in die Hoheitsrechte Danzigs zuschulden kommen lassen: 

1. Nichtzulassung eines Danziger Delegierten zur Berner Eisenbahnkonferenz (Entscheidung 
des Volkerbundskommissars vom 8. Januar 1924), 

mi 2. einseitige Regelung der Ausstellung von Passen fur Danziger Staatsangehorige 
(Entscheidung des Volkerbundskommissars vom 28. Januar 1924), 

3. Verhinderung der Teilnahme einer Danziger Delegation am Stockholmer WeltpostkongreB 
(Entscheidung des Volkerbundskommissars vom 10. November 1924), 

4. eigenmachtige Einrichtung eines polnischen Postdienstes in Danzig (Entscheidung des 
Volkerbundskommissars vom 2. Februar 1925),— 

5. Entsendung polnischer Marinepatrouillen an Land ohne Genehmigung der Danziger 
Regierung (Bericht des Volkerbundskommissars vom 15. August 1931), 

6. eigenmachtige Erlassung des Finanzstrafgesetzes vom 21. April 1932 (vom Volkerbundsrat 
behandelt in seiner Sitzung vom 10. Mai 1932), 

7. Anordnungen zur Verhinderung des von Danzig geiibten, passiven Veredelungsverkehrs 
(als "action directe" gekennzeichnet in der Entscheidung des Volkerbundskommissars vom 
29. Marz 1932), 

8. eigenmachtige Einfuhrung der polnischen Wanning bei der polnischen Staatsbahn 
(Schreiben des Volkerbundskommissars an den Generalsekretar des Volkerbunds vom 4. 
November 1932). 

von Lieres 



Nr. 21 

Schreiben des Volkerbundskommissars in Danzig 

an den Generalsekretar des Volkerbundes 

(Ubersetzung) 
Danzig, den 7. Marz 1933 

Am 6. Marz morgens teilte mir der Diplomatische Vertreter der Republik Polen in Danzig 
Herr Minister Papee mit, daB die Polnische Regierung in Anbetracht der Sachlage, die durch 
die vom Senat kiirzlich in der Frage der Hafenpolizei eingenommene Haltung geschaffen sei, 
und in Anbetracht der nach Ansicht der Polnischen Regierung bestehenden Gefahr eines 
Handstreichs auf die polnische Munitionsniederlage auf der Westerplatte seitens gewisser 
Elemente in Danzig beschlossen hatte, vorlaufig die Wache der polnischen 
Munitionsniederlage auf der Westerplatte zu verstarken. Herr Papee hat hinzugefugt, daB 
diese Wachmannschaften nicht aus den Mauern der Westerplatte hinausgehen wiirden und 
daB sie ausschlieBlich mit der Aufgabe betraut seien, die der polnischen Wachabteilung durch 
den RatsbeschluB vom 9. Dezember 1925 anvertraut sei. 

Ich habe die Aufmerksamkeit des Herrn Ministers Papee auf die geltenden Bestimmungen 
und besonders auf das Danzig-polnische Abkommen vom 22. Juni 1921 und auf den Bericht 
gelenkt, der dem Rate des Volkerbundes am jm 9. Dezember 1925 unterbreitet wurde, sowie 
auf die Erklarungen, die von dem Vertreter Polens bei dieser Gelegenheit abgegeben wurden. 
Es geht klar aus diesen Bestimmungen hervor, daB der Bestand der Wache auf der 
Westerplatte nur verstarkt werden darf, wenn die Polnische Regierung ein dahingehendes 
Ersuchen an den Hohen Kommissar gerichtet hat und dieser die erforderliche Zustimmung 
gegeben hat. 

Ich habe Herrn Minister Papee erklart, daB ich unter diesen Umstanden gegen den BeschluB, 
den die Polnische Regierung gefaBt habe, ohne sich vorher an den Hohen Kommissar zu 
wenden, Einspruch erheben und ihn ersuchen muBte, die erforderlichen MaBnahmen zu 
treffen, um die geschaffene Sachlage richtigzustellen. 

Eine Stunde spater richtete der Senat der Freien Stadt Danzig an mich ein Schreiben, in dem 
er mir mitteilte, daB der Senat festgestellt habe, daB die polnische Wache auf der Westerplatte 
um mehr als 100 Leute verstarkt worden sei, die mit Maschinengewehren und anderen 
Waffen ausgerustet und am gleichen Tage mit dem Dampfer "Wilja" angekommen seien. Der 
Senat hat mich gebeten, ihm mitzuteilen, ob die Verstarkung mit Genehmigung des Hohen 
Kommissars erfolgte und, bejahendenfalls, aus welchen Griinden. Ich habe dem Prasidenten 
des Senats geantwortet, daB ich keine Erlaubnis hierzu gegeben hatte, und ich habe den 
Diplomatischen Vertreter Polens unter Ubermittlung einer Abschrift des Schreibens des 
Senats gebeten, wenn die in dem Schreiben des Senats enthaltenen Nachrichten richtig seien, 
die erforderlichen MaBnahmen zu treffen, damit die fraglichen Truppen von der Westerplatte 
unverzuglich zuriickgezogen wurden, da diese Verstarkung der Truppen erfolgt sei, ohne daB 
die Polnische Regierung vorher ein dahingehendes Ersuchen an den hohen Kommissar 
gerichtet habe und ohne daB dieser die erforderliche Erlaubnis gegeben habe. 

Am Abend hat mich dann der Senat gebeten, auf Grand von Artikel 39 des Pariser Vertrages 
zu entscheiden, daB die Polnische Regierung verpflichtet ist, unverzuglich die sich auf die 
Vertrage griindende Rechtslage wiederherzustellen und die Wache auf der Westerplatte auf 



die festgesetzte Starke zu vermindern. Der Senat hat mich des weiteren gebeten, die 
erforderlichen MaBnahmen zu der Feststellung zu treffen, daB die Verstarkung der Truppen 
auf der Westerplatte ohne Genehmigung des Hohen Kommissars eine action directe bedeutet. 

Bei Ubermittlung dieses Antrages an Minister Papee habe ich die Hoffnung ausgedriickt, daB 
die Antwort, die ich von ihm auf mein Schreiben vom Tag vorher erwartete, den Antrag des 
Senats gegenstandslos machen wiirde. 

Da ich von der Polnischen Regierung nicht die Zusicherung erhalten habe, daB die fraglichen 
Truppen unverzliglich zuriickgezogen werden, und in Anbetracht des Ernstes der 
gegenwartigen Lage sehe ich mich unter Bezugnahme auf den RatsbeschluB vom 13. Marz 
1925, durch den der Rat sich grundsatzlich vorbehalten hat, selbst in den Fragen einer "action 
directe" zu entscheiden, gezwungen, Sie zu bitten, die erforderlichen MaBnahmen zu treffen, 
daB die Frage der action directe, die mit dem Antrag des Senats vom 6. Marz 1933 gestellt 
wurde, baldmoglichst auf die Tagesordnung einer Sitzung des Rats gesetzt wird. 

Um das Verfahren zu vereinfachen and auf diese Weise dem Rat die Priifung der Frage zu 
erleichtern, erlaube ich mir, dem Rate auch die Frage zu unter- im breiten, die den 
Gegenstand der Ziffer 1 des Antrages des Senats vom 6. Marz 1933 bildet, M indem ich von 
dem Rechte Gebrauch mache, das mir Artikel 39 des Pariser Vertrages verleiht, die Fragen, 
die mir auf Grand dieses Artikels zur Entscheidung unterbreitet wurden, an den Rat zu 



verweisen.— 



Helmer Rosting 



Nr. 22 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 8. Marz 1933 

Trotz der peinlichen Erfahrungen, die die Polnische Regierung in den letzten Monaten in den 
Fallen gemacht hat, in denen sie durch offenen Rechtsbrach und durch Hinwegsetzung liber 
die Vertrage und Entscheidungen der Volkerbundsinstanzen in Danzig vorzugehen versuchte, 
wie in dem Falle des unangemeldeten Einlaufens des Zerstorers "Wicher" in den Danziger 
Hafen und in der Anordnung iiber die Einfuhrung polnischer Wanning auf den Danziger 
Eisenbahnen, hat die Polnische Regierung einen neuen Rechtsbrach dadurch begangen, daB 
sie ohne Genehmigung des Hohen Kommissars die Besatzung der Westerplatte um etwa 100 
Mann bewaffnete Polizei verstarkte. 

Was zunachst die Rechtslage betrifft, so ist in der zwischen Danzig und Polen am 22. Juni 
1921 abgeschlossenen Vereinbarang festgelegt, daB der Hohe Kommissar das Recht hat, iiber 
die Starke der polnischen Wachmannschaften fiir die Bewachung polnischen Kriegsmaterials 
im Danziger Hafen auf dem laufenden gehalten zu werden, wobei ausdriicklich betont wird, 
daB die Starke der Besatzung im Einvernehmen zwischen dem Hohen Kommissar und der 
Polnischen Regierung festgelegt wird (vgl. Danziger Staats- und Volkerrecht, Stilke 1927, S. 
610). Diese Vereinbarang ist dem Volkerbundsrat in seiner Sitzung vom 23. Juni 1923 zur 



Kenntnis gebracht worden und erneut durch den BeschluB des Volkerbundsrats vom 9. 
Dezember 1925, durch den auch die Starke der Besatzung auf 2 Offiziere, 20 Unteroffiziere 
und 66 Mann festgelegt wurde, bestatigt worden (vgl. Danziger Staats- und Volkerrecht, S. 
651). Damals hatte auch der Vertreter der Polnischen Regierung durch seine Erklarung, die 
Polnische Regierung behalte sich das Recht vor, dem Rat ein Ersuchen um Verstarkung des 
Bestandes der Wachmannschaft zu unterbreiten, wenn die Umstande es erfordern, selbst 
anerkannt, daB Polen nicht berechtigt ist, ohne Genehmigung der Volkerbundsinstanzen eine 
solche Verstarkung vorzunehmen. 

1381 Aus der Vorgeschichte dieser neuesten Aktion der Polnischen Regierung ist 
hervorzuheben, daB am 4. d. M. der hiesige Polnische Diplomatische Vertreter zunachst 
mundlich, dann schriftlich bei dem Hohen Kommissar angefragt hat, ob er das Vorgehen 
Danzigs in der Frage der Hafenpolizei als action directe ansehe. Der Hohe Kommissar hatte 
damals eine Antwort verweigert mit der Begriindung, er sei Richter und konne daher eine 
solche Frage nicht ohne Antrag entscheiden, auch sei flir eine Entscheidung iiber die Frage 
der action directe der Rat zustandig. 

Am Morgen des 5. Marz teilte Herr Papee dem Hohen Kommissar mit, daB die Polnische 
Regierung beabsichtige, die Garnison auf der Westerplatte zu verstarken. Auf die 
Einwendung Rostings, daB die Starke der Besatzung eine bestimmte Zahl nicht ubersteigen 
diirfte, erklarte Herr Papee, daB Polen nach den Vertragen berechtigt sei, die Besatzung im 
Falle einer Gefahr zu verstarken. Eine solche Gefahr lage jetzt vor, da die Polnische 
Regierung in Erfahrung gebracht hatte, daB ein militarischer "Run" auf die Westerplatte 
beabsichtigt sei. Beweise konnte Herr Papee nicht erbringen, so daB der Hohe Kommissar von 
vornherein Widerspruch gegen jede Verstarkung der Besatzung auf der Westerplatte erhob. 
Tatsachlich sind die Behauptungen von Herrn Papee vollkommen aus der Luft gegriffen. 

Trotz dieses Widerspruchs des Herrn Rosting erklarte Herr Papee am Morgen des 6. Marz 
ihm gegeniiber, daB die Polnische Regierung beschlossen hatte, die Besatzung auf der 
Westerplatte zu verstarken. Rosting erhob sofort Widerspruch gegen diesen BeschluB der 
Polnischen Regierung. Daraufhin versuchte Herr Papee einzulenken. Er machte den 
Vorschlag, daB man das polnische Versaumnis dadurch gutmachen konnte, daB Rosting die 
friihere Besprechung als Antrag auf Genehmigung der Verstarkung ansehen, diesen ablehnen, 
aber die vorubergehende Verstarkung der Besatzung stillschweigend dulden sollte. 
Erfreulicherweise hat Rosting dieses Angebot sofort abgelehnt. 

Inzwischen halte der Senat durch Pressemeldungen aus Warschau erfahren, daB 100 Mann 
polnischer Polizei aus Warschau nach Danzig in Marsch gesetzt worden seien, angeblich um 
die Besatzung der Westerplatte zu verstarken. AuBerdem war der polnische Munitions- und 
Truppentransportdampfer "Wilja" von Gdingen kommend in das Munitionsbecken der 
Westerplatte eingelaufen, auf dem sich, wie der Polizeiprasident aus sicherer Quelle erfahren 
hatte, 100 Mann Polizei und 1 1 Maschinengewehre befanden. Daraufhin hat sich der Senat an 
den Hohen Kommissar gewandt und unter Darstellung des Sachverhalts diesen um Auskunft 
gebeten, ob er die Verstarkung genehmigt habe, was dieser umgehend verneinte. 

Da der Hohe Kommissar im Verlauf seiner weiteren Bemuhungen von der Polnischen 
Regierung nicht die erbetene Zusicherung erhielt, daB die fraglichen Truppen unverzuglich 
zuriickgezogen werden, hat er in Anbetracht des Ernstes der gegenwartigen Lage den 
Generalsekretar des Volkerbundes gebeten, die Frage auf die Tagesordnung einer 
auBerordentlichen Sitzung des Rats im Laufe dieser Woche zu setzen. 



Das Vorgehen Polens hat naturlich in Danzig sehr starke Erbitterung hervorgerufen. 
Infolgedessen hatte der Senat auf Anregung von Herrn Rosting vorsorglich einen Teil der 
Einwohnerschaft einberufen, um zu verhindern, daB unbesonnene Elemente sich zu 
Beschadigungen von polnischen Gebauden, Briefkasten usw. und zu Angriffen auf polnische 
Personen hinreiBen lassen konnten. 

von Thermann 



£391 

Nr. 23 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 15. Marz 1933 

Das Verbleiben des Munitionstransportdampfers "Wilja" in dem Munitionsbecken auf der 
Westerplatte nimmt durch das Verhalten der polnischen Behorden eine Entwicklung, die man 
nur noch als grotesk bezeichnen kann. Wie bereits gemeldet, hatte Polen das Nichtauslaufen 
der "Wilja" mit der Angabe zu erklaren versucht, daB das Schiff Maschinenschaden hatte. 
Zugleich wurde mitgeteilt, daB das Schiff nunmehr mit Schlepperhilfe den Danziger Hafen 
verlassen wurde. Nachdem dies aber auch nach weiteren 72 Stunden nicht geschehen war, hat 
der Senat erneut Protest gegen die Verletzungen des Abkommens liber die Westerplatte 
erhoben. Inzwischen teilte der hiesige Polnische Diplomatische Vertreter dem Senat mit, daB 
der Maschinenschaden auf der "Wilja" behoben sei, daB aber die "Wilja" noch verbleiben 
muBte, da ein schon vorher angekundigter Kriegsmaterialtransport von Dirschau kommend 
auf den Dampfer geladen werden sollte. Hierauf hat der Senat wiederum Protest dagegen 
erhoben, daB das Schiff im Munitionsbecken der Westerplatte von Polen zuruckgehalten wird, 
ohne daB eine genaue Angabe iiber einen bevorstehenden Munitionstransport gemacht werden 
konnte. Der Senat bittet daher erneut, daB die "Wilja" unverziiglich das Becken verlaBt. 

Bemerkenswert ist noch, weil darin der unerhorte MiBbrauch der Westerplatte durch Polen 
offen in Erscheinung tritt, daB der Kriegsmaterialtransport, der am Montag ankam und mit 
dessen Durchfuhr iiber die Westerplatte das Einlaufen der "Wilja" begriindet worden war, am 
1 1. d. M. durch einen Schlepper vom Munitionsbecken abgeholt, von diesem auf die Reede 
gefahren, dort auf das polnische Schiff "Sl3.sk" umgeladen und nach dem Ausland 
transportiert worden ist. 

Das ganze Vorgehen Polens bezweckt naturlich nur, unter irgendeinem Vorwand bis auf 
weiteres die "Wilja", auf der die Verstarkung der Besatzung der Westerplatte untergebracht 
ist, im Munitionsbecken liegenzulassen. 

Die einzige Genugtuung, die sich aus dem Verhalten Polens ergibt, ist die, daB jetzt die 
Polnische Regierung selbst die Unhaltbarkeit des in Verbindung mit dem Munitionstransport 
iiber Danzig geschaffenen Systems der ganzen Welt vor Augen fiihrt. 

von Thermann 



Nr. 24 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 11. Marz 1933 

In der Frage der Westerplatte habe ich in den letzten Tagen Gelegenheit gehabt, mit den 
hiesigen Vertretern der wichtigsten Ratsmachte zu sprechen, und habe im Hinblick auf deren 
eventuelle Berichterstattung mich bemiiht, teilweise vorhandene irrige Auffassungen 
richtigzustellen. 

Mi Ubereinstimmend wird dieser neue Gewaltcoup als "echter Beck" angesehen, obschon 
dieses Mai - wohl im Gegensatz zu dem Fall "Wicher"- - auch der Marschall Pilsudski vorher 
sein placet gegeben zu haben scheint. Als Zweck des Unternehmens wird in erster Linie die 
Regelung der Polizeifrage- angesehen. Die polnische Behauptung von einer Gefahrdung der 
Westerplatte hat anscheinend bisher nicht viel Glauben gefunden Wenn weiter vielfach gesagt 
wird, daB Beck mit seinem Vorgeben offenbar eine Antwort auf die deutschen Wahlen habe 
geben wollen, so mag es richtig sein, daB auch dieser Gedanke mitgespielt hat. Ich mochte 
aber eher glauben, daB als beabsichtigte Nebenwirkung der Wunsch im Vordergrund 
gestanden hat, den Vertretern des Revisionsgedankens in Europa ein Warnungszeichen zu 
geben. 

Ich habe unter den hiesigen Diplomaten kaum einen gefunden, der nicht mit mehr oder 
weniger scharfen Worten die polnische Handlungsweise kritisiert bzw. verurteilt hatte. 
Andererseits ist in den Unterhaltungen zuweilen auch darauf hingewiesen worden, daB man 
nicht recht verstehen konne, warum der Danziger Senat gerade jetzt das Arrangement 
bezuglich der Hafenpolizei aufgekiindigt habe. Diese Vorwiirfe, denen ich unter Verwendung 
der Berichte des Generalkonsulats Danzig entgegengetreten bin, wurden besonders stark 
hervorgehoben von Seiten des Englischen Botschafters, dessen Urteil mit Rucksicht auf die 
Rolle Englands als Berichterstatter in dieser Angelegenheit besonders wichtig erscheint, der 
aber leider in deutsch-polnischen bzw. Danzig-polnischen Angelegenheiten meistens eine 
starke Voreingenommenheit zeigt. 

Was die Frage anbetrifft, ob etwa dem polnischen Vorgehen ein provokatorischer Charakter 
zukommt, mit dem Ziel, Zwischenfalle hervorzurufen, odevfaits accomplis zu schaffen, so 
herrscht in hiesigen diplomatischen Kreisen die Ansicht vor, daB derartige Absichten nicht 
vorliegen. Zur Begrundung wird meistens angefuhrt, daB Polen kein Interesse daran habe, 
Situationen herbeizufuhren, die zwangslaufig die Frage der deutschen Ostgrenzen aufwerten 
mussen. Selbst wenn man diese Auffassung flir zutreffend ansehen wollte, wird man 
jedenfalls sagen mussen, daB demjenigen, der mit dem Feuer spielt, zum mindesten der 
Vorwurf eines dolus eventualis nicht erspart werden kann. 

von Moltke 



[411 



Nr. 25 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 3. Mai 1933 

Die standig wachsende Konkurrenz des polnischen Nachbarhafens Gdingen mit dem 
Danziger Hafen hat die Regierung der Freien Stadt schon im Mai 1930 genotigt, sich an den 
Hohen Kommissar zu wenden, urn die Verpflichtungen Polens liber die Frage der vollen 
Ausnutzung des Danziger Hafens zu klaren. 

Eine Denkschrift des Senats in dieser Sache vom 9. Mai 1930 wird mit den folgenden 
grands atzlichen Ausfiihrungen eingeleitet: 

"Danzig war in der Zeit vor dem Kriege das Ideal eines in sich in der Einfuhr und Ausfuhr 
ausgeglichenen Hafens mit dem Verkehr hochwertiger Giiter, deren Umschlag wie Handel in 
der Hand des Danziger Kaufmanns lagen. Die Hafeneinrichtungen Danzigs waren in langen 
Jahren gleichmaBigen Verkehrs diesem Guterumschlag angepaBt und auf ihn eingearbeitet 
und konnten ihn miihelos bewaltigen. Diese harmonische Einheit zwischen Danziger Hafen 
und Danziger Handel ist durch die Auswirkung der Nachkriegszeit zerstort worden. Bei der 
Mehrzahl der Umschlagguter des Danziger Hafens hat der Danziger Eigenhandel seine 
fiihrende Stellung verloren. Der Danziger Hafen ist vom Handelshafen zum Speditionshafen 
herabgesunken. Die zahlenmaBige Vervierfachung seines Warenverkehrs beruht auf einer 
auBerordentlichen Zunahme des Verkehrs geringwertiger Massengliter, insbesondere der 
Kohlenausfuhr, deren Wert 1927 bei einer Menge der Halfte des Gesamtwarenumschlages nur 
8% des Gesamtwertes des Ausfuhrverkehrs liber den Danziger Hafen betrag. Geringwertiger 
Massengliterverkehr, deren Handel sich auBerhalb Danzigs vollzieht, deren Umschlag 
kostspielige risikoreiche Neueinrichtungen des Hafens bedingt haben und deren fur gewisse 
mit der Spedition und Schiffahrt zusammenhangende Wirtschaftszweige bestehender Nutzen 
in keiner Weise die Schadigungen der Ausschaltung des Danziger Hafens auf vielen Gebieten 
des Warenverkehrs auszugleichen vermag, sind die Kennzeichen des Wirtschaftslebens 
Danzigs in der Nachkriegszeit. 

Diese flir Danzig in der Nachkriegszeit erwachsenen Nachteile sind in der letzten Zeit 
katastrophal verscharft worden, und es sind flir den Danziger Handel und das gesamte 
Wirtschaftsleben schwere Depressionen eingetreten, deren Rlickwirkung auf die Grandlagen 
des Danziger Staates gefahrdrohend sind. Die Ursachen hierzu sind nach Auffassung der 
Regierung der Freien Stadt Danzig darin zu erblicken, daB ein groBer Teil des polnischen 
Handels von dem Wege liber Danzig abgelenkt wird, da Polen die nach Danzig flihrenden 
Eisenbahnen und Wasserwege nicht in genligendem MaBe ausbaut, da es den Ausbau des 
Danziger Hafens unzureichend fordert und da Polen unmittelbar neben Danzig einen eigenen 
Hafen in Gdingen erbaut und den Verkehr dieses Hafens in Gdingen mit alien Mitteln unter 
Hintansetzung des in Danzig geschaffenen freien Zuganges zum Meere fordert." 

In der Zwischenzeit hat die zielbewuBt fortgeflihrte polnische Wirtschaftspolitik zu einem 
weiteren erschreckenden Rlickgang der Umsatze des Danziger Hafens geflihrt, wie aus 
folgender Aufstellung zu ersehen ist: 

1421 Es betrag in Danzig in Tonnen: 

die Einfuhr die Ausfuhr insgesamt 
1929 1792 951 6 766 699 8 559 650 



1930 1090 631 7 122 462 8 213 093 

1931 754 300 7 576 205 8 330 505 

1932 428 103 5 047 949 5 476 052 

Demgegeniiber sind die Umschlagszahlen des Gdingener Hafens von besonderem Interesse: 
Es betrug in Gdingen in Tonnen: 

die Einfuhr die Ausfuhr insgesamt 



1926 


179 


413 826 


414 005 


1927 


6 702 


889 439 


896 141 


1928 


192 711 


1 767 058 


1 959 769 


1929 


329 644 


2 492 858 


2 822 502 


1930 


504 117 


3 121 631 


3 625 748 


1931 


558 549 


4 741 565 


5 300 114 


1932 


432 887 


4 761 400 


5 194 287 



Ein Vergleich der angefuhrten Zahlen ergibt einwandfrei, daB die von Polen mit alien Mitteln 
betriebene Begiinstigung Gdingens mit dem fortschreitenden Niedergang des Danziger 
Hafens Hand in Hand gent. 

von Lieres 



Anmcckun^cri: 



10 Anlage zur Note des Vorsitzenden der Deutschen Friedensdelegation in Versailles an den 
Prasidenten der Konferenz von Versailles vom 29. Mai 1919. ...zuruck... 

Diese Entscheidung erging auf Ansuchen des Danziger Senats, nachdem die polnische 
Postverwaltung in Danzig am 5. Januar 1925 ohne vorherige Unterrichtung der Offentlichkeit 
einen polnischen Post-, Telephon- und Telegraphendienst eingerichtet hatte. ...zuruck... 

i o 

Vom Volkerbundsrat gebilligt am 13. Marz 1925. ...zuruck... 

13 Vgl. Nr. 15 . .. .zuruck. .. 

14 Unter Ziffer 1 ersucht der Senat "gemaB Artikel 39 des Pariser Vertrages zu entscheiden: Die 
Polnische Regierung ist verpflichtet, den auf den Vertragen beruhenden legalen Zustand 
unverziiglich wiederherzustellen und die Besatzung der Westerplatte auf die vorgesehene 
Starke zuriickzufuhren". ...zuriick... 

In Verfolg dieses Schreibens wurde die Angelegenheit auf die Tagesordnung der 71. 
(auBerordentlichen) Session des Volkerbundsrats gesetzt. In der Sitzung des Volkerbundsrats 
vom 14. Marz erklarte der Polnische Vertreter, die Polnische Regierung habe beschlossen, die 



Besatzung der Westerplatte unverziiglich auf ihre Normalstarke zuriickzufiihren. Der 
Berichterstatter, der Britische AuBenminister Sir John Simon, bemerkte hierzu vor dem 
Volkerbundsrat, daB die Polnische Regierung mit Vollendung der Riicknahme der Truppen 
dem Antrag des Volkerbundskommissars entsprochen haben werde. Die Angelegenheit war 
somit im Sinne Danzigs geregelt worden. ...zuriick... 

16 Vgl. Nr. 22 . ...zuriick... 

1 n 

Danzig und Polen hatten 1925 iiber die Einrichtung einer gemischten, aus Danziger und 
polnischen Staatsangehorigen bestehenden Hafenpolizei ein Abkommen getroffen, das bis 
1927 gliltig war. Der durch das Abkommen herbeigefiihrte Zustand hatte nach Ablauf des 
Abkommens zunachst unverandert fortgedauert, bis der Danziger Senat am 15. Februar 1933 
in Verfolg des ihm im Abkommen zugestandenen Rechts der Uberpriifung der Lage die 
Danziger Staatsangehorigen aus der Gemischten Hafenpolizei zuriickberief und die 
Polizeigewalt im Danziger Hafen durch die Danziger Polizei ubernehmen lieB, wodurch die 
Lage von 1925 wiederhergestellt wurde. ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

I. Verhandlungen 

iiber ein Deutsch-Polnisches Verstandigungsabkommen 

(Mai 1933 bis Januar 1934) 

Nr. 26 

Aufzeichnung 

des Reichsministers des Auswartigen iiber eine Unterredung des Fiihrers 

mit dem Polnischen Gesandten 

Berlin, den 2. Mai 1933 

Der Herr Reichskanzler empfing heute morgen in meiner Gegenwart den Polnischen 
Gesandten, der im Auftrage seiner Regierung darauf hinwies, daB in Polen seit der 
Ubernahme der Regierung durch die Nationalsozialistische Partei in Deutschland eine 
wachsende Unruhe Platz gegriffen hatte, die teilweise einen panikartigen Umfang 
angenommen habe. Der Gesandte betonte das Interesse Polens an einem freien Ausgang zum 
Meer, das von keiner Polnischen Regierung mehr aufgegeben werden konne. Aus diesem 
Grande miisse Polen sein Recht auf Danzig aufrechterhalten, und er sei beauftragt, vom Herrn 
Reichskanzler eine Zusicherung zu erhalten, daB man deutscherseits nicht beabsichtige, 
irgend etwas an dem jetzigen Zustand in Danzig zu andern. 

Der Kanzler erwiderte Herrn Wysocki, daB er zunachst ein besonderes Recht Polens auf 
Danzig zuriickweisen miisse. Wenn in Polen eine Beunruhigung bestehe, so konne er nur 
sagen, daB man deutscherseits wesentlich mehr AnlaB zu einer solchen Beunruhigung habe 
und sich durch die Vorgange in Oberschlesien, durch Zusammenziehung von Militar an der 
Grenze, durch die Besetzung der Westerplatte in Danzig dauernd bedroht fiihle. Die Grenze 



zwischen Polen und Deutschland sei durch die Kurzsichtigkeit der Staatsmanner, durch 
Unverstand und durch Ubelwollen in einer Weise gezogen, daB ein ruhiges 
Nebeneinanderleben der zwei Nationen, solange diese Grenzziehung bestehe, so gut wie 
undenkbar sei. Er achte jede Nationalitat, und er betrachte Polen als eine Realitat, die er als 
solche beriicksichtige. Allerdings verlange er, daB auch polnischerseits Deutschland als 
Realitat behandelt wiirde. Wenn zur Zeit des Abschlusses des Vertrages von Versailles die 
Gemliter nicht vollig verwirrt gewesen waren, so hatte polnischerseits der Errichtung eines 
Korridors durch das deutsche Gebiet niemals zugestimmt werden dlirfen, denn es sei klar, 
daB dadurch eine dauernde Spannung zwischen Deutschland und Polen entstehen muBte. Es 
ware wesentlich kliiger gewesen, den Zugang zum Meer, von dem der Gesandte als von 
einem unverauBerlichen Recht der Polen gesprochen habe, auf der anderen Seite von 
OstpreuBen zu suchen. In diesem Falle wiirde wohl schon langst ein gutes Verhaltnis 
zwischen Deutschland und Polen bestehen und auch die Moglichkeit einer wirtschaftlichen 
Verstandigung gegeben gewesen sein. Er, der Kanzler, mochte nur wiinschen, daB die 
zwischen Deutschland und Polen schwebenden politischen Fragen einmal von den 
beiderseitigen Staatsmannern leidenschaftslos gepriift und behandelt wlirden. Er sei 
uberzeugt, daB sich dann auch ein Aus- jmi weg aus der jetzigen unhaltbaren Lage ergeben 
konnte. Deutschland wolle den Frieden. Eine gewaltsame Enteignung polnischen Gebiets 
liege ihm feme. Es behalte sich aber vor, diejenigen Rechte, die ihm vertragsmaBig zustanden, 
jederzeit und nach Gutdunken in Anspruch zu nehmen. 

Auf Bitten des Polnischen Gesandten erklarte sich der Reichskanzler bereit, liber den 
Empfang des Gesandten und die Unterredung ein Communique herauszugehen, das im 
Wortlaut beigeheftet ist.— 

Frhr. von Neurath 



Nr. 27 
Amtliches Deutsches Communique, 3. Mai 1933 

Der Polnische Gesandte Herr Wysocki stattete heute dem Deutschen Reichskanzler einen 
Besuch ab. Die Unterredung, bei welcher der AuBenminister Freiherr von Neurath zugegen 
war, beschaftigte sich mit den schwebenden politischen Fragen, die das Verhaltnis 
Deutschlands zu Polen beriihren. Der Reichskanzler betonte die feste Absicht der Deutschen 
Regierung, ihre Einstellung und ihr Vorgehen strengstens im Rahmen der bestehenden 
Vertrage zu halten. Der Reichskanzler sprach den Wunsch aus, daB die beiden Lander ihre 
gemeinsamen Interessen beiderseits leidenschaftslos uberprufen und behandeln mochten. 



Nr. 28 
Amtliches Polnisches Communique, 4. Mai 1933 



Die Unterredung, die am 2. d. M. der Herr Reichskanzler in Anwesenheit des Herrn 
AuBenministers Freiherr von Neurath dem Polnischen Gesandten Herrn Dr. Wysocki 
gewahrte und die vom Wolffschen Bureau veroffentlicht wurde, hat einen beruhigenden 
EinfluB auf die deutsch-polnischen Beziehungen zur Folge gehabt. 

Im Zusammenhang mit dieser Unterredung hat der AuBenminister von Polen Herr Beck den 
Deutschen Gesandten in Warschau Herrn von Moltke empfangen und hervorgehoben, daB die 
Polnische Regierung ihrerseits die feste Absicht hat, ihre Einstellung und ihr Vorgehen 
strengstens im Rahmen der bestehenden Vertrage zu halten. Der Polnische AuBenminister 
sprach weiter den Wunsch aus, daB die beiden Lander ihre gemeinsamen Interessen 
beiderseits leidenschaftslos uberpriifen und behandeln mochten. 



Nr. 29 
Aus der Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 

17. Mai 1933 

Die geistige Mentalitat des vergangenen Jahrhunderts, aus der man glaubte, vielleicht aus 

Polen und Franzosen Deutsche machen zu konnen, ist uns genau so fremd, wie wir uns 
leidenschaftlich gegen jeden umgekehrten Versuch wenden. 

I45i Wir sehen die europaischen Nationen um uns als gegebene Tatsache. Franzosen, Polen 
usw. sind unsere Nachbarvolker, und wir wissen, daB kein geschichtlich denkbarer Vorgang 
diese Wirklichkeit andern konnte. Es ware ein Gliick flir die Welt gewesen, wenn im Vertrage 
von Versailles diese Realitaten auch in bezug auf Deutschland gewiirdigt worden waren. 
Denn es muBte das Ziel eines wirklich dauerhaften Vertragswerkes sein, nicht Wunden zu 
reiBen oder vorhandene offenzuhalten, sondern Wunden zu schlieBen und zu heilen. Eine 
iiberlegte Behandlung der europaischen Probleme hatte damals im Osten ohne weiteres eine 
Losung finden konnen, die den verstandlichen Anspriichen Polens genau so wie den 
naturlichen Rechten Deutschlands entgegengekommen ware. Der Vertrag von Versailles hat 
diese Losung nicht gefunden. Dennoch wird keine Deutsche Regierung von sich aus den 
Bruch einer Vereinbarung durchfuhren, die nicht beseitigt werden kann, ohne durch eine 
bessere ersetzt zu werden.— 



d 



Nr. 30 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 30. August 1933 

Priift man, was hinsichtlich einer Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen 
geschehen konnte, so ware ein Abbau der KampfmaBnahmen des nunmehr 8 Jahre dauernden 
Zollkriegs von besonderer politischer Tragweite. DaB die Aufhebung der im Laufe dieser 
Zeitspanne beiderseits ergriffenen KampfmaBnahmen nicht nur auf die weitere Ausgestaltung 



der Wirtschaftsbeziehungen gunstig einwirken wiirde, sondern auch im Sinne der deutsch- 
polnischen Entspannung einen starken Eindruck auf die Offentlichkeit hervorrufen wiirde, 
steht auBer Zweifel. 

So groB das MiBtrauen in die Absichten und Methoden des Gegners bei uns sein mag - wozu 
Polen besonders auch wieder in letzter Zeit zahlreiche Anlasse gegeben hat -, halte ich doch 
die Uberwindung der praktischen und psychologischen Schwierigkeiten flir moglich und 
erforderlich. Der deutsch-polnische Handelskrieg, der noch im vorigen Herbst mit Recht als 
ein Stellungskrieg bezeichnet werden konnte, hat in letzter Zeit wieder starker den Charakter 
eines Offensivkrieges angenommen. Diese Verscharfung zu beseitigen und dariiber hinaus 
wieder zu normaleren und besseren Beziehungen auf dem Gebiete des Handels zu gelangen, 
wiirde - mehr als mi vieles andere - zur Entspannung der deutsch-polnischen politischen 
Beziehungen, wie sie in den Verlautbarungen des Herrn Reichskanzlers programmatisch 
verkundigt worden ist und auch aus der Danziger Initiative zu einer Bereinigung der 
Streitfragen mit Polen- erkennbar wird, in allerstarkstem MaBe beitragen. 

von Moltke 



Nr. 31 
Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 25. September 1933 

Die Auffassung, daB im Zuge der auf eine Entspannung der deutsch-polnischen Beziehungen 
hinzielenden Politik jetzt auch wirtschaftspolitische Besprechungen mit Polen wieder 
angebahnt werden sollten, wird hier geteilt. 

Was den materiellen Inhalt der Verhandlungen mit Polen angeht, so muBten zunachst einmal 
die beiderseitigen KampfmaBnahmen abgebaut werden. Die Deutsche Regierung ist unter der 
Voraussetzung einer entsprechenden Haltung der Polnischen Regierung hierzu bereit. 
Wieweit dariiber hinaus durch gegenseitige Zugestandnisse, die auf polnischer Seite bei dem 
dort bestehenden System der Einfuhrverbote und vielfach prohibitiven Zolle praktisch in 
Einfuhr- und Zollkontingenten bestehen muBten, eine Erweiterung des auBerordentlich stark 
geschrumpften beiderseitigen Handelsvolumens moglich ist, muBten die Verhandlungen 
ergeben. 

Ich bitte ergebenst, die Frage einer Wiederaufnahme der wirtschaftspolitischen 
Besprechungen mit der Polnischen Regierung zu erortern und iiber das Ergebnis zu 
berichten.- 

von Btilow 



Nr. 32 
Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 15. November 1933 

Die Unterredung des Herrn Reichskanzlers mit Herrn Lipski hat heute vormittag in 
Gegenwart von Herrn von Neurath stattgefunden und ungefahr eine Stunde gedauert. Das 
amtliche Communique wird durch WTB verbreitet. Dieses Communique ist mit Herrn Lipski 
vereinbart worden, der auch die Genehmigung der Warschauer Regierung eingeholt hat.— 

I47i Herr Lipski begann die Unterredung, indem er GriiBe von Marschall Pilsudski bestellte 
und dem Wunsch des Warschaus Ausdruck verlieh, die deutsch-polnischen Beziehungen 
durch unmittelbare Aussprache freundschaftlicher zu gestalten. Er hob dabei hervor, daB es 
immer der Wunsch des Marschalls gewesen sei, mit Deutschland freundschaftliche 
Beziehungen zu pflegen. Auf die langere Rede von Herrn Lipski erwiderte der Herr 
Reichskanzler eingehend, indem er zunachst ausfuhrte, daB sein Standpunkt als 
Nationalsozialist bekannt sei; er rechne mit Realitaten und betrachte den Bestand des 
polnischen Staates als etwas Gegebenes. Ahnlich wie in seiner Reichstagsrede vom Mai d. J.— 
hat der Herr Reichskanzler ausgefuhrt, daB er ein Gegner jeder gewaltsamen Nationalisierung 
fremder Gebietsteile sei. Polen und Deutschland seien nun einmal Nachbarvolker, dieser 
Tatsache mlisse Rechnung getragen werden, und es sei ein Unsinn, etwa wegen kleiner 
Grenzberichtigungen einen Krieg zu fiihren. Allerdings miisse er betonen, daB durch den 
Friedensvertrag von Versailles ein Zustand geschaffen worden sei, der fur Deutschland 
unertraglich sei und jeden Deutschen immer schmerzen miisse. Er glaube, daB es ebensogut 
moglich gewesen ware, dem Wunsche Polens auf freien Zugang zum Meere auf einem 
anderen Wege zu entsprechen. Er sei Soldat gewesen, er kenne den Krieg und wisse auch, daB 
ein siegreicher Krieg keinem Teil dauernd nur Vorteil bringen wiirde und, gemessen an den 
Opfern, in keinem Verhaltnis stehen wiirde zu dem Gewinn. Er glaube aber, daB bei gutem 
Willen und bei Schaffung einer geeigneten Atmosphare auch schwierige Fragen einer 
friedlichen Losung entgegengefuhrt werden konnten. In diesem Sinne begruBe er die 
Anregung Marschall Pilsudskis, und er sei seinerseits zu einer Erklarung durchaus bereit, daB 
die Deutsche Regierung die Absicht habe, auf eine gewaltsame Losung der zwischen 
Deutschland und Polen schwebenden Fragen zu verzichten. 

Btilow 



Nr. 33 
Der Reichsminister des Auswartigen an den Deutschen Gesandten 

in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 24. November 1933 

Der Herr Reichskanzler ist mit dem Ihnen hier bereits personlich ubergebenen Entwurf einer 
deutsch-polnischen Erklarung einverstanden.- Der Herr Reichskanzler ist ferner damit 



einverstanden, daB Sie diesen Entwurf in einer Audienz dem Marschall Pilsudski im Namen 
des Herrn Reichskanzlers iibergeben. Ich bitte Sie, sofort diese Audienz in geeigneter Form 
nachzusuchen und auf schnelle Anberaumung des Termins zu drangen. 

Ich bitte, bei der Audienz etwa folgendes auszufuhren: Der Herr Reichskanzler erwidere mit 
bestem Dank die GriiBe des Marschalls. Er habe mit Genugtuung die Stellungnahme des 
Marschalls begriiBt, dessen Ideen von ihm durchaus geteilt wiirden, wie sich aus dem 
vereinbarten Pressecommunique— im ergebe. Der Reichskanzler sei der Ansicht, daB es 
zweckmaBig sei, es nicht bei diesem Communique zu belassen, sondern eine Form zu finden, 
welche die Gedanken und die Willensrichtung der beiden Regierungen klarer prazisiere und 
einen nachhaltigeren politischen Effekt habe. Sie seien deshalb beauftragt, den Entwurf einer 
Erklarung zu liberreichen, wie sie von beiden Regierungen abgegeben werden konnte, um zu 
dem gewlinschten Ziele zu gelangen. Zur Begrlindung dieses Entwurfs ware weiter 
auszufuhren, daB es dem Herrn Reichskanzler gut erscheine, nicht mit den hergebrachten 
alten Begriffen und schon etwas abgegriffenen Formulierungen zu operieren, sondern anstatt 
dessen eine Form zu wahlen, die den politischen EntschluB der beiden Regierungen 
unzweideutig in Erscheinung treten lasse und auf die Offentlichkeit einen starkeren Eindruck 
machen wiirde als die nicht mehr in besonderem Ansehen stehende ubliche Paktform. Dabei 
ware aber zu betonen, daB die in dem Entwurf gewahlte Form nichts an dem bindenden 
Charakter der Abmachungen andere, wie sich schon aus der am SchluB vorgesehenen 
Ratifizierung ergabe. 

Zu Ihrer Information mochte ich noch darauf hinweisen, daB die Fassung der von uns 
vorgeschlagenen Erklarung in keiner Weise die Anerkennung der heutigen deutschen 
Ostgrenzen in sich schlieBt, sondern im Gegenteil zum Ausdruck bringt, daB mit dieser 
Erklarung eine Grundlage flir die Losung aller Probleme, also auch der territorialen Probleme, 
geschaffen werden soil. 

Neurath 



Nr. 34 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 28. November 1933 

Empfang bei Marschall Pilsudski hat heute nachmittag stattgefunden. Die Unterredung, bei 
der AuBenminister Beck zugegen war und die etwa \ l A Stunde dauerte, trug einen betont 
freundlichen Charakter, wie liberhaupt die flir hiesige Verhaltnisse ungewohnlich schnelle 
Anberaumung des Empfangs als besondere Aufmerksamkeit zu werten ist. 

Der Marschall, der in Unterhaltung gern vom sachlichen Thema abschweift, um personliche 
Erinnerungen, meistens militarischer Art, einzuflechten, macht einen geistig frischen, 
korperlich aber liber seine Jahre hinaus gealterten und fast gebrechlichen Eindruck. Seine 
Grundeinstellung zu dem erorterten Fragenkomplex war gekennzeichnet durch eine immer 
wieder zum Ausdruck kommende sympathische Anerkennung der Personlichkeit des 



Reichskanzlers, dessen aufrichtigen Friedenswillen er im Laufe der Unterhaltung wiederholt 
unterstrich. 

Ich begann die Unterredung mit Ubermittlung der GriiBe des Reichskanzlers, die Pilsudski mit 
sichtlicher Befriedigung entgegennahm. Nach der weisungsgemaB erfolgten Darlegung iiber 
die von uns gewahlte Form der "Erklarung" habe ich diese dem Wunsch des Marschalls 
entsprechend auf deutsch vorgelesen und durch Erlauterungen in der ihm gelaufigeren 
franzosischen Sprache erganzt. 

1491 Pilsudski auBerte sich zustimmend zu Grundgedanken des deutschen Vorschlags. Er 
billigte insbesondere, und zwar in der ihm eigenen drastischen Ausdrucksweise, die Wahl 
einer neuartigen Formulierung und den ihm besonders sympathischen Verzicht auf die 
verhaBten Paragraphen, lieB aber vorsichtshalber durchblicken, daB manchmal auch 
althergebrachte Formen und Paragraphen ihren Wert hatten. Er erklarte, daB er naturgemaB 
nicht in der Lage sei, zu Einzelheiten des Entwurfs Stellung zu nehmen, daB er aber ein 
besonderes Bedenken schon jetzt hervorheben wolle, und zwar die Bezugnahme auf den 
Schiedsvertrag von Locarno, der in Polen einen schlechten Klang habe. Hinsichtlich des 
weiteren procedere setzte der Marschall des langeren auseinander, wem alles der Entwurf zur 
Priifung und Begutachtung vorgelegt werden mlisse, und wies wiederholt darauf hin, daB 
dieses Verfahren geraume Zeit in Anspruch nehmen wiirde. Im weiteren Verlauf der 
Unterredung unterstrich Pilsudski den Wunsch, die deutsch-polnischen Beziehungen auch 
seinerseits auf eine freundnachbarliche Basis zu bringen, betonte aber mit einer Deutlichkeit, 
wie ich sie bisher von polnischen Politikern kaum gehort habe, daB sich aus der 1000 Jahre 
alten Deutschfeindlichkeit des polnischen Volkes groBe Schwierigkeilen bei der 
Durchfuhrung dieser Politik ergeben wiirden. Diese Politik diirfe infolgedessen nicht auf 
Gefuhlsmomente, sondern nur auf Erwagungen der Vernunft aufgebaut werden. Seiner 
Behauptung, daB die Verhaltnisse in Deutschland ahnlich lagen, widersprach ich und betonte 
unter Hinweis auf Vorfalle der letzten Zeit die Notwendigkeit, eine planmaBige 
Verstandigungspolitik einzuleiten, wie das bereits von seiten Deutschlands z. B. auf dem 
Gebiet der Presse in wirksamer Weise geschehen sei. Meine Darlegungen beantwortete 
Pilsudski, indem er seiner grenzenlosen Verachtung fur die Presse Ausdruck verlieh, mit der 
er nichts zu tun haben wolle, gab aber zu, daB es nutzlich sei, auf die politischen 
Organisationen einzuwirken. 

AbschlieBend erwahnte ich den Wunsch des Reichskanzlers, auch auf wirtschaftlichem Gebiet 
zu normalen Beziehungen zu gelangen. Pilsudski erwiderte, daB seinerzeit nur ein einziger 
Minister im polnischen Ministerium dem Zollkrieg widersprochen habe, wahrend heute sich 
wohl kaum ein Minister finden wiirde, der die Fortfuhrung dieses unseligen Krieges gutheiBe. 
Allerdings sei Polen, das sich ohne jegliche Reserve durch die Wirtschaftskrise 
durchgekampft habe, darauf angewiesen, einen wirtschaftlich tragbaren Ausgleich zu suchen. 

Moltke 



Nr. 35 
Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 



mit dem Polnischen Gesandten 

Aufzeichnung 

Berlin, den 9. Januar 1934 

Der Polnische Gesandte hat mien heute aufgesucht und hat mir einen abgeanderten Entwurf 
fur eine Erklarung liber die Regelung der deutsch-polnischen Beziehungen iibergeben. Der 
Gesandte hat dabei darauf hingewiesen, daB die Polnische Regierung sich bemiiht habe, 
unserem Entwurf so nahe als moglich zu kommen. Er habe die Vollmacht zur Zeichnung und 
sei jederzeit dazu bereit. 

IM Ich erklarte Herrn Lipski, ich muBte naturlich den polnischen Entwurf zunachst 
durchsehen, ehe ich zu ihm Stellung nehmen konnte, wiirde ihm aber so bald wie moglich 
Mitteilung dariiber zukommen lassen, ob und welche Wunsche wir etwa noch zu auBern 
hatten. 

Mir scheint besonders bedenklich der Vorschlag, daB unter die Erklarung nicht solche Fragen 
fallen sollen, "welche nach internationalem Recht zur ausschlieBlichen Zustandigkeit der 
Staaten gehoren". Damit wird offensichtlich bezweckt, die Frage der Behandlung der 
deutschen Minderheit in Polen von einer direkten Aussprache zwischen der Deutschen und 
der Polnischen Regierung auszuschlieBen. 

Frhr. von Neurath 



Nr. 36 
Aufzeichnung des Direktors der Rechtsabteilung des Auswartigen Amts 

Berlin, den 22. Januar 1934 

Der Polnische Gesandte sagte sich am Sonnabend, dem 20. d. M., bei mir zu einer 
Fortsetzung unserer Besprechungen an. Er erzahlte, daB er inzwischen in Warschau die von 
mir gestellten Fragen in seinem Ministerium und vor allem mit Marschall Pilsudski 
besprochen habe. 

Bei der Erorterung des polnischen Vorschlags, wonach die Erklarung sich nicht auf die zur 
ausschlieBlichen Zustandigkeit der Staaten gehorenden Fragen erstrecken sollte, beantwortete 
Herr Lipski meine friihere Frage dahin, daB man damit nur die Einmischung in innere 
Angelegenheiten des Landes ausschlieBen wolle. In Polen hatten sich, wie er behauptete, z. B. 
im letzten Jahr hier und da Bestrebungen geltend gemacht, der Behandlung der Juden in 
Deutschland entgegenzutreten. Das habe die Regierung selbstverstandlich abgelehnt. Es sei 
gut, in der Erklarung derartige Moglichkeiten ausdriicklich auszuschlieBen. Ich nahm Herrn 
Lipski beim Wort und sagte ihm, wenn die Polnische Regierung nichts anderes bezwecke, 
dann solle sie doch ihren Vorschlag auch dementsprechend formulieren, damit die 
Offentlichkeit sehe, was gemeint sei. Er erklarte daraufhin, man werde sich in Warschau mit 
folgender Fas sung zufriedengeben: 



"Die beiden Regierungen stellen fest, daB diese Erklarung sich nicht auf solche Fragen 
erstreckt, die nach internationalem Recht ausschlieBlich als innere Angelegenheiten 
eines der beiden Staaten anzusehen sind." 

Diese Formel hat gegenliber der alten Formel den Vorteil, daB sie die Minderheitenfrage nicht 
mehr von einer eventuellen diplomatischen Besprechung zwischen Deutschland und Polen 
ausschlieBt. Denn die Minderheitenfragen sind zweifellos keine Fragen, die nach 
internationalem Recht ausschlieBlich als innere Angelegenheiten eines Landes angesehen 
werden konnten. 

Gaus 



T511 

Nr. 37 

Erklarung der Deutschen und der Polnischen Regierung, 

26. Januar 1934 

Die Deutsche Regierung und die Polnische Regierung halten den Zeitpunkt fur gekommen, 
um durch eine unmittelbare Verstandigung von Staat zu Staat eine neue Phase in den 
politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen einzuleiten. Sie haben sich deshalb 
entschlossen, durch die gegenwartige Erklarung die Grundlage fur die kunftige Gestaltung 
dieser Beziehungen festzulegen. 

Beide Regierungen gehen von der Tatsache aus, daB die Aufrechterhaltung und Sicherung 
eines dauernden Friedens zwischen ihren Landern eine wesentliche Voraussetzung flir den 
allgemeinen Frieden in Europa ist. Sie sind deshalb entschlossen, ihre gegenseitigen 
Beziehungen auf die im Pakt von Paris vom 27. August 1928 enthaltenen Grundsatze zu 
stutzen, und wollen, insoweit das Verhaltnis zwischen Deutschland und Polen in Betracht 
kommt, die Anwendung dieser Grundsatze genauer bestimmen. 

Dabei stellt jede der beiden Regierungen fest, daB die von ihr bisher schon nach anderer Seite 
hin iibernommenen internationalen Verpflichtungen die friedliche Entwicklung ihrer 
gegenseitigen Beziehungen nicht hindern, der jetzigen Erklarung nicht widersprechen und 
durch diese Erklarung nicht beriihrt werden. Sie stellen ferner fest, daB diese Erklarung sich 
nicht auf solche Fragen erstreckt, die nach internationalem Recht ausschlieBlich als innere 
Angelegenheiten eines der beiden Staaten anzusehen sind. 

Beide Regierungen erklaren ihre Absicht, sich in den ihre gegenseitigen Beziehungen 
betreffenden Fragen, welcher Art sie auch sein mogen, unmittelbar zu verstandigen. Sollten 
etwa Streitfragen zwischen ihnen entstehen und sollte sich deren Bereinigung durch 
unmittelbare Verhandlungen nicht erreichen lassen, so werden sie in jedem besonderen Falle 
auf Grand gegenseitigen Einvernehmens eine Losung durch andere friedliche Mittel suchen, 
unbeschadet der Moglichkeit, notigenfalls diejenigen Verfahrensarten zur Anwendung zu 
bringen, die in den zwischen ihnen in Kraft befindlichen anderweitigen Abkommen flir 
solchen Fall vorgesehen sind. Unter keinen Umstanden werden sie jedoch zum Zweck der 
Austragung solcher Streitfragen zur Anwendung von Gewalt schreiten. 



Die durch diese Grundsatze geschaffene Friedensgarantie wird den beiden Regierungen die 
groBe Aufgabe erleichtern, flir Probleme politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art 
Losungen zu finden, die auf einem gerechten und billigen Ausgleich der beiderseitigen 
Interessen beruhen. 

Beide Regierungen sind der Uberzeugung, daB sich auf diese Weise die Beziehungen 
zwischen ihren Landern fruchtbar entwickeln und zur Begriindung eines gutnachbarlichen 
Verhaltnisses fiihren werden, das nicht nur ihren beiden Landern, sondern auch den iibrigen 
Volkern Europas zum Segen gereicht. 

Die gegenwartige Erklarung soil ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald als 
moglich in Warschau ausgetauscht werden. Die Erklarung gilt fur einen Zeitraum von 10 
Jahren, gerechnet vom Tage des Austausches [521 der Ratifikationsurkunden an. Falls sie nicht 
von einer der beiden Regierungen 6 Monate vor Ablauf dieses Zeitraums gekiindigt wird, 
bleibt sie auch weiterhin in Kraft, kann jedoch alsdann von jeder Regierung jederzeit mit einer 
Frist von 6 Monaten gekiindigt werden. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und polnischer Sprache. 

Berlin, den 26 Januar 1934 
Fur die Deutsche Regierung: Fur die Polnische Regierung: 

C. Freiherr von Neurath Jozef Lipski 



Nr. 38 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 27. Januar 1934 

AuBenminister Beck, der mich heute zu sich bat, auBerte sich dankbar und mit lebhafter 
Befriedigung iiber Zustandekommen deutsch-polnischer Vereinbarung. Die Bedeutung dieses 
Ereignisses, das man wohl als historisch bezeichnen konne, sei flir ihn und ganz besonders flir 
den Marschall Pilsudski noch erhoht worden durch die Worte, die der Herr Reichskanzler an 
den Polnischen Gesandten gerichtet habe. Der Eindruck in polnischer Offentlichkeit sei 
auBerordentlich und starker, als er erwartet habe. So habe zum Beispiel Bekanntgabe in 
groBtem Konzertsaal Warschaus lebhaften Applaus Publikums hervorgerufen und selbst in 
der Provinz habe Zeitungsauflage verdreifacht werden mussen. Es zeige sich, daB nach 
Fehlschlag von internationalen Konferenzen und Pakten eine mutige und von Fuhrerwillen 
zeugende Politik starke Wirkung ausiibe, insbesondere wenn sie allgemein vorhandenem 
Friedensbedurfnis Rechnung trage. Hierin liege Ansporn flir Weiterverfolgung dieser Linie. 

Die Oppositionsparteien hatten sich noch nicht geauBert. Er furchte sie auch nicht und werde 
in der nachsten Woche Gelegenheit nehmen, seine Politik vor dem Sejm zu vertreten. 

Die Aufnahme in der Weltoffentlichkeit sei, soweit ihm bisher Nachrichten vorlagen, 
durchweg gunstig. Insbesondere begruBe er das diesbeziigliche Havas-Comniunique, das ihm 



AnlaB gegeben habe, den Polnischen Botschafter in Paris zu beauftragen, der Franzosischen 
Regierang Dank auszusprechen. 

Moltke 



Attmcttuitigen: 



ii 



Vgl. Nr. 27 . .. .zuriick. 



19 Den gleichen Gedanken hat der Fiihrer in seiner Rede im Berliner Sportpalast vom 24. 
Oktober 1933 folgendermaBen entwickelt: 

"So wie man wirtschaftlich sinnlos handelte, handelte man auch politisch sinnlos. Nur ein 
einziges Beispiel: Zwischen Polen und Deutschland wird der Korridor gelegt. Es hatte sich 
damals eine andere Losung finden lassen. Es gibt in Europa Deutsche, es gibt in Europa 
Polen. Die beiden werden sich daran gewohnen miissen, nebeneinander und miteinander zu 
leben und auszukommen. Weder konnen die Polen das deutsche Volk aus der europaischen 
Landkarte wegdenken, noch sind wir unverstandig genug, um etwa die Polen wegdenken zu 
wollen. Wir wissen, beide sind da, sie miissen miteinander leben. Warum legt man ihnen dann 
einen Zankapfel in ihr Leben hinein? Alles vermochten die Machte damals. Warum muBten 
sie das tun? Nur um HaB zu verewigen, nur um Volker, die miteinander auskommen wiirden, 
in Zwietracht zu sturzen. Es ware wirklich moglich gewesen, einen anderen Weg zu finden, 
um beiden Landern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen." .. .zuruck... 

20 Vgl. Nr. 179 , Anm. T1261 . ...zuruck... 

7 1 

Die Verhandlungen wurden bereits Anfang Oktober aufgenommen und fuhrten am 7. Marz 
1934 zur Unterzeichnung des "Zollfriedensprotokolls". ...zuriick... 

77 

Das Communique hat folgenden Wortlaut: 
"Der Reichskanzler empfing heute vormittag den Polnischen Gesandten, der ihm seinen 
Antrittsbesuch machte. Die Aussprache iiber die deutsch-polnischen Beziehungen ergab voile 
Ubereinstimmung beider Regierungen in der Absicht, die die beiden Lander beriihrenden 
Fragen auf dem Wege unmittelbarer Verhandlungen in Angriff zu nehmen und in ihrem 
Verhaltnis zueinander auf jede Anwendung von Gewalt zu verzichten." ... zuriick. .. 

23 Vgl. Nr. 29 . ..■zuruck... 

74 

Es handelt sich um einen Vorentwurf der unter Nr. 37 abgedruckten Erklarung vom 26. 
Januar 1934. ...zuriick... 

25 Vgl. Nr. 32 , Anm. T221 . ...zuriick.. 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 



B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 

II. Keine Besserung der Lage der Deutschen Volksgruppe 

durch die Deutsch-Polnische Verstandigungspolitik 

(November 1933 bis August 1934) 

Nr. 39 

Der Deutsche Konsul in Thorn 

an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 25. November 1933 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in den 

folgenden Kapiteln 

gegebene finden Sie in 

dem Buch Die 

deutsche Volksgruppe 

in Polen 1934-39. 



Deutsche Wahlversammlung Graudenz Montag 20. 11. wurde 

gestort durch angeblich bezahlte Elemente, als Generalsekretar deutscher Volksgruppe liber 
deutsch-polnische Verstandigung sprach. Dieselben Elemente sind Urheber blutigen 
Zwischenfalls am Donnerstag. 

Donnerstag stattfand in Loge Sitzung Vertrauensmanner fur deutsche Liste bei 
Stadtverordnetenwahlen. Gegen 21 Uhr erschienen erwahnte Elemente, die Anwesende mit 
Bierkriigen bewarfen und verletzten. Gegen 23 Uhr forderte die Polizei Anwesende zum 
Heimgehen auf. Alteste Versammlungsteilnehmer konnten unbehelligt heimkehren. Jiingere 
verlieBen Loge gegen 24 Uhr geschlossen, begleitet von etwa sechs Polizisten. Diese leiteten 
Versammlungsteilnehmer in dunkle Seitengasse, wo Angriff besagter Elemente erfolgte. 

Mehr als zwolf Verletzte, wovon einer auf Transport gestorben, ein anderer in Lebensgefahr. 

Laut Angabe Gewahrsleute besteht begriindeter Verdacht, daB Angreifer Schutzen-Verband 
angehoren und von Regierungspartei gedungen sind. 

In Vertretung 

Hoops 



Nr. 40 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 



Bericht 



Warschau, den 29. November 1933 



Ich habe in einer Unterredung, die ich aus anderem AnlaB mit dem AuBenminister hatte, 
Gelegenheit genommen, diesen auf die Graudenzer Ausschreitungen- anzusprechen. Ich 
verwies ihn insbesondere auf die starke Erregung, die hieriiber in der deutschen Offentlichkeit 
entstanden sei, wodurch die erfreuliche Besserung der Atmosphare wieder gefahrdet wiirde. 



Herr Beck erwiderte, daB er diese Vorfalle ebenfalls bedauere. Im ubrigen versuchte er, die 
Ausschreitungen mit der bei Wahlen in alien Landern zu konstatierenden Aufpeitschung der 
politischen Leidenschaften zu entschuldigen. Erst mein Hinweis auf die antideutsche 
Propagandawoche des Westmarkenvereins und den Kontrast, der zwischen solchen 
unzeitgemaBen Kundgebungen mi und den beiderseitigen Regierungserklarungen besteht, 
veranlaBte den AuBenminister zu der Erklarung, daB energische MaBnahmen gegen die Tater 
ergriffen werden wiirden und daB er sich mit dem Minister des Innern in Verbindung setzen 
wolle, um der Verhetzung entgegenzuwirken. 

Ich darf bitten, die Tatsache meiner Intervention in dieser Angelegenheit nicht in der Presse 
zu verwerten, da es ohnehin schon groBe Schwierigkeiten bereitet, Minderheitsfragen hier 
offiziell zur Sprache zu bringen und eine Veroffentlichung noch weiter erschwerend wirken 
wiirde. 

von Moltke 



Nr. 41 
Der Deutsche Gesandte in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 28. Dezember 1933 

Der Prasident der Gemischten Kommission in Kattowitz, Prasident Calonder, hat sich kurz 
vor Weihnachten zwei Tage lang in Warschau aufgehalten, um nach verhaltnismaBig langer 
Zeit wieder einmal den Kontakt mit der Polnischen Regierung aufzunehmen. Bei einem 
groBeren Diner, das von dem Unterstaatssekretar Graf Szembek am Abend veranstaltet wurde, 
bin ich als einziger auswartiger Vertreter zugezogen gewesen, eine Aufmerksamkeit, die 
immerhin im Rahmen der gegenwartigen Verstandigungspolitik eine gewisse Beachtung 
verdient. Ich hatte nach dem Essen Gelegenheit zu einer langeren Unterhaltung mit Prasident 
Calonder. Er erklarte, von seiner Unterredung mit AuBenminister Beck sehr befriedigt zu sein, 
wenn er auch den Eindruck nicht los werden konne, daB diesem bei seinem starken 
Selbstandigkeitsdrang jede internationale Kontrolle auBerst zuwider sei. Immerhin wiirden die 
Dinge in Oberschlesien wesentlich besser liegen, wenn auch dort die Beckschen 
Auffassungen iiber die Behandlung der Minderheit geteilt wiirden. Leider sei dies aber 
keineswegs der Fall und zu seinem groBen Bedauern miisse er feststellen, daB auch die 
erfreulicherweise von Deutschland und Polen verfolgte Politik der Verstandigung in dieser 
Hinsicht noch keinerlei Besserung gebracht habe. Er habe sogar den Eindruck, daB die 
Provinzialbehorden sich gegen diesen Verstandigungsgedanken innerlich auflehnten und daB 
sie versuchten, durch scharfes Vorgehen gegen die Minderheit ein Gegengewicht gegen die 
Warschauer Politik zu schaffen oder aberfaits accomplis herzustellen, fur den Fall, daB die 
Verstandigungspolitik wirklich Fortschritte mache. 

Auf meine Frage, ob er mit der Entwicklung, die die Dinge in Deutsch-Oberschlesien 
genommen hatten, zufrieden sei, antwortete Prasident Calonder, daB er im Fruhjahr groBe 
Sorge gehabt habe, daB aber inzwischen eine ganz wesentliche Besserung eingetreten sei, so 
daB er in dem deutschen Teil seines Bezirkes, abgesehen von einigen kleineren Fragen, kaum 
AnlaB zu irgendeiner Beanstandung habe. Im ubrigen freue er sich ganz besonders darauf, 



Anfang Januar dem Herrn Reichskanzler, flir dessen geniale Politik er aufrichtige 
Bewunderung habe, seinen Besuch machen zu konnen. 

von Moltke 



T551 

Nr. 42 
Der Deutsche Konsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 31. Marz 1934 

Die nach AbschluB des Zehnjahrespaktes veroffentlichte neue Namensliste zur Agrarreform 
1934 ist ein deutlicher Beweis dafiir, daB seit dem AbschluB des Verstandigungsabkommens, 
abgesehen von einigen auBeren Zeichen einer Besserung der Atmosphare, alles beim alten 
geblieben ist. In dieser Liste sind 1 1 Giiter, davon 10 deutsche, aufgefiihrt. In Hektar 
ausgedriickt, entfallen von den beanspruchten 1,475 ha rand 1,032 auf deutschstammigen 
Besitz. 8 von diesen 10 Giitern haben bereits auf friiheren Namenslisten gestanden, 5 davon 
haben keine Zuschlage- erhalten und sind infolgedessen so reduziert, daB sie nicht mehr 
lebensfahig erscheinen. Alle 10 Giiter standen und stehen wirtschaftlich sehr gut, was von den 
danebenliegenden polnischen Giitern nicht gesagt werden kann. Trotzdem erhalten letztere 
noch Zuschlage. Das rigorose polnische Vorgehen verstoBt nicht nur offen gegen den Geist 
des Zehnjahrespaktes, sondern entspricht auch nicht dem Wunsche des Volkerbundes, der 
seinerzeit in Genf die Wiedergutmachung der seitherigen polnischen AgrarmaBnahmen 
forderte. 

von Kuchler 



Nr. 43 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 15. April 1934 

Am 13. April 1934 fand in Antonienhutte - Ostoberschlesien - ein Protestumzug des 
Aufstandischen-, des Schutzen- und des Reservistenverbandes unter Beteiligung von etwa 500 
Personen gegen die deutsche Minderheit und die deutschen Verbande statt. Zwei 
Polizeibeamte begleiten den Umzug. Wahrend des Umzuges, der sich durch samtliche StraBen 
in Antonienhutte bewegte, spielte die Reservistenkapelle. Es wurden polnische Lieder 
gesungen. In den StraBen, in denen deutsche Minderheitsangehorige wohnen, wurden von 
mehreren Umzugsteilnehmern, die mit Pistolen bewaffnet waren, etwa 25 bis 30 Schusse 
abgegeben. Von den Sprechchoren wurde folgendes ausgerufen: "Nieder mit den deutschen 
Minderheitsschulen und Verbanden! Es lebe die polnische Schule, nieder mit dem 
Verstandigungspakt!". Gegen 21 Uhr loste sich der Umzug vor dem Rathaus auf. Nach dem 



Umzug wurden mehrere deutsche Minderheitsangehorige von den Aufstandischen auf der 
StraBe belastigt und bedroht. 

In Vertretung 

Quiring 



1561 

Nr. 44 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 28. April 1934 

Die in der Anlage des Erlasses vom 25. April enthaltenen Angaben liber polnische 
MaBnahmen zwecks Bekampfung der Minderheitsschule- stellen nur einen kleinen 
Ausschnitt aus dem Bild mehr oder minder offenen Terrors dar, der gegenwartig anlaBlich der 
Schulanmeldungen gegen die deutsche Minderheitsschule in Polnisch-Oberschlesien ausgeiibt 
wird. Ein Abflauen dieser von den verschiedensten polnischen Verbanden betriebenen 
Agitation gegeniiber den Vorjahren ist bisher nicht festzustellen, vielmehr werden auch in 
diesem Jahr erneut alle Register wirtschaftlicher und moralischer Bedriickung gezogen, um 
die Erziehungsberechtigten von der An- bzw. Ummeldung ihrer Kinder in die 
Minderheitsschule abzuhalten. Eine Auswirkung der Verstandigungspolitik ist hier jedenfalls 
noch nicht festzustellen. 

In Vertretung 

Quiring 



Nr. 45 
Der Deutsche Konsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 28. April 1934 

Das Konzert des Dresdner Streichquartetts, das Freitag in Thorn stattfinden sollte, muBte 
abgesagt werden, da die Kunstler die Einreisegenehmigung nicht erhalten haben. Die 
Deutsche Rundschau (Bromberg) schreibt dazu: "In Berlin ist kurzlich der polnische Tenor 
Jan Kiepura begeistert gefeiert worden. Der Reichskanzler und der Reichspropagandaminister 
empfingen den polnischen Tenor in ihren Logen. Wo bleibt die gegenseitige Verstandigung?" 

von Kuchler 



Nr. 46 
Der Deutsche Konsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 28. Juni 1934 

Ich hatte wiederholt Gelegenheit zu berichten, daB der Zehnjahrespakt zwischen Deutschland 
und Polen zwar nach auBen hin eine gewisse Entspannung gebracht habe, daB aber im ubrigen 
im Verhaltnis Polens zu Deutschland, insbesondere was die Behandlung der Minderheit 
anlangt, in diesem Gebiet keine Anderung zu verspuren sei. 

I57i Dies zeigt sich auch auf dem Gebiet der Schule. So wurde kiirzlich der in Thorn an dem 
einzigen staatlichen Gymnasium mit deutscher Unterrichtssprache tatige Oberlehrer Paul 
Brien in den Ruhestand versetzt. Wie ich festgestellt habe, waren keine padagogischen 
Grunde fur die Entlassung maBgebend. Sie liegt vielmehr im Zuge der polnischen 
Bestrebungen, dieses alte deutsche Gymnasium allmahlich in ein polnisches umzuwandeln. 
Ein deutscher Lehrer nach dem anderen ist hier durch einen polnischen ersetzt worden. Aber 
man hatte gehofft, daB dieser zielbewuBte UmwandlungsprozeB nach dem Zehnjahrespakt 
eingestellt werden wiirde. Mit der Abberufung des Oberlehrers Brien wird das Kollegium 
nunmehr aus neun polnischen und drei deutschen Lehrern bestehen. Unter diesen Umstanden 
kann das Gymnasium nicht mehr als eine deutsche Lehranstalt angesehen werden. 

von Kuchler 



Nr. 47 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Kattowitz, den 1. August 1934 

Auf Mitgliederversammlung des Deutschen Volksbundes hielt dessen Prasident, Prinz von 
PleB, programmatische Rede, in der er sich mit gegenwartigem deutsch-polnischen Verhaltnis 
und seinen Auswirkungen auf die Lage der Minderheiten beschaftigte. Der Prinz erklarte, wer 
an deutsch-polnische Verhandlungen Hoffnungen auf sofortige Besserung der Lage gekniipft 
hatte, muBte enttauscht werden, denn seit Jahren bestehende Gegensatze verschwanden nicht 
von heute auf morgen; aber niemand hatte damit rechnen konnen, daB statt Verbesserung 
weitere Verscharfung der Lage der deutschen Volksgruppe eintreten wiirde. Verscharfung 
lage vor allem in zunehmender Entlassung deutscher Arbeiter, die damit ihrer 
Lebensgrundlage beraubt wiirden. 

Noldeke 



AniircckuiKjen: 



26 Vgl. Nr. 39 . ...zuruck... 

Den Grandbesitzern konnten nach dem polnischen Agrargesetz bei der Parzellierung unter 
gewissen Voraussetzungen auch liber die Normalgrenze hinausgehende Flachen belassen 
werden ("Zuschlage" zur Normalflache). ...zuruck... 

Die Anlage enthalt Angaben iiber Einschiichterungsversuche und TerrormaBnahmen Eltern, 
die ihre Kinder flir die deutsche Minderheitsschule angemeldet hatten. ...zuruck... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

III. Polen entzieht sich der Minderheitenkontrolle 

des Volkerbundes 

(September bis November 1934) 

Nr. 48 
Der Deutsche Konsul in Genf an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Genf, den 7. September 1934 

Aus der gestrigen Unterredung mit einem hohen Beamten Volkerbundssekretariats iiber 
polnischen Minderheiten-Antrag ist folgendes bemerkenswert: 

1. Nach Auffassung Sekretariats besteht keine Aussicht, daB Polens Antrag 
Verallgemeinerung des Minderheitenschutzes durchdringt, weil sowohl GroBmachte wie 
andere Staaten dagegen sind. 

2. Auch Aussichten dafiir, daB Polen daraufhin nach Ablehnung Generalisierung des 
Minderheitenschutzes mit Erfolg Forderung nach Befreiung der ihm auferlegten 
Minderheitenschutz-Bestimmungen stellen konnte, sind nach Auffassung Sekretariats gering. 
An sich konnte Polen unter Hinweis auf einseitige Belastung mit Minderheitenschutz- 
Bestimmungen und insbesondere darauf, daB, wie zu erwarten, RuBland bei Eintritt in den 
Volkerbund keine Auflagen in dieser Beziehung gemacht werden, nach Artikel 12 des 
polnischen Minderheiten-Vertrages- Abanderung der Minderheiten-Vorschriften verlangen, 
die unter Umstanden ganzlicher Abschaffung gleichkame, wozu nach Bestimmungen Artikels 
einfache Ratsmehrheit geniigt. Diesem Versuch wiirde jedoch von GroBmachten 
entgegengehalten werden konnen, daB Minderheitenschutz Voraussetzung flir Zuteilung 
groBer Gebiete an Polen und Kleine Entente gewesen sei und daB durch Aufhebung 
Minderheitenschutz-Vertrage Gesamtrevisionsfrage angeschnitten wiirde. Nach Auffassung 
Sekretariats sind sowohl Kleine Entente als Griechenland polnischer Initiative durchaus 
abgeneigt, da sie sich in ahnlicher Lage bezuglich Verbindung von Minderheiten- und 
Territorial-Fragen befinden. 

Krauel 



Nr. 49 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 13. September 1934 

Konsul Krauel telephoniert soeben aus Genf: 

Beck habe soeben in der Bundesversammlung eine Rede gehalten, die nahezu ausschlieBlich 
der Minderheitenfrage gewidmet war und in der er ausflihrte, Polen mliBte auf 
Generalisierung der Minderheitenverpflichtungen bestehen; 1221 er hatte jedoch gehort, daB 
verschiedene Staaten sich ablehnend verhalten wiirden. Er sehe sich deshalb gezwungen, 
mitzuteilen, daB Polen in Zukunft jede Zusammenarbeit mit den internationalen Organen bei 
der Kontrolle der Durchflihrung des Minderheitenschutzsystemes durch Polen verweigern 
wiirde.- 

von Kamphoevener 



Nr. 50 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 13. September 1934 

Der Polnische Gesandte sagte sich heute nachmittag dringend bei mir an und war um 3/4 7 
Uhr bei mir. Er hat ein Telegramm des AuBenministers Beck erhalten, mit dem Auftrag, uns 
eine Erklarung liber die in Genf durch Herrn Beck erfolgte Aufkundigung des 
Minderheitenvertrages abzugeben. Der Gesandte sei beauftragt, uns mitzuteilen, daB dieser 
Schritt, von dem wir wohl durch die Presse bereits unterrichtet seien, die Beziehungen der 
Polnischen Regierung zu den deutschen Minderheiten in keiner Weise andere, und daB die 
polnischen Gesetze in bezug auf die Minderheiten und deren Gleichberechtigung im 
polnischen Staat aufrechterhalten blieben. 

Ich sagte dem Polnischen Gesandten, ich nahme von seinen Erklarungen Kenntnis, miisse 
aber gleich bemerken, daB der zweite Teil der Erklarung uns nicht befriedigen konne, denn 
zahllose Beschwerden der deutschen Minderheiten in Polen und eine endlose Reihe von 
Prozessen hatten bewiesen, daB die polnischen Gesetze in bezug auf die Minderheiten 
praktisch nicht ausreichen. Infolgedessen mliBte ich die Stellungnahme der Reichsregierung 
vorbehalten. mi Der Gesandte erwiderte, die Erklarung des Ministers Beck sei eine 
Fortflihrung der vor zwei Jahren eingeleiteten Politik, die auf eine Verallgemeinerung der 
Minderheitenverpflichtungen hinziele. Polen konne sich eine Deklassierung nicht langer 
gefallen lassen. 



Ich sagte dem Gesandten, die Erklarung Herrn Becks sei fur uns eine Uberraschung. Aus der 
Presse entnahme ich, daB der Polnische AuBenminister die Stellungnahme der Machte zu 
seinem vor kurzem eingebrachten neuen Antrage beziiglich eines allgemeinen 
Minderheitenabkommens nicht abgewartet habe. Was uns anlange, so habe die Deutsche 
Regierung im vorigen Jahr erklart, daB sie si omnes grundsatzlich bereit sei, ein allgemeines 
Minderheitenabkommen zu schlieBen. Hinsichtlich der Deklassierung konne ich seinen 
Gedankengangen nicht folgen, denn die besondere Auflage, die Polen und den anderen 
Staaten in bezug auf die Minderheiten auferlegt wurden, sei das Gegenstuck zu der fur die 
unterlegenen Machte besonders ungunstigen Grenzziehung der Pariser Friedenskonferenz. Ich 
erinnerte ihn an die Note die Clemenceau am 24. Juni 1919 an den damaligen Polnischen 
Ministerprasidenten Paderewski- gerichtet hat. Der Polnische Gesandte hatte hierauf nichts 
mehr zu erwidern. 

von Billow 



Nr. 51 
Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 15. September 1934 

Polnischer Schritt in Minderheitenfrage wird hier wie folgt beurteilt: 

Obwohl Herr Beck formell nicht den Minderheitenvertrag als solchen gekiindigt, sondern nur 
die weitere Zusammenarbeit mit den internationalen Organen abgelehnt hat, lauft sein Schritt 
praktisch auf Lahmlegung Minderheitenschutzsystems hinaus. 
Minderheitenschutzbestimmungen sind in Vertragen von 1919 zum Erganzungsstuck 
damaliger territorialer Regelungen gemacht worden. Dies gilt insbesondere fur deutsch- 
polnische Grenze, wie sich aus Artikel 93 Versailler Vertrages, Praambel 
Minderheitenschutzvertrages und bekannten Brief Clemenceaus an Paderewski vom 24. Juni 
1919- ergibt. Verpflichtung zu Minderheitenschutz war Gegenleistung neuer Staaten fur den 
Erwerb neuer Gebiete, so daB mit Annullierung dieser Gegenleistung im Grunde die gesamten 
Territorialfragen neu aufgeworfen werden. 

Wir haben die Garantie des Volkerbundes fur den Minderheitenschutz praktisch schon langst 
als fiir uns wertlos erkannt und haben auf Ausnutzung dieser Garantie durch unseren Austritt 
aus dem Volkerbund verzichtet. Das andert aber nichts an der prinzipiellen Bedeutung des 
polnischen Schrittes und an seinem Zusammenhang mit den territorialen Fragen. 

Den Hauptton werden wir unter diesen Umstanden auf die Tatsache zu legen haben, daB der 
Volkerbund, der schon in der Abriistungsfrage vollkommen versagt hat, nun auch in der 
wichtigen Minderheitenfrage den Boden unter mi den FiiBen verliert. Wir werden mit groBter 
Aufmerksamkeit verfolgen, wie sich der Volkerbund und wie sich vor allem die friiheren 
Alliierten Hauptmachte als Signatare der Minderheitenschutzvertrage zu dem Problem stellen 
und ihrer Verantwortlichkeit gerecht werden. Die in Genf von Simon und Barthou 
abgegebenen Erklarungen klingen zwar sehr energisch, schlieBen aber doch nicht aus, daB es 



sich hierbei nur urn einen Theaterdonner handelt, und daB der Volkerbund nach den 
bekannten Genfer Gepflogenheiten sich schlieBlich doch in irgendeiner Form mit dem von 
Polen geschaffenen/a/? accompli abfindet. Gegenliber solchen Moglichkeiten mlissen wir 
fortdauernd versuchen, die Verantwortung des Volkerbundes und der Signatarmachte fiir die 
Zukunft festzunageln. 

AusschlieBlich zur personlichen Information bemerke ich noch: 

Am 13. d. M. hat mir der Polnische Gesandte im Auftrage seines Ministers erklart, daB die 
Beziehungen der Polnischen Regierung zu den deutschen Minderheiten durch den Genfer 
Schritt in keiner Weise eine Anderung erfahren und daB die polnischen Gesetze bezuglich der 
Minderheiten und deren Gleichberechtigung im polnischen Staat aufrechterhalten blieben. Ich 
erwiderte, daB diese Erklarung uns nicht geniigen konne, da nach unseren praktischen 
Erfahrungen in der Schutzfrage deutscher Minderheiten in Polen die polnischen Gesetze sich 
in dieser Hinsicht als unzureichend erwiesen hatten. 

Ich habe die Erklarungen des Gesandten unter ausdrucklichem Vorbehalt einer Stellungnahme 
der Reichsregierung entgegengenommen, dabei aber schon in der oben angedeuteten Weise 
auf den Zusammenhang des Minderheitenschutzes mit der Territorialfrage und auf die ernste 
Bedeutung des polnischen Schrittes hingewiesen. 

Btilow 



Nr. 52 
Der Reichsminister des Auswartigen an den Deutschen Botschafter 

in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 14. November 1934 

Der VorstoB der Polnischen Regierung in Genf, wonach sie bis zum Inkrafttreten des von ihr 
beantragten allgemeinen internationalen Minderheitenschutz-Systems jede Zusammenarbeit 
mit internationalen Organisationen ablehnt, lauft praktisch auf die AuBerkraftsetzung des 
Minderheitenschutzvertrages hinaus. Es besteht deshalb die Gefahr, daB die Servitut, mit der 
im Jahre 1919 die Abtretung deutscher Gebietsteile belastet worden ist, beseitigt wird, und 
daB sich damit der ganze Stand der ostlichen Grenzfragen zu Ungunsten Deutschlands 
wesentlich verschlechtert. Die einseitige Abanderung des bisher bestehenden Zustandes durch 
Polen kann daher von uns nicht einfach stillschweigend hingenommen werden. Ein solches 
Stillschweigen konnte nur als eine Anerkennung des durch den polnischen VorstoB 
geschaffenen Zustands ausgelegt werden. Uberdies erfordert auch die bedrangte Lage der 
deutschen Minderheit in Polen einen positiven Schritt der Reichsregierung gegenliber der 
Polnischen Regierung. 

I62i Unter Bezugnahme auf die mundliche Besprechung der Angelegenheit wahrend Ihres 
letzten Besuches in Berlin bitte ich Sie daher, die Frage bei dem AuBenminister Herrn Beck 
baldmoglichst im Sinne der nachstehenden Ausfuhrungen zur Sprache zu bringen. 



1. Die Deutsche Regierung sei der Ansicht, daB es angebracht sei, mit der Polnischen 
Regierung offen und vertrauensvoll eine Frage zu besprechen, die, wenn sie unerortert und im 
Unklaren bliebe, leicht einmal zu MiBverstandnissen und zu einer Stoning der so 
aussichtsreich begonnenen Neugestaltung der deutsch-polnischen Beziehungen fiihren konne. 
Das sei die Lage, die in der Minderheitenfrage durch den VorstoB der Polnischen Regierung 
in Genf geschaffen worden sei. 

2. Die Polnische Regierung habe es ja dankenswerterweise auch ihrerseits flir richtig gehalten, 
sich wegen dieses VorstoBes mit der Deutschen Regierung in Verbindung zu setzen, indem 
sie alsbald nach der Genfer Tagung durch Herrn Lipski dem Staatssekretar von Biilow habe 
mitteilen lassen, daB die deutsche Minderheit in Polen auch weiterhin grundsatzlich die 
Gleichberechtigung genieBen werde. Durch diese Mitteilung werde aber die Situation noch 
nicht ausreichend geklart. Herr von Biilow habe deshalb bei der Unterredung die 
Stellungnahme der Deutschen Regierung vorbehalten.- 

3. Sie seien beauftragt, vorweg festzustellen, daB es nicht etwa unsere Absicht sei, den von 
Polen gegen die Mitwirkung des Volkerbundes in Minderheitenfragen gemachten VorstoB als 
solchen zum Gegenstand der Erorterung zu machen und die Behandlung dieser Fragen wieder 
auf das internationale Gleis zu schieben. Wir konnten uns an der Mitwirkung des 
Volkerbundes desinteressieren, weil wir sie langst als wertlos erkannt hatten. AuBerdem sei es 
ja aber einer der wichtigsten Zwecke der deutsch-polnischen Vereinbarung vom Januar d. J., 
deutsch-polnische Fragen nicht vor internationalen Instanzen, sondern im unmittelbaren 
Gedankenaustausch zu erortern. Wir hatten auch Verstandnis dafiir, daB sich Polen durch ein 
internationales Kontrollverfahren beeintrachtigt fiihle. 

4. Das andere aber nichts an dem Faktum, daB in den vom Reich an Polen abgetretenen 
Gebieten eine groBe Zahl von Menschen deutschen Stammes lebe, und daB die diesen 
Menschen zugesicherten Minderheitsrechte ein integrierender Bestandteil der Gesamtregelung 
von 1919 seien. An dem Schicksal dieser Bevolkerungsteile konne sich Deutschland 
unmoglich desinteressieren. Ein solches Desinteressement wiirde im deutschen Volk keinerlei 
Verstandnis finden. Die deutsche Presse habe zwar auf Wunsch der Reichsregierung im 
Interesse der deutsch-polnischen Beziehungen in der letzten Zeit die Lage der deutschen 
Minderheit in Polen nur wenig erortert; das diirfe aber nicht dariiber hinwegtauschen, daB uns 
das Schicksal der deutschen Volksgenossen und ihre Behandlung durch Staat und Volk in 
Polen nicht gleichgultig sein konne. 

5. Dies prinzipiell zum Ausdruck zu bringen, sei der Zweck Ihres Schrittes. Um jeder 
etwaigen MiBdeutung dieses Schrittes vorzubeugen, seien Sie ermachtigt zu erklaren, daB die 
Deutsche Regierung nicht daran denke, ihr Eintreten flir die deutsche Minderheit in Polen in 
der einen oder anderen Weise zum Hebel flir eine Aufrollung von Grenzfragen zu machen. 
Wir hofften, daB die Polnische Regierung diese Erklarung gebuhrend wiirdige. Durch sie und 
durch unser Desinteressement an der Frage einer Volkerbundskontrolle wiirden von uns 
Voraussetzungen geschaffen, die es ermoglichten, daB Fragen der deutschen Minderheiten 
zwischen Deutschland und Polen ebenso unbefangen m\ und sachlich erortert wiirden, wie das 
z. B. zwischen Deutschland und Ungarn geschehe. Der Erorterung sei auf diese Weise von 
vornherein jede denkbare Scharfe genommen. Andererseits aber werde so verhutet, daB das 
zwischen den beiden Staaten nun einmal bestehende Problem sich eines Tages zu einem 
Storungsfaktor in der Entwicklung ihrer Beziehungen auswachse. 

6. Wenn es Ihnen auch bei der ersten Unterredung hauptsachlich auf die grundsatzliche Seite 
der Sache ankomme, mochten Sie die Gelegenheit doch nicht voriibergehen lassen, ohne 



darauf hinzuweisen, daB gerade in letzter Zeit sehr viele Beschwerden der deutschen 
Minderheit in Polen bekanntgeworden seien, die doch bewiesen, daB die polnischen Gesetze 
nicht ausreichten und daB die Praxis der polnischen Behorden den von der Polnischen 
Regierung uns mitgeteilten Absichten nicht entspreche. 

Sollte Herr Beck in der Weise auszuweichen suchen, daB er zwar, ahnlich wie Herr Lipski, 
gute Behandlung der Minderheit zusichert, dabei aber betont, daB das ganze Problem 
ausschlieBlich Sache der polnischen Autonomic sei, so bitte ich ihm zu sagen, daB es uns 
nicht so sehr darauf ankomme, auf Grand welcher Art von Bestimmungen - d. h. ob auf 
Grand internationaler Vertragsbestimmungen oder auf Grand autonomer polnischer 
Gesetzesvorschriften - die Minderheit gut behandelt wiirde, sondern darauf, daB sie gut 
behandelt wiirde. 

Sollte Herr Beck im Laufe des Gesprachs die Rede auf das Problem der polnischen 
Minderheit im Reich bringen, so bitte ich darauf hinzuweisen, daB diese Frage doch auf einer 
anderen Ebene liege. Eine Vergleichsmoglichkeit sei schon deshalb nicht gegeben, weil die 
Lage der polnischen Minderheit im Reich sich durch das freiwillige Entgegenkommen 
deutscherseits auf einer ansteigenden Linie entwickelt habe, wahrend im Laufe der Jahre bei 
der deutschen Minderheit in Polen leider eine zunehmende Verschlechterung habe festgestellt 
werden mussen. Getreu der wiederholten Erklarung des Fuhrers und Reichskanzlers, wonach 
beim deutschen Volk die Achtung vor fremdem Volkstum der Liebe zum eigenen Volk zur 
Seite stehe, habe gerade der nationalsozialistische Staat diese seine Anschauung gegeniiber 
den im Reich lebenden Angehorigen polnischen Volkstums in die Praxis umgesetzt. 

Einem Bericht liber die Ausfuhrung dieses Erlasses und die Aufnahme Ihres Schrittes sehe ich 
mit besonderem Interesse entgegen. 

Frhr. von Neurath 



Nr. 53 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 19. November 1934 

Ich habe heute den VorstoB der Polnischen Regierung in der Frage der Minderheit 
weisungsgemaB bei dem AuBenminister Herrn Beck zur Sprache gebracht. Dabei habe ich 
unseren Wunsch nach einer Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen unterstrichen und 
hervorgehoben, daB auch die gegenwartige Demarche letzten Endes diesem Ziele diene. In 
diesem Zusammenhang habe ich u. a. auch zu erkennen gegeben, daB der Fiihrer und 
Reichskanzler flir die Frage ein besonderes Interesse bekundet hat. Als Petitum habe ich im 
AnschluB an den Hinweis auf die ungunstige Lage der deutschen Minderheit die Bitte 
ausgesprochen, durch nachdriickliche Weisung an die untergeord- iml neten Organe dafiir zu 
sorgen, daB die praktische Behandlung der Minderheit mit dem Geiste in Einklang gebracht 
wiirde, der unserer Verstandigungspolitik entspricht. 



Herr Beck, der bei keinem Punkte meiner Darlegungen ein besonderes Erstaunen oder Unruhe 
zu erkennen gab, erwiderte etwa folgendes: 

Er lege Wert darauf, zunachst zum Ausdruck zu bringen, eine wie groBe Achtung man hier in 
Polen dem Herrn Reichskanzler gegenliber empfinde und wie sehr man die mutige und loyale 
Gesinnung wertschatze, mit der er dem deutsch-polnischen Problem gegeniibergetreten sei. 
Die Hochachtung vor dem Herrn Reichskanzler sei hier eine allgemeine, und was er mir 
hieriiber gesagt habe, entspreche nicht nur seiner eigenen Auffassung, sondern auch - wie er 
erst dieser Tage wieder habe feststellen konnen - der des Marschall Pilsudski und des Herrn 
Ministerprasidenten. Ich konne deshalb liberzeugt sein, daB jede Anregung, die von dem 
Herrn Reichskanzler oder seiner Regierung ausgehe, hier von vornherein einer griindlichen, 
vorurteilslosen und wohlwollenden Priifung sicher sei. Was nun die in Genf abgegebene 
polnische Erklarung iiber die Minderheitenfrage anbelange, so lege er Wert darauf, auch 
seinerseits noch einmal nachdrucklich festzustellen, daB dieser Schritt in keiner Weise gegen 
die deutsche Minderheit gerichtet gewesen sei. Der Schritt sei vielmehr hervorgerufen worden 
durch die unglaubliche Behandlung, die der Volkerbund in letzter Zeit gegenliber Polen fur 
gut befunden habe. Im Volkerbund saBen Leute, die nichts konnten, als sich und anderen 
Arger zu bereiten und die den Realitaten kein Verstandnis entgegenbrachten. Schon seit 
einem Jahre habe er versucht, durch Worte and Handlungen dem Volkerbund zu verstehen zu 
geben, daB Polen sich eine solche Behandlung nicht mehr gefallen lieBe und daB es so nicht 
weitergehen konne. Da man in Genf keine Einsicht gehabt habe, sei Polen schlieBlich zu 
seiner Erklarung gezwungen worden, und er freue sich, aus meinen Darlegungen zu 
entnehmen, daB wir flir die polnische Auffassung Verstandnis hatten. Aber all das habe nichts 
mit der deutschen Minderheit zu tun. Er konne versichern, daB die Minderheitenrechte auch 
weiterhin auf Grand der polnischen Verfassung geschutzt werden wiirden. Diese Rechte, die 
zweifellos aus der alten Verfassung demnachst auch in die neue ubernommen werden wiirden, 
beruhten nicht auf irgendwelchen theoretischen Erwagungen, sondern entsprachen der 
Auffassung, die Polen von dem Begriff des Staates und des Zusammenlebens der 
Bevolkerangsschichten hatte. Er glaube auch nicht, daB diese Grundsatze nur ein toter 
Buchstabe seien. GewiB herrsche zur Zeit eine schwere wirtschaftliche Krisis und hierdurch 
wiirden vielleicht haufig gewisse Scharfen in die Beziehungen zwischen Staatsvolk und 
Minderheit hineingetragen. Aber er sei liberzeugt, daB auch das sich allmahlich bessern 
werde. Wenn bei den unteren Verwaltungsorganen noch nicht alles so sei, wie es sein muBte, 
so sei er gern bereit, mit seinen Kollegen zu sprechen und ihnen nahezulegen, daB sie noch 
einmal ihre Auffassungen, die im librigen den von ihm dargelegten Grandsatzen entsprachen, 
den nachgeordneten Stellen mitteilen, und er hoffe, daB das eine gute Wirkung haben werde. 
Viel lage natlirlich auch an der Presse und es sei nur zu natlirlich, daB eine Presse, in der das 
jlidische Element in so starkem MaBe vertreten sei wie hier, Deutschland gegenliber gewisse 
Ressentiments zeige. Aber er wlirde sich bemlihen, eine Besserung herbeizuflihren, und er 
hoffe, daB es auch in der Minderheitenfrage gelingen werde, allmahlich zu einer vernlinftigen 
Einstellung der offentlichen Meinung zu gelangen. 

Der Minister schloB die Ausflihrungen liber seine "theoretische" Einstellung zu diesem 
Problem mit der Frage, ob ich ihm hinsichtlich der praktischen [651 Behandlung der Minderheit 
einige konkrete Angaben machen konne liber Dinge, die uns Grand zur Beanstandung zu 
bieten schienen. Ich erwiderte, daB ich heute zunachst nur Weisung hatte, die theoretische 
Seite des Problems mit ihm zu besprechen, und daB meine Instraktionen keine Angaben 
darliber enthielten, welche Einzelfalle meine Regierung bei dem Hinweis auf die 
unbefriedigenden gegenwartigen Zustande im Auge gehabt habe. Ich wolle gern hieriiber 
weitere Instraktionen einholen, sei aber auch bereit, ihm zunachst von mir personlich auf 
Grand der Informationen, die ich hier gelegentlich erhalten hatte, einiges zu diesem Problem 



mitzuteilen. Ich habe dann zunachst die Schulfragen behandelt und hierbei auf die 
Schwierigkeiten verwiesen, die den Schulorganisationen hinsichtlich der Fortfiihrung ihrer 
Anstalten gemacht wiirden, ferner auf die unverstandliche Versetzung verdienter 
Schuldirektoren in die ostlichen Provinzen und ihren Ersatz durch ungeeignete Krafte, 
schlieBlich auch auf die Einschrankungen des deutschen Unterrichts, die, so verstandlich auch 
das Verlangen grundlicher polnischer Sprachkenntnisse der Minderheitsangehorigen sei, mir 
doch starke Ubertreibungen aufzuweisen schienen und die dazu fuhrten, daB die Schulen der 
deutschen Minderheit kaum noch als deutsche Lehranstalten angesehen werden konnten. Ich 
bin dann auf die Verhaltnisse in Oberschlesien naher eingegangen und habe insbesondere die 
zahlreichen Entlassungen von Arbeitern und Angestellten erwahnt, die groBtenteils auf das 
freimutige Bekenntnis der Betroffenen zur Minderheit zuriickzufuhren seien. Uberhaupt 
mlisse man leider feststellen, daB derjenige, der sich zur Minderheit bekenne, haufig 
schwersten Nachteilen ausgesetzt sei und von den unteren Organen als illoyaler Staatsburger 
angesehen wlirde, eine Auffassung, die ich wohl kaum als dem Willen der Zentralinstanz 
entsprechend ansehen konne. Insbesondere mlisse ich ferner auf die Tatigkeit des Bundes der 
Aufstandischen hinweisen, der in den Resolutionen, die auf seinen periodischen 
Versammlungen gefaBt wiirden, immer wieder die Forderung aufstelle, die 
Minderheitenschulen zu beseitigen und alle diejenigen zu verfolgen, die noch wagten, ihre 
Kinder in eine deutsche Schule zu schicken. Ich hatte nach allem den Eindruck, daB nicht nur 
in zahlreichen Organen der unteren Verwaltung, sondern auch in gewissen Kreisen der 
Bevolkerung von dem neuen Geist der Verstandigung noch nicht viel zu spiiren sei, und 
konne nur meinen Dank aussprechen, wenn der Minister die Absicht habe, die doch 
zweifellos ganz anders eingestellte Warschauer Auffassung zur Anerkennung zu bringen. 

Ich schloB die Unterhaltung mit meinem Dank fur die verstandnisvolle Aufnahme meiner 
Ausfuhrungen und gab unter erneuter Unterstreichung des Wertes einer offenen Aussprache 
zu verstehen, daB ich mich auch bei weiteren, diese Frage betreifenden Anlassen 
vertrauensvoll an ihn wenden wiirde, was er durch ein Kopfnicken quittierte. 

Im ubrigen scheint mir auch diese Unterredung zu bestatigen, daB, wie ich bereits ausgefuhrt 
habe, die Polen voiles Verstandnis dafiir haben, wenn wir unser Interesse an der Minderheit 
bekunden, und daB die zur Zeit geiibte weitgehende Unterdruckung der die Minderheitssorgen 
betreffenden Nachrichten in der reichsdeutschen Presse aus Griinden der Forderung der 
deutsch-polnischen Beziehungen nicht notwendig ist, sondern eher MiBtrauen erweckt. Ich 
habe auch in der heutigen Unterredung mit Herrn Beck bei dem weisungsgemaB erfolgten 
Hinweis auf unsere Pressepolitik zum Ausdruck gebracht, daB es immer schwerer werde, die 
bisherige Zuriickhaltung zu bewahren, da sie mit dem Volksempfinden zu wenig im Einklang 
stiinde. 

von Moltke 



Amttttlumgeii: 



29 Vgl. Nr. 4 . ...zuruck... 



Die polnische Anklindigung, sich in Zukunft an der Durchfiihrung der 
Minderheitenschutzkontrolle durch den Volkerbund nicht mehr zu beteiligen, wurde von den 
Vertretern GroBbritanniens und Frankreichs in der Volkerbundversammlung mit formalen 
Einwendungen beantwortet. Hierbei erklarte der Fiihrer der Britischen Delegation der 
Staatssekretar fur Auswartige Angelegenheiten Sir John Simon in der funften Vollsitzung der 
15 Volkerbundsversammlung am 14. September 1934: 

"Das Land, das ich mit der Delegation des Vereinigten Konigreichs vertrete, ist 
ebenso wie gewisse andere Machte Vertragspartei des polnischen 
Minderheitenvertrages. Polen hat hinsichtlich der Minderheiten gewisse 
Vertragsverpflichtungen ubernommen, welche die Volkerbundgarantie einschlossen. 
Ich mochte in dieser Hinsicht hinzufiigen, daB man die Bestimmungen des Artikels 93 
des Vertrages von Versailles , der in dem Teil dieses Vertrages enthalten ist, der sich 
mit der Festsetzung der Grenzen Polens befaBt, nicht aus den Augen verlieren darf. 
Polen hat weiter ein bestimmtes, in einer Reihe von EntschlieBungen des 
Volkerbundsrats formuliertes Verfahren liber die Art und Weise angenommen, wie 
diese Garantie durchgefiihrt werden soil. Dieses Verfahren hat klar und deutlich die 
Mitarbeit Polens zur Voraussetzung." 
Der Franzosische Delegationsfuhrer AuBenminister Barthou betonte in der gleichen 
Sitzung der Volkerbundsversammlung: 

"Der Polnische AuBenminister hat gestern eine Frage gestellt, die sich mit der 
kunftigen Durchfiihrung des zwischen Polen und den Alliierten Hauptmachten am 28. 
Juni 1919 abgeschlossenen Minderheitenvertrages befaBt. Da diese Frage zur 
Diskussion gestellt worden ist, ist es nur natiirlich, daB die anderen Unterzeichner 
dieses Vertrages ihre Stellung klarlegen. Dies hat der Vertreter des Vereinigten 
Konigreichs soeben mit volliger Deutlichkeit getan. Frankreich ist ebenfalls 
Unterzeichner des Vertrages vom 28. Juni 1919 und fiihrte den Vorsitz auf der 
Friedenskonferenz, auf der dieser Vertrag aufgesetzt wurde; ich halte es also fur eine 
Pflicht der Loyalitat, mich voll und ganz den SchluBfolgerungen Sir John Simons 
anzuschlieBen." ...zuriick... 

31 Vgl. Nr. 3 . ...zuriick... 

32 Vgl. Nr. 50 . .. .zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 
Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 
Volksdeutschen in 

Polen als die in den 

folgenden Kapiteln 



IV. Weitere Verschlechterung 

in der Lage der Deutschen Volksgruppe 

(November 1934 bis Oktober 1937) 



gegebene finden Sie in 

dem Buck Die 

deutsche Volksgrupye 

in Polen 1934-39. 



Nr. 54 
Der Deutsche Konsul in Krakau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Krakau, den 3. November 1934 

In der Zeit vom 31. Oktober bis zum 2. November 1934 hat hier eine pommerellenkundliche 
Tagung stattgefunden, die vom Baltischen Institut in Thorn veranstaltet wurde. Die 
Besucherzahl schwankte zwischen 150 und 170 Personen und uberstieg damit die 
Erwartungen der Veranstalter. Insbesondere waren auf der Tagung vertreten: Delegierte des 
AuBenministeriums, des Kultusministeriums, des Ministeriums flir Landwirtschaft und 
Agrarreform, der Minderheitenabteilung des Innenministeriums, des Generalkommissariats 
der Republik Polen in Danzig, der Woiwodschaftsamter Posen, Pommerellen, Schlesien und 
Bialystok, der Pommereller Landstarosteien, der Stadte Thorn und Gdingen, aller polnischer 
Universitaten, der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau, der Gesellschaft der 
Freunde von Kunst und Wissenschaft in Danzig, mehrerer wissenschaftlicher Institute, 
Archive und Bibliotheken aus Gdingen, Posen und Thorn sowie einiger Institute aus 
Warschau. Besonders stark waren vertreten die Pommereller Landwirtschaftskammer, der 
Revisionsverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften in Pommerellen, die Industrie- 
und Handelskammer Warschau und die staatliche Agrarbank. Weiterhin hatten die See- und 
Kolonialliga, die Vereinigung der Lehrer der mittleren und hoheren Schulen und fast alle 
groBeren Ortsgruppen des Westmarkenvereins Vertreter entsandt. AuBerdem nahmen 3 
Obersten in Uniform an der Tagung teil. 

Uber den Verlauf der Tagung ist mir von einem Tagungsteilnehmer der anliegende Bericht 
zugegangen. 

Schillinger 



Anlage 

Auszug 

Zu Beginn des zweiten Tages bedauerte Prof. Pawlowski einleitend, daB man bisher noch 

nicht auf das so wichtige Problem der Siedlung in Pommerellen nach politischen 
Gesichtspunkten gekommen sei, denn der Zweck der Tagung sei, den Praktikern des Kampfes 
um den polnischen Boden und den polnischen Charakter des Landes den Weg zu weisen. 

In der Diskussion ergriff der Leiter der Landwirtschafts- und Agrarreformabteilung der 
Woiwodschaft Pommerellen Ceceniowski das Wort und fiihrte aus, daB im Jahre 1933 3.500 
ha und 1934 4.000 ha parzelliert worden seien, 1935 wlirden aber 9.000 ha parzelliert werden; 
davon enstammten lediglich 3.000 ha polnischem Privat- und Staatsbesitz. 

Mi Herr Smolenski, Krakau, wies darauf hin, daB in Pommerellen noch heute 7 /, des gesamten 
GroBgrundbesitzes in deutschen Handen sei. Es gabe noch immer Gegenden, wo das 
Hinzukommen einer ganz geringen Anzahl Deutscher ausreichen wurde, um die polnische 
Mehrheit in eine Minderheit zu verwandeln. Mit Genugtuung hore er deshalb, daB man diese 



entscheidenden Argumente erkannt habe und 1935 6.000 ha aus deutschem Besitz 
parzellieren werde. 

Pawlowski wies insbesondere auf das starke Ubergewicht deutschen Grundbesitzes in den 
Kreisen Dirschau, Stargard, Graudenz, Culm, Zempelburg und im Seekreis hin. Der 
augenblickliche Zustand sei keineswegs zufriedenstellend und es miisse so schnell wie 
moglich eine Anderung der Lage durchgefuhrt werden. Das Deutschtum in diesen Gegenden 
werde durch Ausnutzung des Danziger Marktes wirtschaftlich gestarkt. Hier sei nunmehr aber 
durch das Kompensationsabkommen zwischen Danzig und Polen- ein Riegel vorgeschoben 
worden, da die Verteilung der Kontingente in Zukunft von polnischen Stellen vorgenommen 
wiirde. 

In der Diskussion kam sodann die Sprache darauf, daB die Mittel zur Siedlung fehlten, 
wahrend der deutsche Grundbesitz durch Kredite gestarkt werde. Hierauf ergriff ein Oberst in 
Uniform das Wort und erklarte, das Geld diirfe keine Rolle spielen. Man solle sich doch durch 
den Pakt mit Deutschland nicht falschen Hoffnungen hingeben. Im Gegenteil! Dieser Pakt 
habe nur insoweit Geltung, als nach diesen 10 Jahren nichts mehr davon vorhanden sein 
diirfe, was man heute als gefahrlich fur dieses Gebiet ansehe. Solche Verhaltnisse wie im 
Dirschauer, Stargarder und Zempelburger Kreis seien unhaltbar. Hier diirfe es kein Pardon 
oder Hemmungen irgendwelcher Art geben. Gerade die jetzige Stille miisse ausgenutzt 
werden, um in den Grenzkreisen im starksten MaBe zu siedeln, damit hier ein lebendiger 
Verteidigungswall polnischer Bauern entstehe. 

Der Vorsitzende der Landwirtschaftskammer Thorn Dykier unterstrich diese Ausfuhrungen 
und fiigte hinzu, man habe im Kampf gegen das im Lande ansassige Deutschtum zwei 
Instrumente, namlich 1. die Parzellierung und 2. den Landaufkauf. Beide seien bisher noch 
nicht voll ausgenutzt worden 



Nr. 55 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 18. Februar 1935 

Die Agrarreform ist wiederum in erster Linie gegen das Deutschtum zur Anwendung 
gebracht. Von der fiir die Zwangsparzellierung fur 1935 vorgesehenen Flache von 11.250 ha 
ist der deutsche Besitz mit 6.797 ha enteignet worden, also in einer fast 60prozentigen Hohe 
des Gesamtareals, trotzdem der Anted des deutschen Landbesitzes an der gesamten Flache in 
den abgetrennten Gebieten des Westgebietes kaum noch mehr als 30% betragt. 

Ltitgens 



Nr. 56 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 21. Februar 1935 

AnlaBlich eines Besuches, den der Polnische Botschafter mir heute aus anderem AnlaB 
abstattete, habe ich die Polonisierungspolitik des oberschlesischen Woiwoden ihm gegeniiber 
zur Sprache gebracht. Ich habe ihm dargelegt, welche Gefahr flir das deutsch-polnische 
Verhaltnis die Fortsetzung dieser Politik bedeute, und ihn gebeten, seine Regierung in 
eindringlicher Weise darauf hinzuweisen, daB eine Fortsetzung der Entlassungen groBen Stils, 
wie sie zur Zeit speziell in den PleBschen und Henckel-Donnersmarckschen Betrieben 
durchgefuhrt wiirden, naturgemaB Riickwirkungen auf das Verhalten der deutschen Behorden 
gegeniiber polnischen Arbeitern und Angestellten in Deutschland haben miiBte. Ich habe dem 
Botschafter dargestellt, daB die gluckliche Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen, 
wie sie sich nach dem Abkommen vom vorigen Jahre herausgebildet habe, durch eine 
Beibehaltung der Polonisierungspolitik in Ostoberschlesien geradezu in Frage gestellt werde. 

Der Botschafter versprach, umgehend Herrn Beck von meinen Mitteilungen Kenntnis zu 
geben und ihn zu bitten, die Polnische Regierung auf den Ernst der Lage aufmerksam zu 
machen. Er sei uberzeugt, daB Herr Beck alles aufbieten werde, um einer Triibung des 
deutsch-polnischen Verhaltnisses, die durch den Ubereifer lokaler Behorden entstehen konnte, 
vorzubeugen. 

Frhr. von Neurath 



Nr. 57 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 12. Marz 1935 

Der Polnische Botschafter hat mir heute morgen mit der Bitte um streng vertrauliche 
Behandlung im Auftrage des Ministers Beck mitgeteilt, daB dieser auf Grand der von mir 
erhobenen Beschwerde iiber die Polonisierangsbestrebungen in Ostoberschlesien, speziell 
liber die Entlassung zahlreicher deutscher Angestellter und Arbeiter, energische Schritte bei 
den inneren polnischen Behorden unternommen habe. Herr Beck hoffe, daB diese die 
Einstellung dieser zahlreichen Entlassungen zur Folge haben werde. 

Frhr. von Neurath 



[691 



Nr. 58 
Der Deutsche Konsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 16. April 1935 

Sonnabend 13. d. M. stattfand Neustadt polnische Versammlung, wobei Burgermeister zum 
ZusammenschluB aufforderte. Versammlung ausartete in schwere Hetze gegen deutsche 
Minderheiten, wobei verschiedene Redner provokatorisch auftraten. 

Die durch Hetze aufgebrachte und nicht mehr zuriickhaltende Menge durchzog dann die Stadt 
und einschlug 23 groBe Schaufenster und Unmenge sonstiger Fensterscheiben Deutscher. 

Ahnliche Versammlungen auch an anderen Orten Seekreises. In Kleinkatz kam es am 
Sonnabend bei einer solchen Demonstration zu schweren Schlagereien, in deren Verlauf 
mehrere Deutschstammige gefahrlich verletzt wurden. Einer davon namens Groen starb 
Montag Zoppoter Krankenhaus. 

Kuchler 



Nr. 59 
Der Deutsche Konsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 18. April 1935 

Im AnschluB an den Drahtbericht vom 16. 4. 35 M beehre ich mich, erganzend folgendes zu 
melden: 

Die wiisten Ausschreitungen verhetzter polnischer Nationalisten im Seekreis haben in der 
deutschen Minderheit mit Recht groBte Erregung und Verbitterung hervorgerufen. Die Polizei 
hat bei den Unruhen vollig versagt und es hat den Anschein, als ob sie gar Weisung gehabt 
hatte, nicht einzugreifen. Auch das Verhalten des Starosten in Neustadt muB sehr befremden. 
Als der Vorsitzende der dortigen Ortsgruppe der Deutschen Vereinigung ihn am Tage nach 
den Vorfallen aufsuchen wollte, weigerte er sich, den Vertreter der Deutschen Vereinigung zu 
empfangen. 

Die Ereignisse im Seekreis sind auf das tiefste zu bedauern und zu verurteilen. Die 
Hauptschuld trifft die Behorden, unter deren Augen und Ohren unverantwortliche Hetzer die 
niedrigsten Instinkte des Volkes aufwiegeln durften. 

von Kuchler 



Nr. 60 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 18. April 1935 

Am Sonnabend, dem 13. d. M., wurde der deutsche Bauer Rudolf Rieck aus Neuhiitte, Kreis 
Ostrowo, von unbekannten Tatern iiberfallen und so schwer verletzt, daB er kurz darauf starb. 
Die polizeilichen Nachforschungen sind noch nicht abgeschlossen. Es kann aber schon jetzt 
als feststehend angenommen werden, daB ausschlieBlich politische Motive der AnlaB zur Tat 
gewesen sind. In der Minderheit herrscht liber den Vorfall begreifliche Erregung. 

In Vertretung 

von Tucher 



rzm 

Nr. 61 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 11. Juli 1935 

Ich habe den Botschaftsrat der Polnischen Botschaft Prinz Lubomirski zu mir gebeten und 
ihm weisungsgemaB folgendes mitgeteilt: 

Die Frage der Arbeiterentlassungen in Oberschlesien sei eine Frage, die seit mehreren Jahren 
den Gegenstand eingehender Kontroversen zwischen der Deutschen und der Polnischen 
Regierung bilde. In den letzten Jahren seien sowohl durch Herrn Botschafter von Moltke in 
Warschau wie hier eine Reihe von Demarchen erfolgt, um den nach unserer Ansicht 
vertragswidrigen und das deutsch-polnische Verhaltnis belastenden Entlassungen Einheit zu 
gebieten. Im Februar d. J. habe der Herr Reichsminister den Polnischen Botschafter erneut zu 
sich gebeten und ihn darauf hingewiesen, daB die vertragswidrigen Entlassungen in Polnisch- 
Oberschlesien abgestellt werden miiBten.- Herr Botschafter Lipski habe einige Wochen spater 
im Auftrage des Herrn Ministers Beck erklart, daB energische Schritte bei den inneren 
polnischen Behorden zur Abstellung der Entlassungen unternommen worden seien.- 
Nichtsdestoweniger seien die Entlassungen weitergegangen. Dem Polnischen Botschaftsrat 
gegeniiber sei am 1 1. April d. J. erneut dariiber Beschwerde gefuhrt worden, und zwar unter 
abermaligem Hinweis auf die Unvereinbarkeit der Entlassungen mit den Erklarungen, die 
Herr Lipski im Auftrage von Herrn Beck gegeben habe. Prinz Lubomirski habe damals nach 
Ruckfrage in Warschau erklart, daB die Erklarungen des Herrn Beck nur fur die Zukunft, 
nicht aber fur die Vergangenheit Geltung haben sollten. Es sei ihm daraufhin mitgeteilt 
worden, daB Herr von Neurath diesen Standpunkt nicht anerkennen konne und sich 
vorbehalte, auf diese Sache zuruckzukommen. Die Entlassungen seien im ubrigen auch nach 
dem 1. April weitergegangen; sogar nach dem 1. Juli seien eine Reihe von Entlassungen zum 
30. September erfolgt. 

Prinz Lubomirski nahm diese Mitteilungen entgegen und machte lediglich geltend, daB nach 
seinen Informationen alle Entlassungen auf wirtschaftliche Motive zuriickzufuhren seien. Er 
versprach im ubrigen, seiner Regierung iiber die hiesige Auffassung sofort zu berichten und 



sich auch selbst liber den Umfang und die Griinde der Entlassungen in Oberschlesien 
eingehend zu informieren. 

von Lieres 



Nr. 62 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 16. Oktober 1935 

Mir scheint es mit Riicksicht auf die Verstandigungspolitik in Polen unbedenklich und 
andererseits im Interesse der Minderheit notwendig zu sein, daB sich die deutsche 
Offentlichkeit, mehr als das in letzter Zeit der Fall war, mit mi dem Schicksal der deutschen 
Minderheit in Polen befaBt. Friiher ist von polnischer Seite oft betont worden, daB die 
Behandlung der deutschen Minderheit sich dann grundlegend andern wiirde, wenn die 
Minderheit keine irredentistischen Bestrebungen verfolgt und wenn Deutschland keine 
Revisionspolitik mehr betreibt. Leider hat sich aber die polnische Haltung gegenuber der 
Minderheit seit Anbahnung der Verstandigungspolitik nicht geandert. Der Kampf geht 
vielmehr auf der ganzen Linie weiter, wenn auch in der Form gelegentlich ein versohnlicherer 
Ton angeschlagen wird. Das Ziel, wie es kurzlich in einer Unterredung des Posener 
Burgstarosten mit einem Vertrauensmann offen und vollig zutreffend charakterisiert wird, 
namlich die vollige Polonisierung innerhalb von spatestens zwei Generationen, wird auch 
heute noch mit aller Konsequenz verfolgt. Das Verstandigungsabkommen hat das Tempo 
sogar vielleicht noch beschleunigt, weil man polnischerseits bis zum Ablauf der 10 Jahre ein 
fait accompli schaffen will. 

Trotzdem halte ich es nicht flir angezeigt, daB wir etwa unsere bisherige Politik gegenuber der 
polnischen Minderheit in Deutschland andern. Ich glaube vielmehr, daB ein scharferes 
Vorgehen gegen die Polen in Deutschland sich fiir die deutsche Minderheit in Polen nur 
nachteilig auswirken wiirde, da fiir die polnische Minderheitenpolitik dann auch die letzten 
Hemmungen wegfallen wiirden. Auch waren bei dem Interesse, das man hier neuerdings fiir 
die polnische Minderheit in Deutschland hat, unerwunschte Ruckwirkungen auf die deutsch- 
polnischen Beziehungen zu befurchten. Die Politik der Reichsregierung gegenuber der 
polnischen Minderheit in Deutschland sollte daher nach wie vor groBziigig sein, allerdings 
unter scharfster Abwehr aller irredentistischen Bestrebungen. 

Um aber die mit dem Ziel der Vernichtung betriebene Bedriickung der deutschen Minderheit 
in Polen aufzuhalten, wird es notwendig sein, die Grenze der Verstandigungsbereitschaft in 
diesem Punkte Polen gegenuber abzustecken. Heute hat die deutsche Minderheit in Polen das 
Gefiihl, vom Deutschen Reich im Stich gelassen zu werden; aber auch die Polen glauben, sich 
in ihrem Vorgehen gegen die deutsche Minderheit kaum noch Beschrankungen mehr 
auferlegen zu brauchen, da sie mangels jeglicher Reaktion in der deutschen Presse den 
Eindruck erhalten mussen, daB alle Ubergriffe von der deutschen offentlichen Meinung 
widerspruchslos hingenommen werden. Die Polen, die ihrerseits durch Schaffung eines 
Weltpolenbundes gezeigt haben, welches ihre Auffassung iiber die Zusammengehorigkeit der 
Volksgruppen ist, wiirden sich meines Erachtens ohne weiteres damit abfinden, daB, ebenso 



wie ihnen, auch uns das Los der Volksgenossen im Auslande nicht gleichgiiltig sein kann. Es 
ist durchaus nicht anzunehmen, daB die deutsch-polnische Verstandigungspolitik 
beeintrachtigt wird, wenn die deutsche Presse in sachlicher und gemaBigter Form die 
Ubergriffe gegen die deutsche Minderheit in Polen zur Sprache bringt. Nur dann, wenn man 
hier fiihlt, daB die Grenzen dessen, was man in Deutschland hinzunehmen geneigt ist, erreicht 
sind, besteht die Moglichkeit, daB man sich hier zu einer mit der Verstandigungspolitik in 
Einklang stehenden Minderheitenpolitik entschlieBen wird. Unser Wunsch, zu einer 
Verbesserung auch der politischen Beziehungen zu gelangen, wiirde hierdurch wesentlich 
gefordert werden. 

von Moltke 



1221 

Nr. 63 

Der Deutsche Staatsvertreter 

bei der Gemischten {Commission fur Oberschlesien 

an das Auswartige Amt 

Bericht 

Beuthen, den 3. Januar 1936 

Es ist eine weitere Stellungnahme des Prasidenten Calonder in Entlassungsfragen ergangen 
(Beschwerdesache Joh. Groner 21 ). 

Der President stellt in diesem Falle noch scharfer als in den friiheren Stellungnahmen fest, daB 
von polnischer Seite bei den Arbeitsentlassungen willkurlich und unterschiedlich je nach der 
Zugehorigkeit zur Mehrheit oder Minderheit verfahren worden ist. Er erklart ausdriicklich, 
daB sich aus zahlreichen Beschwerdeverfahren ergibt, daB manche polnischen 
Unternehmungen eine minderheitsfeindliche Entlassungspolitik betreiben und daB diese 
allgemeinen Verhaltnisse auch dem polnischen Demobilmachungskommissar durchaus 
bekannt sind (Seite 7). Durch eine genaue Ubersicht liber die Angestelltenbewegung bei der 
Maxgrube fur die Zeit vom 1. Januar 1933 bis 31. Dezember 1934 wird einwandfrei 
nachgewiesen, daB im vorliegenden Falle die Willkur und Diskriminierung auf eine gegen die 
deutsche Minderheit gerichtete Einstellung des Unternehmens und des 
Demobilmachungskommissars zuruckzufuhren sind (Seite 7 und 8). Der Prasident weist 
ferner darauf hin, daB der Demobilmachungskommissar die Zustimmung zu weit mehr 
Entlassungen gegeben hat, als dies die Wirtschaftslage erforderte und daher nach den 
gesetzlichen Bestimmungen zulassig war. Als Beweis hierfur fiihrt er die unbestrittene 
Tatsache an, daB ein groBer Teil der Entlassenen der Maxgrube durch neue Angestellte mit 
dem Ergebnis ersetzt wurden, daB fast alle minderheitsangehorigen Angestellten, namlich 66 
von 71, ausgeschaltet und zu einem hohen Prozentsatz durch Mehrheitsangehorige ersetzt 
wurden (Seite 11 und 11a). Das systematische Bestreben des Unternehmens, die Angestellten, 
die sich offen zur Minderheit bekannt haben, durch Mehrheitsangehorige zu ersetzen, liege 
also auf der Hand. Der Demobilmachungskommissar sei dieser Tendenz nicht 
entgegengetreten, vielmehr drange sich die Uberzeugung auf, daB er sich dieser Tendenz des 
Unternehmens angeschlossen habe (Seite 12). 

Noldeke 



Nr. 64 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 18. Februar 1936 

Gestern ist die offizielle Namensliste 1936 flir die Agrarreform erschienen. 

Die jetzt zur Zwangsparzellierung aufgerufenen Gliter umfassen in Pommerellen 4.784 ha 
deutscher Gliter und 2.900 ha aus polnischem Besitz. Allein hierin liegt wieder ein deutlicher 
Beweis der ungleichen Heranziehung des deutschen Besitzes zum polnischen. 

I73i Unter diesen Umstanden hat sich der deutschen Minderheit eine Stimmung tiefster 
Niedergeschlagenheit bemachtigt, denn nur allzu deutlich erkennt sie, wie Polen die deutsch- 
polnische Verstandigungsaktion auslegt und durchfuhrt. Es soil eben bis zum Ablauf des 
lOjahrigen Verstandigungsabkommens so viel wie nur moglich deutscher Grundbesitz 
zerschlagen werden. Das bedeutet dann aber, daB die so zerschlagenen Giiter nicht mehr in 
der Lage sind, deutsche Volksgenossen zu beschaftigen, und daB diese wiederum, dem Elend 
preisgegeben, abzuwandern versuchen. Die Aussichten flir die Erhaltung des Deutschtums 
hier sind also die denkbar schlechtesten und es fragt sich, ob es nicht moglich ware, die 
ungeheure Belastung, die das polnisch-deutsche Verhaltnis durch die fortgesetzten Schikanen 
und MaBnahmen gegen das Deutschtum hier im abgetretenen Gebiet erfahrt, zustandigen Orts 
zur Sprache zu bringen. Aus den letzten Veroffentlichungen, iiber die ich zu berichten 
Gelegenheit hatte, geht mit aller Deutlichkeit hervor, daB der deutsche Grundbesitz vernichtet 
werden soil. Diesem Zerstorungswillen mliBte Einhalt geboten werden, wenn das Deutschtum 
hier nicht seiner volligen Auflosung in kurzer Zeit entgegengehen soil. 

von Kuchler 



Nr. 65 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 4. April 1936 

Die zahlreichen deutschfeindlichen Kundgebungen, die hier in letzter Zeit von verschiedenen 
polnischen Verbanden und Parteien, insbesondere vom Westverband veranstaltet worden sind, 
haben den Prasidenten Calonder veranlaBt, das polnische Mitglied der Gemischten 
Kommission Steblowski zu sich zu bitten und ihn sehr nachdriicklich auf die Moglichkeit 
gefahrlicher Auswirkungen dieser Veranstaltungen hinzuweisen. President Calonder hat 
darauf aufmerksam gemacht, daB die durch die zahlreichen Protestkundgebungen gesteigerte 
Erregung der Bevolkerung erfahrungsgemaB leicht zu Gewaltakten unverantwortlicher 
Elemente fiihrt. Er hat daher Herrn Steblowski ersucht, den Woiwoden Dr. Grazynski von 
seinen Befurchtungen zu verstandigen und um entsprechende Einwirkung zu ersuchen. 



In zwei Fallen hat die in der Bevolkerung hervorgerufene Erregung bereits zu Zwischenfallen 
gefiihrt, bei denen auch Deutsche korperlich miBhandelt und verletzt worden sind. Am 
Sonntag, dem 15. Marz, ist im Hotel Graf Reden in Konigshlitte eine Versammlung des 
dortigen deutschen Bauvereins von einer mit Stocken und Knlippeln bewaffneten Menge 
gesprengt worden, wobei auch einige vollig unbeteiligte, mit der Vorbereitung einer 
Theatervorstellung beschaftigte deutsche Angestellte des oberschlesischen Landestheaters 
angegriffen und miBhandelt worden sind. Am 29. Marz ist eine Gruppe von Deutschen in der 
Nahe der Stadt Rybnik von uniformierten Jungaufstandischen uberfallen und mit 
Gummiknuppeln und Stocken miBhandelt worden. 

Noldeke 



IM 

Nr. 66 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 18. Mai 1936 

Im Zuge der in der letzten Zeit behordlicherseits und seitens des Westverbandes unter 
Duldung der Behorden betriebenen deutschfeindlichen Handlungen ist jetzt ein neuer Schlag 
gegen das Deutschtum erfolgt. Es ist durch ein kurzes Dekret beschlossen worden, samtliche 
Ortsgruppen der Deutschen Vereinigung im Seekreis, namlich Neustadt, Putzig, Hela, Krokau 
und Smasin, nicht nur zu schlieBen und damit ihre Wirksamkeit zu unterbinden, sondern zu 
liquidieren, also vollig aufzulosen. 

Die Deutsche Vereinigung und ihre Ortsgruppen sind in der letzten Zeit - wie mehrfach 
berichtet - ofters behordlichen Schikanen ausgesetzt gewesen. Sie haben daher, um die schon 
immer bestehende, aber jetzt besonders kraB in Erscheinung tretende Spannung zwischen 
Deutschtum und Polentum nicht noch weiter zu steigern, alles unterlassen, was irgendwie 
AnstoB erregen konnte. Aber die Behorden erblicken schon in einem Ausflug, bei dem die 
Mitglieder, wie jede Schule, geschlossen in Dreier- und Viererreihen durch die StraBen 
ziehen, einen militarischen Aufmarsch, der gefahrlich ist. 

Da nach Vorstehendem die polnischen Machthaber hier in meinem Amtsbezirk sich ganz 
offensichtlich von der Linie der Versohnung und Verstandigung abgekehrt haben und 
unverbliimt wieder die Feindschaft gegen die Deutschen und damit ihren Ruin und ihre 
Vernichtung predigen, wahrend Deutschland noch immer mit Beharrlichkeit eine 
Verstandigung mit Polen verfolgt, erscheint es meines Erachtens angesichts der hiesigen 
Vorfalle dringend notwendig, auf eine Umkehr hier im Lande zu dringen. 

von Kuchler 



Nr. 67 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 13. November 1936 

Ich habe heute den Polnischen Botschafter bei seinem Besuche auf die unerfreulichen 
Vorgange in Gdingen hingewiesen, wo durch militarische Vereine und Beamtenverbande 
deutschfeindliche Kundgebungen groBten Stils organisiert worden sind. Herr Lipski sprach 
sein lebhaftes Bedauern liber diese Vorkommnisse aus, insbesondere iiber die Versammlung 
in Gdingen, auf die ich ihn besonders hingewiesen hatte. Ich sagte dem Botschafter ferner, 
daB ich gezwungen sei, in Warschau entschiedene Beschwerde gegeniiber diesen 
Ausschreitungen zu erheben. Bei der Versammlung in Gdingen falle besonders erschwerend 
ins Gewicht, daB dabei Beamte und sogar Offiziere in Uniform beteiligt gewesen seien und 
daB, abgesehen von den Angriffen gegen Deutschland und Danzig, auch die Person des 
Fuhrers in der unerhortesten Weise beschimpft worden sei. 

Frhr. von Neurath 



mi 

Nr. 68 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 18. November 1936 

In meiner heutigen Unterredung mit Minister Beck habe ich in ernster Form auf die 
Verschlechterung der Atmosphare hingewiesen, die hier in den Beziehungen zu Deutschland 
wahrend der letzten Monate klar in Erscheinung getreten ist. Ich habe hierbei u. a. die 
hetzerische Polemik der polnischen Presse, die Verscharfung in der Behandlung der 
Minderheit (Gymnasium in Graudenz und Bromberg) sowie den Gdinger Zwischenfall M zur 
Sprache gebracht und habe aus diesem Zusammenhang heraus das Gesprach auf die Danziger 
Frage gelenkt. Unter Hinweis auf die immer deutlicher zu Tage tretende Tendenz Polens, sich 
in Danzig neue Rechte zu verschaffen,— habe ich entsprechend dem mir vom Fiihrer und 
Reichskanzler erteilten Auftrag zum Ausdruck gebracht, daB bei einem solchen Vorgehen 
scharfe Reaktionen und damit empfindliche Storungen deutsch-polnischer Beziehungen 
unvermeidlich seien. Der Fiihrer und Reichskanzler sehe im deutsch-polnischen 
Verstandigungsabkommen wichtiges Friedenswerk, dessen weitere Verlangerung er wiinsche. 
Dieses Abkommen sei eine der Grundlagen deutscher AuBenpolitik. Herr Beck erwiderte, daB 
er diese auBerst wertvolle Erklarung mit Dank begruBe. 

Herr Beck erklarte des weiteren, daB auch er die Haltung, die die Presse in letzter Zeit 
angenommen habe, fur schadlich halte und daB er seinerseits bereit sei, alles zu tun, um die 
unbefriedigende Atmosphare wieder zu bessern. Er hoffe, daB auf deutscher Seite in gleicher 
Richtung gewirkt werden wiirde. Was die bedauerlichen Vorfalle in Gdingen anbetreffe, so 
sei er nicht in der Lage, ohne vorherige Priifung zu antworten, da ihm die von mir mitgeteilten 
Einzelheiten nicht bekannt seien. Er wisse nur, daB der Woiwode sofort eingeschritten sei und 
u. a. die Berichterstattung iiber diese Vorfalle in der Presse verhindert habe. 



Moltke 



Nr. 69 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 26. November 1936 

Marschall Rydz-Smigly empfing mich gestern im Beisein des AuBenministers. 

Ich ubermittelte die GrliBe des Fuhrers und Reichskanzlers und machte anschlieBend die 
gleichen Ausfiihrungen wie in der Unterredung mit Herrn Beck am 18. November.- 

Der Marschall brachte zum Ausdruck, mit welchem Interesse er die Entwicklung 
Deutschlands verfolge, das das Gliick habe, einen groBen Flihrer zu besitzen. Hinsichtlich der 
deutsch-polnischen Beziehungen teile er die Auffassung des Fuhrers und Reichskanzlers liber 
den groBen Wert, den das Ab- im kommen von 1934 fur die Verstandigung zwischen den 
beiden Nachbarvolkern und dariiber hinaus fur den Frieden Europas habe. Auch er bedauere, 
daB die gunstige Auswirkung, die die Verstandigungspolitik auf die Meinungsbildung in 
beiden Landern gehabt habe, wahrend der letzten Monate einen gewissen Ruckschlag 
erfahren hatte. Er sei aber uberzeugt, daB es sich nur um eine voriibergehende Erscheinung 
handele. Die EinfluBnahme auf die Presse sei leider beschrankt. Man werde aber tun, was 
moglich sei, und im ubrigen konne er versichern, daB die Regierung sich in keiner Weise 
durch die oppositionelle Presse beeinflussen lassen werde. Hinsichtlich Danzigs wolle Polen 
nichts anderes, als daB seine dortigen Interessen nicht beeintrachtigt werden. Bei dieser 
Grundeinstellung wiirde es seines Erachtens nicht schwer sein, in den Einzelfragen zu einer 
Danzig und Polen befriedigenden Regelung zu gelangen. AbschlieBend bat er mich, dem 
Fiihrer und Reichskanzler die Versicherung zu ubermitteln, daB er an der von Marschall 
Pilsudski festgelegten Linie festhalte und entschlossen sei, die Verstandigungspolitik auch 
weiterhin fortzusetzen. 

Moltke 



Nr. 70 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 23. November 1936 

In meinem Amtsbezirk macht sich uberall eine fieberhafte Tatigkeit zur Schurung des Hasses 
gegen Deutschland bemerkbar. Uberall sieht man Trupps von Leuten, die zusammenstehen. 
Die Versammlungen, die in ungezahlten Mengen stattfinden, sollen flir "Aufklarung" der 
Bevolkerung sorgen. Es handelt sich um Agitationsversammlungen sogenannter patriotischer 
Verbande, wie Westverband, Reservistenverband, Legionare, Eisenbahner- und 



Schlitzenverbande. Alle sprechen wie auf ein Kommando in abfalligster Weise liber die 
Deutschen und hetzen die Bevolkerung gegen das Deutschtum auf. Man fiihlt sich in jene 
schon lang zurlickliegende Zeit versetzt, da die starke politische Spannung zwischen Polen 
und seinem westlichen Nachbarn die Geister zu ziigellosen Schimpfereien und elenden 
Verleumdungen antrieb, um unter anderem auch das machtlose und wehrlose Deutschtum den 
gehassigsten Angriffen und Gewalttatigkeiten auszuliefern. Man hat hier zur Zeit vollig 
vergessen, daB inzwischen Abmachungen zwischen Deutschland und Polen getroffen worden 
sind, die ganz konkret darauf hinzielen wollten, eine verstandnisvolle gegenseitige 
Beurteilung und dadurch eine Annaherung des deutschen und polnischen Volkes 
herbeizufuhren. Leider ist das Gegenteil eingetreten. Das Ungeheuerlichste aber ist, daB die 
neue starke Welle des Deutschenhasses und der aktiven Drohungen gegen Deutsche sich unter 
den Augen der hochsten Behorden (Woiwodschaft, Armeekommando) breitmacht und nicht 
nur von ihnen geduldet, sondern, worauf gewisse Anzeichen hindeuten, direkt unterstutzt 
wird, ganz abgesehen davon, daB sich im Dienst befindliche Beamte und Militarpersonen 
aktiv an den verschiedensten Demonstrationen beteiligt haben. Uber die Hetze in den 
militarischen Verbanden, die hier groBen EinfluB haben, ist bereits berichtet worden. Der 
Westverband, liber dessen Deutschenhetze ich ebenfalls wiederholt berichtet habe und der 
auch jetzt wieder liberall auf dem Lande arbeitet, steht natlirlich nicht zurlick. 

Reinebeck 



1771 

Nr. 71 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 22. Dezember 1936 

Anliegend beehre ich mich im AnschluB an die Besprechung liber die Frage der Abwanderung 
deutschstammiger polnischer Staatsangehoriger aus Polen nach dem Reich Abschrift einer 
EntschlieBung der Mitglieder des Gesamtverbandes Deutscher Angestelltengewerkschaften in 
Polnisch-Oberschlesien zur Frage der Arbeitsvermittlung zur gefalligen Kenntnisnahme zu 
libersenden. Die EntschlieBung zeigt, daB nicht nur die Arbeiter, sondern auch die der 
deutschen Minderheit angehorenden Angestellten sich in schwerer Notlage befinden. 

Noldeke 



Anlage 

Die heute in Konigshlitte anwesenden Mitglieder des Gesamtverbandes Deutscher 
Angestelltengewerkschaften in Polnisch-Oberschlesien fassen folgende EntschlieBung: 

Die Not der deutschen Angestellten in Polnisch-Oberschlesien wachst mit jedem 
Monat und hat in letzter Zeit katastrophale Formen angenommen. Die entdeutschte 
Schwerindustrie sowie Handel und Gewerbe entziehen den deutschen Menschen 
planmaBig jegliche Arbeitsmoglichkeit und werfen darliber hinaus durch Klindigungen 
der Werkwohnungen in vielen Fallen die Familien auf die StraBe. 



Not und Entbehrung der Familien der Entlassenen haben ein unertragliches AusmaB 
erreicht. Die hoffnungslose Lage wird zur Verzweiflung gesteigert durch die Tatsache, 
daB die entlassenen Deutschen erfahrungsgemaB niemals mehr eine 
Verdienstmoglichkeit in Polen erhalten. 

Ebenso schlimm ist es um die deutsche Jugend in unserem Gebiet bestellt, die 
nirgends mehr eine Lehr- oder Arbeitsstelle finden oder erhalten kann. Die wenigen 
Jugendlichen, die in der Vergangenheit eine Lehr- oder Arbeitsstelle finden konnten, 
werden heute durch systematisch betriebene MaBnahmen der verschiedenen 
polnischen Organisationen auf jedwede erdenkliche Weise aus ihren Lehr- und 
Arbeitsstellen verdrangt. 

Auf Grand der geschilderten Tatsachen beauftragen wir den Vorstand des 
Gesamtverbandes Deutscher Angestelltengewerkschaften alle in Frage kommenden 
Stellen liber unsere augenblickliche Lage zu unterrichten und sie zu bewegen, den 
Deutschen in Oberschlesien zu einer neuen Existenz zu verhelfen. 

Konigshutte (Polnisch-Oberschlesien), den 15. November 1936. 



1281 

Nr. 72 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 22. Dezember 1936 

Auf der Jahresversammlung des polnischen Westverbandes, der bekanntlich im 
riicksichtslosen Kampf gegen das Deutschtum mit an erster Stelle steht, hielt sein 
Ehrenmitglied, der Woiwode Dr. Grazynski, eine Ansprache, in der er auf die erfolgreiche 
Polonisierung der Schwerindustrie hinwies und verlangte, daB nunmehr auch Handel und 
Gewerbe in Ostoberschlesien in gleicher Weise polonisiert werden muBten. Ferner miisse der 
polnische Bauer als ausschlieBlicher Herr des Bodens in den polnischen Westgebieten 
eingesetzt werden. Als Vertreter der Militarbehorde nahm Oberst Powierza an der 
Versammlung teil, der dem Westverband im Namen des Divisionskommandeurs voile 
militarische Unterstutzung bei der Verwirklichung seiner Aufgaben zusagte. Zum 
Verbandsvorsitzenden fur die Kreisgruppe Teschen/Schlesien wurde ein Oberst der Bielitzer 
Garnison gewahlt. 

Im Verlaufe der Tagung wurde eine Anzahl hochst bedenklicher EntschlieBungen gefaBt. In 
Kreisen des hiesigen Deutschtums haben diese EntschlieBungen, namentlich im Hinblick auf 
die personliche Stellungnahme des Woiwoden, lebhafte Besorgnis hervorgerufen. Sie werden 
mit Recht als Einleitung zu einem vom Woiwoden inszenierten neuen groBangelegten Angriff 
gegen die Kreise des deutschen Grundbesitzes und des deutschen Mittelstandes aufgefaBt. 
Bezeichnenderweise schloB die Tagung mit der Anerkennung der groBen Verdienste des 
Woiwoden, dem vom Westverband flir das bewiesene Wohlwollen gedankt und der fur die 
Zukunft um weitere Unterstutzung und Hilfe gebeten wurde. 

Noldeke 



Nr. 73 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen AuBenminister Beck 

Aufzeichnung 

Berlin, den 20. Januar 1937 

Der Polnische AuBenminister Herr Beck suchte mich heute vormittag bei seiner Durchreise 
nach Genf auf. Bei dieser Gelegenheit besprachen wir u. a. die Haltung der polnischen Presse. 

Ich machte Herrn Beck darauf aufmerksam, daB auch ein groBer Teil der polnischen Presse, 
die der Regierung nahestehe, in den letzten Monaten eine sehr unfreundliche Sprache 
gegeniiber Deutschland gefiihrt hat. Von unserer Seite sei der deutschen Presse auBerste 
Zuriickhaltung diesem unfreundlichen Konzert gegeniiber auferlegt worden. Ich mochte ihn 
aber bitten, darauf hinzuwirken, daB die Tonart der polnischen Regierungspresse eine andere 
werde. Herrn Beck war diese Frage offensichtlich peinlich. Er versuchte, die geriigten 
Verhaltnisse unter Hinweis auf die polnischen innerpolitischen Schwierigkeiten zu 
entschuldigen. 

Frhr. von Neurath 



1221 

Nr. 74 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 4. Marz 1937 

Die polnischen Behorden gehen, wie bereits berichtet, erneut mit den verschiedensten Mitteln 
gegen das Deutschtum vor. Der Wille zu einer Verstandigung zu gelangen, ist auf polnischer 
Seite, wie die MaBnahmen klar erkennen lassen, nicht in entsprechender Weise wie auf der 
deutschen Seite vorhanden. Die deutsche Minderheit bemerkt angesichts der sich immer mehr 
verscharfenden Stimmung gegen das Deutschtum zu ihrem Bedauern, daB das 
Verstandigungsabkommen fur sie keine Ergebnisse gezeitigt hat. Ich zahle folgende in letzter 
Zeit besonders scharf hervortretende MaBnahmen gegen das Deutschtum auf: 

1. Der starkste Schlag gegen das Deutschtum war, wie alljahrlich, die Agrarreform, 
die aber in diesem Jahre weitaus scharfer und unverhullter sich gegen das Deutschtum 
richtete. 75,5% der Gesamtflache, die enteignet wird, wird von dem deutschen 
GroBgrundbesitz gestellt, trotzdem der gesamte deutsche Grundbesitz wohl hochstens 
noch 30% betragt. 

2. Auch dem deutschen Genossenschaftswesen wird der Kampf in verstarktem MaBe 
angesagt. Dahinter diirfte wiederum der polnische Westverband stehen, der wiederholt 
mit besonderem Nachdruck gegen die deutschen Genossenschaften agitiert hat. Hinzu 



kommt, daB die Genossenschaften der Minderheit trotz aller Bedriickung im groBen 
und ganzen noch verhaltnismaBig gut dastehen und dadurch aktiv zu arbeiten 
vermogen, wahrend das polnische Genossenschaftswesen hier ganz im argen liegt. Es 
ist klar, daB diese Tatsachen die Polen argern. 

3. Neuen Schikanen ist auch die deutsche Elternschaft ausgesetzt. Aus der deutschen 
Privatschule in Neustadt sind z. B. durch Verfiigung des Kreisschulinspektors 26 
Kinder ausgeschult und der polnischen Schule iiberwiesen worden, obwohl die Eltern 
dagegen protestierten. Auch aus anderen Gegenden meines Amtsbezirks kommen in 
letzter Zeit haufige Klagen iiber ahnliche Vorkommnisse, die in den meisten Fallen 
auf Schikane zuruckzufuhren sind, um die deutschen Eltern zu zermiirben. 

Ich halte es fiir meine Pflicht, auf die durch die neuen deutschfeindlichen MaBnahmen der 
Behorden geschaffene Lage mit allem Ernst hinzuweisen. 

von Kuchler 



Nr. 75 

Aufzeichnung des Dirigenten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 2. April 1937 

Staatssekretar Pfundtner vom Reichsinnenministerium hat dem stellvertretenden Herrn 
Staatssekretar telephonisch mitgeteilt, daB nach vorliegenden Nachrichten in absehbarer Zeit 
ein Hungermarsch von Teilen der in Polnisch-Oberschlesien wohnenden deutschstammigen 
Bevolkerung nach der deutschen Grenze zu geplant sei. Alle MaBnahmen seien getroffen, um 
etwaigen Zwischenfallen an der Grenze vorzubeugen. 

von Erdmannsdorff 



1801 

Nr. 76 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 6. April 1937 

In einigen in Graudenz abgehaltenen Versammlungen beruchtigten Westverbandes erhob 
Redner Anspruch auf deutsches Land ostlich und westlich Pommerellens. Habe bei 
Woiwodschaft Einspruch erhoben, erbitte aber auch dortseits Protest. 

Kuchler 



Nr. 77 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Warschau, den 7. April 1937 

Reichsminister bittet unverziiglich bei dortiger Regierung gegen bekannte Kundgebung 
Westverbandes in Graudenz- im Rahmen Pommerellenwoche, soweit dabei in Reden und 
Resolutionen sowie durch Verwendung von Transparenten und Landkarten polnische 
Anspriiche auf deutsche Gebiete geltend gemacht worden sind, mit allem Nachdruck 
Einspruch zu erheben. Bitte Einspruch nicht nur auf deutsch-polnisches Presseprotokoll- zu 
stiitzen, sondern dariiber hinaus zu betonen, daB derartige Kundgebungen unter Teilnahme 
hoher polnischer Beamter deutsch-polnische Beziehungen stark belasten muBten. 
Reichsregierung miisse verlangen, daB Polnische Regierung alles tue, um Wiederholung 
solcher Vorfalle zu verhindern.— 

Gaus 



Nr. 78 

Aufzeichnung des Stellvertretenden Staatssekretars 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 9. April 1937 

Der Polnische Botschafter, den ich zu mir gebeten hatte, wurde von mir iiber die von Herrn 
von Moltke in Warschau gestern in unserem Auftrag unternommene Demarche wegen der 
deutschfeindlichen Betatigung des polnischen Westverbandes unterrichtet. Ich sagte Herrn 
Lipski, daB die MiBbilligung dieser Betatigung durch die Polnische Regierung und das 
Abriicken der Regierung von der Aktion des Westverbandes, wie dies gegeniiber Herrn mi 
von Moltke durch den Grafen Szembek zum Ausdruck gebracht und im Communique der 
Polnischen Telegraphen-Agentur veroffentlicht worden sei, von uns gewurdigt werde, und 
daB damit dieser Zwischenfall erledigt sei. Ich benutzte dann die Gelegenheit, um Herrn 
Lipski in freundschaftlicher, aber ernster und nachdriicklicher Weise im einzelnen 
auseinanderzusetzen, wie sehr in letzter Zeit die feindseligen Kundgebungen polnischer 
Personlichkeiten und polnischer Zeitungen gegen Deutschland zugenommen hatten und wie 
ernst die Belastung unserer Beziehungen durch derartige Kundgebungen sei. 

Dieckhoff 



Nr. 79 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 7. April 1937 

Im Soldauer Kreis wird wiederum in verstarktem MaBe gegen das Deutschtum gehetzt. Dabei 
wird zum Boykott der Deutschen und gleichermaBen der Juden aufgefordert. Ende vorigen 
Monats sind in Soldau nachts Plakate angebracht worden, die folgenden Inhalt hatten: 

"Kauf nicht beim Deutschen und Juden! 
Wenn du unsere Aufforderung nicht befolgst, 
wird dich diese Faust treffen!" 

Auf den Plakaten ist eine Faust mit einem Dolch in der Hand abgebildet. 

Ich habe die Woiwodschaft auf diesen Tatbestand hingewiesen. 

von Kuchler 



Nr. 80 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 14. Oktober 1937 

Aus zahlreichen Berichten des Generalkonsulates geht zur Geniige hervor, wie die Freiheit 
der hiesigen deutschen Minderheit aussieht. Nicht nur Enteignungen, 
Konzessionsentziehungen, Verweigerung der Aufenthaltsgenehmigungen, SchlieBung von 
Schulen und das bekannte Grenzzonengesetz, sondern auch andere MaBnahmen, wie rigorose 
Steuereinziehungen usw. usw., lassen mit aller Deutlichkeit erkennen, daB der Pole alle Mittel 
anwendet, um das Deutschtum hier zum Erliegen zu bringen bzw. die Deutschen zur 
Abwanderung zu zwingen. Die Verhetzung der Massen wird hier in der letzten Zeit - da diese 
hoheren Orts ganz offensichtlich gebilligt wird - planmaBig durchgefuhrt. 

I82i Ganz besonders scharfe Resolutionen wurden bei den Veranstaltungen des 
deutschfeindlichen Westverbandes gefaBt. Es wird dabei gegen die "unwiirdige teutonische 
Arbeit" Protest erhoben und folgende Forderungen aufgestellt: 

1. Die Ausweisung von etwa 6.000 hier lebender Optanten, 

2. die Aufhebung der Volksschulen und die Beschrankung ihrer Zahl auf diejenige der 
polnischen Volksschulen in Deutschland, 

3. Verbot der Verwendung der deutschen Sprache bei den Gottesdiensten, 

4. Boykott der deutschen Genossenschaften und Auflosung der deutschen Organisationen 
aller Art, 

5. Rucksichtslose Durchfuhrung der Agrarreform bei deutschen Giitern und die Ubergabe des 
parzellierten Landes an die polnische Bevolkerung, 

6. Entziehung der den Deutschen erteilten Konzessionen, 

7. Beschlagnahme und SchlieBung samtlicher deutscher Zeitungen. 



Aus dem Vorgesagten ergibt sich, wie sich die Verhaltnisse hier von Tag zu Tag zuspitzen. 

Die deutsche Minderheit ist von dieser Entwicklung der Dinge stark beeindruckt, und 
befiirchtet weitere Ausschreitungen, falls nicht seitens der Behorden diesem 
unverantwortlichen Treiben ein Riegel vorgesetzt wird. Alles in allem ist das gegenseitige 
Verhaltnis der Deutschen zu den Polen jetzt fast schlimmer, als es vor dem AbschluB des 
Verstandigungsabkommens war. 

von Kuchler 



Attmctbun^^ii: 



33 Vgl. Nr. 181 . ...zuruck... 

34 Vgl. Nr. 58 . .. .zuruck... 

35 Vgl. Nr. 56 . ... zuruck. .. 

36 Vgl. Nr. 57 . .. .zuruck... 

Veroffentlicht in der "Amtlichen Sammlung der Stellungnahmen des Prasidenten der 
Gemischten Kommission fur Oberschlesien" (erschienen bei Walther de Gruyter & Co., 
Berlin und Leipzig 1937) Bd. II, S. 461 ff. ...zuruck... 

38 Vgl. Nr. 67 . .. .zuruck... 

39 Vgl. Nr. 188 und 189. ...zuruck... 

40 Vgl. Nr. 68 . ...zuruck... 

41 Vgl. Nr. 76 . ...zuriick... 

Deutsch-polnisches Presseabkommen vom 24. Februar 1934, das zum Ziel hatte, die 
Bildung der offentlichen Meinung dem deutsch-polnischen Verstandigungsabkommen 
anzupassen. ...zuruck... 

43 Die Demarche des Deutschen Botschafters erfolgte beim VizeauBenminister Graf Szembek 
am 8. April. (Vgl. Nr. 78 .) .. .zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 



V. Verhandlungen 

iiber eine Deutsch-Polnische Minderheitenerklarung 

(Januar bis November 1937) 

Nr. 81 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen AuBenminister Beck 

Aufzeichnung 

Berlin, den 20. Januar 1937 

Ich machte Herrn Beck auf den Ablauf des Genfer Abkommens liber Oberschlesien- 
aufmerksam und betonte dabei die Notwendigkeit, fur eine Reihe von wirtschaftlich- 
technischen Fragen rechtzeitige Verabredungen zu treffen. Herr Beck erklarte, die Absicht, 
baldmoglichst zu verhandeln, bestehe auch auf polnischer Seite und Herr Lipski sei bereits 
beauftragt, zunachst iiber die Eisenbahnfragen hier zu sprechen. Auch iiber die anderen neu zu 
regelnden Fragen sollen die Sachverstandigen baldmoglichst zusammentreten. 

Die politische Frage des Minderheitenschutzes wurde nur kurz gestreift. Herr Beck war der 
Auffassung, daB man zunachst einmal an die praktischen Fragen herangehen sollte. Ich habe 
mich damit einverstanden erklart. 

Frhr. von Neurath 



1841 

Nr. 82 

Der Reichsminister des Auswartigen 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 22. Februar 1937 

Die Besprechungen mit der Polnischen Regierung iiber den bevorstehenden Ablauf des 
Genfer Abkommens haben sich auf die wirtschaftlich-technischen Bestimmungen des Genfer 
Abkommens beschrankt. 

Nicht beruhrt wurde jedoch bisher der bekannte Hauptpunkt, namlich die Frage des 
Minderheitenschutzes, die den Kern des Genfer Abkommens darstellt und der politisch 
weittragende Bedeutung zukommt. 

Sinn und Zweck des Genfer Abkommens war nach seiner Praambel neben der Sicherstellung 
des Wirtschaftslebens zugleich der Schutz der Minderheiten in Oberschlesien und flir diesen 
Schutz hat die Deutsche Regierung sich in jahrelangem Kampf mit starkstem Nachdruck 
eingesetzt. 

Diese Bestimmungen treten mit Ablauf des 14. Juli 1937 auBer Kraft und es ist nicht 
ersichtlich, wie die deutsche Volksgruppe in Ostoberschlesien, deren schwierige Lage die 
Deutsche Regierung nach wie vor mit Sorge erfullt, kunftig geschutzt werden kann. In der 



polnischen Verfassung werden zwar alien Staatsblirgern gleiche Rechte ausdriicklich 
zugesichert. Wenn dessen ungeachtet die Minderheit schon nach der bisherigen Praxis 
namentlich des Woiwoden Grazynski in Kattowitz unterschiedlich behandelt worden ist, so 
wird sie in Zukunft ohne besondere Schutzbestimmungen der Willkiir der polnischen 
Behorden vollig preisgegeben sein. 

Polen bleibt auch nach dem 14. Juli 1937 an die in Artikel 64 bis 72 des Genfer Abkommens 
enthaltenen allgemeinen Minderheiten-Schutzbestinunungen, die dem Vertrage zwischen den 
Alliierten und Assoziierten Hauptmachten und Polen vom 28. Juni 1919- entnommen sind, 
gebunden, da der BeschluB der Botschafterkonferenz vom 20. Oktober 1921 und der Artikel 
64 des Genfer Abkommens eine Befristung nur flir das Reich, nicht aber fur Polen vorsehen. 

Wie ihnen bekannt ist, haben wir erwogen, der Polnischen Regierung den AbschluB eines 
deutsch-polnischen Volksgruppenvertrags vorzuschlagen. Entwurf und Denkschrift eines 
solchen Vertrags, die lediglich die anzustrebenden Verhandlungsziele aufzeigen und den 
deutschen Unterhandlern gegebenenfalls als Richtlinien dienen sollen, sind jetzt fertiggestellt. 

Ich bitte daher, bei nachster sich bietender Gelegenheit der Polnischen Regierung die Frage 
vorzulegen, wie sie sich den Schutz der beiderseitigen Minderheiten in Oberschlesien nach 
Ablauf des Genfer Abkommens vorstellt und ob sie gegebenenfalls bereit ware, mit der 
Deutschen Regierung in Verhandlungen liber den AbschluB eines neuen Abkommens zum 
Schutz dieser Minderheiten einzutreten. 

Uber das Ergebnis bitte ich gefalligst unverzuglich berichten zu wollen. 

Frhr. von Neurath 



1851 

Nr. 83 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 16. Marz 1937 

Da AuBenminister Beck erst nach Ostern hierher zuriickkehren wird, habe ich in einer mehr 
als einstundigen Unterredung, die ich heute mit Graf Szembek liber die verschiedenen Fragen 
des Genfer Abkommens hatte, auch das Problem der Minderheiten angeschnitten und ihm 
dabei die Frage vorgelegt, wie sich die Polnische Regierung den Schutz der beiderseitigen 
Minderheiten in Oberschlesien nach Ablauf des Genfer Abkommens vorstelle und ob sie 
gegebenenfalls bereit ware, mit der Deutschen Regierung in Verhandlungen liber den 
AbschluB eines neuen Abkommens zum Schutz der Minderheiten einzutreten. 

Graf Szembek erwiderte, daB, soweit er orientiert sei, die Polnische Regierung der Frage eines 
zweiseitigen Minderheitenschutzvertrages ablehnend gegenliberstehe. Flir die deutsche 
Minderheit in Polnisch-Oberschlesien sei eine vertragliche Sicherung der Minderheitenrechte 
nicht notwendig, weil die polnische Verfassung bereits weitgehenden Schutz garantiere. Flir 
die polnische Minderheit in Deutsch-Oberschlesien andererseits verspreche man sich hier von 
einem Abkommen keine besonderen Vorteile, weil sie, ganz im Gegensatz zu der deutschen 



Minderheit in Polen, viel zu schlecht organisiert sei, urn aus einem zweiseitigen 
Minderheitenvertrage Nutzen ziehen zu konnen. 

Ich habe Graf Szembek erklart, daB nach den bisherigen Erfahrungen der durch die 
Verfassung gewahrte Schutz leider nicht als ausreichend angesehen werden konne, und habe 
an Hand von Beispielen nachgewiesen, daB und weshalb die Skepsis in dieser Hinsicht 
berechtigt sei. Ich habe ferner hervorgehoben, wie sehr gerade die Minderheitenfragen zu 
einer Belastung der politischen Beziehungen fiihrten und mit daran schuld seien, wenn die 
Stimmung in Deutschland gegeniiber Polen sich in letzter Zeit nicht unwesentlich 
verschlechtert habe. Weit mehr als in der Presse ersichtlich sei, sei die offentliche Meinung in 
Deutschland in wachsendem MaBe beunruhigt, da sie immer wieder feststellen miisse, daB 
sich in den Unterdruckungsmethoden durch die deutsch-polnische Verstandigungspolitik 
nicht das geringste geandert habe und daB die polnischen Behorden darauf ausgingen, das 
Deutschtum in Polen rucksichtslos zu dezimieren. Wir seien unter diesen Umstanden der 
Auffassung, daB der AbschluB eines neuen Minderheitenabkommens sowohl im Interesse der 
Minderheit liege, als auch in politischer Beziehung gute Dienste leisten konne. 

Graf Szembek gab gegeniiber den von mir vorgebrachten Unterlagen zu, daB hinsichtlich der 
Behandlung der Minderheit in der Tat bei den Verwaltungsbehorden nicht alles in Ordnung 
sei, und erklarte sich schlieBlich bereit, die Angelegenheit in einer ihrer Bedeutung 
entsprechenden Form zum Gegenstand eines Vortrages im Ministerrat zu machen und dessen 
Entscheidung herbeizufuhren. 

Ich habe klargestellt, daB unser Vorschlag sich nur auf Oberschlesien bezieht, habe aber 
gleichzeitig von mir aus gebeten, auch die Auffassung des Ministerrats zu dem Gedanken 
eines allgemeinen Minderheitenabkommens festzustellen. 

von Moltke 



Nr. 84 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 19. April 1937 

Ich habe heute eingehend mit AuBenminister Beck iiber die Frage des Ablaufs des Genfer 
Abkommens gesprochen. Hierbei habe ich zunachst darauf hingewiesen, daB nach Auffassung 
der Deutschen Regierung beide Staaten daran interessiert seien, gemeinsam zu priifen, ob 
durch den Fristablauf nicht lebenswichtige Rechts- und Wirtschaftsformen in Zukunft 
wegfielen, deren Erhaltung notwendig oder zweckmaBig erscheine. Nach Darlegung der bei 
dieser Prufung zu behandelnden Fragen habe ich unter Bezugnahme auf die wiederholten 
Unterredungen mit Graf Szembek zum Ausdruck gebracht, daB die Deutsche Regierung hoffe, 
auch in der Frage des Minderheitenschutzes mit der Polnischen Regierung zu einer 
Verstandigung zu gelangen, die dem Geiste des Nichtangriffspaktes entspreche und von dem 
Wunsch der Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwischen unseren beiden Landern getragen 
sei. 



Herr Beck erwiderte, daB sowohl nach seiner Auffassung als auch nach der Auffassung des 
Kabinetts hinsichtlich der technischen und wirtschaftlichen Fragen gepriift werden miisse, ob 
irgendwelche Materien des Genfer Abkommens einer Sonderregelung liber den Termin des 
15. Juli hinaus bediirfen. Diese Priifung miisse beschleunigt durchgefiihrt werden, damit am 
15. Juli nicht eine Liicke entstande, die zu MiBstimmung und Unzufriedenheit AnlaB geben 
konnte. Was die Minderheitenfrage anbetreffe, so sei er aber leider nicht in der Lage, unseren 
Wunsch zu erfullen. Das Kabinett stande auf dem Standpunkt, daB eine Bindung 
internationalen Charakters in Minderheitenfragen eine Beeintrachtigung der Souveranitat sei 
und nur allzu leicht zur Einmischung in innere Angelegenheiten fiihren konne. Man sei in 
Polen auBerordentlich empfindlich in alien Fragen, die die souveranen Rechte des Staates 
angingen. Gerade was die Minderheitenregelung anbetreffe, so habe Polen lange genug unter 
der einseitigen Belastung sowie unter der politischen Ingerenz des Volkerbundes gelitten, um 
irgend etwas akzeptieren zu konnen, was nach der Fortsetzung dieses Zustandes aussehen 
wiirde. Die im September 1934 erfolgte Aufkundigung der Minderheitenverpflichtung— sei 
ein ernster Schritt gewesen, den Polen griindlich vorher bedacht habe. Aber wenn es damals 
zu Schwierigkeiten gekommen ware, ware Polen lieber aus dem Volkerbund ausgetreten, als 
den bisherigen Zustand weiter hinzunehmen; so stark sei hier die Abneigung gegen 
Beeintrachtigungen der Souveranitat und gegen Einmischung in innere Angelegenheiten. Er 
glaube auch nicht, daB ein zweiseitiges Minderheitenabkommen die Beziehungen zwischen 
den Staaten und die Stimmung der offentlichen Meinung gunstig beeinflussen konne. Die 
offentliche Meinung wiirde bei jeder Gelegenheit eine Intervention verlangen und politisch 
wiirde dadurch eher ein Schaden als ein Nutzen entstehen. Fur die Polnische Regierung sei 
jedenfalls ein solches Abkommen untragbar. 

Ich antwortete, daB wir ebenfalls sehr empfindlich in alien die Souveranitat angehenden 
Fragen seien und daB wir in dieser Hinsicht auf unerfreuliche Erfahrungen zuriickblicken 
konnten. Wir konnten aber in einer zweiseitigen Bindung liber Minderheitenfragen keine 
untragbare Schmalerung unserer im Souveranitat erblicken. Gewisse Beeintrachtigungen der 
Handlungsfreiheit brachten mehr oder weniger schlieBlich alle internationalen Vertrage mit 
sich. Uberdies sei aber doch ein groBer Unterschied zwischen einer einseitigen Servitut mit 
internationaler Kontrolle und der freien EntschlieBung zweier Regierungen, sich liber eine 
Frage zu verstandigen, die die politischen Beziehungen store. DaB eine solche Belastung 
vorliege, sei doch wohl kaum zu bestreiten. Die gegenwartige Lage sei nicht gut, habe sich in 
den letzten Monaten standig verschlechtert und die Einstellung des schlesischen Woiwoden 
lasse fur die Zukunft nichts Besseres erwarten. Die deutsche Offentlichkeit reagiere mit 
Empfindlichkeit auf Nachrichten liber die Lage ihrer Minderheit, und daB das gleiche auch 
auf polnischer Seite der Fall sei, bewiesen die fast taglich liber dieses Thema erscheinenden 
Nachrichten und Artikel, die im librigen, wie ich immer wieder Gelegenheit hatte 
festzustellen, in den meisten Fallen unrichtig oder libertrieben seien. Wenn in Zukunft 
jegliche Bindung entfiele, wiirde das MiBtrauen beiderseits sich noch steigern und die die 
Atmosphare vergiftende Pressehetze nur noch groBer werden. Es sei deshalb dringend 
erwlinscht, flir die Zukunft gewisse Richtlinien liber die beiderseitige Behandlung der 
Minderheit festzulegen. Der von Herrn Beck geflirchtete Druck auf die Regierung zwecks 
Vornahme von Interventionen wiirde sowieso entstehen, ob Bindungen vorhanden seien oder 
nicht. Eine Regelung des Minderheitenschutzes sei aber ein wertvoller Beitrag flir die 
Verstandigung unserer beiden Volker. 

Herr Beck gab zu, daB die gegenwartige Lage unbefriedigend sei, und erklarte, daB er das 
Problem, das zu unseren Vorschlagen geflihrt hatte, in seiner Bedeutung durchaus wlirdige. 
Auch er mache sich Sorge darliber, daB die Minderheitenfrage die deutsch-polnischen 
Beziehungen beeintrachtigen konnte, und es sei richtig, daB sie von groBer Bedeutung flir die 



offentliche Meinungsbildung und fur die Forderung guter Beziehungen zwischen unseren 
beiden Volkern sei. Es handele sich aber urn eine sehr heikle Materie. Er habe keine 
Befiirchtungen hinsichtlich der groBen Linie der deutsch-polnischen Beziehungen, aber die 
kleineren Fragen seien in der Tat nicht ungefahrlich. Wenn er auch mit mir darin 
ubereinstimme, daB man praktische Losungen suchen miisse, so halte er doch den von uns 
vorgeschlagenen Weg nicht flir gut. Polen habe auf dem Gebiet der Minderheitenfragen groBe 
Erfahrungen und so konne er darauf hinweisen, daB in der Tschechoslowakei trotz des 
zweiseitigen Minderheitenvertrages die Situation der polnischen Minderheit ganz 
auBerordentlich schlecht sei, wahrend auf der anderen Seite das Beispiel Lettlands zeige, daB, 
wo kein Vertrag vorhanden sei, sondern die Minderheitenfragen auf Grund souveraner 
Entscheidung gehandhabt wiirden, die Lage der Minderheit eine durchaus befriedigende sei. 
Auch die unteren Verwaltungsbehorden wiirden in alien die Minderheit betreffenden 
Entscheidungen freier sein, wenn das Gefiihl, unter dem Drucke eines internationalen 
Abkommens zu stehen, beseitigt wiirde. Die ablehnende Haltung der Polnischen Regierung 
gegeniiber einer Bindung in Fragen des Minderheitenschutzes schlieBe aber keineswegs aus, 
daB die tatsachliche Lage - er wiederholte des ofteren mit Betonung: "situation defait" - einer 
gemeinsamen Priifung unterzogen wiirde. Die ganze Materie sei allerdings zu delikater Natur, 
um der Priifung durch eine Delegation von Sachverstandigen uberlassen zu werden. Es kame 
vielmehr hierfur ausschlieBlich der diplomatische Weg in Frage. Entweder konnte Herr Lipski 
in Berlin oder ich mit ihm iiber diese Angelegenheiten sprechen, vielleicht konnte er auch 
gelegentlich einer Durchreise durch Berlin personlich mit Herrn von Neurath verhandeln. Als 
ism ich darauf hinwies, daB die zur Erorterung stehenden Fragen meines Erachtens viel zu 
komplex seien, um auf diesem Wege behandelt zu werden, meinte Herr Beck, es sei nicht 
ausgeschlossen, daB man fur die eine oder andere Frage auch einmal einen Experten 
hinzuziehen konne. Grundsatzlich durften nach Auffassung der Polnischen Regierung diese 
heiklen Dinge aber nur im rein diplomatischen Verkehr behandelt werden. Auf diesem Wege 
wiirde man nach Auffassung der Polnischen Regierung zu besseren Resultaten gelangen, als 
eine irgendwie geartete Vereinbarung sie bieten konnte. Freundschaftliche Verstandigung in 
Einzelfragen sei besser als eine Intervention auf Grund von Vertragen. 

Ich habe unter Anfuhrung verschiedener Beispiele aus der Praxis mich noch weiter bemiiht 
darzulegen, daB ohne Vereinbarung gemeinsamer Richtlinien nutzliche Arbeit nicht geleistet 
werden konne. Herr Beck blieb aber auf seinem Standpunkt unter Berufung auf eine 
Kabinettsentscheidung, mit der er sich personlich in vollem Umfange identifizierte. 

Ich habe nicht den Eindruck, daB polnischerseits die Absicht besteht, die "Priifung der Lage" 
sehr zu vertiefen, mochte vielmehr glauben, daB dieser Ausweg nur gewahlt worden ist, um 
die Ablehnung unseres Vorschlages nicht zu schroff erscheinen zu lassen. Wenn ich mir daher 
auch nicht allzuviel von einem Eingehen auf die Becksche Anregung versprechen kann, so 
scheint es mir doch nicht ratsam zu sein, den Gedanken a limine abzulehnen. 

von Moltke 



Nr. 85 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 



Berlin, den 14. Mai 1937 

Die hiesigen Verhandlungen liber die mit dem Ablauf des Genfer Abkommens 
zusammenhangenden Fragen— nehmen einen schleppenden Verlauf. 

Soweit es sich urn Fragen handelte, die im Zusammenhang mit dem weiteren Schicksal der 
Minderheit stehen, zeigte sich polnischerseits eine ablehnende Haltung. Dies bezieht sich in 
erster Linie auf die Weitergeltung gewisser Schutzbestimmungen des Genfer Abkommens 
und insbesondere auf den sogenannten Schutz erworbener Rechte (Artikel 4 des Genfer 
Abkommens), auf den wir im Hinblick auf die Gefahren der polnischen Agrargesetzgebung 
groBtes Gewicht legen. 

Der polnische Verhandlungsfuhrer Herr Kunicki bezog sich in dieser Frage auf eine 
ausdriickliche Weisung des Polnischen AuBenministers und erklarte, daB er sich zur Zeit 
auBerstande sehe, eine Erorterung dieses Themas in Aussicht zu stellen. 

von Lieres 



Nr. 86 
Die Deutsche Delegation in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 28. Mai 1937 

Samtliche zur Zeit in Warschau gefiihrten Verhandlungen liber die mit dem Ablauf des 
Genfer Abkommens zusammenhangenden Fragen— lassen erkennen, daB die 
Ressortministerien stark vom oberschlesischen Woiwoden unter Druck gesetzt sind und daB 
deshalb politische Rlicksichten in erheblichem MaBe bei der Fassung sachlicher 
Entscheidungen mitsprechen. Das lieB sich sowohl bei den Verhandlungen liber die 
Eisenbahnfrage wie auch besonders bei der Besprechung mit Herrn Kunicki erkennen. Herr 
Kunicki ist offenbar ein Sachbearbeiter, der die Regelung der oberschlesischen Fragen mit 
Objektivitat und dem Wunsch, zu einer moglichst freundschaftlichen Regelung zu kommen, 
behandelt. Er lieB mich jedoch unzweideutig erkennen, daB das AuBenministerium in 
manchen der Fragen nicht so entscheiden konne, wie es seiner Meinung nach vielleicht 
zweckmaBig sei. Besonders in seinem Verlangen auf Durchflihrung der Abwanderung der 
Optanten entspricht wohl das AuBenministerium den Wlinschen der oberschlesischen 
Aufstandischen,- die offenbar ein Opfer verlangen. 

Mackeben 



Nr. 87 
Der Reichsminister des Auswartigen 



an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 28. Mai 1937 

Unter Bezugnahme auf die mundliche Besprechung der Minderheitenfrage wahrend Ihres 
letzten Besuchs in Berlin bitte ich Sie, die Angelegenheit moglichst bald erneut bei Herrn 
Beck zur Sprache zu bringen. 

Sollte Herr Beck bei der Unterhaltung nicht nur vertragliche Abmachungen der einen oder 
anderen Art wiederum a limine ablehnen, sondern auch die fortdauernde Gliltigkeit der 
internationalen Verpflichtung Polens bestreiten, so bitte ich, ihm gegeniiber sofort 
ausdriicklich festzustellen, daB dann in dieser wichtigen Frage ein offener Dissens zwischen 
den beiden Regierungen bestehe. Sie konnten nur hoffen, daB sich das tatsachliche Schicksal 
der deutschen Minderheit in Polen kunftig so gestalte, daB sich aus diesem grundsatzlichen 
Dissens keine Beeintrachtigung der deutsch-polnischen Beziehungen ergebe. Im ubrigen 
muBten Sie naturlich der Reichsregierung die weitere EntschlieBung vorbehalten. 

Einem Bericht liber den Verlauf Ihrer Demarche sehe ich mit besonderem Interesse entgegen. 

Frhr. von Neurath 



mm 

Nr. 88 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 1. Juni 1937 

Ich habe heute bei Herrn Beck die mir aufgetragene Demarche ausgefuhrt unter Uberreichung 
des anliegenden Memorandums, das ich eingehend mundlich erlauterte. Herr Beck horte sehr 
aufmerksam zu, gab aber wahrend meiner Ausfuhrungen weder Zeichen der Zustimmung 
noch der Ablehnung zu erkennen. Als ich abschlieBend darauf hinwies, daB der mir von Herrn 
von Neurath erteilte Auftrag vom Flihrer und Reichskanzler angeordnet worden sei, zeigte 
Herr Beck sich sichtlich beeindruckt und erwiderte, daB Wunsche des Fuhrers hier immer 
einer besonders ernsten Beachtung sicher seien. Er werde selbstverstandlich die von mir 
vorgetragene Angelegenheit unverzuglich dem Ministerprasidenten bzw. dem Kabinett 
unterbreiten und behielte sich vor, demnachst die Stellungnahme der Polnischen Regierung 
mitzuteilen. 

Im ubrigen beschrankte sich Herr Beck auf einige kurze Bemerkungen, in denen er zunachst 
zum Ausdruck brachte, daB in der Tat unsere verstandnisvolle Haltung gelegentlich des 
VorstoBes der Polnischen Regierung in Genf vom Herbst 1934- hier seinerzeit groBe 
Befriedigung ausgelost habe. Herr Beck fand dann einige Worte der Verteidigung gegeniiber 
meinen Darlegungen beziiglich der tatsachlichen Lage der deutschen Minderheit in Polen, 
ohne aber hierbei in das Detail zu gehen, und brachte zum Ausdruck, daB bei eigenmachtigem 
Vorgehen der untergeordneten Behorden der Ministerprasident sicherlich bereit sein wiirde, 
mit der ihm eigenen Energie einzuschreiten. Herr Beck versuchte, die Schwierigkeiten des 
gesamten deutsch-polnischen Minderheitenproblems mit der Verschiedenheit der inneren 
Konstruktion der beiden Staaten zu erklaren, wie denn uberhaupt nach seiner Ansicht das 



ganze Minderheitenproblem auBerordentlich komplex sei. Herr Beck wiederholte nicht seine 
friiheren Argumente gegen unseren Vorschlag, kam aber auch mit keinem Wort auf die heute 
von mir weisungsgemaB vorgebrachten prinzipiellen Gesichtspunkte zu sprechen. 

von Moltke 



Anlage 

Memorandum 

Warschau, den 1. Juni 1937 

1. Die Stellungnahme der Polnischen Regierung zu dem deutschen Vorschlag eines 
zweiseitigen Vertrages iiber die Minderheiten- hat in Berlin bei den maBgebenden Stellen 
sehr uberrascht und nicht nur Enttauschung, sondern auch ernste Besorgnisse hervorgerufen. 
Die Reichsregierung hat, politisch gesehen, voiles Verstandnis flir die Abneigung der 
Polnischen Regierung gegen einseitige Bindungen in der Frage der Minderheiten. Das hat sie 
seinerzeit schon durch die Haltung bewiesen, die sie anlaBlich des polnischen VorstoBes im 
Volkerbunde im September 1934 eingenommen hat. Der deutsche Stand- mi punkt zu dieser 
Frage ist dem Polnischen Herrn AuBenminister am 19. November 1934 ausfiihrlich dargelegt 
worden.- In dem gleichen Sinne hat die Reichsregierung jetzt geglaubt, mit ihrem Vorschlag 
eines vollig paritatischen zweiseitigen Vertrages iiber die Minderheiten ein bedeutsames 
Entgegenkommen zu beweisen und der Polnischen Regierung eine Moglichkeit zu eroffnen, 
das Problem in einer Weise zu losen, die dem polnischen Widerstreben gegen einseitige 
Bindungen Rechnung tragen und zugleich beide Teile der Notwendigkeit entheben wiirde, 
sich iiber die aus der Vergangenheit herruhrenden prinzipiellen Fragen auseinanderzusetzen. 

2. Wenn polnischerseits der Standpunkt vertreten wird, daB nach den bisher gemachten 
Erfahrungen den Minderheiten mit einer vollig freien souveranen Behandlung ihrer 
Angelegenheiten durch die Landesbehorden mehr gedient sei als mit internationalen 
Abmachungen und daB eine freundschaftliche Verstandigung in Einzelfragen besser sei als 
eine Intervention auf Grand von Vertragen, so ist das eine nach deutscher Ansicht nicht 
zutreffende Beurteilung des Problems. Die deutscherseits gewunschte Klarung der 
Rechtsgrundlagen bedeutet selbstverstandlich nicht, daB wir einer Politik der Interventionen 
oder iiberhaupt einer Politik formaler Prozeduren zuneigen. Auch deutscherseits wird es flir 
die einzig fruchtbare und uberdies der groBen Linie der deutsch-polnischen Beziehungen 
entsprechende Methode gehalten, sich iiber die jeweils auftauchenden Einzelfragen 
freundschaftlich zu verstandigen. Eine solche Verstandigung wird aber durch den AbschluB 
einer nach den Grandsatzen voller Gegenseitigkeit aufgebauten Vereinbarung nicht nur nicht 
erschwert, sondern im Gegenteil wesentlich erleichtert werden. Falls man, entsprechend dem 
polnischen Vorschlage, iiber Minderheitenfragen zwischen Deutschland und Polen stets nur 
als iiber eine Situation defait spricht, liegt die Gefahr, daB die Vorstellungen und Wunsche 
der einen Seite von der anderen Seite als unberechtigte Einmischung in innere 
Angelegenheiten empfunden werden wiirden, viel naher, als wenn es sich um die 
freundschaftliche Aussprache iiber die Durchfiihrung vertraglicher Abmachungen handelt. 
Daraber hinaus wiirde aber das Fehlen einer Klarung der Rechtsgrundlagen einen 
Unsicherheitsfaktor in die ganzen deutsch-polnischen Beziehungen hineintragen, der sich auf 
die Dauer als bedenkliche Stoning bemerkbar machen muBte. 

3. Davon abgesehen, diirfte auch die Polnische Regierung Verstandnis dafiir haben, daB die 
Deutsche Regierung nicht einfach stillschweigend die Position preisgeben kann, die sich flir 



sie aus der bekannten Entstehung des deutsch-polnischen Minderheitenproblems ergibt. Die 
Deutsche Regierung hat im Herbst 1934 davon absehen konnen, den polnischen VorstoB 
gegen die Mitwirkung des Volkerbundes in Minderheitenfragen zu beanstanden, weil sie 
diese Mitwirkung langst als wertlos erkannt und weil sie es als einen der wichtigsten Zwecke 
der deutsch-polnischen Vereinbarung vom Januar 1934- angesehen hat, deutsch-polnische 
Angelegenheiten nicht vor internationalen Instanzen, sondern im unmittelbaren 
Gedankenaustausch zu erortern. Hierbei wurde aber selbstverstandlich davon ausgegangen - 
wie es auch in der obenerwahnten Unterredung vom 19. November 1934 zum Ausdruck 
gekommen ist -, daB sich die polnische Aktion lediglich gegen die Kontrolltatigkeit des 
Volkerbundes richten, dagegen die materiellen Verpflichtungen Polens unberiihrt lassen 
sollte. Auch der bevorstehende Ablauf der Genfer Konvention andert ja zweifellos nichts 
daran, daB die allgemeinen Minderheitenver- im pflichtungen Polens in Kraft bleiben, und 
zwar sowohl in Ostoberschlesien als auch in den ubrigen Teilen Polens. Da aber die speziellen 
Schutzbestimmungen fur Ostoberschlesien jetzt in Fortfall kommen, ergibt sich von neuem 
ein dringender AnlaB zur Erorterung der Frage, ob es nicht im beiderseitigen Interesse 
geboten ware, liber die kunftige Handhabung jener allgemeinen Schutzbestimmungen zu einer 
Verstandigung zu gelangen, und zwar wiederum nicht nur flir Ostoberschlesien, sondern flir 
ganz Polen. 

4. Die Deutsche Regierung, die sich an dem Schicksal der auf polnischem Gebiet lebenden 
Menschen deutschen Stammes unmoglich desinteressieren kann, hat den Wunsch gehabt und 
hat ihn noch, sich bei der Betatigung ihres Interesses flir diese Bevolkerungsteile nicht letzten 
Endes auf das Faktum stutzen zu mussen, daB Polen als integrierenden Bestandteil der 
Gesamtregelung von 1939 einseitige Minderheitenverpflichtungen ubernommen hat. Gerade 
um jeder MiBdeutung deutscher politischer Absichten vorzubeugen und um kunftigen 
Erorterungen liber die Minderheitenfragen von vornherein jede politische Scharfe zu nehmen, 
sind deutscherseits zweiseitige Abmachungen vorgeschlagen worden, die Deutschland in 
gleicher Weise wie Polen verpflichten. Wenn die Polnische Regierung diesen Vorschlag trotz 
des darin liegenden deutschen Entgegenkommens wirklich endgliltig ablehnen sollte, so gibt 
es flir eine grundsatzliche Verstandigung liber die Behandlung des Minderheitenproblems 
wohl nur noch einen Weg: Man konnte daran denken, daB die beiden Regierungen, jede flir 
sich, aber gleichzeitig und sachlich libereinstimmend, eine offentliche Erklarung liber den 
Schutz der auf ihrem Gebiet lebenden deutschen bzw. polnischen Minderheiten abgeben. 
Obwohl dieser Weg im Vergleich mit der Methode vertraglicher Vereinbarungen manchen 
Nachteil hat, wlirde sich die Deutsche Regierung damit schlieBlich doch abfinden, weil 
dadurch die Situation wenigstens einigermaBen geklart wlirde. 

5. Neben den vorstehend angedeuteten prinzipiellen Gesichtspunkten und noch starker als 
diese drangt aber die Entwicklung der tatsachlichen Lage der deutschen Minderheit in Polen 
darauf hin, daB es zu einer Verstandigung zwischen den beiden Regierungen liber das ganze 
Minderheitenproblem kommt. Zu ihrem eigenen Bedauern sieht die Deutsche Regierung 
gerade in dieser tatsachlichen Lage der deutschen Minderheit ein unabweisbares Argument 
gegen die polnische These, daB die Minderheit am besten flihre, wenn ihre Behandlung dem 
ungebundenen Ermessen der Landesbehorden liberlassen bliebe. In der Tat lassen seit 
langerer Zeit, insbesondere aber im letzten Jahre, die Beobachtungen leider keinen Zweifel, 
daB mit Unterstlitzung amtlicher Stellen und behordlich geforderter privater Organisationen 
planmaBig daran gearbeitet wird, das wirtschaftliche Fundament der deutschen Minderheit in 
Polen zu erschlittern und alle diejenigen, die sich zum Deutschtum bekennen, zu einer 
Anderung in ihrer Einstellung zum Deutschtum zu veranlassen. 



6. Es ist nicht beabsichtigt, schon jetzt in die Erorterung von Einzelheiten einzutreten. Um 
aber die deutsche Beschwerde nicht als vage und unsubstanziiert erscheinen zu lassen, sei 
kurz auf folgende Punkte hingewiesen: 

a) auf die ubermaBige Heranziehung des deutschen Grundbesitzes zur Bodenabgabe 
auf Grand der Agrarreform, wie sie vor allem im letzten Jahr erfolgt ist; 

b) auf die fortschreitende Polonisierang des seit Generationen in deutscher Hand 
befindlichen Grundbesitzes durch Ausiibung des Wiederkaufs- und des 
Vorkaufsrechtes; 

IM c) auf die praktisch in erster Linie gleichfalls gegen das Deutschtum gerichtete 
Auslegung der Grenzzonengesetzgebung;— 

d) auf die Tatsache, daB seit einiger Zeit Angehorige der deutschen Minderheit nur 
noch in Ausnahmefallen die behordliche Genehmigung zur Eroffnung von Laden, 
Geschaften und wirtschaftlichen Betrieben erhalten und daB deutschstammigen 
Arzten, Apothekern und Rechtsanwalten von den Behorden groBte Schwierigkeiten 
bei der Eroffnung ihrer Praxis gemacht werden; 

e) auf die ebenso offenkundige Tatsache, daB deutsche Angestellte und Arbeiter unter 
dem Drack polnischer Organisationen entlassen werden und keine Anstellung finden, 
solange sie noch deutschen Vereinigungen angehoren oder ihre Kinder in deutsche 
Schulen schicken; 

f) auf die traurige Situation der jungen Leute, die die vom polnischen Staat 
zugelassenen deutschen Schulen absolviert haben, dann aber bei der Vorbereitung flir 
einen Beruf so groBen Schwierigkeiten ausgesetzt sind, daB ein unverhaltnismaBig 
hoher Prozentsatz der deutschstammigen Jugend bisher noch nicht in das Berufsleben 
hat eingestellt werden konnen; 

g) auf den neuerdings sogar offentlich verkiindeten Boykott aller deutschen Geschafte 
in den abgetrennten Gebieten. 

Selbstverstandlich ist in Deutschland die Tatsache, daB die Angehorigen der deutschen 
Minderheit in immer groBerem Umfange ihre Existenzbasis verlieren, bei den vielen 
personlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen der Grenzbevolkerang nicht unbemerkt 
geblieben. Mit wachsender Erregung wird an die Reichsregierang die Forderung gestellt, 
Gleiches mit Gleichem zu vergelten und den Angehorigen der polnischen Minderheit in 
Deutschland, die bislang vollig unbehindert ihren Beruf ausiiben, den Lebensraum 
einzuengen. Die Reichsregierang hat selbstverstandlich den Wunsch, gegenliber Polen nicht 
den Weg von Repressalien beschreiten zu miissen, kann aber andererseits nicht die Augen 
davor verschlieBen, daB der auf dem Deutschtum in Polen lastende, standig zunehmende 
Druck Befremden und Unwillen im Reich hervorruft und daB die Volkstumlichkeit einer 
groBziigigen Verstandigungspolitik mit Polen unter diesen MaBnahmen nachgeordneter 
polnischer Stellen schweren Schaden erleidet. 

7. Die Reichsregierang bittet daher mit allem Nachdruck, die Minderheitenfrage unter 
Berucksichtigung der vorstehenden Gesichtspunkte noch einmal zu prlifen. Sie hofft, daB die 
Polnische Regierung sich doch noch zu Besprechungen liber die eine oder die andere Form 
einer grundsatzlichen Regelung entschlieBt, und daB sie auBerdem moglichst bald 



MaBnahmen ergreift, urn den in den polnischen Westprovinzen vorhandenen Chauvinismus 
zu ziigeln, der die ernste Gefahr in sich schlieBt, die so glucklich eingeleitete Zusammenarbeit 
zwischen der Deutschen und der Polnischen Regierung an einer fruchtbaren 
Weiterentwicklung zu hindern. 



Aimwrbuiicwi: 



44 Mit dem 15. Juli 1937 liefen die wesentlichsten Teile des am 15. Mai 1922 in Genf 
unterzeichneten deutsch-polnischen Abkommens iiber Oberschlesien ab. Der AbschluB dieses 
Abkommens war beiden Staaten durch die Entscheidung der Botschafterkonferenz vom 20. 
Oktober 1921 auferlegt worden, um, wie es in der Praambel des Abkommens heiBt, die 
Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens in Oberschlesien sowie den Schutz der Minderheiten 
sicherzustellen. 

Da nach Auffassung der Deutschen Regierung beide Staaten daran interessiert waren, 
gemeinsam zu priifen, ob durch den Fristablauf nicht lebenswichtige Rechte und 
Wirtschaftsformen in Zukunft in Wegfall kamen, deren Erhaltung notwendig oder 
zweckmaBig erschien, war die Deutsche Regierung bestrebt, mit Polen zu einer den 
berechtigten Interessen der beiderseitigen Wirtschaft Rechnung tragenden Verstandigung zu 
kommen. Die Verhandlungen hieriiber wurden unmittelbar nach der oben wiedergegebenen 
Unterredung begonnen und durch besondere Delegationen, teils in Berlin, teils in Warschau, 
gefuhrt. (Vgl. Nr. 82 . 85 . 86 und 92.) Das Ergebnis war indessen wegen der ablehnenden 
Haltung der Polnischen Regierung nur ein verhaltnismaBig geringes. Wenn es auch gelang, 
sich iiber einige technische und wirtschaftliche Fragen zu verstandigen, so blieben die das 
Leben der Bevolkerung hauptsachlich beriihrenden Punkte des Wohnrechts der Optanten und 
des Schutzes der vor dem Ubergang der Souveranitat von naturlichen und juristischen 
Personen erworbenen Rechte ("wohlerworbene Rechte") ungeregelt. Die Polnische Regierung 
war bestrebt, von den von ihr als lastig empfundenen Bindungen endgultig befreit zu werden. 
Ohne Rucksicht auf menschliche und wirtschaftliche Zusammenhange wurde die Grenze, die 
in der 15jahrigen Ubergangszeit durch die Einfiihrung besonderer Verkehrskarten in gewisser 
Weise unsichtbar gemacht worden war, fast ganz geschlossen. Tausende von deutschen 
Optanten wurden des Landes verwiesen und die Enteignung des deutschen Grundbesitzes 
durch MaBnahmen der Agrarreform in die Wege geleitet (vgl. Nr. 167) . ...zuriick... 

45 Vgl. Nr. 4 . ...zuriick... 

46 Vgl. Nr. 49 . .. .zuriick.. . 

47 Vgl. Nr. 81 , Anm. T441 . ...zuruck... 



48 Vgl. Nr. 81 , Anm. T441 . ...zuruck... 

49 Es handelt sich um die polnischen Aufstandischen des Jahres 1921, die sich spater zu einem 
Verbande zusammenschlossen mit dem Ziel, die Entdeutschung Oberschlesiens mit alien 
Mitteln zu betreiben. ...zuruck... 



50 Vgl. Nr. 51 bis 53 . ...zuriick... 

51 Vgl. Nr. 84 . .. .zuriick... 

52 Vgl. Nr. 53 . ...zuriick... 

53 Vgl. Nr. 37 . ...zuriick... 

54 Durch die Grenzzonenverordnung vom 23. Dezember 1927 und die dazu erlassenen 
Ausfiihrungsverordnungen wurden Beschrankungen des Aufenthaltes und des Erwerbs von 
Grundbesitz innerhalb einer bestimmten Zone eingefiihrt. Zu dieser Zone gehorte ganz 
Pommerellen, also das gesamte Korridorgebiet, fast die ganze Provinz Posen und ganz 
Oberschlesien. Trotz dieser deutschen Vorstellungen wurde die Grenzzonenverordnung am 1. 
Juli 1937 weiter verscharft. Vgl. auch Nr. 170 . ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

V. Verhandlungen 

iiber eine Deutsch-Polnische Minderheitenerklarung 

(Januar bis November 1937) (Forts.) 

Nr. 89 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 6. Juni 1937 

AuBenminister Beck, der heute mit Staatsprasidenten nach Bukarest fahrt, bat mien gestern 
abend zu sich und erklarte folgendes: 

Er wolle Warschau nicht verlassen, ohne eine Antwort auf unsere Demarche in 
Minderheitenfrage zu geben. Seine Regierung, der er eingehend iiber unsere Auffassung 
berichtet habe, sei bereit, mit uns die Frage einer Erklarung iiber den Schutz der Minderheiten 
zu priifen. Regierung habe sich hierzu entschlossen, weil sie Wert darauf lege, gegeniiber 
einer vom Reichskanzler personlich angeordneten Demarche Entgegenkommen zu zeigen und 
keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit ihrer Politik aufkommen zu lassen. Sachlich seien die 
seinerzeit dargelegten Bedenken auch heute noch vorhanden. 

Er werde alsbald nach seiner Ruckkehr aus Bukarest auf die Angelegenheit zuriickkommen 
und wiirde sich freuen, wenn es gelange, eine den beiderseitigen Interessen rechnungtragende 
Formulierung zu finden. Fur heute habe ihm nur daran gelegen, uns unverziiglich iiber 
grands atzliche Verhandlungsbereitschaft zu verstandigen. 

Auf meine Frage erklarte Herr Beck, daB zweiseitiger Vertrag nach wie vor abgelehnt werde 
und daB nur eine Erklarung gemaB unserem neuen Vorschlag in Frage komme. Aus seiner 



erneuten, wenn auch weniger kategorischen Ablehnung von Sachverstandigenverhandlungen 
schlieBe ich, daB zunachst nicht an eine Erklarung mit wesentlich materiellem Inhalt gedacht 
ist. Es wird daher zweckmaBig sein, gleich in der ersten Besprechung eine unseren Wiinschen 
entsprechende Formulierung vorzulegen. 

Moltke 



Nr. 90 

Der Reichsminister des Auswartigen 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 18. Juni 1937 

Bitte Sie, Polnischem AuBenminister mit Bezugnahme auf Gesprach vom 5. 6. umgehend 
Minderheitenerklarung des mit heutigem Luftkurier iibersandten Wortlauts als deutschen 
Vorschlag zu iibergeben- und im Verlaufe Besprechungen liber Erklarung ausdriicklich 
darauf hinzuweisen, daB kiinftig Anwendung Agrarreformgesetzes und 
Grenzzonenverordnung- zu Entdeutschungszwecken nach Ansicht Deutscher Regierung mit 
Erklarung nicht vereinbar sei. 

Bitte ferner regelmaBig wiederkehrende Aussprachen zwischen Vertretern beider Staaten liber 
Minderheitenfragen anzuregen. 

Neurath 



1951 

Nr. 91 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 24. Juni 1937 

Da Herr Beck mehrere Tage verreist war, habe ich ihm unseren Wortlaut der 
Minderheitenerklarung erst heute iibergeben konnen. Vorbehaltlich naherer Priifung auBerte 
er sich zustimmend zu der Einleitung. Hinsichtlich des materiellen Inhalts verwies er auf die 
Schwierigkeiten, die hier wegen judischer Minderheiten entstehen konnten, enthielt sich im 
iibrigen aber jeder Stellungnahme. Er erklarte, daB er die zustandigen Ressorts zu 
beschleunigter Priifung veranlassen und jede unnotige Verzogerung vermeiden wolle. 

Moltke 



Nr. 92 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 24. Juni 1937 

Der Herr Reichsminister hat heute den Polnischen Botschafter zu sich gebeten, urn mit ihm 
liber den Stand der Regierungsverhandlungen wegen des Genfer Abkommens zu sprechen, 
deren Verlauf uns nicht befriedigt.- Er hat Herrn Lipski vorgehalten, daB wir vor allem nicht 
mit den engherzigen polnischen Vorschlagen liber die klinftige Regelung des Grenzverkehrs 
einverstanden seien und daB wir insbesondere eine Befristung dieser Regelung lediglich bis 
zum 31. Dezember 1937 als vollig unzureichend ablehnen mliBten. Wir muBten vielmehr 
verlangen, daB die neue Regelung auf einen langeren Zeitraum erstreckt werde, und wir 
konnten die von polnischer Seite hierflir angegebenen Hindernisgrlinde keineswegs 
anerkennen. 

Der Herr Reichsminister hat den Polnischen Botschafter auch darauf hingewiesen, daB wir 
den rigorosen polnischen Standpunkt hinsichtlich der Ausweisung der Optanten nicht 
akzeptieren konnten. Diese Aktion, durch die erneut Tausende von Deutschen aus ihrer 
Heimat vertrieben wlirden, sei fur die deutsch-polnischen Beziehungen durchaus abtraglich.- 

von Lieres 



1961 

Nr. 93 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 16. Juli 1937 

Halbamtlich wird bekanntgegeben, daB folgende vier Gesetzentwlirfe der auBerordentlichen 
Parlamentstagung zur BeschluBfassung vorgelegt werden sollen: 

1. ein Gesetzentwurf liber die Erweiterung der Bestimmungen liber die Amtssprache 
der Richter, Staatsanwalte und Notare auf das Gebiet des Bezirksgerichts Kattowitz, 

2. ein Gesetzentwurf liber die Aufhebung der Fideikommisse des Fursten PleB, also 
um ein Gesetz, das die UnverauBerbarkeit und Unteilbarkeit des flirstlichen 
Stammgutes aufhebt, 

3. ein Gesetzentwurf liber die Erweiterung der Vorschriften liber die Durchflihrung der 
Agrarreform auf den oberschlesischen Teil der Woiwodschaft Schlesien, 

4. ein Gesetzentwurf liber die Erweiterung der Verordnung des Staatsprasidenten liber 
die Entgegennahme von Grundstlicken als Entgelt fur bestimmte geldliche 
Verpflichtungen auf Ostoberschlesien. 



Wie der der Regierung nahestehende Exprefi Poranny bemerkt, wird die Annahme der 
Gesetze die Parzellierung des deutschen Grundbesitzes in Polnisch-Oberschlesien zur Folge 
haben. DaB die Gesetze in erster Linie den Zweck verfolgen, den ausgedehnten Waldbesitz 
des Fursten PleB zu enteignen, diirfte auBer Zweifel stehen. Das wird bedauerlicherweise 
zur Folge haben, daB wiederum eine groBe Anzahl deutscher Volksangehoriger urn ihre 
Existenz gebracht werden wird. Es eroffnet keine gunstigen Aussichten fur die Zukunft, wenn 
einen Tag nach dem 15. Juli - dem Ablauf des Genfer Abkommens - und obwohl wir noch 
mitten in Verhandlungen mit der Polnischen Regierung liber die Minderheitenerklarung sowie 
uber die fur die Agrarreform wichtige Frage der "wohlerworbenen Rechte" stehen, derartige 
gesetzliche MaBnahmen ergriffen werden, von denen die zu 2 bis 4 genannten die Interessen 
der deutschen Minderheit aufs schwerste verletzen. 

von Moltke 



Nr. 94 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 30. Juli 1937 

AuBenminister Beck bat mich heute zu sich, um die Besprechungen liber die 
Minderheitenerklarung weiter fortzufuhren. Er drlickte zunachst sein Bedauern darliber aus, 
daB die Angelegenheit sich so stark verzogert hatte. Der Besuch des Konigs von Rumanien 
sowie die schwierigen Verhandlungen liber den Wawel-Konflikt hatten ihm keine Zeit 
gelassen, sich mit der Frage der Minderheitenerklarung zu befassen. SchlieBlich hatten in den 
letzten Tagen auch die Sejmsitzungen liber die mit dem Ablauf der Genfer Konvention zu- mi 
sammenhangenden Gesetze seine Zeit voll in Anspruch genommen. Herr Beck unterlieB 
nicht, bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, daB er groBe Mlihe gehabt habe, die in Rede 
stehenden Gesetze, insbesondere das Gesetz liber die Agrarreform und die Gerichtssprache, 
gegen den starken Widerstand von chauvinistischer Seite durchzubringen. Er freue sich, daB 
es gelungen sei, die Zulassung der deutschen Sprache vor Gericht flir die Minderheit 
durchzusetzen und die Agrarreform so zu gestalten, daB ihre Durchflihrung nicht in einem 
schnelleren Tempo erfolgen werde als in den anderen Provinzen. 

Herr Beck libergab mir darauf den von ihm abgeanderten Entwurf flir die 
Minderheitenerklarung. Wir sind in eine nahere Prlifung des Textes nicht eingetreten, sondern 
haben eine weitere Besprechung flir die nachste Woche verabredet. 

Ich habe dann die Gelegenheit benutzt, um in Erwiderung auf die optimistischen 
Ausflihrungen des Ministers liber die neuen polnischen Gesetze darzulegen, daB diese Gesetze 
sowie liberhaupt alles, was sich hier im Zusammenhang mit dem 15. Juli- abgespielt hat, uns 
keineswegs befriedigt, sondern vielmehr sehr enttauscht hatten. Insbesondere gelte das flir das 
Gesetz liber die Agrarreform, dessen libereilte Einflihrung den Eindruck hervorrufen mlisse, 
als sei beabsichtigt, in einer Frage, die zwischen uns noch offen sei und in der wir u. a. auch 
bereits die Moglichkeit einer schiedsgerichtlichen Entscheidung in Anregung gebracht hatten, 
ein fait accompli zu schaffen. Auch das Gesetz liber die Liquidierung der PleBangelegenheit 
sei keine Losung in unserem Sinne, denn wenn es auch vielleicht jetzt einen Ausweg aus der 
verfahrenen Situation biete, so sei doch aus der sehr langen Vorgeschichte, wie insbesondere 



auch aus der seinerzeit von uns angestrebten und spater nur aus Riicksicht auf die 
Verstandigungspolitik zuriickgezogenen Klage vor der Haager Cour bekannt, welches unsere 
Auffassung liber diese Angelegenheit sei. Was das Sprachengesetz anbetreffe, so wolle ich 
zwar die guten Absichten des Ministers nicht in Zweifel ziehen, mlisse aber darauf hinweisen, 
daB die Zulassung der deutschen Sprache im Gerichtsverkehr doch nur einen sehr 
bescheidenen Vorteil darstelle, nachdem im ganzen sonstigen Verkehr mit den Behorden die 
deutsche Sprache ausdriicklich untersagt worden sei. Als ein besonders schwerer Schlag 
gegen das Deutschtum in Ost-Oberschlesien werde aber das vom schlesischen Sejm 
angenommene Gesetz iiber die Organisation der evangelischen Kirche- von uns empfunden, 
zumal auch der ErlaB dieses Gesetzes ein fait accompli schaffe in einer Frage, die wir gemaB 
Ziffer 4 unseres Erklarungsentwurfes zu einem Programmpunkte unserer Aussprache gemacht 
hatten. Die uberschnelle Verabschiedung dieses Gesetzes unmittelbar nach Ablauf der Genfer 
Konvention und ohne vorherige Fuhlungnahme mit den betroffenen kirchlichen Kreisen habe 
uns um so mehr befremdet, als nach verschiedenen AuBerungen maBgebender 
Personlichkeiten hatte angenommen werden konnen, daB der Ablauf der Konvention nicht 
eine Intensivierung des Volkstumskampfes und eine tatsachliche Schlechterstellung der 
deutschen Volksgruppe in Ost-Oberschlesien zur Folge haben werde. Er, Herr Beck, selbst 
habe im im Laufe der letzten Verhandlungen mir gegeniiber darauf hingewiesen, daB die 
verhaBte, als Beeintrachtigung der Souveranitat empfundene Genfer Konvention in erster 
Linie schuld daran sei, wenn die untergeordneten Behorden in Oberschlesien sich nicht in die 
von der Zentrale gewunschte Minderheitenpolitik hineinfinden konnten, und daB alles besser 
werden wiirde, wenn erst die vollig autonome Handhabung dieser Fragen auf Grand der 
polnischen Verfassung hergestellt sein werde. Wir hatten aber schon aus den anlaBlich des 15. 
Juli erschienenen Artikeln der Regierungspresse, die unisono einen Triumphgesang liber die 
trotz Genfer Konvention und trotz internationaler Behorden erzielten Erfolge der 
Entdeutschungspolitik angestimmt hatten, sehr enttauschende Eindrlicke erhalten und das 
Bukett minderheitenfeindlicher Gesetze, das uns unmittelbar nach dem 15. Juli serviert 
worden sei, habe das Geflihl ernster Sorge hinsichtlich der weiteren Gestaltung der polnischen 
Minderheitenpolitik nur noch verstarkt. 

Ich habe im weiteren Verlauf der Unterredung ausflihrlich darauf hingewiesen, daB im 
Gegensatz zu den Verhaltnissen in Deutschland die wirtschaftliche Lage der Minderheit sich 
immer katastrophaler gestaltet habe dadurch, daB der Minderheit auf alien Gebieten, sei es in 
der Landwirtschaft oder Industrie, sei es im Handwerk oder in den freien Berufen, planmaBig 
jede Existenzbasis entzogen wiirde, woflir die erschreckende Statistik liber die 
Arbeitslosigkeit innerhalb der Minderheit ein deutlicher Beweis sei. Ich habe Herrn Beck, der 
diese Tatsachen zu bestreiten versuchte, dringend nahegelegt, sich einmal liber diese 
Verhaltnisse orientieren zu lassen und daflir zu sorgen, daB der mit der Erklarung vom 26. 
Januar 1934 nicht zu vereinbarende minderheitenfeindliche Geist, wie er aus dem Konitzer 
ProzeB 61 und besonders deutlich auch aus den letzten Sejmdebatten zu erkennen sei, endlich 
einmal beseitigt werde. Ich wolle nur hoffen, daB die den Gegenstand unserer Erorterungen 
bildende Minderheitenerklarung eine Wendung der Politik herbeiflihren werde, und mlisse 
weisungsgemaB darauf hinweisen, daB z. B. klinftig die Anwendung der Agrarreformgesetze 
und der Grenzzonenverordnung zu Entdeutschungszwecken nach Ansicht der Deutschen 
Regierung mit der Minderheitenerklarung nicht mehr vereinbar sei. 

Herr Beck kam dann auf die verschiedenen, von uns als diskriminierend angesehenen 
oberschlesischen Gesetze zu sprechen. Er bemerkte, diese Gesetze hatten frliher oder spater 
doch erlassen werden mlissen, und er hatte es fur besser gehalten, ihre Verabschiedung nicht 
hinauszuzogern, weil es nur so moglich gewesen sei, den sehr viel weitergehenden 
Forderungen der Chauvinisten entgegenzutreten. Wenn jetzt erst einmal Ruhe eingetreten sein 



werde, so wiirde es leichter sein, hinsichtlich einer verniinftigen Gestaltung der 
Minderheitenpolitik einen Druck auszuiiben. Er hoffe im iibrigen auch seinerseits, daB die 
beabsichtigte Minderheitenerklarung eine gute Wirkung ausliben wiirde. Er sehe in dieser 
Erklarung einen bedeutsamen Akt, der eine gute Basis flir 1221 eine verniinftige 
Minderheitenpolitik abgeben konne. Voraussetzung sei allerdings, daB beide Regierungen 
sich bemiihten, den in den Erklarungen bekundeten guten Willen auch in die Tat umzusetzen. 
Er werde seinerseits dafiir sorgen, daB das hier geschehe, und das gleiche gelte auch von dem 
Ministerprasidenten und den iibrigen in Frage kommenden Ressortministern, mit denen er die 
Erklarung eingehend besprochen habe. 

von Moltke 



Nr. 95 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 26. August 1937 

In heutiger Unterredung iiber Minderheitencommunique hat AuBenminister unsere 
Formulierung angenommen. 

Herr Beck unterstrich erneut die politische und praktische Bedeutung der Vereinbarung, von 
der zu hoffen sei, daB sie eine Entspannung auf dem Gebiet der Minderheitenfrage 
herbeifiihren werde. Die Polnische Regierung sei gewillt, "defaire un effort serieux". Er lege 
deshalb auch groBen Wert darauf, daB die Veroffentlichung erst erfolge, wenn der 
Ministerprasident, der gleichzeitig Innenminister ist, wieder im Lande sei, wodurch die 
Kundgebung fur polnische Offentlichkeit ein groBeres Gewicht erhalten wiirde. Im iibrigen 
habe er den Ministerprasidenten, der voraussichtlich ubermorgen zuriickkommen werde, 
bereits orientiert und sein generelles Einverstandnis erhalten, so daB irgendwelche 
Abanderungswunsche von seiner Seite nicht mehr zu erwarten seien. 

Ich habe Herrn Beck gegeniiber zum Ausdruck gebracht, daB seine Auffassung iiber die 
Bedeutung des Communiques von uns geteilt werde. Im Laufe der weiteren Unterhaltung 
habe ich erneut darauf hingewiesen, daB kunftige Anwendung Grenzzonenverordnung oder 
der Agrarreform zu Entdeutschungszwecken mit Communique nicht vereinbar sei. 

Bezuglich des Zeitpunkts der Veroffentlichung ist einstweilen der Mittwoch nachster Woche 
in Aussicht genommen. 

Moltke 



Nr. 96 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 28. August 1937 

Am Montag, dem 30. August, wird der schlesische Sejm als Dringlichkeitsantrag den Entwurf 
fur das neue Gesetz liber die Privatschulen und privaten Unterrichts- und Erziehungsanstalten 
behandeln und sehr wahrscheinlich am gleichen Tage in dritter Lesung verabschieden. Dieser 
neue Gesetzentwurf hat flir das Privatschulwesen der deutschen Volksgruppe in Ost- 
Oberschlesien tiefgreifende Bedeutung. 



£ioo] Es muB auBerordentlich befremden, daB der neue Gesetzentwurf, der dem schlesischen 
Sejm vorliegt, Anderungen des Staatsgesetzes vom 11. Marz 1932 vorsieht, die in ihrer 
Auswirkung zu schweren Beeintrachtigungen der kulturellen Interessen der deutschen 
Bevolkerung Ost-Oberschlesiens fiihren konnen und - wie nach den bisherigen Erfahrungen 
anzunehmen ist - auch fiihren werden. Die deutsche Bevolkerung wird durch diesen 
Gesetzentwurf mit neuen, ernstesten Sorgen um ihr Schicksal erfiillt. 

Noldeke 



Nr. 97 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 1. September 1937 

Bitte AuBenminister Beck durch Kabinettschef mitteilen, daB zustandige deutsche Stellen zur 
Zeit noch mit Priifung oberschlesischen Gesetzes iiber Privatschulwesen befaBt, das in eine 
von Minderheitenerklarung behandelte wichtige Materie eingreife. Da Priifung noch nicht 
abgeschlossen, miisse Mitteilung iiber Zeitpunkt Veroffentlichung der Minderheitenerklarung 
vorbehalten bleiben. 

Bismarck 



Nr. 98 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 7. September 1937 

Ich habe heute eine eingehende Unterredung mit dem AuBenminister gehabt, in der ich 
nachdriicklichst darauf hinwies, daB oberschlesisches Schulgesetz in volligem Widerspruch 
zu Wortlaut und Sinn der von uns vorbereiteten Minderheitenerklarung steht. Unsere 
Wunsche habe ich gemaB dortiger Weisung formuliert. 



Er erklare, daB er nur in der Lage sei, die grands atzliche Einstellung der Polnischen 
Regierang zu gesamtem, durch das Schulgesetz aufgeworfenem Problem darzulegen. Das 
Gesetz solle selbstverstandlich nicht bisherige Situation der Minderheit verschlechtern; die 
Tatsache, daB trotz des neuen Gesetzes das Schuljahr am 1. September begonnen habe, ohne 
in der Praxis irgendeine Einschrankung zu bringen, konne als Beweis flir diese Tendenz 
angesehen werden. Auf Grand alarmierender Meldungen der deutschen Presse habe er sofort 
die Aufmerksamkeit des Ministerprasidenten auf die Angelegenheit gelenkt, und dieser habe 
unverzuglich an die lokalen Behorden die Weisungen ergehen lassen, die notwendig waren, 
um die Durchflihrang des Gesetzes mit dem Sinne der Minderheitenerklarung in Einklang zu 
bringen. Auch der Ministerprasident wiinsche, ebenso wie er selbst, daB die unsere 
Beziehungen belastende Minderheitenfrage endlich einmal bereinigt werde. 



rion Bei dieser Sachlage habe ich es im Hinblick auf die morgen bevorstehende Abreise 
AuBenministers nach Genf flir richtig gehalten, mit Rucksicht auf die flir die Zukunft doch 
immerhin recht wertvollen Zusicherungen des Ministers der Veroffentlichung der 
Minderheitenerklarung nunmehr zustimmen zu sollen. Da Beck Wert darauf legte, im 
Zeitpunkt der Veroffentlichung in Warschau anwesend zu sein, muBte aber Festsetzung 
genaueren Datums zunachst offenbleiben. 

Moltke 



Nr. 99 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 7. September 1937 

Ich habe nach meiner heutigen Ruckkehr nach Warschau sofort eine langere Unterredung mit 
Herrn Beck gehabt, liber deren Verlauf ich telegraphisch berichtet habe.- Ich habe den 
Eindruck, daB Herr Beck liber das von dem Woiwoden vorbereitete Schulgesetz nicht vorher 
orientiert war und daB im librigen durch das Eingreifen des Ministerprasidenten jetzt die 
erforderlichen Kautelen geschaffen sind, um das Gesetz mit dem Sinn der vereinbarten 
Minderheitenerklarung in Einklang zu bringen. Anscheinend handelt es sich um einen 
Sabotageversuch des Woiwoden Grazynski, der - wie wir bereits aus verschiedenen 
Anzeichen beobachten konnten und wie mir auch von sehr gut orientierter Seite bestatigt wird 
- alle Hebel in Bewegung setzt, um das Zustandekommen irgendwelcher Vereinbarungen liber 
Minderheitenschutz zu verhindern, weil er beflirchtet, in seiner radikalen 
Entdeutschungspolitik gestort zu werden. 

von Moltke 



Nr. 100 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 6. Oktober 1937 

Herr Beck, der mich heute in Sachen der Minderheitserklarung empfing, betonte zunachst 
erneut den ernsthaften Willen der Polnischen Regierung, das Communique zum 
Ausgangspunkt einer Aktion zu machen, die nicht nur atmospharisch, sondern auch sachlich 
eine Besserung der Lage herbeifiihrt. Diesem Zwecke solle auch ein Empfang der 
Minderheitsfuhrer durch den Staatsprasidenten dienen, wobei erwartet werde, daB 
entsprechende Geste auch in Berlin erfolge. 

Moltke 



[102] 

Nr. 101 
Ubereinstimmende Erklarung der Deutschen und der Polnischen Regierung tiber den 

Schutz der beiderseitigen Minderheiten, 
veroffentlicht am 5. November 1937 

Die Deutsche Regierung und die Polnische Regierung haben AnlaB genommen, die Lage der 
deutschen Minderheit in Polen und der polnischen Minderheit in Deutschland zum 
Gegenstand einer freundschaftlichen Aussprache zu machen. Sie sind ubereinstimmend der 
Uberzeugung, daB die Behandlung dieser Minderheiten flir die weitere Entwicklung der 
freundnachbarlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen von groBer Bedeutung ist 
und daB in jedem der beiden Lander das Wohlergehen der Minderheit um so sicherer 
gewahrleistet werden kann, wenn die GewiBheit besteht, daB in dem anderen Land nach den 
gleichen Grundsatzen verfahren wird. Zu ihrer Genugtuung haben die beiden Regierungen 
deshalb feststellen konnen, daB jeder der beiden Staaten im Rahmen seiner Souveranitat flir 
die Behandlung der genannten Minderheiten nachstehende Grundsatze als maBgebend 
ansieht: 

1. Die gegenseitige Achtung deutschen und polnischen Volkstums verbietet von selbst 
jeden Versuch, die Minderheit zwangsweise zu assimilieren, die Zugehorigkeit zur 
Minderheit in Frage zu stellen oder das Bekenntnis der Zugehorigkeit zur Minderheit 
zu behindern. Insbesondere wird auf die jugendlichen Angehorigen der Minderheit 
keinerlei Druck ausgeiibt werden, um sie ihrer Zugehorigkeit zur Minderheit zu 
entfremden. 

2. Die Angehorigen der Minderheit haben das Recht auf freien Gebrauch ihrer Sprache 
in Wort und Schrift sowohl in ihren personlichen und wirtschaftlichen Beziehungen 
wie in der Presse und in offentlichen Versammlungen. 

Den Angehorigen der Minderheit werden aus der Pflege ihrer Muttersprache und 
der Brauche ihres Volkstums sowohl im offentlichen wie im privaten Leben keine 
Nachteile erwachsen. 

3. Das Recht der Angehorigen der Minderheit, sich zu Vereinigungen, auch zu solchen 
kultureller und wirtschaftlicher Art, zusammenzuschlieBen, wird gewahrleistet. 



4. Die Minderheit darf Schulen in ihrer Mutter spr ache erhalten und errichten. 

Auf kirchlichem Gebiet wird den Angehorigen der Minderheit die Pflege ihres 
religiosen Lebens in ihrer Muttersprache und die kirchliche Organisierung gewahrt. In 
die bestehenden Beziehungen auf dem Gebiet des Bekenntnisses und der caritativen 
Betatigung wird nicht eingegriffen werden. 

5. Die Angehorigen der Minderheit diirfen wegen ihrer Zugehorigkeit zur Minderheit 
in der Wahl oder bei der Ausiibung eines Berufes oder einer wirtschaftlichen Tatigkeit 
nicht behindert oder benachteiligt werden. Sie genieBen auf wirtschaftlichem Gebiet 
die gleichen Rechte wie die Angehorigen des Staatsvolkes, insbesondere hinsichtlich 
des Besitzes oder Erwerbs von Grundstucken. 

Die vorstehenden Grundsatze sollen in keiner Weise die Pflicht der Angehorigen der 
Minderheit zur uneingeschrankten Loyalitat gegeniiber dem Staat,*** dem sie angehoren, 
beriihren. Sie sind in dem Bestreben festgesetzt worden, der Minderheit gerechte 
Daseinsverhaltnisse und ein harmonisches Zusammenleben mit dem Staatsvolk zu 
gewahrleisten, was zur forts chreitenden Festigung des freundnachbarlichen Verhaltnisses 
zwischen Deutschland und Polen beitragen wird. 



[103] 

Nr. 102 

Erklarung des Ftihrers 

beim Empfang der Polnischen Volksgruppenvertreter, 

5. November 1937 

Die ubereinstimmende deutsch-polnische Erklarung iiber den Schutz der beiderseitigen 
fremden Volksgruppen, die heute von beiden Landern veroffentlicht wird, soil die 
freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Volkern verbessern und festigen. Die 
praktische Ausfuhrung der in dieser Erklarung enthaltenen Richtlinien kann wesentlich zur 
Erreichung dieses Zieles beitragen. 

Das Bestreben der Reichsregierung geht dahin, das Zusammenleben der polnischen 
Volksgruppe mit dem deutschen Staatsvolke harmonisch und innerlich friedlich zu gestalten. 

Ich stelle fest, daB der Wille der Reichsregierung, jedem Reichsburger Brot und Arbeit zu 
verschaffen, auch gegeniiber den Angehorigen der polnischen Volksgruppe besteht und 
durchgefuhrt ist. In der Zeit groBer Arbeitslosigkeit und groBer Entbehrungen, denen 
Angehorige der deutschen Volksgruppen in Europa noch vielfach ausgesetzt sind, nimmt die 
polnische Volksgruppe an dem wirtschaftlichen Aufstieg des Reiches in vollem Umfange teil. 
Gleiche Fortschritte sind in der kulturellen Betatigung der polnischen Volksgruppe gemacht 
worden, wie ihre vielseitigen organisatorischen Einrichtungen und neuerdings die Errichtung 
einer weiteren hoheren polnischen Schule in Deutschland beweisen. Die Polen in Deutschland 
mussen aber stets dessen eingedenk sein, daB der Gewahrung von Schutzrechten die loyale 
Erfullung der dem Staate zu leistenden Pflichten und der Gehorsam gegen die Gesetze 
gleichwertig gegenubertreten. 



Der Schutz der deutschen Volksgruppe in Polen, vor allem in ihrem Recht auf Arbeit und 
Verbleib auf ihrer angestammten Scholle, wird auch zur Sicherung der polnischen 
Volksgruppe in Deutschland beitragen. 

Das hone Ziel des Paktes, den ich seinerzeit mit dem groBen Polnischen Staatschef Marschall 
Josef Pilsudski geschlossen habe, wird durch diese gemeinsame deutsch-polnische Erklarung 
zur Minderheitenfrage seiner Verwirklichung nahergeriickt.- 



1 



Nr. 103 

Erklarung des Polnischen Staatsprasidenten 

beim Empfang der Deutschen Volksgruppenvertreter, 

5. November 1937 

(Ubersetzung) 

Aus AnlaB der heute veroffentlichten Erklarung der Polnischen Regierung liber die 
Behandlung der deutschen Minderheit in Polen empfing der Polnische Staatsprasident als 
Vertreter der deutschen Minderheit die Senatoren Hasbach und Wiesner und Herrn Kohnert. 



Q04] Der Staatsprasident hat seine Befriedigung iiber die in beiden Landern veroffentlichten 
Erklarungen, die im Sinne der deutsch-polnischen Verstandigung vom 26. Januar 1934 
abgefaBt sind, ausgedriickt und hat versichert, daB die deutsche Minderheit in Polen bei einer 
loyalen Einstellung zum polnischen Staat und dessen Verfassung auch weiterhin auf eine 
freundliche Betrachtung ihrer Interessen seitens der Polnischen Regierung rechnen konne. 



Nr. 104 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 5. November 1937 

Ich habe heute dem Polnischen Botschafter ein Aide-Memoire iibergeben, in dem eine Reihe 
von Erwartungen iiber die zukunftige Behandlung der deutschen Minderheiten in Polen 
ausgesprochen sind, die wir bei den gegenseitigen Erklarungen besonders im Auge hatten. 
Der Botschafter nahm diese Zusammenstellung an, ohne Bemerkungen dazu zu machen, und 
wird sie seiner Regierung zustellen. 

Frhr. von Neurath 



Anlage 

Aide-Memoire 



Berlin, den 5. November 1937 

Die Deutsche Regierung spricht anlaBlich der Veroffentlichung der deutsch-polnischen 
Minderheitenerklarung die Erwartung aus, daB alsbald MaBnahmen getroffen werden, urn die 
deutsche Volksgruppe in Polen vor jeder unterschiedlichen Behandlung gegeniiber dem 
Staatsvolk zu sichern, insbesondere bei der Anwendung des Agrarreformgesetzes und der 
Grenzzonenverordnung sowie auf wirtschaftlichem und beruflichem Gebiet, vor allem bei der 
Einstellung und Entlassung deutschstammiger Arbeiter. 

Im Hinblick auf die MaBnahmen, die in der Woiwodschaft Schlesien wahrend der 
Verhandlungen liber die Minderheitenerklarung getroffen worden sind, legt die Deutsche 
Regierung besonderen Wert darauf, daB die Lage der deutschen Minderheit auf dem Gebiete 
des Schul- und Kirchenwesens keine Verschlechterung erfahrt. 

Die Deutsche Regierung halt es weiterhin zur Erreichung der mit der Minderheitenerklarung 
verfolgten Ziele flir unerlaBlich, daB auf die Faktoren der offentlichen Meinungsbildung, 
insbesondere auf die Presse und den Westverband, entsprechend eingewirkt wird. 

Ferner wird angeregt, regelmaBig wiederkehrende Aussprachen zwischen Vertretern beider 
Staaten liber die in der Minderheitenerklarung behandelten Fragen stattfinden zu lassen. 

Die Deutsche Regierung bittet schlieBlich zu erwagen, die in den letzten Jahren gegen 
Angehorige der deutschen Volksgruppe in Polen durchgeflihrten Strafverfahren politischen 
Charakters in groBzligiger Weise durch die Gewahrung von Begnadigungen oder 
Strafaussetzungen zu liquidieren. 



Anmerlumgeii: 



55 Der Wortlaut stellt einen Vorentwurf der unter Nr. 101 abgedruckten Erklarung dar. 
...zurtick... 

56 Vgl. Nr. 88 , S.93 , Anm. [54] - -zuruck... 

57 Vgl. Nr. 81 , Anm. T441 . ...zuruck... 

CO 

Es ist auch in den weiteren Verhandlungen nicht gelungen, die Ausweisung der Optanten 
aus Ostoberschlesien zu verhindern. ...zuruck... 

59 Das Datum des Ablaufs des Genfer Abkommens liber Oberschlesien. ...zuruck... 

60 Das ohne Flihlungnahme mit der deutschen Kirchenleitung erlassene Gesetz anderte unter 
AuBerachtlassung der bisherigen Grundlagen des kirchlichen Rechts und der Bestimmungen 
der polnischen Staatsverfassung in scheinbar vorlaufiger, in Wahrheit aber endgliltiger Form 
die Verfassung der unierten evangelischen Kirche in der Weise, daB der Woiwode als 
Vertreter des polnischen Staates auf die Bildung und Besetzung der kirchlichen Organe 



entscheidenden EinfluB erlangte. Das Pfarrwahlrecht wurde den Gemeinden genommen und 
in die Hand des worn - iibrigens katholischen - Woiwoden kontrollierten "Vorlaufigen 
Kirchenrats" gelegt. [Anm. d. Scriptorium: siehe auch Artikel "Die kirchliche Lage in Polen " von Hans 
Schadewaldt] ...zuruck... 

61 Der Konitzer ProzeB betraf folgenden Fall: Zwei altere Damen, denen das Gut Kensau, 
Kreis Tuchel, gehorte, hatten etwa 20 zum Teil jugendliche Arbeitslose deutschen Volkstums 
angeworben, um ihren Park abzuholzen und in einen Gemiisegarten umzuwandeln. Die 
polnischen Behorden waren der Ansicht, daB es sich um ein getarntes Arbeitsdienstlager nach 
deutschem Muster gehandelt habe und stellten die beiden Gutsbesitzerinnen sowie die 
Arbeitslosen unter Anklage. Es wurden Gefangnis- und Haftstrafen von insgesamt 15 Jahren 
1 1 Monaten verhangt. 

Die Strafen wurden spater im Berufungsverfahren auf insgesamt 12 Jahre 5 Monate 
herabgesetzt unter Bewilligung einer Bewahrungsfrist an die meisten Verurteilten. ...zuruck... 

62 Vgl. Nr. 98 . ...zuruck... 

63 Gelegentlich dieses Empfangs machte der Fiihrer davon Mitteilung, daB er die Freilassung 
einer Anzahl in Haft befindlicher Angehoriger der polnischen Volksgruppe in Deutschland, 
die in ihrer politischen Betatigung mit den deutschen Gesetzen in Widerspruch geraten waren, 
angeordnet habe. ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 



Anm. d. Scriptorium: 
VI. Nichtbeachtung Eine noch mehr ins 

der Deutsch-Polnischen Minderheitenerklarung durch Emzelne gehende 

pi Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen ah die in den 

folgenden Kapiteln 

gegebene finden Sie in 

dem Buch Die 

deutsche Volksgruppe 

in Polen 1934-39. 



(November 1937 bis November 1938) 

Nr. 105 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige 

Amt 

Bericht 



Kattowitz, den 22. November 1937 



Entgegen den anlaBlich des Ablaufs der Genfer Konvention 

abgegebenen Zusicherungen des Woiwoden Grazynski, daB keinerlei Absichten bestunden, 
die kulturelle Entwicklung des deutschen Elements in Ostoberschlesien einzuschranken, setzt 
sich die Bedriickungs- und Entlassungswelle gegen deutschstammige Angestellte und 
Arbeiter der Industrie fort. Die Not der Deutschen wachst mit jedem Monat und verscharft 
sich fortgesetzt durch neue Kundigungen und Entlassungen. Nach lOjahriger Amtstatigkeit 
des Woiwoden Grazynski sind 75 v. H. der Deutschen in Ostoberschlesien mit ihren Familien 
um die Existenz gebracht worden. 



Ferner sind allein innerhalb der letzten drei Jahre (1934 bis 1937), d. h. also seit dem deutsch- 
polnischen Verstandigungspakt, in der Schwerindustrie 840 deutsche hohere Angestellte 
entlassen und groBtenteils durch polnische Krafte ersetzt worden. 

Die Entlassungen werden selbst nach Veroffentlichung der deutsch-polnischen 
Minderheitenerklarung vom 5. November- fortgesetzt, obwohl in Punkt 5 dieser Erklarung 
der Schutz des Arbeitsplatzes des deutschen Arbeiters ausdrucklich gesichert wird und 
obwohl die Auftragslage der Werke, wie es das Anblasen eines neuen Hochofens zeigt, als 
durchaus giinstig anzusprechen ist. 

Noldeke 



Nr. 106 
Der Deutsche Konsul in Krakau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Krakau, den 22. November 1937 

Die allpolnische Jugend in Krakau hielt am 19. d. M. 8 Uhr abends im Kollegium Majus der 
hiesigen Universitat eine Versammlung ab, die durch eine Rede des deutschfeindlichen 
Professors Dr. Folkierski eroffnet wurde. Nach SchluB der Versammlung begaben sich die 
aufgehetzten Studenten und sonstigen Teilnehmer in der Anzahl von einigen hundert 
Personen mit den Rufen: "Es lebe das polnische Danzig!" "Nieder mit den Deutschen!" zum 
Deutschen Konsulat, um hier zu demonstrieren. 

Schillinger 



Nr. 107 

Aufzeichnung des Dirigenten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 25. November 1937 

Ich habe heute den Polnischen Geschaftstrager Prinz Lubomirski empfangen und habe ihn 
darauf hingewiesen, daB mit Bezug auf die deutsche Minderheit in Polen uns die 
Arbeitslosigkeit in Oberschlesien im Augenblick die ernsteste Sorge bereite. Auch nach 
Abgabe der Minderheitenerklarung hatten die Entlassungen deutscher Arbeiter in 
Oberschlesien nicht aufgehort, wahrend wir im Gegenteil gehofft hatten, daB 
Neueinstellungen vorgenommen wiirden. Wir hielten es daher flir erforderlich, daB, um einen 
Beweis des guten Willens der Polnischen Regierung abzugeben, polnischerseits alles getan 
wurde, um dem Zustand der fortgesetzten Entlassungen deutscher Arbeiter ein Ende zu 
bereiten und statt dessen Neueinstellungen vorzunehmen. Prinz Lubomirski verwies darauf, 
daB in Polen im Augenblick die Arbeitslosigkeit saisonmaBig im Industriegebiet 



Ostoberschlesiens zugenommen habe, versprach aber, diese Frage seiner Regierung in dem 
von mir ausgefiihrten Sinne vorschlagen zu wollen. 

Ftirst von Bismarck 



Nr. 108 

Der Dirigent der Politischen Abteilung des Auswartigen Amts 

an den Polnischen Geschaftstrager 

Berlin, den 7. Dezember 1937 

Sehr geehrter Prinz Lubomirski! 

Unter Bezugnahme auf die kiirzlich zwischen uns stattgefundene Besprechung— erlaube ich 
mir, Hinen in der Anlage zwei Meldungen der Kattowitzer Zeitung vom 27728. v. M. und 1. d. 
M. zu ubersenden, aus denen hervorgeht, daB in letzter Zeit fortgesetzt deutsche Arbeiter in 
groBerem Umfange aus den oberschlesischen Industriewerken entlassen worden sind. 
Andererseits ist aus der erstgenannten Meldung zu entnehmen, daB die Belegschaftsziffer der 
Bismarckhutte standig steigt. Ich darf erneut darauf hinweisen, daB die schwere 
wirtschaftliche Lage der deutschen Arbeiter in Ostoberschlesien von der Deutschen 
Regierung mit groBter Sorge verfolgt wird. Ich ware Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Regierung 
entsprechend informieren und sie bitten wiirden, tunlichst bald MaBnahmen zu treffen, die 
bewirken, daB nicht nur die gegenwartige Entwicklung zum Stillstand kommt, sondern 
dariiber hinaus deutsche Arbeiter wieder eingestellt werden. 

Ftirst von Bismarck 



[107] 

Nr. 109 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 11. Dezember 1937 

Im AnschluB an eine Unterredung, die ich heute liber politische Fragen mit Herrn Beck hatte, 
habe ich die Lage der Minderheiten entsprechend den Weisungen des Herrn Reichsministers 
zur Sprache gebracht. Ich verwies eingangs auf die Bemuhungen des Auswartigen Amts, die 
praktische Durchfuhrung des Minderheiten-Communiques durch Einwirkung auf die 
Verwaltungsbehorden sicherzustellen, und erklarte, daB wir leider auf polnischer Seite eine 
entsprechende Einstellung vermiBten, so daB schon das Gefiihl einer gewissen Enttauschung 
vorhanden sei. Verschiedene Vorkommnisse der letzten Zeit schienen uns sogar in direktem 
Widerspruch zu den Formulierungen des Minderheiten-Communiques zu stehen. 

Ich beruhrte dann zunachst die Frage der von der Halbinsel Hela ausgewiesenen deutschen 
Fischer.— Herr Beck unterbrach mich sofort und erklarte, es handele sich hier um eine rein 



militarische Angelegenheit, die nichts mit dem Minderheitenproblem zu tun hatte. Ich 
erwiderte, daB wir fur die militarischen Belange durchaus Verstandnis hatten, aber daB wir 
doch die Frage aufwerfen miiBten, ob es wohl notwendig sei, die Ausweisungen mitten im 
Winter vorzunehmen und obendrein in einer Weise, die erkennen lasse, daB flir die weitere 
Unterbringung und flir irgendeine Flirsorge in keiner Weise gesorgt sei. Ich bat Herrn Beck, 
sich dieses Falls personlich anzunehmen. 

Des weiteren verwies ich auf die bis in die letzten Tage fortgesetzte Aktion des 
Westmarkenverbandes, die gegen den deutschen Handel und deutsche Kaufleute gerichtet sei. 
Herrn Beck schien diese Angelegenheit nicht bekannt zu sein. Er bemerkte, daB es naturlich 
nicht moglich sei, die Anwendung der Richtlinien des Minderheiten-Communiques bei alien 
in Frage kommenden Stellen sofort sicherzustellen; es bedurfe hierzu einer gewissen Zeit. Der 
Ministerprasident sei aber entschlossen, in dieser Richtung zu wirken und die in Frage 
kommenden Stellen mit entsprechenden Weisungen zu versehen. Wie er, Herr Beck, noch 
gerade heute in einer Unterredung mit dem Ministerprasidenten festgestellt habe, befasse sich 
dieser zur Zeit gerade mit diesem Problem. Auch die Frage, ob gegebenenfalls durch gewisse 
Amnestierungen eine dem Geiste des Minderheitenabkommens entsprechende Geste gemacht 
werden konne, werde gepriift - aber man mlisse noch ein wenig Geduld haben.— 



[log] Mit besonderem Nachdruck wies ich darauf hin, daB sich in Oberschlesien nicht das 
geringste geandert habe und daB hier Absetzungen und Ausweisungen von Pfarrern sowie 
Entlassungen von Arbeitern in einer Weise fortgesetzt wiirden, die mit dem Geiste des 
Minderheiten-Communiques schwer vereinbar sei. Herr Beck erwiderte, daB er hinsichtlich 
der Arbeiterfrage eher optimistisch sei, obwohl der EinfluB des Staates auf diese 
Angelegenheiten jetzt geringer sei als friiher, daB er aber hinsichtlich der kirchlichen Fragen 
zur Zeit gar keine Moglichkeit einer befriedigenden Losung sahe. Die Lage sei leider durch 
die widersetzliche Haltung der evangelischen Geistlichen auBerordentlich erschwert worden. 
Er habe seinen Kabinettschef Grafen Lubienski nach Oberschlesien geschickt, um die Frage 
an Ort und Stelle zu priifen und gegebenenfalls auf den Woiwoden einzuwirken. Bei 
einigermaBen gutem Willen von seiten der evangelischen Geistlichkeit wiirde es wohl 
moglich sein, zu einer friedlichen Regelung zu gelangen. Das Gesetz sei elastisch genug 
gefaBt, um Moglichkeiten hierzu zu bieten. Aber es habe sich bei der von ihm angeordneten 
Untersuchung herausgestellt, daB die unkluge Haltung der Geistlichen jede Intervention 
unmoglich mache. Wenn die Geistlichen erklarten, daB sie ein rite zustande gekommenes 
Gesetz nicht anerkennten, so konne der Staat sich eine solche Haltung nicht gefallen lassen. 

Ich entgegnete Herrn Beck, daB dieses ungluckliche Gesetz die Geistlichen vor 
Entscheidungen stelle, die sie vor ihrem Gewissen nicht verantworten konnten. Da dieses 
Gesetz nur provisorischen Charakter habe und, wie er mir selbst friiher gesagt habe, ein 
grundlegendes, allgemeines Gesetz in Vorbereitung sei, so sollte es doch wohl moglich sein, 
die Durchflihrung des vorlaufigen Gesetzes, das schon infolge der Unterstellung unter einen 
katholischen Kirchenoberen eine unmogliche Konstruktion sei, bis zum ErlaB des endgliltigen 
Gesetzes zurlickzustellen und in der Zwischenzeit Verhandlungen mit der Kirche zu flihren. 
Herr Beck erwiderte, daB eine solche Regelung nicht moglich sei, weil bis zum ErlaB des 
endgliltigen Gesetzes, das durch den Sejm verabschiedet werden mlisse, noch zu lange Zeit 
vergehen wiirde. Im librigen sei schon wiederholt vergeblich der Versuch gemacht worden, 
mit den Geistlichen zu verhandeln, was ich in Abrede stellte. Herr Beck verwies ferner auch 
heute wieder auf die Lage in Deutschland, wo die Widersetzlichkeit der evangelischen 
Geistlichen sogar zu Verhaftungen flihre, wahrend man hier das an sich durchaus mogliche 
Eingreifen des Staatsanwaltes bisher vermieden habe. Ich lehnte jeden Vergleich mit 
deutschen Verhaltnissen als vollig abwegig ab. Es sei ein bedauerlicher Irrtum, die 



oberschlesischen Geistlichen als Revolutionare und Staatsfeinde anzusehen. Sie wiinschten 
nichts sehnlicher, als weiter in Ruhe ihres Amtes walten zu konnen und friedliche Seelsorger 
der ihnen anvertrauten Gemeinde zu sein. Man dlirfe von ihnen nur nichts Unmogliches 
verlangen. 

Da ein sachliches Ergebnis im Rahmen dieser Unterhaltung nicht zu erreichen war, habe ich 
mien darauf beschrankt, Herrn Beck abschlieBend zu erklaren, wir seien liberzeugt, daB er in 
der Lage sei, eine befriedigende Losung herbeizufiihren, und wir hatten das feste Vertrauen, 
daB er entsprechend handeln wiirde. 

von Moltke 



[109] 

Nr. 110 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 11. Januar 1938 

In der Kattowitzer Zeitung vom 31. Dezember 1937 ist ein Aufsatz unter dem Titel "1.100 
deutsche Arbeiter entlassen" erschienen, auf den ich ergebenst hinweise. Der Artikel enthalt 
eine Ubersicht liber die im letzten Jahr erfolgten Arbeiter- und Angestelltenentlassungen in 
der ostoberschlesischen Industrie. Ich bitte das darin enthaltene Material, iiber dessen 
Zuverlassigkeit kein Zweifel besteht, dem Polnischen AuBenministerium gegeniiber zu 
verwerten. 

Im Auftrag 

Schliep 



Nr. 1 1 1 
Aufzeichnung eines Beamten der Kulturabteilung des Auswartigen Amts 

Berlin, den 25. Januar 1938 

Ich habe heute Legationssekretar Malhomme von der Polnischen Botschaft zu mir gebeten, 
um mit ihm liber verschiedene Fragen zu sprechen. 

1. Zunachst brachte ich die Frage des Eichendorff-Gymnasiums in Konigshutte zur 
Sprache, dem entgegen den ausdrucklichen Zusagen der polnischen Schulbehorde das 
Offentlichkeitsrecht nicht zugebilligt worden ist. 

2. Ich fiihrte ferner aus, daB bei den mundlichen Verhandlungen, die im vergangenen 
Sommer zu einem gentlemen-agreement zwischen AuBenminister Beck und 
Botschafter von Moltke iiber das Gymnasium in Marienwerder gefuhrt hatten, die 
Verhandlungsbasis die gewesen sei, daB von deutscher Seite die Eroffnung des 



Gymnasiums Marienwerder durchgefuhrt werden wiirde, wahrend die Polen folgende 
Gegenleistungen machen sollten: Riickgabe der Offentlichkeitsrechte flir die 
deutschen Gymnasien in Graudenz und Posen, Erlaubnis flir die Fertigstellung des 
Neubaus flir das deutsche Gymnasium in Bromberg und Weiterfuhrung des 
Bromberger Gymnasiums in den jetzigen Raumen bis zur Fertigstellung des Neubaus. 
Die Polen hatten zugestimmt. Die deutsche Zusage, namlich die Eroffnung des 
polnischen Gymnasiums in Marienwerder, sei bereits seit mehreren Monaten 
durchgefuhrt, wahrend polnischerseits so gut wie iiberhaupt noch nichts geschehen sei. 
Trotz wiederholter Vorstellungen bei der Polnischen Botschaft in Berlin und durch die 
Deutsche Botschaft in Warschau sei bisher lediglich die Weiterfuhrung des 
Gymnasiums in Bromberg in den alten Raumen genehmigt worden. Die 
Offentlichkeitsrechte in Posen und Graudenz seien nicht wieder verliehen worden und 
auch die Frage des Neubaus sei noch ungeklart. Es sei flir die innerdeutschen Stellen 
unverstandlich, daB die Polnische Regierung ihre festen Zusagen nicht einhielte. 

von Fries 



Nr. 112 
Aufzeichnung eines Beamten der Kulturabteilung des Auswartigen Amts 

Berlin, den 8. Februar 1938 

Der Legationssekretar der Polnischen Botschaft Malhomme rief mich an, um mir im Verfolg 
seiner Unterhaltung mit Legationssekretar von Fries- folgendes mitzuteilen: 

Es sei ein Irrtum unsererseits anzunehmen, daB das Offentlichkeitsrecht flir Konigshutte 
aufgehoben sei. Das Offentlichkeitsrecht bestehe an sich. Aber infolge der Schulreform in 
Polen sei es notig, eine Anzahl von Formalitaten zu erfiillen, damit das Offentlichkeitsrecht in 
Wirksamkeit treten konne. Dies sei von deutscher Seite bisher verabsaumt worden. Ich habe 
Herrn Malhomme erwidert, daB ich seine Ausfiihrungen nicht verstande. Aus welchem 
Grunde das Offentlichkeitsrecht flir die Schule in Konigshutte auBer Kraft gesetzt sei, sei mir 
ziemlich gleichgiiltig. Ich miisse jedenfalls konstatieren, daB es zur Zeit nicht ausgelibt 
werden konne, und darum drehe sich unsere Beschwerde. Wenn er mir jetzt mitteile, daB 
einige Formalitaten nachzuholen seien und daB dann das Offentlichkeitsrecht 
wiederhergestellt wiirde, so nahme ich diese Mitteilung zur Kenntnis, um sie den zustandigen 
Stellen zuzuleiten. Ich muBte ihm aber gleich erklaren, daB wir in letzter Zeit derartig viele 
Enttauschungen mit Mitteilungen der hiesigen Polnischen Botschaft beziiglich 
Entgegenkommen polnischer Behorden erlebt hatten, daB ich die Frage Konigshutte erst als 
erledigt ansehen konnte, wenn die Mitteilung des Herrn Malhomme in die Wirklichkeit 
umgesetzt sei. 

Herr Malhomme versicherte darauf, daB er sein moglichstes tue, daB aber doch immer die 
Mentalitat im Grenzkampf beriicksichtigt werden miisse. Ich habe ihm darauf erwidert, daB es 
mir vor allem darauf ankomme, daB Zusagen, die gemacht wiirden, auch eingehalten werden. 

von Twardowski 



Nr. 113 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 11. Marz 1938 

Senator Wiesner behandelte in der Senatssitzung vom letzten Dienstag die Frage der 
Arbeitslosigkeit unter den Deutschen in Polen, wobei er darauf hinwies, daB wahrend der 15 
Jahre, in denen Schlesien unter dem Schutz der Genfer Konvention gestanden hat, die 
deutschen Arbeiter und Angestellten systematisch entlassen worden seien und daB dieser 
Vorgang auch nach dem Ablauf der Konvention andauere. An diesem Zustande habe auch die 
Minderheitenerklarung vom 5. November nichts geandert. Im allgemeinen sei der Stand der 
beschaftigten Bergarbeiter in Oberschlesien im Jahre 1937 von 44.500 auf 53.600 und in der 
Eisen- und Huttenindustrie von 23.400 auf 26.600 gestiegen, gleichzeitig seien aber Hunderte 
von deutschen Arbeitern entlassen am worden. Senator Wiesner konnte an Beispielen 
nachweisen, daB die Entlassungen auch nach der Minderheitenerklarung andauerten, obwohl 
in dieser ausdriicklich festgelegt worden sei, daB jeder das Recht auf seinen Arbeitsplatz 
besitze und niemandem aus seinem Bekenntnis zum Deutschtum ein Schaden erwachsen 
diirfe. 

Es seien nicht nur bewahrte Facharbeiter, sondern auch Familienvater, die bis zu 10 Kinder 
hatten, entlassen worden. Einzelne von ihnen seien aufgefordert worden, ihre Kinder aus der 
deutschen Schule zu nehmen, anderenfalls wiirden sie ihre Arbeit verlieren. Daraus gehe 
hervor, daB einzig und allein das Bekenntnis der Arbeiter zum Deutschtum die Ursache fur 
die Entlassungen gewesen sei. 

Bei den deutschen Arbeitern sei eine Arbeitslosigkeit von 60 bis 80% festzustellen. 

Bei den deutschen Angestellten sei die Lage ebenso ungiinstig. Nicht weniger als 1.248 
Mitglieder der Gewerkschaft deutscher Angestellter seien in den Jahren 1934 bis 1937 
entlassen worden. 

SchlieBlich wies Senator Wiesner darauf hin, daB die Lage der schulentlassenen deutschen 
Jugend ganz besonders trostlos sei, da sie keine Lehrstellen bekommen konne, und zwar nur 
aus dem Grunde, weil sie deutsche Schulen besucht habe. Ungefahr 14.000 bis 16.000 
deutsche Jungen und Madchen im Alter von 15 bis 18 Jahren hatten seit dem Austritt aus der 
Schule keine systematische Arbeitsschulung erfahren. 

Wir mussen leider wieder die Feststellung machen, daB die Minderheitenerklarung sich auch 
auf dem wichtigen Gebiet des Arbeitsmarktes nicht in der Weise ausgewirkt hat, wie das den 
Zusicherungen der Polnischen Regierung entsprochen hatte. 

von Moltke 



Nr. 114 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 27. Mai 1938 

Leider hat die Minderheitenerklarung worn 5. November v. J. auch auf dem Schulgebiet keine 
Erleichterung gebracht. 

1. Seit der Minderheitenerklarung haben die Polen 7 zum Teil sehr groBe deutsche 
Schulen geschlossen, und zwar in Westpolen Karmin, Dominowo und Stralkowo und 
in Wolhynien Luck, Jozefin, Cezaryn und Dabrowa. 

2. Bei den Verhandlungen liber die Minderheitenerklarung waren wir auf Wunsch der 
Polen auf ein Junctim fur die Eroffnung des Gymnasiums in Marienwerder 
eingegangen. Die polnische Gegenleistung bestand praktisch nur in der Zuriickziehung 
mehrerer von Polen ad hoc getroffener Beschrankungen, namlich: 

a) Wiedererteilung des entzogenen Offentlichkeitsrechts fur die Gymnasien in 
Graudenz und Posen. 

b) Erlaubnis zum Weiterbau des Gymnasiums in Bromberg. 

ni2i Obwohl die Polnische Botschaft bereits im Dezember v. J. die restlose 
Durchfuhrung behauptete, ist dies bisher nicht erfolgt. Nach vielfachen Vorstellungen 
in Warschau und Berlin ist das Offentlichkeitsrecht flir Graudenz gewahrt worden, 
wahrend es flir Posen auch jetzt noch nicht voll erteilt ist. Fur den Neubau in 
Bromberg wurde nicht einmal die Beendigung des Daches vor dem Winter genehmigt, 
so daB Witterungsschaden entstanden. Nachdem seitens der Botschaft kurzlich die 
Weiterbauerlaubnis durchgesetzt worden ist, haben sofort baupolizeiliche Schikanen 
eingesetzt, so daB der Bau praktisch weiter stilliegt. Wir warten nunmehr schon fast 
ein ganzes Jahr auf Erfullung der polnischen Zusage, wahrend wir unsererseits unsere 
Zusage sofort erfullt haben.— 

3. Aus fruherer Zeit besteht noch ein Junctim zwischen dem Neubau des 
Kindergartens in Posenbruck und dem Neubau der deutschen Privatschule in 
Neutomischel, das gleichfalls nur auf deutscher Seite erfullt worden ist. Der deutsche 
Neubau steht seit 1930 unbenutzt. Trotz der Minderheitenerklarung nehmen die Polen 
die im Schulstreik befindlichen deutschen Eltern in Neutomischel in schwere Strafen. 

AbschlieBend kann gesagt werden, daB die endliche Erfullung der beiden genannten Junctim 
(Ziffer 2 und 3) weitere Verhandlungen erleichtern wiirde. Die Einrichtung einer Gemischten 
Kommission konnte auch auf diesem Gebiet gute Erfolge haben. 

Im Auftrag 

von Twardowski 



Nr. 115 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 30. Juli 1938 

Ich habe heute weisungsgemaB den Kabinettschef des Polnischen AuBenministers Grafen 
Lubienski aufgesucht und habe ihn urn eine Aufklarung wegen des kurzlich ergangenen 
Verbots des Weiterbaues der deutschen Schule in Bromberg gebeten. Graf Lubienski erklarte 
mir, daB AuBenminister Beck, mit dem er noch vor seiner gestern erfolgten Abreise iiber die 
Angelegenheit gesprochen habe, ihn ermachtigt habe, mir mitzuteilen, daB man 
polnischerseits an dem zwischen ihm und dem Botschafter von Moltke vereinbarten 
gentlemen-agreement — festhalten wolle, obwohl sich der AuBenminister nicht recht 
entsinnen konne, daB als Gegenleistung fur die Genehmigung des polnischen Gymnasiums in 
Marienwerder auf polnischer Seite auBer der Erteilung der Offentlichkeitsrechte flir die 
deutschen Gymnasien in Posen und Graudenz auch die Erlaubnis zum Weiterbau der Schule 
in Bromberg urspriinglich versprochen worden sei. Er (Lubienski) habe sich inzwischen liber 
die technische Seite der Angelegenheit informiert und er hoffe, das jetzt ausgesprochene 
Verbot kurzerhand wieder riickgangig machen zu konnen. Nach der Ruckkehr von Oslo will 
er mir weitere Nachricht iiber den Erfolg seiner Schritte zukommen lassen. 

von Wuhlisch 



[113] 

Nr. 116 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 23. August 1938 

Die vom Generalkonsulat Thorn gemeldeten deutschfeindlichen Kundgebungen des 
Westverbandes sind zum Gegenstand einer eingehenden Besprechung mit Herrn Kunicki 
gemacht worden. Hierbei wurde darauf hingewiesen, daB diese Kundgebungen einen 
ausgesprochen deutschfeindlichen Charakter getragen hatten, was sich j a bei den 
Demonstrationen vor dem deutschen Generalkonsulat klar gezeigt habe. Auch die Tatsache, 
daB kurzlich im Konsulatsgebaude Fensterscheiben eingeschlagen wurden, ist in diesem 
Zusammenhange zur Sprache gebracht worden, mit dem Ersuchen, dafiir zu sorgen, daB 
derartige Vorkommnisse in Zukunft sich nicht wiederholen mogen. 

Ferner ist weisungsgemaB darauf hingewiesen worden, daB wir den wirtschaftlichen Boykott 
gegen das Deutschtum, der immer groBere AusmaBe annehme, als schwere Belastung flir das 
deutsch-polnische Verhaltnis empfanden. Da alle diese Aktionen immer wieder von dem 
polnischen Westverbande ausgingen, muBten wir dringend bitten, nunmehr unverzuglich 
gegen diese Organisation vorzugehen. Die gegenwartige, hochst unbefriedigende Lage konne 
weder in unserem noch im polnischen Interesse liegen und es sei zu hoffen, daB die Polnische 
Regierung sich endlich zu durchgreifenden MaBnahmen entschlieBen werde. 

von Moltke 



Nr. 117 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 2. September 1938 

Die Haltung der polnischen Presse und anderer Faktoren der polnischen Offentlichkeit 
Deutschland gegeniiber ist in der letzten Zeit unverkennbar schlechter geworden. Sie war 
niemals befriedigend und blieb stets hinter den Erwartungen zuriick, die deutscherseits 
vielfach an das politische Abkommen-und an die Presseabrede von 1934— geknupft worden 
waren. Die dem Polnischen AuBenministerium nahestehenden Zeitungen und sonstigen 
meinungspolitischen Faktoren zeigten zwar meist ein korrektes Verhalten und in manchen, 
besonders auBenpolitischen Fragen ofters auch eine positiv zu beurteilende Einstellung, aber 
nicht einmal das sogenannte Lager der Nationalen Einigung, d. h. die zwecks Gewinnung der 
"Massen" fur das herrschende System geschaffene regierungsparteiliche Organisation, 
verzichtet darauf, im Wettbewerb mit den ubrigen politischen Gruppen antideutsche 
Schlagworte auszuspielen, um dadurch an Popularitat zu gewinnen. 

Die Polnische Regierung verhalt sich diesen Vorgangen gegeniiber reichlich reserviert; 
jedenfalls sind Anzeichen fur eine energischere Gegenwirkung nicht vorhanden. Es mag 
zugegeben werden, daB die polnischen Behorden in ihren EinfluBmoglichkeiten auf die Presse 
beschrankt sind, aber eine so weitgehende Passivitat kann doch wohl nur dadurch erklart 
werden, daB die Regierung sich scheut, ihre Machtmittel zum Schutz der unpopularen 
deutschen Belange einzusetzen, wahrend sie fur ihre eigenen Interessen eine weit groBere 
Energie aufbringt. Und daB man z. B. nicht in der Lage sein sollte, die wiederholten rnn 
aufreizenden Demonstrationen in den Stadten der Westgebiete, die von dem der Regierung 
nahestehenden Westmarkenverband in Szene gesetzt werden, zu verhindern, scheint wenig 
glaubwiirdig. 

Es kann der Regierung nicht verborgen sein, daB diese passive Haltung allmahlich eine 
Atmosphare entstehen laBt, die mit der deutsch-polnischen Verstandigungspolitik immer 
schwerer in Einklang zu bringen ist. Freilich hat man hier Deutschland gegeniiber niemals 
sehr herzliche Tone angeschlagen und namentlich in kritischen Momenten wurde von jeher 
Wert darauf gelegt, die Beziehungen nicht zu eng erscheinen zu lassen. Aber daB jetzt z. B. 
vor einem deutschen Generalkonsulat ungehindert der HaBgesang des "Rota"-Liedes ertonen 
konnte, ist doch immerhin ein Vorgang, der seit 1934 nicht mehr zu beobachten war. Es ist 
offensichtlich, daB die Becksche Politik heute noch weniger popular ist als friiher und daB der 
AuBenminister selbst sich Zuriickhaltung auferlegen muB. Wir haben ja in dem bekannten Fall 
des deutschen Gymnasiums in Bromberg, wo ganz offenbar das mit Beck abgeschlossene 
gentlemen-agreement von Seiten der inneren Verwaltung sabotiert worden ist, 22 ein deutliches 
Anzeichen fur die inneren Spannungen gehabt, die hier vorhanden sind. Und in der Tat 
scheint in der Regierung gerade hinsichtlich der Deutschlandpolitik Becks eine nicht ganz 
einheitliche Beurteilung vorzuliegen. Jedenfalls ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daB 
sowohl der Kriegsminister wie Marschall Smigly-Rydz die Becksche Politik nicht mit ganzen 
Herzen mitmachen. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, daB selbst ein alter 
Vorkampfer der Verstandigung mit Deutschland, wie der Chefredakteur des Wilnaer Slowo 
Mackiewicz, unlangst in einem fast sensationell wirkenden Artikel Becks Politik angegriffen 
hat, mit dem Vorwurf, daB er liber der Freundschaft mit Deutschland die Beziehungen zu 
Frankreich und England vernachlassige und aus dem Zusammengehen mit Deutschland keine 
entsprechenden Vorteile fiir Polen gewonnen habe. 



Ich habe die ungiinstige Entwicklung der hiesigen offentlichen Meinung und die besonders 
deutschfeindlichen Kundgebungen der letzten Zeit, nachdem ich bereits vor einigen Tagen 
das gleiche Thema bei dem Stellvertretenden Vizeminister Arciszewski angeschnitten hatte, 
gestern auch noch Herrn Beck gegeniiber in ernster Form zur Sprache gebracht. Herr Beck 
bestritt nicht, daB die Lage unbefriedigend sei; er habe gleich nach seiner Ruckkehr vom 
Urlaub von sich aus den Ministerprasidenten darauf aufmerksam gemacht und bei diesem 
voiles Verstandnis gefunden. Auf meine Bemerkung, daB wir nicht verstehen konnten, warum 
nicht wenigstens den wiederholten Demonstrationen des Westverbandes ein Riegel 
vorgeschoben werde, erwiderte Herr Beck, es sei nicht zweckmaBig, lediglich mit Verboten 
vorzugehen, sondern manchmal besser, ein Ventil zu offnen. Man hatte sich deshalb darauf 
beschrankt, die sehr viel weitergehenden Absichten der Demonstranten auf ein geringes MaB 
zuriickzuschrauben. Im ubrigen versuchte Herr Beck die gegen Deutschland gerichteten 
Angriffe in ihrer Bedeutung abzuschwachen und versicherte, daB die Regierung sich in keiner 
Weise durch die Nervositat der offentlichen Meinung beeinflussen lasse, sondern an der alten 
politischen Linie festhalte. 

Wenn Herr Beck diese AuBerung auch in sehr bestimmter Form machte, so wird man sich 
doch nicht dariiber tauschen diirfen, daB hier bereits jetzt eine fur uns unfreundliche 
Stimmung vorhanden ist, die die EntschluBfreiheit der Regierung in entscheidenden Fragen 
immerhin beeinflussen konnte. 

von Moltke 



Anmechun$cn: 

64 Vgl. Nr. 101 . ...zuruck... 

65 Vgl. Nr. 107 . ...zuruck... 

66 In den Jahren 1937/38 wurden etwa 160 alteingesessene deutsche Fischerfamilien - 
insgesamt 600 Personen - aus der Halbinsel Hela ausgewiesen. Da die Polnische Regierung 
sich trotz wiederholter und dringender Vorstellungen der Deutschen Botschaft nicht bereit 
fand, fur eine anderweitige Unterbringung dieser Familien Sorge zu tragen, wurden sie 
schlieBlich, um sie vor dem volligen Untergang zu bewahren, von der Deutschen Regierung 
im Reichsgebiet angesiedelt, obwohl die meisten die polnische Staatsangehorigkeit besaBen. 
Die Bemuhungen, wenigstens eine Entschadigung flir die enteigneten Hauser und 
Grundstucke zu erhalten, blieben ebenfalls erfolglos. ...zuruck... 

67 Deutscherseits war eine Amnestierung polnischer Minderheitsangehoriger bereits 
gelegentlich der Veroffentlichung der Minderheitenerklarung vorgenommen worden. Vgl. Nr. 
102 . Anm. T631 . ...zuriick... 

68 Vgl. Nr. 111 . ...zuruck... 

69 Vgl. Nr. 111 . ...zuruck... 



69a Vgl. Nr. 111 . ...zuriick... 

70 Vgl. Nr. 37 . .. .zuriick... 

71 Vgl. Nr. 77, Anm. T421 . ...zuriick... 

72 Vgl. Nr. Ill , 114 und 115. ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Forts.) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

VII. Der Deutsch-Polnische Notenaustausch 

uber das Olsa-Gebiet und das Polnische Vorgehen 

gegen die dortige Deutsche Volksgruppe 

(Oktober 1938 bis Marz 1939) 

Nr. 118 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 15. Oktober 1938 

Eine Zusammenstellung von Meldungen liber deutschfeindliche Vorgange im Olsa-Gebiet ist 
heute dem Ersten Sekretar der Polnischen Botschaft Herrn Malhomme mit dem Bemerken 
iibergeben worden, daB die betreffenden Nachrichten zwar noch nicht hatten nachgepriift 
werden konnen, daB aber, wenn sie auch nur zum Teil der Wirklichkeit entsprachen, die Lage 
in diesem Gebiet vom deutschen Standpunkt aus als hochst unerfreulich bezeichnet werden 
mlisse. Herr Malhomme ist gleichzeitig auf die groBe Erregung hingewiesen worden, die 
durch das gemeldete polnische Vorgehen in deutschen Kreisen weit liber das Grenzgebiet 
hinaus hervorgerufen worden ist. Er wurde gebeten, seiner Regierung von der 
Zusammenstellung zwecks Veranlassung des Erforderlichen Kenntnis zu geben und 
versprach, noch mit dem heute abgehenden Kurier nach Warschau berichten zu wollen. 

Ich bitte, auch dortseits tunlichst bald im Polnischen AuBenministerium ernste Vorstellungen 
zu erheben und liber das VeranlaBte zu berichten.— 

Im Auftrag 

Fiirst von Bismarck 



Nr. 119 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 



Warschau, den 25. Oktober 1938 

Der Notenaustausch, betreffend die Behandlung der deutschen Minderheit in Teschen, ist am 
18./20. d. M. vollzogen worden. In der Anlage beehre ich mien, die beiden Noten vorzulegen. 

von Moltke 

[116] 

Anlagen 

Der Deutsche Botschafter in Warschau 
an den Polnischen Minister fur Auswartige Angelegenheiten 

Warschau, den 18. Oktober 1938 

Herr Minister! 

Im Hinblick auf die Angliederung bisher tschechischen Gebietes an den Polnischen Staat 
beehre ich mich auftragsgemaB, die Aufmerksamkeit Euerer Exzellenz auf einen Umstand zu 
lenken, dem die Deutsche Regierung in Ubereinstimmung mit der offentlichen Meinung in 
Deutschland besondere Wichtigkeit beimiBt. 

In den genannten Gebieten ist eine erhebliche Anzahl von Angehorigen des deutschen 
Volkstums ansassig, die besonders dort, wo sie in groBeren Gruppen zusammenwohnen, 
eigene soziale und kulturelle Einrichtungen unterhalten. Die Deutsche Regierung geht davon 
aus, daB sich die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen, die sich 
bei der Behandlung des tschechischen Problems erneut bewahrt haben, kiinftig auch bei der 
Behandlung derjenigen Deutschen als wirksam erweisen, die nunmehr Angehorige des 
Polnischen Staates werden. Die Deutsche Regierung erwartet deshalb, daB diese Deutschen 
nach den Zeiten der Bedriickung, die sie durchlebt haben, seitens der polnischen Behorden 
eine Behandlung erfahren, die den seinerzeit von beiden Seiten abgegebenen 
Minderheitenerklarungen- entspricht, und daB sie demgemaB nicht nur ihren gegenwartigen 
kulturellen Besitzstand aufrechterhalten konnen, sondern dariiber hinaus im Rahmen des 
Polnischen Staates glucklichere Daseinsbedingungen finden werden, als sie ihnen bisher 
zuteil geworden sind. 

Ebenso halt die Deutsche Regierung es flir selbstverstandlich, daB den deutschen 
Reichsangehorigen, die in den bezeichneten Gebieten wohnen, aus dem Wechsel der 
Staatsgewalt keinerlei Nachteile erwachsen und daB sie insbesondere in der Durchfuhrung 
ihrer bisherigen Berufstatigkeit nicht beeintrachtigt werden. 

Ich bin beauftragt zu erklaren, daB die Deutsche Regierung ihrerseits ihr Verhalten nach den 
gleichen Grundsatzen gegenliber polnischen Volks- oder Staatsangehorigen regeln wird, die 
sich in dem Gebiet befinden, das jetzt aus tschechischer in deutsche Staatsgewalt uberfuhrt 
wird. 

Soweit polnische Volks- oder Staatsangehorige in den jetzt Deutschland zufallenden Gebieten 
und soweit umgekehrt deutsche Volks- oder Staatsangehorige in den jetzt Polen zufallenden 
Gebieten den Wunsch haben, das Staatsgebiet zu verlassen, schlagt die Deutsche Regierung 
vor, die sich hieraus ergebenden Fragen alsbald durch eine besondere Vereinbarung zu regeln. 



Genehmigen Sie, usw. 

von Moltke 



Der Polnische Minister fur Auswartige Angelegenheiten 
an den Deutschen Botschafter in Warschau 

(Ubersetzung) 
Warschau, den 20. Oktober 1938 

Herr Botschafter! 

Ich beehre mich, den Empfang des Schreibens Euerer Exzellenz vom 18. Oktober 1938 zu 
bestatigen, in welchem Euere Exzellenz auf gewisse Zentren von Personen deutschen 
Volkstums aufmerksam machen, die sich in den letzthin Polen durch die Tschechoslowakei 
zuriickgegebenen Gebieten befinden. Es handelt sich hierbei um Personen, die polnische 
Staatsburger werden. 

Ich mochte vor allem der Uberzeugung Ausdruck verleihen, daB die Anwendung der deutsch- 
polnischen Minderheitenerklarung vom 5. November 1937- auf diese Minderheit wie auch 
auf die polnische Minderheit, welche auf Grand der letzthin durchgefuhrten territorialen 
Anderungen zum Deutschen Reich gekommen ist und die ebenfalls groBere geschlossene 
Zentren aufweist, diesen Minderheiten nicht nur die Moglichkeit geben wird, ihren bisherigen 
kulturellen Besitzstand zu behaupten, sondern ihnen auch glucklichere Daseinsbedingungen 
verschaffen wird, als das bis jetzt der Fall war. 

Auch beziiglich der Frage des Aufenthalts deutscher Staatsangehoriger in dem besagten 
Gebiet wird die Polnische Regierung eine wohlwollende Haltung unter der Bedingung der 
Gegenseitigkeit und unter der selbstverstandlichen Wahrung der im polnischen Staate 
geltenden Gesetze einnehmen. 

Ferner ist die Polnische Regierung auch beziiglich der Personen, welche die Gebiete, die sie 
jetzt bewohnen, verlassen wollen, uberzeugt, daB sich dieses Problem fur den Fall, daB es 
aktuell wird, gunstig und ohne Nachteil flir beide Staaten wird regeln lassen. 

SchlieBlich beehre ich mich der Uberzeugung Ausdruck zu geben, daB die Atmosphare der 
zwischen beiden Staaten herrschenden freundschaftlichen Beziehungen zu einer Regelung der 
obigen Fragen beitragen wird. 



Genehmigen Sie, usw. 



Der Minister 

In Vertretung 

Szembek 



Nr. 120 
Der Reichsminister des Innern an das Auswartige Amt 

Berlin, den 5. November 1938 

Als Riickwirkung der EntdeutschungsmaBnahmen, die mit der Besetzung des Teschener 
Gebiets durch polnische Truppen begonnen haben, ist ein auBerordentlich starker Zustrom 
von Fliichtlingen festzustellen. Allein in den mir unterstehenden Fliichtlingslagern wurden bis 
zum heutigen Tage liber 5.000 Personen gezahlt. Abgesehen hiervon sind noch viele 
Fliichtlinge iiber die nisi Reichsgrenze gekommen, die sich in keinem Lager gemeldet haben. 
Deren Zahl diirfte ebenfalls in die Tausende gehen. Ungefahr 30 bis 40% der deutschen 
Bevolkerung des Teschener Landes diirfte bereits die Heimat verlassen haben.- Trotz der von 
deutscher Seite angeordneten Grenzsperre kommen auch jetzt noch taglich ungefahr 120 
Fliichtlinge iiber die Grenze, da sie im Olsagebiet dem Hunger preisgegeben sind. 

Von den Fliichtlingen wird nur ein geringer Teil in die Heimat zuriickkehren konnen, da den 
meisten polnischerseits der Grenzubertritt nur gegen den schriftlichen Verzicht auf die 
Ruckkehr erlaubt worden ist. 

Im Auftrag 

Vollert 



Nr. 121 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Geschaftstrager in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 26. November 1938 

Nach den von den verschiedensten Stellen hier eingegangenen Informationen dauert die 
Entdeutschung des Olsagebiets durch polnische MaBnahmen trotz des Notenwechsels mit der 
Polnischen Regierung iiber den Schutz der Minderheiten unvermindert an. Diese MaBnahmen 
liegen insbesondere auf folgenden Gebieten: 

a. Verdrangung vom Arbeitsplatz 

Den deutschen Arbeitnehmern wird in der Regel entweder von ihrem Arbeitgeber oder 
behordlicherseits eroffnet, daB sie mit einer Weiterbeschaftigung nur rechnen konnten, wenn 
sie nach drei Monaten den Nachweis der Beherrschung der polnischen Sprache erbracht 
hatten. In einigen Betrieben, z. B. im Eisenwerk Trzyniec, wurde den Arbeitern der Zutritt nur 
gegen Vorzeigung eines Ausweises einer polnischen Organisation gestattet, wenn sie auf 
einer Unbedenklichkeitsliste verzeichnet waren. Durch solche Bedingungen werden die 
Arbeitnehmer praktisch gezwungen, schon jetzt ihre Stellungen aufzugeben. In zahlreichen 
Fallen sind deutsche Arbeiter sogar sofort nach der Besetzung des Landes durch die 
polnischen Truppen entweder ohne Weiterzahlung der Lohne und Gehalter bis auf weiteres 
beurlaubt oder auch entlassen worden, wahrend gleichzeitig polnischstammige Arbeiter neu 
eingestellt wurden. In den Freistadter Industriewerken ist gerade in den letzten Tagen wieder 
zahlreichen deutschstammigen Arbeitern zum nachstzulassigen Termin gekundigt worden. 
Betroffen werden vornehmlich Familienvater, die ihre Kinder nicht zur polnischen Schule 
angemeldet haben. In Oderberg erhielten in der vorigen Woche samtliche Arbeiter und 
Angestellten der Olraffinerie "Odra", soweit sie dem deutschen Volkstum angehoren, die 



Kiindigung zum 31. Dezember d. J., das Rohrenwalzwerk Hahn in Neu-Oderberg hat etwa 50 
deutschstammigen Angestellten und liber 100 deutschen Arbeitern zum 31. Dezember 1930 
gekiindigt. 

Neben Arbeitern und kleinen Angestellten von privaten Betrieben sind in zahlreichen Fallen 
auch leitende deutschstammige Beamte, wie Ingenieure und Direktoren, entlassen oder ohne 
Weiterzahlung des Gehalts bis auf weiteres beurlaubt worden. 

T1191 



b. Einstellung der Zahlungen an Pensionare 

Soweit fruhere Arbeiter, Angestellte und Beamte bisher von den tschechischen Arbeitgebern 
oder ihren Verbanden oder vom Staat bzw. den Gemeinden Unterstutzungen oder Pensionen 
erhielten, werden diese seit dem Souveranitatswechsel nicht mehr gezahlt. Die betroffenen 
Familien sind nunmehr vollig mittellos. Die Folge ist, daB auch in diesen Kreisen des 
Deutschtums eine trostlose wirtschaftliche Lage herrscht. 

c. Behinderung der deutschen Betriebe durch Zwangsverwalter 
Die bei der Besetzung in deutsche Betriebe eingesetzten polnischen Zwangsverwalter sind 
bisher nicht zuruckgezogen worden. Durch diese Zwangsverwaltungen wird die Fiihrung der 
Betriebe in unertraglicher Weise erschwert, der Betrieb letzten Endes sogar ruiniert. 
d. Schwierigkeiten bei der Erteilung von Ruckreisesichtvermerken an Reichsdeutsche in 

wirtschaftlichen Stellungen 
Bei der Erteilung von Ruckreisesichtvermerken flir Reichsangehorige, die im Olsagebiet 
wirtschaftlich tatig sind und aus beruflichen Griinden genotigt sind, haufig Reisen in das 
Ausland zu unternehmen, werden seitens der zustandigen polnischen Stellen so groBe 
Schwierigkeiten gemacht, daB diesen Personen ihre Berufsausiibung wesentlich erschwert, 
teilweise sogar unterbunden wird. 

e. Schadigungen des deutschen Schulwesens 
Wahrend der Betrieb der polnischen Schulen seit Wochen in vollem Gange ist; werden der 
Wiedereroffnung der deutschen Schulen alle nur erdenklichen Schwierigkeiten bereitet. So 
sind z. B. zahlreichen deutschen Eltern schulpflichtiger Kinder schriftliche Aufforderungen 
des Inhalts zugegangen, daB die Leitung der am Ort befindlichen polnischen Schule sie 
letztmalig auffordere, ihre Kinder innerhalb von 24 Stunden nach der Zustellung dieser 
Aufforderung bei der polnischen Schule einzuschreiben, andernfalls sie bestraft oder 
ausgewiesen werden wlirden. 

Wenn trotz dieser Drohungen die deutschen Eltern ihre Kinder zu einer deutschen Schule 
anmelden, so werden wiederum bei dieser Anmeldung die groBten Schwierigkeiten in Form 
von Prufungen gemacht, durch die die Zugehorigkeit zum Deutschtum in Zweifel gezogen 
werden soil. So geht z. B der Kommissar flir das deutsche Schulwesen in Neu-Oderberg in der 
Weise vor, daB er zunachst einmal die angemeldeten Schuler polnisch anspricht. Antworten 
sie ihm polnisch, so lehnt er die Einschreibung entweder von vornherein ab oder fragt sie 
noch nach bekannten Personlichkeiten der polnischen Geschichte. Zeigt sich das angemeldete 
Kind dariiber einigermaBen unterrichtet, so wird es ohne weiteres an die polnische Schule 
verwiesen. Kommen trotz aller dieser Versuche einige Einschreibungen zustande, so werden 
die Verhandlungen mit den noch nicht abgefertigten Eltern plotzlich auf den nachsten Tag 
verschoben, in der Erwartung, daB sich Kinder und Eltern doch noch flir die polnische Schule 
entscheiden werden. Der polnische Direktor des deutschen Gymnasiums in Neu-Oderberg hat 
zahlreiche Anmeldungen von einwandfreien Volksdeutschen lediglich mit der Begrlindung 
zurlickgewiesen, daB die angemeldeten Kinder polnische Namen flihrten. Die 
Einschreibungen deutscher Kinder in die deutsche Schule in Teschen wurde von dem 
polnischen Lehrer Cachl aus Kattowitz dadurch sabotiert, daB er zu den Verhandlungen mit 



den deutschen Eltern Polizeibeamte hinzuzog, die auf die Eltern mit Gummiknlippeln ein- rnoi 
schlugen, wenn sie auf der Einschreibung fur die deutsche Schule bestanden. In zahlreichen 
Fallen haben solche Eltern dem gewaltsamen Druck nachgegeben. Ein weiteres Mittel, das 
deutsche Schulwesen zu schadigen, ist die Festsetzung wesentlich hoherer Schulgelder bei 
deutschen Schulen im Vergleich zu den polnischen. 

Der Erfolg aller dieser MaBnahmen ist ein katastrophaler Ruckgang des gesamten deutschen 
Schulwesens. Wahrend vor der Besetzung Teschens durch die Polen dort 4 hochorganisierte 
offentliche und 1 private Volksschule, 2 offentliche und 1 private Burgerschule, 1 
Gymnasium, 1 Realschule, 1 Handelsschule, 1 staatliche Lehrerbildungsanstalt und eine 
private Lehrerinnenbildungsanstalt vorhanden waren, existiert zur Zeit nur noch eine einzige, 
noch dazu einklassige deutsche Volksschule. Von den friiheren 680 bis 700 Schlilern des 
Gymnasiums in Neu-Oderberg sind lediglich 150 wieder eingeschrieben worden. Die 
deutsche Burgerschule in Neu-Oderberg, die von mehr als 400 Schulern besucht wurde, ist 
noch ganzlich geschlossen. 

Insgesamt sollen bisher etwa nur ein Zehntel der deutschen Kinder, die bisher deutsche 
Schulen besucht haben, wieder zu deutschen Schulen angemeldet worden sein. 

NaturgemaB muB dieser starke Ruckgang der Schulerzahl zahlreiche Entlassungen deutscher 
Lehrer zur Folge halben, die inzwischen auch zum groBten Teil abgewandert sind. 

Ich bitte, die vorstehend gekennzeichnete unertragliche Lage des Deutschtums im Teschener 
Gebiet im Polnischen AuBenministerium eingehend darzulegen und unter Berufung auf den 
Notenwechsel vom 18./20. Oktober 1938 mit allem Nachdruck zu fordern, daB die Polnische 
Regierung nunmehr dort endlich einen den gegebenen Zusicherungen entsprechenden Zustand 
herstellt. 

Im Auftrag 
Woermann 



Nr. 122 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 6. Dezember 1938 

Wegen der EntdeutschungsmaBnahmen im Olsa-Gebiet habe ich weisungsgemaB sehr ernste 
und nachdriickliche Vorstellungen im Polnischen AuBenministerium erhoben,- wobei ich die 
unertragliche Lage des Deutschtums mundlich eingehend dargelegt und auch ein Aide- 
Memoire, in dem unsere Beschwerdepunkte vorgebracht werden, ubergeben habe. 

Der Stellvertretende Leiter der Westabteilung Herr Kunicki, mit dem ich die Unterhaltung 
fiihrte, erklarte, daB er liber die Einzelheiten der polnischen MaBnahmen im Olsa-Gebiet nicht 
unterrichtet sei, daB er aber sofort Nachforschungen anstellen und sich der Angelegenheit mit 
besonderem Interesse annehmen wolle. Er sagte zu, sobald als moglich eine Antwort zu 
erteilen. 



von Wuhlisch 



[121] 

Nr. 123 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 20. Dezember 1938 

Auf die von der Botschaft erhobenen Vorstellungen wegen der EntdeutschungsmaBnahmen 
im Olsa-Gebiet hat der Stellvertretende Leiter der Westabteilung Herr Kunicki heute eine 
vorlaufige Antwort erteilt. 

Bei dieser Gelegenheit ubergab er auch eine Notiz, die sich jedoch meritorisch mit unserer 
Beschwerde nur befaBt, soweit sie sich auf die Lage der Reichsdeutschen bezieht. Da das 
Polnische AuBenministerium auf dem grands atzlichen Standpunkt steht, daB Reklamationen 
fur Minderheitsangehorige unter Vermeidung des diplomatischen Weges unmittelbar von den 
Minderheitsorganen bei den polnischen Behorden vorgebracht werden sollen, hat es sich 
wegen der verschiedenen von uns vorgebrachten Beschwerdepunkte bezuglich der 
Minderheitsangehorigen auf eine mlindliche Antwort beschrankt. 

Bezuglich der Verdrangung vom Arbeitsplatze fiihrte Herr Kunicki aus, daB den polnischen 
Behorden keine genauen Zahlen liber die Arbeiterentlassungen vorlagen, daB wegen der 
Umstellung der Wirtschaft auf die polnischen Verhaltnisse in der Tat Entlassungen hatten 
stattfinden mlissen, daB diese aber gleichmaBig polnische und deutsche Arbeiter betrafen. 

Die Frage der Auszahlung der Pensionen sei inzwischen zum Teil bereinigt worden. Mit einer 
volligen Erledigung dieser Angelegenheit sei in kurzer Zeit zu rechnen. 

Die in die deutschen Betriebe eingesetzten Zwangsverw alter seien zum Teil bereits 
zuriickgezogen worden. Herr Kunicki bat, ihm konkrete Falle zu diesem Thema zu benennen. 

Bezuglich der Schadigungen des deutschen Schulwesens erklarte Herr Kunicki, daB im Olsa- 
Gebiet inzwischen liber 1 .000 Kinder zum Besuch der deutschen Schulen eingetragen worden 
seien. Er entnehme diese Zahl einem Bericht, der aus den ersten Tagen des Dezembers 
stamme. Auf Grand der erfolgten Eintragungen sollten nunmehr folgende deutsche Schulen 
eroffnet werden: 

in Oderberg ein Gymnasium, eine Burgerschule und eine Volksschule, 

in Teschen eine Burgerschule, eine Volksschule und eine Madchenschule. 

Ferner wiirden an der polnischen Schule in Pudlow deutsche Klassen eingerichtet werden. In 
Karwin und Freistadt sei die Zahl der deutschen Kinder zu gering, so daB auf Grand der 
bestehenden Vorschriften deutsche Schulen an diesen Orten nicht eroffnet werden konnten. 

Herr Kunicki erklarte abschlieBend, daB die Zentralbehorden auf dem Standpunkt standen, 
daB auch in dem Olsa-Gebiet die deutsch-polnische Minderheitenerklarang unbedingt 
anzuwenden sei und daB die ortlichen Behorden entsprechende Weisungen erhalten hatten. Er 



miisse zugeben, daB in der ersten Zeit nach der Machtiibernahme durch die Polen in diesem 
Gebiet MaBnahmen getroffen worden seien, wie sie bei einem normalen Funktionieren des 
Verwaltungsapparates nicht vorgekommen waren. Er gab der bestimmten Zuversicht 
Ausdruck, daB in absehbarer Zeit auch im Olsa-Gebiet die Verhaltnisse in ein ruhigeres 
Geleise kommen wiirden. 

von Moltke 



[122] 

Nr. 124 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 4. Januar 1939 

Nach einer vertraulichen Mitteilung des Direktors Olszak liegt bereits eine nachdriickliche 
Weisung des Woiwoden vor, alle nichtpolnischen Arbeiter und Angestellten ohne Rucksicht 
auf irgendwelche fur die Werke nachteilige Folgen zu entlassen. 

von der Damerau 



Nr. 125 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 1. Februar 1939 

Entgegen den Erklarungen des Stellvertretenden Leiters der Westabteilung im Polnischen 
AuBenministerium- haben bisher die EntdeutschungsmaBnahmen im Olsa-Gebiet nicht 
aufgehort, vielmehr wird nach den hier vorliegenden Informationen weiter mit alien Mitteln 
versucht, die dortige deutsche Volksgruppe zu verdrangen. 

Im einzelnen ist in Erganzung des Erlasses vom 26. November 1938- folgendes zu bemerken: 

a. Verdrangung vom Arbeitsplatz 

Die Entlassung volksdeutscher und auch reichsdeutscher Arbeitskrafte wird in jiingster Zeit in 
verscharftem MaBe betrieben. Wie aus den dort vorliegenden Berichten des Konsulats 
Teschen hervorgeht, sind beim Trzyniecer Eisenwerk der Berg- und Huttengewerkschaft und 
bei den unter polnischer Leitung stehenden Graf Larisch-Monnich'schen Betrieben in Karwin 
und Petrowitz um die Jahreswende wieder zahlreiche Entlassungen von Deutschen erfolgt. 

b. Einstellung der Zahlungen an Pensionare 
AuBer der Frage der Weiterzahlung der bisher von tschechischer Seite (Staat, Gemeinde usw.) 
gezahlten Pensionen an volksdeutsche Beamte, Angestellte, Lehrer, Witwen u. dgl. im Olsa- 
Gebiet bedarf auch die Frage der weiteren Versorgung volksdeutscher Kriegsbeschadigter, 
Kriegshinterbliebener und ehemaliger Berufsmilitarpersonen sowie ihrer Hinterbliebenen in 



dem polnisch gewordenen tschechoslowakischen Gebiet einer grundsatzlichen Regelung. Die 
Versorgung dieser Personengruppen der ehemaligen osterreichisch-ungarischen Wehrmacht 
obliegt Polen als Nachfolgestaat zweifellos auch dann, wenn diese inzwischen durch 
einseitige polnische Regelung staatenlos geworden sind. 

c. Schadigungen des deutschen Schulwesens 
Die von Herrn Kunicki insoweit angegebenen Zahlen sind der beste Beweis flir die 
Berechtigung unserer Beschwerde. Nach seinen Ausfiihrungen sind gegenwartig in sechs 
deutschen Schulen des Olsa-Gebietes 1.000 Schliler angemeldet, wahrend friiher dreizehn 
Anstalten von liber 3.000 deutschen Kindern besucht wurden. 



£123] Beziiglich der deutschen Schulen in Freistadt und Karwin, die nach Angabe des Herrn 
Kunicki nicht wieder eroffnet worden sind, weil zu wenig deutsche Kinder vorhanden 
gewesen seien, liegen hier Meldungen vor, nach denen zahlreiche Eltern ihre Kinder zum 
Schulbesuch anmelden wollten, aber abgewiesen worden sind. Auch in Karwin und 
Peterswald wurden Griindungsversammlungen der deutschen Schulvereine im letzten 
Augenblick verboten. 

Zu erwahnen ist in diesem Zusammenhang, daB auch die deutschen Biichereien im Olsa- 
Gebiet bisher nicht wieder eroffnet werden durften. 

d. Ausweisungen (Evakuierungen) aus der Grenzzone 

Nachdem bereits in den Monaten Oktober, November und Dezember 1938 fortgesetzt 
Volksdeutsche in betrachtlicher Zahl veranlaBt worden sind, das Olsa-Gebiet zu verlassen, 
sind nach den Feststellungen der innerdeutschen Stellen Anfang Januar weitere 250 
volksdeutsche Familien aus dem dortigen Gebiet ausgewiesen worden. Die Griinde fur diese 
Ausweisungen sind bisher nicht bekanntgeworden. 

Bei dieser Sachlage bitte ich, abermals im dortigen AuBenministerium gegen die 
systematische Entdeutschung des Olsa-Gebietes nachdrucklichste Vorstellungen zu erheben. 

Falls die Polnische Regierung unseren berechtigten Wiinschen in bezug auf die gleichartige 
Behandlung der Deutschen im Olsa-Gebiet auch in Zukunft nicht Rechnung tragen sollte, 
wurden wir genotigt sein, unsere Einstellung gegenuber den Angehorigen polnischen 
Volkstums im Troppauer Schlesien grundsatzlich zu revidieren. Ich stelle anheim, dies der 
Polnischen Regierung gegenuber schon jetzt anzudeuten. 

Im Auftrag 

Woermann 



Nr. 126 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 21. Marz 1939 

Aus fast alien Platzen des Olsa-Gebietes treffen laufend Nachrichten immer neuer 
Entlassungen von Volksdeutschen und ehemaligen Tschechen ein. 



Am 19. Marz 1939 sprach der polnische Direktor Olszak beim Grafen Larisch-Monnich vor 
und verlangte dessen Unterschrift unter die Aussperrungserklarang einer groBeren Zahl 
Volksdeutscher und ehemaliger tschechischer Arbeitnehmer der Larisch-Betriebe. Graf 
Larisch hat die Vollziehung der Unterschrift verweigert, worauf Direktor Olszak erklarte, er 
werde eine entsprechende schriftliche Verfiigung des Woiwoden Graszynski beibringen, urn 
den Grafen zur Unterschrift zu zwingen. Olszak hat sich heute nach Kattowitz begeben. Auch 
aus Trzyniec werden neue Entlassungen gemeldet. 

Es ergibt sich der Eindruck einer groB angelegten Massenaktion gegen die gesamte hier noch 
ansassige deutsche und ehemalig tschechische Arbeiter- und Angestelltenschaft, vornehmlich 
der GroBbetriebe. 

von der Damerau 



[124] 

Nr. 127 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 13. Mai 1939 

Die polnischerseits aufgestellte Behauptung, daB bereits vor und wahrend der Okkupation die 
meisten nichtpolnischen Arbeiter und Angestellten den Arbeitsplatz freiwillig verlassen 
hatten, trifft nur bedingt zu. Zweifellos sind einige Arbeitnehmer wahrend der auBerordentlich 
gespannten Wochen September-Oktober 1938 auf Grand damaligen tschechischen Terrors 
nach Deutschland gefliichtet. Die Zahl dieser Fluchtlinge ist nachtraglich nicht zu ermitteln, 
doch dlirfte sie nur einen geringen Prozentsatz der Abwanderung ausmachen. Wenn dann 
auch noch einige Arbeiter nach der Besetzung durch die Polen nach Deutschland geflohen 
sind, so nur deshalb, weil sie infolge des damals einsetzenden polnischen Terrors, der den 
ehemals tschechischen erheblich in den Schatten stellte, ihres Arbeitsplatzes in keiner Weise 
mehr sicher waren. Es ist jedoch erwiesen, daB der bei weitem groBte Teil der Beamten, 
Angestellten und Arbeiter ohne jede Rucksicht auf Dienstjahre, Lebensalter, Verdienste und 
weitere Verwendbarkeit sofort nach der Besetzung von den Polen grandlos aus Arbeit und 
Brot verjagt worden ist. 

von der Damerau 



Anmetkimgen: 



73 



In Verfolg der daraufhin im Polnischen AuBenministerium eingeleiteten Besprechungen 
wurde vereinbart, durch einen Notenwechsel die Anwendung der Minderheitenerklarung vom 
5. November 1937 (vgl. Nr. 101) auf die deutsche Minderheit im Olsagebiet bzw. auf die 
polnische Minderheit im Sudetengebiet auszudehnen (vgl. Nr. 119) . ...zuriick... 



74 Vgl. Nr. 101 . ...zuruck... 

75 Vgl. Nr. 101 . ...zuruck... 

76 Dieser Hundertsatz hat sich, einer weiteren Mitteilung des Reichministers des Innern 
zufolge, im Laufe der folgenden Wochen noch wesentlich erhoht. ...zuriick... 

77 

Auch dem Polnischen AuBenminister gegeniiber hat der Deutsche Botschafter diese Fragen 
in ernster Form zur Sprache gebracht. (Vgl. Nr. 199 .) .. .zuriick... 



78 Vgl. Nr. 123 . ...zuriick... 
79 Vgl Nr. 121 . ...zuruck... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 



VIII. Zunehmende Verscharfung des Polnischen 

Vorgehens 

gegen die Deutsche Volksgruppe 

(Oktober 1938 bis Marz 1939) 

Nr. 128 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 5. Oktober 1938 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in den 

folgenden Kapiteln 

gegebene finden Sie in 

dem Buch Die 

deutsche Volksgruppe 

in Polen 1934-39. 



DaB die Polen, obwohl Deutschland ihnen durch sein Vorgehen die 
Verwirklichung ihrer Forderungen gegen die Tschechei ermoglicht hat, hier weiter 
deutschfeindlich sind, habe ich schon gemeldet. Durch die Eingliederung des Olsa-Gebiets in 
Polen hat sich zweifellos vieler polnischer Gemiiter, die durchweg geneigt sind, auch kleinere 
Erfolge in uberschwenglicher Weise zu ubertreiben, eine gewisse Uberheblichkeit bemachtigt. 
Sie fiihlen sich hier als die Sieger einer groBen Entscheidungsschlacht, die sie ganz allein mit 
eigenen Kraften und durch ihre eigene tatkraftige Haltung gewonnen hatten. Sie traumen 
schon in ihrem GroBenwahn von einem ubermachtigen Polen, das nach Erfullung seines 
Wunsches in der Tschechei danach streben miisse, auch andere weitergehende Wunsche 
erfullt zu bekommen, oder wenn dies nicht gehe, mit eigener Kraft zu erfullen. 

Aus alien Teilen meines Amtsbezirkes gehen mir Nachrichten zu, daB die Stimmung gegen 
Deutschland, die in den Wochen vor der tschechischen Krise schon im hochsten MaB 
unfreundlich war, jetzt infolge des Ganges der Ereignisse nicht einer vertraglicheren 
Stimmung flir Deutschland Platz gemacht hat. Auch die Presse tut das Ihre dazu. Nirgends 
findet man hier Stimmen, die Deutschland eine gerechte Anerkennung zollen. Uberall wird 



betont, daB Polen ganz allein gehandelt und seinen Erfolg ohne die geringste fremde Hilfe 
errungen habe. 

Die scharfe Hetze gegen Deutschland wird von der Presse und vom Westmarkenverband 
weiterbetrieben. Unter dem schweren Druck, dem die deutsche Minderheit in Polen ausgesetzt 
ist, bleibt ihr schlieBlich nichts anderes iibrig, als ins Reich abzuwandern. Die Volksgruppe 
stellt sich auf den Standpunkt, daB, auch wenn sie selbst noch hier aushalten konnte, 
jedenfalls flir die Kinder keine Aussicht mehr bestehe, sich eine Existenz zu griinden. Die 
dauernden BedriickungsmaBnahmen der polnischen Verwaltung, wie sie sich in den letzthin 
vorgenommenen Ausweisungen aus der Grenzzone, in der SchlieBung von Schulen usw. 
offenbarten, bewiesen zur Geniige, daB hier flir die Deutschen keine dauernde Bleibe mehr sei 
und daB sie zur Erhaltung ihrer Existenz das Land verlassen muBten. Die Aussicht, allein und 
ohne groBere und aktive Unterstutzung der Heimat den Kampf gegen die polnischen 
Behorden mit Erfolg aufzunehmen, sei zu gering, da durch die ungeheure Abwanderung in 
friiheren Zeiten und auch in den letzten 2 Jahren das Deutschtum hier stark geschwacht sei. 
Die kleine, nach der neuen groBen Abwanderungswelle noch iibrigbleibende Volksgruppe 
miisse sehen, wie sie fertig werde. Es bestehe aber wohl kein Zweifel dariiber, daB das, was 
nicht der Polonisierung zum Opfer falle, allmahlich untergehen miisse. 

Wie im ubrigen die regierenden Amts- und Verwaltungsstellen Deutschland gegeniiber 
eingestellt sind und offenbar eingestellt bleiben, geht mit aller nur wunschenswerten Klarheit 
aus den fortdauernden bis in die letzte Zeit vor- ri26i genommenen Ausweisungen 
alteingesessener deutscher Volksgenossen aus dem Grenzzonengebiet hervor. Hieriiber ist 
berichtet worden. Keine Einschrankung oder Milderung der EntdeutschungsmaBnahmen, wie 
man eigentlich hatte erwarten konnen, ist eingetreten, sondern eher eine Verscharfung; 
jedenfalls aber ist trotz des deutscherseits bekundeten Bestrebens auf Herstellung 
freundschaftlicher Beziehungen der planmaBige Wille erkennbar, die geschaffene 
Entspannung zu einer moglichst umfangreichen Polonisierung der Westgebiete auszunutzen. 

Derselbe Wille, das Deutschtum zuriickzudrangen und zu entrechten, zeigt sich auch in der 
Haltung der Regierungsstellen den Wiinschen der deutschen Volksgruppe gegeniiber, bei den 
bevorstehenden Wahlen zum Sejm eigene Kandidaten aufzustellen. In dieser Angelegenheit 
hat Senator Hasbach neulich eine Unterredung mit dem Ministerprasidenten gehabt. Aus ihr 
geht hervor, daB der Minister "angesichts der im Lande herrschenden antideutschen 
Stromung" die Eintragung von Deutschen in die Wahlvorschlagslisten nicht flir moglich und 
flir die Regierung auch nicht flir tragbar halt. 

Unter den geschilderten Umstanden ist es begreiflich, daB sich des gesamten deutschen 
Volkstums hier, das nach den weltgeschichtlichen Ereignissen der letzten Wochen auf eine 
Besserung des Verhaltnisses zwischen Deutschland und Polen rechnete und eine bessere 
Zukunft erwarten zu diirfen glaubte, wieder eine gedriickte und niedergeschlagene Stimmung 
bemachtigt hat. 

von Kuchler 



Nr. 129 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 10. Oktober 1938 

Wie aus der laufenden Berichterstattung liber die Posener polnische Presse sich ergibt, ist die 
polnische Bevolkerung dieses Bezirkes, soweit sie durch die nationaldemokratische Presse 
und die hinter ihr stehenden Organisationen beeinfluBt wird, nach den Ereignissen der letzten 
Wochen keineswegs deutschfreundlich eingestellt. Es findet sich kein Wort der Anerkennung, 
daB Polen den Erwerb des Olsagebietes nur der durch das tatkraftige Eintreten des Fiihrers flir 
die Sudetendeutschen bedingten Aufrollung der Frage verdankt, und es muBte besonders 
befremden, daB gleichzeitig sogar Kompensationsanspruche gegen Deutschland in bezug auf 
Danzig und die Weichselmundung erhoben wurden. 

Auch die polnischen Behorden zeigen nach dem glucklichen Ausgang der Krise durch ihr 
Verhalten nicht, welchen Anted sie hieran Deutschland verdanken, denn der Kampf gegen die 
deutsche Volksgruppe geht unentwegt weiter. AuBer dem Vorgehen gegen das Deutschtum in 
Teschen und gegen Pfarrer Kleindienst in Luck und andere Geistliche in Oberschlesien ist 
bezeichnend, daB vier von den sechs deutschen Privatgymnasien, darunter auch dem Posener 
Schiller-Gymnasium, die lange umkampften Offentlichkeitsrechte entzogen sind; es ist eine 
mildere Handhabung weder des Agrarreformgesetzes noch der Grenzzonenverordnung zu 
bemerken. Auch sonstige Anzeichen deuten eher auf eine Verscharfung des Kurses hin. 

Walther 



[127] 

Nr. 130 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 20. Oktober 1938 

Bei Hauptversammlung Aufstandischenverbandes Kattowitz 16. d. M. stellte 
Ehrenvorsitzender Grazynski in aller Offenheit fest, daB das Deutschtum in Ostoberschlesien 
in Verwirklichung der Ziele Aufstandischenverbandes auf alien Gebieten zuriickgedrangt sei. 
In EntschlieBung, die in Anwesenheit Grazynskis verlesen und angenommen wurde, 
verlangen die Aufstandischen u. a. Einverleibung des Zipser Gebietes. Es heiBt dann weiter: 
"Wir freuen uns liber die wiedergewonnene Freiheit unserer Brlider jenseits der Olsa und 
stellen dabei fest, daB wir unsere Brlider im Oppelner Schlesien nicht vergessen haben. Wir 
libermitteln ihnen unsere briiderlichen GrliBe und unsere brliderliche Aufmunterung, daB sie 
wie bisher auch in alle Zukunft dem treu bleiben, was Polen heiBt, in der Erkenntnis, daB 
hinter ihnen unsere nationale Kraft und Hilfe steht." 

Bitte sofort gegen deutschfeindliche AuBerungen Grazynskis sowie gegen von ihm gebilligte 
dreiste Einmischung Aufstandischenverbandes in innerdeutsche Angelegenheiten bei 
maBgebender Stelle AuBenministeriums scharfsten Protest zu erheben. 

Weizsacker 



Nr. 131 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 8. November 1938 

Vom 1. Marz bis Ende Juni sind weitere 61 Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Arbeiter, 
vom 1. Juli bis 24. Oktober 35 Mitglieder der Gewerkschaft entlassen worden. Die 
Entlassenen, die bis auf 3 verheiratet sind, waren vielfach 20 Jahre und langer auf den Gruben 
und Hiitten beschaftigt. Als Grand der Kiindigungen wurde im allgemeinen "Reorganisation" 
angegeben. Die Entlassungen auf der Friedenshutte erfolgten wegen "Nichteignung", obwohl 
samtliche Arbeiter als Fachkrafte nicht unter 15, einige sogar iiber 30 Jahre bei der Hiitte 
beschaftigt waren. AuBerdem sind von der Dubensko-Grube Anfang Juni weitere 40 deutsche 
Arbeiter und Ende Juni erneut 15 deutsche Arbeiter wegen "Reorganisation" entlassen 
worden, die anderen ebenfalls deutschen Organisationen angehoren. An Stelle der 
Entlassenen, die zur Stammbelegschaft der Grube gehorten, wurden polnische Arbeiter 
eingestellt. 

Noldeke 



T1281 

Nr. 132 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 15. November 1938 

Wegen der aufreizenden Auslassungen in der Rede des Woiwoden Grazynski auf der 
Hauptversammlung des Aufstandischenverbandes am 16. v. M.— habe ich beim Vizeminister 
Grafen Szembek scharfsten Protest erhoben. Hierbei habe ich gleichzeitig energische 
Verwahrung eingelegt gegen den Wortlaut der EntschlieBung des Aufstandischenverbandes, 
die eine unzulassige Einmischung in innerdeutsche Angelegenheiten bedeutet. Graf Szembek, 
der fur den erneuten Beweis der deutschfeindlichen Haltung des Kattowitzer Woiwoden kein 
Wort der Entschuldigung fand, erklarte, daB er die Angelegenheit dem Ministerprasidenten 
vortragen und daB er hierbei darauf hinwirken werde, daB in Zukunft derartige AuBerungen 
eines leitenden polnischen Beamten unterblieben. 

von Moltke 



Nr. 133 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 23. November 1938 

Im Jahrgang 19, Nr. 1 und 2 der "Deutschen Schulzeitung" ist eine Liste von Werken 
veroffentlicht, die flir den Gebrauch an deutschen Schulen nicht zugelassen sind. 
Bemerkenswert ist, daB auBer klassischen deutschen Werken wie Goethes Kinderjahre aus 
Goethes Dichtung und Wahrheit, Nibelungenlied und Edda auch weltbekannte auslandische 
Jugendbucher wie D. de Foe's Robinson Crusoe und H. M. Stanley's Quer durch den dunklen 
Kontinent nicht genehmigt wurden. Nichts kennzeichnet die Einstellung der polnischen 
obersten Schulbehorde gegenuber den deutschen Schulen so treffend. 

von Kuchler 



Nr. 134 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 24. November 1938 

Der Fortgang der Arbeiterentlassungen im Laufe des letzten Jahres zeigt deutlich, daB die 
Politik der polnischen Behorden nach wie vor darauf ausgeht, das Deutschtum in 
Oberschlesien planmaBig zu entwurzeln und seine Lebensgrundlagen zu vernichten. Wie 
immer wieder aus vertraulichen AuBerungen aus polnischen Quellen bekannt wird, hat 
insbesondere der Woiwode Grazynski offenbar den festen Willen, bis auf einen 
verschwindend kleinen Bruchteil alles Deutsche aus Oberschlesien und aus dem neu 
erworbenen Olsa-Gebiet zu entfernen. 



[i2g] Diese Zielsetzung hat bedauerlicherweise auch nach der deutsch-polnischen 
Minderheitenerklarung vom 5. November 1937- keine Anderung erfahren. Wie ich 
wiederholt berichtet habe, sind auch nach diesem Zeitpunkt fortgesetzt weitere Entlassungen 
von deutschen Arbeitern erfolgt. DaB die bei diesen Entlassungen angegebenen 
Kundigungsgriinde, wie Reorganisation, Unfahigkeit usw., nur den politischen Grund 
verschleiern sollen, steht auBer jedem Zweifel. Tatsachlich werden diese zumeist schon seit 
vielen Jahren, haufig Jahrzehnten beschaftigten Arbeiter nur entlassen, weil sie sich zum 
Deutschtum bekennen, deutschen Organisationen angehoren oder ihre Kinder in die deutsche 
Schule schicken. 

Was die ziffernmaBige Hohe der Arbeitslosigkeit in der deutschen Volksgruppe anbetrifft, so 
hat Senator Wiesner am 8. Marz d. J. im Senat ausgefuhrt, daB die etwa 12.000 Mitglieder 
zahlende Gewerkschaft Deutscher Arbeiter eine Arbeitslosenziffer von 62% aufweist, daB 
aber in anderen deutschen Organisationen die Arbeitslosigkeit an 80% heranreicht. Diese 
Zahlen gelten flir den Anfang dieses Jahres und haben sich seit dieser Zeit weiterhin 
ungiinstig entwickelt. Berucksichtigt man, daB die Arbeitslosigkeit in Oberschlesien im 
allgemeinen nur etwa 16% betragt, so zeigt sich deutlich, wie schlecht die Lage der deutschen 
Arbeiter hier ist und wie wenig die Grundsatze der Minderheitenerklarung hier zur 
praktischen Anwendung gebracht worden sind. 



Noldeke 



Nr. 135 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 28. November 1938 

Wegen der Verweigerung des Offentlichkeitsrechts an die Lyzeen in Posen und Graudenz 
sind unter Berufung auf die im vergangenen Jahre getroffenen Abmachungen- energische 
Vorstellungen im hiesigen AuBenministerium erfolgt. Der Kabinettschef des AuBenministers 
Graf Lubienski versuchte nicht einmal, die polnische Verpflichtung in Zweifel zu ziehen. Er 
erklarte vielmehr, daB er die Angelegenheit unverziiglich beim Unterrichtsministerium zur 
Sprache bringen und darauf dringen werde, daB tatsachlich die polnische Zusicherung erfiillt 
wiirde. 

von Wuhlisch 



Nr. 136 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Geschaftstrager in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 7. Dezember 1938 

Ans den dort abschriftlich vorliegenden Berichten des Deutschen Generalkonsulats in 
Kattowitz— geht hervor, daB von den auch im Laufe dieses Jahres seitens der 
ostoberschlesischen Industrieunternehmungen durchgefuhrten Entlassungen von 
Arbeitskraften vorwiegend volksdeutsche Arbeiter und An- rnoi gestellte betroffen wurden 
und daB die bisherige polnische Politik der systematischen Verdrangung der Volksdeutschen 
von ihren Arbeitsplatzen somit riicksichtslos weiter verfolgt wird. 

Die von dem Herrn ReichsauBenminister anlaBlich der Veroffentlichung der 
Minderheitenerklarung durch Ubergabe einer Aufzeichnung an Botschafter Lipski am 5. 
November 1937 M ausdriicklich zum Ausdruck gebrachte Erwartung der Deutschen Regierung, 
"daB alsbald MaBnahmen getroffen werden, um die deutsche Volksgruppe in Polen vor jeder 
unterschiedlichen Behandlung gegenliber dem Staatsvolk zu sichern, vor allem bei der 
Einstellung und Entlassung deutschstammiger Arbeiter" hat sich somit leider nicht erfiillt, 
obwohl die Erwiderung des Polnischen AuBenministers Beck auf die dortigen mundlichen 
Vorstellungen in der Angelegenheit (vgl. 4. Absatz des Berichts vom 11. Dezember 1937—) 
eine giinstige Auswirkung erhoffen lassen durfte. 

Nachdem nunmehr ein voiles Jahr verflossen ist, ohne daB eine Besserung eingetreten ware, 
bitte ich, erneut bei der Polnischen Regierung wegen dieser mit der deutsch-polnischen 



Minderheitenerklarung vom 5. November 1937 M in krassem Widerspruch stehenden 
MaBnahmen nachdriickliche Vorstellungen zu erheben und liber das VeranlaBte zu berichten. 

Im Auftrag 

Woermann 



Nr. 137 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 20. Dezember 1938 

Die auBerordentlich schwierige Lage des Deutschtums und die schikanosen und die Existenz 
vieler Minderheitsangehoriger vernichtenden MaBnahmen der polnischen Behorden haben 
eine Anderung nicht erfahren. Es entspricht durchaus den Tatsachen, daB die vielen in der 
letzten Zeit erfolgten Verhaftunger wegen angeblicher Spionage, die offenbar einer immer 
mehr Platz greifenden Nervositat der polnischen Amtsstellen entspringt, die deutschen 
Volksgenossen zur Verzweiflung treiben. Da jede Familie, die in irgendeiner Form noch 
Verbindungen mit Deutschland oder mit deutschen Kreisen hier unterhalt, jeden Augenblick 
gewartig sein muB, in irgendeine Affare verwickelt zu werden, ist es nur zu verstandlich, daB 
eine allgemeine Verangstigung Platz greift, die eine Rettung aus der verzweifelten Lage nur 
darin erblickt, moglichst schnell von hier abzuwandern. 

Ich bin uberzeugt, daB dem Polenbund in Deutschland von den deutschen Behorden in keiner 
Weise Beschrankungen auferlegt werden, wenn er in legaler und das deutsche Staatsinteresse 
nicht gefahrdender Weise mit der Heimat und den heimatlichen Behorden in Deutschland 
Beziehungen unterhalt. Es diirfte daher am Platze sein zu erwagen, ob nicht dieses groBe MiB- 
ri3ii verhaltnis in der Behandlung der Minderheit hier und driiben geeignet ist, bei den 
polnischen Stellen Schritte dahin zu unternehmen, daB die MaBnahmen der polnischen 
Behorden hier, die man beinahe schon mit Verfolgungen des Deutschtums bezeichnen kann - 
insbesondere, wenn man die Grenzzonenverweisungen, die Agrarreform, die 
Schulschwierigkeiten, die Verweigerung der Ubernahme von ererbtem Besitz in der 
Grenzzone u. a. mehr in Betracht zieht - abgestellt werden. 

Ich flihle mich verpflichtet, mit allem Nachdruck auf den Ernst der Lage hier hinzuweisen. 
Die von den Polen skrupellos durchgefuhrte Entdeutschung muB zu einer volligen Zerstorung 
und Vernichtung des hiesigen Deutschtums flihren, wenn es nicht im letzten Moment gelingt, 
durch Verhandlungen mit der Polnischen Regierung eine den Minderheitenabmachungen 
entsprechende Handhabung der gesetzlichen und verfassungsmaBigen Bestimmungen 
herbeizufiihren. 

von Kuchler 



Nr. 138 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 29. Dezember 1938 

Durch Verfligung vom 20. Dezember hat der Burgstarost von Graudenz die Tatigkeit des 
Herbergsvereins in Graudenz eingestellt. Ferner hat er die einstweilige Sicherstellung des 
Vereinsvermogens verfiigt und den Stadtprasidenten von Graudenz Josef Wlodek zum 
Kurator liber das Vermogen ernannt. 

Der Stadtprasident hat das Eigentum des Herbergsvereins sofort iibernommen. Dieses setzt 
sich aus folgenden Grundstucken zusammen: 

a) Herberge zur Heimat, bisher Internat der Goetheschule, 

b) Kasino, bisher Alumnat der Goetheschule, 

c) Marienheim, bisher Biiro der Deutschen Vereinigung in Graudenz, 

d) Hausgrundstuck, am Markt gelegen. 

Die Grundstucke reprasentieren einen Wert von Va Millionen Zloty. 

In der letzten Zeit habe ich Gelegenheit gehabt, wiederholt liber solche 
VerfolgungsmaBnahmen der polnischen Behorden zu berichten und im Rahmen dieser 
Verfolgungswelle ist auch das Vorgehen gegen den Herbergsverein zu verstehen. 

Der Herbergsverein in Graudenz widmet sich ausschlieBlich der Wohltatigkeit. Durch die 
Beschlagnahme der Hauser des Vereins wird aber auch die Goetheschule auf das harteste 
getroffen, denn das eine Haus war Internat der Goetheschule und in ihm wohnten 80 
minderbemittelte Schliler der Goetheschule. 

Das Vorgehen der polnischen Behorden ist auch in diesem Falle so rigoros und voller Harte, 
daB ich der Meinung bin, man sollte dies nicht so ruhig hinnehmen. 

von Kuchler 



[132] 

Nr. 139 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 30. Dezember 1938 

Am 20. d. M. veranstaltete die deutsche Privatschule in Neustadt eine Weihnachtsfeier. In 
dem Programm war die Aufflihrung des Marchenspiels "Hans und Gretes Himmelsreise" 
vorgesehen. Das Marchenspiel muBte jedoch von dem Programm abgesetzt werden, da die 
zustandige polnische Behorde ihre Zustimmung zur Aufflihrung des Spiels verweigert hat. 



von Kuchler 



Nr. 140 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 2. Januar 1939 

Neben den das Deutschtum hier allmahlich vernichtenden MaBnahmen der polnischen 
Behorden (Verhaftungswelle wegen Spionage, Grenzzonenausweisungen, Agrarreform usw. 
usw.) gehen Angriffe polnischer Verbande einher, die staatlicherseits nicht unterbunden, 
sondern geduldet werden. Solche Angriffe werden seitens des beriichtigten Westverbandes in 
aller Offentlichkeit gegen deutsche Geschafte und Handwerker gefiihrt mit dem Ziel, diese 
Geschafte durch Boykottierung zu vernichten. 

Schon in fruheren Berichten war darauf hingewiesen worden, daB der "Verband des jungen 
Polen" beispielsweise iiberall vor den Geschaften deutscher Volksgenossen Posten aufgestellt 
hatte, urn Kauflustige von dem Betreten dieser Geschafte zuriickzuhalten. Die aufgestellten 
Manner - die weiB-rote Armbinden trugen - riefen dabei den Kunden zu "Hier ist eine 
deutsche Firma" oder "Kauft nicht bei Deutschen". Eine Beschwerde bei dem hiesigen 
Starosten fiihrte zu dem Ergebnis, daB der Starost sich nicht in der Lage sah einzugreifen, mit 
anderen Worten, daB er die BoykottmaBnahmen des "Verbandes des jungen Polen" duldete. 

Da die polnischen Behorden nirgends gegen dieses Vorgehen einschritten und nicht einmal, 
auch nur scheinbar, versuchten, fur die Durchfuhrung des Minderheitenabkommens vom 5. 
November 1937 einzutreten, ist es verstandlich, daB die Abwanderungsbewegung erneut eine 
Steigerung erfahren hat. 

von Kuchler 



Nr. 141 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 5. Januar 1939 

Die anhaltenden Entlassungen volksdeutscher Angestellter und Arbeiter aus den 
oberschlesischen Industrieunternehmungen sind bei dem Leiter der Westabteilung des 
Polnischen AuBenministeriums Herrn Kunicki erneut zur Sprache gebracht worden.- Hierbei 
ist unter Bezugnahme auf die seinerzeit von dem ia Herrn Reichsminister dem Botschafter 
Lipski aus AnlaB der Veroffentlichung der Minderheitenerklarung ubergebene Aufzeichnung 
festgestellt worden, daB die deutschen Erwartungen sich leider in keiner Weise erfullt hatten. 
Man miisse vielmehr im Gegenteil feststellen, daB die Entlassungen gerade wahrend des 
letzten Jahres noch zugenommen hatten, obwohl die Wirtschaftslage der ostoberschlesischen 



Industrie eher eine Besserung erfahren habe. In den meisten Fallen habe es sich bei den 
Entlassungen um Familienvater mit langer Dienstzeit gehandelt, also um einen Kreis von 
Personen, die normalerweise auch im Rahmen von Betriebsreorganisationen nicht zur 
Entlassung gelangen. Das riicksichtslose Vorgehen gegen diejenigen Angestellten und 
Arbeiter, die sich bisher dem Druck der Behorden zum Trotz geweigert hatten, ihre Kinder 
polnischen Schulen anzuvertrauen, habe in der deutschen Offentlichkeit eine verstandliche 
Erregung ausgelost. 

Herr Kunicki, der keinen Versuch machte, die ihm genannten Vorfalle irgendwie zu 
beschonigen, behauptete, an der Verschlechterung der Atmosphare habe die angeblich 
schwierige Lage der polnischen Minderheit in Deutschland die Schuld. 

Demgegeniiber ist Herr Kunicki darauf hingewiesen worden, daB seine Behauptungen 
unbedingt zuriickgewiesen werden miiBten und daB es sich bei der polnischen Minderheit in 
Deutschland jedenfalls nie um die Sorge fur das tagliche Brot handeln konne. Hunger und 
Arbeitslosigkeit seien Kampfmittel, deren sich nur der oberschlesische Woiwode gegen die 
deutsche Minderheit bediene. Es sei daher kein Wunder, wenn groBe Erbitterung und eine 
verzweifelte Stimmung in der Minderheit um sich greife. Es lage daher auch im Interesse der 
deutsch-polnischen Beziehungen, wenn von Seiten des AuBenministeriums darauf hingewirkt 
wiirde, daB endlich der Diskriminierung der deutschen Minderheit in Polnisch-Oberschlesien 
ein Riegel vorgeschoben werde. Herr Kunicki sagte zu, die Angelegenheit weiter zu 
verfolgen. 

von Wuhlisch 



Nr. 142 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 19. Januar 1939 

In der letzten Zeit habe ich wiederholt dariiber berichten mussen, daB die polnischen 
Behorden allenthalben in rigoroser Weise gegen das Deutschtum vorgehen. Diese einheitliche 
Aktion laBt darauf schlieBen, daB von zentraler Stelle aus Weisungen in dieser Richtung 
gegeben worden sind. Die wichtigsten Ereignisse der allerletzten Zeit sind das Vorgehen 
gegen Einzelpersonen, Ausweisungen, Nichtverlangerung von Aufenthaltserlaubnissen, die 
Beschlagnahme des Herbergsvereins in Graudenz sowie die Untersuchung im Hauptburo und 
den Ortsgruppen der Deutschen Vereinigung. 

Angesichts dieser Verfolgung des Deutschtums ist es nicht verwunderlich, daB sich der 
deutschen Bevolkerung eine verzweifelte Stimmung bemachtigt hat und daB man die Lage 
des Deutschtums hier nicht mit Unrecht als gefahrdeter denn je zuvor ansieht. Die Lage des 
Deutschtums hier hat sich trotz des vielfach betonten Verstandigungswillens gegenuber friiher 
wesentlich verschlechtert. Diese Stimmung innerhalb des Deutschtums bewirkt 
selbstverstandlich auch eine erneute Zunahme der Abwanderungsantrage. 

von Kuchler 



[134] 

Nr. 143 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 26. Januar 1939 

Seit dem Ablauf des Genfer Abkommens gehen die hiesigen polnischen Behorden in 
verstarktem MaBe gegen das deutsche Schulwesen vor. Dieses Vorgehen findet seinen 
scharfsten Ausdruck in den einseitig von den Behorden durchgefiihrten Sprachpriifungen, die 
zur Folge haben, daB zahlreiche Kinder vom Besuch der deutschen Schule ausgeschlossen 
werden. 

Nicht weniger als 240 Erziehungsberechtigte sind in Strafe genommen worden, weil sie auf 
Grand der Entscheidung der Sprachprufungskommission ihre Kinder nicht den polnischen 
Schulen zugefiihrt haben. In vielen Fallen muBten die Erziehungsberechtigten die Geldstrafen 
absitzen oder abarbeiten. Der groBte Teil der Kinder befindet sich seit langer Zeit im 
Schulstreik. 

Noldeke 



Nr. 144 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 1. Februar 1939 

Unter dem Vorsitz des schlesischen Sejmmarschalls fand am 29. Januar d. J. in Kattowitz eine 
Tagung des schlesischen Bezirks des Westverbandes statt, in der Deutschland und die 
deutsche Volksgruppe in Polen erneut scharfen Angriffen ausgesetzt war. Die von der Polska 
Zachodnia (Nr. 30 v. 30. 1. 1939) veroffentlichte EntschlieBung der Tagesordnung beweist, 
daB die Deutschenhetze des Westverbandes auch nach dem Warschauer Besuch des Herrn 
ReichsauBenministers M in unverminderter Scharfe fortgesetzt wird und den offensichtlichen 
Zweck verfolgt, die sich anbahnende Entspannung in der Minderheitenfrage zu storen. 

Ich bitte, im Polnischen AuBenministerium das Befremden der Reichsregierung dariiber zum 
Ausdruck zu bringen, daB gegen die unausgesetzte deutschfeindliche Kampagne des 
Westverbandes und insbesondere gegen die obenerwahnte Veranstaltung keine Schritte 
unternommen wurden, obwohl die Polnische Regierang rechtzeitig auf die Kundgebung 
aufmerksam gemacht ist. 

Im Auftrag 

Woermann 



[135] 

Nr. 145 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 3. Februar 1939 

Aus AnlaB der kiirzlich hier durchgefiihrten Tagung des polnischen Westverbandes sprach der 
Direktor des Westverbandes Miecyslaw Zaleski aus Warschau liber "Die deutsch-polnischen 
Beziehungen in Verbindung mit der gegenwartigen internationalen Lage". Zaleski 
charakterisierte dabei die polnische Politik kurz und offen wie folgt: 

Die Ubereinstimmung der Handlungsweise Deutschlands und Polens sei nicht eine Folge der 
Ubereinstimmung der tatsachlichen politischen Ziele, sondern nur aus taktischen Griinden 
diktiert. Das Problem der nationalen Minderheiten sei dagegen der beste Spiegel der 
tatsachlichen politischen Tendenzen. Im Gegensatz zu den aus der gegenwartigen Lage heraus 
diktierten politischen Abmachungen, die den Zweck hatten, konjunkturelle Vorteile zu 
erzielen, sei die Politik gegeniiber den nationalen Minderheiten auf weitere Sicht berechnet 
and bezwecke die Vorbereitung des Terrains fur einen kunftigen ZusammenstoB. 

Noldeke 



Nr. 146 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 25. Februar 1939 

Die aus heutiger DNB-Meldung bekannte deutsch-feindliche Demonstration vor 
Botschaftsgebaude ist scharfste Kundgebung, die seit den letzten acht Jahren hier 
stattgefunden hat. Abgesehen vom Einwurf eines Fensters wurde zum ersten Mai HaBgesang 
der "Rota" vor der Botschaft gesungen und wahrend einer Viertelstunde wechselten Sprech- 
Chore ab mit Rufen wie "Nieder mit Hitler", "Fort mit den deutschen Hunden", "Es lebe das 
polnische Danzig", "Nieder mit der deutschfreundlichen Politik". Die beiden vor der 
Botschaft stationierten Polizeibeamten beschrankten sich darauf, den Eingang des Gebaudes 
zu schiitzen. Erst der herbeigerufenen Verstarkung durch berittene Polizei und drei 
Panzerwagen gelang es, die StraBen zu saubern. 

Herr Beck hat mir heute abend durch seinen Protokollchef Bedauern und Entschuldigung 
Polnischer Regierung ubermitteln lassen; er habe besonders bedauert, daB diese 
Demonstration wegen ihres spontanen Entstehens nicht schnell habe beseitigt werden konnen. 
Es seien sowohl in politischer wie in polizeilicher Hinsicht die erforderlichen MaBnahmen 
getroffen, um Wiederholung solcher Vorgange zu verhindern. Ministerprasident habe 
personlich die Uberwachung der getroffenen Anordnungen ubernommen. 

Moltke 



[136] 

Nr. 147 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 25. Februar 1939 

Heutige erneute Demonstration vor Botschaft spielte sich in ahnlichen Formen ab wie gestrige 
mit dem Unterschied, daB dieses Mai schwere Steine gegen das Gebaude geworfen wurden, 
durch die ein Fenster im Unter- und zwei Fenster im Oberstockwerk durchschlagen wurden. 
Die Polizei, die seit gestern erheblich verstarkt worden war (es befanden sich in unmittelbarer 
Nahe der Botschaft 40 Polizisten) verhielt sich wahrend der ganzen Dauer der 15 Minuten 
anhaltenden Kundgebung vollig untatig. Der Abzug der 300k6pfigen Menge scheint im 
Verhandlungsweg erreicht worden zu sein. Demonstranten setzten sich vorwiegend aus 
rechtsradikalen Studenten zusammen. 

Im Auftrag Ministerprasidenten und Ministers des AuBern uberbrachte hiesiger Woiwode, 
dem gesamte Polizei Warschaus untersteht, Entschuldigung der Regierung. Nach seiner 
Darstellung ist ein Polizeikordon durchbrochen worden, wodurch Demonstranten bis zur 
Botschaft vordringen konnten. Der verantwortliche Offizier ist sofort vom Dienst suspendiert 
worden. Von dem Versagen der Polizei vor Botschaftsgebaude schien Woiwoden bis zu 
meiner Beschwerde noch nichts bekannt zu sein. 

Moltke 



Nr. 148 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Posen, den 25. Februar 1939 

Gestern stattfanden hier antideutsche Ausschreitungen polnischer Studenten. Zug mehrerer 
hundert Demonstranten kurz vor Generalkonsulat von Polizei aufgelost. Gestern und 
besonders vergangene Nacht Fensterscheiben von mindestens 1 1 Volksdeutschen Gebauden 
und Geschaften zertrummert. Einzelne Volksdeutsche miBhandelt. 

Kassler 



Nr. 149 
Der Deutsche Konsul in Krakau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Krakau, den 25. Februar 1939 

Das Studentenheim der deutschen Hochschuler in Krakau war gestern abends um 9 Uhr der 
Schauplatz einer wiisten, deutschfeindlichen Demonstration. Eine Anzahl von etwa 200 bis 
300 Personen hatte sich vor dem erwahnten Hause zusammengefunden, und eine Gruppe von 
etwa 15 polnischen Studenten drangen, mit Kniippeln und Totschlagern versehen, in das 
deutsche Studentenheim ein. Sie uberfielen die dort anwesenden deutschen Hochschuler und 
Hoch- [137] schiilerinnen, wobei ein Hochschuler derartig blutig geschlagen wurde, daB er 
sofort in ein Krankenhaus gebracht werden muBte. Einer der Eindringlinge zerstorte die 
Lichtleitung, so daB in den Raumen sofortige Finsternis eintrat, und nun begann ein 
unerhortes Zertriimmern der Einrichtung. Stiihle, Tische und Klavier, Fensterscheiben und 
Kleiderrechen wurden ein Opfer des sinnlosen vandalischen Wiitens der polnischen 
Studenten. Erst langere Zeit, nachdem die Demonstranten sich entfernt hatten, kam die Polizei 
und nahm ein Protokoll auf. 

Schillinger 



Nr. 150 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Posen, den 28. Februar 1939 

Vorbereitet durch eine Hetzkampagne der polnischen Presse kam es ab Freitag, dem 24. d. 
M., in Posen zu schweren deutschfeindlichen Kundgebungen polnischer Studenten, denen 
sich auch StraBenpassanten und halbwiichsige Burschen anschlossen. Das Posener 
Deutschtum wurde dadurch schwer betroffen. Die Studenten uberfielen deutsche Menschen 
und fast samtliche bekannten deutschen Gebaude, die vielfach sogar mehreren Uberfallen 
ausgesetzt waren. Die Unruhen dauern zur Zeit noch an. 

Matuschka 



Nr. 151 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 28. Februar 1939 

Unter den deutschfeindlichen Kundgebungen, die im Zusammenhang mit dem Danziger 
Studentenkonflikt— polnischerseits in Szene gesetzt wurden, ist besonders die Versammlung 
der Akademischen Legion, die am vergangenen Sonntag in der Warschauer Universitat 



stattfand, hervorzuheben. An der Versammlung, die zunachst verschoben werden sollte, aber 
auf Intervention militarischer Stellen, vom Ministerprasidenten doch noch genehmigt worden 
war, nahmen u. a. der Vizekriegsminister General Gluchowski, der Leiter des Amts flir 
Wehrschulung und korperliche Ertiichtigung General Sawicki, ferner eine Reihe von 
Offizieren und Hochschulprofessoren teil. Der vom Kriegsminister ernannte Leiter der 
Akademischen Legion Oberst Tomaszewski hielt eine leidenschaftliche Ansprache an die 
Studenten, in der er an ihren patriotischen Geist appellierte und Opferbereitschaft von ihnen 
forderte; hierbei flocht er verschiedentlich politische Ausfalle ein, die teils ausdriicklich gegen 
Deutschland gerichtet, teils auf Deutschland gemiinzt waren und in diesem Sinne von seinen 
Zuhorern verstanden wurden. Polen, so erklarte er, habe keinerlei Territorien zuriickzugeben, 
dagegen mehr als eines zuriickzufordern. (Zwischenrufe: Das polnische Danzig! Das 
polnische OstpreuBen!) Danzig, so fuhr Tomaszewski fort, sei eine Eiterbeule am polnischen 
Leibe, die man aufschneiden miisse. 



[i3g] Nachdem die studentischen Redner zum Teil noch zugellosere Ausfalle gegen 
Deutschland gerichtet hatten, wurde u. a. beschlossen, einen "Ohne Deutschen-Tag", d. h. 
einen Boykott-Tag, der sich gegen alle Deutschen und alles Deutsche richten soil, zu 
veranstalten. 

Die Kundgebung der Akademischen Legion, einer vom Kriegsministerium betreuten 
Organisation, die der militarischen Vorbereitung der Hochschuljugend dient, unterscheidet 
sich dadurch von den sonstigen seitens der national-radikalen Studenten veriibten 
deutschfeindlichen StraBentumulten und Ausschreitungen, daB es sich hier um eine unter dem 
Schutz hoher militarischer Stellen und in Anwesenheit des Vizekriegsministers abgehaltene 
Veranstaltung handelte. Die Sympathien mancher Militarkreise flir die deutschfeindliche 
Gesinnung der Studentenschaft, die schon im Vorlauf der jungsten Vorfalle zu beobachten 
war, fand bei diesem AnlaB eine neue Bestatigung. Ahnlich der Einstellung der Militarkreise 
ist diejenige der Polizei, was ihr passives Verhalten bei den Demonstrationen vor der 
Botschaft am Freitag und Sonnabend der vergangenen Woche zeigte.- 

Wegen des unerhorten Versagens der Polizei habe ich mich beim AuBenministerium aufs 
nachdriicklichste beschwert. Seit Sonnabend abend ist der Schutz der Botschaft nunmehr 
effektiver geworden; ein heute erneut von studentischen Demonstranten unternommener 
Versuch, vor das Botschaftsgebaude zu gelangen, wurde von der Polizei energisch verhindert. 

Den Entschuldigungen, die am Freitag und Sonnabend durch den Chef des Protokolls und den 
Warschauer Woiwoden erfolgt waren, hat sich Herr Beck personlich bei unserem 
Zusammentreffen anlaBlich des Diners flir Graf Ciano auf der Italienischen Botschaft 
angeschlossen. Verschiedene Veroffentlichungen in der heutigen Presse mahnen zur Ordnung 
und Disziplin und suchen zu beruhigen. Man kann jedoch nicht sagen, daB die Elemente, die 
die deutschfeindlichen Demonstrationen hervorgerufen und veranstaltet haben, tatsachlich 
schon zur Ruhe gebracht waren. 

von Moltke 



Nr. 152 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 28. Februar 1939 

Ich empfing heute den Polnischen Botschafter und sagte ihm, daB ich mit immer steigendem 
Unbehagen die Entwicklung in Polen auf Grand der lokalen Danziger 
Studentenzwischenfalle— betrachte. Ich wies auf die zweimaligen Demonstrationen vor der 
Botschaft hin, bei denen die Polizei anscheinend untatig zugesehen habe,— und ferner auf die 
Hetze in einem groBen Teil der polnischen Presse. Die Demonstrationen hielten auch am 
heutigen Tage liber ganz Polen noch an. Ich wies den Botschafter darauf hin, daB ich bisher 
Q39] die ganzen Vorgange vollig aus der deutschen Presse herausgehalten habe. Wenn diese 
Pressehetze und die Demonstrationen in Polen allerdings weitergingen, wiirde die deutsche 
Presse antworten und er wisse ja wohl geniigend von der deutschen Presse, daB sie es dann 
allerdings auch griindlich tun werde. Er, Lipski, kenne ja die Grundeinstellung des Fuhrers, 
die einen groBen endgiiltigen Ausgleich mit Polen finden mochte, und diese Einstellung sei 
immer unverandert. Durch solche bedauerlichen Vorkommnisse konne allerdings dieser 
Ausgleich sehr erschwert oder zumindest sehr verzogert werden. 

von Ribbentrop 



Nr. 153 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Posen, den 1. Marz 1939 

Heute morgen 6 Uhr wurde Scheibe an Eingangstur Generalkonsulats zerschlagen. Habe 
Woiwoden benachrichtigt und ihn gebeten, notwendige MaBnahmen zu treffen. Diese Nacht 
wiederum Scheiben in volksdeutschen Laden eingeschlagen. Da durch immer noch 
provozierende Haltung Studenten Gefahr von ZusammenstoBen mit Reichs- und 
Volksdeutschen besteht, bitte auch dort auf Abstellung unertraglicher Lage hinzuwirken. 

Matuschka 



Nr. 154 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 4. Marz 1939 



Die vergangene Woche hat keinerlei Entspannung gebracht. Aus vielen Gegenden meines 
Amtsbezirks werden mir weitere Demonstrationen oder MaBnahmen gegen das deutsche 
Volkstum gemeldet. 

In einzelnen Stadten wird jetzt der Boykott gegen die Deutschen auf solche polnischen 
Geschafte ausgedehnt, in denen die Kundschaft in deutscher Sprache abgefertigt wird. Dabei 
ist zu bemerken, daB der vom Westverband schon seit der Abtrennung des Gebiets betriebene 
Boykott gegen deutsche Ladeninhaber dazu geflihrt hat, daB viele derartige Geschafte 
eingegangen und ihre Besitzer abgewandert sind. Aber mit diesem Erfolg ist man noch nicht 
zufrieden; es muB auch noch der polnische Geschaftsmann, der seine nun zu ihm kommenden 
deutschen Kunden deutsch bedient, darauf aufmerksam gemacht werden, daB er Deutsche 
uberhaupt nicht zu bedienen hat. 

Erst vor wenigen Tagen ist im Offizierkorps in einer Offiziersbesprechung beschlossen 
worden, diejenigen Geschafte zu meiden, in denen die Kunden noch in deutscher Sprache 
bedient wiirden. Man will mit anderen Worten, entgegen alien Abmachungen, dem Deutschen 
das Leben einfach unmoglich machen und ihn vertreiben. 



Q4Q] Die Boykottaktion gegen deutsche Geschafte hat im ubrigen in der verflossenen Woche 
zu einem groBeren Tumult in Bromberg gefuhrt. Dort wurden in der Nacht vom Dienstag, 
dem 28. 2., auf Mittwoch, den 1. 3. 1939, in der ganzen Stadt an Hausern, Schaufenstern, 
LitfaBsaulen und Zaunen Plakate angeklebt, worin zum Wirtschaftsboykott der Deutschen 
aufgefordert wird. 

von Kuchler 



Nr. 155 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 9. Marz 1939 

In einer Unterredung, die ich gestern mit Herrn Beck hatte, bin ich noch einmal auf die 
Kundgebungen vor der Deutschen Botschaft zuruckgekommen, wobei ich besonders auf das 
offensichtliche Sympathisieren der Polizei mit den Demonstranten verwiesen habe, sowie 
darauf, daB ein hoherer polnischer Offizier einem Gewahrsmann gegeniiber diese 
Demonstrationen als durchaus berechtigt bezeichnet habe. Ich erklarte Herrn Beck, daB diese 
beiden Feststellungen sowie andere Beobachtungen solcher Art bedauerlicherweise gezeigt 
hatten, wie schmal die Basis sei, auf der hier in Polen die Verstandigungspolitik betrieben 
werde. AuBer ihm selbst und etwa einem halben Dutzend anderer Personlichkeiten gebe es 
hier in Polen eigentlich niemand, der sich ernstlich flir diese Angelegenheit interessiere. Man 
konne sich auch nicht wundern, wenn die Stimmung Deutschland gegeniiber sich hier dauernd 
verschlechtere; denn die Presse hore nicht auf zu hetzen. Tagtaglich erschienen unfreundliche 
Artikel, and zwar nicht nur in der Oppositionspresse, sondern auch in den provinziellen 
Regierungsorganen und nur die beiden in Warschau erscheinenden offiziosen Zeitungen 
verhielten sich einigermaBen korrekt. Noch schlimmer sei aber die Agitation des 
Westverbandes, der in auBerordentlich sinnfalliger Weise durch verschiedene planmaBige 



Aktionen die Bevolkerung gegen alles Deutsche aufhetze. Geradezu ungeheuerlich sei im 
August v. J. die wahrend dreier Wochen durch das ganze Land gehende 
Demonstrationswelle— gewesen, mit der gegen die angebliche Brutalitat der Deutschen 
protestiert wurde, und zwar anlaBlich des bedauernswerten Unglucksfalles eines polnischen 
Eisenbahners, der auf der Strecke Danzig-Gdingen aus dem Zuge gefallen war, wobei ihm 
beide Beine abgefahren wurden. Die damalige Hetze sei von der Regierung geduldet worden, 
obwohl ihr bekannt war, daB der den Deutschen zur Last gelegte Unfall lediglich durch 
Verschulden des betreffenden polnischen Eisenbahnbeamten selbst herbeigefuhrt worden war, 
ohne daB irgend ein Deutscher dabei beteiligt gewesen ware. Das sei der unglaublichste Fall 
von Verhetzung gewesen, der mir je vorgekommen sei. 

Herr Beck schien iiber diese Ausfuhrungen recht betroffen und erklarte nochmals, wie sehr er 
die Vorfalle vor der Deutschen Botschaft bedauert hatte. Er gab zu, daB die Polizei versagt 
habe und erklarte, daB der schuldige Polizeioffizier vor Gericht gestellt werden wiirde. Im 
ubrigen meinte er, man diirfe die Dinge auch nicht zu pessimistisch ansehen. Die 
Verstandigungspolitik sei jmh in der Tat nicht immer leicht durchzufuhren und er verhehle 
sich keineswegs ihre Schwierigkeiten. Er habe namentlich im Jahre 1936 schwere Kampfe 
bestehen mussen, um diese von Pilsudski inaugurierte Politik zur Anerkennung zu bringen; 
seither begegne er aber in politischen Kreisen wachsendem Verstandnis dafiir. Die Griinde flir 
die Verschlechterung der Stimmung wahrend der letzten Monate sehe er hauptsachlich in der 
karpatho-ukrainischen Frage, da man Deutschland die Schuld zuschiebe, daB es nicht zu einer 
gemeinsamen polnisch-ungarischen Grenze gekommen sei. 

Ich verwies darauf, daB dieser Behauptung durch die sehr klaren Erklarungen von 
Berchtesgaden— der Boden entzogen worden ware und daB es doch wirklich an der Zeit sei, 
etwas gegen die Brunnenvergiftung zu unternehmen. Wir konnten es jedenfalls nicht 
verstehen, wenn die Pressehetze von der Regierung geduldet werde und wenn man dem 
Westverband fur seine deutsch-feindlichen Aktionen freie Hand gebe. 

von Moltke 



Aiimerfuutqen: 



80 



Vgl. Nr. 130 . ...zuriick... 



81 Vgl. Nr. 101 . ...zuriick... 



82 Vgl. Nr. Ill , 114 , 115 und 117. ...zuriick. 
83 Vgl. Nr. 131 und 134. ...zuriick... 



84 Vgl. Nr. 104 . ...zuriick... 
85 Vgl. Nr. 109 . ...zuriick... 



86 Vgl. Nr. 101 . ...zuruck. 
87 Vgl. Nr. 136 . ...zuruck. 



Vgl. Nr. 202 . ...zuruck. 



89 Vgl. Nr. 195 und 196. ...zuruck... 



90 Vgl. Nr. 146 und 147. ...zuruck... 



91 Vgl. hierzu Nr. 195 und 196. ...zuruck... 



92 Vgl. Nr. 146 und 147. ...zuruck... 



93 Vgl. Nr. 193 . ...zuruck... 



94 Vgl. Nr. 200 . ...zuruck... 



Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 



IX. Fortsetzung der Enteignung Deutschen 

Grundbesitzes 

in Nichtachtung der Minderheitenerklarung 

(Februar 1938 bis Februar 1939) 

Nr. 156 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in dies en 

Kapiteln gegebene 

finden Sie in dem Buch 

Die deutsche 



Warschau, den 16. Februar 1938 Volksgruppe in Polen 

1934-39. 



I 



Soweit aus bisher vorliegendem Material festzustellen, ergibt 

Namensliste flir Agrarreform,- daB in diesem Jahr 22.800 ha aus deutscher Hand enteignet 
werden gegenliber 21.100 ha im vorigen Jahr. Allerdings sind die Enteignungen aus 
polnischer Hand in diesem Jahr mit 13.500 ha hoher als die vorjahrigen mit 6.100 ha, so daB 
der Prozentsatz des deutschen Anteils sich von etwa 75 Prozent im vorigen Jahr auf etwa 64 
Prozent in diesem Jahr verbessert hat; er liegt aber immer noch wesentlich iiber dem nur etwa 
30 Prozent betragenden deutschen Anted an dem der Agrarreform unterliegenden 
Gesamtareal. Mithin ist bedauerlicherweise festzustellen, daB auch die 

Minderheitenerklarung, die hinsichtlich des Grundbesitzes Gleichstellung zusichert, sich auf 
Durchfuhrung der Agrarreform nicht ausgewirkt hat, obwohl unsererseits seinerzeit 
ausdrlicklich auf diese Zusammenhange hingewiesen wurde.— 

Moltke 



Nr. 157 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 22. Februar 1938 

Nachdem bereits im vorigen Jahre der deutsche Besitz ubermaBig stark, im Gegensatz zum 
polnischen Besitz, zur Agrarreform herangezogen worden war, hatten die maBgeblichen 
deutschen Kreise die Hoffnung gehegt, daB ihr Besitz in diesem Jahr geschont werden wiirde. 
Sie fuhlten sich zu dieser Hoffnung umsomehr berechtigt, als sie glaubten, daB die am 5. 11. 
1937 abgegebene Minderheitenerklarung nun endlich Friichte tragen wiirde. Die jetzt 
veroffentlichten Namenslisten haben aber alle ihre Hoffnungen zunichte gemacht. Nach einer 
an den Polnischen Ministerprasidenten gerichteten Eingabe des Senators Hasbach entfallen 
namlich von der gesamten Flache, die in den Woiwodschaften Posen und Pommerellen zur 
Zwangsparzellierung herangezogen wird, 

auf Deutsche 22,254 ha, 

aufPolen 13,945 ha. 

ri43i Seit Bestehen des Agrarreformgesetzes sind bisher insgesamt zur Zwangsparzellierung 
angefordert worden: 

von Deutschen 109,912 ha = 66%, 

von Polen 55,714 ha = 34%. 

Im Jahre 1925, d. h. zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Agrarreformgesetzes waren vom 
gesamten der Agrarreform unterliegenden Besitz 

in polnischen Handen 729,750 ha, 

in deutschen Handen 513,770 ha. 
Von dieser Gesamtflache entfallen auf Landvorrat" 

in polnischen Handen 411,810ha, 

in deutschen Handen 261,260 ha. 
Diese Flachen verhalten sich also in Prozentzahlen gerechnet wie 62 : 38. 

Bei einer gerechten Handhabung der Agrarreform hatten vom privaten Grundbesitz also auch 
nur in diesem Prozentverhaltnis Deutsche und Polen zur Zwangsparzellierung herangezogen 
werden diirfen. Von den Polen wurden jedoch nur 55,714 ha, von den Deutschen dagegen 
109,912 ha auf den Namenslisten angefordert. Diese Ziffern verhalten sich aber gerade im 
umgekehrten Verhaltnis zur Besitzflache. Es sind vom polnischen Besitz statt 62% nur 39%, 
vom deutschen dagegen 61% statt 38% zur Zwangsparzellierung angefordert worden. 

Daruber hinaus weist Senator Hasbach auf eine weitere schwerwiegende Sorge der deutschen 
Minderheit hin. Obwohl der deutsche Grundbesitz ungerechtfertigt stark zur Agrarreform 
herangezogen wurde und damit der Lebensraum der deutschen Minderheit eine ungeheure 
Einschrankung erfuhr, ist auf den neugebildeten Bauernwirtschaften die deutsche Minderheit 
fast gar nicht angesetzt worden. Nach vorliegendem Material ist noch nicht einmal 1 % der zur 
Agrarreform herangezogenen Flache der deutschen Minderheit zugute gekommen, da die 



Landkommissare in den Woiwodschaften Posen und Pommerellen die Ansetzung von 
Angehorigen der deutschen Minderheit fast grundsatzlich ablehnen. 

Die vom Senator Hasbach angefuhrten Tatsachen lassen es begreiflich erscheinen, daB sich 
bei den Deutschen Bestiirzung und Hoffnungslosigkeit bemerkbar machen. Aus dem 
Vorgehen der Polen gent ohne irgendeine Vertuschungsabsicht klar hervor, daB fiir sie die 
Minderheitenabmachungen nicht gelten, sondern daB sie den unerbittlichen Grundsatz 
verfolgen, das Deutschtum trotz aller Versprechungen und Beteuerungen zu vernichten. 
Nimmt man zu dieser Agrarreform noch die Schikanen des Grenzzonengesetzes und die in der 
letzten Zeit erfolgten Aufenthaltsverweigerungen hinzu, so kann man gut verstehen, daB die 
Deutschen jede Hoffnung, ihre Lage hier ertraglich zu gestalten, aufgeben mussen. 

Walther 



IM41 

Nr. 158 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 22. Februar 1938 

Namensliste vom 15. Februar hat hier groBtes Befremden hervorgerufen, da in 
Woiwodschaften Posen und Pommerellen deutscher Besitz wiederum unverhaltnismaBig 
starker als polnischer zur Zwangsparzellierung herangezogen wird. 

Ich bitte deshalb, AuBenminister unser starkstes Befremden liber diese neuen MaBnahmen 
auszusprechen, die mit deutsch-polnischer Minderheitenerklarung nicht in Einklang standen. 
Deutsche Regierung sei iiber Verletzung Minderheitenerklarung besonders verwundert, weil 
Sie im Verlaufe Ihrer Besprechungen mit Polnischem AuBenminister liber Formulierung und 
Bedeutung dieser Erklarung wiederholt ausdriicklich und unwidersprochen darauf 
hingewiesen hatten, daB kunftige Anwendung der Agrarreform zu Entdeutschungszwecken 
mit Erklarung nicht vereinbar sei.— 

Mackensen 



Nr. 159 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Berlin, den 25. Februar 1938 

Die letzte Veroffentlichung der Namensliste, nach der wiederum viele deutsche Giiter 
enteignet wurden und in der auch wieder die starkere Heranziehung des deutschen Besitzes 
gegeniiber dem polnischen klar zu Tage tritt, wird hier fiir ein schweres Ungluck angesehen. 



Die Stimmung unter den Deutschen ist infolgedessen auch hoffnungslos und verzweifelt. Sie 
wissen nicht ein und nicht aus, und nirgends sehen sie einen Hoffnungsschimmer. Die 
Entschadigung, die bezahlt wird, ist nichts weiter wie eine Verschleierung der Wegnahme. 
Outer, die guten und besseren Boden haben und die infolgedessen fiir einen Morgen Land 
einen Durchschnittswert von 250 Zloty berechnen, erhalten durchschnittlich nur 60 Zloty pro 
Morgen, also rund 25%, und auch diese Entschadigung wird nicht in bar, sondern zum 
allergroBten Teil mit Staatsobligationen bezahlt, die an der Borse nur einen Wert von 50% 
haben. 

Unter diesen Umstanden ist es nur zu begreiflich, daB die deutschen Volksgenossen, die unter 
der Herrschaft des Minderheitenabkommens eine bessere Zukunft erwarteten und nun wieder 
so unverstandlich hart angefaBt werden, sich in dumpfer Verzweiflung nach Hilfe umschauen. 
Sie sind enttauscht, daB die deutsche Presse keine Notiz von ihrem Leid nimmt und sich nicht 
in ihre Lage versetzt. Nirgends lesen sie in den Zeitungen eine gerechte und ungeschminkte 
Wurdigung des Geschehenen. Nur vollig unzureichend wird ihr Schicksal gestreift und das 
Ungeheuerliche des Vertragsbruches ausgewertet. Die Deutschen sehen mit Grauen und mit 
dem Geflihl absoluten Verlassenseins ihrem Untergang entgegen. 

von Kuchler 



[145] 

Nr. 160 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 8. Marz 1938 

Wie bereits gemeldet, habe ich die mit dortigem Telegramm angeordnete Demarche- in 
Sachen der Agrarreform erst am 4. d. M. abends, also unmittelbar vor der Abreise des 
AuBenministers Beck nach Rom, ausfuhren konnen. Ich habe hierbei das in dem Bericht des 
Generalkonsulats Posen vom 22. Februar— enthaltene Zahlenmaterial weisungsgemaB 
verwertet, das meines Erachtens unwiderlegbar die Schlechterstellung der deutschen 
Minderheit beweist. Ich habe des weiteren ausgefuhrt, daB bei Neuansiedlungen sowohl wie 
bei Anliegersiedlungen die deutschen Bauern planmaBig ausgeschlossen werden und daB die 
Handhabung der Grenzzonenverordnung durch fast restlose Ablehnung der bei jedem 
Eigentumswechsel erforderlichen Genehmigung - auch wenn es sich um Erbubergang von 
Vater auf Sohn handelt - zu einer MaBnahme der Entdeutschung geworden ist. SchlieBlich 
habe ich unter Fortfuhrung einer friiheren Unterhaltung Herrn Beck auch noch Material liber 
die Arbeitslosigkeit in Oberschlesien mitgeteilt, um zu beweisen, daB das deutsche Element 
wirtschaftlich uberall und in jeder Hinsicht zuriickgesetzt wird. 

Herr Beck bestritt, daB auf irgendeinem Gebiet eine unfreundliche Tendenz gegeniiber der 
deutschen Minderheit vorhanden sei und berief sich erneut auf Weisungen, die in dieser 
Hinsicht von dem Ministerprasidenten gegeben worden seien. Zu dem von mir vorgelegten 
Zahlenmaterial liber die Agrarreform flihrte Herr Beck folgendes aus: Zunachst einmal sei das 
Ziel des Agrarreformgesetzes, den gesamten landwirtschaftlichen GroBgrundbesitz in Polen 
auf die im Gesetze vorgesehene GroBe herunterzudrlicken. Dieses Ziel wlirde fortan in einem 
schnelleren Tempo verfolgt werden als bisher, so daB es voraussichtlich schon in ganz 
wenigen Jahren restlos erreicht sein werde. Die Frage der Reihenfolge spiele infolgedessen 



keine sehr groBe Rolle mehr, da in sehr kurzer Zeit sowieso alle Grundbesitzer, ob Polen oder 
Deutsche, von der Agrarreform erfaBt sein wiirden. Zweitens verwies Herr Beck auf die 
freiwilligen Parzellierungen, die in verhaltnismaBig groBem Umfange seitens der polnischen 
Eigentumer durchgefuhrt worden seien und fast gar nicht von deutscher Seite. SchlieBlich 
machte Herr Beck geltend, daB der GroBgrundbesitz sich zu 30% in deutscher Hand befinde, 
wahrend der deutsche Bevolkerungsanteil in den fraglichen Provinzen wesentlich geringer sei. 
Als ich Herrn Beck darauf hinwies, daB er hiermit ein rein politisches Moment in die Frage 
der Agrarreform einschalte, erklarte er, es handele sich nicht um ein politisches, sondern um 
ein rein soziales Moment, insofern als das Agrarreformgesetz die Aufgabe stelle, zunachst 
einmal den UbermaBig groBen Besitz zu zerschlagen und der bauerlichen Hand zuzufuhren. 
Nun befanden sich aber gerade die groBten landwirtschaftlichen Betriebe in deutscher Hand, 
und so sei die starkere Heranziehung des deutschen Grundbesitzes vollkommen im Einklang 
mit den gesetzlichen Bestimmungen und den Grundsatzen sozialer Gerechtigkeit. 

Die Beckschen Argumente sind, und ich habe das nachdriicklichst zum Ausdruck gebracht, in 
keiner Weise stichhaltig. Was zunachst die Behauptung anbetrifft, daB die Agrarreform in 
wenigen Jahren restlos durchgefuhrt sein ri46i werde, so wird, auch wenn den Wiinschen des 
Landwirtschaftsministers Poniatowski entsprechend das Tempo der Durchfuhrung wesentlich 
beschleunigt werden sollte, schon aus finanziellen Griinden noch eine recht erhebliche 
Zeitspanne notwendig sein. Abgesehen hiervon aber ist noch keineswegs zu ubersehen, ob bei 
der standig wachsenden Opposition gegen die Agrarreform die Parzellierung uberhaupt bis zu 
Ende durchgefuhrt werden wird. Jedenfalls liegt aber nicht die geringste Berechtigung vor, 
die deutschen Grundbesitzer in der Reihenfolge an die erste Stelle zu setzen. Was die 
freiwilligen Parzellierungen anbetrifft, so sind dieselben nach den uns vorliegenden 
Zahlenangaben nicht so erheblich, daB sie das fur die deutsche Minderheit ungunstige Bild 
verandern konnten. Auch die Behauptung, daB gerade die groBten landwirtschaftlichen 
Betriebe sich in deutscher Hand befanden, ist vollig unzutreffend. Vielmehr sind die groBen 
deutschen Besitze langst enteignet und in alien GroBenklassen uberwiegt jetzt der polnische 
Grundbesitz. 

Herr Beck, der sein Zahlenmaterial nicht zur Hand hatte, machte schlieBlich den Vorschlag, 
die Besprechung nach seiner Ruckkehr aus Rom noch einmal wieder aufzunehmen, da ihm 
daran liege, daB keine MiBverstandnisse zuriickblieben. Ich habe mich damit einverstanden 
erklart und darf nach der weiteren Besprechung erneut berichten. m 

von Moltke 



Nr. 161 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 9. November 1938 

Wie der Botschaft bekannt ist, sind die zustandigen polnischen Stellen seit einiger Zeit mit 
den Vorarbeiten zu der im Februar nachsten Jahres erscheinenden Namens- und Jahresliste flir 
die weitere Durchfuhrung der Agrarreform befaBt. Um nach Moglichkeit zu verhuten, daB 



durch diese neuen Listen der Grundbesitz der deutschen Volksgruppe in Westpolen wie in den 
Vorjahren in weitaus starkerem Umfange als nationalpolnischer Besitz zur Parzellierang 
herangezogen wird, erscheint es dringend geboten, schon jetzt der Polnischen Regierung 
gegeniiber unsere bestimmte Erwartung zum Ausdruck zu bringen, daB durch die neue Liste 
Grundbesitz der deutschen Volksgruppe in den polnischen Westprovinzen, im Gegensatz zur 
bisherigen Praxis, lediglich entsprechend dem Anted des in deutscher Hand befindlichen 
Besitzes an dem der Agrarreform unterliegenden Gesamtgrundbesitz zur Landabgabe 
herangezogen wird. 

[HZ] Ich bitte, beim dortigen AuBenministerium tunlichst umgehend in diesem Sinne vorstellig 
zu werden und sich dabei insbesondere auf Ziffer 5 der Minderheitenerklarung worn 5. 
November 1937 zu berufen, die uns - wie der Polnischen Regierung gegeniiber im Verlauf der 
Verhandlungen liber diese Erklarung wiederholt ausdriicklich und unwidersprochen zum 
Ausdruck gebracht worden sei (z. B. vgl. Drahtbericht vom 26. 8. 1937)— - gerade gegen 
unterschiedliche Behandlung der Volksdeutschen bei der Agrarreform schutzen sollte. Ich 
bitte, dabei ferner auszufuhren, die Deutsche Regierung erwarte bestimmt, daB die Polnische 
Regierung der Tatsache, daB der Besitz der deutschen Volksgruppe bisher wesentlich starker 
von der Agrarreform erfaBt worden sei als der nationalpolnische, bei der Aufstellung der 
Namensliste fur 1939 gebuhrend Rechnung tragen werde. 

Fur einen Bericht iiber das VeranlaBte sowie das Ergebnis der dortigen Demarche ware ich 
dankbar. 

Weizsacker 



Nr. 162 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 22. November 1938 

Die mir aufgetragene Demarche wegen der weiteren Durchfuhrung der Agrarreform ist bei 
Ministerialdirektor Graf Lubienski, dem Kabinettschef des AuBenministers, ausgefuhrt 
worden. Bereits im Marz d. J. nach Veroffentlichung der letzten Namensliste war dieser 
Fragenkomplex mit dem Grafen Lubienski besprochen worden, der sich bereit erklarte, die 
Frage der Benachteiligung des deutschen Grundbesitzes beim Polnischen Agrarminister zur 
Sprache zu bringen. Graf Lubienski hat nunmehr wieder erklart, daB mit der Durchfuhrung 
der Bodenreform in keinem Fall eine Benachteiligung des deutschen Grundbesitzes 
beabsichtigt sei. Die Listen wiirden ohne Ansehung der Nationalitat der Besitzer nach rein 
sachlichen Gesichtspunkten aufgestellt. 

Dem Grafen Lubienski ist erwidert worden, daB die Art und Weise, wie bisher die 
Bodenreform in Polen gehandhabt worden sei, auf deutscher Seite den berechtigten Eindruck 
erweckt habe, daB es sich in erster Linie um eine groBziigige Entdeutschungspolitik handele. 
MaBgebend flir die Beurteilung miisse die Tatsache sein, daB der deutsche Besitz im 
Verhaltnis mehr als doppelt so stark zur Bodenreform herangezogen worden sei als der 
polnische. Die Veroffentlichung der Namensliste im Februar d. J. habe in der deutschen 



Offentlichkeit eine urn so starkere Emporung ausgelost, als man unbedingt auf Grand der 
Minderheitenerklarung eine gerechtere Handhabung hatte erwarten diirfen. Falls der 
Agrarminister fur unsere Auffassung kein Verstandnis zeige und mit seiner 
Entdeutschungspolitik fortfahren sollte, so ware mit einer sehr empfindlichen Riickwirkung 
auf die deutsche offentliche Meinung zu rechnen. 

von Moltke 



1 



[148] 

Nr. 163 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 15. Februar 1939 

Nach telephonischer Meldung der Deutschen Botschaft in Warschau ist im polnischen 
Gesetzblatt von heute die Liste (Namensliste) der Grandstucke, die im Jahre 1939 zur 
Zwangsparzellierung im Wege der Agrarreform bestimmt worden sind, veroffentlicht worden. 
Nach dieser Liste entfallen 

in der Woiwodschaft: von insgesamt: auf deutschen Besitz: 
Posen 20.275 ha 12.142 ha, 

Pommerellen 17.437 ha 12.538 ha, 

Oberschlesien 7.438 ha 6.813 ha. 

Diese MaBnahmen stehen in krassem Widerspruch zur deutsch-polnischen 
Minderheitenerklarung vom 5. November 1937 sowie zu den wiederholten Zusicherungen der 
Polnischen Regierung, deutsche Volkstumsangehorige bei der Agrarreform nicht zu 
diskriminieren. Der deutsche Landvorrat— betragt in Posen und Pommerellen nur etwa ein 
Drittel des gesamten, der Agrarreform unterliegenden Besitzes. 

Schliep 



Nr. 164 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 16. Februar 1939 

Neue Namensliste Agrarreform hat in volksdeutschen Kreisen hier niederschmetternden 
Eindruck gemacht, zumal nach Warschauer Besuch des Herrn Reichsministers des 
Auswartigen allgemein weit gunstigeres Ergebnis erwartet wurde. 

Enteignet werden in Pommerellen rand 12.600 ha deutscher Besitz gegen 8.600 ha voriges 
Jahr. Deutscher Anted in diesem Jahr etwa 65%, also noch hoher als voriges Jahr. Dieses Jahr 



besonders bemerkenswert starkere Heranziehung Mittelstandes sowie Umstand, daB 
verschiedene Besitzer zu wiederholten Malen parzelliert werden. 

Kuchler 



[149] 

Nr. 165 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 16. Februar 1939 

Bitte Sie, umgehend AuBenminister oder im Verhinderungsfalle seinem Vertreter Befremden 
dariiber zum Ausdruck zu bringen, daB neueste Namensliste wiederum entgegen 
Minderheitenerklarung und spateren Zusicherungen— Polnischer Regierung deutschen Besitz 
in Posen und Pommerellen unerhort diskriminiert. 

Drahtbericht. 

Weizsacker 



Nr. 166 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 17. Februar 1939 

Da Herr Beck erkrankt und Graf Szembek abwesend, habe ich angeordnete Demarche in 
Sachen Agrarreform bei Unterstaatssekretar Arciszewski ausgefuhrt, der ubrigens von Herrn 
Beck speziell mit Bearbeitung dieser Frage beauftragt ist. 

Arciszewski erklarte, daB uns gunstiger Standpunkt AuBenministeriums auf groBen 
Widerstand im Ministerrat gestoBen ware, der die Auffassung vertrete, daB die Frage der 
gleichmaBigen Heranziehung deutschen und polnischen Grundbesitzes nicht im Rahmen 
einzelner Provinzen, sondern gesamten Staatsgebiets zu beurteilen sei. Angesichts dieser 
Schwierigkeiten habe AuBenministerium auf den Versuch einer Abanderung der fiir 
Pommerellen aufgestellten Liste verzichtet, weil dort die Agrarreform bereits fast ganz 
abgeschlossen sei, und habe sich darauf beschrankt, in der Woiwodschaft Posen - und zwar 
auch fiir die Zukunft - den Grundsatz 50 zu 50 zu fordern. Hierin habe das AuBenministerium 
Erfolg gehabt. 

Ich habe erwidert, daB wir polnischen Standpunkt hinsichtlich Pommerellen als eine 
unertragliche Diskriminierung ansehen muBten. Was Posen anbetreffe, so sei nach unseren 
sehr genauen Unterlagen die Heranziehung deutschen Besitzes wesentlich groBer als 50%. 



Aber abgesehen hiervon, konnten wir uns auch mit Grundsatz 50 zu 50 nicht einverstanden 
erklaren, weil deutscher Besitz nur etwa 30% der Gesamtflache betrage und obendrein in den 
Vorjahren bereits ubermaBig stark herangezogen sei. 

Arciszewski bat um Mitteilung unseres Zahlenmaterials. Ich habe hierfiir genaue Unterlagen 
bei Generalkonsulat Posen angefordert.— 

Moltke 



[150] 

Nr. 167 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 21. Februar 1939 

Nach der inzwischen getroffenen genaueren Feststellung des Vereins der deutschen 
Grundbesitzer in Ostoberschlesien entfallen von der in der Namenliste angegebenen 
Flachenmenge (7.438 ha) nur 100 ha auf polnischen Besitz. Der deutsche Grundbesitz ist also 
mit 98,7% herangezogen worden, obwohl polnischer Grundbesitz in groBerem Umfange 
vorhanden ist. Damit ist der deutsche "Landvorrat"— im hiesigen Amtsbezirk fast restlos 
erfafit. 

Noldeke 



Nr. 168 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 21. Februar 1939 

Die verflossene Woche stand vollstandig unter dem Zeichen der neuen Enteignungen 
deutschen Besitzes. Die Veroffentlichung der Namensliste hat angesichts des vor wenigen 
Wochen stattgehabten Besuches des Reichsministers des Auswartigen in Warschau, m von 
dem sich die deutsche Volksgruppe allenthalben eine starke Verbesserung der polnisch- 
deutschen Beziehungen versprach, wie eine Bombe eingeschlagen. Alle Hoffnungen, daB nun 
endlich einmal die Schlechterstellung der deutschen Volksgruppe hier aufhoren wiirde, haben 
sich als trugerisch erwiesen. 

Uber die Auswirkungen der Enteignungen nach der neuen Namensliste folgt heute noch ein 
besonderer Bericht, aus dem die katastrophale Lage mancher Betriebe ersichtlich ist. 
Besonders der mittlere Besitz wird am starksten betroffen, da von ihm mehrere Betriebe, weil 
sie in einer bestimmten Zone liegen, bis auf 60 ha enteignet werden und infolgedessen gar 
nicht mehr lebensfahig sind. 



Eine vergleichende Zusammenstellung des seit Inkrafttreten des Gesetzes liber die 
Durchfiihrung der Agrarreform vom 28. Dezember 1925 bis einschlieBlich 1938 durch 
Namenslisten enteigneten deutschen und polnischen Grundbesitzes in Pommerellen ergibt, 
daB der deutsche Grundbesitz bisher 56.214,00 ha Bodenflache = 72% der gesamten durch 
Namenslisten enteigneten Bodenflache verloren hat, wahrend der polnische Grundbesitz nur 
mit 22.093,00 ha Bodenflache = 28 % der Gesamtflache auf die bisher erschienenen 
Namenslisten gesetzt worden ist. Die Erwartung, daB die diesjahrige Namensliste die 
unverhaltnismaBige und durch nichts gerechtfertigte Benachteiligung des deutschen 
Grundbesitzes durch eine starkere Heranziehung des polnischen Besitzes zum Teil 
ausgleichen wiirde, ist nicht erfullt worden. Die Benachteiligung des deutschen Grundbesitzes 
hat vielmehr gegenliber den Vorjahren eine weitere Verscharfung erfahren. 



am Es scheint den polnischen Behorden auf eine schnelle und vollige Vernichtung des 
Deutschtums hier anzukommen, denn die bei ihnen in der letzten Zeit allgemein zu 
beobachtende Einstellung dem Deutschtum gegenliber ist feindlicher denn je. 

Es ist klar, daB sich unter diesen Umstanden der deutschen Bevolkerung hier eine 
auBerordentliche Erregung bemachtigt hat, weil sie in alien ihren berechtigten Hoffnungen 
und in all ihrer Loyalitat dem hiesigen Staat gegenliber auf das bitterste enttauscht worden ist. 
Ein Geflihl der Unsicherheit, aber auch der Rechtlosigkeit macht sich hier breit, das nur 
schwer zu bekampfen ist. DaB dabei auch wieder der Drang zur Abwanderung stark 
hervortritt, mochte ich noch besonders betonen. 

von Kuchler 



Atimertumgeii: 



Die Liste mit den Namen des zur Landabgabe herangezogenen Besitzes wurde in jedem 
Jahre am 15. Februar veroffentlicht. Vgl. zur Liste von 1934 Nr. 42 , von 1935 Nr. 55 , von 
1936 Nr. 64 , von 1937 Nr. 74 . ...zuruck... 

% Vgl. Nr. 94 , 95 und 104- -zurtick... 

Q7 

D. h. die Gesamtheit der nach dem Agrarreformgesetz der Parzellierung unterworfenen 
Flachen, also nach Abzug der nicht der Parzellierung unterworfenen Restgliter, Forsten und 
Gewasser. .■■zurtick... 

98 Vgl. Nr. 94 und 95. ...zuruck... 

"Vgl. Nr. 158 . ...zuruck... 

100 Vgl. Nr. 157 . ...zuruck... 

101 Es haben im AnschluB hieran weitere Besprechungen liber diese Frage sowohl mit dem 
Polnischen AuBenminister wie mit seinen Sachbearbeitern stattgefunden. Hierbei muBte 



polnischerseits zugegeben werden, daB der deutsche Grundbesitz tatsachlich bisher starker zur 
Landabgabe herangezogen worden ist als der polnische. Deutscherseits wurde mit allem 
Nachdruck darauf hingewiesen, daB diese klare Diskriminierung der deutschen Minderheit 
nicht mehr hingenommen werden konne und daB auf Grand der Minderheitenerklarung auch 
in der Frage der Agrarreform die zugesagte voile Gleichberechtigung und gleiche Behandlung 
der deutschen Minderheit erwartet werden miisse. In den Verhandlungen wurde in erster Linie 
angestrebt, die Diskriminierung der Namensliste flir 1938 zu beseitigen. Die deutschen 
Wunsche sind aber unberiicksichtigt geblieben. ...zurack... 

1 QO 

Vgl. Nr. 95 . Zu vergleichen auch Nr. 94 und 104 . ...zurack... 

103 Vgl. Nr. 157 , Anm. T971 S. 143. ...zurack... 

104 Vgl. Nr. 162 . ...zurack... 

105 Vgl. auch Nr. 170 , 171 und 172. Auch die weiteren Besprechungen mit dem Polnischen 
AuBenministerium blieben ohne Ergebnis. ...zurack... 

106 Vgl. Nr. 157 , Anm. T971 S. 143. ...zurack... 

107 Vgl. Nr. 202 . ...zurack... 

Erstes Kapitel (Forts.) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 

1939 



X. Weitere Deutsche Versuche 

zur Verbesserung der Lage der Deutschen Volksgruppe 

durch Deutsch-Polnische Besprechungen 

(November 1937 bis Marz 1939) 

Nr. 169 

Aufzeichnung des Dirigenten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 25. November 1937 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in dies en 

Kapiteln gegebene 
finden Sie in dem Buch 

Die deutsche 

Volksgruppe in Polen 

1934-39. 



Der Polnische Geschaftstrager suchte mich heute aus anderem AnlaB 

auf, und ich benutzte die Gelegenheit, ihn unter Hinweis auf die vom Herrn Reichsminister 
dem Polnischen Botschafter Anfang November uberreichte Notiz m anlaBlich der Abgabe der 
deutsch-polnischen Minderheitenerklarung daran zu erinnern, daB deutscherseits in dieser 
Aufzeichnung angeregt worden sei, regelmaBig wiederkehrende Aussprachen zwischen 
Vertretern beider Staaten liber die in der Minderheitenerklarung behandelten Fragen 
stattfinden zu lassen. Auf diese deutsche Anregung sei eine Antwort noch nicht erfolgt. Diese 
Aussprache sollte dem Zweck dienen, die betreffenden Fragen zu entpolitisieren und im 
gemeinsamen Benehmen einer zufriedenstellenden Losung zuzufuhren. Unsere inneren 



Behorden erwogen der polnischen Minderheit gegeniiber sehr positive MaBnahmen und 
erblickten in den vorgesehenen Aussprachen ein Instrument zur Fortfiihrung der in der 
Minderheitenerklarung aufgestellten Richtlinien. Es ware daher sehr erwiinscht, wenn wir 
bald eine positive Antwort zu unserem Vorschlag erhalten wiirden, urn an die praktische 
Arbeit herangehen zu konnen. Der Geschaftstrager bezeichnete dies auch seinerseits als 
erwiinscht und versprach, demnachst eine Antwort erteilen zu wollen.— 

Ftirst von Bismarck 



Nr. 170 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 30. Mai 1938 

Die Erwartung, daB die Lage der deutschen Minderheit in Polen durch die gemeinsame 
Erklarung der Deutschen und der Polnischen Regierung liber die Behandlung der 
beiderseitigen Minderheiten vom 5. November wesentliche Besserung erfahren wiirde, hat 
sich leider nicht erfullt. 



mil In starkerem MaBe als friiher ist der deutschen Volksgruppe in Polen im Verlauf des 
letzten halben Jahres die wesentlichste Grundlage ihrer Existenz, namlich Grand und Boden, 
durch verscharfte Heranziehung zur Agrarreform sowie durch die Anwendung des seit dem 1 . 
Juli 1937 verscharften Grenzzonengesetzes m entzogen worden. In der Praxis wirken sich die 
Bestimmungen dieses Gesetzes dahin aus, daB in ganz Polnisch-Oberschlesien, im groBten 
Teile Pommerellens und in einem erheblichen Teil der fruheren Provinz Posen jeder Erwerb 
von Grundbesitz - auch im Erbgang - unterbunden wird. Nicht einmal Pacht- oder sonstige 
Nutzungsvertrage werden genehmigt, wenn der Pachter oder Nutzungsberechtigte 
Volksdeutscher ist. Das bedeutet, daB der noch in deutscher Hand befindliche Grundbesitz, 
soweit er nicht schon von der Agrarreform erfaBt wird, spatestens beim Tode des jetzigen 
Eigentumers dem Deutschtum verlorengehen muB. 

Abgesehen von der Verdrangung der Angehorigen der deutschen Volksgruppe von ihrem 
Grundbesitz werden deutsche Kaufleute und Unternehmer durch wirtschaftlichen Boykott 
brotlos gemacht, der durch den von der Polnischen Regierung geforderten Westverband 
organisiert wird. 

Die deutsche Arbeiterschaft wird, insbesondere in Oberschlesien, mehr und mehr von ihren 
Arbeitsplatzen verdrangt, wahrend gleichzeitig auf Grand der guten Beschaftigungslage der 
Werke nationalpolnische Arbeiter in verstarktem MaBe eingestellt werden. In 
Ostoberschlesien waren bereits im vergangenen Jahre 70% der deutschen Arbeiter brotlos, die 
deutsche Jugend ist dort fast 100%ig ohne Lehrstelle. 

Auf kulturellem Gebiet zeigt sich die Entdeutschungspolitik der Polnischen Regierung in der 
SchlieBung von Schulen und in wirtschaftlichem Druck auf die Eltern, die ihre Kinder in die 
deutsche Schule schicken. 



Ich habe in alien vorerwahnten Fragen standig bei der Polnischen Regierung nachdriickliche 
Vorstellungen erhoben, die weiter fortgesetzt werden, da die Polnische Regierung bisher 
unseren Wlinschen kaum entsprochen hat. Hierbei habe ich immer wieder darauf 
hingewiesen, daB uns das Schicksal der deutschen Volksgruppe in Polen mit Sorge erfulle und 
daB die standig unterschiedliche Behandlung der deutschen Minderheit in Polen naturgemaB 
eine Belastung unserer gutnachbarlichen Beziehungen zur Folge haben miisse. Ferner habe 
ich weisungsgemaB geltend gemacht, daB die polnische Minderheit im Reich liberall in Arbeit 
und Brot steht, wahrend die Deutschen in Polen trotz des auch dort erkennbaren 
wirtschaftlichen Aufschwungs lediglich wegen ihres Deutschtums ihrer wirtschaftlichen 
Grundlage beraubt werden. Im ubrigen sei der beste Beweis unseres guten Willens, auf dem 
Minderheitengebiet Beschwerden auszuraumen, unser wiederholter Vorschlag an die 
Polnische Regierung, von Zeit zu Zeit eine Aussprache von deutschen und polnischen 
Sachverstandigen stattfinden zu lassen, eine Anregung, auf die die Polnische Regierung leider 
bisher nicht eingegangen sei. 

Ich werde die Anregung einer Aussprache liber die Minderheitenfrage weisungsgemaB weiter 
betreiben, wiirde aber dankbar sein, wenn auch seitens des Auswartigen Amtes in gleichem 
Sinne auf die dortige Polnische Botschaft eingewirkt werden konnte. 

von Moltke 



[154] 

Nr. 171 

Der Reichsminister des Auswartigen 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 29. Juni 1938 

Es wird hier ebenfalls flir angezeigt gehalten, die Eingabe Polenbundes vom 2. Juni sowie 
dadurch verscharfte Spannung auf Minderheitengebiet zum AnlaB zu nehmen, um Polnische 
Regierung erneut Verhandlungen liber Beschwerden beiderseitiger Minderheiten 
vorzuschlagen. Bitte daher tunlichst bald entsprechende Demarche bei AuBenminister Beck 
unternehmen und hierbei folgende Gesichtspunkte verwerten: 

Eingabe Polenbundes sei von Reichsregierung eingehend geprlift worden, die bereit sei, 
berechtigte Wlinsche polnischer Minderheit zu erflillen. Entgegenkommende Haltung 
Reichsregierung sei bereits in Abstellung einzelner Beschwerden sowie in Empfang 
polnischer Minderheitenvertreter durch Reichsinnenminister zum Ausdruck gekommen. Es 
konne uns aber nicht zugemutet werden, bei der weiteren Behandlung dieser Fragen Lage 
deutscher Minderheiten in Polen auBer Betracht zu lassen, die nach unserer Auffassung weit 
groBeren AnlaB zu Beschwerden biete. Vertreter polnischer Minderheit hatten 
Reichsinnenminister gegenliber zugegeben, daB sie auf wirtschaftlichem Gebiet keinerlei 
AnlaB zu Klagen hatten. Demgegenliber miisse festgestellt werden, daB Deutsche in Polen 
trotz des auch dort erkennbaren wirtschaftlichen Aufschwungs lediglich wegen ihres 
Deutschtums ihrer wirtschaftlichen Grundlage beraubt wlirden. 

Insbesondere habe negatives Ergebnis Verhandlungen Botschaft liber AgrarmaBnahmen 
gegen deutsche Minderheit enttauscht, 111 in denen Polnische Regierung sich 



diskriminatorischen Standpunkt Westverbandes zu eigen gemacht habe, daB deutscher Anted 
an Grundbesitz Prozentsatz deutscher Bevolkerung angeglichen werden mlisse. 

Auch Frage Handhabung Grenzzonenverordnung konne unmoglich auf sich beruhen bleiben, 
da in Klirze bereits Exmissionen deutscher Besitzer zu erwarten seien, denen Genehmigung 
zur Ubernahme ererbter Grundstiicke vor Jahresfrist versagt worden sei. Es sei zu befiirchten, 
daB bevorstehende Vertreibung solcher Volksdeutscher von Haus und Hof ohnehin gereizte 
Stimmung deutscher Grenzbevolkerung auf das ungunstigste beeinflussen und wiederum zu 
ernsten Ruckwirkungen flir polnische Minderheit in Deutschland fiihren wiirde, wenn nicht 
rechtzeitig Abhilfe geschaffen werde. 

Eine Quelle standiger Beunruhigung deutscher Offentlichkeit bildeten ferner fortgesetzte 
Entlassungen deutscher Arbeitnehmer in Ostoberschlesien sowie vom Westverband 
organisierter Wirtschaftsboykott. Anheimstelle auch, auf Nichterfullung polnischer 
Gegenleistung flir Genehmigung polnischen Gymnasiums in Marienwerder m und auf 
rigoroses Vorgehen Schulbehorden gegen deutsche Schulen in Wolhynien hinzuweisen, wo 
von 7.500 schulpflichtigen deutschen Kindern 5.800 gar keinen oder nur mangelhaften 
Deutschunterricht genieBen. 



[155] Bitte Herrn Beck gegeniiber ferner zum Ausdruck bringen, daB gespannte Lage in 
polnischen Westprovinzen durch Polenbund-Beschwerde und ihre Behandlung in polnischer 
Presse weiter verscharft worden ist. Deutsche Regierung verfolge diese Entwicklung, die 
unsere sonst gutnachbarlichen Beziehungen zu storen geeignet sei, mit Besorgnis und halte es 
flir dringend geboten, ihr durch eine offene Aussprache entgegenzuwirken, um die durch 
Minderheitenerklarung eingeleitete Verstandigung auf Minderheitengebiet fortzufuhren. Sie 
rege daher an, die Beschwerden der Volksgruppen durch beiderseitige Sachverstandige 
umgehend zu priifen und nach Moglichkeit zu bereinigen. 

Bitte Drahtnachricht liber Aufnahme Ihrer Demarche. 

Ribbentrop 



Nr. 172 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 9. Juli 1938 

Ich habe heute die Minderheitenfrage entsprechend der Weisung vom 29. v. M~ bei Herrn 
Beck zur Sprache gebracht. Dabei wies ich besonders darauf hin, daB die Nichterfullung der 
polnischen Gegenleistungen in dem Spezialabkommen iiber Marienwerder 114 die Auswirkung 
der Minderheitenvereinbarung vom 5. November 111 stark beeintrachtigt hatte. Die Tatsache, 
daB bis heute - also nach 10 Monaten - die Erlaubnis zum Weiterbau in Bromberg noch nicht 
erteilt worden sei, hatte naturgemaB in Deutschland den Eindruck entstehen lassen, daB auf 
polnischer Seite keinerlei Neigung vorhanden sei, die Grundsatze des 5. November in die 
Praxis umzusetzen. Ich habe ferner festgestellt, daB die Verhandlungen iiber die 
Agrarreform— das einwandfreie Ergebnis einer differentiellen Behandlung der deutschen 



Minderheit gehabt hat, und ich habe schlieBlich mit besonderem Nachdruck dargelegt, daB die 
Beschwerde der polnischen Minderheit in Deutschland und die Art und Weise, in der sie von 
der polnischen Presse behandelt worden sei, in verschiedener Hinsicht auBerordentlichen 
Schaden angerichtet habe. Gerade das, was wir mit der Vereinbarung vom 5. November 
hatten vermeiden wollen, ware eingetreten: daB namlich die Minderheitenfrage zum 
Gegenstand politischer Auseinandersetzungen geworden sei und daB sich hierdurch die 
Atmosphare in Polen und besonders in den Minderheitengebieten auBerordentlich 
verschlechtert habe. 

Ich habe anschlieBend hieran festgestellt, daB wir bei der Weiterbehandlung der polnischen 
Minderheitenbeschwerde die Lage der deutschen Minderheit in Polen nicht auBer Betracht 
lassen konnten und daB es uns zweckmaBig erscheine, statt uns gegenseitig in der 
Offentlichkeit anzugreifen, eine freimutige um Aussprache liber das Problem herbeizufuhren. 
Unser Vorschlag ginge daher dahin, daB die zustandigen Referenten der beiden 
Innenministerien unter Assistenz von je einem Beamten der beiden AuBenministerien zu 
periodischen Besprechungen zusammentreten mochten, um in offener Aussprache, ohne 
Stoning durch die Presse, die verschiedenen Minderheitenprobleme zu priifen. Wir standen 
auf dem Standpunkt, daB - ebenso wie die periodischen Besprechungen in Wirtschaftsfragen 
und in Presseangelegenheiten ein gunstiges Ergebnis gehabt hatten - auch das Problem der 
Minderheiten durch ein gleiches Verfahren gefordert werden konnte. Wir baten daher die 
Polnische Regierung, diesen Vorschlag zu priifen, der, wie wir hofften, dazu beitragen konnte, 
die durch die Minderheitenerklarung eingeleitete Verstandigung weiter fortzufiihren und 
hierdurch zugleich auch die politischen Beziehungen an einem wichtigen Punkte zu entlasten. 

Herr Beck erklarte zunachst, daB er es auBerordentlich bedauere, wenn die liber Marienwerder 
getroffene Vereinbarung polnischerseits immer noch nicht restlos durchgeflihrt worden sei. Er 
habe das nicht gewuBt und werde sofort das Notwendige veranlassen, damit diese Frage 
endlich bereinigt wlirde.— Im librigen sei auch er der Auffassung, daB die Behandlung der 
Minderheitenfragen durch die Presse eher schadlich als nlitzlich sei. Er habe seinerzeit, als die 
Berliner Minderheitenbeschwerde hier zu einer gewissen Pressehetze geflihrt habe, sofort 
eingegriffen, aber er gebe zu, daB es zu spat gewesen sei, um eine durchgreifende Wirkung zu 
erzielen. Auch er sei ein Freund offener Aussprachen und er glaube, daB das immer noch der 
beste Weg ware, um in schwierigen Fragen vorwarts zu kommen. Er stehe deshalb unserem 
Vorschlage durchaus sympathisch gegenliber. NaturgemaB sei er nicht in der Lage, mir sofort 
eine definitive Antwort zu geben, da die Angelegenheit die Grenzen seines Ressorts 
liberschreite. Er werde aber sobald als moglich - in der nachsten Woche ginge es wegen seiner 
Reise nach Riga leider noch nicht - dem Ministerprasidenten, der ja gleichzeitig Minister des 
Innern sei, darliber Vortrag halten, und er konne mir schon heute zusagen, daB er unseren 
Vorschlag beflirworten werde. Er behalte sich vor, zu gegebener Zeit darauf 
zurlickzukommen. 

Wenn die bisher ablehnende Haltung gegenliber dem Gedanken einer 

Minderheitenkommission sich anscheinend zu wandeln beginnt, so liegt das wohl daran, daB 
wir unsere Aktion diesmal in einem besonders glinstigen Zeitpunkt eingeleitet haben. Das 
polnische Versagen in der Frage des gentlemen-agreement m schien Herrn Beck doch recht 
unangenehm zu sein. Ebenso hatte er wohl auch selbst das Empfinden, daB die im 
Zusammenhang mit der polnischen Minderheitenbeschwerde eingeleitete Presseaktion nicht 
im Einklang mit den Absichten stand, die zu der Abmachung vom 5. November geflihrt 
haben. Auch die Tatsache, daB in der Frage der Agrarreform der polnische VerstoB gegen die 
Minderheitenerklarung einwandfrei feststeht, dlirfte mit dazu beigetragen haben, Herrn Beck 
zu der Uberzeugung zu bringen, daB in der Frage der Minderheiten jetzt eine freundliche 



Geste uns gegeniiber notwendig sei. Im ubrigen wird es sich aber empfehlen, die Erwartungen 
hinsichtlich einer grundsatzlichen Anderung der polnischen Minderheitenpolitik nicht zu hoch 
zu spannen. 

von Moltke 



£157] 

Nr. 173 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 19. Juli 1938 

Der Kabinettschef des Polnischen AuBenministeriums Graf Lubienski bat mich gestern zu 
sich und teilte mir mit, daB Herr Beck, der flir eine Woche auf Urlaub gegangen sei, ihn 
beauftragt habe, mir die Antwort auf den Vorschlag des Botschafters von Moltke betreffend 
den Zusammentritt einer Minderheitenkommission zu ubermitteln. Die Antwort, die Graf 
Lubienski mir aus seinen Notizen vorlas, hat folgenden Wortlaut: "Die Polnische Regierung 
lehnt im Prinzip den Vorschlag des Kontaktes der Vertreter der inneren Verwaltungen der 
beiden Lander im Rahmen des Vorschlages von Herrn von Moltke nicht ab". 

Wie schon aus der Fassung der Antwort hervorgeht, legt das Polnische AuBenministerium 
Wert darauf, kein zu groBes Empressement in dieser Angelegenheit zu zeigen. Auf meine 
Frage, wie er sich die weitere Entwicklung vorstelle, meinte Graf Lubienski, daB man wohl an 
Besprechungen im Laufe des Herbstes denke, nahere Mitteilungen konne er mir aber im 
jetzigen Stadium noch nicht machen. m 

von Wuhlisch 



Nr. 174 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 11. Februar 1939 

Entsprechend Weisung dortigen Telegramms vom 6. Februar war Polen mitgeteilt worden, 
daB fur Minderheitenverhandlungen mit Einhaltung des von ihnen selbst vorgeschlagenen 
Termins vom 13. Februar gerechnet wird und daB wir erwarteten, Verhandlungsbasis nicht 
durch vollendete Tatsachen, insbesondere hinsichtlich Namensliste zur Agrarreform gestort 
zu sehen. Schon die Aufnahme dieser Mitteilung lieB erkennen, daB entgegen den bisher 
gegebenen Zusicherungen die Namensliste m unseren der Polnischen Regierung mitgeteilten 
Wiinschen voraussichtlich nur wenig Rechnung tragen wird. Heute ist nunmehr vom hiesigen 
AuBenministerium mitgeteilt worden, daB die polnischen Vertreter erst am 16. oder 17. 
Februar in Berlin sein konnten, womit offenbar der Zweck verfolgt wird, die 
Minderheitenverhandlungen erst nach dem gesetzlichen Termin flir Aufstellung der 



Namensliste (15. Februar) beginnen zu lassen. Es ist darauf erneut dem Polnischen 
AuBenministerium mitgeteilt worden, daB wir bitten mliBten, uns in Frage Agrarreform nicht 
vor vollendete Tatsachen zu stellen, worauf Sachbearbeiter ausweichend antwortete, nssi daB 
ihm Termin Veroffentlichung Namensliste nicht bekannt sei, daB er aber nach wie vor bemliht 
bleibe, unseren Wunschen Geltung zu verschaffen. m 

Die Behandlung dieser Frage sowie auch sonstige Anzeichen lassen leider erkennen, daB die 
polnischen Ressorts nur mit innerem Widerstreben an die Minderheitenverhandlungen 
herangehen. 

Moltke 



Nr. 175 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 28. Februar 1939 

In den gestern nachmittag aufgenommenen deutsch-polnischen Minderheitenverhandlungen 
wurde zunachst der polnischen Seite ein Arbeitsprogramm vorgeschlagen und von dieser 
angenommen. Heute wurde sodann in die Besprechung der Punkte I (Grenzzonenfragen— ) 
und II (Agrarreformfragen— ) eingetreten. 

Die Polnische Delegation zeigte auBerst wenig Bereitwilligkeit, in der Grenzzonenfrage zu 
konkreten Abreden zu gelangen. 

Eine Besprechung der Agrarreform in dem MinderheitenausschuB bezeichnete die Polnische 
Delegation als nicht angebracht, da entsprechende Erorterungen bereits zwischen der 
Deutschen Botschaft in Warschau und dem Polnischen AuBenministerium schwebten.— 

Die Verhandlungen werden morgen vormittag fortgesetzt werden. Polnischerseits wurde die 
Absicht geauBert, schon morgen (1.3. 39) abends nach Warschau zuriickzukehren. Es wird 
versucht werden, die polnischen Herren zu weiterem Bleiben zu veranlassen, da eine 
grundsatzliche Erorterung des gesamten Programms in dieser kurzen Zeit unmoglich ist. 

Bergmann 



Nr. 176 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 4. Marz 1939 



Deutscherseits wurde polnischen Vertretern gestern Abend folgendes SchluBcommunique 
vorgeschlagen: 

"In der Zeit vom 27. Februar bis zum 3. Marz fand in Berlin die erste Aussprache zwischen 
Vertretern der Deutschen und der Polnischen Regierung liber Fragen der deutschen 
Volksgruppe in Polen und der polnischen Volks- ri59i gruppe im Reich statt. Die 
Besprechungen boten den Vertretern der deutschen und polnischen inneren Verwaltungen 
Gelegenheit zu einer unmittelbaren Fuhlungnahme. Hierbei wurden die grundsatzlichen 
Fragen und einzelne Wiinsche auf alien die Volksgruppen betreffenden Gebieten eingehend 
erortert. Es bestand Einvernehmen dariiber, daB diese Fragen und Wiinsche durch die 
zustandigen Regierungen entsprechend dem beiderseitigen guten Willen gepriift werden 
sollen, um den berechtigten Interessen der Volksgruppen Rechnung zu tragen. 

Die Besprechungen werden alsbald fortgesetzt werden." 

Polnische Vertreter haben sich mit Wortlaut einverstanden erklart mit Ausnahme letzten 
Satzes, flir den sie folgende Fassung vorschlagen: 

"Die Besprechungen werden wieder aufgenommen werden." 

Botschafter Lipski hat heute Stellungnahme polnischer Vertreter gebilligt mit der 
Begriindung, daB deutsche Formulierung SchluBsatzes Beunruhigung Volksgruppen 
hervorrufen konne. 

Da auf Grand polnischer Haltung in hiesigen Besprechungen bestimmter Eindruck besteht, 
daB Polen sich weiterer Aussprache iiber Minderheitenfragen im AusschuB entziehen wollen, 
bitte im Auftrage ReichsauBenministers, Herrn Beck um Einverstandnis mit deutschem Text 
ersuchen. Bitte hierbei ausfuhren, daB Begriindung Lipskis Befremden ReichsauBenministers 
hervorgerufen habe, da bei Vereinbarung Besprechungen in Warschau ausdrucklich 
alsbaldige Fortsetzung der AusschuB-Besprechungen verabredet worden sei, um positive und 
konkrete Ergebnisse zu erzielen. 

Bitte Drahtbericht. 

Weizsacker 



Nr. 177 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 10. Marz 1939 

Wegen SchluBsatzes Communique zu Minderheitenbesprechungen habe ich weisungsgemaB 
bei Herrn Beck interveniert. Herr Beck, der Inhalt Gesprachs mit Reichsminister bestatigte, 
war iiber Einzelheiten Communiques nicht orientiert und stellte baldige Antwort in Aussicht. 
Im Auftrage des Ministers hat heute Kabinettschef Lubienski folgenden Vorschlag 
unterbreitet: 



1. Communique wird mit von polnischen Vertretern vorgeschlagenem SchluBsatz 
veroffentlicht. 

2. Kabinettschef gibt im Namen AuBenministers Erklarung ab, daB Besprechungen 
unmittelbar nach Bekanntgabe Ergebnisses deutscher Volkszahlung (also wohl 
Anfang Juni) wieder aufgenommen werden. 

3. Sollte dieser Vorschlag in Berlin nicht befriedigen, so ware AuBenminister Beck 
auch bereit, Angelegenheit noch einmal mit Polnischem Ministerprasidenten zu 
besprechen. Personlich bemerkte Graf Lubienski hierzu, um daB Widerstande im 
Innenministerium gegen unsere Fassung SchluBsatzes groB seien, da man sich iiber 
ZweckmaBigkeit Minderheitenbesprechungen noch kein endgiiltiges Urteil gebildet 
habe. 

Ich mochte annehmen, daB, wenn wir auf erneute Befassung Ministerprasidenten bestehen, es 
gelingen wiirde - allerdings nicht ohne Zeitverlust - eine unseren Wiinschen mehr 
entsprechende Fassung SchluBsatzes durchzusetzen. An polnischer Einstellung hinsichtlich 
Zeitpunktes nachster Besprechung wiirde hierdurch aber nichts geandert werden.— 

Moltke 



Nr. 178 
Der Reichsminister des Innern an das Auswartige Amt 

Berlin, den 4. Marz 1939 

Die Verhandlungen iiber Minderheitenfragen, die am 27. Februar unter meiner Leitung mit 
den Vertretern der Polnischen Regierung begonnen wurden, sind gestern zum AbschluB 
gelangt. Ein ausfuhrliches Protokoll iiber den Verlauf der Besprechungen werde ich 
demnachst ubersenden. 

Die Verhandlungen haben leider ein durchaus unbefriedigendes Ergebnis gehabt. Die Polen 
denken nicht daran, ihre Politik gegenuber der deutschen Volksgruppe irgendwie zu andern. 
Sie mogen auf weniger wichtigen Gebieten zu kleinen Zugestandnissen bereit sein, in den das 
Leben der deutschen Volksgruppe beriihrenden Fragen sind sie jedoch bestrebt, ihre bisherige 
Entdeutschungspolitik mit allem Nachdruck fortzusetzen. 

Im Auftrag 

Vollert 



AmnectaMgen: 



08 Vgl. Nr. 104 , Anlage . ...zuriick... 

09 Am 12. Januar 1938 teilte der Polnische Geschaftstrager mit, daB die deutscherseits 
angeregten periodischen Aussprachen von beiderseitigen Regierungsvertretern liber 
Minderheitenfragen polnischerseits als verfriiht angesehen wiirden. ...zuriick... 

10 Vgl. Nr. 88 , Anlage , S. 93 , Anm. T541 . ...zuriick... 

n Vgl. Nr. 160 , Anm. T991 . ...zuriick... 

12 Vgl. Nr. Ill , 114 , 115 , 117 und 135. ...zuriick... 

13 Vgl. Nr. 171 . ...zuriick... 

14 Vgl. Nr. Ill , 114 , 115 , 117 und 135. ...zuriick... 



15 Vgl. Nr. 101 . ...zuriick... 



16 



17. 



Vgl. Nr. 160 , Anm. [101] S. 146, Nr. 162 und Nr. 166 , S. 149 Anm. [105] , ...zuriick... 
Zu einer endgliltigen Regelung der Angelegenheit ist es nicht gekommen. ...zuriick... 



18 Vgl. Nr. Ill , 114 , 115 , 117 und 135. ...zuriick... 

19 Im Laufe der nachsten Monate ist die Botschaft noch wiederholt, aber immer vergeblich, 
auf die Angelegenheit zuriickgekommen. Gelegentlich der Anwesenheit des Reichsministers 
des Auswartigen in Warschau im Januar 1939 hat dieser die Frage der 
Minderheitenkommission erneut zur Sprache gebracht, worauf dann endlich eine Zusage 
erfolgte. Vgl. Nr. 202 . ...zuriick... 

120 Vgl. Nr. 162 . ...zuriick... 

171 

Tatsachlich erschien am 15. Februar eine Namensliste, die wiederum in volligem 
Widerspruch zu den Zusagen der Minderheitenerklarung stand. Vgl. Nr. 163 ff. ...zuriick... 



122 



1 23 



Vgl. Nr. 88 , Anlage S. 93, Anm. [54] . ...zuriick... 
Vgl. Nr. 156 ff. ...zuriick... 



124 



125 



Vgl. Nr. 166 . ...zuriick... 

Von der Veroffentlichung eines Communiques muBte abgesehen werden, da eine Einigung 



liber die Fortsetzung der Verhandlungen nicht zu erzielen war. ...zuriick... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 



XI. Zur Lage in Danzig 
(1933 bis 1939) 

Nr. 179 

Ubereinkommen zwischen dem Senat der Freien Stadt Danzig 

und der Polnischen Regierung, 5. August 1933— 

Der Senat der Freien Stadt Danzig und die Polnische Regierung sind, von dem Wunsch 
beseelt, die strittigen Fragen im Einvernehmen zwischen den beiden Regierungen zu regeln, 
unter den Auspizien des Hohen Kommissars des Volkerbundes iiber folgendes 
ubereingekommen : 

1. Der Senat der Freien Stadt Danzig und die Polnische Regierung sind sich dariiber 
einig, daB das vor den Instanzen des Volkerbundes in der Frage der Ausnutzung des 
Danziger Hafens schwebende Verfahren fur die Dauer dieses Ubereinkommens 
eingestellt werden soil. 

2. Die Polnische Regierung wird unverzliglich alle notwendigen MaBnahmen 
ergreifen, um den Ruckgang des seewartigen Verkehrs (Einfuhr, Ausfuhr und 
Durchfuhr), der gegenwartig iiber den Hafen von Danzig geht, unter Beriicksichtigun| 
der Quantitat und der Qualitat der Waren zu verhindern. 

Die Polnische Regierung wird in Zukunft dem Hafen von Danzig, soweit dies in 
ihrer Macht liegt, eine gleiche Beteiligung an dem seewartigen Verkehr (Einfuhr, 
Ausfuhr und Durchfuhr) unter Beriicksichtigung der Quantitat und der Qualitat der 
Ware sichern. Die Parteien verpflichten sich, zu diesem Zweck durch 
Zusammenkunfte in regelmaBigen Zeitabstanden standig in Fiihlung zu bleiben. 

3. Der Senat der Freien Stadt Danzig wird im Rahmen der finanziellen und 
wirtschaftlichen Moglichkeiten der Freien Stadt mit der Polnischen Regierung an der 
Forderung des direkten seewartigen Verkehrs zusammenarbeiten. 

4. Jede der Parteien behalt sich das Recht vor, mit dreimonatiger Frist den Hohen 
Kommissar zu bitten, das vor ihm schwebende Verfahren wieder aufzunehmen. 



Nr. 180 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 9. Mai 1934 

In seiner Sitzung vom 20. v. M. hat der "Verband der Polen in der Freien Stadt Danzig" ein 
Programm angenommen, das am 1. d. M. in seiner Verbandszeitung Straz Gdanska 
veroffentlicht wurde und zielbewuBt auf die Polonisierung der Danziger Wirtschaft und 
Beschrankung der Rechte der deutschfuhlenden Bevolkerung Danzigs hinarbeitet. 

Insbesondere ist auf folgende Bestimmungen hinzuweisen: 



Im § 3 des Programms heiBt es, der Verband der Polen erstrebe die Erziehung von 
nationalbewuBten polnischen Staatsangehorigen, die zu jeder Opfertat flir die nationale Sache 
und das Wohl der polnischen Gemeinde fahig seien, und entwickele zu diesem Zweck eine 
systematische Propaganda und Organisationsaktion. 

Im § 7 wird festgestellt, der Verband der Polen betrachte die Freie Stadt als "unerlaBlichen 
und nicht abtrennbaren Teil des Wirtschaftsorganismus Polens" und strebe "die weitgehendste 
Vereinigung Danzigs mit Polen sowie die engste polnisch-Danziger Zusammenarbeit auf 
alien Gebieten des Wirtschaftslebens" an. 

Im § 9 wird eine Vereinigung der Danziger Wirtschafts- und Berufsorganisationen mit den 
Organisationen in Polen sowie eine Anpassung der Danziger Wirtschafts- und 
Finanzgesetzgebung an die polnische Gesetzgebung verlangt. 

SchlieBlich heiBt es im § 11, die Innenpolitik der Freien Stadt mlisse mit der Politik der 
Polnischen Regierung harmonieren. Der Verband der Polen betrachte die Zusammenarbeit 
und die Verstandigung mit den polnischen Behorden als Grundlage seiner Tatigkeit. 

von Radowitz 



Nr. 181 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 8. August 1934 

Die am 6. August in Danzig unterzeichneten Abkommen zwischen Danzig und Polen liber 
Wirtschaftsfragen bilden ein einheitliches Ganzes. Das Ziel der Danziger Regierung war, in 
den Wirtschaftsverhandlungen zu einer vertraglichen Regelung zu kommen, die die 
bisherigen Erschwernisse im Warenaustausch zwischen Danzig und Polen beseitigt, die bisher 
von polnischer Seite geiibte Wirtschaftskontrolle in Wegfall bringt und damit Streitfragen aus 
der Welt schafft, die seit Jahren das Danzig-polnische Verhaltnis wirtschaftlich und politisch 
aufs schwerste belastet haben. Dieses Ziel, das die Danziger Regierung sich gesteckt hat, 
diirfte im wesentlichen erreicht sein, vorausgesetzt, daB die abgeschlossenen Abkommen von 
der Gegenseite loyal eingehalten werden. 

Q63] Was die einzelnen abgeschlossenen Vertrage angeht, so ist folgendes hervorzuheben: 



1. Das Abkommen liber die Beteiligung Danzigs an den polnischen Einfuhrkontingenten 
beseitig den jahrelangen Streit um die Danziger Eigenbedarfskontingente und um die 
Wirtschaftskontrolle. 

Flir die Dauer des Abkommens laBt Danzig seine Rechte auf Eigenbedarfskontingente 
ruhen, dafiir garantiert Polen Danzig Anteile an den polnischen Einfuhrkontingenten flir 
Einfuhr verbotener Waren. Die Danziger Anteile werden prozentmaBig flir die einzelnen 
Waren errechnet. Bei Unterzeichnung dieses Abkommens hat der diplomatische Vertreter 
Polens die Erklarung abgegeben, daB in Verfolg der neuen Regelung die 



Wirtschaftskontrollen in Wegfall kommen. Die gleiche Feststellung ist in einer bei der 
Unterzeichnung vereinbarten amtlichen Pressenotiz enthalten. 

2. Das Abkommen liber den Verkehr mit Lebensmitteln und Bedarfsgegenstanden hat 
ebenfalls zum Ziele, die bisherige Wirtschaftsgrenze zwischen Danzig und Polen zu 
beseitigen. Es setzt fest, daB der Verkehr zwischen Danzig und Polen mit diesen Waren frei 
ist, desgleichen der Verkehr eines dieser Lander mit dem Auslande liber das andere Land, in 
gleicher Weise der Transit. In Zukunft werden also Sperren, wie sie Polen in den letzten 
Monaten fur Margarine, 6le, Fette, Kase, Fische erlassen hatte, nicht mehr moglich sein. Die 
Gegenleistung Danzigs bei diesem Abkommen besteht darin, daB es sich zur Annahme der 
einschlagigen polnischen Gesetze und Verordnungen bereitgefunden hat. 

3. Das Veterinarabkommen und das Pflanzenschutzabkommen enthalten Vereinbarungen 
mehr technischer Art. Die innere Selbstandigkeit beider Staatswesen auf diesem Gebiete ist 
gewahrt. 

4. Das Abkommen liber den Verkehr mit Erzeugnissen der Landwirtschaft und der Fischerei 
regelt den Absatz der genannten Erzeugnisse polnischer Herkunft im Danziger Gebiet, um zu 
verhindern, daB die Danziger Landwirtschaft durch ungehemmtes Hereinstromen polnischer 
landwirtschaftlicher Erzeugnisse in das Danziger Gebiet ruiniert wird. Die polnische Einfuhr 
ist kontingentiert worden, wobei die Polen zugebilligten Kontingente im allgemeinen dem 
entsprechen, was Polen in den letzten Jahren nach Danzig tatsachlich bereits abgesetzt hat. 
Die Gegenleistung Danzigs fur das polnische Zugestandnis besteht darin, daB den polnischen 
Erzeugnissen mit gewissen Einschrankungen die Danziger Preise zugebilligt werden. 

5. Das Abkommen liber die Regelung verschiedener Zollfragen hat die groBten 
Schwierigkeiten bei den Verhandlungen gemacht, so daB mehrmals die Gefahr des Scheiterns 
der Verhandlungen bestand. Polen hat die Zollfrage mit den Wirtschaftsfragen verstrickt, um 
in den Zollangelegenheiten auf Danzig einen Druck ausliben zu konnen. Das machtpolitische 
Ziel Polens in dieser Frage war, das Danziger Recht zur Organisation des Zolldienstes zu 
beseitigen, den polnischen Zollinspektoren in Danzig eine den ganzen Zolldienst 
beherrschende Mitwirkung zu verschaffen, die Danziger Zollbeamten praktisch in die Gewalt 
Polens zu bringen und Danzig zu zwingen, alle Anordnungen des Polnischen Finanzministers 
ohne Rlicksicht auf ihre RechtmaBigkeit so lange auszuflihren, bis Danzig eine rechtskraftige 
Entscheidung der Volkerbundsinstanzen erwirkt hatte. Diese polnischen Ziele sind nicht 
verwirklicht worden. Danzig hat aber, um in den Wirtschaftsfragen zu einer Einigung zu 
kommen, nicht unerhebliche Zugestandnisse machen mlissen. In der Frage der Organisation 
sind diese Zugestandnisse unbedeutend. Namentlich ist das Recht ri64i Danzigs, den Zolldienst 
auf dem Danziger Gebiet zu organisieren, nicht angetastet worden. Auch in der Frage der 
Uberwachung durch die polnischen Zollinspektoren ist die Rechtslage kaum zuungunsten 
Danzigs verandert worden. Sehr ernst war der Kampf um die Danziger Zollbeamten. 
Praktisch erstrebte Polen eine Losung, die der bei der Eisenbahn im Danziger Gebiet 
gleichgekommen ware und dieselben verwlistenden Wirkungen gehabt hatte. Nach 
monatelangem Verhandeln hat man sich schlieBlich darauf geeinigt, daB bei Besetzung des 
Postens des Leiters des Landeszollamts und einiger weiterer wichtiger Stellen des 
Zolldienstes Polen unter gewissen Voraussetzungen ein Einspruchsrecht hat und die 
Abberufung dieser Beamten fordern kann. Was ferner die Forderung Polens angeht, daB 
Danzig sich verpflichten sollte, alle Anordnungen des Finanzministers durchzuflihren, 
vorbehaltlich spaterer Entscheidung der Volkerbundsinstanzen, so ist die getroffene Regelung 
flir Danzig noch leidlich ertraglich. Der Art. 12 stellt in dieser Hinsicht im wesentlichen fest, 
daB die MaBnahmen des Polnischen Finanzministers flir Danzig verbindlich sind, daB dies 



jedoch nicht gilt im Bereich der Danziger Sonderrechte, wie sie in der Anlage II Zoll zum 
Warschauer Abkommen enthalten sind. SchlieBlich hat sich Danzig der polnischen 
Forderung, daB die Danziger Zollbeamten auf das Interesse des gemeinsamen Zollgebietes 
vereidigt werden sollten, mit Erfolg widersetzt. 

Die einzelnen Abkommen werden am 1 . September in Kraft treten, mit Ausnahme des 
landwirtschaftlichen Abkommens, das bereits am 10. August in Kraft tritt. Samtliche 
Abkommen gelten flir die Dauer von zwei Jahren mit Verlangerungsmoglichkeit. 

von Radowitz 



Nr. 182 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 9. Januar 1935 

Anfang August 1934 wurde in Danzig ein polnischer SportausschuB (Rada Sportowa) 
gegriindet, dessen Sitz die Militarabteilung bei der Diplomatischen Vertretung der Republik 
Polen in Danzig, Neugarten 27, unter der Leitung des Chefs der Militarabteilung, 
Oberstleutnant Antoni Rosner, ist. Der SportausschuB ist die Spitzenorganisation aller in 
Danzig bestehenden polnischen Vereine militarischen Einschlags, die in Polen im "Strzelec" 
(Schutzenverband) aufgehen. In Danzig bildet der SportausschuB nur eine Tarnung flir den 
Schutzen verb and und setzt sich zum Ziel, alle vorerwahnten Vereine zusammenzufassen und 
die Mitglieder einer einheitlichen militarischen Ausbildung zu unterziehen. 

Der SportausschuB umfaBt zur Zeit nachstehende polnische Vereinigungen: 

1. Reserve-Offiziersverein, 

2. Reserve-Unteroffiziersverein, 

3. Vereinigung ehemaliger Freiwilliger der polnischen Armee Danziger Staatsangehorigkeit, 

4. Legionar-Verein, 

5. Verein ehemaliger Krieger, 

6. Sokol-Falkenverein, 
[lea 7. Pfadfinder, 

8. Jugendvereinigung, 

9. Ordnungswache vom Verbande der Polen, 

10. Sportabteilung der militarischen Eisenbahner-Vorbereitung, 

11. Militarische Vorbereitung der Postbeamten und Angestellten, 

12. Akademischer Aeroklub, 

13. Akademischer Sportklub, 

14. Sportklub Gedania, 

15. Ruderklub, 

16. Yacht- oder Seeklub, 

17. Luft- und Gasschutzliga. 



Die aufgefiihrten Vereinigungen sind vom SportausschuB ermachtigt, die militarische 
Schulung ihrer Mitglieder selbstandig - allerdings unter Leitung von aktiven Offizieren und 
unter deren standiger Uberwachung - durchzufiihren. Die Tatigkeit hat in der Hauptsache den 
Zweck, die noch nicht militarisch ausgebildete Jugend und die entlassenen gedienten Soldaten 
militartuchtig zu machen und zu erhalten. PlanmaBige militarische Ubungen, wie Exerzieren, 
Felddienst und SchieBen, finden fur die Danziger Mitglieder des Sportausschusses in 
Gdingen, Dirschau und Umgegend statt. Theoretischer Unterricht wird im hiesigen polnischen 
Eisenbahndirektionsgebaude und im Hause der hiesigen Diplomatischen Vertretung der 
Republik Polen in Danzig erteilt. 

Die militarische Schulung der Mitglieder erfolgt insbesondere durch die Hauptleute der 
Militarabteilung Szagon, Steranski, Krukierek, die Oberleutnants Kucharski, Kubalski, den 
Kommandeur Eibel, die Zollkommissare Tarnowiecki, Lipinski, Manczyk, Peszkowski und 
den Hauptmann Wit-Wlosek vom Danziger Biiro. Der SportausschuB wird von der 
Diplomatischen Vertretung der Republik Polen in Danzig weitgehend unterstutzt und 
gefordert. Er ist daher in der Lage, im Gebiete der Freien Stadt Danzig eine starke Tatigkeit 
zu entfalten. 

von Radowitz 



Nr. 183 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 7. Februar 1935 

Wie ich bereits unter dem 7. Dezember 1934 berichtet habe, war den Vertretern der 
deutschstammigen Danziger Eisenbahner in der Besprechung der durch die 
Massenkundigungen vom Dezember v. J. entstandenen Sachlage vom Senat freigestellt 
worden, offentliche Versammlungen einzuberufen, um in diesen zu dem polnischen Vorgehen 
Stellung zu nehmen. Eine solche Protestversammlung hat nunmehr am letzten Sonntag, dem 
3. Februar 1935, vormittags 10 Uhr, in der hiesigen Messehalle unter starker Beteiligung aller 
Kreise der Danziger Bevolkerung stattgefunden. 

Nach Eroffnung der Kundgebung durch den Volkstagsabgeordneten Bezirksleiter Kendzia 
ergriff der Vorsitzende der Gewerkschaft der Eisenbahn-Hafenbeamten und -anwarter im 
Gebiet der Freien Stadt Danzig, Volkstagsabge- ri66i ordneter Nicklas, das Wort zu 
eingehenden Ausfuhrungen iiber die Behandlung der deutschstammigen Danziger 
Eisenbahner durch die polnische Eisenbahnverwaltung seit dem Ubergang der Verwaltung der 
Danziger Eisenbahnen auf Polen. Die Rede des Abgeordneten Nicklas zeigt unter Anfuhrung 
genauesten Zahlenmaterials, wie die polnische Eisenbahndirektion in den vergangenen 13 
Jahren systematisch das deutsche Element aus dem Danziger Eisenbahnbetrieb entgegen alien 
volkerrechtlichen Bindungen und Verpflichtungen zugunsten Polnischstammiger verdrangt 
hat. Die von Nicklas in seinen Ausfuhrungen aufgezeigten polnischen Methoden bei der 
Bekampfung dieses Teiles des Danziger Deutschtums machen die stellenweise auBerst 
scharfen Worte des Redners durchaus begreiflich. 



Wie unangenehm der polnischen Eisenbahnverwaltung diese Protestkundgebung war, erhellt 
aus der Tatsache, daB die hiesige Polnische Diplomatische Vertretung unmittelbar nach der 
Anbringung der Einberufungsplakate an den Danziger Anschlagssaulen vom Danziger Senat 
unter Uberreichung eines Aide-Memoires ein sofortiges Verbot der Versammlung mit der 
Begrundung verlangte, daB die Kundgebung die polnisch-Danziger Beziehungen ernstlich 
belasten mlisse. Die Polnische Regierung habe seinerzeit durch Wiedereinstellung einer 
gewissen Zahl entlassener Eisenbahner den Wunschen der Danziger Regierung in vollem 
Umfang Rechnung getragen. Im Hinblick darauf, daB das polnische Vorgehen gegen die 
Eisenbahner jeder Begrundung entbehrt und deren Emporung durchaus begreiflich ist, hat der 
Senat der Polnischen Diplomatischen Vertretung geantwortet, daB er keine Veranlassung 
habe, die geplante Versammlung zu verbieten, zumal die Danziger Verfassung die 
Versammlungsfreiheit Danziger Staatsangehoriger garantiere, falls die offentliche Ruhe, 
Sicherheit und Ordnung nicht gefahrdet sei. Der Senat sei der Uberzeugung, daB die 
Versammlungsteilnehmer trotz ihrer durchaus begreiflichen Erregung die offentliche Ruhe, 
Sicherheit und Ordnung nicht gefahrden wiirden. Im ubrigen sei diese auch durch 
ausreichende Polizeikrafte gesichert. 

Anscheinend wird die Polnische Vertretung nunmehr auf die Angelegenheit nicht mehr 
zuruckkommen. Hingegen nimmt die offiziose Gazeta Polska die Protestkundgebung zum 
AnlaB, um in einem Artikel in Nr. 36 vom 5. Februar d. J. unter der Uberschrift "Eine Aktion, 
welche die Zusammenarbeit nicht erleichtert" die Ausfuhrungen des Abgeordneten Nicklas 
als demagogisch abzutun, ohne allerdings dessen Behauptungen im einzelnen entkraften zu 
konnen. 

Ich mochte die Gelegenheit nicht voriibergehen lassen, ohne mit groBem Nachdruck auf die 
Riicksichtslosigkeit der polnischen Methode in dieser Angelegenheit hinzuweisen, die eine 
recht miBtonende Begleitmusik zu der deutsch-polnischen Verstandigung darstellt. 

von Radowitz 



Nr. 184 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 15. April 1935 

Das hiesige Biiro der polnischen Eisenbahndirektion Thorn hat in den letzten Tagen 
wiederum 20 bis 25 deutschstammigen Eisenbahnern zum nachstzulassigen Termin 
gekiindigt. Die Mehrzahl der Gekundigten befindet sich langer als 12 Jahre im Dienst, einige 
von ihnen bereits 16, 19 und 22 Jahre. um Die meisten haben eine groBere Familie, so daB die 
plotzliche Auflosung des Dienstverhaltnisses flir sie eine besondere wirtschaftliche Harte 
bedeutet. Irgendwelche Griinde sind bei dem Aussprechen der Kiindigung polnischerseits 
nicht angegeben worden. 

Der Senat hat gegen die Kiindigungen unverzuglich bei der hiesigen Polnischen 
Diplomatischen Vertretung Protest erhoben und gebeten, die Angelegenheit griindlich zu 
uberpriifen sowie die Weiterbeschaftigung der Gekundigten zu veranlassen. 



von Radowitz 



Nr. 185 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 24. Juli 1935 

Die Polnische Regierung hat, wie dort bereits bekannt, durch eine Verordnung vom 18. d. M., 
die am 21. Juli d. J. in Kraft getreten ist, bestimmt, daB Zollamter auf dem Gebiet der 
Zolldirektion Danzig zur endgiiltigen Zollabfertigung nur diejenigen Auslandswaren 
annehmen dlirfen, die fur den Konsum der Freien Stadt Danzig bestimmt sind. Die 
Interessenten mussen bei der Abfertigung bei Zollamtern im Gebiet der Freien Stadt Danzig 
darlegen, daB dieser Anordnung entsprechend die Waren fur den inneren Konsum bzw. fur 
den Gebrauch im Freistaatgebiet bestimmt sind. Die Bedeutung dieser polnischen Anordnung 
flir das Danziger Wirtschaftsleben ergibt sich aus folgenden Erwagungen: 

Der Einfuhrhandel, der bisher iiber Danzig ging, wird durch diese Regelung planmaBig von 
Danzig fortgetrieben, weil es flir ihn praktisch nicht moglich ist, die Zollabfertigung (und die 
damit verbundenen Formalitaten iiber Einfuhrbewilligungen, Erteilung von 
Ursprungszeugnissen usw.) auBerhalb des Eingangshafens zu erledigen. Tatsachlich hat 
bereits auch die Industrie- und Handelskammer Warschau eine Veroffentlichung 
herausgegeben, in der vor dem Einfuhren von Ware iiber Danzig gewarnt wird. Wird so aber 
der Einfuhrhandel absichtlich von Danzig fortgehalten, so trifft dies mittelbar auch den 
gesamten Ausfuhrhandel, der bisher iiber Danzig ging, weil bei dem inneren Zusammenhang 
zwischen Einfuhr und Ausfuhr - schon im Hinblick auf die Inanspruchnahme der 
Schiffstonnage flir beide Zwecke - die ausschlieBliche Benutzung des Danziger Hafens flir die 
Ausfuhr aus Polen nicht denkbar ware. 

Die Verordnung beriihrt daher die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen des Danziger Hafens 
und damit der Freien Stadt selbst. 

Unter diesen Umstanden hat Senatsprasident Greiser den Polnischen Diplomatischen 
Vertreter zu sich gebeten und ihm die in der Anlage beigefugte Protestnote des Senats der 
Freien Stadt ubergeben. Mundlich hat der Senatsprasident, wie mir mitgeteilt wird, Herrn 
Papee gegeniiber nachdriicklich auf die schwerwiegenden Folgen der polnischen Verordnung 
hingewiesen und betont, daB dieselbe mit den Danzig-polnischen Vertragen vollig 
unvereinbar sei. Im einzelnen hat der Senatsprasident folgendes ausgefuhrt: 

Die Durchfuhrung der Verordnung muBte zur Folge haben, daB Danzigs Handel und Industrie 
bei der Versorgung des polnischen Marktes mit Auslandswaren ausgeschaltet werde, daB der 
Danziger Hafen, dessen naturliches Hinter- uml land Polen ist und der in seinen AusmaBen 
und seiner Einrichtung auf dieses Hinterland eingestellt ist, vollkommen verode. Die 
Ruckwirkungen im Zusammenhang hiermit auf die ubrigen Zweige der Danziger Wirtschaft 
muBten verheerend sein. 



Danzig sei in die Zollgrenze Polens einbezogen worden, damit die fur Polen bestimmten 
Waren auch in Danzig endgultig verzollt und ungehindert nach Polen weitergesandt werden 
konnten. Diese Regelung sei nicht nur im Interesse Polens, sondern auch im Interesse Danzigs 
erfolgt, wie es zum Beispiel aus dem Warschauer Abkommen hervorgehe, nach welchem die 
Regierung Polens verpflichtet sei, in ihren Zollgesetzen die Interessen der Freien Stadt Danzig 
zu schiitzen Wenn in Danzig nur die fur Danzig selbst bestimmten Waren verzollt werden, so 
ware nicht einzusehen, warum diese Waren nach der polnischen Gesetzgebung und dem 
polnischen Zolltarif verzollt werden, warum ihre Verzollung von polnischen Zollinspektoren 
uberwacht werden soil, warum Polen einen Anteil an den fur diese Waren gezahlten Zollen 
erhalten soil, warum polnische Einfuhrbewilligungen fur diese Waren erforderlich sein sollen 
usw. Die Verordnung stehe hiernach in einem unvereinbaren Widerspruch zu den Danzig- 
polnischen Vertragen. In Erwagung dieser feststehenden Rechtslage und in Anbetracht der 
Tatsache, daB bei der Durchflihrung dieser Verordnung bleibende Schaden entstehen wiirden, 
die auf keine Weise wiedergutgemacht werden konnten, habe sich der President des Senats im 
Einvernehmen mit dem gesamten Senat entschlossen, die Danziger Zollverwaltung 
anzuweisen, diese Verordnung nicht zur Anwendung zu bringen. 

Trotz der Nichtdurchfuhrung dieser Verordnung sei der Senat sich jedoch dariiber im klaren, 
daB diese Tatsache der Nichtdurchfuhrung allein nicht geniigen konne, um eine schwere 
Schadigung von der Danziger Wirtschaft abzuwenden. Schon auf die Nachricht von dem 
ErlaB dieser Verordnung hin seien sofort in groBem Umfange Waren und Schiffe von Danzig 
nach Gdingen umgeleitet worden. Solange die Verordnung nicht aufgehoben sei, wiirden 
nicht nur polnische, sondern auch sehr schwer ins Gewicht fallende internationale 
Wirtschaftskreise sich nicht entschlieBen konnen, sich bei der Einfuhr von Waren aus dem 
Zollausland des Danziger Hafens und des Danziger Handelsapparats zu bedienen. Die hieraus 
dem Danziger Handel und der gesamten Danziger Bevolkerung erwachsenden Schaden 
muBten so groBe werden, daB sie von Danzig nicht getragen werden konnten. Aus diesem 
Grande miisse sich die Danziger Regierung im Namen der gesamten Danziger Bevolkerung 
die Anmeldung von Schadenersatzforderungen, flir die Polen allein verantwortlich gemacht 
werden miisse, vorbehalten. Um die bereits eingetretenen wirtschaftlichen Schaden und um 
die zweifellos noch eintretenden Komplikationen zu verhindern, miisse der Senat an den 
Diplomatischen Vertreter Polens die Bitte richten, bei seiner Regierung wegen sofortiger 
Aufhebung der Verordnung vorstellig zu werden. 

Papee hat von diesen Erklarungen des Danziger Senats Kenntnis genommen und mitgeteilt, er 
wiirde zur Besprechung der Frage nach Warschau reisen.— 

von Radowitz 



Anlage 

Der Prasident des Senats der Freien Stadt Danzig 

an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 

Danzig, den 23. Juli 1935 

Herr Minister, 

Aus dem Gesetzblatt der Republik Polen hat der Senat Kenntnis erhalten von einer am 18. Juli 
erlassenen Verordnung, mit der die Tatigkeit der Danziger Zollamter auf Abfertigung 
derjenigen Auslandswaren beschrankt wird, die flir die Bedurfnisse des ortlichen Verbrauchs 
und Gebrauchs im Gebiet der Freien Stadt Danzig bestimmt sind. 



Diese Verordnung stellt einen Einbruch von auBerordentlicher Tragweite in das zwischen der 
Freien Stadt Danzig und der Republik Polen bestehende Rechtsverhaltnis dar. Ich habe aus 
diesem Grande das Landeszollamt der Freien Stadt Danzig angewiesen, diese Verordnung 
nicht auszuflihren. 

Indem ich Ihnen, Herr Minister, den Protest des Senats der Freien Stadt Danzig gegen den 
ErlaB dieser Verordnung ubermittle, erwarte ich, daB diese Verordnung sofort zuriickgezogen 
wird. 

AuBerdem behalt sich der Senat der Freien Stadt Danzig weiterhin vor, alle MaBnahmen zu 
treffen, die ihm zum Schutz der Danziger Interessen notwendig erscheinen. Er behalt sich 
insbesondere vor, Ersatz fur alle Schaden zu verlangen, die der Freien Stadt Danzig durch die 
Verordnung erwachsen sollten. 

Greiser 



Nr. 186 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 8. November 1935 

Aus durchaus zuverlassiger Quelle wird mir mitgeteilt, daB die polnische 
Eisenbahnverwaltung Vorbereitungen getroffen hat, die darauf schlieBen lassen, daB sie die 
Absicht hat, in Kiirze samtliche iibernommenen deutschstammigen Eisenbahnbeamten aus 
dem Dienst zu entlassen. Vor einiger Zeit sind samtliche Vorsteher der Eisenbahndienststellen 
und da, wo noch deutsche Vorsteher sind, deren polnischstammige Vertreter auf das 
Eisenbahnbetriebsamt bestellt worden. Man hat ihnen aufgegeben, sofort Vorsorge zu treffen, 
daB an einem noch zu bestimmenden Tage mit einem Schlage samtliche Dienstposten des 
Betriebs- und Verkehrsdienstes, bis herab zu den Weichenstellern mit polnischstammigen 
Bediensteten besetzt werden konnen. Wo solche polnischstammigen Bediensteten nicht zur 
Verfugung stehen, sollen sie sofort in die Ausbildung genommen werden. Den vorgeladenen 
Beamten wurde strengste Verschwiegenheit zur Pflicht gemacht. 

Diese Nachrichten werden von den hiesigen Stellen sehr ernst genommen. Man vermutet, daB 
moglicherweise hinter der geplanten polnischen Aktion, sich samtlicher deutschstammigen 
Eisenbahnbeamten zu entledigen, noch rnoi weitergehende Absichten stehen. Es wird dabei an 
Falle gedacht, bei denen Polen entscheidend daran gelegen sein muB, sich bei der auf 
Danziger Gebiet befindlichen polnischen Eisenbahn bis zum letzten Streckenwarter und 
Weichensteller unbedingt sicher zu wissen. 

In Vertretung 

Koester 



Nr. 187 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 17. Juli 1936 

Am 17. d. M. veranstaltete eine groBe Zahl von Verbanden und Organisationen, darunter der 
Legionarsverband, die Frontkampferverbande, der Schiitzenverband, Gewerkschaften, 
Angestelltenverbande, Pfadfinder usw., unter Fiihrung der See- und Kolonialliga eine 
offentliche Demonstration auf dem Marktplatz der Warschauer Altstadt. 

In den Maueranschlagen, die die Bevolkerung zur Teilnahme an der Kundgebung 
aufforderten und auf die die gesamte Presse hinwies, heiBt es, jede Revision des Danziger 
Statutes diirfe nur in der Richtung einer Erweiterung der polnischen Rechte in Danzig gehen. 
Polen allein konne der gesamten Danziger Bevolkerung die Bedingungen freier kultureller, 
politischer und wirtschaftlicher Entwicklung sichern und der polnischen Bevolkerung als 
"Mit-Hausherren" des Gebiets eine "gleichrangige" Entwicklung garantieren. 

An der Kundgebung auf dem Warschauer Marktplatze beteiligten sich etwa 10.000 Personen. 
Neben kleinen Ortsgruppen der See- und Kolonialliga waren einzelne Organisationen des 
Legionarsverbandes und des Schutzenverbandes sowie die Gewerkschaften der 
Postangestellten und der Eisenbahner vertreten. Das Gros der Teilnehmer bildeten die 
sozialistischen Gewerkschaften und die sogenannten Moraczewski-Gewerkschaften, die 
regierungsfreundlich sind. Die sozialistischen Gewerkschaften kamen unter Absingen der 
"Internationale" und mit Transparenten, wie "Alle Macht den Arbeitern und Bauern", 
anmarschiert. 

Auf dem Versammlungsplatz sprach ein Vertreter der See- und Kolonialliga, ein Vertreter der 
Sozialistischen Partei, ein Vertreter der Moraczewski-Gewerkschaften und der Vorsitzende 
der "Gesellschaft der Vaterlandsverteidiger". Am SchluB der Reden wurde die bereits durch 
die Maueranschlage bekannte Resolution verlesen, die dem General-Inspekteur Rydz-Smigly 
und dem Ministerprasidenten Skladkowski ubersandt werden soil. Die Kundgebung endete 
mit dem Spiel der Nationalhymne und dem Marsch zum Belvedere-SchloB, bei dem 
unterwegs wiederholt die "Internationale" gesungen wurde. 

Der Redner der See- und Kolonialliga forderte im Falle einer Revision des Danziger Statutes 
einen weitgehenden Ausbau der polnischen Rechte in Danzig. Den starksten Beifall erntete 
der sozialistische Redner, der von der Mundung des Weichselstromes sprach, an der sich eine 
Hitlerregierung niedergelassen habe, die ihre Befehle aus dem Dritten Reich erhalte. Die 
deutschfeindliche Rede des Sozialisten wurde von Niederrufen gegen den rnn Prasidenten 
Greiser, gegen den Faschismus und gegen den Hitlerismus begleitet. Der Redner der 
"Gesellschaft der Vaterlandsverteidiger" stellte sich auf einen kriegerischen Ton ein und 
schloB mit den Worten: Wenn der General-Inspekteur befehle, wiirde ganz Polen 
marschieren! 

Die Transparente, die bei dem Umzug getragen wurden, hieBen etwa: "Danzig war polnisch 
und wird polnisch sein", " Danzig verdankt Polen seinen Wohlstand", "Die Weichselmundung 
gehort Polen", "Danzig gehort zur Weichsel" und ahnliches. Einige wenige Transparente 
lauteten in dem Sinne: "Deutschland, Hande weg von Danzig!". 

Wie die einzelnen Redner ankundigten und wie auch durch die Presse bekanntgegeben 
worden ist, sollen am 19. d. M. ahnliche Kundgebungen wie die heutige Warschauer 



Demonstration im ganzen Lande stattfinden, wobei allenthalben die See- und Kolonialliga die 
Veranstalterin ist. 

von Moltke 



Nr. 188 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 4. August 1936 

Unter dem 27. Marz d. J. hat der Senat der Freien Stadt Danzig an den Polnischen 
Diplomatischen Vertreter ein Protestschreiben gerichtet, in welchem Danzig dagegen 
Verwahrung einlegt, daB Polen in mehreren Fallen internationale Vertrage oder Abkommen 
abgeschlossen hat, bei denen die Diplomatische Vertretung der Republik Polen unterlassen 
hat, den Senat von den Vertragen vorher gemaB Artikel 6 des Pariser Vertrages vom 9. 
November 1920 in Kenntnis zu setzen, oder die dem Senat so spat vorgelegt worden sind, daB 
eine ordnungsmaBige Stellungnahme Danzigs nicht mehr moglich war. Polen hat das 
Danziger Protestschreiben nicht beantwortet. 

In Vertretung 

Eckner 



Nr. 189 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 4. November 1936 

Der Senat teilt mit, daB seit einiger Zeit an der Danziger Grenze bei Einlage (10 km vor 
Elbing) 7 polnische Zollbeamte in Uniform Dienst tun, und zwar angeblich nicht in 
Zollbeamtenuniform, sondern in der Uniform von Grenzwachtbeamten. Die dort lebende 
deutschstammige Bevolkerung faBt diese MaBnahme der Polen als Herausforderung auf und 
ist begreiflicherweise sehr erregt hieriiber. Seitens des Senats ist die hiesige Polnische 
Diplomatische Vertretung ersucht worden, dafiir zu sorgen, daB diese Beamten 
zuriickgezogen werden. Die Polnische Diplomatische Vertretung hat das Danziger Ersuchen 
abgelehnt. 

von Radowitz 



11721 

Nr. 190 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 11. November 1936 

Wie bereits durch Funkbericht von der hiesigen Vertretung des Deutschen Nachrichten-Bliros 
gemeldet, haben sich einige Teilnehmer einer aus AnlaB des 18jahrigen Bestehens Polens am 
10. d. M. in Danzig veranstalteten Feier der hiesigen polnischen Kolonie schwere 
Beleidigungen gegeniiber den Symbolen und Hoheitszeichen des Reiches und der 
Nationalsozialistischen Bewegung zuschulden kommen lassen. 

Der Wirt der Sporthalle, in der die Feier stattfand, hatte fur Polizeibeamte, die aus 
Sicherheitsgrunden die Veranstaltung unauffallig iiberwachen sollten, ein kleines Zimmer 
reserviert. In dieses Zimmer waren vier Polen eingedrungen und hatten aus einem Schrank 
Symbole und Hoheitszeichen des Reiches und der Nationalsozialistischen Bewegung 
entwendet und mehrere davon unter lautem Gelachter zerrissen. 

von Radowitz 



Nr. 191 

Der Senat der Freien Stadt Danzig 

an die Diplomatische Vertretung der Republik Polen in Danzig 

Aide-Memoire 

Danzig, den 5. April 1937 

Unter dem heutigen Tage hat das polnische Finanzamt in Dirschau Margarineprodukte der 
Danziger Firma Amada beim Ubergang nach Polen angehalten und die Zahlung einer Akzise 
verlangt. Die Margarine war unter der Kontrolle der Danziger Zollorgane nur aus 
einheimischen Rohstoffen hergestellt. Die Erhebung einer Akzise war daher nicht 
gerechtfertigt. Diese rechtswidrige MaBnahme ist von einschneidender Bedeutung flir die 
wirtschaftlich auBerordentlich wichtige Danziger Margarineindustrie. Sie droht, diese 
Industrie lahmzulegen und damit eine betrachtliche Anzahl von Arbeitern brotlos zu machen. 
Die MaBnahme ist weiterhin geeignet, die Fettversorgung Danzigs zu desorganisieren, so daB 
der Senat sich gegebenenfalls in die Lage versetzt sehen wird, unverzuglich MaBnahmen zu 
treffen, um hier Ordnung zu schaffen. 

Der Senat ersucht, unverzuglich Fursorge zu treffen, daB die der Errichtung einer 
unzulassigen Wirtschaftsmauer zwischen Danzig und Polen gleichkommende MaBnahme 
aufgehoben wird. 



Nr. 192 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 15. November 1937 

AnlaBlich des Jahrestages der polnischen Unabhangigkeitserklarung am 1 1 . November fanden 
am letzten Sonntag in den von polnischen Minderheiten bewohnten Dorfern des Freistaates 
Danzig Feiern statt. Diese wurden von zahlreichen Vertretern des Polentums aus Danzig 
besucht. 

Bemerkenswert an der Feier im Dorfe GroB-Trampken sind Ausfiihrungen in der Rede des 
Diplomatischen Vertreters der Republik Polen in Danzig, Minister Chodacki. Er hat hierbei u. 
a. erklart: "Ich kann mich noch genau an die Zeit erinnern, wie ich in den Krieg zog mit der 
Hoffnung auf das Auferstehen Polens. Ebenso sollen die Polen hier in Danzig in der Hoffnung 
sein und warten, daB sie in kurzester Zeit auf polnischem Boden wohnen werden." 

von Luckwald 



Nr. 193 

Der President des Senats der Freien Stadt Danzig 

an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 

Danzig, den 24. August 1938 

Herr Minister! 

In Pommerellen, insbesondere in Gdingen, Graudenz, Thorn und Dirschau, haben am 
vergangenen Sonnabend und Sonntag durch den Westmarkenverband veranstaltete 
Versammlungen stattgefunden, deren Verlauf mich mit tiefer Besorgnis erfullt. Die Tendenz 
dieser Versammlungen war auf einen derartig aufhetzenden Ton gegen Danzig gestimmt, daB 
es mir schwer fallt, Herr Minister, Ihren Worten weiterhin Glauben zu schenken, daB man in 
Polen gegeniiber Danzig freundlich gesinnt ist und daB Ihre Regierung stets bemiiht ist, den 
Belangen Danzigs gerecht zu werden und jeden Zwischenfall zu vermeiden. 

Selbst wenn ich mich nur an die Berichte polnischer Zeitungen halte und nicht auf die 
Tatsachen, die mir sonst berichtet sind, eingehe, ist in den Reden der 

Versammlungsteilnehmer ein so tiefer HaB gegen die Danziger zum Ausdruck gekommen und 
eine so absichtlich entstellende Darstellung der Danziger Verhaltnisse, daB die Absicht des 
Hetzens und des Unruhestiftens in erschreckender Weise zum Durchbruch kommt. Alle meine 
und meiner Regierung Bemuhungen, den Wunschen der Polnischen Republik in jeder Weise 
entgegenzukommen und alles zu vermeiden, was auch nur wie ein Schein von 
Benachteiligung der Polen in Danzig aussieht, mussen allmahlich zwecklos werden, wenn von 
polnischer Seite nur allzu oft Ubelwollen, HaB und Verleumdung zu spliren sind. 

Es handelt sich dabei nicht um zufallige AuBerungen unverantwortlicher polnischer Kreise, 
sondern um wohlvorbereitete Volksversammlungen eines Verbandes, der durch die Polnische 



Regierung durchaus gestiitzt wird. Es rmi ware ein leichtes fur die Polnische Regierung 
gewesen, diese Veranstaltungen, deren Tendenz ihr bekannt sein muBte, vorher zu verbieten. 

Ich kann es mir nicht versagen, Ihnen einige Zitate aus den Reden bei diesen 
Zusammenkunften in Pommerellen anzufiihren: 

"Es ist hochste Zeit, mit dem strafbaren Raubertum der Danziger Kampftruppen SchluB zu 
machen. Danzig muB polnisch werden." "Der unaufhorlich geiibte Terror durch bewaffnete 
Danziger Kampftruppen gegeniiber Polen und polnischen Kindern sowie polnischen 
Eisenbahnern." Von "hitlerischen Gewalttatigkeiten", von "Bewerfen polnischer Madchen mit 
Steinen" und von "einer bestialischen Tat gegen einen polnischen Eisenbahner" ist die Rede; 
von der "verruchten Hitlerbande" wurde gesprochen und von der Absicht, diese Hitlerbande 
zu vernichten und von "wiitendem Terror" und "Verfolgungen". 

In alien diesen Versammlungen wurde die Stimmung so aufgepeitscht, daB chauvinistische 
Zwischenrufe in groBer Zahl ertonten, wie: "Totet die Hitlerbande", "Gebt uns Karabiner", 
"Wir wollen nach Danzig", "Raus mit den Deutschen aus Danzig" usw. 

In dieser Stimmung wurden EntschlieBungen angenommen, die von Beleidigungen gegen die 
Freie Stadt Danzig geradezu strotzten und in denen - um einiges zu erwahnen - von 
"barbarischen Verhaltnissen in Danzig" und davon gesprochen wird, daB Polen den brutalen 
Eigenwillen and das straflose Banditentum in Danzig gegeniiber Polen bandigen soil. 

Alles dieses hat sich scheinbar ohne jeden AnlaB von Danziger Seite abgespielt. Denn ich 
kann nicht ernstlich glauben, daB die Tatsache, daB 2 Danziger junge Menschen, die sich zum 
Polentum bekennen, ein paar Schlage bekommen haben, wirklich der Grand flir diesen HaB 
sein konnte. Ich komme dabei auf Ihr Schreiben vom 16. d. Mts., Herr Minister, zu sprechen, 
in dem Sie sich flir die Gebrader Mach einsetzen. Es handelt sich hier um einen von den 
Geschadigten auBerordentlich aufgebauschten Vorfall. Diese jungen Leute, die deutsch 
sprachen und die in grober Weise die Hakenkreuzfahne provozierten, sind von einem 
entrusteten Publikum gepriigelt worden, ein Vorfall, der bedauerlich, trotzdem aber 
verstandlich ist, wenn die Offentlichkeit immer wieder sehen muB, wie sich Danziger Burger 
polnischer Einstellung provozierend und hohnend gegen Wahrzeichen verhalten, die der 
groBen Mehrheit der Danziger lieb und wert sind. 

Darf ich Ihre Aufmerksamkeit darauf lenken, daB in Polen sehr, sehr haufig Kinder Danziger 
Staatsangehoriger gepriigelt werden, ohne daB gleich die Danziger Regierung eine 
Beschwerde einreicht. Ich mochte auch darauf hinweisen, daB ruhige Danziger 
Staatsangehorige, die seit vielen Jahren in Graudenz und Thorn ihrem Berafe nachgehen, 
Zettel folgenden Inhalts erhalten haben: 

"Die Hand der Justiz. 
Im Namen der groBen und gerechten Sache Polens befehle ich Ihnen als Danziger 
Staatsangehorigen, die Stadt Graudenz wie auch die Grenzen der Republik Polen mit 
Ihrer ganzen Familie sofort zu verlassen. 

Zur Erledigung Ihrer personlichen Angelegenheiten geben wir Ihnen 3 Tage Zeit. 
Wir bemerken, daB nach Ablauf dieser Frist, falls Sie sich nicht freiwillig aus Polen 
entfernen, wir gegen Sie wie auch gegen Ihre Familie alle MaBnahmen anwenden und 
sogar so weit gehen werden, daB wir Sie radikal aus Polen hinauswerfen werden. 
Die Hand der Justiz." 



[175] und daB die Kinder dieser Danziger sich jeden Morgen fiirchten, in die Schule zu gehen, 
weil sie besorgt sein miissen, durch polnische Staatsangehorige gepriigelt zu werden. 

Ich fiihre dieses an, urn zu zeigen, daB trotz der geringen Anzahl von Danzigern, die in Polen 
leben, flir den Danziger Senat gewiB nicht weniger AnlaB vorliegt, sich iiber Taten 
unverantwortlicher Menschen in Polen zu beklagen. 

Ich bin aber zu meinem groBten Bedauern gezwungen festzustellen, daB jedes Vorkommnis, 
das irgendwie mit Danzig zusammenhangt, von einem Verbande wie dem 
Westmarkenverband oder auch von Zeitungen, wie dem Kurjer Baltycki, die der Regierung 
nahestehen, derart maBlos entstellt wird, daB nur noch die Absicht der Verhetzung klar zu 
erkennen ist. Wenn man den bedauerlichen Unfall eines polnischen Eisenbahners, der mit 
Danzig auch nicht das geringste zu tun hat, zu einem "Mord, begangen durch 6 hitlerische 
Danziger" umfalscht,— so sind das Zustande, deren Duldung durch die Polnische Regierung 
nicht mehr verstandlich ist, zumal die entstellende Darstellung in die Auslandspresse lanciert 
wurde und dort ein entsprechendes Echo gefunden hat. 

Ich spreche die Erwartung aus, daB Sie, Herr Minister, unverzuglich Ihre Regierung davon in 
Kenntnis setzen, welche Wirkungen die Versammlungen des Westmarkenverbandes und die 
verleumderische Darstellung des Kurjer Baltycki in Danzig ausgelost haben, und daB alles 
geschieht, um diesem unverantwortlichen und den Frieden gefahrdenden Treiben Einhalt zu 
gebieten. 

Genehmigen Sie, usw. 

Greiser 



Nr. 194 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 14. November 1938 

AnlaBlich des 11. Novembers, des 20. Jahrestages der Wiedererlangung der Unabhangigkeit 
Polens, haben, wie auch schon regelmaBig in den friiheren Jahren, in Danzig eine Reihe von 
Veranstaltungen stattgefunden. 

Deren Hohepunkt bildete am Abend des 12. November eine Akademie in den Raumen der 
Sporthalle, an welcher Minister Chodacki personlich teilnahm. Die Festrede hielt der 
polnische Sejmabgeordnete Walewski aus Warschau, der im Laufe seiner Ausfuhrungen 
bezeichnende Anspielungen auf Danzig machte. Unter Hinweis auf die befreiten polnischen 
Briider im Olsa-Gebiet erklarte er, daB auch die Polen in Danzig hier dasselbe erleben wiirden 
und daB Polen seine Grenze so erweitern wolle, wie sie dereinst zu Zeiten des Konigs 
Boleslaw Chobry waren. Auch auf einem Unabhangigkeitsfest der polnischen Minderheit in 
Zoppot am 13. v. M., auf dem ebenfalls ein Mitglied der hiesigen Polnischen Diplomatischen 
Vertretung anwesend war, beruhrte der Festredner, der Vizemarschall der Vereinigung 
"Gmina Polska - Zwiazek um Polakow e. V.", Major a. D. Professor Dr. Pilecki, die Danziger 



Frage. Er wies auf die angeblichen Schikanen hin, unter denen die polnische Minderheit in 
Danzig zu leben habe, auBerte sich abfallig iiber den Geist der SA und $i, in die nach seiner 
Behauptung zahlreiche Polen aus Not hatten eintreten miissen, und stellte als Parole auf, den 
Tag zu erwarten, an dem sich alle Polen wieder vereinigen wiirden; auch die Polen in Danzig 
mliBten die Standarte des Vaterlandes hochhalten, um dasselbe Los zu erringen, das den Olsa- 
Briidern beschieden sei. 

von Janson 



Nr. 195 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 23. Februar 1939 

Eine Anzahl polnischer Zeitungen hat vor kurzem emporte Berichte iiber Zwischenfalle 
veroffentlicht, die sich in dem auch von polnischen Studenten haufig besuchten Cafe 
Langfuhr in Danzig-Langfuhr abgespielt haben. 

Nach den mir auch von Danziger Seite gemachten Angaben war es bereits am 29. Januar d. J. 
im Cafe Langfuhr zwischen deutschen und polnischen Studierenden der hiesigen Technischen 
Hochschule zu tatlichen Auseinandersetzungen gekommen. Da weitere Zwischenfalle zu 
befurchten waren, hat der Inhaber des Cafes am 10. d. M. an die polnische 
Studentenvereinigung "Bratnia Pomoc" ein Schreiben gerichtet, in dem er darum bat, daB 
kunftig polnische Studenten sein Lokal nicht mehr besuchten. Dieses Schreiben wurde von 
polnischer Seite nicht beachtet. Als einige Tage spater polnische Studenten wiederum das 
Cafe Langfuhr aufsuchten, entdeckten sie angeblich einen im Innern des Cafes angebrachten 
Zettel mit der handschriftlichen Inschrift: "Hunden und Polen Zutritt verboten". Nach 
polnischer Darstellung soil dieser Zettel von deutschen Studenten angebracht worden sein. 
DaB letzteres der Fall ist, haben die eingeleiteten polizeilichen Ermittlungen in keiner Weise 
ergeben. Vielmehr besteht der dringende Verdacht, daB ein polnischer Student den Zettel 
selbst im Lokal befestigt hat. 

Die polnische Studentenvereinigung "Bratnia Pomoc" hat diese Vorfalle zum AnlaB 
genommen, um am 16. d. M. die an der Technischen Hochschule studierenden Polen zu einer 
Protestversammlung zu vereinigen. Auf dieser Versammlung wurde eine EntschlieBung 
angenommen, die zunachst feststellt, die "Bratnia Pomoc" erblicke die naturliche Rolle des 
Danziger Gebiets nur in dem Dienst und der engen Verbindung mit dem Mutterlande, der 
Republik Polen. Nur die polnische Nation habe das Recht, iiber die Weichselmundung zu 
bestimmen. Weiter wird in scharfer Form sofortige Genugtuung verlangt und die Polnische 
Regierung aufgefordert, unter Verwendung des Grundsatzes "Zahn um Zahn" wirksame 
GegenmaBnahmen zu ergreifen. 

Wie mir vertraulich erganzend mitgeteilt wird, haben die polizeilichen Untersuchungen die 
bezeichnende Tatsache ergeben, daB an der erwahnten Versammlung der polnische 
Hauptmann Krukierek teilgenommen hat, der der um Militarabteilung der hiesigen 



Polnischen Diplomatischen Vertretung angehort und als solcher diplomatische Vorrechte 
genieBt. 

Der Verdacht, daB die hiesige Polnische Diplomatische Vertretung mit dem provokatorischen 
Verhalten der polnischen Studenten in einem nahen Zusammenhang steht, laBt sich danach 
nicht von der Hand weisen.— 

von Janson 



Nr. 196 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 16. Marz 1939 

Nach zahlreichen Besprechungen und Verhandlungen, die in der Zwischenzeit stattgefunden 
haben, steht die endgultige Beilegung des Konfliktes zwischen den deutschen und den 
polnischen Studenten der hiesigen Technischen Hochschule nunmehr binnen kurzem zu 
erwarten. Das Ergebnis der Verhandlungen ist in dem Entwurf eines Protokolls niedergelegt 
worden, der gestern abend paraphiert worden ist. Die endgultige Unterzeichnung des 
Protokolls ist noch nicht erfolgt. 

Nicht ohne Interesse sind gewisse AuBerungen, die die an den Kommissionssitzungen 
beteiligten polnischen Legationsrate im Laufe eines Beisammenseins nach Paraphierung des 
beigefugten Protokolls am gestrigen Abend gegeniiber Regierungsrat Siegmund gemacht 
haben. Die beiden polnischen Herren erklarten zu dem Studentenkonflikt, Warschau habe die 
Angelegenheit auBerordentlich ernst angesehen; es habe nach Auffassung der maBgebenden 
polnischen Kreise nur noch ein Funkchen gefehlt, um eine militarische Aktion gegen Danzig 
und damit eine Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Polen herbeizufuhren. Diese 
Behauptung steht zu den kurzlichen beruhigenden Erklarungen des Polnischen 
AuBenministers Beck im bemerkenswerten Gegensatz und ist, wie mir scheint, von der 
reichlich nervosen Haltung Ministers Chodacki nicht unbeeinfluBt geblieben, der im Laufe 
seiner Besprechungen mit Senatsprasident Greiser wieder einmal, wie schon friiher bei 
anderen Anlassen, erklart hat, er uberlege sich, ob er nicht von seinem Amt zurucktreten 
miisse. 

von Janson 



Anmcriuingcn: 



126 Am 5. Augustl933 wurde neben dem oben wiedergegebenen, durch ein SchluBprotokoll 
erganzten Ubereinkommen liber die Ausnutzung des Danziger Hafens ein Ubereinkommen 
"betreffend die Behandlung polnischer Staatsangehoriger und anderer Personen polnischer 
Herkunft oder Sprache auf dem Gebiete der Freien Stadt Danzig" paraphiert und durch einen 
Schriftwechsel erlautert. Ein weiterer Danzig-polnischer Schriftwechsel vom gleichen Tage 
betraf die Regelung der Streitfragen iiber Ratifikationsurkunden, Passe und die Exequatur- 
Erteilung an Konsuln in Danzig. 

Die Initiative zu den Abmachungen vom 5. August 1933 geht auf den Besuch des 
Danziger Senats in Warschau vom 3. Juli 1933 zuruck, in dessen Verlauf von Danziger wie 
von polnischer Seite zum Ausdruck gebracht worden war, daB direkte Verhandlungen 
zwischen den Parteien iiber die zahlreichen Danzig-polnischen Streitfalle aufgenommen 
werden sollten. ...zuruck... 

1 77 

Der durch die polnische Zollverordnung heraufbeschworene Konflikt zwang den Danziger 
Senat zu gewissen GegenmaBnahmen. (Anordnung der zollfreien Einfuhr einiger 
Warengattungen in Danzig.) Der Konflikt wurde schlieBlich durch ein Abkommen zwischen 
Danzig und Polen vom 8. August 1935 beigelegt, in dem Polen sich zur Aufhebung der 
Zollverordnung vom 18. Juli 1935 verpflichtete. ...zuruck... 

1 7R 

In der Nacht vom 17. auf den 18. August verungluckte der polnische Eisenbahner Winnicki 
auf der Eisenbahnstrecke Danzig-Gdingen. Wegen dieses Ungliicksfalles wurden von 
polnischer Seite gegen Danziger Eisenbahner haltlose Verdachtigungen vorgebracht, die den 
Mittelpunkt einer gegen Danzig gerichteten Propaganda-Aktion bildeten. Vgl. Nr. 155 . 
...zuruck... 

1 7Q 

Vgl. hierzu auch Nr. 152 . ...zuruck... 

Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

XII. Deutsche Bemiihungen 

um eine giitliche Losung der Danzig- und Korridorfrage 

(Oktober 1938 bis Mai 1939) 

Nr. 197 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter, 

Berchtesgaden, 24. Oktober 1938 

Aufzeichnung des Vortragenden Legationsrats Hewel 

Zu Beginn der Aussprache entwickelt der Herr ReichsauBenminister dem Polnischen 
Botschafter ein Bild der augenblicklichen Lage. 

Herr Lipski erlautert sodann den AnlaB seines Besuches: Polen sei interessiert an der 
Stabilisierung des Donauraumes. Die Karpatho-Ukraine mit ihrer Unordnung, ihren 80 
Prozent Analphabeten, sei ein Herd flir alle nur denkbaren politischen Stromungen, ein 



wahres Kommunistenzentrum. Sie habe zusammen 650.000 Einwohner, davon etwa 250.000 
Ungarn und Juden und 400.000 Ruthenen. Wegen dieses Unruheherdes habe Polen schon 
manchen scharfen Notenwechsel mit Prag gehabt. Beck habe ihm gesagt, er wolle, daB aus 
dieser Krise etwas Vernlinftiges herauskomme. Eine Angliederang an Ungarn sei der Wunsch 
Polens. 

Im librigen sei eine gemeinsame polnisch-ungarische Grenze von groBem Wert als 
Abriegelung gegen den Osten. Die Geruchte von der Blockbildung gegen Deutschland seien 
Unsinn, sie waren durch die Haltung Polens gegenliber SowjetruBland wahrend der Krise 
mehr als widerlegt worden. Die polnische Politik sei gewesen, die Ungarische Regierung in 
der slowakischen Frage zur MaBigung und in der karpatho-ukrainischen Frage zum Angriff zu 
bewegen. Er, Lipski, hoffe, daB eine Losung in dem erwahnten Sinne den deutschen 
Interessen nicht entgegenlaufe. 

Der Herr ReichsauBenminister erklart dem Botschafter, ihm seien diese Ideen etwas neu und 
er wolle sie sich einmal in Ruhe uberlegen. Er habe wohl Verstandnis flir die polnischen 
Wlinsche, aber er sehe auch gewisse Schwierigkeiten, die wir zu beriicksichtigen hatten. 

Der Herr ReichsauBenminister kommt nun auf das groBe allgemeine Problem, weswegen er 
Herrn Lipski nach Berchtesgaden gebeten habe und das er einmal ganz vertraulich, nur fur 
Lipski, Beck und ihn bestimmt, anschneiden wolle. Er bittet den Botschafter, mundlich Herrn 
Beck liber das Besprochene zu berichten, da sonst die Gefahr des Heraussickerns, besonders 
an die Presse, zu groB sei. Der Botschafter sagt dies zu. Mit der Einleitung verbindet der Herr 
ReichsauBenminister auch eine Einladung an Herrn Beck, der ihn doch einmal im Laufe des 
nachsten Monats besuchen moge. Die polnischen Freunde hatten hiermit eine Dauereinladung 
nach Deutschland. Der Botschafter nimmt dieses mit Freude an und will Herrn Beck 
benachrichtigen. 

Der Herr ReichsauBenminister fiihrt nun aus, daB er glaube, es sei an der Zeit, zwischen 
Deutschland und Polen zu einer Generalbereinigung aller bestehenden 
Reibungsmoglichkeiten zu kommen. Dies ware eine Kronung des vom Marschall Pilsudski 
und dem Fiihrer eingeleiteten Werkes. Er zieht unser Verhaltnis zu Italien zum Vergleich 
heran, wo der Fiihrer auch um einer Generalbereinigung willen und aus tiefer Erkenntnis 
heraus den Verzicht auf Sudtirol geleistet habe. Eine solche Ubereinkunft sei auch mit Polen 
und auch jtm flir Polen erstrebenswert und lage in der Richtung der Politik des Fiihrers, zu 
alien Nachbarn in ein klares Verhaltnis zu kommen. Nicht ausgeschlossen sei, daB auch 
einmal mit Frankreich noch klarere Abmachungen, liber die Erklarung des Fiihrers bezliglich 
der Grenze hinaus, getroffen wlirden. Mit Polen sei hier zunachst liber Danzig zu sprechen, 
als Teillosung einer groBen Regelung zwischen den beiden Nationen. Danzig sei deutsch - sei 
immer deutsch gewesen und werde auch immer deutsch bleiben. Er, der ReichsauBenminister, 
denke sich eine Losung im groBen wie folgt: 

1. Der Freistaat Danzig kehrt zum Deutschen Reich zurlick. 

2. Durch den Korridor wlirde eine exterritoriale, Deutschland gehorige 
Reichsautobahn und eine ebenso exterritoriale mehrgleisige Eisenbahn gelegt. 

3. Polen erhalt im Danziger Gebiet ebenfalls eine exterritoriale StraBe oder Autobahn 
und Eisenbahn und einen Freihafen. 

4. Polen erhalt eine Absatzgarantie flir seine Waren im Danziger Gebiet. 



5. Die beiden Nationen anerkennen ihre gemeinsamen Grenzen (Garantie) oder die 
beiderseitigen Territorien. 

6. Der deutsch-polnische Vertrag wird urn 10 bis 25 Jahre verlangert. 

7. Die beiden Lander fiigen ihrem Vertrag eine Konsultationsklausel bei. 

Der Polnische Botschafter nimmt diese Anregung zur Kenntnis. Obwohl er natiirlich erst mit 
Herrn Beck sprechen miisse, mochte er doch bereits jetzt sagen, daB es falsch sei, Danzig als 
ein Produkt von Versailles, etwa wie das Saargebiet, zu betrachten. Man miisse die historische 
und geographische Entstehungsgeschichte Danzigs verfolgen, um die richtige Einstellung zu 
dem Problem zu bekommen. 

Der Herr ReichsauBenminister erklart, er wolle jetzt keine Antwort horen. Der Botschafter 
solle sich dies alles einmal durchdenken und so bald wie moglich mit Herrn Beck dariiber 
sprechen. SchlieBlich diirfe man eine gewisse Reziprozitat bei diesen Betrachtungen nicht 
ausschalten. Fur den Fiihrer sei eine endgiiltige Anerkennung des Korridors innerpolitisch 
sicherlich auch nicht leicht. Dazu miisse man sakular denken - und Danzig sei nun einmal 
deutsch und wiirde es immer bleiben. 

Herr Lipski verspricht, dies alles genauestens mit Herrn Beck zu besprechen. Er werde 
Donnerstag etwa nach Warschau fahren und konne etwa Anfang der nachsten Woche zuriick 
sein. Seine Hauptbitte sei der Gedankenaustausch iiber die Ungarnfrage. Herr Beck lasse 
sagen, Polen sei bereit, falls der Wunsch Ungarns nach einem Schiedsspruch der drei Lander 
Deutschland, Italien und Polen seitens der ersten beiden Lander angenommen werde, sich zu 
beteiligen. 

Der Herr ReichsauBenminister weist demgegenuber auf das mit einem Schiedsspruch 
verkniipfte Risiko hin. 

Bei einer zweiten kurzen Aussprache erwahnt der Herr ReichsauBenminister die Karpatho- 
Ukraine. Der Botschafter betont, daB Polen kein Interesse an einem Gebietszuwachs dort 
unten habe, sondern daB es ausschlieBlich der Wunsch Polens sei, mit Ungarn eine 
gemeinsame Grenze zu erhalten. 

Der Herr ReichsauBenminister verspricht, diesen Komplex noch einmal durchzudenken, und 
meint hierzu, daB, wenn man zwischen Deutschland und Polen zu einer Globallosung komme, 
auch sicher flir dieses Problem ein gunstiges Arrangement gefunden werden konne. 

Die Unterredung verlief in sehr freundschaftlichem Tone. 

Hewel 



1801 

Nr. 198 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter, 19. November 1938 

Aufzeichnung 



Ich empfing heute urn 1 Uhr den Polnischen Botschafter Lipski. 

Herr Lipski erklarte mir, er habe AuBenminister Beck iiber den Inhalt unseres Gesprachs in 
Berchtesgaden vom 24. Oktober informiert und er sei nunmehr in der Lage, mir die 
Stellungnahme Becks hierzu mitzuteilen. Herr Lipski las alsdann von einem Zettel Teile 
seiner Instruktionen vor. 

1. AuBenminister Beck sei der Auffassung, daB das deutsch-polnische Verhaltnis im 
allgemeinen seine Probe bestanden habe. Wahrend der tschechischen Krise habe sich gezeigt, 
daB das deutsch-polnische Abkommen auf einer dauerhaften Grundlage aufgebaut sei. 
AuBenminister Beck glaube, daB die geradlinige polnische Politik fur Deutschland bei der 
Gewinnung des Sudetengebietes von Nutzen gewesen sei und wesentlich dazu beigetragen 
habe, diese Frage einer glatten Losung im deutschen Sinne zuzuflihren. Die Polnische 
Regierung habe wahrend dieser kritischen Tage alle Sirenenklange, die von gewisser Seite 
ertont seien, unbeachtet gelassen. 

Ich erwiderte Herrn Lipski, daB sich auch meiner Auffassung nach das deutsch-polnische 
Abkommen als hieb- und stichfest erwiesen habe. Durch die Aktion des Fuhrers gegen die 
Tschechoslowakei habe Polen die Moglichkeit gehabt, das Olsagebiet zu gewinnen und eine 
Anzahl sonstiger Grenzwiinsche zu befriedigen. Im iibrigen stimme ich mit ihm uberein, daB 
auch die polnische Haltung flir Deutschland die Dinge erleichtert habe. 

2. Herr Lipski machte alsdann weitschweifige Ausfuhrungen, um die Wichtigkeit und 
Bedeutung Danzigs als freie Stadt flir Polen zu beweisen. 

Auch aus innerpolitischen Grunden sei es flir AuBenminister Beck schwer, einer 
Eingliederung Danzigs in das Reich zuzustimmen. AuBenminister Beck habe sich nun 
uberlegt, wie man ein flir allemal alle Reibungspunkte, die iiber Danzig zwischen 
Deutschland und Polen moglicherweise entstehen wiirden, beseitigen konnte. Er habe sich 
gedacht, daB man das Danziger Voikerbundsstatut durch einen deutsch-polnischen Vertrag, in 
dem alle Danziger Fragen behandelt wiirden, ersetzen konne. Als Basis flir diesen Vertrag 
denke sich Beck, daB man einmal Danzig als rein deutsche Stadt anerkenne mit alien Rechten, 
die hieraus resultierten, andererseits aber Polen und der polnischen Minderheit alle 
wirtschaftlichen Rechte gleichfalls sicherstelle, wobei der Charakter Danzigs als Freistaat und 
die Zollunion mit Polen erhalten bleibe. 

Ich erwiderte Herrn Lipski, daB ich den Standpunkt von AuBenminister Beck bedauere. Die 
Anregung flir eine sakulare Losung des deutsch-polnischen Problems, bei der Danzig zu 
Deutschland kommen solle, moge wohl eine innerpolitische Belastung flir Herrn Beck mit 
sich bringen, andererseits sei aber nicht zu verkennen, daB auch der Flihrer es nicht leicht 
haben werde, eine Garantie des polnischen Korridors vor dem deutschen Volke zu vertreten. 
Meiner Anregung habe die Absicht zugrunde gelegen, das deutsch-polnische Verhaltnis auf 
eine eherne Dauerbasis zu stellen und alle nur denkbaren Reibungspunkte zu beseitigen. Ich 
hatte nicht die Absicht gehabt, ein kleines diplomatisches Gesprach zu flihren. Wie er, Lipski, 
aus den Reden des Fuhrers ersehen konne, behandele dieser die deutsch-polnische Frage stets 
von einer jwl hohen Warte. Vor der internationalen Presse hatte ich noch kurzlich in seinem 
Beisein ausgefuhrt, daB ein gutes deutsch-polnisches Verhaltnis mit zum Fundament der 
deutschen AuBenpolitik gehore. 

Botschafter Lipski bedankte sich flir diese Ausfuhrungen und kam dann wieder auf den 
Vorschlag eines zweiseitigen Vertrages liber Danzig zurlick. 



Ich erklarte ihm, daB ich nicht abschlieBend hierzu Stellung nehmen wolle, daB mir der 
Vorschlag nicht leicht realisierbar erscheine. 

3. Ich frag alsdann Herrn Lipski, wie sich Herr Beck zu der Frage einer exterritorialen 
Autobahn und einer ebenso exterritorialen doppelgleisigen Eisenbahn durch den polnischen 
Korridor stelle. 

Herr Lipski erwiderte mir, daB er zu dieser Frage nicht eingehend und nicht offiziell Stellung 
nehmen konne. Rein personlich konne er sagen, daB ein solcher deutscher Wunsch vielleicht 
in Polen nicht auf unfrachtbaren Boden zu fallen brauche und daB sich vielleicht in dieser 
Richtung Losungsmoglichkeiten boten. 

4. Ich sprach Herrn Lipski dann noch auf die gerade herausgegebenen polnischen Freimarken 
an, die fiir den Danziger Verkehr bestimmt seien und Danzig gewissermaBen als polnische 
Stadt darstellten. Er konne verstehen, daB dies wiederum die Geflihle der deutschen 
Bevolkerung Danzigs verletze. 

Herr Lipski erklarte mir, iiber die Angelegenheit nicht Bescheid zu wissen, er wolle aber 
gleich Erkundigungen einziehen. 

AbschlieBend erklarte ich Herrn Lipski, daB es der Miihe lohne, die deutschen Vorschlage zu 
dem Gesamtkomplex der deutsch-polnischen Beziehungen ernsthaft zu uberlegen. Man wolle 
hier ja etwas Dauerhaftes schaffen und eine wirkliche Stabilitat herbeifuhren. Das konne 
naturlich von heute auf morgen nicht geschehen. Wenn sich Herr Beck in Ruhe unsere 
Anregungen uberlege, so wiirde er vielleicht doch zu einer positiven Einstellung gelangen. 

von Ribbentrop 



Nr. 199 
Aufzeichnung des Deutschen Botschafters in Warschau 

Berlin, den 15. Dezember 1938 

AuBenminister Beck bat mich gestern abend zu sich, nachdem ich ihm hatte mitteilen lassen, 
daB ich heute in Berlin sein wiirde. Herr Beck erging sich zunachst in langeren Erorterangen 
iiber die groBe Bedeutung der Vereinbarang vom Januar 1934 und erklarte, daB er nach wie 
vor willens sei, die von Pilsudski inaugurierte Politik fortzusetzen. Das Abkommen von 1934 
habe in der auBerordentlich kritischen Zeit, die wir soeben durchlebt hatten, eine besonders 
groBe Rolle gespielt und man miisse erneut feststellen, daB es sich bewahrt habe. Es sei 
deshalb eine Absurditat, wenn jetzt in den deutsch-polnischen Beziehungen eine gewisse 
Spannung entstanden sei. Das lage wohl daran, daB sich in den letzten Wochen zuviel auf 
einmal geandert hatte. Es habe nicht nur die Tschechoslowakei ein anderes Gesicht 
bekommen, sondern eine Reihe von anderen Systemen und Kombinationen, die friiher eine 
Rolle gespielt hatten, seien zusammengebrochen. Er halte es deshalb fiir zweckmaBig, die 
neue Lage ri82i gemeinsam zu uberpriifen, und er habe Herrn Lipski beauftragt, die Anregung 
zu einer personlichen Aussprache zwischen den beiden AuBenministern zu ubermitteln. 



Von Herrn Lipski, der gestern in Warschau war und dem ich im Zuge begegnete, erfuhr ich, 
daB diese Aussprache in Warschau geplant sei und daB man hoffe, Herr Reichsminister von 
Ribbentrop werde moglichst bald den vor 3 Jahren in Berlin durchgefiihrten Besuch des 
AuBenministers Beck erwidern. 

Herr Beck kam dann auf die einzelnen Probleme zu sprechen, die einer naheren Erorterung 
bedurften. Er erwahnte zunachst Danzig, wo in letzter Zeit wieder einige Schwierigkeiten 
entstanden seien und wo immer die Gefahr unliebsamer Uberraschungen bestande. Er hoffe 
dringend, daB unerwunschte/a/fa accomplis vermieden wiirden. Es habe ja kiirzlich schon 
eine erste Aussprache iiber das Danziger Problem stattgefunden - womit offensichtlich auf die 
Berchtesgadener Besprechung angespielt wurde m - und iiber kurz oder lang muBte diese 
Erorterung ja zweifellos wiederaufgenommen werden. 

Herr Beck erwahnte ferner die karpatho-ukrainische Frage, die eine gewisse Aufregung in der 
offentlichen Meinung hervorgerufen habe. In der polnischen Offentlichkeit habe man die 
Befurchtung, daB Deutschland die Absicht habe, von der Karpatho-Ukraine aus eine gegen 
Polen gerichtete Politik zu treiben, und in Deutschland argwohne man, daB Polen Deutschland 
den Weg nach dem Donauraum versperren wolle. Letzteres sei grundfalsch und er hoffe, daB 
auch das erstere nicht richtig sei. Jedenfalls wiirde es aber gut sein, sich einmal iiber diese 
Dinge auszusprechen. Er glaube doch, daB es moglich sein wiirde, einen Weg zu finden, der 
die Interessen beider Staaten beriicksichtige. 

Wir kamen dann auf Memel zu sprechen und ich wies bei dieser Gelegenheit auf die 
polnischen Pressestimmen hin, die im AnschluB au die Wahl wichtige politische 
Veranderungen im Memelgebiet zu erwarten schienen. Herr Beck begnugte sich mit dem 
Hinweis darauf, daB Polen im Memelgebiet wirtschaftliche und Schiffahrtsinteressen hatte 
und daB wohl in jedem Fall eine Beriicksichtigung dieser Interessen erwartet werden konne. 

Ich wies dann darauf hin, daB ich nicht nur in Polen eine Verschlechterung der Stimmung 
gegenuber Deutschland festgestellt hatte, sondern daB auch in Deutschland zur Zeit keine 
freundliche Einstellung gegenuber Polen bestande. Als wichtigste Ursache hierfur verwies ich 
auf die Behandlung der Minderheiten, namentlich im Olsagebiet, wo massenhafte 
Arbeiterentlassungen stattgefunden hatten und wo die Bevolkerung allmahlich zu der 
Auffassung gelangt sei, daB die 20 Jahre tschechischer Herrschaft ein Paradies gegenuber dem 
jetzigen Zustande gewesen waren. m Herr Beck erklarte, daB die Polnische Regierung den 
Wunsch habe, der deutschen Minderheit gute Daseinsbedingungen zu bereiten, daB der 
Ministerprasident bereits die scharfsten Weisungen an die Verwaltungsbehorden gegeben 
hatte und daB er, Beck, personlich jederzeit bereit ware, zu intervenieren, wenn ihm konkrete 
Falle mitgeteilt werden konnten. 

von Moltke 



1831 

Nr. 200 

Unterredung des Fuhrers mit dem Polnischen AuBenminister Beck 

im Beisein des Reichsministers des Auswartigen, 

des Deutschen Botschafters in Warschau 

und des Polnischen Botschafters in Berlin 



Berchtesgaden, 5. Januar 1939 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Oberst Beck unterstrich einleitend die Tatsache, daB die deutsch-polnischen Beziehungen in 
der Septemberkrise ihre Probe voll und ganz bestanden hatten. Wenn sich in den letzten 
Monaten vielleicht ein gewisses Absinken von dem hohen Niveau der Septembertage 
bemerkbar gemacht hatte, so solle man sich nach Ansicht der Polnischen Regierung auf 
beiden Seiten bemlihen, die Ursachen einiger Schwierigkeiten aus dem Wege zu raumen, die 
sich in der letzten Zeit ergeben hatten. Als eine dieser Schwierigkeiten erwahnte Herr Beck 
die Danziger Frage und betonte dabei, daB hier nicht nur die Deutsche und die Polnische 
Regierung, sondern auch dritte Parteien, wie unter anderem auch der Volkerbund, in Frage 
kamen. Was hatte z. B. zu geschehen, falls sich der Volkerbund aus seiner Danziger Rolle 
einmal zuriickzoge? Auch sonst gabe es noch einige weitere Fragen, in denen bestehende 
MiBverstandnisse beseitigt werden sollten, u. a. die Garantierung der tschechoslowakischen 
Grenze, und zwar ob sie sofort erfolgen solle oder, wenn iiberhaupt, zu welchem Zeitpunkt sie 
in Aussicht genommen ware. Besonders sei Polen in diesem Zusammenhang an der Karpatho- 
Ukrainischen Frage interessiert. Er erinnere an ein Wort Pilsudskis "von der Balkanisierung 
Mitteleuropas". Polen erkenne in den Agitatoren, die sich auf dem jetzigen karpatho- 
ukrainischen Territorium betatigten, alte Feinde wieder und furchte, daB die Karpatho- 
Ukraine sich moglicherweise einmal zu einem Herd derartiger Beunruhigung fur Polen 
entwickeln konne, daB sich die Polnische Regierung zu einem Einschreiten veranlaBt sehen 
wiirde, aus dem sich weitere Komplikationen ergeben konnten. Dies sei der hauptsachlichste 
Grand flir das Streben Polens nach einer gemeinsamen Grenze mit Ungarn gewesen. 

Der Flihrer erwiderte, daB zur Bereinigung aller bestehenden Schwierigkeiten zunachst einmal 
auf die Grundtendenz des deutsch-polnischen Verhaltnisses zuriickgegriffen werden mliBte. 
Von deutscher Seite konne er betonen, daB sich in dem Verhaltnis Deutschlands zu Polen, wie 
es sich auf Grand der Nichtangriffserklarung vom Jahre 1934 darstelle, nicht das geringste 
geandert habe. Was insbesondere die Frage der Karpatho-Ukraine angehe, so konne er im 
Hinblick auf die Deutschland in der Weltpresse unterschobenen Absichten erklaren, daB 
Polen in dieser Hinsicht nicht das geringste zu befurchten hatte. Deutschland hatte jenseits der 
Karpathen keine Interessen und es sei ihm gleichgultig, was die an diesen Gebieten 
interessierten Lander dort taten. Die im Zusammenhang mit dem Wiener Schiedssprach von 
Deutschland in der ukrainischen Frage eingenommene Haltung, die in Polen vielleicht zu 
gewissen MiBverstandnissen gefuhrt habe, erklare sich aus der historischen Entwicklung 
dieser Angelegenheit. Dieser Schiedssprach sei nach Anhorang beider Parteien auf der 
Grundlage der ungarischen Forderangen durchgeflihrt worden. Sein (des Fuhrers) Wunsch, 
auf keinen Fall einen internationalen Konflikt zuzulassen, sei letzten Endes der 
ausschlaggebende Grand flir seine Haltung in der ukrainischen Frage gewesen. 

Was das deutsch-polnische Verhaltnis im einzelnen angehe, so wolle er noch einmal 
wiederholen, daB sich an der deutschen Einstellung gegeniiber Polen um seit 1934 nichts 
geandert habe. Um zu einer endgultigen Bereinigung der zwischen beiden Landern noch 
schwebenden Fragen zu gelangen, diirfe man sich nicht auf die mehr negative Abmachung 
vom Jahre 1934 beschranken, sondern miisse die einzelnen Probleme einer endgultigen 
vertraglichen Regelung zuzufuhren suchen. Von deutscher Seite gabe es auBer der 
Memelfrage, die ihre Regelung in deutschem Sinne finden wiirde (es habe den Anschein, daB 
die Litauer an einer vernunftgemaBen Losung mitwirken wollten), im direkten deutsch- 
polnischen Verhaltnis das flir Deutschland gefiihlsmaBig sehr schwierige Problem des 
Korridors und Danzig zu losen. Man miisse seiner Ansicht nach von alten Schablonen 
abweichend hier Losungen auf ganz neuen Wegen suchen. So konne man sich im Falle 



Danzig z. B. eine Regelung denken, nach der diese Stadt politisch wieder, dem Willen ihrer 
Bevolkerung entsprechend, der deutschen Gemeinschaft zugeflihrt wiirde, wobei 
selbstverstandlich die polnischen Interessen, besonders auf wirtschaftlichem Gebiet, voll und 
ganz gewahrt werden muBten. Dies sei ja auch Danzigs Interesse, denn Danzig konne 
wirtschaftlich ohne Hinterland nicht leben, und so dachte er, der Flihrer, an eine Formel, nach 
der Danzig politisch zur deutschen Gemeinschaft gelange, wirtschaftlich aber bei Polen 
bliebe. 

Danzig sei deutsch, werde stets deutsch bleiben und friiher oder spater zu Deutschland 
kommen. 

Bezuglich des Korridors , der, wie erwahnt, fur Deutschland ein schweres psychologisches 
Problem darstelle, wies der Flihrer darauf hin, daB fur das Reich die Verbindung mit 
OstpreuBen, ebenso wie flir Polen die Verbindung mit dem Meer, lebenswichtig sei. Auch 
hier konne man vielleicht beiden Interessen durch Verwendung vollig neuer 
Losungsmethoden gerecht werden. 

Wenn es gelange, auf dieser vernunftigen Grundlage eine endgultige Bereinigung der 
Einzelfragen herbeizufuhren, wobei selbstverstandlich jeder der beiden Partner zu seinem 
Recht kommen miisse, dann ware der Zeitpunkt gekommen, auch Polen gegeniiber die mehr 
negative Erklarung von 1934 in einem positiven Sinne ahnlich den Abmachungen mit 
Frankreich dadurch zu erganzen, daB nunmehr von deutscher Seite eine klare, vertraglich 
festgelegte Grenzgarantie an Polen gegeben wiirde. Polen wiirde dann den groBen Vorteil 
erhalten, seine Grenze mit Deutschland einschlieBlich des Korridors - der Flihrer unterstrich 
noch einmal die psychologische Schwierigkeit dieses Problems und die Tatsache, daB nur er 
es einer solchen Losung zufuhren konne - vertraglich gesichert zu bekommen. Es sei flir ihn 
(den Flihrer) nicht ganz einfach, eine derartige Garantie des Korridors zu geben, und er wiirde 
deshalb sicherlich, besonders von der blirgerlichen Seite, ziemlich kritisiert werden. Aber als 
Realpolitiker glaube er doch, daB eine derartige Losung die beste ware. Genau so wenig wie 
man heute von Sudtirol oder von ElsaB-Lothringen spreche, wiirde man dann vom polnischen 
Korridor horen, wenn Deutschland einmal seine Garantie gegeben hatte. 

Der Polnische AuBenminister Beck dankte dem Flihrer flir die Darlegung des deutschen 
Standpunktes und erklarte, daB auch Polen absolut an seiner bisherigen Einstellung 
Deutschland gegeniiber festhalte. 

Polen wiirde die Linie der unabhangigen Politik weiter verfolgen, die es bereits in frliheren 
Jahren gelibt hatte, als man Polen dazu veranlassen wollte, sich auf dem Wege liber einen 
Ostpakt naher mit RuBland zu verbinden. Polen sei zwar in bezug auf die Erhohung seiner 
Sicherheit nicht so nervos wie Frankreich und halte nichts von den sogenannten 
"Sicherheitssystemen", die nach der Septemberkrise endgliltig abgewirtschaftet hatten, was 
einen Wendepunkt der Geschichte bedeute. Es wisse aber die in der vom Flihrer soeben rissi 
abgegebenen Erklarung erneut zum Ausdruck gebrachte deutsche Einstellung sehr wohl zu 
wiirdigen. Es halte auch seinerseits an der alten Linie Deutschland gegeniiber fest. 

Was das deutsch-polnische Verhaltnis angehe, so nehme er von den vom Flihrer 
ausgesprochenen Wlinschen Kenntnis. Die Danziger Frage erscheine ihm jedoch 
auBerordentlich schwierig. In diesem Zusammenhang miisse man besonders die offentliche 
Meinung in Polen in Rechnung stellen. Dabei sehe er ganz von der Haltung der 
"Kaffeehausopposition" ab. Wahrend seiner siebenjahrigen Amtszeit habe er sich nicht im 
geringsten um die Kaffeehausmeinung gekummert und sei immer noch im Amt. Er miisse 



jedoch auf die wirkliche Meinung des Volkes Riicksicht nehmen und sehe hier allerdings 
Schwierigkeiten flir eine Losung der Danziger Frage. Er wolle jedoch das Problem gern 
einmal in Rune iiberlegen. 

Auf die iibrigen vom Fiihrer aufgeworfenen deutsch-polnischen Fragen ging Oberst Beck 
nicht naher ein, sondern beschloB seine Ausfuhrungen mit der erneuten Bekraftigung, daB in 
der allgemeinen Einstellung Polen nach wie vor der seit 1934 befolgten Linie treu bleiben 
wiirde. 

Schmidt 



Nr. 201 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen AuBenminister Beck, Munchen, 6. Januar 1939 

Aufzeichnung 

Berlin, den 9. Januar 1939 

In etwa anderthalbstundiger Aussprache mit Herrn Beck kam dieser sofort wieder auf das 
Danziger Problem zu sprechen. Er sagte, daB auch Polen bestrebt sei, in freundschaftlich- 
nachbarlichem Verhaltnis mit Deutschland zu leben und dieses zu vertiefen. Das einzige 
Problem, das hierbei sich demnachst storend auswirken konnte, sei die Danziger Frage. Zwei 
Moglichkeiten konnten sich ergeben, daB wir zu dem Problem Stellung nehmen muBten: 

1. daB der Volkerbund sich vielleicht an der Danziger Frage desinteressieren und das 
Kommissariat aufgeben wiirde, dann muBten Deutschland und Polen sich selbst mit der Frage 
auseinandersetzen; 

2. daB die Polen durch neue Entwicklungen in Danzig gezwungen wiirden, Stellung zu 
nehmen. 

Das Problem lage tatsachlich sehr schwierig und er habe sich schon den Kopf zerbrochen, wie 
man eine Losung finden konne, aber bisher ohne Resultat. 

Beck wies zum SchluB nochmals darauf hin, daB Danzig in der Mentalitat des ganzen 
polnischen Volkes einen Prufstein flir die deutsch-polnischen Beziehungen darstelle und daB 
es sehr schwer sein wiirde, dies irgendwie zu andern. 

Ich habe daraufhin Herrn Beck folgendes auseinandergesetzt: 

1. Wie der Fiihrer schon gesagt habe, stande liber allem der absolute Wunsch auf deutscher 
Seite nach einer endgiiltigen und umfassenden, groBziigigen Konsolidierung des 
gegenseitigen Verhaltnisses. 

ri86i 2. Zwei Probleme schienen hierfur von Bedeutung: 



a) die unmittelbaren deutsch-polnischen Beziehungen. Hier dachte ich mir folgende 
Losung: 

Riickgliederang Danzigs an Deutschland. Dagegen Sicherstellung aller 
wirtschaftlichen Interessen Polens in dieser Gegend, und zwar in groBziigigster Weise. 
Verbindung Deutschlands zu seiner Provinz OstpreuBen durch eine exterritoriale 
Auto- und Eisenbahn. Hierfiir als Gegenleistung seitens Deutschlands Garantierung 
des Korridors und des gesamten polnischen Besitzstandes, also endgultige und 
dauernde Anerkennung der gegenseitigen Grenzen. 

b) die tschechisch-karpatho-ukrainische Frage. 

Hier habe ich wiederholt, daB in Munchen ethnographische Grenzen festgesetzt 
seien. Sollte hier von irgendeiner Seite das Prinzip der politischen Grenze 
aufgeworfen werden, konne Deutschland sich natiirlich nicht desinteressieren. Wenn 
an sich auch das deutsche politische Interesse nicht liber die Karpathen hinausginge, 
so konne Deutschland ein Desinteressement an einer Grenzverschiebung auch dariiber 
hinaus an der Tschechoslowakei und der Karpatho-Ukraine nicht aussprechen, denn es 
konne durch solche Ereignisse leicht in einen Konflikt hineingezogen werden. Der 
Wiener Schiedsspruch miisse eingehalten werden und unsere Grundauffassung sei es, 
daB, wenn andere Wunsche irgendwie hier aufkamen, solche mit den deutschen 
Interessen in Ubereinstimmung gebracht werden miiBten. 

Am SchluB der Unterhaltung habe ich dann Herrn Beck gegeniiber noch die Behandlung 
unserer deutschen Minoritaten beanstandet, vor allem im Olsagebiet. und in diesem 
Zusammenhang auf Grazynskis dauernde antideutschen Machenschaften eindriicklichst 
hingewiesen. Herr Beck sagte mir, daB er dieser Frage bereits ernste Aufmerksamkeit 
geschenkt habe und daB er seinerseits alles tun werde, um diese Dinge in eine ruhigere Bahn 
zu bringen. 

Ich habe dann Herrn Beck noch flir seine Einladung nach Warschau gedankt und diese 
prinzipiell angenommen. Datum wurde noch nicht festgesetzt. Es wurde vereinbart, daB Herr 
Beck und ich uns den Komplex eines moglichen Vertragswerkes zwischen Polen und uns 
noch einmal eingehend durch den Kopf gehen lassen wollten. Durch Lipski und Moltke sollte 
dann in den nachsten Wochen weiter verhandelt werden und der Besuch sollte auf alle Falle 
noch in diesem Winter stattfinden. 

von Ribbentrop 



Nr. 202 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen AuBenminister Beck, Warschau, 26. Januar 1939 

Aufzeichnung 

Berlin, den 1. Februar 1939 

1. Ich bin Herrn Beck gegeniiber in Ankniipfung an die mit ihm am 6. Januar in Munchen 
gefuhrte Besprechung m auf den bekannten Vorschlag (Riickgliederang Danzigs unter 
Sicherstellung der dortigen Wirtschaftsinter- m essen Polens und Schaffung einer 



exterritorialen Auto- und Eisenbahnverbindung zwischen dem Reich und seiner Provinz 
OstpreuBen, dafiir als deutsche Gegenleistung Garantie der deutsch-polnischen Grenze) 
zuruckgekommen, wobei ich erneut darlegte, daB es der Wunsch des Fiihrers sei, durch ein 
entsprechendes Vertragswerk zu einer umfassenden Befriedung der deutsch-polnischen 
Beziehungen zu gelangen. Herr Beck miisse verstehen, daB die deutschen Wunsche 
auBerordentlich maBvoll seien, denn die Abtrennung wertvollster deutscher Landesteile durch 
den Versailler Vertrag zugunsten Polens werde noch heute von jedem Deutschen als ein 
groBes Unrecht empfunden, das nur in einer Zeit tiefster deutscher Ohnmacht moglich 
gewesen sei. Wenn man 100 Englander oder Franzosen fragen wiirde, so wiirden 99 ohne 
weiteres zugeben, daB die Ruckgliederung Danzigs und zum mindesten auch des Korridors 
eine selbstverstandliche deutsche Forderung sei. 

Herr Beck zeigte sich von meinen Darlegungen beeindruckt, berief sich aber erneut darauf, 
daB innerpolitische Widerstande zu erwarten seien; immerhin wolle er sich unsere Anregung 
weiterhin reiflich uberlegen. 

Ich habe mit Herrn Beck verabredet, daB, wenn sich der Volkerbund von Danzig 
zuriickziehen sollte, bevor zwischen uns und Polen ein Vertragswerk, das auch Danzig 
einschlieBt, zustande gekommen ware, wir uns mit ihm in Verbindung setzen wiirden, um 
eine Losung zur Uberbriickung dieses Zustandes zu finden. 

2. Ich habe Herrn Beck gegenuber erneut die Behandlung unserer deutschen Minderheit 
beanstandet und mit ihm vereinbart, daB die seit langem geplanten Besprechungen zwischen 
leitenden Beamten der beiden Innenministerien sofort aufgenommen werden. 

von Ribbentrop 



Nr. 203 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter, 21. Marz 1939 

Aufzeichnung 

Ich bat heute auf 12 Uhr den Polnischen Botschafter Lipski zu mir. Ich schilderte Herrn 
Lipski zunachst die Entwicklung der tschecho-slowakischen Frage und erklarte ihm, daB es 
mir angesichts der sich ubersturzenden Ereignisse nicht moglich gewesen sei, die fremden 
Vertreter hier so zu unterrichten, wie ich es gewiinscht hatte. Ich habe aber Botschafter von 
Moltke, der sich gerade in Berlin aufhielt, eingehend informiert und ihn beauftragt, seinerseits 
AuBenminister Beck ins Bild zu setzen. Ich schilderte sodann die Vorgange im einzelnen, die 
den Fiihrer zu seinem Eingreifen veranlaBt hatten. 

Es sei uns aufgefallen, daB sich in der Rest-Tschecho-Slowakei der Benesch-Geist wieder 
geregt habe. Alle Warnungen des Fiihrers an Herrn Chvalkovsky seien ungehort verhallt. In 
der letzten Zeit habe die Prager Regierung versucht, diktatorisch in der Karpatho-Ukraine und 
in der Slowakei vorzugehen. Auch die Drangsalierung der Deutschen in den Sprachinseln 
habe wieder begonnen. 



Ich nehme an, daB die Regelung, die die karpatho-ukrainische Frage inzwischen gefunden 
habe, groBte Zufriedenheit in Polen ausgelost habe. Die Er- jwi richtung des Protektorats 
Bohmen und Mahren bedeute eine endgultige Befriedung dieses Raumes, die historischen 
Grundsatzen entsprache und schlieBlich alien zugute komme. 

Botschafter Lipski auBerte sich alsdann besorgt wegen der Ubernahme des Schutzes der 
Slowakei durch Deutschland. Diese Mitteilung habe in Polen stark eingeschlagen, denn der 
Mann auf der StraBe konne einen solchen Schritt nur als in erster Linie gegen Polen gerichtet 
betrachten. Die Slowaken seien ein sprachverwandtes Volk. Die polnischen Interessen in 
diesem Gebiet seien auch historisch bedingt, und rein realpolitisch miisse man zugeben, daB 
die Erklarung des Schutzverhaltnisses nur als Schlag gegen Polen empfunden werden konne. 

Ich wies Botschafter Lipski auf die Tatsache hin, daB die unabhangige Slowakische 
Regierung Deutschland um seinen Schutz angerufen habe. Sicherlich sei die Erklarung des 
Schutzverhaltnisses nicht gegen Polen gerichtet. Hierbei gab ich deutlich zu verstehen, daB 
man die Frage gemeinsam einmal beraten konne, falls das allgemeine deutsch-polnische 
Verhaltnis eine befriedigende Entwicklung nehme; man konne hierbei an eine Teilnahme 
Polens an der Garantierung des slowakischen Staates denken. Leider habe ich jedoch 
feststellen mussen, daB sich in dem deutsch-polnischen Verhaltnis eine allmahliche 
Versteifung bemerkbar mache. Diese Entwicklung habe bereits seit einigen Monaten 
begonnen. Es sei hier aufgefallen, welch merkwurdige Haltung Polen in der 
Minoritatenkommission eingenommen habe. 111 Die durch polnische Studenten provozierten 
Danziger Zwischenfalle m hatten ebenfalls zu denken gegeben. Botschafter Lipski bestritt auf 
das energischste, daB derartige Zwischenfalle durch polnische Studenten hervorgerufen 
worden seien. Auch meine Bemerkung, daB nach Auffassung des Fuhrers die Schilder, die zu 
den Zwischenfallen gefuhrt hatten, von polnischen Studenten angebracht worden seien, 
bestritt Herr Lipski auf das lebhafteste und behauptete, daB hieran polnische Studenten in 
keiner Weise beteiligt gewesen seien. 

Weiterhin machte ich den Polnischen Botschafter auf die dauernden Presseangriffe 
aufmerksam, auf die deutschfeindlichen Demonstrationen anlaBlich des Ciano-Besuchs— und 
auf die heute bestehende offene Pressefehde. Diese Pressefehde scheine mir in jeder Richtung 
unberechtigt zu sein. Der Flihrer habe immer auf einen Ausgleich und auf eine Befriedung mit 
Polen hingearbeitet. Auch jetzt verfolge der Flihrer noch dieses Ziel. In zunehmendem MaBe 
sei aber der Flihrer liber die polnische Haltung verwundert. Bisher habe ich die deutsche 
Presse gegenliber Polen zurlickgehalten, wie der Polnische Botschafter sich selber durch einen 
Blick in die deutsche Presse vergewissern konne. Es wlirde mir aber nicht moglich sein, auf 
die Dauer derartige Angriffe unbeantwortet zu lassen. Aus einer derartigen beiderseitigen 
Pressefehde konne dann bald ein Zustand entstehen, bei dem unsere Beziehungen auf dem 
Nullpunkt ankamen. Es erschiene mir erforderlich, daB man einen neuen Versuch 
unternehme, die deutsch-polnische Politik in das richtige Geleise zu bringen, und es erschiene 
mir richtig und zweckmaBig, wenn bald einmal eine personliche Aussprache zwischen 
deutschen und polnischen Staatsmannern stattfande. 

Ich wlirde mich freuen, wenn AuBenminister Beck demnachst einen Besuch in Berlin 
abstatten wlirde. Wie mir der Flihrer gesagt habe, wlirde auch er eine solche Aussprache 
warm begrliBen. Auf den moglichen Inhalt einer solchen jwi Aussprache eingehend, erklarte 
ich Herrn Lipski zunachst, er miisse zugeben, daB Deutschland an der Schaffung und der 
heutigen Existenz Polens nicht unbeteiligt sei und daB Polen seine heutige territoriale 
Ausdehnung dem schwersten Ungllick Deutschlands verdanke, namlich der Tatsache, daB 
Deutschland den Weltkrieg verloren habe. 



Allgemein werde die Korridor-Regelung als die schwerste Belastung des Versailler Vertrags 
flir Deutschland empfunden. Keine friihere Regierung sei in der Lage gewesen, auf die 
deutschen Revisionsanspriiche zu verzichten, ohne daB sie nicht innerhalb von 48 Stunden 
vom Reichstag fortgefegt ware. Der Fiihrer denke anders iiber das Korridor-Problem. Er 
erkenne die Berechtigung des polnischen Anspruchs auf einen freien Zugang zum Meer an. Er 
sei der einzige deutsche Staatsmann, der einen endgultigen Verzicht auf den Korridor 
aussprechen konne. Voraussetzung hierfur sei aber die Ruckkehr des rein deutschen Danzig 
zum Reich sowie die Schaffung einer exterritorialen Bahn- und Autoverbindung zwischen 
dem Reich und OstpreuBen. Nur hierdurch wiirde fur das deutsche Volk der Stachel beseitigt, 
der in der Existenz des Korridors liege. Wenn die polnischen Staatsmanner in Ruhe den realen 
Tatsachen Rechnung triigen, dann konne man auf folgender Basis eine Losung finden: 
Ruckkehr Danzigs zum Reich, exterritoriale Eisenbahn- und Autoverbindung zwischen 
OstpreuBen und dem Reich und hierfur Garantie des Korridors. Ich konnte mir vorstellen, daB 
man in einem solchen Falle die slowakische Frage im erwahnten Sinne zu behandeln in der 
Lage ware. 

Botschafter Lipski versprach, AuBenminister Beck zu informieren und alsdann Nachricht zu 
geben. 

Ich schlug vor, daB Botschafter Lipski zur mundlichen Berichterstattung nach Warschau 
fiihre. Ich wiederholte noch einmal, wie nutzlich mir ein endgultiger Ausgleich zwischen 
Deutschland und Polen gerade im jetzigen Stadium erschiene. Dies sei auch wichtig, weil der 
Fiihrer bisher iiber die merkwurdige Haltung Polens in einer Reihe von Fragen nur 
verwundert sei; es kame darauf an, daB er nicht den Eindruck erhalte, daB Polen einfach nicht 
wolle. 

von Ribbentrop 



Nr. 204 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 24. Marz 1939 

Kurzfristige Reservisteneinziehung, drei bis vier Jahrgange, und zwar 1911 bis 1914, ferner 
1906 und 1907, ortlich verschieden, sicher bestatigt. Reserveoffiziere technischer Truppen 
eingezogen. 

Moltke 



1901 

Nr. 205 
Der Deutsche Konsul in Gdingen an das Auswartige Amt 

Bericht 



Gdingen, den 24. Marz 1939 

Seit gestern sind in Gdingen drei Jahrgange eingezogen worden. Das erfolgte bereits gestern 
am Vormittag und Nachmittag. Die Polen wurden direkt vom Arbeitsplatz abberufen. 
Darunter waren eine ganze Reihe von Menschen, die vor 14 Tagen erst von einer Ubung 
zurlickgekommen sind. Man sagt, daB der Jahrgang 1910-1912 eingezogen sei, nach anderer 
Lesart die Jahrgange 1912-1914. Dariiber konnte ich keine klare Information bekommen. 

Die polnische Kriegsflotte ist bis auf ein Fahrzeug seit gestern ausgelaufen. Vorgestern haben 
SchieBubungen der Kriegsschiffe bei Rewa stattgefunden. 

Weiter erfahre ich, daB vier Kompanien aus Gdingen in Putziger-Heisternest (Jastarnia) auf 
der Halbinsel Hela bei der Bevolkerung einquartiert sind und unter dauernder 
Alarmbereitschaft stehen sollen. Diese Truppen sollen sich seit Sonnabend nacht dort 
befinden. FeldmarschmaBig sind die Soldaten von Gdingen in einem Zug abtransportiert 
worden, ohne daB man ihnen das Ziel der Fahrt mitgeteilt hatte. 

Hofmann 



Nr. 206 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 24. Marz 1939 

Bereits gemeldete Reservisteneinziehungen— deuten darauf hin, daB militarische Kreise auf 
Leitung polnischer AuBenpolitik wachsenden EinfluB gewinnen. Zwar scheint einstweilen 
Position des AuBenministers noch stark zu sein, wie auch aus Verhaftung des prominenten 
Redakteurs Mackiewicz hervorgeht, der, obwohl Pilsudskist, sich zu scharfem Gegner Becks 
entwickelt hat; doch steht zu besorgen, daB Beck scharferen Kurs mitmachen wird, wenn er 
durch bedrohende nationalistische Welle dazu gezwungen wiirde. 

Uber englische Anregungen,— deretwegen in letzten Tagen wiederholte Besuche des 
Englischen Botschafters in hiesigem AuBenministerium stattgefunden haben, ist etwas 
Bestimmtes bisher nicht zu erfahren gewesen. Es laBt sich deshalb noch nicht beurteilen, ob 
etwa die polnischen MobilmachungsmaBnahmen durch diese englische Aktion beeinfluBt 
worden sind. In diesem Zusammenhang scheint mir eine AuBerung berichtenswert, die 
Unterstaatssekretar Arciszewski hier einigen Diplomaten gegenliber getan hat. Unter 
abfalligen Bemerkungen liber England und Frankreich, die immer wieder, ohne eigenes 
Risiko einzugehen, Polen fiir fremde Zwecke miBbrauchen wollen, erklarte er, daB Polen sich 
niemals lediglich fiir Interessen anderer Machte schlagen werde. Auch sonst kann man nach 
den Richtlinien der Beckschen Politik wohl annehmen, daB Polen sich nur ungern dazu bereit 
finden wiirde, in irgendeine generelle Kombination einzutreten oder sich in Aktionen ver- ri9ii 
wickeln zu lassen, die es zwingen wurden, seine Position vorzeitig und sichtbar festzulegen. 
Das bedeutet naturlich nicht, daB Polen nicht zugreifen wiirde, wenn sich gelegentlich dieser 
Verhandlungen die Moglichkeit bieten sollte, feste Zusagen von englischer Seite zu erhalten, 
die seine Sicherheit erhohen wurden. 



Moltke 



Nr. 207 

Aufzeichnung des Dirigenten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 25. Miirz 1939 

Das Oberkommando des Heeres rief mien heute 1 1 Uhr an und teilte mir iiber die polnischen 
MobilisierungsmaBnahmen folgendes mit: 

1. Bei Gdingen seien etwa 4 000 Mann polnische Truppen zusammengezogen. 

2. Die Truppe einer Garnison, die bisher im siidlichen Korridor stationiert gewesen 
sei, sei in die unmittelbare Nahe der Danziger Grenze verlegt worden. 

3. Polen habe drei Jahrgange mobil gemacht. 

Alle diese MaBnahmen bezogen sich nur auf den nordlichen Teil Polens, in den anderen 
Gebieten des Landes sei der Umfang der militarischen MaBnahmen noch nicht klar erkennbar. 

Ftirst von Bismarck 



Anmetfeuingeti: 



30 



Vgl. Nr. 197 . ...zuriick... 



31 Vgl. Abschnitt VII . ...zuruck... 



32 Vgl. Nr. 201 . ...zuruck... 



33 Vgl. Nr. 178 . ...zuruck... 



34 Vgl. Nr. 195 . ...zuruck... 



35 Vgl. Nr. 146 und 147. ...zuruck. 
36 Vgl. Nr. 204 . ...zuruck... 



37 Vgl. Nr. 271 ff. ...zuruck... 



Erstes Kapitel (Fo rts. ) 

Entwicklung der Deutsch-Polnischen Beziehungen 

B. Deutschlands Bemuhen 
um eine Verstandigung mit Polen, 1933 bis 1939 

XII. Deutsche Bemiihungen 

um eine giitliche Losung der Danzig- und Korridorfrage 

(Oktober 1938 bis Mai 1939) (Forts.) 

Nr. 208 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter, 26. Marz 1939 

Aufzeichnung 

Ich empfing den Polnischen Botschafter Lipski heute um 12 Uhr 30. 

Botschafter Lipski ubergab mir das in der Anlage beigefugte Memorandum der Polnischen 
Regierung, das ich in seiner Gegenwart durchlas. 

Nachdem ich von dem Inhalt Kenntnis genommen hatte, erwiderte ich Botschafter Lipski, daB 
nach meiner personlichen Auffassung die polnische Stellungnahme keine Basis fur eine 
deutsch-polnische Losung darstellen konne. Die einzig mogliche Losung des Problems miisse 
in der Wiedervereinigung Danzigs mit dem Deutschen Reich und der Schaffung einer 
exterritorialen Auto- und Eisenbahnverbindung zwischen dem Reich und OstpreuBen 
bestehen. Herr Lipski entgegnete, er habe die unangenehme Pflicht darauf hinzuweisen, daB 
jegliche weitere Verfolgung dieser deutschen Plane, insbesondere soweit sie eine Riickkehr 
Danzigs zum Reich betrafen, den Krieg mit Polen bedeute. 



[192] Ich wies darauf Botschafter Lipski auf die vorliegenden Meldungen iiber polnische 
Truppenzusammenziehungen hin und warnte ihn vor moglichen Konsequenzen. Die polnische 
Haltung schiene mir eine merkwurdige Antwort auf mein kurzliches Angebot einer 
endgliltigen Befriedung des deutsch-polnischen Verhaltnisses darzustellen. Wenn die Dinge 
in dieser Richtung weiterliefen, so konne in Klirze eine ernste Situation entstehen. Ich konne 
Botschafter Lipski mitteilen, daB z. B. eine Verletzung des Danziger Hoheitsgebietes durch 
polnische Truppen von Deutschland in der gleichen Weise wie eine Verletzung der 
Reichsgrenzen betrachtet werden wiirde. 

Botschafter Lipski bestritt energisch jede militarische Absicht Polens in bezug auf Danzig. 
Die von Polen vorgenommenen Dislokationen von Truppen-Verbanden stellten lediglich 
VorsichtsmaBnahmen dar. 

Ich legte Botschafter Lipski alsdann die Frage vor, ob nicht die Polnische Regierung, sobald 
sich die Situation etwas beruhigt habe, den deutschen Vorschlag erneut erwagen wolle, damit 
man auf der von uns vorgeschlagenen Basis der Wiedervereinigung Danzigs und der 
exterritorialen Eisen- und Autobahnverbindung zu einer Losung kommen konne. Botschafter 
Lipski antwortete hierauf ausweichend, indem er sich erneut auf das von ihm iibergebene 
Memorandum bezog. 



Ich erwiderte Botschafter Lipski, daB ich dem Fiihrer zunachst Bericht erstatten wiirde. Mir 
komme es dabei vor allem darauf an, zu vermeiden, daB beim Fiihrer der Eindruck entstehe, 
Polen wolle einfach nicht. 

Botschafter Lipski bat mich, doch auch von deutscher Seite die Fragen erneut nach jeder 
Richtung hin studieren zu lassen, und er frage sich, ob nicht Aussicht bestehen konne, 
vielleicht zu einer Losung auf Grand der polnischen Gedankengange zu gelangen. Er fiigte 
hinzu, daB AuBenminister Beck unserer Anregung entsprechend gerne in Berlin einen Besuch 
abstatten werde, es scheine ihm aber zweckmaBig, daB vorher die Fragen diplomatisch 
entsprechend vorbereitet worden seien. 

Ich lieB Botschafter Lipski zum SchluB unserer Unterredung keinen Zweifel daraber, daB die 
polnischen Vorschlage meiner Auffassung nach vom Fiihrer nicht als befriedigend angesehen 
werden konnten. Nur eine klare Ruckgliederung Danzigs, eine exterritoriale Verbindung mit 
OstpreuBen und ein 25jahriger Nichtangriffsvertrag mit Grenzgarantien und eine 
Zusammenarbeit in der slowakischen Frage in Form eines von den Anrainern zu 
ubernehmenden gemeinsamen Schutzes des Gebietes konnten nach deutscher Auffassung zu 
einer endgiiltigen Bereinigung fiihren. 

von Ribbentrop 

[193] 

Anlage 

Memorandum 

I. 

Die Polnische Regierung miBt ebenso wie in der Vergangenheit so auch heute voile 
Bedeutung der Aufrechterhaltung gutnachbarlicher Beziehungen mit dem Deutschen Reiche 
auf weiteste Sicht bei. 

Die Polnische Regierung hat einen klaren Beweis dieser ihrer Einstellung dadurch geliefert, 
daB sie schon im Jahre 1933 als eine der ersten auslandischen Regierungen ein 
freundschaftliches Verhaltnis zum Dritten Reich angebahnt hat und in Verhandlungen 
eingetreten ist, welche zum AbschluB der polnisch-deutschen Erklarung vom 26. Januar 1934 
gefuhrt haben. 

Es sei auch hier die seitens Polens dem nationalsozialistischen Senat in Danzig gegenuber 
eingenommene positive Einstellung zu erwahnen. 

In den darauffolgenden fiinf Jahren hat die Polnische Regierung in ihrer internationalen 
politischen Tatigkeit es stets vermieden, an den gegen das Deutsche Reich gerichteten 
Aktionen teilzunehmen. 

SchlieBlich ist es wohl bekannt, daB im Herbst 1938 Polens entschlossene Haltung in 
bedeutendem MaBe zur Verhinderung einer kriegerischen Auseinandersetzung im 
Zusammenhang mit der Durchfiihrung der deutschen Forderungen beigetragen hat. 



II. 



In der Frage des Transitverkehrs zwischen dem Deutschen Reich und OstpreuBen sowie in der 
Frage der Freien Stadt Danzig, in denen bisher stets ein Einvernehmen zwischen den beiden 
Regierungen erzielt wurde und beziiglich derer die Deutsche Regierung jetzt neue 
Anregungen vorgebracht hat, steht die Polnische Regierung auf folgendem Standpunkt: 
a) Die Polnische Regierung hat kein Interesse an irgendeiner Erschwerung des 
Verkehrs zwischen OstpreuBen und dem iibrigen Reich. Deshalb hat auch die 
Polnische Regierung trotz vieler Veranderungen, die in den letzten Jahren im 
Vergleich zu friiher in dieser Hinsicht eingetreten sind (z. B. in der Frage des 
Zahlungstransfers), nicht nur keine Schwierigkeiten in dem bevorzugten 
Eisenbahntransitverkehr verursacht, sondern die Verrechnung flir diesen Transit unter 
Beriicksichtigung der deutschen Interessen vorgenommen. 

Von diesen Voraussetzungen ausgehend, ist die Polnische Regierung bereit, 
gemeinsam mit der Deutschen Regierung eine weitere Vereinfachung und 
Erleichterung des Eisenbahn- und Kraftwagenverkehrs zwischen OstpreuBen und dem 
librigen Reich zu uberpriifen, um dem deutschen Reisenden Behinderungen bei der 
Benutzung dieser Verkehrswege zu ersparen. Technische Sachverstandige konnten an 
die Ausarbeitung von Vorschlagen herantreten, um obiges Ziel zu verwirklichen. 

Alle polnischerseits gewahrten Zugestandnisse konnen jedoch nur im Rahmen der 
polnischen Souveranitat stattfinden - eine Exterritorialitat der Verkehrswege kann 
daher nicht in Frage kommen. Unter diesem Vorbehalt hat die Polnische Regierung 
die Absicht, den deutschen Wiinschen weitgehend entgegenzukommen. 



UM! b) Was die Freie Stadt Danzig anbelangt, so darf daran erinnert werden, daB die 
Polnische Regierung seit langerer Zeit schon, in der Erkenntnis der Notwendigkeit 
einer Vereinbarung in dieser Frage auf dem Wege einer Verstandigung zwischen 
Warschau und Berlin, entsprechende Anregungen getan hat. Dies erschien ihr 
besonders zweckmaBig mit Riicksicht auf die Lage des Volkerbundes, der die auf sich 
genommenen Verpflichtungen in der Freien Stadt Danzig nicht mehr vollends zu 
erfullen imstande ist. 

Wie aus den bisherigen polnisch-deutschen Unterredungen hervorging, bestand 
keine Meinungsverschiedenheit beziiglich der grundsatzlichen Auffassung, daB die 
Polnische Regierung keine Behinderung des freien Innenlebens der deutschen 
Bevolkerung der Freien Stadt anstrebt, daB andererseits die Deutsche Regierung die 
polnischen Rechte sowie die wirtschaftlichen, maritimen und verkehrstechnischen 
Interessen und die Rechte der polnischen Bevolkerung in der Freien Stadt respektiert. 
Da diese beiden Fragen grands atzlicher Natur sind, glaubt die Polnische Regierung, 
daB eine Losung zu finden ware, die auf einer gemeinsamen polnisch-deutschen 
Garantie flir die Freie Stadt Danzig berahen wiirde. Diese Garantie wiirde einerseits 
die freie Entwicklung des deutschen Volkstums und seines politischen Innenlebens 
befriedigen, andererseits die polnischen Rechte und Interessen sicherstellen. Die 
polnischen Interessen stimmen ubrigens mit den wirtschaftlichen Interessen der 
Bevolkerung der Freien Stadt uberein, da der Wohlstand derselben seit Jahrhunderten 
von dem polnischen Uberseehandel abhangig ist. 

Im Gegensatz zum vorhergenannten Problem der Verkehrserleichterungen, 
welches nach Ansicht der Polnischen Regierung einen iiberwiegend technischen 
Charakter tragt und Sache von Experten ware, muBten in der Frage der Freien Stadt 
zunachst die politischen Grandsatze zwischen der Polnischen und Deutschen 
Regierung besprochen werden, und zwar nach der Richtung hin, daB in diesem 
Korper, gemaB den Ausfuhrungen des Herrn Reichskanzlers vom Februar 1938, von 
Polen die nationalen Verhaltnisse in der Freien Stadt respektiert wiirden und von der 



Freien Stadt und Deutschland die Rechte und Interessen Polens. 

Die Polnische Regierung wlirde es zwecks einer Stabilisierung der Verhaltnisse in 
dieser Region Europas flir erwiinscht halten, daB man zu einem Gedankenaustausch 
iiber die beiden obenerwahnten Probleme, die gemeinsam zu behandeln waren, 
moglichst bald herantrete, um dadurch eine Grundlage zur zukiinftigen Festigung der 
gutnachbarlichen gegenseitigen Beziehungen zu finden. 



Nr. 209 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Polnischen Botschafter, 27. Marz 1939 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Der Herr Reichsminister das Auswartigen stellte den Polnischen Botschafter wegen der 
Ausschreitungen in Bromberg— zur Rede und bemerkte, daB diese neuen Ausfalle in 
Deutschland einen katastrophalen Eindruck gemacht hatten, nasi da man hier den Eindruck 
hatte, daB sie mit einer gewissen Duldung der polnischen Behorden vor sich gingen. Wieder 
sei es der Westverband gewesen, gegen den Deutschland bei Polen schon so oft Beschwerde 
gefuhrt habe. Man sei deutscherseits der Ansicht, daB die Polnische Regierung, wenn sie 
guten Willens ware, wohl in der Lage sein miisse, derartige Zwischenfalle zu verhindern. Der 
Herr ReichsauBenminister bedauerte eine derartige Entwicklung des deutsch-polnischen 
Verhaltnisses auf das lebhafteste und betonte, die Deutsche Regierung miisse die Polnische 
Regierung flir derartige Vorkommnisse voll verantwortlich halten. 

Der Polnische Botschafter erklarte, von den erwahnten Vorgangen keine Kenntnis zu haben, 
versprach aber, sich sofort zu informieren. Auch er bedauerte die Ausschreitungen, erklarte 
sie jedoch mit der zur Zeit in Polen herrschenden Nervositat. Im iibrigen versprach er, von 
sich aus alles tun zu wollen, um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse abzustellen. 

Als der Polnische Botschafter die Behauptung aufstellte, daB auch bei deutschen 
Vereinsveranstaltungen ahnliche, gegen Polen gerichtete Zwischenfalle vorkamen, erwiderte 
ihm der Herr ReichsauBenminister sofort, daB die Provokationen bisher immer nur von 
polnischer Seite ausgegangen seien. 

Auf die Frage des Polnischen Botschafters, ob man nicht ein paar "Worte der Beruhigung fur 
die beiden Volker" finden konne, erwiderte der Herr ReichsauBenminister, daB etwas 
derartiges in keiner Weise der Lage entsprache, da, wie gesagt, die Provokationen und 
Presseangriffe bisher lediglich von polnischer Seite ausgegangen seien. Wenn - was wohl bald 
nicht mehr aufzuhalten sein wiirde - die deutsche Presse auf die polnischen Angriffe nunmehr 
antworte, so wiirde sie es griindlich tun. 

AbschlieBend bemerkte der Herr ReichsauBenminister, er konne die Polnische Regierung 
nicht mehr verstehen. Auf den groBziigigen Vorschlag, den Deutschland an Polen gemacht 
habe, sei eine ablehnende Antwort erfolgt. Jedenfalls konne der gestern vom Polnischen 
Botschafter uberbrachte Vorschlag vom Herrn ReichsauBenminister als keine Basis fur eine 
Regelung der Fragen angesehen werden. Die Beziehungen beider Lander entwickelten sich 
daher stark abschussig. 



Bei der Verabschiedung sagte der Polnische Botschafter seinerseits zu, alles in seinen Kraften 
Stehende tun zu wollen, um der Schwierigkeiten Herr zu werden. 

Schmidt 



Nr. 210 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 28. Marz 1939 

Die erregte Stimmung, die in Polen seit einiger Zeit herrscht, hat noch erheblich 
zugenommen. In der Bevolkerung sind die wildesten Geriichte verbreitet, so z. B., daB in 
Oderberg Kampfe zwischen deutschen und polnischen Truppen stattgefunden hatten, daB 
Minister Beck verhaftet worden sei und ahnliche phantastische Nachrichten. Von ernsterer 
Bedeutung ist das Entstehen einer Kriegs stimmung, die durch die Presse, durch antideutsche 
offentliche ri96i Kundgebungen - besonders in der Provinz - die bereits vielfach zu 
Zwischenfallen gefuhrt haben, und zum Teil auch durch eine sabelrasselnde offiziose 
Propaganda gefordert wird. In weiten Kreisen glaubt man heute, daB der Krieg unvermeidlich 
geworden sei und unmittelbar bevorstehe. 

Die praktischen MaBnahmen der Regierung tragen dazu bei, die vorhandene Kriegspsychose 
zu steigern. Im Laufe der letzten Woche haben Einberufungen von Reservisten der drei 
Jahrgange 1912, 1913 und 1914 stattgefunden, zum Teil - flir Spezialformationen - auch 
Einberufungen aus anderen Jahrgangen, auBerdem sind Requisitionen von Pferden und 
Lastkraftwagen erfolgt. Ferner hat die Regierung die gegenwartige Situation als AnlaB 
benutzt, um eine innere Staatsanleihe zwecks Ausbaus der Luftwaffe und der Luftabwehr- 
Artillerie auszuschreiben. 

Fur die Art der offiziellen Wehrpropaganda ist besonders ein vielfach nachgedruckter Artikel 
des Militarblatts Polska Zbrojna: "Wir sind bereit" charakteristisch. Darin wird u. a. 
ausgefuhrt, daB die Polen, zum Unterschiede von den Tschechen, kein Gefiihl der 
Unterlegenheit gegenuber den machtigen Volkern dieser Erde empfanden. Die Zahl der 
fremden Divisionen schrecke die Polen nicht, denn seine eigene Armee, deren Ausriistung, 
und der kriegerische Geist des polnischen Volkes reichten dazu aus, um Polen den Sieg zu 
sichern. Zahlreiche andere Veroffentlichungen, die seither taglich in der Presse erscheinen, 
sind im gleichen Geist und in der gleichen Tonart gehalten. 

In dieser Selbstsicherheit und Uberschatzung der eigenen militarischen Starke, wie sie in der 
Presse zum Ausdruck kommt, liegt im Hinblick auf den polnischen Nationalcharakter eine 
Gefahr. DaB es sich hierbei nicht nur um Pressepropaganda handelt, zeigt eine verbiirgte 
AuBerung, die der Vizekriegsminister Gluchowski in einer seriosen Unterhaltung getan hat, 
wobei er ausfuhrte, die deutsche Wehrmacht sei ein groBer Bluff, denn Deutschland fehlten 
die ausgebildeten Reserven, um seine Einheiten aufzufullen. Auf die Frage, ob er glaube, daB 
Polen im Ernst Deutschland militarisch uberlegen sei, antwortete Gluchowski: "Aber 
selbstverstandlich". 



Kennzeichnend fur die Stimmung in politischen Kreisen war auch eine in der letzten 
Vollsitzung des Senats veranstaltete antideutsche Demonstration. Die erste Lesung des 
polnisch-litauischen Handelsvertrags, der der Litauische Gesandte Saulys in der 
Diplomatenloge beiwohnte, gab dem Senator Katelbach Veranlassung, Litauen im Namen des 
Senats zu versichern, daB Polen die schweren Erlebnisse, die Litauen soeben habe 
durchmachen mlissen, aufs starkste mitempfunden habe. An dem "langdauernden 
stiirmischen" Beifall, den diese Erklarung hervorrief, beteiligten sich auch die beiden zu der 
Sitzung erschienenen Minister und VizeauBenminister Graf Szembek. 

von Moltke 



Nr. 211 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 29. Marz 1939 

AuBenminister Back bat mich gestern abend zu sich, um mir folgendes mitzuteilen: Der Herr 
ReichsauBenminister habe in der Unterredung vom 26. Marz dem Botschafter Lipski erklart, 
daB ein polnischer Gewaltakt gegen Danzig den casus belli bedeuten wiirde. Diese Mitteilung 
zwinge ihn, seinerseits die ri97i Erklarung abzugeben, daB, falls deutscherseits ein Versuch 
unternommen werden sollte, das Statut der Freien Stadt einseitig abzuandern, Polen hierin den 
casus belli sehen wiirde. Das gleiche gelte auch, wenn etwa der Danziger Senat einen solchen 
Versuch unternehmen wiirde. Herr Beck fiigte hinzu, daB die Polnische Regierung die 
eingetretene Verscharfung bedauere. 

Ich erwiderte Beck, daB die Verscharfung nicht durch uns, sondern lediglich durch die 
polnischen MobilmachungsmaBnahmen hervorgerufen worden sei, die jeder Berechtigung 
entbehrten und iiberdies einen in seiner Auswirkung hochst bedenklichen Schritt darstellten. 
Schon jetzt sei infolge der hierdurch eingetretenen Kriegsstimmung, die durch Presse und 
Propaganda in unverantwortlicher Weise gesteigert wiirde, eine Lage entstanden, die ernste 
Gefahren in sich schlieBe. Die schweren Zwischenfalle in Pommerellen seien ein deutlicher 
Beweis dafiir. Ich verwies insbesondere auf die unerhorten Ausschreitungen in Bromberg und 
Liniewo— und behielt mir vor, nach Eingang genauerer Informationen noch auf diese 
Angelegenheit zuruckzukommen. 

Beck versuchte die MobilmachungsmaBnahmen damit zu rechtfertigen, daB die gerade im 
gegenwartigen Zeitpunkt hinsichtlich Danzigs erhobene Forderung nach den Vorgangen in 
der Tschechoslowakei und in Memel polnischerseits als Alarmsignal aufgefaBt worden sei. 
Die Sorge, daB durch die getroffenen MaBnahmen Schwierigkeiten entstehen konnten, sei 
unbegriindet. Von den Vorfallen in Liniewo wisse er noch nichts. Der Vorfall von 
Bromberg,— bei dem die Polizei ubrigens energisch durchgegriffen habe, sei zum Gegenstand 
einer Ministerbesprechung gemacht worden. Der Ministerprasident habe darauf strengste 
Weisung an alle Verwaltungsbehorden gehen lassen, alles zu vermeiden, was zu 
Zwischenfallen AnlaB geben konnte, insbesondere Versammlungen und Umziige zu 
verbieten. 



Beck hinzufligte, er wolle mir nicht verhehlen, daB er immer mehr den Eindruck gewinne, als 
standen wir an einem Wendepunkt der deutsch-polnischen Beziehungen. - Ich erinnerte 
demgegeniiber an die Besprechung von Berchtesgaden,— in der der Flihrer die 
Aufrechterhaltung der Verstandigungspolitik in den Vordergrund gestellt hatte, und legte dar, 
daB die jetzigen Vorschlage gerade das Ziel verfolgten, die deutsch-polnischen Beziehungen 
auf eine gesunde und dauerhafte Grundlage zu stellen, wobei wir allerdings mehr Einsicht von 
polnischer Seite erwarten miiBten. 

Moltke 



Nr. 212 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 6. April 1939 

Der Polnische Botschafter leitete heute bei einem Gesprach, zu welchem ich ihn hierher 
gebeten hatte, von sich aus tiber auf die Beckschen Unterhaltungen in London.— Lipski 
behauptete, im Detail nicht unterrichtet zu sein, jedoch gewisse Grundsatze mir gegeniiber 
feststellen zu konnen. 

1. Polen wunsche an dem Abkommen von 1934 festzuhalten. 



[i9g] 2. Bei den polnisch-englischen Abreden handelt es sich um einen bilateralen und 
rein defensiven Akt; von dem Beitritt Polens zu einem Block sei nicht die Rede. 

Ich habe diese AuBerungen von Lipski mit einigem Lacheln entgegengenommen und ihm 
dann etwa folgendes erwidert: Mir sei die Entwicklung der polnischen Politik in der jlingsten 
Zeit nicht mehr begreiflich. Lipski wisse so gut wie ich, unter welcher Belastung unser 
Verhaltnis vor der Machtergreifung gestanden hatte. Niemand in Deutschland als der Flihrer 
hatte die groBen Konzeptionen des Jahres 1934 haben und mit Polen zur Durchfuhrung 
bringen konnen. Unsere Beziehungen hatten von da an einen erfreulichen standigen 
Aufschwung genommen. Im Sinne dieser guten Nachbarschaft habe der Flihrer dann 
bekanntlich Gesprache mit Polen eingeleitet und nicht nur die letzten Differenzpunkte 
zwischen uns ausraumen, sondern in groBzligiger Weise die Korridorgrenze flir Polen sichern 
wollen. Polen habe dieses Angebot offenbar nicht verstanden. Statt mit Freuden zuzugreifen 
und das Werk von 1934 zu vollenden, hatten wir plotzlich in Polen ein merkwlirdiges 
Sabelrasseln vernommen. Das habe uns zwar nicht aufgeregt, stehe aber in seltsamem 
Kontrast zu der Antwort, die wir von Warschau erwarten durften. AuftragsgemaB sagte ich, 
das Angebot des Flihrers an Polen sei ein einmaliges gewesen. Eine Art von Antwort auf das 
Angebot, welche die Polnische Regierung uns habe erteilen wollen, sei ihm - Lipski - durch 
den Herrn ReichsauBenminister am 27. Marz bekanntlich bereits dahin charakterisiert worden, 
daB sie keine Grundlage zur Regelung der aufgeworfenen Frage darstelle.— (Spater im Laufe 
des Gespraches wiederholte ich, daB die polnische Antwort flir uns keine 
Diskussionsgrundlage sei.) Ob Polen mit dieser Haltung gut beraten gewesen sei, werde ja die 
Zukunft lehren. Ich fuhr fort, daB ich die flir heute nachmittag angeklindigte Mitteilung 
Chamberlains im Unterhaus noch nicht gelesen hatte. Treffe aber das zu, was man schon jetzt 



in der Presse liber die Beckschen Gesprache finde, so wisse ich nicht, wie das polnische 
Verhalten mit dem Sinn des Abkommens von 1934 noch vereinigt werden konnte. 

Zu dem letzteren Punkte wollte Lipski erwidern, daB auch das polnisch-franzosische 
Vertragsverhaltnis sich mit dem Abkommen von 1934 habe vereinigen lassen. Die polnischen 
Truppenkonzentrationen in der Gegend von Danzig wollte Lipski als eine begreifliche 
Parallelerscheinung mit Truppenbewegungen anderer Lander - wie Ungarn, Rumanien, ja 
selbst Norwegen - hinstellen. Vor allem aber erklarte Lipski, in den Tagen urn den deutschen 
Einmarsch in die Tschecho-Slowakei ganz ohne Kontakt mit uns gelassen worden zu sein, 
woraus im Gegensatz zum September v. J. sich eine begreifliche polnische Nervositat 
entwickelt habe. Das von Deutschland an Litauen gerichtete Ultimatum habe die polnischen 
Sorgen noch entsprechend vermehrt. 

Ich schnitt Lipski das Wort ab, als er von einem "Ultimatum" an Litauen sprach, machte seine 
Ausfiihrungen iiber Truppenbewegungen anderer - die niemals gegen Polen gerichtet waren - 
lacherlich und erklarte ihm, es ware mir verstandlich gewesen, wenn er sich bei uns jetzt dafiir 
bedankt hatte, daB wir dem heiBen Wunsche Warschaus nach einer gemeinsamen ungarisch- 
polnischen Grenze kein Hindernis bereitet haben. Kurzum, ich wies Lipskis Redensarten mit 
den naheliegenden Argumenten gelassen zuriick, worauf wir uns trennten. 

Weizsacker 



[199] 

Nr. 213 

Durch den Deutschen Geschaftstrager in Warschau 

im Polnischen AuBenministerium tibergebenes Memorandum 

der Deutschen Regierung vom 28. April 1939 

Die Deutsche Regierung hat durch die von polnischer und britischer Seite offentlich 
bekanntgegebenen Erklarungen Kenntnis von dem bisherigen Ergebnis und dem Endziel der 
neuerdings zwischen Polen und GroBbritannien gefuhrten Verhandlungen erhalten. Danach 
haben die Polnische und die Britische Regierung eine vorlaufige, demnachst durch ein 
Dauerabkommen zu ersetzende Vereinbarung— getroffen, die Polen und GroBbritannien den 
gegenseitigen Beistand flir den Fall gewahrleisten soil, daB die Unabhangigkeit eines der 
beiden Staaten direkt oder indirekt bedroht wird. 

Die Deutsche Regierung sieht sich gezwungen, der Polnischen Regierung hierzu folgendes 
mitzuteilen: 

Als sich die Nationalsozialistische Regierung im Jahre 1933 der Aufgabe einer Neugestaltun^ 
der deutschen AuBenpolitik zuwandte, war es nach dem Austritt Deutschlands aus dem 
Volkerbund ihr erstes Ziel, die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen auf eine neue 
Grundlage zu stellen. 

Der Fiihrer des Deutschen Reiches und der verewigte Marschall Pilsudski begegneten sich 
damals in dem EntschluB, mit den politischen Methoden der Vergangenheit, zu brechen und 
flir die Behandlung aller die Beziehungen der beiden Lander betreffenden Fragen den Weg 
einer unmittelbaren freundschaftlichen Verstandigung von Staat zu Staat zu eroffnen. 



Durch den unbedingten Verzicht auf jede Anwendung von Gewalt gegeneinander sollte eine 
Friedensgarantie geschaffen werden, um den beiden Regierungen die groBe Aufgabe zu 
erleichtern, fur alle Probleme politischer, wirtschaftlicher und kultureller Art Losungen zu 
finden, die auf einem gerechten und billigen Ausgleich der beiderseitigen Interessen beruhten. 

Diese Grundsatze, die in der deutsch-polnischen Friedenserklarung vom 26. Januar 1934— in 
vertraglich bindender Form festgelegt wurden, waren dazu bestimmt und haben in der Tat den 
Erfolg gehabt, in der Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen eine vollig neue 
Phase einzuleiten. 

DaB sie sich zum Nutzen beider Volker in der Praxis bewahrt haben, beweist die politische 
Geschichte der letzten fiinf Jahre und ist noch am 26. Januar d. J., dem funften Jahrestag der 
Unterzeichnung der Erklarung, von beiden Seiten offentlich ausgesprochen worden, unter 
Betonung des liber einstimmenden Willens, den im Jahre 1934 festgelegten Grundsatzen auch 
in Zukunft treu zu bleiben. 1 ^ 

Mit diesen vor wenigen Monaten abgegebenen feierlichen Erklarungen steht die jetzt von der 
Polnischen Regierung mit der Britischen Regierung abgeschlossene Vereinbarung in einem so 
offenbaren Widerspruch, daB die Deutsche Regierung von einer so plotzlichen und radikalen 
Schwenkung der polnischen Politik nur mit Erstaunen und Befremden Kenntnis nehmen kann. 

Die neue polnisch-britische Vereinbarung ist, wie ihre endgultige Formulierung auch gestaltet 
werden mag, von beiden Partnern als regelrechter Blindnispakt gedacht, und zwar als ein 
Blindnispakt, der sich nach seiner allgemein bekannten Vorgeschichte und nach der ganzen 
Lage der politischen Verhaltnisse ausschlieBlich gegen Deutschland richtet. 



12001 Aus der von der Polnischen Regierung jetzt ubernommenen Verpflichtung ergibt sich, daB 
Polen in einen etwaigen deutsch-englischen Konflikt durch einen gegen Deutschland 
gerichteten Angriff gegebenenfalls auch dann einzugreifen beabsichtigt, wenn dieser Konflikt 
Polen und seine Interessen uberhaupt nicht beriihrt. Das ist ein direkter und flagranter VerstoB 
gegen den in der Erklarung von 1934 vereinbarten Verzicht auf jede Anwendung von Gewalt. 

Der Gegensatz zwischen der deutsch-polnischen Erklarung und der polnisch-britischen 
Vereinbarung greift aber in seiner Tragweite noch wesentlich iiber diesen Punkt hinaus. Die 
Erklarung von 1934 sollte das Fundament dafiir sein, unter dem Schutz der vereinbarten 
Friedensgarantie alle zwischen den beiden Landern auftauchenden Fragen frei von 
internationalen Verflechtungen und Kombinationen in direkter, von auBen nicht beeinfluBter 
Auseinandersetzung zwischen Berlin und Warschau zu regeln. Ein solches Fundament setzt 
selbstverstandlich das voile gegenseitige Vertrauen der beiden Partner sowie auch die 
Loyalitat der politischen Absichten jedes Partners gegeniiber dem anderen Partner voraus. 

Dagegen hat die Polnische Regierung durch den jetzt von ihr gefaBten BeschluB, in ein gegen 
Deutschland gerichtetes Bundnisverhaltnis einzutreten, zu erkennen gegeben, daB sie der ihr 
von der Deutschen Regierung unmittelbar zugesicherten Friedensgarantie das 
Beistandsversprechen einer dritten Macht vorzieht. 

Zugleich muB die Deutsche Regierung daraus entnehmen, daB die Polnische Regierung zur 
Zeit keinen Wert mehr darauf legt, fur deutsch-polnische Fragen die Losung in direkter 
freundschaftlicher Auseinandersetzung mit der Deutschen Regierung zu suchen. Damit hat die 
Polnische Regierung den Weg verlassen, der im Jahre 1934 flir die Gestaltung der deutsch- 
polnischen Beziehungen vereinbart worden ist. 



Die Polnische Regierung kann sich nicht darauf berufen, daB die Erklarung von 1934 die von 
Polen oder Deutschland schon vorher nach anderer Seite hin ubernommenen Verpflichtungen 
unberiihrt lassen sollte und daB mithin neben ihr auch die Bundnisvereinbarungen zwischen 
Polen und Frankreich in Geltung geblieben sind. Das polnisch-franzosische Biindnis war im 
Jahre 1934, als Polen und Deutschland an die Neugestaltung ihrer Beziehungen herantraten, 
eine gegebene Tatsache. Die Deutsche Regierung konnte sich mit dieser Tatsache abfinden, 
weil sie erwarten durfte, daB die etwaigen Gefahren des aus einer Zeit scharfsten deutsch- 
polnischen Gegensatzes stammenden polnisch-franzosischen Bundnisses durch die 
Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Polen von selbst 
immer mehr an Bedeutung verlieren wiirden. 

Der Eintritt Polens in ein Bundnisverhaltnis mit GroBbritannien, der jetzt fiinf Jahre nach 
Vereinbarung der Erklarung von 1934 erfolgt ist, kann deshalb politisch mit dem 
Inkraftbleiben des polnisch-franzosischen Bundnisses in keiner Weise verglichen werden. Mit 
diesem neuen Blindnis hat sich die Polnische Regierung einer von anderer Seite inaugurierten 
Politik dienstbar gemacht, die das Ziel der Einkreisung Deutschlands verfolgt. 

Die Deutsche Regierung hat ihrerseits zu einer derartigen Anderung der polnischen Politik 
nicht den geringsten AnlaB gegeben. Sie hat der Polnischen Regierung bei jeder sich 
bietenden Gelegenheit sowohl offentlich als auch in vertraulichen Besprechungen die 
bundigsten Versicherungen dafiir gegeben, daB die freundschaftliche Entwicklung des 
deutsch-polnischen Verhaltnisses reon ein wesentliches Ziel ihrer AuBenpolitik sei und daB sie 
in ihren politischen Entschlussen jederzeit auf die Achtung berechtigter polnischer Interessen 
Bedacht nehmen werde. 

So hat auch die Durchflihrung der von Deutschland im Marz d. J. zur Befriedung 
Mitteleuropas eingeleiteten Aktion die polnischen Interessen nach Ansicht der Deutschen 
Regierung in keiner Weise beeintrachtigt. Im Zusammenhang mit dieser Aktion ist es zur 
Herstellung einer polnisch-ungarischen Grenze gekommen, die von polnischer Seite stets als 
ein wichtiges politisches Ziel bezeichnet worden ist. 

Uberdies hat die Deutsche Regierung aber unmiBverstandlich zum Ausdruck gebracht, daB sie 
bereit sei, sich mit der Polnischen Regierung freundschaftlich auseinanderzusetzen, falls diese 
etwa ihrerseits der Ansicht sein sollte, daB sich flir sie aus der Neugestaltung der Verhaltnisse 
in Mitteleuropa neue Probleme ergeben hatten. 

Im gleichen freundschaftlichen Geiste hat die Deutsche Regierung versucht, eine Regelung 
der einzigen noch zwischen Deutschland und Polen stehenden Frage, der Danziger Frage, in 
Gang zu bringen. DaB diese Frage einer Neuregelung bedarf, ist von deutscher Seite Polen 
gegeniiber seit Jahr und Tag betont und von polnischer Seite auch nicht bestritten worden. 
Seit langerer Zeit hat die Deutsche Regierung immer wieder versucht, die Polnische 
Regierung davon zu uberzeugen, daB durchaus die Moglichkeit einer den Interessen beider 
Teile gerecht werdenden Losung gegeben sei und daB mit der Beseitigung dieses letzten 
Hemmnisses der Weg flir eine aussichtsreiche politische Zusammenarbeit Deutschlands und 
Polens freigemacht werden wiirde. 

Die Deutsche Regierung hat sich hierbei nicht auf allgemeine Andeutungen beschrankt, 
sondern der Polnischen Regierung, und zwar zuletzt Ende Marz d. J., in freundschaftlichster 
Form eine Regelung auf folgender Grundlage vorgeschlagen: 

Ruckkehr Danzigs zum Reich, 



exterritoriale Eisenbahn- und Autoverbindung zwischen OstpreuBen und dem Reich, 

dafiir Anerkennung des ganzen polnischen Korridors und der gesamten polnischen 
Westgrenze, 

AbschluB eines Nichtangriffspaktes auf 25 Jahre, 

Sicherstellung der wirtschaftlichen Interessen Polens in Danzig sowie groBziigige 
Regelung der iibrigen sich aus der Wiedervereinigung Danzigs mit dem Reich flir 
Polen ergebenden wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Fragen. 

Gleichzeitig hat die Deutsche Regierung sich bereit erklart, bei der Sicherstellung der 
Unabhangigkeit der Slowakei auch den polnischen Interessen Rechnung zu tragen. 

Niemand, der die Verhaltnisse in Danzig und im Korridor sowie die damit 
zusammenhangenden Probleme kennt, kann bei unvoreingenommener Beurteilung bestreiten, 
daB dieser Vorschlag das Minimum dessen enthielt, was vom Standpunkt unverzichtbarer 
deutscher Interessen gefordert werden muB, und daB er alien flir Polen irgendwie 
wesentlichen Interessen Rechnung trug. Die Polnische Regierung hat hierauf jedoch eine 
Antwort gegeben, die zwar in die Form von Gegenvorschlagen gekleidet war, die aber der 
Sache nach jedes 12021 Verstandnis flir den deutschen Standpunkt vermissen lieB und auf eine 
Ablehnung des deutschen Angebots hinauslief. 

DaB die Polnische Regierung selbst ihre Antwort nicht als geeignet ansah, eine 
freundschaftliche Verstandigung anzubahnen, hat sie in ebenso iiberraschender wie 
drastischer Weise dadurch bewiesen, daB sie gleichzeitig mit der Antwort zu einer 
umfangreichen Teilmobilisierung ihrer Armee schritt. Mit dieser durch nichts gerechtfertigten 
MaBnahme hat sie zugleich im voraus Sinn und Ziel der Verhandlungen gekennzeichnet, in 
die sie unmittelbar darauf mit der Britischen Regierung eingetreten ist. 

Die Deutsche Regierung hat es nicht flir notwendig gehalten, auf die polnische 
Teilmobilisierung mit militarischen GegenmaBnahmen zu antworten. Dagegen kann sie iiber 
die anderen von der Polnischen Regierung in der letzten Zeit gefaBten Entschlusse nicht 
einfach stillschweigend hinweggehen. Sie sieht sich vielmehr zu ihrem Bedauern genotigt, 
hiermit folgendes festzustellen: 

1. Die Polnische Regierung hat die ihr von der Deutschen Regierung gebotene Gelegenheit zu 
einer gerechten Regelung der Danziger Frage, zu einer endgultigen Sicherung ihrer Grenze 
gegeniiber dem Deutschen Reich und damit zu einer dauernden Festigung eines 
freundnachbarlichen Verhaltnisses beider Lander nicht ergriffen. Sie hat vielmehr die dahin 
zielenden deutschen Vorschlage verworfen. 

2. Gleichzeitig hat sich die Polnische Regierung gegeniiber einem anderen Staate auf 
politische Verpflichtungen eingelassen, die sowohl mit dem Sinn als auch dem Wortlaut der 
deutsch-polnischen Erklarung vom 26. Januar 1931 unvereinbar sind. Die Polnische 
Regierung hat damit diese Erklarung willkiirlich und einseitig auBer Kraft gesetzt. 

Trotz dieser notwendig gewordenen Feststellung beabsichtigt die Deutsche Regierung nicht, 
ihre grands atzliche Einstellung zu der Frage der kunftigen Gestaltung der deutsch-polnischen 
Beziehungen zu andern. Sollte die Polnische Regierung Wert darauf legen, daB es zu einer 
neuen vertraglichen Regelung dieser Beziehungen kommt, so ist die Deutsche Regierung dazu 



bereit und stellt daflir nur die eine Voraussetzung auf, daB eine derartige Regelung auf einer 
klaren, beide Teile bindenden Verpflichtung beruhen muBte. 



Nr. 214 
Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 28. April 1939 

Auszug 

Uber das deutsch-polnische Verhaltnis ist wenig zu sagen. Der Friedensvertrag von 

Versailles hat auch hier, und zwar naturlich mit Absicht, dem deutschen Volk die schwerste 
Wunde zugefiigt. Durch die eigenartige Festlegung des Korridors Polens zum Meer sollte vor 
allem auch fiir alle zukunftigen Zeiten eine Verstandigung zwischen Polen und Deutschland 
verhindert werden. Das Problem ist, wie schon betont, fiir Deutschland vielleicht das 
allerschmerzlichste. Allein, trotzdem habe ich unentwegt die Auffassung vertreten, daB die 
Notwendigkeit eines freien Zugangs zum Meer fiir den polnischen Staat nicht ubersehen 
werden kann und daB uberhaupt grundsatz- [2021 lich auch in diesem Falle die Volker, die nun 
einmal von der Vorsehung dazu bestimmt oder meinetwegen verdammt sind, nebeneinander 
zu leben, sich zweckmaBigerweise nicht kunstlich und unnotwendig das Leben noch 
verbittern sollten. 

Der verstorbene Marschall Pilsudski, der derselben Meinung anhing, war daher bereit, die 
Frage einer Entgiftung des deutsch-polnischen Verhaltnisses zu uberpriifen und endlich das 
Abkommen abzuschlieBen, durch das Deutschland und Polen in der Regelung ihrer 
beiderseitigen Beziehungen entschlossen waren, auf das Mittel des Krieges endgultig zu 
verzichten. Diese Abmachung hatte allerdings eine einzige Ausnahme; sie wurde praktisch 
Polen zugestanden. Es wurde festgestellt, daB die von Polen schon bisher getroffenen 
Beistandspakte, es war dies der Beistandspakt mit Frankreich, dadurch nicht beriihrt werden 
sollten. Es war aber selbstverstandlich, daB sich dies ausschlieBlich auf den bereits 
vorhandenen Beistandspakt beziehen konnte und nicht auf beliebig neu abzuschlieBende. 
Tatsache ist, daB das deutsch-polnische Abkommen zur auBerordentlichen Entspannung der 
europaischen Lage beitrug. 

Immerhin war zwischen Deutschland und Polen eine Frage offen, die friiher oder spater ganz 
naturlich gelost werden muBte, die Frage der deutschen Stadt Danzig. Danzig ist eine 
deutsche Stadt, und sie will zu Deutschland. Umgekehrt hat diese Stadt vertragliche 
Abmachungen, die ihr allerdings aufgezwungen waren durch die Versailler 
Friedensdiktatoren, mit Polen. Da nun auBerdem der Volkerbund friiher als groBter 
Unruhestifter nunmehr mit einem allerdings auBerordentlich taktvollen Hohen Kommissar 
vertreten ist, muB spatestens mit dem allmahlichen Erloschen dieser unheilvollen Institution 
das Problem Danzig so oder so erortert werden. Ich sah nun in der friedlichen Losung dieser 
Frage einen weiteren Beitrag fiir eine endgultige europaische Entspannung. Denn dieser 
Entspannung dient man sicherlich nicht durch die Hetze wahnsinnig gewordener 
Kriegstreiber, sondern durch die Beseitigung wirklicher Gefahrenmomente. Ich habe nun der 
Polnischen Regierung, nachdem das Problem Danzig schon vor Monaten einige Male 
besprochen worden war, ein konkretes Angebot unterbreiten lassen. Ich teile Ihnen, meine 
Abgeordneten, nunmehr dieses Angebot mit, und Sie werden sich selbst ein Urteil bilden, ob 
es nicht im Dienste des europaischen Friedens das gewaltigste Entgegenkommen darstellt, das 



an sich denkbar war. Ich habe, wie schon betont, die Notwendigkeit eines Zuganges dieses 
Staates zum Meere stets eingesehen und damit auch in Rechnung gestellt. Ich bin ja kein 
demokratischer Staatsmann, sondern ein realistischer Nationalsozialist. Ich hielt es aber auch 
flir notwendig, der Warschauer Regierung klarzumachen, daB so, wie sie einen Zugang zum 
Meere wunscht, Deutschland einen Zugang braucht zu seiner Provinz im Osten. Es sind dies 
nun einmal schwierige Probleme. Dafiir ist nicht Deutschland verantwortlich, sondern jene 
Zauberkunstler von Versailles, die in ihrer Bosheit und in ihrer Gedankenlosigkeit in Europa 
hundert Pulverfasser herumstellten, von denen jedes einzelne auBerdem noch mit kaum 
ausloschbaren Lunten versehen worden war. 

Man kann nun diese Probleme nicht nach irgendeinem alten Schema losen, sondern ich halte 
es flir notwendig, daB man hier neue Wege geht. Denn der Weg Polens zum Meer durch den 
Korridor und umgekehrt, ein deutscher Weg durch diesen Korridor haben liberhaupt keinerlei 
militarische Bedeutung. Ihre Bedeutung liegt ausschlieBlich auf psychologischem und 
wirtschaftlichem Gebiet. Einem solchen Verkehrsstrang eine militarische Bedeutung 
zuweisen zu wollen, hieBe sich einer militarischen Naivitat von seltenem AusmaB ergeben. 

I2M Ich habe nunmehr der Polnischen Regierung folgenden Vorschlag unterbreiten lassen: 

1. Danzig kehrt als Freistaat in den Rahmen des Deutschen Reiches zuriick. 

2. Deutschland erhalt durch den Korridor eine StraBe und eine Eisenbahnlinie zur 
eigenen Verfugung mit dem gleichen exterritorialen Charakter flir Deutschland, als der 
Korridor ihn flir Polen besitzt. Dafiir ist Deutschland bereit: 

1. samtliche wirtschaftlichen Rechte Polens in Danzig anzuerkennen, 

2. Polen in Danzig einen Freihafen beliebiger GroBe und bei vollstandigem 
freien Zugang sicherzustellen, 

3. damit die Grenzen zwischen Deutschland und Polen endgultig als gegebene 
hinzunehmen und zu akzeptieren, 

4. einen 25jahrigen Nichtangriffspakt mit Polen abzuschlieBen, also einen 
Pakt, der weit iiber mein eigenes Leben hinausreichen wiirde, und 

5. die Unabhangigkeit des slowakischen Staates durch Deutschland, Polen und 
Ungarn gemeinsam sicherzustellen, was den praktischen Verzicht auf jede 
einseitige deutsche Vormachtstellung in diesem Gebiet bedeutet. 

Die Polnische Regierung hat dieses mein Angebot abgelehnt und sich 

1. nur bereit erklart, iiber die Frage des Ersatzes des Voikerbundskommissars zu 
verhandeln und 

2. Erleichterungen flir den Durchgangsverkehr durch den Korridor zu erwagen. 

Ich habe diese mir unverstandliche Haltung der Polnischen Regierung aufrichtig bedauert. 
Jedoch das allein ist nicht das Entscheidende, sondern das Schlimmste ist, daB nunmehr 
ahnlich wie die Tschecho-Slowakei vor einem Jahr auch Polen glaubt, unter dem Druck einer 
verlogenen Welthetze Truppen einberufen zu mussen, obwohl Deutschland seinerseits 
liberhaupt nicht einen einzigen Mann eingezogen hat und nicht daran dachte, irgendwie gegen 
Polen vorzugehen. Wie gesagt, dies ist an sich sehr bedauerlich, und die Nachwelt wird 
einmal entscheiden, ob es nun wirklich so richtig war, diesen von mir gemachten einmaligen 
Vorschlag abzulehnen. Dies - wie gesagt - war ein Versuch von mir, eine die ganze deutsche 



Nation innerlich bewegende Frage in einem wahrhaft einmaligen KompromiB zu losen, und 
zwar zu losen zugunsten beider Lander. 

Meiner Uberzeugung nach war Polen bei dieser Losung aber uberhaupt kein gebender Teil, 
sondern nur ein nehmender; denn daB Danzig niemals polnisch werden wird, diirfte wohl 
auBer Zweifel stehen. 

Die Deutschland nunmehr von der Weltpresse einfach angedichtete Angriffsabsicht fiihrte in 
der Folge zu den Ihnen bekannten sogenannten Garantieangeboten und zu einer Verpflichtung 
der Polnischen Regierung fur einen gegenseitigen Beistand, der also Polen unter Umstanden 
zwingen wiirde, im Falle eines Konflikts Deutschlands mit irgendeiner anderen Macht, durch 
den wieder England auf den Plan gerufen wiirde, nun seinerseits gegen Deutschland 
militarisch Stellung zu nehmen. 

Diese Verpflichtung widerspricht der Abmachung, die ich seinerzeit mit dem Marschall 
Pilsudski getroffen habe. Denn in dieser Abmachung ist ausschlieBlich Bezug genommen auf 
bereits, also damals bestehende Verpflichtungen, und zwar auf die uns bekannten 
Verpflichtungen Polens Frankreich gegenuber. 



12051 Diese Verpflichtungen nachtraglich zu erweitern, steht im Widerspruch zur deutsch- 
polnischen Nichtangriffspakterklarung. 

Ich hatte unter diesen Umstanden damals diesen Pakt nicht abgeschlossen. Denn was haben 
Nichtangriffspakte uberhaupt fur einen Sinn, wenn sich der eine Partner praktisch eine 
Unmenge von Ausnahmefallen off en laBt! Es gibt entweder kollektive Sicherheit, d. h. 
kollektive Unsicherheit und ewige Kriegsgefahr, oder klare Abkommen, die aber auch 
grands atzlich jede Waffenwirkung unter den Kontrahenten ausschlieBen. 

Ich sehe deshalb damit das von mir und dem Marschall Pilsudski seinerzeit geschlossene 
Abkommen als durch Polen einseitig verletzt an und damit als nicht mehr bestehend! 

Ich habe dies der Polnischen Regierung mitgeteilt.— Ich kann aber auch hier nur wiederholen, 
daB dies keine Anderang meiner grundsatzlichen Einstellung zu den angefuhrten Problemen 
bedeutet. Sollte die Polnische Regierung Wert, darauf legen, zu einer neuen vertraglichen 
Regelung der Beziehungen zu Deutschland zu kommen, so werde ich das nur begruBen, 
allerdings unter der Voraussetzung, daB eine solche Regelung dann auf einer ganz klaren und 
gleichmaBig beide Teile bindenden Verpflichtung beraht. Deutschland ist jedenfalls gerne 
bereit, solche Verpflichtungen zu ubernehmen und dann auch zu erfullen 



Nr. 215 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 2. Mai 1939 

Uber die amtliche Stellungnahme zur Fuhrerrede habe ich bereits anderweit berichtet. Diese 
offiziose Stellungnahme ist in alien Variationen sowohl in den Regierangsblattern wie auch in 



der Oppositionspresse gebracht worden. Die Haltung der gesamten offentlichen Meinung der 
letzten Tage zeigt deutlich eine weitere Versteifung gegenliber Deutschland. Selbst in 
zweifellos amtlich inspirierten Blattern wurden kriegerische Tone angeschlagen und sogar die 
Forderang aufgestellt, Danzig miisse polnisch werden. Recht bezeichnend ist auch die 
Feststellung der hiesigen Gazeta Polska, daB die Polnische Regierung sich angesichts der 
deutschen Methoden und der dadurch geschaffenen Lage genotigt sehe, kunftig starkere 
Garantien flir die polnischen Rechte und den polnischen Besitzstand in Danzig zu fordern. 

Ein weiteres Zeichen fur die immer mehr zur Schau getragene Unnachgiebigkeit Polens 
gegenliber den deutschen Forderungen ist auch darin zu erblicken, daB die heutige Presse die 
Bedeutung der englischen Garantie flir Polen besonders unterstreicht. Man beruft sich dabei 
auf angebliche englische Zusagen, wonach die Polnische Regierung allein dariiber zu 
entscheiden habe, ob Polen zu den Waffen greifen miisse und ob daher der Bundnisfall flir 
England gegeben sei. 

Voraussichtlich wird AuBenminister Beck noch in dieser Woche - wahrscheinlich am Freitag 
- Gelegenheit nehmen, um den polnischen Standpunkt in einer Rede vor dem Parlament 
klarzulegen. 

von Wuhlisch 



12061 

Nr. 216 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 23. Mai 1939 

Ich hatte dieser Tage Gelegenheit zu einer Unterredung mit dem Unterstaatssekretar 
Arciszewski, aus der mir folgendes bemerkenswert zu sein scheint: 

Herrn Arciszewski lag offenbar daran klarzustellen, daB die Schwenkung der polnischen 
Politik, wie sie durch die englisch-polnische Garantieerklarung zum Ausdruck gekommen sei, 
nicht auf die personliche Initiative des Ministers Beck zuriickgefuhrt werden konne. Herr 
Beck habe diese ganze Politik mit innerem Widerstreben unter dem Druck der Militars und 
der offentlichen Meinung mitgemacht. SchlieBlich sei er nicht mehr in der Lage gewesen, das 
englische Angebot zuriickzuweisen. Er habe aber die ihm schon mit Rucksicht auf die hiesige 
Stimmung inopportun erscheinende Erorterung der Angelegenheit in der Offentlichkeit immer 
wieder hinausgeschoben, bis er durch die Fuhrerrede zu einer Entgegnung gezwungen worden 
sei. Seine Antwort vor dem Sejm, in der er notgedrungen eine Politik habe vertreten mussen, 
die nicht die seine sei, sowie die Begeisterung, die seine Rede in der hiesigen Offentlichkeit 
ausgelost habe, hatten Herrn Beck nur mit Bitterkeit erfiillt. Herr Arciszewski schilderte dann 
in dramatischer Form, wie Herr Beck am Tage nach der Sejmrede einen ganzen StoB von 
Huldigungstelegrammen mit einem Wutausbruch in die Ecke geworfen habe. Herr Beck sei 
auch heute noch im Grande genommen Anhanger der alten Politik. Insbesondere erscheine es 
ihm aber auch unsinnig, daB gerade die beiden verhaltnismaBig so armen Lander Deutschland 
und Polen sich schlagen sollten, was letzten Endes doch nur im Interesse der reichen Lander 
gelegen sei. 



Diese Darstellung mag etwas gefarbt sein. Immerhin stimmen doch verschiedene 
Beobachtungen darin liberein, daB Herr Beck im Laufe der letzten Monate in der Verfolgun^ 
der von Marschall Pilsudski uns gegenliber eingeschlagenen Linie immer weniger 
Gefolgschaft hatte. Als sich dann die Moglichkeit ergab, eine englische Garantie fur die 
polnischen Westgrenzen zu erhalten, sind es offenbar die militarischen Kreise gewesen, die 
diese Schwenkung der Politik herbeigefiihrt haben. Herr Beck hat sich dann gezwungen 
gesehen, diese Politik mitzumachen, schon weil er sich sonst nicht hatte halten konnen. 

von Moltke 



Atimerfetuitgeii: 



138 Vgl. Nr. 349 . ...zuriick... 

i -in 

In Liniewo wurde eine Versammlung der dortigen Reichsdeutschen von 25 Polen 
iiberfallen, die das gesamte Mobiliar zertrummerten, ein Bild des Fuhrers vollstandig 
zerstorten und die Reichsflagge zerrissen. Vgl. Nr. 350 . ...zuriick... 

140 Vgl. Nr. 349 . ...zuriick... 

141 Vgl. Nr. 200 . ...zuriick... 

142 Vgl. Nr. 286 . ...zuriick... 

143 Vgl. Nr. 209 . ...zuriick... 

144 Vgl. Nr. 286 . ...zuriick... 

145 Vgl. Nr. 37 . ...zuriick... 

145a Vgl. Nr. 37 . ...zuriick... 

146 Vgl. Nr. 213 . ...zuriick... 

Zweites Kapitel 

Die Englische Kriegspolitik 

A. Britische Aufrustung und Hetze 

gegen Deutschland 

(September 1938 bis Juli 1939) 

Nr. 217 
Gemeinsame Erklarung des Fuhrers 



und des Britischen Premierministers Chamberlain, 
Munchen, 30. September 1938 

Wir haben heute eine weitere Besprechung gehabt und sind uns in der Erkenntnis einig, daB 
die Frage der deutsch-englischen Beziehungen von allererster Bedeutung flir beide Lander 
und flir Europa ist. 

Wir sehen das gestern abend unterzeichnete Abkommen und das deutsch-englische 
Flottenabkommen als symbolisch flir den Wunsch unserer beiden Volker an, niemals wieder 
gegeneinander Krieg zu fiihren. 

Wir sind entschlossen, auch andere Fragen, die unsere beiden Lander angehen, nach der 
Methode der Konsultation zu behandeln und uns weiter zu bemiihen, etwaige Ursachen von 
Meinungsverschiedenheiten aus dem Wege zu raumen, um auf diese Weise zur Sicherung des 
Friedens Europas beizutragen. 

Adolf Hitler Neville Chamberlain 



Nr. 218 

Aus der Rede des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 3. Oktober 1938 

(Ubersetzung) 

Ich glaube, es gibt viele, die mit mir der Ansicht sind, daB eine solche von dem 

Deutschen Reichskanzler und mir unterzeichnete Erklarung etwas mehr ist als nur eine 
fromme MeinungsauBerung. In unseren Beziehungen zu anderen Landern hangt alles davon 
ab, daB auf beiden Seiten Aufrichtigkeit und guter Wille vorhanden sind. Ich glaube, daB hier 
Aufrichtigkeit und guter Wille auf beiden Seiten vorhanden sind. Das ist der Grand, warum 
die Bedeutung dieser Erklarung flir mich weit liber ihren tatsachlichen Wortlaut hinausgeht. 
Wenn es eine Lehre gibt, die wir aus den Ereignissen dieser letzten Wochen ziehen konnen, 
so ist es die, daB ein dauernder Friede nicht dadurch erreicht werden kann, daB wir stillsitzen 
und auf ihn warten. Um ihn zu erlangen, bedarf es aktiver und positiver Bemuhungen. Ich 
werde zweifellos viele Kritiker haben, die sagen, daB ich mich eines leichtfertigen 
Optimismus schuldig mache und daB ich besser tate, kein einziges Wort zu glauben, das von 
den Regierenden anderer groBer europaischer Staaten geauBert wird. Ich bin zu sehr Realist, 
um zu glauben, daB wir unser Paradies in einem Tag erringen. Wir haben nur den Grandstein 
des Friedens gelegt. Mit dem Oberbau ist noch nicht einmal begonnen worden. 

Wir sind in diesem Land bereits wahrend eines langen Zeitraums mit einem groBen 
Wiederaufriistungsprogramm beschaftigt, das in Tempo und Umfang mm standig zunimmt. 
Niemand soil glauben, daB wir es uns infolge der Unterzeichnung des Munchener 
Abkommens zwischen den vier Machten leisten konnen, unsere Anstrengungen im Hinblick 
auf dieses Programm in dem gegenwartigen Zeitpunkt zu verringern. Die Abrastung kann 
seitens dieses Landes nie wieder eine einseitige sein. Wir haben das einmal versucht und 
haben uns dabei fast ins Ungluck gestiirzt. Wenn die Abriistung kommen soil, so muB sie 
schrittweise kommen, so muB sie durch Ubereinkommen und die aktive Mitarbeit anderer 



Lander kommen. Und bis wir dieser Mitarbeit sicher sind, bis wir uns liber die tatsachlich zu 
unternehmenden Schritte geeinigt haben, miissen wir auf unserer Hut bleiben 



Nr. 219 
Aus der Rede des Fuhrers in Saarbrucken, 9. Oktober 1938 

Allein, gerade die Erfahrungen dieser letzten acht Monate konnen und miissen uns nur 

bestarken in dem EntschluB, vorsichtig zu sein und nichts von dem zu versaumen, was zum 
Schutze des Reiches getan werden muB. 

Die Staatsmanner, die uns gegeniiberstehen, wollen - das miissen wir ihnen glauben - den 
Frieden. Allein sie regieren in Landern, deren innere Konstruktion es moglich macht, daB sie 
jederzeit abgelost werden konnen, um anderen Platz zu machen, die den Frieden nicht so sehr 
im Auge haben. Und diese anderen sind da. 

Es braucht nur in England statt Chamberlain Herr Duff Cooper oder Herr Eden oder Herr 
Churchill zur Macht zu kommen, so wissen wir genau, daB es das Ziel dieser Manner ware, 
sofort einen neuen Weltkrieg zu beginnen. Sie machen gar keinen Hehl, sie sprechen das 
offen aus 

Als starker Staat sind wir jederzeit zu einer Verstandigungspolitik mit unseren Nachbarn 
bereit. Wir haben keine Forderungen an sie. Wir wollen nichts als den Frieden. Nur eines 
wiinschen wir, und das gilt besonders flir unsere Beziehungen zu England: Es wiirde gut sein, 
wenn man in GroBbritannien allmahlich gewisse Alluren der Versailler Epoche ablegen 
wiirde. Gouvernantenhafte Bevormundung vertragen wir nicht mehr! 

Erkundigungen britischer Politiker iiber das Schicksal von Deutschen oder von 
Reichsangehorigen innerhalb der Grenzen des Reiches sind nicht am Platze. Wir kummern 
uns auch nicht um ahnliche Dinge in England. Die iibrige Welt hatte manches Mai Grand 
genug, sich eher um ihre eigenen nationalen Vorgange zu bekiimmern oder z. B. um die 
Vorgange in Palastina. 

Wir jedenfalls uberlassen das denen, die sich vom lieben Gott berufen fiihlen, diese Probleme 
zu losen, und beobachten nur staunend, wie schnell sie mit ihren Losungen fertig werden. 

Wir mochten all diesen Herren den Rat geben, sich mit ihren eigenen Problemen zu 
beschaftigen und uns in Ruhe zu lassen! Auch das gehort zur Sicherung des Weltfriedens. 

Wir selbst haben groBe Aufgaben vor uns. Gewaltige kulturelle und wirtschaftliche Probleme 
miissen gelost werden. Kein Volk kann mehr den Frieden brauchen als wir, aber kein Volk 
weiB auch besser als wir, was es heiBt, schwach und der Gnade oder Ungnade anderer 
ausgeliefert zu sein 



T2111 

Nr. 220 

Rede des Britischen Staatssekretars fur Krieg 

Hore-Belisha in Mansion House, London, 10. Oktober 1938 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Es muB aber noch mehr getan werden, urn der Territorialarmee als Ganzes voile Starke 

und Wirksamkeit zu verleihen. Wir werden 5 Divisionen flir Flugzeugabwehr haben - 5 
Flugzeugabwehrdivisionen statt deren zwei - mit einem Korpskommandeur und einem 
stellvertretenden Chef des Reichsgeneralstabes. 

Dieser Armee muB mit den notigen, sich aus ihrem besonderen Charakter ergebenden 

Anderungen der gleiche Bestand und die gleiche Grundlage gegeben werden wie unserer 
regularen Armee. Betrachten Sie sie heute! Wenn sie auch nominell in Divisionen eingeteilt 
ist, so fehlen ihr doch viele moderne Einheiten, die unsere regulare Armee besitzt, und es fehlt 
am notwendigen Verhaltnis zwischen der Bewaffnung und den einzelnen Truppengattungen. 
Diese Mangel mussen beseitigt werden. 

Die Infanterie wird sowohl leichte als auch schwere Maschinengewehrbataillone erhalten, 
wahrend die Artillerie wie bei der regularen Armee mit Batterien zu 8 Geschutzen statt 
solchen zu 4 Geschutzen ausgestattet werden wird. 

Als Einheiten, die bisher nicht in der Territorialarmee vorhanden waren, sind vorgesehen: 
Kavallerie, Leichte Tankregimenter, Tankabwehrregimenter, Leichte 
Flugzeugabwehrregimenter und Tankbataillone. Uberdies wird auch noch ein besonderes 
Bataillon einer Art aufgestellt, die es in der regularen Armee nicht gibt, die aber flir den 
Milizsoldaten gut paBt, namlich Motorradbataillone, von denen es 3 geben wird. Sie sollen in 
ebenfalls neu aufzustellenden motorisierten Divisionen Verwendung finden. 

Was den Aufbau der neuen Truppen betrifft, so werden die Infanteriebrigaden in Zukunft 

3 Bataillone haben anstatt 4, wie dies schon in der regularen Armee der Fall ist. Bei 
Verwendung des vorhandenen Materials ergibt sich, daB wir 9 vollstandige Divisionen nach 
dem Muster der regularen Armee auf stellen konnen, und zwar mit richtigem Verhaltnis von 
Bewaffnung und Truppengattungen, 3 motorisierte Divisionen und 1 mobile Division, die 
ebenfalls vollstandig mit dem richtigen Verhaltnis zwischen der Art der Bewaffnung und den 
Truppengattungen aufgestellt werden konnen. 

Darliber hinaus werden noch 2 Kavalleriebrigaden geschaffen. In Friedenszeiten wird flir die 
territoriale mobile Division kein Befehlshaber ernannt werden, da dies im Hinblick auf die 
verstreuten Standorte der Einheiten unzweckmaBig ware. Fur ihre Ausbildung werden alle 
Vorkehrungen getroffen werden. Auch ist von uns die Schaffung einer betrachtlichen Anzahl 
moderner Korps- und Armeerganzungstruppen in Aussicht genommen, so z. B. Heeresfeld- 
und Heeresvermessungsregimenter, Heeres- und Korps-Nachrichtentruppen, die, wenn Krieg 
ausbrechen sollte, jederzeit ihren Platz innerhalb der Formationen einnehmen konnen. Alles 
dies steht mit der Organisation unserer regularen Armee in Einklang. 

So bringen wir die Territorialarmee vorwarts und beweisen ihren Angehorigen, aber auch 

dem Staate, daB wir uns auf sie nicht nur in Worten, sondern auch in der Tat verlassen. Denn 
wir setzen alle, die in dieser Truppe Dienst tun, in Stand, ihre Aufgaben zu erfiillen und den 
Erfordernissen eines modernen Heeres gerecht zu werden 



12121 

Nr. 221 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 12. Oktober 1938 

Aus gut unterrichteter Quelle habe ich erfahren, daB der Besuch von Sir Cyrill Newall in 
erster Linie auf Betreiben von englischer Seite aus erfolgt ist. 

Die Englische Regierung soil bestrebt gewesen sein, baldmoglichst nach Beendigung der 
Spannung den seinerzeitigen Besuch General Vuillemins in England zu erwidern, zumal eine 
Aussprache zwischen den beiderseitigen Generalstabschefs nach dem Besuch des Generals 
Vuillemin in Deutschland noch nicht stattgefunden hatte. 

Wie ich weiter gehort habe, sollen taktische Besprechungen nicht auf dem Programm dieses 
Besuchs stehen, sondern der englische Generalstabschef will sich in erster Linie iiber den 
technischen Stand der franzosischen Luftwaffe unterrichten, iiber welchen ihm sehr 
ungunstige Mitteilungen zugegangen seien. England soil auch beabsichtigen, Frankreich von 
weiteren Ankaufen in den Vereinigten Staaten von Amerika abzuhalten und dafiir englische 
Muster anbieten. Der Grand hierfur soil sein, daB der gemeinsame, im Falle eines Krieges flir 
die englische und franzosische Luftwaffe zu ernennende Oberbefehlshaber besser zu 
beurteilen in der Lage sein soil, welche Auftrage den franzosischen Geschwadern zugemutet 
werden konnen. 

Im Auftrag 

Brauer 



Nr. 222 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 18. Oktober 1938 

Am 13. Oktober hielt der Schatzkanzler Sir John Simon in Sheffield eine Rede, in der er auf 
die Notwendigkeit flir die Zusammenfassung und Organisation des Menschenmaterials zur 
Verteidigung der Heimatfront hinwies. Seine Ausfuhrungen sind hier allgemein so verstanden 
worden, daB die Regierung schon in Friedenszeiten die Einfiihrung eines sogenannten 
Nationalregisters aller derjenigen Freiwilligen plant, die sich im Ernstfall dem Staat zur 
Verfugung stellen wollen. 

Eine weitere militarische MaBnahme wurde am 14 d. M. vom Kriegsministerium 
bekanntgegeben und auch von dem Kriegsminister Hore-Belisha in einer Rundfunkansprache 
am Abend des gleichen Tages behandelt. Sie zielt auf Schaffung eines Zweiges der 



Territorialarmee ab, der dem Luftschutz lebenswichtiger Industrien dienen soil. Dieser soil 
von den Belegschaften der in Frage kommenden Fabriken wahrgenommen werden. 

Im Auftrag 

von Selzam 



12131 

Nr. 223 

Aus der Rede Winston Churchills fur den Rundfunk 

der Vereinigten Staaten von Amerika, 16. Oktober 1938 

(Ubersetzung) 

Wir mlissen aufriisten! Haben wir uns durch unseren ernsten Friedenswillen in eine 

nachteilige Lage gebracht, so miissen wir dies durch doppelte Anstrengungen und, wenn es 
erforderlich sein sollte, durch Standhaftigkeit im Ertragen von Leiden wiedergutmachen. Es 
kann gar kein Zweifel dariiber bestehen, daB wir aufriisten werden. 

GroBbritannien wird seine Jahrhunderte alten Gepflogenheiten aufgeben und seinen 
Bewohnern die nationale Wehrpflicht auferlegen. Das britische Volk wird aufrecht allem 
entgegensehen, was auch kommen mag. Aber, um mit Prasident Wilson zu sprechen, das 
Instrument der Waffen als solches geniigt nicht. Wir miissen die Kraft der geistigen 
Einstellung hinzufugen. 

Es gibt Menschen, die sagen, wir sollten uns nicht in einen theoretischen Gegensatz zwischen 
Nazitum und Demokratie hineinziehen lassen. Dieser Gegensatz besteht aber schon heute. 

Das, was den freien Landern einen groBen Teil ihrer Starke verleiht, ist gerade der Gegensatz 
in den geistigen und moralischen Ideen... 

Das helle Licht des Fortschritts mit seiner Duldsamkeit und seinem Zusammenwirken, seiner 
Wiirde und seinen Freuden ist oft in der Vergangenheit zum Erloschen gebracht worden. 

Und doch lebe ich in dem Glauben, daB wir nun schlieBlich die Barbarei soweit uberwunden 
haben, um sie im Zaume halten und abwehren zu konnen. Wenn wir uns klar dariiber sind, 
worum es jetzt geht, miissen wir beizeiten unsere Entschlusse fassen. Wir werden das ja 
schlieBlich auch tun. Aber je langer wir warten, um so groBer wird unsere Miihe sein! 

Ist dies ein Aufruf zum Krieg? Ich erklare, daB es die einzige Gewahr flir den Frieden 
darstellt. Die rasche und entschlossene Sammlung aller Krafte, um nicht nur militarischen, 
sondern auch moralischen Angriffen zu begegnen; die entschlossene und nuchterne 
Anerkennung ihrer Pflichten durch die englisch sprechenden Volker und alle groBen und 
kleinen Nationen, die mit ihnen zusammengehen wollen; ihre treue und eifrige Kameradschaft 
wiirde fast schon zwischen Nacht und Morgen den Weg zum Fortschritt frei machen und aus 
unser aller Leben die Furcht verbannen, die schon fiir Hunderte von Millionen Menschen das 
Licht der Sonne verdunkelt 



Nr. 224 
Rede des Fuhrers in Weimar, 6. November 1938 

Auszug 

... Als friedliebender Mann habe ich mien bemiiht, dem deutschen Volke jene Wehr und 
Waffen nunmehr zu schaffen, die auch andere zum Frieden zu iiberzeugen geeignet sind. 

Es gibt nun allerdings Leute, die den Igel beschimpfen, weil er Stacheln hat. Sie brauchen 
freilich diesem Tier nur seine Ruhe zu lassen. Es hat noch kein Igel angegriffen, es sei denn, 
er wurde selbst bedroht. Das mochten auch wir 12141 uns vornehmen! Man soil uns nicht zu 
nahe treten. Wir wiinschen nichts anderes als unsere Ruhe, unsere Arbeitsmoglichkeit und das 
Lebensrecht fur unser Volk, das auch die anderen flir sich in Anspruch nehmen. 

Das muBten gerade die demokratischen Staaten begreifen und verstehen, denn sie reden ja 
dauernd von Gleichberechtigung! Wenn sie von den Rechten der kleinen Volker sprechen, 
wie konnen sie dann emport sein, wenn auch ein groBes Volk das gleiche Recht beansprucht! 
Der Sicherung und der Garantierung dieses Rechtsanspruches dient unsere 
nationalsozialistische Wehrmacht! 

In diesem Sinne habe ich auBenpolitisch eine Umstellung vorgenommen und mich jenen 
Staaten genahert, die ahnlich wie wir gezwungen waren, sich flir ihr Recht einzusetzen. 

Wenn ich heute die Ergebnisse dieses unseres Handelns iiberpriife, dann kann ich sagen: 
Urteilt alle selbst, ob wir nicht wirklich Ungeheures mit diesen Prinzipien erreicht haben! 

Wir wollen aber gerade deshalb nie vergessen, was uns diese Erfolge moglich gemacht hat. 
Wenn heute gewisse auslandische Zeitungen schreiben: "Das hattet Ihr doch alles auf dem 
Verhandlungswege erreichen konnen!" - so wissen wir sehr wohl, daB ja das Deutschland vor 
uns nichts anderes getan hat als andauernd zu verhandeln. Funfzehn Jahre lang haben sie nur 
verhandelt und haben dabei alles verloren. Ich bin ebenfalls bereit zu verhandeln, aber ich 
lasse keine Zweifel dariiber: 

Das deutsche Recht lasse ich weder auf dem Verhandlungswege noch auf irgendeinem 
anderen flir Deutschland kiirzen! 

VergiB nie, deutsches Volk, wem Du Deine Erfolge verdankst. Welcher Bewegung, welchen 
Gedanken und welchen Prinzipien! - Und zweitens: Sei immer vorsichtig, sei stets auf der 
Hut! 

Es ist sehr schon, von internationalem Frieden und internationaler Abriistung zu reden, allein, 
ich bin gegenuber einer Abriistung der Waffen miBtrauisch, solange man nicht einmal den 
Geist abriistet! 

Es hat sich in der Welt die seltsame Gepflogenheit herausgebildet, die Volker in sogenannte 
autoritare, d. h. disziplinierte Staaten und in demokratische Staaten einzuteilen. In den 
autoritaren, d. h. in den disziplinierten Staaten ist es selbstverstandlich, daB man fremde 
Volker nicht verleumdet, nicht iiber sie liigt und nicht zum Kriege hetzt! Aber die 
demokratischen Staaten sind eben "demokratisch", d. h. dort darf dies alles geschehen! 



In den autoritaren Landern ist eine Kriegshetze naturlich unstatthaft, denn ihre Regierungen 
sind ja verpflichtet, dafiir zu sorgen, daB es keine Kriegshetze gibt. In den Demokratien aber 
haben die Regierungen nur eine Pflicht: die Demokratie aufrechtzuerhalten, d. h. die Freiheit, 
wenn notwendig, auch zum Kriege hetzen zu dlirfen! 

Ich habe kiirzlich drei dieser internationalen Kriegshetzer beim Namen genannt. Sie haben 
sich getroffen gefiihlt, aber nicht etwa nach der grands atzlichen Seite hin, nein, nur deshalb, 
weil ich es wagte, sie beim Namen zu nennen. Herr Churchill hat offen erklart, er sei der 
Meinung, daB man das heutige Regime in Deutschland beseitigen miisse unter Zuhilfenahme 
innerer deutscher Krafte, die ihm dankbar dafiir zur Verfugung stehen wiirden. 

Wenn Herr Churchill weniger mit Emigrantenkreisen, d.h. mit ausgehaltenen, vom Ausland 
bezahlten Landesverratern, verkehren wlirde, sondern mit nm Deutschen, dann wiirde er den 
ganzen Wahnsinn und die Dummheit seines Geredes einsehen. Ich kann diesem Herrn, der auf 
dem Monde zu leben scheint, nur eines versichern: Eine solche Kraft, die sich gegen das 
heutige Regime wenden konnte, gibt es in Deutschland nicht! In Deutschland gibt es nur eine 
Kraft, die Kraft der deutschen Nation, in Fiihrung und Gefolgschaft, in Wehr und in Waffen. 

Ich will diesem Herrn gar nicht bestreiten, daB wir naturlich kein Recht haben, etwa zu 
verlangen, daB die anderen Volker ihre Verfassungen andern. Ich habe aber als Fiihrer der 
Deutschen die Pflicht, diese Verfassung und die Moglichkeiten, die sich aus ihr ergeben, zu 
berucksichtigen. Wenn vor einigen Tagen der Stellvertreter des englischen Oppositionsfiihrers 
im Unterhaus erklarte, er mache kein Hehl daraus, daB er es begriiBen wiirde, wenn 
Deutschland und Italien vernichtet wiirden, dann kann ich naturlich nicht verhindern, daB 
dieser Mann vielleicht auf Grand der demokratischen Spielregeln mit seiner Partei tatsachlich 
in ein oder zwei Jahren zur Regierung kommt. 

Aber das kann ich ihm versichern: ich werde verhindern, daB er Deutschland vernichtet! Und 
genau so wie ich iiberzeugt bin, daB das deutsche Volk dafiir sorgen wird, daB die Plane 
dieser Herren in bezug auf Deutschland nie gelingen, genau so wird auch das faschistische 
Italien, das weiB ich, fur sich sorgen! 

Ich glaube, daB flir uns alle diese internationalen Hoffnungen nur eine Lehre sein konnen, fest 
zusammenzustehen und fest zu unseren Freunden zu racken. Je mehr wir in Deutschland 
selbst eine einzige Gemeinschaft bilden, um so geringer werden die Aussichten dieser 
Kriegshetzer sein, und je enger wir uns besonders mit dem Staat zusammenschlieBen, der sich 
in gleicher Lage befindet wie wir, mit Italien, um so mehr wird ihnen die Lust vergehen, mit 
uns anzubinden! 

Wenn wir das Jahr 1938 heute noch einmal im Geiste an uns voraberziehen lassen, dann kann 
es uns nur mit tiefstem Stolz und mit groBter Freude erfullen. Deutschland ist groBer 
geworden auf dem naturlichsten und auf dem moralisch unanfechtbarsten Wege, den es gibt! 
Millionen von Volksgenossen, deren einzige Sehnsucht und einziges Ziel es war, zu 
Deutschland zurackkehren zu konnen, sind nun in unsere Gemeinschaft eingeriickt. Sie 
werden das Reich nunmehr mit tragen helfen und ihm als treue Glieder dienen, wie sie selbst 
am besten erkennen konnten, was es heiBt, abgesprengt und verlassen zu sein. Diese Jahr ist 
aber flir uns auch ein Jahr groBer Verpflichtungen: 

Wir miissen aus ihm die Erkenntnis und den EntschluB gewinnen, den erfolgreichen Weg 
niemals mehr zu verlassen! Wenn die andere Welt von der Abrastung spricht, dann sind auch 
wir dazu bereit, aber unter einer Bedingung: daB erst die Kriegshetze abgeriistet wird! 



Solange die anderen aber von Abriistungen nur reden, die Kriegshetze aber infam 
weitertreiben, nehmen wir an, daB sie uns nur unsere Waffen stehlen wollen, urn uns noch 
einmal das Schicksal von 1918/19 zu bereiten. 

Da aber kann ich den Herren Churchill und Genossen nur eins sagen: Das gibt es nur einmal, 
und das kehrt nicht wieder! ... 



12161 

Nr. 225 

Rede des Reichsministers des Auswartigen 

vor dem Verein der Auslandischen Presse in Berlin, 

7. November 1938 

Auszug 

.... Die Stellung des Dritten Reiches als Weltmacht ist heute endgultig begriindet. Dies 
bedeutet aber nicht, daB Deutschland nicht den Wunsch nach einem Ausgleich zwischen den 
Interessen der verschiedenen Machte teilt. 

In diesem Zusammenhang darf hier daran erinnert werden, daB der Fiihrer es war, der die 
Machte mit dem Ziel, einen friedlichen Ausweg aus der Krise zu finden, im September nach 
Munchen einlud. In diesem Sinne hat der Fiihrer auch mit dem Englischen Premierminister 
auf dessen Wunsch am Tage seiner Abreise die bekannte deutsch-englische Friedenserklarung 
abgegeben. 

Um so erstaunter waren wir, daB die erste Antwort auf den Geist von Munchen in der Parole 
bestand: Der Friede ist gerettet, deshalb Aufriistung bis zum auBersten. Dieses neue 
Aufriistungsfieber in einigen Staaten wird gleichzeitig begleitet von einer erneuten Hetze der 
unverbesserlichen Kriegstreiber. 

In diesem Zusammenhange mussen wir leider feststellen, daB diese Kriegshetzer, in der 
Besorgnis, man konne z. B. Deutschland seine bekannte und unverriickbare Rechtsforderung 
auf Ruckgabe der ehemaligen deutschen Kolonien erfullen, in der afrikanischen Presse eine 
erstaunliche Propaganda gegen Deutschland und alles Deutsche betreiben. 

Ministerprasident Chamberlain und AuBenminister Lord Halifax haben in weiser Einsicht 
alien diesen englischen Kriegshetzern und ihrer die Volker auseinandertreibenden Tatigkeit 
eine klare Abfuhr erteilt. Ebenso haben Frankreichs Ministerprasident Daladier und sein 
AuBenminister Bonnet in den letzten Wochen Reden gehalten, die in Deutschland einen 
sympathischen Widerhall gefunden haben. 

Es ist zu erwarten, daB sich im weiteren Verfolg des in Munchen mit England beschrittenen 
Weges in Zukunft neue Moglichkeiten des besseren Verstandnisses auch zwischen 
Deutschland und Frankreich ergeben werden und entsprechend gestaltet werden konnen. In 
diesem Sinne ist der Wunsch des Franzosischen AuBenministers nach einer aufrichtigen 
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich bei uns begruBt worden. Der soeben 
bestatigte Ausgleich Italiens mit England liegt auf der gleichen Linie. 



Diese Haltung der verantwortlichen Staatsmanner in London und Paris laBt die Hoffnung zu, 
daB letzten Endes doch die Vernunft liber die Kriegshetzer in den westlichen Demokratien die 
Oberhand gewinnen mag. Der Fiihrer hat in seiner groBen Rede in Weimar das Treiben dieser 
Kriegshetzer mit unerbittlicher Scharfe und Logik gebrandmarkt. Diesem Treiben gegeniiber 
steht das deutsche Volk einig und geschlossen hinter seinem Fiihrer, stark und wachsam, 
immer bereit zum Frieden, aber ohne Sorge vor dem Krieg, und immer entschlossen, die 
Lebensrechte der Nation gegen jedermann zu wahren. 

[Ribbentrop] 



12171 

Nr. 226 

Erklarung des Britischen Staatssekretars fur die Luftfahrt Sir K. Wood 

im Unterhaus, 16. November 1938 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Verhandlungen mit den Vertretern der kanadischen Industrie sind jetzt erfolgreich zum 
AbschluB gebracht, und es sind Abmachungen unterzeichnet worden, denen zufolge die 
Regierung Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich einen erstmaligen Auftrag flir die 
Herstellung von schweren Bombern erteilt hat. Die betreffenden Flugzeugfabriken in Kanada 
haben sich gemeinsam verpflichtet, fiir die nachsten 10 Jahre ihre Produktionskapazitat zur 
Ausfuhrung etwaiger weiterer Auftrage ahnlicher Art aufrechtzuerhalten, wenn dies 
notwendig sein sollte. 

Die vertraglichen Abmachungen sind mit der neuen Dachgesellschaft Canadian Associated 
Aircraft Limited getroffen worden, die ausdriicklich fiir die Zwecke dieses Plans gegriindet 
worden ist. Die genannte Gesellschaft wird den ganzen Plan uberwachen und zwei 
Zentralstellen in Montreal und Toronto einrichten. Diese beiden Zentralstellen werden zu 
gegebener Zeit selbst Produktionsanlagen errichten, gleichzeitig aber auch als zentrale 
Montageanlagen dienen, denen die Einzelteile von sechs angegliederten Flugzeugfabriken 
geliefert werden, namlich: 

Canadian Car and Foundry Company, Limited, 

Canadian Vickers, Limited, 

Fairchild Aircraft, Limited, 

Fleet Aircraft, Limited, 

National Steel Car Corporation, Limited, 

Ottawa Car Manufacturing Company, Limited. 
Der Anfangs auftrag wird die sofortige Durchfuhrung der Plane gewahrleisten und die 
schrittweise Weiterentwicklung der Leistungsfahigkeit ermoglichen. Es besteht die Absicht, 
weitere Auftrage zu erteilen, soweit und wo dies notwendig wird, um die progressive 
Entwicklung der Produktionskapazitat und den gewunschten Gang der Produktion im FluB 
bleiben zu lassen. Uber die getroffenen Abmachungen fiir die gruppenweise Fabrikation von 
schweren Bombern hinaus sind jetzt in London Verhandlungen mit zwei kanadischen 
Gesellschaften im Gange, um Kampf- und Aufklarungsflugzeuge herzustellen, was in Fort 
William und Vancouver geschehen soil 



Nr. 227 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 22. November 1938 

Fur den Besuch von Chamberlain und Lord Halifax in Paris ist, wie der Premierminister 
gestern im Unterhaus bekanntgab, ein festes Programm nicht vorgesehen. Aus den hier 
vorliegenden Mitteilungen ist zu entnehmen, daB beabsichtigt ist, alle akuten, das Verhaltnis 
der beiden Lander zu dem ubrigen Europa betreffenden Probleme zu erortern. 



Big] Die Besprechungen liber die Rustungsfrage werden allgemeinen Charakters sein, da 
militarische Sachverstandige nicht teilnehmen werden. Auf beiden Seiten besteht der Wunsch, 
die wahrend der Septemberkrise zutage getretenen Mangel zu beseitigen. Das englische 
Hauptinteresse wird auf die Verstarkung der franzosischen Luftwaffe, insbesondere auf 
Vermehrung der franzosischen Bombenflugzeuge gerichtet sein, da ganz allgemein der 
augenblickliche Kampfwert der franzosischen Luftwaffe sehr gering eingeschatzt wird. Die 
Franzosen wiinschen im Hinblick auf die durch das Ausscheiden der Tschechoslowakei als 
militarischen Bundesgenossen geschaffene Lage englische Zusicherungen hinsichtlich der 
Verstarkung eines etwaigen britischen Expeditionskorps. Wie bekannt, waren bisher hierfur 
im Hochstfall zunachst 2 bis 3 Divisionen in Aussicht genommen. Die jungsten englischen 
Rustungsplane hatten eine Verstarkung dieses Expeditionskontingents nicht vorgesehen. Auch 
wird in diesem Zusammenhang das Verhaltnis RuBlands zu Frankreich und damit zu England 
eine Rolle spielen. 

Dirksen 



Nr. 228 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Paris, den 25. November 1938 

Gestrige franzosisch-englische Besprechungen haben AbschluB mit Herausgabe 
Communiques und Rundfunkerklarung beider Ministerprasidenten gefunden. Darin wird 
festgestellt, daB Meinungsaustausch in vollster Einmutigkeit verlaufen sei und allgemeine 
Ausrichtung der Politik beider Lander, insbesondere im Hinblick auf nationale Verteidigung 
und diplomatische Aktion, bezweckt und erreicht habe. VerhaltnismaBig nichtssagender Ton 
dieser Kundgebung darf nicht dariiber hinwegtauschen, daB wichtige Ergebnisse erzielt 
wurden. 

Hauptgegenstand Beratungen war, wie vorauszusehen, Wehrfrage, wobei von Notwendigkeit 
engster Koordination und Zusammenarbeit ausgegangen wurde. Franzosischerseits wurde 
insbesondere Zusicherung starken englischen Expeditionskorps, englischerseits erhebliche 



Verstarkung franzosischer Luftwaffe, beiderseits Sicherung der Verbindungslinien beider 
Kolonialreiche gefordert. Hieriiber soil Ubereinstimmung in groBen Linien erzielt sein, 
wahrend fur Festlegung Einzelheiten technische Beratungen Sachverstandiger bereits 
angekiindigt sind. 

Welczeck 



12191 

Nr. 229 

Rede des Sekretars des Britischen Amts fur Uberseehandel 

R. S. Hudson im Unterhaus, 30. November 1938 

Auszug 

(Ubersetzung) 

SchlieBlich kommen wir zu dem Kapitel Deutschland. Ein ehrenwertes Mitglied des 

Hauses hat gefragt, warum wir es wie die Vereinigten Staaten von Amerika nicht abgelehnt 
haben, die Meistbegunstigungsklausel auf Deutschland auszudehnen. Meine Antwort darauf 
lautet, daB die Vereinigten Staaten von Amerika sich geweigert haben, die 
Meistbegunstigungsklausel auf Deutschland anzuwenden, weil dieses die amerikanischen 
Waren in Deutschland nachteilig behandelt. Deutschland laBt britischen Waren in 
Deutschland keine nachteilige Behandlung zuteil werden. Wir haben uns dariiber zu beklagen, 
daB Deutschland durch seine Methoden den Handel in der ganzen Welt zerstort. Es liegt also 
kein Grand vor, die Meistbegunstigungsklausel fallen zu lassen, was davon abhangt, wie 
unsere Waren in Deutschland behandelt werden. In Frage steht das viel umfassendere 
Problem, wie man der neuen Form der deutschen Konkurrenz in der ganzen Welt 
entgegentritt. 

Soweit wir feststellen konnen - denn es ist schwierig, sich wirklich genaue Auskunft 

dariiber zu beschaffen, wie die Dinge eigentlich in Deutschland vor sich gehen - besteht die 
Grundlage flir die wirtschaftliche Stellung Deutschlands darin, daB es den Erzeugern von 
Waren in Zentral- und Sudosteuropa bei weitem mehr bezahlt, als der Weltmarktpreis betragt. 
Es ist klar, daB Deutschland dies auf Kosten seines eigenen Volkes tut. Wie es sein eigenes 
Volk behandelt, ist Sache der Deutschen Regierang. Wir werden aber auch davon beriihrt. 

Ich versuche Ihnen klar zu machen, daB Deutschland durch solche Methoden in den Landern 
dieses Teiles von Europa eine Erdrosselungsstellung erlangt, und zwar eine solche 
unwirtschaftlicher Art, die auf Kosten seines eigenen Volkes geht, weil namlich solche 
Methoden eine Steigerang der Lebenshaltungskosten des eigenen Volkes und tatsachlich die 
Ausfuhr von Waren zu einem geringeren Preis als dem Selbstkostenpreis bedeuten. 
Verschiedene ehrenwerte Mitglieder fragten, was da die Losung sei? 

Wir haben alle moglichen Verfahren, die wir ergreifen konnten, gepriift. Der einzige 

Weg, den wir sehen, ist der, daB wir unsere Industrien so organisieren, daB sie in die Lage 
versetzt werden, als eine geschlossene Einheit den entsprechenden deutschen Industrien 
entgegenzutreten und ihnen zu sagen: "Wenn Ihr nicht bereit seid, mit Euren jetzigen 
Methoden ein Ende zu machen und ein Abkommen zu treffen, wonach Ihr Euch verpflichtet, 
Eure Waren zu Preisen zu verkaufen, die einen vernunftigen Gewinn gewahrleisten, dann 
werden wir Euch bekampfen und Euch mit Euren eigenen Mitteln schlagen." Unser Land ist, 



was die finanzielle Seite anlangt, unendlich viel starker als, ich mochte sagen, irgendein 
anderes Land in der Welt, aber auf alle Falle starker als Deutschland und deswegen genieBen 
wir groBe Vorteile, die, wie ich glaube, dazu flihren werden, daB wir den Kampf gewinnen. 
Hierfiir ist aber notwendige Voraussetzung, daB unsere eigenen Industrien organisiert 
werden 



T2201 

Nr. 230 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 5. Dezember 1938 

In der Unterhaussitzung vom 1. Dezember 1938 richtete der Abgeordnete Captain McEwen 
die Anfrage an den Premierminister, ob seine Aufmerksamkeit auf kiirzliche Berichte gelenkt 
worden sei, denen zufolge Deutschland im Begriff sei, drei Armeekorps zu mobilisieren, und 
ob er hierzu eine Erklarung abgeben konne. 

Der Premierminister antwortete, daB er solche Meldungen, auf die sich McEwen beziehe, 
gesehen habe, daB jedoch die Britische Regierung keine Bestatigung dieser Berichte erhalten 
habe. 

Im Auftrag 

von Selzam 
Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

A. Britische Aufriistung und Hetze 

gegen Deutschland 

(September 1938 bis Juli 1939) 

Nr. 231 

Rede des Britischen Staatssekretars fur die Kolonien 

Malcolm MacDonald im Unterhaus 7. Dezember 1938 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Ich glaube nicht, daB es heute auch nur irgendeine Gruppe in diesem Lande gibt, die 

geneigt ist, irgendeinem anderen Land die Sorge flir irgendeins der Territorien oder Volker zu 
ubertragen, flir deren Regierung wir als Kolonial- oder Mandatsmacht verantwortlich sind. 
Diese Auffassung hat heute nachmittag in jedem Teil des Hauses Ausdruck gefunden; es ist 
eine Auffassung, die von Seiner Majestat Regierung geteilt wird. Wir erortern diese Frage 
nicht; wir ziehen sie nicht in Erwagung; sie ist gegenwartig kein Gegenstand der praktischen 
Politik. 



Falls wir jemals in eine Erorterung dieser Frage treten sollten, diirfen gewisse Dinge nicht 
vergessen werden. Vor allem ist dies Land nicht das einzige beteiligte Land. GroBbritannien 
ist nicht das einzige Land, das nach dem Kriege zusatzliche territoriale Verantwortlichkeiten 
iibernahm. Andere Lander wiirden gleichfalls einbezogen werden und die Frage miiBte von 
alien beteiligten Landern zusammen untersucht werden. Es gibt jedoch noch eine weitere 
Erwagung von groBter Tragweite, auf die der Antrag und beide Amendements Bezug nehmen. 
Die Volker, die am unmittelbarsten und vitalsten von irgendeinem solchen Vorschlag 
betroffen wiirden, sind die Volker, die in den Mandatsgebieten selbst leben. Wir konnen sie 
nicht als bloBe Waren oder Vieh betrachten, iiber die man summarisch verfugt; wir haben 
Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen gegeniiber diesen Volkern. Wir mussen ihren 
eigenen Wunschen Beachtung schenken; wir mussen die Wiinsche der verschiedenen 
Bevolkerungsgruppen in diesen Gebieten in Erwagung ziehen. 



r22ii Soweit britische Mandatsgebiete betroffen sind, kommen nicht nur die groBen 
einheimischen Eingeborenenbevolkerungen in Betracht; in gewissen Gegenden gibt es auch 
europaische Siedler, die ihr ganzes Vermogen in diesen Landern angelegt haben und an ihrer 
Entwicklung in den letzten zwanzig Jahren stark beteiligt waren. In gewissen Gegenden gibt 
es bedeutende indische Gemeinden. Wir mussen das Recht dieser Volker, sich zu dieser Frage 
zu auBern, die so wichtig flir sie ist, beriicksichtigen und wir mussen ihren Ansichten voiles 
Gewicht und voile Bedeutung beimessen. Es ware unmoglich, irgendeine Anderung des 
Statuts irgendeines dieser Gebiete zu erwagen, ohne die spontanen Ansichten der Einwohner 
voll zu beriicksichtigen. AuBerdem haben diese Volker gewisse Vertragsrechte. Diese Volker 
haben gewisse materielle Interessen in diesen Gebieten. Diese Rechte und Interessen mussen 
voll gewahrt und gesichert werden. 

Ich mochte aber auBerdem auch noch folgendes wiederholen: Das Verhaltnis zwischen der 
Exekutive und der Legislatur dieses Landes liegt klar auf der Hand. Jedenfalls wiirde es flir 
eine Regierung unmoglich sein, irgendetwas in dieser Frage zu tun, ohne daB das Unterhaus 
die vollste Gelegenheit zur Aussprache hatte. Tatsachlich konnte nichts Entscheidendes ohne 
die positive Billigung des Parlaments geschehen. Soweit dieses Haus betroffen ist, ist, wie ich 
sagte, von jedem Teil dieses Hauses in der Debatte von heute nachmittag eine einstimmige 
MeinungsauBerung erfolgt 



Nr. 232 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 10. Dezember 1938 

Herr Duff Cooper hat am 7. Dezember im hiesigen "Theatre des Ambassadeurs" einen 
Vortrag iiber das Thema "Die franzosisch-britische Freundschaft und der Frieden" gehalten. 
Der Redner betonte in seinen kriegshetzerischen Ausfuhrungen, die in jeder Hinsicht - 
mitunter auch in verletzender Form - gegen Deutschland gerichtet waren, die Notwendigkeit 
einer franzosisch-englischen Koalition zur Verteidigung der beiderseitigen Interessen. Wenn 
Deutschland auch stark sei, so seien die beiden Volker zusammen ihm ebenburtig und der 
Ausgang eines eventuellen Konfliktes brauche durchaus nicht zugunsten Deutschlands 
auszufallen. Duff Cooper trostete sich damit, daB Amerika im Falle eines Konfliktes als der 



groBe Freund der westlichen Demokratien im Hintergrund stehen wiirde. Ein neuer Krieg 
wiirde weniger das Schicksal Englands und Frankreichs, als das der gesamten Zivilisation 
aufs Spiel setzen. Alle vergangenen Zivilisationen, so meinte er im Hinblick auf Deutschland, 
seien von kulturell minderwertigeren, zahlenmaBig aber starkeren Volkern zerstort worden. 

Im Auftrag 

Brauer 



T2221 

Nr. 233 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 5. Januar 1939 

Ich habe den angeordneten Schritt erst heute ausgeflihrt, urn den bisher auf Weihnachtsurlaub 
abwesenden Lord Halifax personlich sprechen zu konnen. Ich habe scharfste Verwahrung 
gegen die in dem Aufsatz von Wells im News Chronicle ausgesprochenen schweren 
Beleidigungen des Fuhrers und leitender Staatsmanner Deutschlands eingelegt und darauf 
hingewiesen, daB die Botschaft in den letzten Monater leider in immer groBerem Umfange 
derartige Beschwerden wegen Verunglimpfungen des Fuhrers hatte vorbringen mussen; ich 
fiihrte Lord Halifax diese Beschwerden und ihren AnlaB vor Augen, indem ich die einzelnen 
Falle zitierte. Die schwerste Beschimpfung aber enthalte der Neujahrsaufsatz von Wells im 
News Chronicle, der weniger von der Absicht einer Kritik auszugehen schiene, die 
Beleidigungen nicht scheue, als lediglich zu dem Zweck geschrieben schiene, eine Haufung 
von schweren Krankungen auf den Fiihrer und Reichskanzler und auf dessen nachste 
Mitarbeiter auszusprechen. 

Es sei mir bekannt, daB die Englische Regierung die Moglichkeiten einer unmittelbaren 
EinfluBnahme auf die Presse als nicht gegeben ablehne und daB sie auch auf den Mangel an 
gesetzlichen Handhaben hinweise. Ich hatte auch gesehen, daB die beiden Aufsatze von Wells 
nicht einmal vor einer herabsetzenden Kritik des englischen Konigspaares haltmachten und 
daB sie Chamberlain schwer beleidigten. 

Diese Tatsachen aber konnten nichts an der Feststellung andern, daB die zahlreichen 
Schmahungen des deutschen Staatsoberhauptes und die Unmoglichkeit einer entsprechenden 
Genugtuung das deutsche Volksempfinden schwer verletzten und nachteilige Folgen auf die 
englisch-deutschen Beziehungen haben muBten. Ich wollte daher erneut die Frage zur 
Erorterung stellen, ob nicht wenigstens fur die Zukunft in irgendeiner Form Abhilfe 
geschaffen werden konnte. 

Lord Halifax erwiderte, daB er nicht anstehe, den genannten Artikel, der ihm bekannt sei, als 
die emporendste Schmahung des Fuhrers zu kennzeichnen, die er bisher in der Presse gelesen 
habe. Er wolle mir daher auch sein uneingeschranktes Bedauern liber diese Beleidigung des 
Fuhrers aussprechen und bate mich, dieses Bedauern der Deutschen Regierung zum Ausdruck 
zu bringen. Es sei hochst bedauerlich, daB in den letzten Monaten wieder zahlreiche 
Entgleisungen zu verzeichnen gewesen seien; eine Erklarung, wenn auch keine 
Entschuldigung dafiir, sei in der Tatsache zu suchen, daB derartige Schmahartikel, wie z. B 
auch der vorliegende, vorwiegend aus innerpolitischen Griinden geschrieben seien, um die 



Englische Regierung zu treffen. Auch die allgemeinpolitische gereizte Stimmung, die jetzt 
vorherrsche, sei in Betracht zu Ziehen. 

Ich erwiderte Lord Halifax, daB der bisherige Zustand nicht so fortdauern konne. Ich miisse 
ernstlich ersuchen, auf irgendeine Weise eine Besserung herbeizufiihren, urn unerfreuliche 
politische Folgerungen zu vermeiden. 

Lord Halifax stellte in Aussicht, daB er sein moglichstes im Rahmen der ihm zur Verfiigung 
stehenden EinfluBmoglichkeiten tun wolle, um in Zukunft solche Beschimpfungen des 
Fiihrers zu unterbinden. 

Dirksen 



T2231 

Nr. 234 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 9. Januar 1939 

Die Botschaft des Prasidenten Roosevelt vom 4. Januar, in deren erstem Teil er gegen die 
autoritaren Staaten polemisiert, hat in der offentlichen Meinung des Landes und in der Presse 
aller Parteirichtungen ungeteilte Zustimmung gefunden. Obwohl Roosevelt Deutschland nicht 
genannt hat, unterstellen die hiesigen Zeitungen ohne weiteres, daB die Angriffe in erster 
Linie an die Adresse Deutschlands gerichtet waren. Man kann sich des Eindrucks nicht 
erwehren, daB hier mit groBer Genugtuung verzeichnet wird, daB von dem starten Vetter 
jenseits des Ozeans eine Sprache gefuhrt worden ist, der man sich manchmal selber bedienen 
mochte, ohne jedoch hierzu bisher den rechten Mut gefunden zu haben... Fast erklingt ein 
Unterton des Beifalls, daB Roosevelt getreu dem Wort gehandelt habe: "England expects 
every American to do his duty". 

In Erkenntnis der Reaktion der britischen Offentlichen Meinung auf die Worte des 
Amerikanischen Prasidenten hat Chamberlain die bekannte zustimmende Erklarung 
ausgegeben. Wie ich zuverlassig erfahre, ist nicht - wie man vielleicht annehmen konnte - der 
Gedanke zu diesem an und flir sich ungewohnlichen Vorgehen im Foreign Office entstanden, 
sondern stammt vom Premierminister selbst. VerfaBt wurde die Erklarung allerdings in der 
Amerikaabteilung des Foreign Office. 

Vornehmlich folgende Motive durften Chamberlain zu diesem Vorgehen veranlaBt haben: 
Durch seine Zustimmung zu den von der offentlichen Meinung einheitlich gebilligten 
Ausfuhrungen des Amerikanischen Prasidenten zeigte der Premierminister, daB in 
weltanschaulichen Dingen zwischen der englischen offentlichen Meinung und der des 
Premierministers eine Differenz nicht besteht, und daB er auch dann nicht davor scheut, in 
diesem Sinne Stellung zu nehmen, wenn dies auBenpolitisch als Parteiergreifung gegen die 
totalitaren Staaten gewertet werden muB. Innerpolitisch hat Chamberlain mit dieser Aktion 
ganz ohne Frage seine Position gestarkt. 



Dariiber hinaus war die Erklarung Chamberlains ein Mittel, der gegen das Munchener 
Abkommen noch immer moralisierenden amerikanischen Offentlichkeit zu zeigen, daB er 
auch anders konnte. 

von Dirksen 



Nr. 235 

Ansprache des Fuhrers beim Neujahrsempfang 

des Diplomatischen Korps, 12. Januar 1939 



Herr Nuntius ! 



Fur die freundlichen Gluckwunsche, die Euere Exzellenz mir namens des in Berlin 
akkreditierten und hier versammelten Diplomatischen Korps aus AnlaB des Jahreswechsels 
zum Ausdruck gebracht haben, danke ich Ihnen aufrichtigst. 

In Ihrer Ansprache haben Sie, Herr Nuntius, besonders des Tages der Zusammenkunft der 
Vertreter der vier GroBmachte in Munchen gedacht. Auch 12241 mir drangt sich beim Ruckblick 
auf das vergangene Jahr die Erinnerung an dieses Ereignis in besonderer Weise auf. Die 
Deutsche Nation denkt in tiefer Dankbarkeit daran, daB das Jahr 1938 auch flir unser Volk die 
Verwirklichung seines unabdingbaren Rechts auf Selbstbestimmung gebracht hat. Wenn 
dieses erreicht worden ist, ohne daB auch nur einen Tag der Frieden Europas unterbrochen 
wurde, so hat dabei in der Tat die Politik einer weisen Einsicht der Machte, die in dem 
Munchener Abkommen ihren Ausdruck fand, einen bedeutsamen Anted. Ich habe bereits an 
anderer Stelle Gelegenheit genommen, aus AnlaB dieses Jahreswechsels dem Dank Ausdruck 
zu geben, den das Deutsche Volk den Staatsmannern gegenuber empfindet, die es im Jahre 
1938 unternommen haben, mit Deutschland zusammen Wege zu einer friedlichen Losung der 
unaufschiebbaren Fragen zu suchen und zu finden. DaB es gelungen ist, zu dem von uns alien 
gewunschten friedlichen Erfolg zu gelangen, verdanken wir nicht nur dem Friedenswillen und 
dem VerantwortungsbewuBtsein der beteiligten Regierungen, sondern vor allem der Einsicht, 
daB die in der geschichtlichen Entwicklung und den naturlichen Bedurfnissen der Volker 
begriindeten Notwendigkeiten friiher oder spater anerkannt werden mlissen und nicht zum 
Nachteil eines einzelnen Volkes oder Staates abgelehnt oder gar mit Gewaltmitteln verbaut 
werden diirfen. Die beteiligten Machte haben aus dieser Einsicht die notwendigen 
Folgerungen flir ihre politischen EntschlieBungen gezogen und damit wahrhaft dazu 
beigetragen, nicht nur den europaischen Frieden zu bewahren, sondern auch ein gesiinderes 
und glucklicheres Europa zu schaffen. Dieser Vorgang berechtigt auch nach meiner 
Uberzeugung, darin stimme ich mit Ihnen, Herr Nuntius, uberein, zu der Hoffnung, daB es 
auch in Zukunft der Einsicht der leitenden europaischen Staatsmanner gelingen wird, Europa 
jenen Frieden zu schenken, der den naturlichen und damit berechtigten Interessen der Volker 
im hochst moglichen Umfang gerecht wird. 

Die Gluckwunsche, die Euere Exzellenz flir das Deutsche Reich und fur mich personlich zum 
Ausdruck brachten, erwidere ich von Herzen. Sie gelten ebenso sehr dem personlichen 
Wohlergehen aller hier vertretenen Staatsoberhaupter wie dem Gliick und Gedeihen ihrer 
Lander. 



Nr. 236 
Der Deutsche Geschaftstrager in Ankara an das Auswartige Amt 

Bericht 

Ankara, den 17. Januar 1939 

Der hiesige Britische Botschafter Sir Percy L. Loraine, der seit dem 15. Februar 1934 in der 
Tiirkei akkreditiert war, ist, wie die Presse bereits gemeldet hat, zum Britischen Botschafter in 
Rom ernannt worden. Er wird in etwa 5 bis 6 Wochen Ankara verlassen, um sich zunachst 
einige Zeit auf Reisen zu begeben, und im April seinen neuen Posten antreten. Zum 
Nachfolger Sir Percy Loraines ist der friihere Britische Botschafter in China Sir Hughes 
Montgomery Knatchbull-Hugessen K. C. M. G. ernannt worden. 

Sir Percy Loraine hat wahrend seiner hiesigen funfjahrigen Tatigkeit zweifellos eine 
hervorragende Rolle gespielt. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, die turkische Politik fest an 
England zu binden. Aus der Erkenntnis heraus, daB hierzu eine enge wirtschaftliche 
Zusammenarbeit unumgangliche Voraussetzung sei, hat er zah und beharrlich versucht, 
Englands wirtschaftlichen ma EinfluB in der Tiirkei auszubauen. Sir Percy Loraine hat 
geglaubt, daB dies auf die Dauer nur durch Zuriickdrangung des deutschen wirtschaftlichen 
Einflusses moglich sei, und er hat sich in der Tat alle Miihe gegeben, die beherrschende 
wirtschaftliche Stellung Deutschlands in der Tiirkei zu unterminieren. 

Kroll 



Nr. 237 
Rundfunkansprache des Britischen Premierministers Chamberlain, 

23. Januar 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Heute abend mochte ich Ihnen etwas iiber den Plan der Regierung iiber die Einfuhrung eines 
freiwilligen nationalen Dienstes sagen und liber das Handbuch, das Ihnen alien in der 
nachsten Woche ins Haus gebracht werden wird. 

Bevor ich hieriiber spreche, will ich mit ein paar Worten auf die Bedingungen eingehen, die 
uns den Plan im Interesse der Sicherheit unseres Landes notwendig erscheinen lassen. 

Der Plan soil uns fur den Krieg bereit machen. Das will nicht sagen, daB ich glaube, daB 
Krieg kommt. Sie wissen, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, um uns und auch 
alien anderen den Frieden zu erhalten. 

Wir in unserem Lande wtirden niemals einen Krieg beginnen. Aber wir konnten 
gezwungen werden, an einem von anderer Seite begonnenen Krieg teilzunehmen, oder wir 



konnten selbst angegriffen werden, wenn die Regierung eines anderen Landes der Meinung 
sein sollte, daB wir uns nicht wirksam verteidigen konnten. 

Je besser wir vorbereitet sind, uns zu verteidigen und Angriffen zu widerstehen, urn so 
unwahrscheinlicher ist es, daB ein Angreifer ein Abenteuer wagt, bei dem seine 
Gewinnchancen so gering sein wiirden. Das ist meine erste Feststellung. 

Mein zweiter Punkt ist folgender: Ein moderner Krieg ist anders, als Kriege der 
Vergangenheit es waren. Die Entwicklung der Luftstreitkrafte hat uns unsere alte insulare 
Sicherheit genommen, und es wiirde sowohl bei uns als auch bei den Landern des Kontinents 
die Zivilbevolkerung ebenso zu den Opfern eines Angriffs zahlen wie Soldaten, Matrosen und 
Flieger. Es ist sogar leicht moglich, daB die Zivilisten die ersten Opfer sein wiirden. 

Wenn wir deshalb unsere Zivilbevolkerung in Kriegszeiten zu schutzen wiinschen, so miissen 
wir die erforderliche Organisation in der Zeit des Friedens vorbereiten. Wir miissen dariiber 
hinaus die Mitglieder dieser Organisation schon im Frieden ausbilden, weil dazu keine Zeit 
mehr bleibt, wenn der Krieg begonnen hat. 

Sie werden deshalb erkennen, daB unser Plan lediglich von allgemeiner Vorsicht diktiert und 
flir unsere Sicherheit genau so notwendig ist wie Schlachtschiffe, Kanonen und Flugzeuge. 
Aber unser neuer Plan bedeutet ebensowenig wie die Bereitstellung dieser Waffen, daB der 
Krieg bald oder uberhaupt kommen muB. 



1226] Und nun will ich mich dem Handbuch zuwenden, von dem ich hoffe, daB Sie alle es sehr 
sorgfaltig lesen werden, wenn es erscheint. Denn Sie alle geht es an. 

Es findet sich in ihm eine Beschreibung der verschiedenen Dienstarten, die im Interesse der 
Sicherheit oder Unterstutzung der Allgemeinheit im Falle eines Krieges notwendig sein 
wiirden, falls unser Land in einen Krieg verwickelt wiirde. 

Das, was wir von denjenigen von Ihnen, die zum freiwilligen Dienst bereit sind und nicht 
bereits Arbeiten verrichten, die fur die Sicherheit des Landes notwendig sind, was ubrigens 
auch als Dienst an der Nation gilt, erbitten, ist, sich flir eine Art des vaterlandischen Dienstes 
zu entscheiden und sofort mit der erforderlichen Ausbildung zu beginnen. Ich uberlasse es 
jedem einzelnen von Ihnen, diese verschiedenen Dienstarten zu studieren und sich zu 
entscheiden, ob eine Dienstart darunter ist, die fur ihn paBt. Das Buch gibt Ihnen einfache und 
klare Auskunft liber die einzelnen Aufgaben, und es ist nicht meine Absicht, jetzt diese 
Aufgaben zu beschreiben 



Nr. 238 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 25. Januar 1939 

Premierminister Chamberlain, den ich gestern bei gesellschaftlicher Veranstaltung traf, 
ausdruckte mir in langerer Unterredung seine Besorgnis liber die gespannte Lage in Europa. 



Ich erwiderte, daB ich angenommen hatte, seine Unterhaltung in Rom mit Mussolini wlirden 
ihn zum mindestens hinsichtlich der friedlichen Absichten Deutschlands und Italiens berahigt 
haben. 

Chamberlain zustimmte dem und hinwies auf die demnachst hoffentlich bevorstehende 
Ausschaltung gefahrlicher Reibungsflache durch Beendigung Biirgerkriegs in Spanien. Er 
kam dann aber wieder auf seine pessimistische Beurteilung gegenwartiger europaischer Lage 
zuriick und meinte, daB es von ganz besonderer Bedeutung sein wiirde, wenn Fuhrer und 
Reichskanzler demnachst in beruhigendem Sinne zur Weltlage Stellung nehmen konnte. Ich 
machte den Premierminister darauf aufmerksam, daB der Fuhrer sich sowohl in seiner 
Neujahrskundgebung wie in seiner Ansprache an Diplomatisches Korps bei 
Neujahrsempfang— im ausgesprochen positiven Sinne geauBert und die Munchener 
Konferenz sowie die an ihr beteiligten Staatsmanner erwahnt hatte; leider sei diese 
Kundgebung in englischer Presse kaum beachtet worden. Chamberlain erwiderte lebhaft, daB 
die Kundgebungen bei den beteiligten amtlichen Stellen die gebuhrende Beachtung gefunden 
hatten. 

Ich hinwies Chamberlain zum SchluB darauf, daB fur eine allgemeine Beruhigung eine 
entsprechende Haltung, insbesondere auch der englischen Presse erforderlich sei und erinnerte 
daran, daB gerade gestern der Schrifts teller Wells im News Chronicle seine unerhorten 
Beschimpfungen des Fuhrers erneuert hatte.— Chamberlain bedauerte diese Angriffe und 
zugab, daB gerade der News Chronicle das gefahrlichste englische Blatt sei. 

Dirksen 



T2271 

Nr. 239 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 27. Januar 1939 

Gestrige Rede Sir Samuel Hoare's ist durch die zahlreichen Geriichte liber einen angeblich 
bevorstehenden Krieg bedingt, denen die Regierung energisch entgegenwirken will. Die 
britische Offentlichkeit wird seit einigen Tagen durch offensichtlich aus amerikanischer und 
jiidischer Quelle stammende Geriichte beunruhigt, die von Mund zu Mund gehen und nur 
verhaltnismaBig geringen Niederschlag in der Presse finden. Ich vermute hinter diesen 
Geruchten 

1. planmaBige amerikanische Propaganda und 

2. ein groB angelegtes Borsenmanover a la baisse. 

Hoare's Rede ist weiterhin ein Zugestandnis an die starker werdenden Stromungen in der 
konservativen Partei, die von der Regierung mehr Ruckgrat gegenuber den totalitaren Staaten 
und ein selbstbewuBteres Auftreten verlangen, da die bisherige mildere Tonart keinerlei 
Erfolge gezeitigt habe. Ich weiB aus zuverlassiger Quelle, daB Chamberlain selbst von diesen 
Kreisen immer starker unter Druck gesetzt wird. Sicher hatte die Regierung auch den 
Wunsch, mit ihrer selbstbewuBten Sprache der Propaganda fiir den national service einen 
wirkungsvollen Hintergrund zu geben. Chamberlain hat fiir morgen Abend eine politische 
Rede angekiindigt. 



Dirksen 



Nr. 240 
Rede des Britischen Premierministers Chamberlain in Birmingham, 

28. Januar 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Wir konnen nicht vergessen, daB, wenn auch wenigstens zwei dazu gehoren, Frieden zu 

schlieBen, einer allein einen Krieg anfangen kann. Und solange wir nicht zu klaren 
Abmachungen gelangt sind, durch die jede politische Spannung beseitigt wird, miissen wir 
uns in eine Stellung bringen, wo wir uns gegen Angriffe verteidigen konnen, seien es nun 
Angriffe gegen unser Land und Volk oder gegen die Grundsatze der Freiheit, mit denen unser 
Dasein als Demokratie eng verbunden ist und die uns die hochsten Begriffe menschlichen 
Lebens und menschlicher Geisteshaltung zu umschlieBen scheinen. 

Es ist zu diesem Zweck flir die Verteidigung und nicht fur den Angriff, daB wir uns weiter der 
Aufgabe unserer Aufriistung mit nicht erlahmender Kraft und mit volliger Billigung des 
Landes widmen. 

Ich kann jedoch nicht umhin, noch einmal mein Bedauern dariiber festzustellen, daB es 

notwendig ist, so viel Zeit und einen so gewaltigen Teil der Einkunfte des Landes flir 
kriegsmaBige Vorbereitungen statt flir jene mehr auf innerem Gebiet liegende Fragen 
aufzuwenden, die mich in das politische Leben gefuhrt haben, wie die Volksgesundheit, die 
Wohnungsverhaltnisse, die r228i Verbesserung der auBeren Lebensbedingungen des Volkes, 
die Sorge flir seine Erholung in der Freizeit und das Wohlergehen von Industrie und 
Landwirtschaft. 

Keines dieser Gebiete ist vernachlassigt worden. Es ist aber ganz naturlich, daB ihre 
Entwicklung durch die Erfordernisse der nationalen Sicherheit gehemmt und verlangsamt 
wurde. 

Wenn ich mir diese Dinge uberlege, so erinnere ich mich an das Geschick eines der GroBten 
meiner Vorganger, des jungeren Pitt. Seine Interessen lagen in der Heimat, in der 
Wiederherstellung der Finanzen und in innerpolitischen Reformen. Aber auBenpolitische 
Ereignisse durchkreuzten diese seine Bestrebungen. Widerstrebend und, nachdem er sich 
lange gegen sein Schicksal gewehrt hatte, wurde er in einen Krieg verwickelt, der sich dann 
zu dem bis zu jenem Zeitpunkte groBten unserer Geschichte entwickelt hat. Verbraucht durch 
den Kampf starb er, bevor der Erfolg, zu dem er durch seine Entschlossenheit und seinen Mut 
soviel beigetragen hatte, unsere Bemuhungen belohnte. 

Ich vertraue darauf, daB mein Los glucklicher sein wird als das seine and daB wir unser Ziel 
eines internationalen Friedens noch erreichen konnen. 

Unsere Haltung haben wir schon so oft klargestellt, daB liber sie kein MiBverstandnis 
bestehen kann. Ich bin der Ansicht, daB es nun flir andere an der Zeit ist, ihren Beitrag zu 
leisten flir ein Ergebnis, das alle mit Wohltaten uberschutten wurde. Die Luft ist heutzutage 



voll von Geriichten und Verdachtigungen, die man gar nicht bestehen lassen sollte. Der Friede 
vermag ja nur durch eine Herausforderung in Gefahr gebracht werden, wie sie der President 
der Vereinigten Staaten in seiner Neujahrsbotschaft im Auge hatte, namlich den Anspruch 
auf Weltherrschaf t durch Gewalt. Einem solchen Anspruch miissen sich die Demokratien 
unweigerlich entgegenstellen, wie dies der Prasident angedeutet hat und wie ich es selbst auch 
bereits erklart habe 



Nr. 241 
Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 30. Januar 1939 

Auszug 

In gewissen Demokratien gehort es anscheinend zu den besonderen Vorrechten des 

politisch-demokratischen Lebens, den HaB gegen die sogenannten totalitaren Staaten 
kunstlich zu ziichten, d. h. durch eine Flut teils entstellender, teils uberhaupt frei erfundener 
Berichte die offentliche Meinung gegen Volker zu erregen, die den anderen Volkern nichts 
zuleide getan hatten und ihnen auch nichts zuleide tun wollen, die hochstens selber 
jahrzehntelang von schwerem Unrecht bedriickt wurden. 

Wenn wir uns nun gegen solche Kriegsapostel, wie Herrn Duff Cooper, Mister Eden, 
Churchill oder Mister Ickes usw. zur Wehr setzen, dann wird dies als ein Eingriff in die 
heiligen Rechte der Demokratien hingestellt. Nach den Auffassungen dieser Herren haben 
wohl sie das Recht, andere Volker und ihre Fuhrungen anzugreifen, aber niemand hat das 
Recht, sich dessen zu erwehren. 

Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, daB, solange das Deutsche Reich ein souveraner Staat 
ist, sich die Staatsfuhrung nicht durch einen englischen oder amerikanischen Politiker 
verbieten lassen wird, auf solche Angriffe zu ant- r229i worten. DaB wir aber ein souveraner 
Staat bleiben, dafiir werden fur alle Zukunft die Waffen sorgen, die wir Schmieden, und dafiir 
sorgen wir auch durch die Wahl unserer Freunde. 

An sich konnte man die Behauptung, daB Deutschland beabsichtige, Amerika anzufallen, mit 
einem einzigen Lachen abtun, und die fortgesetzte Hetzkampagne gewisser britischer 
Kriegsapostel wollte man am liebsten schweigend ubergehen; allein wir diirfen folgendes 
nicht auBer acht lassen. Erstens: Es handelt sich hier in diesen Demokratien um Staaten, deren 
politische Konstruktion es ermoglicht, daB schon wenige Monate spater die schlimmsten 
Kriegshetzer die Fuhrung der Regierung selber in ihren Handen halten konnen. 

Zweitens: Wir sind es deshalb der Sicherheit des Reiches schuldig, das deutsche Volk schon 
beizeiten liber diese Manner aufzuklaren. Da das deutsche Volk keinen HaB gegen England, 
Amerika oder Frankreich empfindet, sondern seine Ruhe und seinen Frieden will, diese 
Volker aber von ihren judischen oder nichtjudischen Hetzern fortgesetzt gegen Deutschland 
und das deutsche Volk aufgeputscht werden, wiirde ja im Falle eines Gelingens der Absichten 
dieser Kriegsbefurworter unser eigenes Volk in eine psychologisch uberhaupt nicht 
vorbereitete und deshalb ihm unerklarliche Situation geraten. 



Ich halte es daher fur notwendig, daB von jetzt ab in unserer Propaganda und in unserer Presse 
die Angriffe stets beantwortet und vor allem dem deutschen Volk zur Kenntnis gebracht 
werden. Es muB wissen, wer die Manner sind, die unter alien Umstanden einen Krieg vom 
Zaune brechen wollen. Ich bin dabei der Uberzeugung, daB die Rechnung dieser Elemente 
eine falsche ist; denn wenn erst die nationalsozialistische Propaganda zur Antwort iibergehen 
wird, werden wir ebenso erfolgreich sein, wie wir im inneren Deutschland selbst durch die 
zwingende Gewalt unserer Propaganda den judischen Weltfeind zu Boden geworfen haben. 
Die Volker werden in kurzer Zeit erkennen, daB das nationalsozialistische Deutschland keine 
Feindschaft mit anderen Volkern will, daB alle die Behauptungen liber Angriffsabsichten 
unseres Volkes auf fremde Volker entweder aus krankhafter Hysterie geborene oder aus der 
personlichen Selbsterhaltungssucht einzelner Politiker entstandene Liigen sind, daB diese 
Liigen aber in gewissen Staaten gewissenlosen Geschaftemachern zur Rettung ihrer Finanzen 
dienen sollen, daB vor allem das internationale Judentum damit eine Befriedigung seiner 
Rachsucht und Profitgier erreichen zu hoffen mag, daB sie aber die ungeheuerlichste 
Verleumdung darstellen, die man einem groBen und friedliebenden Volk antun kann. 

.... Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien sind stark genug, um 
gegen jedermann den Frieden zu sichern oder einen von unverantwortlichen Kraften 
leichtfertig vom Zaun gebrochenen Konflikt entschlossen und erfolgreich zu beenden! 

Das bedeutet nun nicht, daB wir Deutsche - wie es in einer verantwortungslosen Presse jeden 
Tag geschrieben steht - einen Krieg wiinschen, sondern es bedeutet nur, daB wir 

1. das Verstandnis dafiir haben, daB sich auch andere Volker ihren Anteil an den 
Giitern der Welt sichern wollen, der ihnen kraft ihrer Zahl, ihres Mutes und ihres 
Wertes zukommt, und daB wir 

2. in Anerkennung dieser Rechte entschlossen sind, gemeinsame Interessen auch 
gemeinsam zu vertreten. Vor allem aber, daB wir vor erpresserischen Drohungen unter 
keinen Umstanden jemals zuriickweichen werden! 

1230] Deutschland hat gegen England und Frankreich keine territorialen Forderungen auBer 

der nach Ruckgabe unserer Kolonien. 

So sehr eine Losung dieser Frage zur Beruhigung der Welt beitragen wiirde, so wenig handelt 
es sich dabei um Probleme, die allein eine kriegerische Auseinandersetzung bedingen 
konnten. Wenn uberhaupt heute in Europa Spannungen bestehen, so ist dies in erster Linie 
dem unverantwortlichen Treiben einer gewissenlosen Presse zuzuschreiben, die kaum einen 
Tag vergehen laBt, ohne durch ebenso dumme wie verlogene Alarmnachrichten die 
Menschheit in Unruhe zu versetzen. Was sich hier verschiedene Organe an 
Weltbrunnenvergiftung erlauben, kann nur als kriminelles Verbrechen gewertet werden. In 
letzter Zeit wird versucht, auch den Rundfunk in den Dienst dieser internationalen Hetze zu 
stellen. 

Denn welche Interessengegensatze bestehen z. B. zwischen England und Deutschland? 

Ich habe mehr als oft genug erklart, daB es keinen Deutschen und vor allem keinen 
Nationalsozialisten gibt, der auch nur in Gedanken die Absicht besaBe, dem englischen 
Weltreich Schwierigkeiten bereiten zu wollen. Und wir vernehmen auch aus England 
Stimmen vernunftig und ruhig denkender Menschen, die die gleiche Einstellung Deutschland 
gegenuber zum Ausdruck bringen. Es wiirde ein Gliick sein fur die ganze Welt, wenn die 
beiden Volker zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit gelangen konnten. Das gleiche gilt 
flir unser Verhaltnis zu Frankreich 



Nr. 242 

Rede des Britischen Premierministers Chamberlain 

in Blackburn, 22. Februar 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Zu einer Zeit, wo ungeheure Rustungen von alien Seiten aufgetiirmt werden, kann man 

sich einer gewissen Sorge nicht erwehren, ob nicht ein vielleicht an sich geringfiigiger 
Zwischenfall die Maschinerie in Bewegung setzt, die diese Rustungen zur Anwendung 
bringen wiirde. Wir sind uns bewuBt, daB bei Eintritt dieses gefiirchteten Ereignisses keiner 
von uns oder von denen, die uns am teuersten sind, seinen Folgen entgehen konnte. Unter 
diesen Umstanden scheinen mir nur Menschen, die vollig riicksichtslos, unverantwortlich 
oder unwissend sind, den Wunsch haben zu konnen, daB die jetzige Regierung irgendeine 
andere Politik verfolgen sollte, als wie wir sie fur uns festgelegt haben, eine Politik des 
Friedens durch Starke, die keine Gelegenheit vorubergehen lassen wird, um Verdachtigungen 
und feindselige Einstellungen zu beseitigen, gleichzeitig aber fest und entschlossen mit Hilfe 
unserer Freunde innerhalb und auBerhalb unseres Reiches eine so furchtbare Macht aufbauen 
wird, daB unsere Rechte und Freiheiten jedem gegenuber durchgesetzt werden konnen, der 
unbesonnen genug sein sollte, sich an ihnen zu vergreifen. 

Wahrend der letzten zwei Tage haben wir im Unterhaus die Fortschritte unserer Aufriistung 
erortert. Die Zahlen sind in der Tat uberwaltigend. Vielleicht sind sie so gewaltig, daB das 
Volk sie gar nicht mehr zu fassen vermag. Ich muB aber doch versuchen, Ihnen einen Begriff 
von der GroBe und dem Tempo unserer Aufriistung zu geben, wie sie sich an den Kosten 
ermessen lassen. 

B3i] Wahrend in den ersten fiinf Jahren der Nationalen Regierung, namlich von 1931 bis 1935, 
der durchschnittliche Aufwand fiir die Verteidigung des Landes 114 Millionen Pfund betrug, 
beliefen sich die entsprechenden Ausgaben im Jahre 1936 auf 186 Millionen Pfund, 1937 auf 
265 Millionen Pfund, 1938 betrugen nach dem Voranschlag die Ausgaben bereits 406 
Millionen Pfund, und der Voranschlag fiir das nachste Finanzjahr, der auch die Ausgaben fiir 
die Zivilverteidigung umfaBt, ist bereits auf 580 Millionen Pfund hinaufgeschnellt. Niemand 
beklagt mehr als ich die Notwendigkeit fiir diese Ausgaben, und doch haben Sie Recht, ihnen 
Beifall zu spenden; denn Sie konnen einen trostlichen SchluB oder auch deren zwei aus diesen 
ungeheuren Ziffern ziehen, einen SchluB, der jedenfalls dem recht wenig erfreulichen 
Vorgang der Bezahlung dieser Rechnung gegenubergestellt werden kann. 

Zunachst konnen Sie sich selbst davon uberzeugen, daB die Griinde fiir alle Besorgnisse, die 
etwa friiher wegen einer zu langsamen Herstellung von Rustungsmaterial bestanden haben 
mogen, schnell uberwunden werden. Schiffe. Kanonen, Flugzeuge und Munition flieBen jetzt 
aus unseren Werften und Fabriken in einem Strom, der dauernd im Anschwellen begriffen ist. 
Jedenfalls hat sich die Lage in dieser Hinsicht, selbst verglichen mit der vor einigen Monaten, 
auBerordentlich verbessert 

Lassen Sie mich jetzt zuruckkommen auf die Voranschlage fiir die Verteidigungskosten und 
zu dem etwas trostlicheren SchluB, der daraus gezogen werden kann. Ich habe bereits auf die 
Bedeutung dieser Voranschlage hingewiesen, als ich den Fortschritt in unserem 



Riistungsprogramm darlegte. In zweiter Linie aber werden diese ungeheuren Zahlen dazu 
dienen, uns alien die gewaltige GroBe unserer finanziellen Hilfsquellen klarzumachen, die uns 
in den Stand setzen, diese Riesensummen nicht nur aufzubringen, sondern ihre Verausgabung 
ohne merkliche Beeintrachtigung des Vertrauens ins Auge zu fassen, das ja die Grundlage flir 
unseren Kredit ist. 

Und wenn wir bedenken, daB das, was wir jetzt planen, allein den Anstrengungen unseres 
Landes entstammt, ohne daB, was notigenfalls geschehen konnte, die groBen Dominions oder 
unsere Verbiindeten und Freunde auBerhalb des britischen Reiches etwas dazu beitragen, so 
konnen wir, um unseren Shakespeare zu zitieren, wohl die GewiBheit haben, 

"Und steht die ganze Welt in Waff en gegen uns: 
Wir schlagen sie!" 



Nr. 243 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 24. Februar 1939 

1. Vor meiner Abreise hatte ich mit Lord Halifax iiber allgemeine Lage eingehende 
Unterhaltung, iiber die mundlichen Bericht vorbehalte. Halifax erwahnte die verschiedenen 
schwebenden deutsch-englischen Wirtschaftsbesprechungen, die durch Besuch Ashton- 
Gwatkins und Stanleys hoffentlich weiter gefordert werden wiirden. 



mil 2. Ich hinwies auf die in hiesiger Offentlichkeit herrschende und durch Propaganda 
vermehrte nervose Unruhe, die sich nach Fuhrerrede nur zeitweise beruhigt hatte. Diese 
Stimmung sei abtraglich flir beiderseitige Beziehungen. 

Halifax gab Nervositat wahrend Januar zu, glaubte aber nicht, daB neue Welle der 
Beunruhigung Offentlichkeit nach Fuhrerrede erfaBt habe. 

3. Ich schilderte anschlieBend, wie stark diese allgemeine Stimmung auf die Lage in England 
lebender Reichsdeutscher zuriickwirke, denen selbst die Abhaltung von Veranstaltungen 
durch Verweigerung der Raumlichkeit erschwert werde. 

Dirksen 



Anmctkun^en: 



147 



Vgl. Nr. 235 . ...zuriick. 



148 Vgl. Nr. 233 . ...zurtick... 

Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

A. Britische Aufrustung und Hetze 

gegen Deutschland 

(September 1938 bis Juli 1939) 

Nr. 244 
Der Deutsche Konsul in Genf an das Auswartige Amt 

Bericht 

Genf, den 24. Februar 1939 

Das Volkerbundsekretariat hat in diesen Tagen bekanntgegeben, daB sowohl die Englische 
wie die Franzosische Regierung eine Note an das Volkerbundsekretariat haben gelangen 
lassen, wonach beide Regierungen nach dem am 16. August 1939 ablaufenden Termin der 
Generalakte flir weitere fiinf Jahre sich an diese Konvention fur gebunden erklaren. Diese 
Verbindlichkeitserklarung der Englischen und Franzosischen Regierung ist jedoch nur mit 
einer sehr bemerkenswerten Reserve gemacht worden, die folgenden Wortlaut hat: 

"Desormais ladite adhesion ne s'etendra pas aux differends relatifs a des evenements 
qui viendraient a se produire au cours d'une guerre dans laquelle il serait implique." 

Diese von englischer und franzosischer Seite vorgenommene Einschrankung des 
Anwendungsgebiets der Generalakte ist bezeichnenderweise von der englischen und 
franzosischen Presse in keiner Weise hervorgehoben und auch in der ubrigen internationalen 
Presse nur kurz erwahnt worden. In der deutschen Presse hat man diesen Vorgang 
hauptsachlich dahin interpretiert, daB selbst England und Frankreich nunmehr von den 
Methoden der Genfer Institution abriickten und die Anwendung des Schiedsverfahrens fur ein 
Gebiet wichtiger internationaler Streitfalle einschrankten. 

Die Hauptbedeutung der englisch-franzosischen Reserve bezuglich der Anwendung der 
Generalakte ist jedoch darin zu sehen, daB beide Regierungen sich flir den Kriegsfall 
gegenliber den Neutralen vollig freie Hand sichern wollen und samtliche Streitfalle, die sich 
auf Grand des Neutralitatsrechts und insbesondere des Seekriegsrechts ergeben konnten, dem 
Schiedsgerichtsverfahren entziehen. Diese Haltung der Englischen und Franzosischen 
Regierung kann auch als MaBnahme gegen das Abriicken der Neutralen von der 
Sanktionspolitik angesehen werden und diirfte auf jeden Fall die Stellung der Neutralen im 
Kriegsfall auBerordentlich schwachen. 

Unter den Fachleuten der Genfer Delegation ist man sich allerdings liber die folgenschwere 
Bedeutung der englisch-franzosischen Reserve gegenliber der Generalakte vollig im klaren. 
Ein Delegierter eines neutralen Staates hat r233i mir z. B. seine ernsten Besorgnisse liber diese 
offenbar von England ausgehende "KriegsvorbereitungsmaBnahme" ausgesprochen, die ihn 
sofort an die ablehnende Haltung der Englischen Regierung vor dem Weltkrieg erinnert habe, 
Streitfalle liber das Prisenrecht mit neutralen Staaten einem internationalen Prisengerichtshof 
zu unterbreiten. Gleichzeitig wies mein Gesprachspartner auch beispielsweise auf die 



auBerordentliche Bedeutung der englisch-franzosischen Reserve flir diejenigen 
Mittelmeerstaaten hin, die bei einer kriegerischen Verwicklung in diesem Gebiet neutral 
bleiben wollten. 

Krauel 



Nr. 245 
Der Deutsche Gesandte in Teheran an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teheran, den 4. Marz 1939 

Seit einigen Monaten ist hier eine zunehmende Aktivitat der englischen Politik festzustellen, 
die nicht zum wenigsten gegen Deutschland und unsere Position in Iran gerichtet ist. 

Noch vor Jahresfrist war hier von einer nach auBen in die Erscheinung tretenden englischen 
Betatigung auf politischem, wirtschaftlichem oder kulturpolitischem Gebiet nicht viel zu 
spiiren. Auch der aufmerksame Beobachter muBte den Eindruck gewinnen, daB die englische 
AuBenpolitik, die in fruheren Jahren gerade in diesem Sektor eine besonders riihrige Tatigkeit 
entfaltet hatte, die weitere Entwicklung der Dinge in dem schnell aufstrebenden Staatswesen 
zwar aufmerksam verfolgte, sich aber im iibrigen starker Zuriickhaltung befleiBigte. Diese 
Zuriickhaltung erfuhr auch keine sichtbare Anderung, als andere europaische Machte, in erster 
Linie Deutschland, anfingen, dem neuen Iran besonderes Interesse zuzuwenden und ihre 
Beziehungen zu diesem Lande, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet, zu festigen und 
auszubauen. So nahm man es auch mit Gleichmut hin, daB Deutschland als Lieferant und als 
Abnehmer Irans binnen weniger Jahre vom funften auf den zweiten Platz vorruckte und 
England, das noch 1936/37 den zweiten Platz behauptet hatte, auf die vierte Stelle verwies. 
Selbst die Einrichtung einer deutschen Luftverbindung nach dem Nahen Osten, die sich bis 
hart an die Grenze Indiens, nach Afghanistan, erstreckte und nach dem ursprunglichen Plan 
unter Beriihrung wichtiger englischer Interessenspharen in Zentralasien bis nach China 
vorgetrieben werden sollte, begegnete auf englischer Seite anfanglich nur geringem 
Widerstand. Die Beziehungen zwischen der deutschen und der englischen Vertretung, ebenso 
wie das Verhaltnis zwischen den beiderseitigen Kolonien waren die denkbar herzlichsten und 
AuBerungen der Sympathie und Bewunderung flir das neue Deutschland aus englischen 
Kreisen nicht selten. 

Eine starke Abkuhlung brachte dann zunachst die Heimkehr Osterreichs ins Reich, die mit 
offensichtlichem MiBbehagen aufgenommen wurde. Wahrend die Vertretungen anderer 
Lander ihrer Genugtuung dariiber Ausdruck gaben, daB Volk sich wieder zu Volk gefunden 
hatte und eine ernste Bedrohung des europaischen Friedens ohne BlutvergieBen behoben 
werden konnte, wurde von englischer Seite scharfe Kritik an den Methoden des deutschen 
Vorgehens geiibt r234i und diese in weite Kreise bis in maBgebende Regierungsstellen 
hineingetragen. Die Losung des sudetendeutschen Problems, die Feuerprobe der Achse 
Berlin-Rom und der von aller Welt anerkannte groBe Erfolg der deutschen Staatskunst als 
Ergebnis der Munchener Besprechungen loste in den hiesigen englischen Kreisen eine direkt 
feindselige Stimmung gegen Deutschland aus, die auch bei Gesprachen mit dem Personal der 



Gesandtschaft, vom Gesandten angefangen, bei aller Korrektheit in der Form, unverhohlen 
zum Ausdruck kam. 

Seither hat sich die antideutsche Stimmung der hiesigen englischen Kreise noch erheblich 
verstarkt. Die englische Vertretung und Kolonie entwickeln sich zum Herd einer 
Kriegspsychose, die ihre Faden weit liber das eigentliche Interessengebiet hinaus spinnt. Der 
gesamte Apparat der ublichen Riistungshetze, wie er heute in der englischen Presse, im 
Rundfunk, in offentlichen Reden der Wortfuhrer der Kriegspartei mit der Frontstellung gegen 
Deutschland in die Erscheinung tritt, findet in der hiesigen englischen Vertretung und Kolonie 
sein getreues Spiegelbild... Wenn man in Gesprachen mit Englandern auf das Verwerfliche 
und Gefahrliche dieser Methoden aufmerksam macht, begegnet man ablehnendem 
Achselzucken oder dem frostigen Hinweis, daB das Wettrusten der Volker eines Tages zum 
Kriege fiihren miisse. Die Herren Eden, Churchill und Duff Cooper sind flir diese Leute die 
eigentlichen Vertreter der englischen Nation und ihre kunftigen Fiihrer. 

Die Auswirkungen dieser offenkundig gegen Deutschland gerichteten Stimmungsmache fur 
unsere Arbeit und unsere Stellung in Iran sind nicht zu unterschatzen. Wenn es den hier zwar 
gefurchteten, aber keineswegs beliebten Englandern auch nicht so leicht gelingen wird, unsere 
gunstige Position auf wirtschaftlichem und kulturpolitischem Gebiet ernstlich zu gefahrden, 
so erzielen sie doch mit der Schaffung einer Kriegspsychose in den maBgebenden iranischen 
Kreisen einen Zustand der Unsicherheit und Besorgnis vor kommenden Dingen, der sich auf 
die Bereitwilligkeit der Iranischen Regierung, sich mit uns in groBere und langer befristete 
wirtschaftliche oder verkehrspolitische Unternehmungen einzulassen, storend und hemmend 
auswirken kann. 

Auch auf mancherlei anderen Gebieten macht sich neuerdings eine starkere, gegen uns 
gerichtete Aktivitat der Englander bemerkbar. So wird heute nicht nur jeder neue VorstoB der 
deutschen Wirtschaft in Iran mit Hilfe eines vorzuglich organisierten Nachrichtendienstes bis 
in alle Einzelheiten verfolgt und bespitzelt, sondern auch, wenn sich die Moglichkeit dazu 
bietet, sabotiert. 

Smend 



Nr. 246 

Rede des Britischen Staatssekretars fur Krieg Hore-Belisha 

im Unterhaus, 8. Marz 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Ich bin mir bewuBt, daB in diesem Jahr das Haus am meisten die Frage bewegen muB, in 
welchem Umfange wir vorbereitet sein sollten, um im Falle eines Krieges mit unseren 
Landstreitkraften auf dem europaischen Kontinent Hilfe leisten zu konnen 



B35] Aus den strategischen Reserven im Vereinigten Konigreich wird die Feldarmee 
aufgebaut, die jetzt sowohl aus regularen wie Territorialtruppen besteht. Die letzteren werden 
jetzt, wie ich dem Hause berichten kann, zufolge einer kurzlichen EntschlieBung der 
Regierung vorbereitet, ausgebildet und ausgerustet, um im Kriegsfalle auf einem 



europaischen Kriegsschauplatz in Aktion zu treten. Zuerst mochte ich liber die regularen 
Trappen berichten. Der neue Aufbau der Infanteriedivisionen und der Einheiten, aus denen sie 
bestehen, ist jetzt in dem Rahmen durchgefuhrt, wie ich ihn im vorigen Jahre umrissen habe. 
Alle Wehrdienstzweige wurden neu aufgebaut. Die Tabellen iiber dem Krieg dienende 
Einrichtungen und Ausriistungen sind so aufgestellt und herausgegeben worden, daB sie eine 
rasche Mobilisierung gewahrleisten. Es ist eine gewaltige Aufgabe gewesen, der sich die 
Armee mit dieser griindlichen Uberholung unterzogen hat, und es ist mir von Seiten des 
Generalstabs gesagt worden, daB die Anderungen, die hier in einem Jahr durchgefuhrt worden 
sind, in normalen Zeiten viele Jahre in Anspruch genommen haben wurden 

Es scheint mir zweckmaBig, Angaben iiber den Umfang der Streitkrafte der Feldarmee zu 
machen. Ihre Gesamtheit oder ein Teil derselben wird naturlich eingesetzt werden, je 
nachdem es die Zukunft erfordern sollte. Die GroBe des Apparats, den wir aufzubauen im 
Begriffe sind, ergibt sich wie folgt: Regulare Armee: 4 Infanteriedivisionen und 2 
Panzerdivisionen; Territorialarmee: 9 Infanteriedivisionen, 3 motorisierte Divisionen und 1 
Panzerdivision. AuBerdem haben wir 2 Territorial-Kavallerie-Brigaden und eine Anzahl von 
nicht in Brigaden eingeteilten Einheiten. Insgesamt machen die regularen und 
Territorialtruppen mehr als 19 Divisionen aus. Herr Haldane hatte eine Feldarmee von nur 6 
regularen Divisionen und 1 Kavalleriedivision vorgesehen. Er hatte die Territorialtruppen 
nicht fur einen europaischen Krieg ausgeriistet. Unsere Territorialarmee wird aber die 
entsprechende Ausrustung haben. ... 

Ich spreche hier lediglich von der Feldarmee, die aus unseren eigenen strategischen Reserven 
im Lande gebildet worden ist. Herrn Haldane war die Aufstellung seiner Feldarmee nur 
dadurch moglich, daB er Truppen der Heimatverteidigung der Territorialarmee ubertrug. Wir 
hingegen haben diese Heimatverteidigung einer neuen Armee ubertragen, die ich Luftabwehr- 
und Kustenverteidigungsarmee genannt habe und die 7 Divisionen umfassen wird. Sie soil 
Einfalle von der See her oder aus der Luft abwehren. Andere Einheiten in der Heimat, und 
zwar regulare und Hilfstruppen, sollen der Bevolkerung fur den Fall von Luftangriffen 
Beistand leisten. ... 

Mein sehr ehrenwerter Freund der Premierminister hat am 13. Dezember 1938— eine 
Erklarung abgegeben und am 1 1 . Februar dieses Jahres m bekraftigt, die keinen Zweifel iiber 
die Haltung aufkommen laBt, die GroBbritannien in gewissen Eventualfallen einnehmen 
wiirde. Bei der letzteren Gelegenheit sagte er: "er fiihle sich verpflichtet klarzustellen, daB die 
Solidaritat der Interessen, durch die Frankreich und dieses Land verbunden seien, von der Art 
sei, daB jede Bedrohung der Lebensinteressen Frankreichs, von welcher r236i Seite sie auch 
kommen moge, den sofortigen Beistand unseres Landes nach sich ziehen miisse". ... 

Diese Erklarung iiber die Gemeinsamkeit unserer Interessen mit Frankreich ist von groBerer 
Bedeutung als jedwede friihere Erklarung. Sie legt uns die Verpflichtung auf, Plane und 
Vorbereitungen flir die Verwendung unserer Feldstreitkrafte in gewissen Fallen 
auszuarbeiten. Besprechungen zwischen uns und Frankreich haben uns in dieser Hinsicht 
zwar nicht gebunden, aber wenn man vorsichtig ist, muB man flir alle Moglichkeiten 
gewappnet sein. Sollten wir in einen Krieg verwickelt werden, so wird unser Beitrag und die 
Art und Weise, wie wir ihn am besten leisten konnen, weder mit halbem Herzen noch unter 
Zugrundelegung irgendeiner Theorie der beschrankten Haftung gegeben werden. ... 



Nr. 247 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 18. Marz 1939 

Bei meinem heutigen Protest gegen Beschimpfung des Fiihrers durch den Abgeordneten Duff 
Cooper habe ich Lord Halifax gegenliber folgendes ausgeflihrt: 

Ich hatte wiederholt liber schwere Verunglimpfungen des Fiihrers Klage fiihren miissen; diese 
Beleidigungen seien in der Presse ausgesprochen gewesen, und man habe mir daraufhin 
geantwortet, daB die Britische Regierung diese Ausfalle zwar bedauert und in Aussicht 
gestellt habe, ihren EinfluB auf die Presse geltend machen zu wollen; da dieser EinfluB aber 
beschrankt sei und die gesetzlichen Handhaben zum Vorgehen gegen die Presseorgane 
fehlten, sei eine wirksame Abstellung nicht moglich. Ich wolle daher auf verschiedene 
schwere Beleidigungen des Fiihrers, die in den letzten Tagen in der Presse wiedergegeben 
seien, nur hinweisen. 

Bei Duff Cooper aber liege dieser Fall anders. Hier habe ein englischer Abgeordneter in einer 
Sitzung des Unterhauses den Fiihrer in gemeinster Weise beschimpft, ohne daB der Speaker 
eingeschritten sei und ohne daB ein Mitglied der Regierung diese Sprache zuriickgewiesen 
hatte. Es sei mir bekannt, daB das Unterhaus keine Geschaftsordnung wie andere Parlamente 
habe, sondern nach Gewohnheitsrecht geleitet werde. Ich miisse aber darauf hinweisen, daB 
laut einer Zeitungsnotiz das bekannte staatsrechtliche Werk von Erskine May es als iiblich 
bezeichne, daB abfallige Bemerkungen liber fremde Staatsoberhaupter nicht ausgesprochen 
werden sollten. 

Lord Halifax erwiderte darauf, was den Abgeordneten Cooper angehe, so sei dieser vom 
Fiihrer ebenfalls angegriffen und als Kriegstreiber bezeichnet worden. Es sei daher wohl 
verstandlich, daB eine Reaktion seitens des Angegriffenen erfolge. Fur die Mitglieder der 
Regierung sei es nach den geltenden Gepflogenheiten nicht moglich gewesen, einzugreifen 
und derartige Angriffe zurlickzuweisen; der Speaker sei autonom in seinen Befugnissen und 
konne keine Weisungen hinsichtlich seiner Geschaftsflihrung erhalten. 



r237i Ich fragte hierauf Halifax, ob die Britische Regierung jetzt auf dem Standpunkt stehe, daB 
fremde Staatsoberhaupter gewissermaBen vogelfrei seien. 

Der AuBenminister erwiderte, das habe er damit nicht sagen wollen. 

Ich wies Lord Halifax darauf hin, daB eine Gleichstellung des Fiihrers mit Duff Cooper wegen 
ihrer durchaus verschiedenen Stellungen nicht moglich sei. AuBerdem habe der Fiihrer Duff 
Cooper niemals beschimpft, sondern ihm nur den zutreffenden Vorwurf gemacht, daB die von 
Cooper befolgte Politik zum Kriege fiihren miisse. Da Cooper das Kabinett mit der 
Begrlindung verlassen habe, daB er die friedenserhaltende Politik Chamberlains nicht 
mitmachen konne, so hatten die Angriffe des Fiihrers nur eine Darstellung eines vorhandenen 
Tatbestandes enthalten. 

Ich gab meinem Befremden darliber Ausdruck, daB Lord Halifax nicht in der Lage sei, mir 
eine befriedigende Erklarung abzugeben; gerade England konne sich liber unsere Haltung 
gegenliber der Hereinziehung des Staatsoberhauptes in die Tagespresse nicht beklagen. Dies 



ergebe sich aus der Diskretion unserer Presse wahrend der Abdankung des friiheren Konigs. 
Nicht einmal die leitenden Staatsmanner der jetzigen oder einer vorherigen Regierung seien 
von amtlichen Personlichkeiten angegriffen oder gar beschimpft worden. 

Lord Halifax muBte dies zugeben. Er erklarte, daB er dem Premierminister Bericht erstatten 
werde. 

Ich erwiderte, daB ich meiner Regierung ebenfalls einen Bericht iiber den Verlauf der 
Unterredung erstatten wiirde. 

von Dirksen 



Nr. 248 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 29. Marz 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

.... Das Haus wird sich erinnern, daB ich in einer kurzlichen Erklarung angekiindigt habe, daB 
jede Seite unseres nationalen Lebens einschlieBlich des nationalen Verteidigungsprogramms 
iiberpriift werden wiirde. In Verfolg dieser Uberpriifung hat die Regierung Seiner Majestat 
den Eindruck gewonnen, daB das Bedurfnis vorhanden ist, noch umfassender von dem Willen 
zum freiwilligen Dienst Gebrauch zu machen, der sich im ganzen Land bekundet; 
insbesondere glaubt sie nicht gestatten zu konnen, daB diejenigen, die als Rekruten in die 
Territorialarmee eintreten mochten, zuriickgewiesen werden, weil die Einheiten, an die sie 
sich wenden, schon einen Bestand iiber ihre Sollstarke hinaus haben. Sie hat infolgedessen die 
Lage gepriift und ist zu den folgenden Beschlussen gekommen: 

I. Die territoriale Feldarmee, die jetzt eine Friedensstarke von 130.000 Mann hat, wird 
sofort auf Kriegsstarke gebracht, was einen Zuwachs von etwa 40.000 Mann 
gegenuber der vorgenannten Zahl bedeutet. 

II. Die so auf Kriegsstarke gebrachte territoriale Feldarmee wird verdoppelt und wird 
so eine Starke von 340.000 Mann aufweisen 

mm Mr. Bellenger: "Wird diese Vermehrung irgendeine Anderung in den Planen bringen, die 
kurzlich von dem Staatssekretar flir Krieg hinsichtlich der Anzahl der Divisionen umrissen 
worden sind, m die erforderlichenfalls als uberseeische Streitkrafte in Bereitschaft zu halten 
sind?" 

Der Premierminister: "Die von mir gemachte Ankundigung bringt es mit sich, daB eine 
doppelte Anzahl von Divisionen rechtzeitig zur Verfugung stehen wird." 



Nr. 249 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 6. April 1939 

AnlaBlich einer Filmvorfuhrung an Bord des britischen Flugzeugmutterschiffes "Ark Royal" 
am Abend des 4. April d. J. sagte der Erste Lord der Admiralitat, Earl Stanhope, auf eine 
Reihe leerer Sitze hinweisend: "Kurz bevor ich die Admiralitat verlieB, war es notig, Befehle 
zu geben, die Luftabwehrgeschlitze der Kriegsmarine zu bemannen, und dies erklart die 
leeren Sitze." Spate rhin erklarte Lord Stanhope einem Berichterstatter, daB die Flotte alle 
Vorkehrungen treffe und stets bereit sei. 

Auf Veranlassung der Admiralitat wurde eine sogenannte "D"-Notiz ausgegeben, die besagte, 
daB es nicht im nationalen Interesse ware, wenn die Rede Lord Stanhopes veroffentlicht 
wiirde. Die Rede Lord Stanhopes wurde dann nur von einem Teil der Morgenpresse in 
sensationeller Aufmachung gebracht. Times und Daily Telegraph enthielten sich jeder 
Bezugnahme. 

Die Bemerkungen des Ersten Lords der Admiralitat haben sowohl im Unterhaus als auch in 
den Redaktionen starkes Aufsehen hervorgerufen. Lord Stanhope soil angeblich dem 
Premierminister seinen Rucktritt angeboten haben, der jedoch nicht angenommen worden sei. 

In der Unterhaus sitzung vom 5. d. M. fragte daraufhin der Stellvertretende Flihrer der 
Opposition, Abgeordneter Greenwood, den Premierminister, ob er eine Erklarung zu dem 
offiziellen Ersuchen der Regierung abgeben konne, die Presse moge die von Lord Stanhope in 
seiner Rede erwahnten Anweisungen der Admiralitat nicht veroffentlichen. 

Der Premierminister wies darauf hin, daB die Rede anlaBlich einer Zusammenkunft wegen der 
Organisation von Filmvorfuhrungen auf Kriegsschiffen gehalten worden sei. Lord Stanhope 
habe unvorbereitet (unpremeditated) gesprochen. Er habe darauf hingewiesen, daB die 
Teilnehmer an der Veranstaltung nicht vollzahlig waren, da eine Reihe von ihnen an Bord 
ihrer eigenen Schiffe zuriickgehalten worden seien. Sie lagen in Bereitschaft, die Geschutze 
zu bemannen, was in Spannungszeiten eine NormalmaBnahme sei. Die Admiralitat habe keine 
anderen Befehle ausgegeben, als daB diese Ubung auch selbst bei einer so besonderen 
Gelegenheit nicht geandert werden solle. 

Der Premierminister fiigte hinzu, daB er die Presse habe bitten lassen, die Rede des Ersten 
Lords der Admiralitat nicht zu veroffentlichen oder, wenn es geschehe, ihr keine besondere 
Bedeutung zuzuschreiben. Seine Bemuhungen, dem Publikum eine unniitze Aufregung zu 
ersparen, seien erfolglos gewesen. Doch habe der Vorfall die stete Bereitschaft der Flotte 
bewiesen. Lord Stan- r239i hope habe ihm gegenliber sein Bedauern zum Ausdruck gebracht, 
daB seine Worte, die sicherlich nicht glucklich gewahlt worden waren, so stark kommentiert 
worden seien. Er, der Premierminister, glaube jedoch nicht, daB ein Vorfall dieser Art die 
Eignung Lord Stanhopes als Leiter der Admiralitat beriihre. 

Mit dieser Erklarung hat der Zwischenfall zunachst seine Erledigung gefunden. 

Die Verordnung der Admiralitat laBt sich nur mit der Unmenge der hier kurzlich kursierenden 
Geruchte und Sensationsmeldungen und der hierdurch ausgelosten Ubernervositat erklaren. 
Erstaunlich ist jedoch, daB solche Bemerkungen aus dem Munde des Ersten Lords der 



Admiralitat fallen konnen, fraglos eine "Gaffe" erster Giite. Es ist nicht zum ersten Mai, daB 
Stanhope durch Unbedachtsamkeit eine unbequeme Sensation heraufbeschwort. 

Die Linkspresse hat den Zwischenfall aufgegriffen, vor allem, um gegen die Institution der 
sogenannten "D"-Notizen vorzugehen. Nach vorherrschender Auffassung kann ein 
Schriftleiter, der eine solche "D"-Notiz unbeachtet laBt, unter Umstanden nach dem "Official 
Secrets Act" belangt werden. Nachdem nunmehr die Admiralitat eine eigene Rede ihres 
Chefs, die dieser selber freigegeben hatte, unterdrlickt hat, wird in der Presse gefordert, daB 
"D"-Notizen nicht mehr als offizielle Verbote angesehen werden sollen. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 250 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 20. April 1939 

(Ubersetzung) 

Mr. White richtete an den Premierminister die Frage, ob er jetzt in der Lage sei, irgendwelche 
weiteren Erklarungen liber die Politik der Regierung Seiner Majestat in bezug auf ein 
Versorgungsministerium abzugeben. 

Der Premierminister: Die Regierung Seiner Majestat hat beschlossen, baldmoglichst eine 
Gesetzesvorlage zur Errichtung eines Versorgungsministeriums unter einem Minister 
einzubringen, der Mitglied des Kabinetts sein wird. Die Gesetzesvorlage, die bezweckt, 
diesem BeschluB Geltung zu verschaffen, wird so formuliert sein, daB sie die Errichtung eines 
Versorgungsministeriums im vollsten Sinne des Wortes ermoglicht. Vorlaufig wird aber das 
Arbeitsgebiet des neuen Ministeriums durch Verwaltungsanordnung auf folgende 
Angelegenheiten beschrankt werden: 

"(1) Es wird die auf den Heeresbedarf bezuglichen Aufgaben behandeln, die durch die 
kurzlich getroffenen Entscheidungen liber die Erhohung der Heeresstarke erheblich 
erweitert worden sind. 

(2) Das Ministerium wird die Verantwortung fiir gewisse, allgemeinen 
Verbrauchszwecken dienende Vorrate libernehmen, mit denen das Kriegsministerium 
heute schon andere Regierungsabteilungen beliefert, einschlieBlich gewisser der 
zivilen Verteidigung dienender Bedlirfnisse. Es ist beabsichtigt, dieses System im 
Rahmen des Notwendigen fortschreitend zu erweitern. 



12401 (3) Das neue Ministerium wird auch die Verantwortung fur den Erwerb und die 
Aufrechterhaltung von Reserven an wesentlichen Metallen und anderen Rohstoffen, 
die in Verbindung mit dem Verteidigungsprogramm benotigt werden, libernehmen." 

Zu den Abteilungen, die vom Kriegsministerium auf das neue Ministerium libergehen, 
gehoren die Abteilung fiir Forschungen, Entwlirfe und Versuche, die Abteilung fiir 
Produktion und Abnahme sowie die koniglichen Waffenfabriken. 



Die dem Parlament zu unterbreitende Vorlage wird unter anderem Bestimmungen enthalten, 
die bezwecken, Regierungsauftragen den Vorrang zu sichern. 

Es wird vorgeschlagen, einen ministeriellen Prioritats-AusschuB zu bestellen in der Art des 
Ausschusses, der gegen Ende des Weltkrieges die Aufgabe hatte, Prioritatsfragen, die sich aus 
den Anforderungen der verschiedenen Wehrdienstzweige ergaben, zu regeln. 

Mit Zustimmung des Konigs bin ich in der Lage zu verkiinden, daB der mit der Leitung des 
neuen Ministeriums beauftragte Minister, mein sehr ehrenwerter Freund, der gegenwartige 
Verkehrsminister ist. 



Nr. 251 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 26. April 1939 

Der Britische Botschafter hat mir bei Mitteilung der zu heute bevorstehenden Chamberlain- 
Erklarung im Unterhaus liber die Einfuhrung der Dienstpflicht in England das beiliegende 
Aide-Memoire hinterlassen. 

Weizsacker 



Anlage 

Aide-Memoire 

(Ubersetzung) 

An den Premierminister wird am 26. April im Unterhause die Frage gerichtet werden, ob er 
irgendeine weitere Erklarung abzugeben habe liber die Absichten der Regierung Seiner 
Majestat im Vereinigten Konigreich, die gewahrleisten sollen, daB GroBbritannien in einem 
Zustand der Bereitschaft und in einer Verfassung erhalten wird, daB es den klirzlich 
angeklindigten neuen Verpflichtungen nachkommen kann. 

In Beantwortung dieser Anfrage wird der Premierminister erklaren, daB die Regierung Seiner 
Majestat Anordnungen zur Einberufung zum Militardienst von Angehorigen der Flotten-, 
Heeres- und Luftwaffenreserven und zur Einberufung der Territorialarmee erwogen habe. 
Dies ist eine Angelegenheit, die schon seit einiger Zeit Gegenstand von Erwagungen gewesen 
ist. Die gegenwartigen Anordnungen stlitzen sich auf gesetzliche Bestimmungen, die seit 
vielen Jahren in Kraft sind und den modernen Erfordernissen nicht entsprechen. 

Infolgedessen ist beschlossen worden, eine Vorlage zur Vereinfachung des Verfahrens zur 
Einberufung dieser Reserven und Hilfsstreitkrafte einzubringen, r24ii um das gegenwartige 
umstandliche Verfahren zu vermeiden. Es gehort mit zu diesem Verfahren, daB 
Bekanntmachungen erlassen werden mlissen, in denen erklart wird, daB ein Notzustand 
besteht. Es erscheint ganz offensichtlich wlinschenswert, wenn moglich eine Stoning des 
offentlichen Vertrauens in GroBbritannien und anderwarts zu vermeiden, die sich 



notwendigerweise aus einer solchen Erklarung ergibt. Das jetzt vorgeschlagene Verfahren 
wird die von Seiner Majestat Regierung getroffenen Vorkehrungen mit denjenigen in 
Ubereinstimmung bringen, die in europaischen Landern allgemein in Kraft sind. 

Der Premierminister wird weiter die Absicht zur Einbringung einer zweiten Vorlage 
verklinden, die MaBnahmen zwangsweiser militarischer Ausbildung vorsieht. Der BeschluB 
zur Einbringung dieser Vorlage ist hauptsachlich auf einen Wandel in der offentlichen 
Meinung zurlickzuflihren, der sich seit schon erheblicher Zeit stetig entwickelt hat. Es ist in 
weiten Kreisen der Auffassung Ausdruck gegeben worden, daB ein allgemeineres System der 
Ausbildung als das bei der Territorialarmee bestehende an sich wiinschenswert erscheine. Die 
Vorlage wird die Einberufung von Mannern im Alter von 20 bis 21 Jahren fiir eine 
Ausbildungszeit vorsehen, an die sich eine Dienstzeit bei den Territorial-Streitkraften oder bei 
der Ersatzreserve anschlieBt. Es ist beabsichtigt, daB die Ermachtigung zur Einberufung dieser 
Manner sich nicht liber die nachsten drei Jahre hinaus erstrecken soil, es sei denn, daB beim 
Ablauf dieser Zeitspanne (nachdem selbstverstandlich Erfahrungen liber die Wirksamkeit des 
Plans gewonnen sein werden) das Parlament anderweitig entscheiden sollte. 

Bei der Darlegung der Grlinde fur die Einbringung dieser Vorlage wird die Erklarung im 
Namen der Regierung Seiner Majestat sich selbstverstandlich auf die neuen Verpflichtungen 
beziehen, die GroBbritannien vor kurzem in Europa eingegangen ist. Es wird darauf 
hingewiesen werden, daB der Zweck der Versicherungen, die wir gewissen Landern gegeben 
haben, wie auch der jetzt mit anderen Regierungen vor sich gehenden Besprechungen nicht 
ist, Krieg zu flihren, sondern einen Krieg zu verhindern. Es herrscht das Empfinden, daB die 
Fahigkeit der Regierung Seiner Majestat, ihre Rolle in der Welt zu spielen, eine Schwachung 
erfahrt, solange die Regierung die Verteidigung ganzlich einem Freiwilligensystem UberlaBt, 
um so mehr, als die Wehrpflicht auf dem Kontinent die allgemeine Regel ist. 

Andererseits wird mit der Einflihrung dieser MaBnahme nicht eine allgemeine Abweichung 
von dem Freiwilligensystem bezweckt, das sich so gut bewahrt hat. Der Grundsatz der 
Freiwilligkeit wird auch weiterhin bei der Rekrutierung fur die Flotte, das regulare Heer, die 
Luftwaffe und die Territorialstreitkrafte, wie auch flir den nationalen Dienst Anwendung 
finden. 

Britische Botschaft, Berlin, 26. April 1939 



Nr. 252 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 10. Juli 1939 

Die Hetz-Kampagne wegen eines angeblich geplanten deutschen Handstreichs gegen Danzig 
ist nach einigen Tagen an ihrer Verlogenheit zusammengebrochen. 

Damit ware an sich dieses neue Kapitel der Bemlihungen unserer Feinde, Deutschland in 
einen Weltkrieg zu verwickeln, abgeschlossen. Aber diese [2421 wenigen Tage haben eine 



stimmungsmaBige Lage der englischen Offentlichkeit enthiillt, die emste Aufmerksamkeit 
verdient. 

Durch eine Reihe von verschiedenen Faktoren: durch die gegen Deutschland gerichtete 
Einkreisungsaktion der Regierung, durch die Aufriistungspropaganda, die Einfiihrung der 
allgemeinen Wehrpflicht, die Luftschutzorganisation, vor allem durch die Flut antideutscher 
Propaganda in Presse, Kino, Theater und Rundfunk, ist die fur emotionelle Reaktionen 
empfangliche offentliche Meinung Englands in einen Geisteszustand versetzt worden, der den 
Begriff "Krieg" zum Mittelpunkt des Denkens und der Gesprache macht. Schattierungen 
bestehen nur in der Beantwortung der Frage: Ist der Krieg unvermeidlich oder nicht? Die 
Mehrzahl der Durchschnittsenglander bejaht diese Frage gefiihlsmaBig; eine nachdenklichere 
Minderheit verneint sie in der Erkenntnis, daB im Rahmen der deutsch-englischen 
Beziehungen alle vorhandenen Streitfragen bei gutem Willen losbar sein miiBten und daB 
auch ein siegreicher Krieg niemanden Vorteile bringen wiirde. Aber auch diese an sich 
vernunftigen Kreise werden beeinfluBt durch die Kenntnis der von der britischen Wehrmacht 
getroffenen MaBnahmen: Bereitschaft der Flotte flir Ende Juli, Ausrichtung der militarischen 
Ausbildung und organisatorischer MaBnahmen flir denselben Termin. In derselben Richtung 
wirken Pressemeldungen, daB deutscherseits militarische MaBnahmen flir den August in 
Aussicht genommen seien. Jedenfalls wird auch in den verantwortlichen und nachdenklichen 
Kreisen der August als eine Krisenzeit erster Ordnung angesehen. 

Die Stellungnahme zu dem Gedankenkomplex "Krieg" ist verschieden. Ein kleiner Teil der 
englischen Offentlichkeit reagiert mit einer hysterisch anmutenden Sinnesart; diese Leute 
glauben jede Schauernachricht; sie rufen nach polnischer und russischer Hilfe und schwachen 
die taktische Position der Regierung in den Verhandlungen mit RuBland. Die Mehrheit aber 
nimmt eine mannlichere Haltung ein und denkt: Wenn nun einmal der Krieg unvermeidlich 
ist, wollen wir ihn mit Entschlossenheit fiihren; je eher desto besser, damit wir die Sache 
hinter uns haben und ruhigere Verhaltnisse eintreten. Die Pressemeldungen aus Deutschland, 
daB der Flihrer nach Berchtesgaden zuriickgekehrt sei, daB der Herr ReichsauBenminister und 
Generaloberst von Brauchitsch ihren Urlaub angetreten hatten und daB die Urlaubszeit 
eingesetzt habe, haben die herrschende erregte Stimmung nicht wesentlich zu beruhigen 
vermocht. 

Zusammenfassend laBt sich feststellen, daB die Gegnerschaft gegen Deutschland im 
Zunehmen begriffen ist; daB die Kampfbereitschaft sich gehartet hat; daB das Gefiihl 
zugenommen hat: wir diirfen uns nichts mehr gefallen lassen, unsere Ehre ist im Spiel; wir 
mussen kampfen; die Regierung darf nicht nachgeben. 

Der maBgebende Unterschied zwischen der englischen Stimmung im Herbst 1938 und jetzt ist 
der folgende: damals wollte die groBe Masse nicht kampfen und war passiv; jetzt hat sie der 
Regierung gegeniiber die Initiative ubernommen und treibt das Kabinett vorwarts. So 
unbegriindet und gefahrlich diese Einstellung der englischen Offentlichkeit ist, so sehr muB 
sie als eine ernste Realitat gewertet werden, um so mehr in einem Lande, in dem die 
offentliche Meinung eine so ausschlaggebende Rolle spielt, wie in England. 

von Dirksen 



Nr. 253 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 24. Juli 1939 

Nachdem Sunday Times auf den dem Staatsrat Wohlthat angeblich vorgelegenen Plan 
hingewiesen hatte, bringen heutige Morgenblatter auBer Times in groBter Aufmachung 
angebliche Erklarungen von Hudson liber seine Besprechungen mit Wohlthat. 

Die bisher vorliegenden Informationen iiber Aktionen Hudson lassen darauf schlieBen, daB 
Gegner jeder Verstandigung mit Deutschland Gelegenheit gekommen sahen, um durch 
Verbreitung phantastischer Ideen jede Moglichkeit einer Entwicklung konstruktiver Tendenz 
im Keime zu ersticken. Der von geradezu krankhaftem Geltungsbedurfnis geleitete Hudson 
hat dann durch seine Schwatzhaftigkeit kriegshetzerischen Korrespondenten und ihren 
Hintermannern (gewissen Personlichkeiten im Foreign Office, Winston Churchill und seinem 
Sohn Randolph) Gelegenheit gegeben, Tendenzmeldungen in die Welt zu setzen. 

Dirksen 



Nr. 254 

Rede des Britischen Staatssekretars fur Inneres Sir Samuel Hoare 

im Unterhaus, 28. Juli 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Was wir zu tun versuchen ist, in Friedenszeiten britische Kultur im Auslande zu 

verbreiten und daselbst die britische Politik zu erlautern. Zweitens versuchen wir, in 
Friedenszeiten ein Schatten-Informationsministerium zu organisieren, das in Friedenszeiten 
nicht in Betrieb ist oder eine Tatigkeit auszuiiben hat, das aber fur den Fall eines Krieges 
sowohl flir das Inland als auch fur die uberseeischen Gebiete die Informationszentrale sein 
wiirde. Die ehrenwerten Mitglieder des Hauses werden erkennen, daB diese beiden Ziele - die 
Tatigkeit des AuBenamts in Friedenszeiten und die Tatigkeit des Informationsministeriums in 
Kriegszeiten - eng miteinander verbunden sind. Fur jede Planung ist es wichtig, daB der 
Ubergang von den friedensmaBigen Umstanden auf die kriegsmaBigen so glatt und 
wirkungsvoll wie moglich vor sich geht. Fur den Fall eines Krieges wiirde meines Erachtens 
das Informationsministerium zum Zentrum der Information werden und die Tatigkeit des 
AuBenamts auf diesem Gebiet ubernehmen. Unter solchen Umstanden ist es wesentlich, daB 
in Friedenszeiten eine moglichst enge Verbindung zwischen den beiden Tatigkeiten besteht. 
Deshalb haben wir denselben Beamten dazu bestimmt, in Friedenszeiten als Sekretar und 
leitender Beamter in der Propagandaabteilung und in Kriegszeiten als Generalsekretar des 
Informationsministeriums tatig zu sein. 

Weiterhin glaube ich, daB die ehrenwerten Mitglieder des Hauses erkennen werden, daB es, 
obgleich diese enge Verbundenheit zwischen den beiden Tatigkeiten besteht, trotzdem zwei 
scharfe Unterschiede zwischen der Tatigkeit des AuBenamts in Friedenszeiten und der 
Tatigkeit des Schatten-Informationsministeriums in Kriegszeiten gibt. Der erste groBe 
Unterschied besteht darin, daB das AuBenamt in Wirklichkeit jetzt in Friedenszeiten tatig ist, 



wahrend 12441 uberhaupt keine Absicht besteht, das Informationsministerium in Friedenszeiten 
tatig sein zu lassen 

Der zweite Unterschied zwischen diesen friedensmaBigen und kriegsmaBigen Tatigkeiten 
besteht darin, daB die friedensmaBige Tatigkeit in der Hauptsache flir die Auslandsfront 
bestimmt ist; sie befaBt sich uberhaupt nicht mit der Heimatfront, wahrend, wenn man die 
wahrend des Weltkrieges gemachten Erfahrungen heranzieht, der groBere Teil der Tatigkeit 
des damaligen Informationsministeriums sich an der Heimatsfront abspielte. Da in 
Friedenszeiten die ausschlieBliche Tatigkeit eines Informationsministeriums an der 
Auslandsfront vor sich geht, ist es offensichtlich, daB der Staatssekretar flir Auswartige 
Angelegenheiten der flir solche Tatigkeit ausschlieBlich verantwortliche Minister sein muB. ... 

Gestatten Sie mir, nach diesen allgemeinen Bemerkungen zur eigentlichen Vorlage 
liberzugeben. Ich will damit beginnen, daB ich wiederhole, welches unsere Ziele sind. Sie 
bestehen darin, britische Kultur im Auslande zu verbreiten und den britischen Standpunkt 
dem Auslande zu erlautern. Angesichts der massenweisen Verdrehung von Tatsachen, mit 
denen die Welt uberschwemmt worden ist, sind beide Notwendigkeiten hochst dringlicher 
Art. Ich wiinschte, daB flir irgendwelche amtliche Propaganda nirgends in der Welt eine 
Notwendigkeit bestanden hatte. Ich erwarte immer noch, lange genug zu leben, um das Ende 
dieses fragwiirdigen Uberbleibsels der Kriegsjahre zu erleben; so lange aber noch 
gewissenlose Behauptungen liber unsere Politik und unseren allgemeinen Standpunkt 
verbreitet werden, ist es leider unvermeidlich, daB wir eine Organisation haben, die in der 
Lage ist, ihnen erfolgreich entgegenzutreten. Es ist auch wichtig, wie es mir scheint, der Welt 
das zu erklaren, was meines Erachtens der groBte Versuch auf dem Gebiete der 
verfassungsrechtlichen Entwicklung ist, den die Welt je erlebt hat, namlich den britischen 
Staatenbund freier Nationen. 

SchlieBlich ist es auch notwendig, der Welt ein zutreffendes Bild liber die Leistungen zu 
geben, die wir heute tatsachlich vollbringen. Ich behaupte, daB es eine hochst bemerkenswerte 
Tatsache ist, daB wir hier in letzter Zeit, als Ergebnis einer die ganze Nation umfassenden 
Anstrengung, Schritt flir Schritt mit unserem groBen Wiederaufrlistungsprogramm 
vorgegangen sind, gleichzeitig aber unseren sozialen Fortschritt nicht vernachlassigt haben; 
noch haben wir - abgesehen von dem hochst seltenen Fall des Terroristen-Notstands - auf 
irgendeine unserer personlichen Freiheiten zu verzichten brauchen. Das bedeutet eine 
wundervolle Leistung. Es ist eine Leistung, die wir der Welt bestimmt, leidenschaftslos und 
ohne Ubertreibung schildern mlissen. Dies sind unsere Ziele, und ich bitte den AusschuB, die 
genauen Einzelheiten der Arbeit, die getan wird, um diese Ziele zu erreichen, einer Prlifung 
zu unterziehen. 

Ich beginne mit dem Auswartigen Amt. Der erste Betrag, um dessen Bewilligung wir heute 
ersuchen, ist ein solcher von £ 10.000 zur Erweiterung des Personals der Propagandaabteilung 
des AuBenamtes. Das ist ein Erfordernis, dessen Erflillung von groBter Wichtigkeit ist. Die 
Propagandaabteilung des AuBenamtes ist in den letzten Monaten stark liberarbeitet gewesen. 
Ich weiB, daB an ihr von Zeit zu Zeit Kritik gelibt worden ist, und ich mochte diese 
Gelegenheit benutzen, der von dieser Abteilung in der Vergangenheit mit einem 
ungeniigenden Personal und unter groBten Schwierigkeiten geleisteten Arbeit meine 
Anerkennung zu zollen. Diese Personalvermehrung wird es ermoglichen, die Tatigkeit der 
Abteilung zu erweitern und zu verbessern. Ferner ist ein Betrag von £ 100.000 vorgesehen flir 
publizistische Tatigkeit verschiedener Art: Vorbereitung von Druckschriften, Filmen, 
Organisation von Auslands- r245i besuchen in unserem Lande und von britischen Besuchen im 
Auslande, die beide flir eine Erweiterung der Kenntnis des britischen Standpunktes von 



groBer Wichtigkeit sind, und Vorbereitung von Ausstellungen. Ebenso werden 
Vorbereitungen flir die Tatigkeit von Rednern und fur erweiterte Rundfunksendung getroffen. 

Weiter ist dann ein Betrag von £ 150.000 flir den "British Council" vorgesehen. Jedes 
ehrenwerte Mitglied des Hauses wird den Wert der vom "British Council" geleisteten Arbeit 
zu schatzen wissen, dessen riihriger und energischer Vorsitzender wahrend der letzten 12 oder 
18 Monate Lord Lloyd gewesen ist. Der "British Council" ist in der Tat derart erfolgreich 
gewesen, daB seine Tatigkeit erweitert werden muB. Der Zweck aller dieser Tatigkeiten ist, 
wie ich bereits sagte, dem Ausland ein Bild von unserem Lande zu geben, das verstandlich, 
uberzeugend und endgultig ist, damit die Welt erfahrt, daB es einen besonderen britischen 
Standpunkt gibt, der der ganzen Welt erklart werden muB. 

SchlieBlich mochte ich mich den Bewilligungen fur das Informationsministerium zuwenden 
und dem AusschuB mit ein oder zwei Satzen erklaren, warum wir heute schon Geld flir eine 
Organisation benotigen, die nur in Kriegszeiten in Tatigkeit treten wird. Zunachst einmal 
benotigen wir Personal zur Vorbereitung dieses Ministeriums. Ich mochte die ehrenwerten 
Mitglieder des Hauses bitten, einmal die Geschichte des Informationsministeriums im 
Weltkriege zu uberblicken; Sie werden sich dann entsinnen, daB es sich zu einer groBen, 
umfassenden Organisation entwickelte, das ein weites Tatigkeitsgebiet hatte und mit 
Aufgaben der verschiedensten Art beschaftigt war. Fur mich ist es offensichtlich, daB im Falle 
eines groBeren Krieges eine Organisation ganz ahnlicher Art erforderlich sein wiirde, eine 
Organisation mit groBem Arbeitsgebiet und mit zahlreichem, nach jeder Richtung hin 
genugendem Personal. Wenn das zutrifft, dann liegt es auf der Hand, daB ein Ministerium in 
Kriegszeiten eine ganz erhebliche und auBerst sorgfaltige Vorbereitung erfordert; und deshalb 
haben wir in den letzten Monaten eine Anzahl Beamter ausschlieBlich mit der Vorbereitung 
dieser Arbeiten beschaftigt. Wir werden sogar noch weitere Beamten benotigen, bis unsere 
Plane fertiggestellt sind. Diese Beamten sind voll beschaftigte Beamte, die uns von anderen 
Ministerien flir diese Arbeiten uberlassen wurden. 

Zweitens ist es von groBter Wichtigkeit, daB wir zahlreiche Verbindungen mit anderen 
Kreisen herstellen, um sicherzustellen, daB wir, wenn der Notfall eintreten sollte, in der Lage 
sind, uns die Hilfe von Mannern und Frauen der verschiedensten Auffassungen zu sichern, 
darunter Propagandisten verschiedener Art, mit deren Hilfe wir das Informationsministerium 
schaffen konnten, wie es sowohl flir die AuBen- als auch flir die Heimatfront benotigt werden 
wiirde. Wahrend der letzten Monate haben wir zahlreiche Verbindungen mit anderen Kreisen 
hergestellt und auch eine Anzahl Sachverstandiger zur Anstellung besonderer Erhebungen 
verpflichtet. So haben wir beispielsweise eine Anzahl Sachverstandiger, welche die 
notwendigen, eingehenden Vorbereitungen flir die Herstellung von Beziehungen mit 
auslandischen Kreisen treffen, und, was die Heimatfront anbetrifft, haben wir die 
Flihlungnahme mit den Vertretern der hauptsachlichen Publikationsmittel, beispielsweise mit 
der Presse, aufgenommen. Ich selbst habe in standiger Flihlung mit Vertretern der Presse 
gestanden, und diese haben aus eigener Anregung eine Verbindungsstelle geschaffen, die mit 
mir und anderen Ministerien liber eine Anzahl technischer Fragen, beispielsweise liber 
Zeitungspapier im Kriege, liber Vertrieb und liber Arbeiterfragen, verhandelt hat. Ich glaube 
berechtigt zu sein, r246i den ehrenwerten Mitgliedern des Hauses mitzuteilen, daB wir bei 
unseren Besprechungen groBe Fortschritte erzielt haben, und wir haben nunmehr, allgemein 
gesprochen, eine Grundlage flir ein Ubereinkommen erzielt, so daB, falls der Notfall eintreten 
sollte, die Organisation auf dem Gebiet in der Lage sein wiirde, schnell und wirksam zu 
arbeiten. 



Sir Richard Acland: Die Anwendung des Ausdrucks "Notfall" wird bei dieser Debatte von 
dem Minister in der Bedeutung "Krieg" angewandt. Es ware aber auch ein Unterschied 
zwischen einem Notfall in Friedenszeiten und dem Kriege. 

Sir S. Hoare: Ich meine den tatsachlichen Krieg. Es handelt sich urn eine Kriegsorganisation, 
die als eine formelle Behorde durch Kriegsgesetzgebung errichtet werden muB, die 
wahrscheinlich in den ersten Tagen eines Krieges angenommen werden wiirde. 

Ich komme auf die Frage der Schaffung von Beziehungen zuriick. Ich habe als Beispiel die 
Presse erwahnt. Mit den Vertretern der Presse habe ich eine Reihe von Besprechungen iiber 
die wichtige Frage der Pressezensur in Kriegszeiten gehabt und den Standpunkt vertreten, daB 
wir bei alien diesen Vorbereitungen die Erfahrungen, die das Informationsministerium in der 
Zeit von 1914 bis 1918 gemacht hat, voll und ganz berucksichtigen sollten. In der Tat erhalte 
ich von dem Herrn, der zu jener Zeit Sekretar dieses Ministeriums war, hochst wertvollen 
Beistand. Mir scheint es, als ob eine der Lehren, die wir ziehen sollten, darin besteht, daB eine 
von dem Ministerium getrennte Pressezensur, die von irgendeiner isolierten AuBenstelle aus 
arbeiten wiirde, mit Gefahr verbunden ist. Es erscheint mir daher weit besser, daB, wenn es 
eine Pressezensur geben muB, was ganz offensichtlich erforderlich ist, diese Pressezensur als 
Teil des Informationsministeriums arbeitet und nach dem Grundsatz der Zusammenarbeit 
zwischen der Presse und der Zensurabteilung des Informationsministeriums tatig ist. In 
diesem Sinne arbeiten wir mit der Presse einen Plan flir Zusammenarbeit aus, und wir haben 
bereits hinsichtlich der Erzielung eines Ubereinkommens in dieser Angelegenheit groBe 
Fortschritte gemacht. Dieser Plan soil die letzte Sicherheitskontrolle in den Handen des 
Informationsministers belassen, der Presse jedoch eine genau festgelegte Verantwortlichkeit 
auferlegen und ihr soweit wie moglich erhebliche Bewegungsfreiheit bei der Behandlung von 
Presseangelegenheiten lassen, so daB die vorgesehene Zusammenarbeit nur in Notfallen oder 
einer einzelnen Zeitung gegeniiber wirksam werden wiirde, die mit dieser Bewegungsfreiheit 
MiBbrauch treiben sollte. 

Was flir andere Publizitatsmittel gilt, das gilt auch flir den Film. Wir haben zahlreiche 
Verbindungen mit den Vertretern der Filmwelt aufgenommen. Ich mochte mich heute nicht 
im einzelnen damit befassen, welcher Art die von uns getroffenen Vorbereitungen sind; ich 
kann aber den ehrenwerten Mitgliedern des Hauses mitteilen, daB diese Vorbereitungen weit 
genug vorgeschritten sind, um die Belieferung mit solchen Filmen sicherzustellen, wie sie in 
Kriegszeiten gebraucht werden. Ein drittes Publizitatsmittel ist der Rundfunk. Die Regierung 
plant nicht die Ubernahme der Britischen Rundfunkgesellschaften in Kriegszeiten. Im groBen 
und ganzen wiirde es aber klug sein, den Rundfunk genau so zu behandeln wie die anderen 
Publizitatsmittel, namlich die Presse und den Film, und es der britischen 
Rundfunkgesellschaft zu erlauben, ihren Betrieb ruhig fortzusetzen; in Kriegszeiten kann dies 
aber naturlich nur in sehr enger Verbindung zwischen dem Informationsministerium und der 
Rundfunkgesellschaft geschehen, unter Beriicksichtigung klar umgrenzter Vorschriften 
dariiber, in welcher Weise die Tatigkeit durchgefuhrt werden soil 



Atiinetrtumgeii: 



149 Am 13. Dezember 1938 hatte der Britische Premierminister Chamberlain in einer Rede vor 
der Vereinigung auslandischer Journalisten in London erklart, die Beziehungen Englands zu 
Frankreich seien so eng, daB sie iiber bloBe vertragliche Verpflichtungen hinausgingen, da sie 
auf einer Identitat der Interessen beruhten. ... zuruck. .. 

150 Gemeint ist wohl die Unterhauserklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 
vom 6. Februar 1939; vgl. Nr. 267 . ...zuruck... 



151 



Vgl. Nr. 246 . ...zuruck... 

Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

B. Die Britische Haltung zur Tschechischen Frage 
(November 1938 bis April 1939) 

Nr. 255 

Aus der Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 1. November 1938 

(Ubersetzung) 

Wie bereits der Herr Staatssekretar fur Auswartige Angelegenheiten ausgefuhrt hat, 

erleben wir augenblicklich die Neufestsetzung von Grenzen, die der Vertrag von Versailles 
gezogen hatte. Ich weiB nicht, ob die Manner, die fur diese Grenzen verantwortlich waren, 
gedacht haben, sie wiirden dauernd so bleiben, wie sie festgelegt worden waren. Ich zweifle 
stark daran. Wahrscheinlich werden sie angenommen haben, daB die Grenzen von Zeit zu Zeit 
neu geregelt werden muBten. Man kann sich unmoglich vorstellen, daB jene Manner solche 
Ubermenschen gewesen sein sollten, daB sie hatten wissen konnen, welche Grenzen flir alle 
Zeiten richtig sein wiirden. Es handelt sich nicht darum, ob jene Grenzen von Zeit zu Zeit neu 
geregelt werden sollten, sondern ob sie im Wege der Verhandlung und Erorterung neu 
geregelt werden sollten oder durch Krieg. Die Neuregelung schreitet fort, und flir die 
ungarische Grenze ist der Schiedsspruch Deutschlands und Italiens von der Tschecho- 
Slowakei und von Ungarn als endgultige Festlegung der Grenze zwischen diesen beiden 
Landern angenommen worden. Uber die Tschecho-Slowakei habe ich wohl genug gesagt 



Nr. 256 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 3. November 1938 

Als die Regierung Chamberlains im Oktober d. J. (3. bis 6.) das Miinchener Abkommen vor 
dem Unterhaus vertrat, spielte die Frage der Garantie der Rest-Tschecho-Slowakei eine 
wesentliche Rolle. Schon in den vorangegangenen Tagen war diese Frage, wie erinnerlich 
sein wird, in der Offentlichkeit lebhaft erortert worden. Sie erschien zu jenem Zeitpunkt 



besonders vordringlich. Die Garantie sollte die Tschecho-Slowakei fur die territorialen 
EinbuBen und fur die sich hieraus ergebende Verschlechterang ihrer 
Verteidigungsmoglichkeiten gewissermaBen entschadigen. 

Der Inhalt der von England und Frankreich iibernommenen Garantie ergibt sich aus den 
englisch-franzosischen Vorschlagen vom 19. September und aus dem Anhang zum 
Mlinchener Abkommen vom 29. September. Es ist eine Garantie der neuen tschechischen 
Grenzen gegen einen unprovozierten Angriff mit dem Ziel der Sicherung der tschechischen 
Unabhangigkeit. 



12481 Zu dem Charakter dieser zunachst provisorischen Garantie, die England und Frankreich in 
Munchen ubernommen haben, nahm Sir Thomas Inskip im Unterhaus am 4. Oktober Stellung. 
Die Britische Regierung halte sich an ihre Garantieerklarung auch bei derzeitigem Fehlen 
eines formellen Vertrages moralisch gebunden. Im Falle eines unprovozierten Angriffs auf die 
Tschechoslowakei halte sie sich flir verpflichtet, alle in ihrer Macht stehenden Schritte zur 
Wahrung der tschechischen Integritat zu ergreifen. Mit anderen Worten, die Britische 
Regierung war jetzt lediglich bereit, flir die Unabhangigkeit der Tschecho-Slowakei und 
gegen einen unprovozierten Angriff auf dieses Land einzutreten. 

In der Unterhaus sitzung vom 1. November wurde die Garantiefrage erneut angeschnitten. 
Chamberlain hat sie mit Zuriickhaltung behandelt. Zu dem Inhalt der bisherigen 
provisorischen Garantie sagte er nochmals, daB sie sich auf einen unprovozierten Angriff 
beziehe. Sie bedeute aber keine "Kristallisation der Grenze". Was eine zukiinftige endgultige 
Garantie anlange, so konne sie erst geregelt werden, wenn das Gesamtproblem der 
Minderheiten in der Tschecho-Slowakei geklart sei. Das urspriingliche, britische Angebot 
habe sich auf eine Beteiligung an einer internationalen Garantie bezogen. Er konne aber nicht 
angeben, wie die Bedingungen dieser Garantie lauten wiirden und wer in sie eintreten werde. 
Im ubrigen bezog sich der Premierminister auf die obenerwahnte Erklarung Inskips vom 4. 
Oktober. 

Es ist bemerkenswert, daB sich Chamberlain enthalten hat, irgendwelche Ideen liber den 
Charakter einer endgultigen Garantie zu entwickeln und daB er lediglich von einem britischen 
"Angebot" sprach, ohne diese Garantie als ein Ziel der britischen AuBenpolitik hinzustellen. 
Weiter ist interessant, daB er - was den derzeitigen Stand anlangt - lediglich auf den Fall des 
unprovozierten Angriffs hinweist, nicht aber von einer Garantie der Grenzen im Sinne einer 
Garantie des Staatsgebiets spricht. 

von Dirksen 



Nr. 257 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 14. Marz 1939 

(Ubersetzung) 

Mr. Attlee: Sind nicht offensichtlich Einfliisse am Werk, um die Slowakei von der ubrigen 
Tschecho-Slowakei zu trennen, und ist die Regierung nicht durch ihre Garantie auf Grand des 



Munchener Abkommens verpflichtet, eingehendes Interesse an allem zu nehmen, was die 
Integritat des tschecho-slowakischen Reststaates betrifft? 

Der Premierminister: Ohne genau informiert zu sein, mochte ich mien zu dem ersten Punkt, 
den der Herr Abgeordnete zur Sprache gebracht hat, nicht auBern. Wenn seine Annahme auf 
Wahrheit beruht, so wiirde darin kein Grand liegen, die Garantie zur Auswirkung zu bringen. 

Mr. Attlee: Will der Premierminister sagen, daB die Regierung lediglich auf em fait accompli 
wartet, und hat die Regierung irgendwelche Schritte [2421 getan, um Konsultationen mit den 
Vertretern der Tschecho-Slowakischen Regierung oder mit der Franzosischen Regierung oder 
anderen Garanten aufzunehmen angesichts des Umstandes, daB Geruchte und Andeutungen 
liber ein mogliches Auseinanderfallen der von GroBbritannien garantierten Tschechoslowakei 
im Umlauf sind, die man wohl kaum vollig unbeachtet lassen kann? 

Der Premierminister: Ich weiB nicht recht, was der Herr Abgeordnete meint, das wir tun 
sollen. Ich mochte ihn daran erinnern, daB die erwahnte Garantie sich gegen unprovozierte 
Angriffe auf die Tschecho-Slowakei richtet. Ein solcher Angriff hat bisher nicht 
stattgefunden. 



Nr. 258 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in London 

Telegramm 

Berlin, den 15. Marz 1939 

Britischer Botschafter besuchte Dienstag vormittag Staatssekretar, um sich nach unserer 
Auffassung iiber Stand tschecho-slowakischer Fragen zu erkundigen. Henderson auBerte, er 
wolle weder Demarche machen, noch Eindrack Einmischung seiner Regierung in diese Sache 
erwecken. Vorwiegendes deutsches Interesse in Tschecho-Slowakei stehe fest. Auch 
englische Presse habe groBte Zuruckhaltung gezeigt. Fatal ware dagegen, wenn 
bevorstehender Besuch politischen Handelsministers Stanley (der inzwischen heute abgesagt 
worden ist) mit gewaltsamem Vorgehen des Reichs gegen Tschechei zusammenfiele. 

Staatssekretar hat dem Botschafter unsere Klagen iiber Vorgange in Tschecho-Slowakei 
auseinandergesetzt und ihm klargemacht, daB in Slowakei Regierung Tiso einzig rechtmaBige 
sei. Auf Befragen zugab Staatssekretar, daB Tiso vermutlich Selbstandigkeitserklarang der 
Slowakei plane. Deutsche Vorstellungen in Prag seien bisher nicht ergangen, doch hatten wir 
dringendst das Bedurfnis, Ordnung in diesem Gebiet Mitteleuropas entstehen zu sehen. Auf 
Frage Hendersons, ob wir Zerschlagung oder Aufrechterhaltung Tschecho-Slowakei 
wiinschen, antwortete Staatssekretar, wir hatten nur Interesse an Ordnung. Henderson 
befiirwortete weiter unmittelbare deutsch-tschechische Fuhlungnahme, wobei Staatssekretar 
erwiderte, auch uns liege daran, legitime deutsche Anspriiche auf anstandige Weise 
durchzusetzen. Auf Erwahnung Munchener Abkommens durch Henderson bemerkte 
Staatssekretar, Munchener Abkommen habe Aufrechterhaltung Friedens bezweckt und 
erreicht und liege im ubrigen weit hinter uns. Henderson schloB mit Wiederholung 
Anerkennung vorwiegend deutschen Interesses im tschechischen Raume. 



Woermann 



T2501 

Nr. 259 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 16. Marz 1939 

In der Unterhaussitzung worn 15. Marz gab der Premierminister zunachst einen kurzen 
sachlichen Uberblick liber die Entwicklung in der Tschecho-Slowakei seit dem 10. Marz d. J., 
wie sie sich ihm auf Grand der ihm zur Verfiigung stehenden Berichte darstellte. 

Er zitierte dann die Bemerkung Sir Thomas Inskips im Unterhaus am 4. Oktober v. J. zur 
Garantiefrage m und fuhr fort: 

"So lagen die Dinge bis gestern, und ich darf sagen, daB die Regierung Seiner Majestat sich in 
letzter Zeit bemiiht hat, mit den anderen in Miinchen vertretenen Regierungen zu einer 
Einigung iiber den Umfang und die Bedingungen einer solchen Garantie zu gelangen, aber 
bisher ist es uns nicht moglich gewesen, eine solche Einigung zu erzielen. Unserer Ansicht 
nach hat sich die Lage von Grand aus geandert, seit der slowakische Landtag die 
Unabhangigkeit der Slowakei erklart hat. Diese Erklarang hatte die Wirkung, daB der Staat, 
dessen Grenzen wir zu garantieren beabsichtigten, von innen her zerbrach und so sein Ende 
fand, und demgemaB hat die Sachlage, die der Herr Staatssekretar fiir die Dominien 
geschildert hat und die wir schon immer als nur voriibergehend ansahen, nun aufgehort zu 
bestehen, und Seiner Majestat Regierung kann sich infolgedessen nicht mehr langer an diese 
Verpflichtung gebunden halten. 

In einer Rede, die ich am 30. Januar d. J. in Birmingham hielt, habe ich ausgefuhrt, daB wir 
unsere Ziele und unsere Haltung, d. h. unsere Entschlossenheit, uns um den Frieden zu 
bemuhen, klar darlegen sollten. Ich fiigte hinzu, daB ich es nun fiir an der Zeit hielte, daB auch 
andere ihren Beitrag zu einem Ergebnis leisteten, das auch iiber die unmittelbar Betroffenen 
hinaus fiir viele Menschen eine unendliche Wohltat sein wiirde. Es ist deshalb nur naturlich, 
daB ich das, was jetzt geschehen ist, tief bedauere. Aber wir wollen uns dadurch nicht von 
unserem Wege abbringen lassen. Wir wollen dessen eingedenk sein, daB die Wiinsche aller 
Volker der Erde sich auch jetzt noch auf die Friedenshoffnungen und auf die Wiederkehr 
einer Atmosphare der Verstandigung und des guten Willens richten, die so oft gestort worden 
ist. Das Ziel, das unsere Regierung sich jetzt steckt, ist das gleiche wie immer, namlich diesen 
Wunsch zu fordern und bei der Regelung von Streitigkeiten die Methode der Besprechungen 
an die Stelle der Gewalt zu setzen. Wenn wir auch vielleicht gelegentlich Riickschlage und 
Enttauschungen erleben werden, so ist das Ziel, das uns vorschwebt, doch von zu groBer 
Bedeutung fiir das Gliick der Menschheit, als daB wir es leichthin aufgeben oder 
beiseiteschieben konnten." 

Im Auftrag 

von Selzam 



12511 

Nr. 260 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 15. Marz 1939 

Ich habe heute nachmittag Lord Halifax den Wortlaut des Abkommens m iibergeben und die 
vorgeschriebenen Bemerkungen gemacht. 

Im AnschluB hieran hinwies ich auf die unhaltbaren Zustande, die sich in der Tschechei in 
letzter Zeit durch Deutschenverfolgungen und allgemeine Gesetzlosigkeit entwickelt hatten. 
Ich darlegte ferner, daB die deutsch-tschechischen Beziehungen sich in letztem Monat wegen 
unloyaler und widersetzlicher Haltung uberwiegender Mehrzahl der tschechischen Burokratie 
immer mehr zugespitzt hatten. Als daher der Konflikt Prag mit der Slowakei in vergangener 
Woche ausgebrochen sei, ware Ruckwirkung auf die deutsche Bevolkerung in der Tschechei 
selbst unvermeidlich gewesen. 

Halifax gab seinem Bedauern Ausdruck, daB die Ereignisse der letzten Tage neue Unruhe und 
Erschutterungen verursacht und den beginnenden ProzeB einer allgemeinen Beruhigung 
unterbrochen hatten. Nunmehr entstehe erneut die UngewiBheit liber unsere Absichten. Es sei 
jetzt auch vorlaufig nicht moglich, den Besuch des Handelsministers Stanley in Berlin 
durchzufuhren und zu einer Regelung allgemeinwirtschaftlicher Fragen zu kommen, die so 
vielversprechend in Angriff genommen worden seien. In den deutsch-englischen Beziehungen 
seien die Uhren erheblich zuriickgestellt worden. 

Ich erwiderte dem Minister des AuBeren, daB die Ereignisse der letzten Tage letzten Endes 
lediglich die unvermeidliche Folge der Schaffung des unmoglichen Staatengebildes der 
Tschechoslowakei durch die Machte von Versailles seien. Die in Munchen versuchte Losung 
sei durch das verfassungswidrige Vorgehen der Regierung in Prag gegen die Slowakei in 
Frage gestellt worden. Der Verlauf des Konflikts mit der Slowakei, die 
Deutschenverfolgungen und die eintretenden anarchistischen Zustande in der Tschechei 
hatten sodann zu dem schnellen Ablauf der Ereignisse gefuhrt. Auf Grand der Verhandlung 
des Fuhrers mit dem Staatsprasidenten Hacha sei dann die der Britischen Regierung jetzt 
mitgeteilte vertragliche Regelung getroffen worden. r252i Jedenfalls bestehe kein 
Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und den deutsch-englischen 
Wirtschaftsbeziehungen. Es sei merkwurdig, daB bei jeder Aktion Deutschlands ein 
allgemeiner Entrustungssturm sich erhebe, wahrend seinerzeit bei der Besetzung Frankfurts 
und Dusseldorfs, mitten im tiefsten Frieden, keine Stimme laut geworden sei. Halifax stellte 
dann noch einige allgemeine Fragen nach der weiteren Gestaltung der staatsrechtlichen 
Verhaltnisse, die ich, soweit moglich, beantwortete. 

Dirksen 



Nr. 261 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 17. Marz 1939 

Wahrend die heutige Presse ihren Ton gegenliber Deutschland nicht verscharft, ist in 
amtlichen und parlamentarischen Kreisen eine Versteifung gegenliber gestern eingetreten. 
Diese bekundet sich in Beratungen iiber Berufung Botschafters Henderson zur 
Berichterstattung nach London, ferner in der Erorterung iiber die Einfiihrung der allgemeinen 
Wehrpflicht und iiber Bildung Konzentrationskabinetts. Chamberlains Haltung, der sich 
bisher Zurlickhaltung auferlegt hat, wird durch heutige Rede in Birmingham— weiter geklart 
werden. Seine bisherige MaBigung wird innerhalb eigener Partei stark angegriffen, und seine 
Stellung scheint in den letzten Tagen gelitten zu haben. Die Meinungsverschiedenheit 
zwischen Chamberlain und Halifax, die schon bisher gelegentlich hervorgetreten, wird immer 
offenbarer, wobei letzterer fur scharfere Haltung eintritt. 

Dirksen 



Nr. 262 
Amtliche Deutsche Mitteilung, 18. Marz 1939 

Der Englische und Franzosische Botschafter haben aus AnlaB der Aktion, die von 
Deutschland zur Herstellung von Ruhe und Ordnung in Bohmen und Mahren und damit zur 
Befriedung Mitteleuropas durchgefiihrt worden ist, eine Demarche im Auswartigen Amt 
gemacht, um gegen eine angebliche UnrechtmaBigkeit des deutschen Vorgehens zu 
protestieren. Wie verlautet, ist den beiden Diplomaten von amtlicher Seite mitgeteilt worden, 
daB die Reichsregierung nicht in der Lage sei, solche Proteste entgegenzunehmen, da dies 
jeder politischen, rechtlichen und moralischen Grundlage entbehre. 



12531 

Nr. 263 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 18. Marz 1939 

Die Entwicklung und der gegenwartige Stand der politischen Krise, die sich in den deutsch- 
englischen Beziehungen durch den Ablauf der Ereignisse in der bisherigen Tschecho- 
Slowakei entwickelt hat, lassen sich folgendermaBen zusammenfassen: 

Entsprechend der Haltung der Regierung schrieb auch die Presse am ersten Tage meist noch 
zuriickhaltend und unbeteiligt; nur die traditionell antideutschen Blatter setzen mit ihrer 
Hetzkampagne ein. 



Von Mittwoch, dem 15. Marz, ab versteifte sich die Stimmung zusehends. Die scharfere 
Richtung innerhalb des Kabinetts, insbesondere der ganz dem EinfluB des Foreign Office 
unterlegene Lord Halifax, setzte sich durch. 

Vor allem aber wurde es den Anhangern wie den Feinden Chamberlains klar, daB die Stellung 
des Ministerprasidenten selbst schwer in Mitleidenschaft gezogen war. Er gait als der 
Vertreter der Politik von Munchen, als Anhanger des Ausgleichs mit Deutschland auf Grund 
vertrauensvoller Aussprache. Er hatte wenige Tage vorher vor der Presse optimistische 
Erklarungen liber die Beruhigung der Weltlage und die Besserung der Wirtschaftskonjunktur 
abgegeben. In der Offentlichkeit waren an den geplanten Besuch Stanley's in Berlin 
weitgehende Hoffnungen gekniipft worden. 



Dieses Gebaude war jetzt - so meinte man - eingesturzt. Die Erklarung Chamberlains im 
Unterhaus— wurde als schwachlich kritisiert. Seine Gegner erhoben ihr Haupt aufs neue. So 
kam die scharfe Rede von Birmingham— zustande. 



Welche praktischen Folgerungen die Englische Regierung aus den Ereignissen in der 
Tschechei Deutschland gegeniiber ziehen wird, steht noch nicht fest. Die Erorterung dariiber 
im Rahmen des Kabinetts und im Benehmen mit befreundeten Regierungen ist in vollem 
Gange. Die Gegensatze zwischen der gemaBigten und der radikalen Richtung werden 
deutlicher. Die Stimmung im Lande wird von den Abgeordneten durch Reisen iiber das 
Wochenende in ihre Wahlkreise erforscht. Die Meinungsbildung ist noch flieBend, ohne zu 
festen Entschlussen erstarrt zu sein. Folgende Tatsachen und Erwagungen mogen gewisse 
Anhaltspunkte iiber die zu erwartende Einstellung der Englischen Regierung geben: 

Die Stellung Chamberlains hat sich durch seine Rede in Birmingham gefestigt, wenn auch die 
Eden-Churchill-Opposition, die jetzt Loyalitat markiert, erheblich an EinfluB gewonnen hat. 

Da man in England ein Scheitern der Methode freundschaftlicher Verhandlung feststellen zu 
konnen glaubt, wird man jetzt Deutschland durch scharfes Auftreten, Errichten von 
Hindernissen, Ablehnen jeden Entgegenkommens - etwa auf wirtschaftlichem Gebiet - "zur 
Vernunft zu bringen" versuchen. 

Eine gesteigerte internationale Tatigkeit in dieser Beziehung zeigt sich schon jetzt durch die 
Fuhlungnahme mit Frankreich, den Vereinigten Staaten, der 12541 Sowjet-Union, den 
Balkanstaaten. Es laBt sich noch nicht ubersehen, ob diese Besprechungen die Schaffung einer 
neuen, festen Koalition gegen Deutschland zum Ziel haben oder nur die Vereinbarung von 
MaBnahmen im Falle weiterer VorstoBe Deutschlands gegen andere Staaten, wie z. B. 
Rumanien oder Polen. 

von Dirksen 



Nr. 264 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 24. Marz 1939 



In der Unterhaussitzung vom 23. Marz stellte der Abgeordnete Henderson die Anfrage an den 
Premierminister, welche Vorstellungen der Britische Botschafter in Berlin im Namen der 
Regierung Seiner Majestat bei der Deutschen Regierung erhoben habe anlaBlich des 
Umstandes, daB die Deutsche Regierung es unterlassen habe, hinsichtlich der jungsten 
Entwicklung in bezug auf die Tschechoslowakei eine Konsultation mit der Regierung Seiner 
Majestat vorzunehmen, wie Herr Hitler es in der am 29. September 1938 in Munchen 
unterzeichneten englisch-deutschen Erklarung— versprochen habe? 

Der Parlamentarische Unterstaatssekretar fur Auswartige Angelegenheiten, Butler, antwortete 
wie folgt: "Meines Wissens enthielt das erwahnte Communique keine derartige Erklarung. 
Der zweite Teil der Frage erledigt sich damit." 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 265 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 24. Marz 1939 

Im AnschluB an Bericht vom 24. Marz und unter Bezugnahme auf Unterhauserklarung 
Butlers.— 

Antwort Butlers auf Anfrage Hendersons kann nur dahingehend ausgelegt werden, daB 
Britische Regierung den Standpunkt einnimmt, das deutsche Vorgehen in 
tschechoslowakischer Frage darstelle keinen VerstoB gegen Konsultationsabrede der deutsch- 
englischen Erklarung vom 29. September 1938. 

Kordt 



12551 

Nr. 266 
Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 28. April 1939 

Auszug 

Ich habe seit dem Tag, da ich mich dem politischen Leben zuwandte, keinen anderen 

Gedanken gelebt, als den der Wiedererringung der Freiheit der deutschen Nation, der 
Aufrichtung der Kraft und Starke unseres Reiches, der Uberwindung der Zersplitterung 
unseres Volkes im Innern, der Beseitigung der Trennung nach auBen und seiner Sicherung in 
bezug auf die Erhaltung seines wirtschaftlich und politisch unabhangigen Lebens. Ich habe 
nur wiederherstellen wollen, was andere einst mit Gewalt zerbrochen hatten, wollte nur 
wiedergutmachen, was satanische Bosheit oder menschliche Unvernunft zerstorten oder 



verdarben. Ich habe daher auch keinen Schritt vollzogen, der fremde Rechte verletzte, sondern 
nur das vor 20 Jahren verletzte Recht wiederhergestellt. 

Im Rahmen des heutigen GroBdeutschen Reiches befindet sich kein Gebiet, das nicht seit 
altesten Zeiten zu ihm gehort hat, mit ihm verbunden war oder seiner Souveranitat unterstand. 
Langst, ehe ein amerikanischer Kontinent von WeiBen entdeckt oder gar besiedelt wurde, hat 
dieses Reich bestanden nicht nur in seiner heutigen GroBe, sondern um viele seitdem 
verlorene Gebiete und Provinzen dariiber hinaus. 

Ich habe, meine Abgeordneten, Manner des Reichstages, nie einen Zweifel dariiber 

gelassen, daB es an sich in Europa kaum moglich ist, jemals eine allseitig befriedigende 
Ubereinstimmung staatlicher und volklicher Grenzen zu finden. Die im Laufe der letzten 
Jahrhunderte allmahlich zum Stillstand gekommene volkliche Wanderung einerseits und die 
Bildung groBer Gemeinwesen andererseits schuf auf diesem Gebiete einen Zustand, der nach 
der einen oder anderen Seite hin von dem Betroffenen fast stets als unbefriedigend empfunden 
werden wird. Allein gerade die Art des allmahlichen Ausklingens dieser volklichen und 
staatlichen Formungen lieB im vergangenen Jahrhundert flir viele die Hoffnung als berechtigt 
erscheinen, daB am Ende zwischen der Respektierung des nationalen Eigenlebens der 
europaischen Volker und der Anerkennung gewordener staatlicher Gebilde ein KompromiB 
gefunden werden wiirde, der ohne Zerstorung der staatlichen Ordnung in Europa und damit 
der nun einmal in ihr gegebenen wirtschaftlichen Grundlagen trotzdem die Erhaltung der 
Volkskorper ermoglichen wiirde. 

Diese Hoffnungen hat der Weltkrieg beseitigt. Durch das Versailler Friedensdiktat ist weder 
dem einen noch dem anderen Prinzip Geniige getan worden. Es wurde weder das 
Selbstbestimmungsrecht der Volker beachtet, noch wurden die staatlichen oder gar 
wirtschaftlichen Notwendigkeiten oder Bedingungen der europaischen Entwicklung in 
Rechnung gestellt. 

Trotzdem aber habe ich nie dariiber einen Zweifel gelassen, daB, wie schon betont, auch eine 
Revision des Versailler Vertrags irgendwo ihre Grenze finden muB, und ich habe dies in 
freimutiger Weise auch immer offen ausgesprochen, und zwar nicht aus taktischen Griinden, 
sondern aus tiefinnerster Uberzeugung. Ich habe als nationaler Fiihrer des deutschen Volkes 
keinen Zweifel dariiber gelassen, daB uberall dort, wo die hoheren Interessen des 
europaischen Zusammenlebens es erfordern, nationale Interessen im einzelnen, wenn 
notwendig, auch zuruckgestellt werden mussen, und zwar, wie schon betont, nicht aus 
taktischen Erwagungen; denn ich habe keinen Zweifel dariiber gelassen, daB es mir mit dieser 
Auffassung heiliger Ernst ist. 



r256i Ich habe aus diesem Grande fur eine ganze Anzahl von vielleicht strittigen Gebieten 
endgiiltige Entscheidungen getroffen und sie nicht nur nach auBen, sondern auch nach innen 
bekanntgegeben und ihre Respektierung durchgesetzt. 

.... Die demokratischen Friedensmacher von Versailles konnen flir sich das Verdienst in 
Ansprach nehmen, diesem tschechischen Volk die besondere Rolle eines gegen Deutschland 
ansetzbaren Trabanten zugedacht zu haben. 

Sie haben zu diesem Zweck dem in seiner tschechischen Volkssubstanz uberhaupt nicht 
lebensfahigen Staat willkurlich fremdes Volksgut zugesprochen, d. h. also andere 
Nationalitaten vergewaltigt, um auf solche Weise eine latente Bedrohung der deutschen 
Nation in Mitteleuropa staatlich sicherstellen zu konnen. Denn dieser Staat, dessen 



sogenanntes Staatsvolk in der Minoritat war, konnte nur durch eine brutale Vergewaltigung 
der volklichen Majoritaten erhalten werden. Diese Vergewaltigung aber war wieder nur 
denkbar unter der Zubilligung eines Schutzes und einer Hilfe von Seiten der europaischen 
Demokratien. Diese Hilfe aber war selbstverstandlich nur dann zu erwarten, wenn dieser Staat 
die ihm anlaBlich seiner Geburt zugedachte Rolle getreu zu iibernehmen und zu spielen bereit 
war. 

Diese Rolle aber hieB nichts anderes, als die Konsolidierung Mitteleuropas zu verhindern, 
eine Brlicke bolschewistischer Aggressivitat nach Europa darzustellen und vor allem 
Landsknecht der europaischen Demokratien gegen Deutschland zu sein. Alles weitere ergab 
sich dann von selbst. 

Je mehr dieser Staat dieser seiner Aufgabe entsprechen wollte, um so groBer wurde der 
Widerstand der sich dem widersetzenden nationalen Minoritaten. Je groBer sich aber dieser 
Widerstand auswuchs, um so starker muBte die Unterdruckung einsetzen. Diese 
zwangslaufige Versteifung der inneren Gegensatze fiihrte wieder zu einer um so groBeren 
Abhangigkeit von den demokratischen europaischen Staatsbegriindern und Wohltatern. Denn 
sie allein waren ja in der Lage, auf die Dauer die unnaturliche kunstliche Existenz dieses 
Gebildes wirtschaftlich aufrechtzuerhalten. 

Primar hatte nun Deutschland im wesentlichen nur ein Interesse: namlich diese fast 4 
Millionen Deutschen in diesem Land aus ihrer unertraglichen Situation zu befreien und ihre 
Ruckkehr in ihre Heimat und damit zum tausendjahrigen Reich zu ermoglichen. 

DaB dieses Problem sofort das gesamte librige Nationalitatenproblem aufrollte, war 
selbstverstandlich. Ebenso aber auch die Tatsache, daB das Abziehen aller Nationalitaten den 
Reststaat um jede Lebensmoglichkeit bringen muBte, etwas, was den Versailler 
Staatsgriindern ja auch klar war; denn weil sie dieses wuBten, haben sie ja die Vergewaltigung 
der anderen Minoritaten beschlossen und diese gegen ihren Willen in diese dilettantische 
Staatskonstruktion hineingezwungen. 

.... DaB sich Westeuropa fur den in seinem Interesse geschaffenen kunstlichen Staat 
interessierte, war ja wohl begreiflich. DaB aber die um diesen Staat liegenden Nationalitaten 
dieses Interesse als fur sie maBgeblich ansehen wlirden, war ein vielleicht flir manche 
bedauerlicher TrugschluB. Insoweit dieses Interesse nun auf die finanzielle Fundierung dieses 
Staatswesens gerichtet war, ware von deutscher Seite nichts einzuwenden gewesen, wenn 
nicht dieses finanzielle Interesse letzten Endes ebenfalls ausschlieBlich den machtpolitischen 
Zielen der Demokratien unterstellt gewesen ware. 



r257i Auch die finanzielle Forderung dieses Staates verfolgte nur einen leitenden Gedanken: 
einen militarisch hochstgerusteten Staat zu schaffen mit der Aufgabe, eine in das Reich 
hineinreichende Bastion zu bilden, die - sei es als Ausgangspunkt militarischer 
Unternehmungen in Verbindung mit westlichen Einbriichen in des Reich oder auch nur als 
Flugzeugstutzpunkt - einen unzweifelhaften Wert versprach. Was man von diesem Staat 
erwartet hatte, geht am eindeutigsten aus der Feststellung des Franzosischen 
Luftfahrtministers Pierre Cot hervor, der es ruhig aussprach, daB es die Aufgabe dieses 
Staates ware, in jedem Konfliktfall Bombenlande- und Bombenabflugplatz zu sein, von dem 
aus man die wichtigsten deutschen Industriezentren in wenigen Stunden wiirde vernichten 
konnen. Es ist daher verstandlich, wenn die deutsche Staatsfuhrung ihrerseits ebenfalls den 
EntschluB faBte, diesen Bombenabflugplatz zu vernichten. Sie hat diesen EntschluB nicht 
gefaBt etwa aus HaB gegen das tschechische Volk. Eher im Gegenteil. Denn im Laufe eines 



tausendjahrigen Zusammenlebens hat es zwischen dem deutschen und tschechischen Volk oft 
jahrhundertelange Perioden engster Zusammenarbeit gegeben und dazwischen allerdings nur 
kurze Perioden von Spannungen. 

.... Die Munchener Entscheidung flihrte zu folgendem Ergebnis: 

1. Ruckkehr der wesentlichsten Teile der deutschen Randbesiedelung in Bohmen und Mahren 
zum Reich. 

2. Offenhaltung der Losung der ubrigen Probleme dieses Staates, das heiBt der Ruckkehr bzw. 
des Ausscheidens der noch vorhandenen ungarischen und slowakischen Minoritaten. 

3. Blieb noch offen die Frage der Garantie. Die Garantie dieses Staates war, soweit es sich um 
Deutschland und Italien handelte, von vornherein abhangig gemacht worden von der 
Zustimmung aller an diesen Staat angrenzenden Interessenten und damit von der tatsachlichen 
Losung der diese Interessenten beriihrenden und noch offengebliebenen Fragen. 

Folgende Fragen aber waren offen geblieben: 

1. Ruckkehr der magyarischen Teile zu Ungarn, 

2. Ruckkehr der polnischen Teile zu Polen, 

3. Losung der slowakischen Frage und 

4. Losung der ukrainischen Frage. 

Wie ihnen bekannt ist, haben nun, nachdem kaum die Verhandlungen zwischen Ungarn und 
der Tschecho-Slowakei begonnen hatten, sowohl die tschecho-slowakischen als auch die 
ungarischen Unterhandler an Deutschland und an das an unserer Seite stehende Italien die 
Bitte gerichtet, als Schiedsrichter die neue Grenzziehung zwischen der Slowakei, der 
Karpatho-Ukraine und Ungarn vorzunehmen. Damit haben die Betroffenen selbst von der 
Moglichkeit, an die vier Machte zu appellieren, keinen Gebrauch gemacht, sondern 
ausdriicklich Verzicht geleistet, das heiBt, sie abgelehnt. 

Und dies war verstandlich. Alle die in diesem Lebensraum Wohnenden wollten Ruhe und 
Frieden erhalten. Italien und Deutschland waren bereit, diesem Ruf zu folgen. Ein Einspruch 
gegen diese, an sich ja schon die Munchener Abmachung formell verlassende Abmachung 
wurde weder von England noch von Frankreich erhoben und konnte nicht erhoben werden; 
denn es ware j a wahnsinnig gewesen, etwa von Paris oder London aus zu protestieren gegen 
eine Handlung Deutschlands oder Italiens, die allein auf Grand des Ansuchens der 
Betroffenen selbst stattfand. 



I258i Der Schiedssprach von Italien und Deutschland hat, wie in solchen Fallen stets, keine 
Seite restlos befriedigt. Er krankte von vornherein daran, daB er von beiden Seiten freiwillig 
anerkannt werden muBte. Als daher dieser Schiedssprach zur Verwirklichung kam, erhoben 
sich sofort in kurzer Zeit nach der Annahme von zwei Staaten heftige Einsprache. Ungarn 
forderte aus allgemeinen und besonderen Interessen die Karpatho-Ukraine, Polen forderte 
desgleichen eine direkte Verbindung mit Ungarn. Es war klar, daB unter solchen Umstanden 
auch der Reststaat dieser einstigen Versailler Geburt zum Tode bestimmt war. 



Tatsache war, daB an der Aufrechterhaltung des bisherigen Status vielleicht iiberhaupt nur ein 
einziger Staat interessiert war, namlich Rumanien, das durch seinen berufensten Mund mir 
personlich zum Ausdruck brachte, wie erwiinscht es ware, liber die Ukraine und Slowakei 
vielleicht einen direkten Weg nach Deutschland erhalten zu konnen. Ich erwahne dies als eine 
Illustration fur das Gefiihl der Bedrohung durch Deutschland, unter der die Rumanische 
Regierung nach den Auffassungen amerikanischer Hellseher gelitten haben soil. Es war aber 
nun klar, daB es nicht die Aufgabe Deutschlands sein konnte, sich auf die Dauer einer 
Entwicklung zu widersetzen oder gar flir einen Zustand zu kampfen, flir den wir niemals eine 
Verantwortung hatten ubernehmen konnen. 

Es kam daher jener Augenblick, in dem ich mich namens der Reichsregierung entschloB, zu 
erklaren, daB wir nicht daran dachten, uns langer mit dem Odium zu belasten, um etwa eine 
deutsche VormarschstraBe nach Rumanien offen zu halten, dem gemeinsamen Grenzwunsch 
der Polen und Ungarn zu widersprechen. Da auBerdem die Tschechische Regierung zu ihren 
alten Methoden zuruckkehrte und auch die Slowakei ihre Selbstandigkeitswiinsche offenbarte, 
war von einer weiteren Erhaltung des Staates keine Rede mehr. Die Versailler Konstruktion 
der Tschecho-Slowakei hat sich selbst uberlebt. Sie verfiel der Auflosung, nicht weil 
Deutschland dies wollte, sondern weil man am Konferenztisch auf die Dauer nicht kunstlich 
lebensunfahige Staaten konstruieren und aufrechterhalten kann. 

Deutschland hat daher auch auf eine wenige Tage vor der Auflosung dieses Staates von 
England und Frankreich eingegangene Anfrage liber eine Garantie diese abgelehnt; denn es 
fehlten ja alle seinerzeit in Mlinchen daflir vorgesehenen Voraussetzungen. Im Gegenteil. Als 
sich endlich die Deutsche Reichsregierung - nachdem das ganze Gebilde in Auflosung 
begriffen war und sich auch schon praktisch aufgelost hatte - entschloB, nunmehr ihrerseits 
ebenfalls einzugreifen, geschah dies nur im Vollzug einer selbstverstandlichen Pflicht; denn 
folgendes ist noch zu bemerken: 

Die Deutsche Reichsregierung hat bereits beim ersten Antrittsbesuch des Tschechischen 
AuBenministers Chvalkovsky in Mlinchen ihre Auffassung liber die Zukunft der Tschecho- 
Slowakei klar zum Ausdruck gebracht. Ich selbst habe damals dem Herrn Minister 
Chvalkovsky versichert, daB wir unter der Voraussetzung einer loyalen Behandlung der in der 
Tschechei verbliebenen groBen deutschen Minderheiten und in der Voraussetzung einer 
Beruhigung des ganzen Staates eine loyale Haltung Deutschlands sicherstellen wlirden und 
von uns aus diesem Staat keinerlei Hindernisse bereiten wollten. 

Ich habe aber auch keinen Zweifel darliber gelassen, daB, wenn die Tschechei irgendwelche 
Schritte unternehmen wlirde im Sinne der politischen Tendenzen des abgetretenen Herrn Dr. 
Benesch, Deutschland eine Entwicklung in dieser Richtung nicht hinnehmen, sondern schon 
im Keime ausloschen wlirde. Ich r259i wies damals auch darauf hin, daB die Aufrechterhaltung 
eines so gewaltigen militarischen Arsenals in Mitteleuropa ohne Sinn und Zweck nur als 
Gefahrenherd angesehen werden mliBte. 

Wie richtig diese meine Warnung war, wurde durch die spatere Entwicklung erwiesen. Durch 
eine fortgesetzt sich steigernde Fllisterpropaganda sowohl als durch ein allmahliches 
Abgleiten tschechischer Zeitungen in die fruhere Schreibart muBte auch dem Einfaltigsten 
klar werden, daB in kurzer Zeit die alten Zustande wieder vorhanden sein wlirden. 

Die Gefahr einer militarischen Auseinandersetzung war um so groBer dann, als ja immer 
damit gerechnet werden muBte, daB sich irgendwelche Wahnsinnigen der aufgestapelten 



ungeheuren Kriegsmaterialien bemachtigen konnten. Dies barg in sich die Gefahr von 
Explosionen unabsehbaren Umfanges. 

.... Ich glaube, es ist ein Gliick flir Millionen und Abermillionen von Menschen, daB es mir 
gelungen ist, dank der in letzter Minute wirksam werdenden Einsicht verantwortlicher 
Manner auf der anderen Seite eine solche Explosion verhindert und eine Losung gefunden zu 
haben, die meiner Uberzeugung nach dieses Problem als einen mitteleuropaischen 
Gefahrenherd endgultig aus der Welt schafft. Die Behauptung, daB nun diese Losung im 
Gegensatz zur Abmachung von Miinchen m stiinde, kann durch gar nichts begriindet oder 
erhartet werden. 

Die Miinchener Losung konnte unter keinen Umstanden als eine endgultige gelten; denn sie 
hat ja selbst zugegeben, daB weitere Probleme noch der Losung bedurften und gelost werden 
sollten. DaB sich nun die Betroffenen, und dies ist entscheidend, nicht an die vier Machte 
gewandt haben, sondern nur an Italien und Deutschland, kann wirklich nicht uns vorgeworfen 
werden. Ebensowenig auch, daB der Staat endlich als solcher von selbst zerfallen war und 
damit eine Tschecho-Slowakei nicht mehr existierte. DaB aber, nachdem das ethnographische 
Prinzip schon langst auBer Kraft gesetzt worden war, nunmehr auch Deutschland seine 
immerhin tausendjahrigen Interessen, die nicht nur politischer, sondern auch wirtschaftlicher 
Art sind, in seine Obhut nahm, ist wohl selbstverstandlich. Ob die Losung, die Deutschland 
gefunden hat, richtig oder nicht richtig ist, wird die Zukunft erweisen. Sicher aber ist das eine, 
daB die Losung nicht einer englischen Kontrolle oder englischen Kritik untersteht. Denn die 
Lander Bohmen und Mahren haben als letztes Restgebiet der ehemaligen Tschecho-Slowakei 
mit der Miinchener Abmachung iiberhaupt nichts mehr zu tun. So wenig, als etwa englische 
MaBnahmen, sagen wir in Irland, mogen sie richtig oder falsch sein, einer deutschen 
Kontrolle oder Kritik unterstellt sind, so wenig ist dies bei diesen alten deutschen 
Kurfurstentumern der Fall. 

Wie man aber die in Miinchen zwischen Herrn Chamberlain und mir personlich getatigte 
Abmachung auf diesen Fall beziehen kann, ist mir ganzlich unverstandlich; denn dieser Fall 
der Tschecho-Slowakei war ja in dem Miinchener Protokoll der vier Machte geregelt worden, 
soweit er eben damals geregelt werden konnte. Dariiber hinaus war nur vorgesehen, daB, 
wenn die Beteiligten nicht zu einer Einigung kommen wiirden, sie sich an die vier Machte 
wiirden wenden konnen. Und diese wollten dann nach drei Monaten zu einer weiteren 
Beratung zusammentreten. 

Nun haben aber diese Beteiligten sich iiberhaupt nicht mehr an die vier Machte gewandt, 
sondern nur an Deutschland und Italien. Wie sehr diese 12601 dazu doch letzten Endes 
berechtigt waren, geht daraus hervor, daB weder England noch Frankreich dagegen Einspruch 
erhoben haben, sondern den von Deutschland und Italien gefallten Schiedsspruch ohne 
weiteres auch selbst akzeptierten. 

Nein, die Abmachung, die zwischen Herrn Chamberlain und mir getroffen wurde, hat sich 
nicht auf dieses Problem bezogen, sondern ausschlieBlich auf Fragen, die das Zusammenleben 
Englands und Deutschlands betreffen. 

Das geht auch eindeutig hervor aus der Feststellung, daB solche Fragen im Sinne des 
Miinchener Abkommens und des deutsch-englischen Flottenvertrages in Zukunft also 
freundschaftlich behandelt werden sollten, und zwar auf dem Wege der Konsultierung. Wenn 
sich aber dieses Abkommen auf jede kunftige deutsche Betatigung politischer Art bezogen 
haben wurde, dann diirfte auch England keinen Schritt mehr unternehmen, sei es zum Beispiel 



in Palastina oder woanders, ohne sich mit Deutschland erst zu konsultieren. Es ist 
selbstverstandlich, daB wir dies nicht erwarten, ebenso aber lehnen wir jede ahnliche 
Erwartung, die an uns gestellt wird, ab. 

Wenn nun Herr Chamberlain daraus folgert, daB diese Miinchener Abmachung damit hinfalli^ 
sei, weil sie von uns gebrochen worden ware, so nehme ich nunmehr diese Auffassung zur 
Kenntnis und ziehe daraus die Konsequenzen 



1 



Amircctomgeii: 



152 Vgl. Nr. 256 . ...zurtick... 

i ci 

Das deutsch-tschechische Abkommen hat folgenden Wortlaut: 

Der Fiihrer hat heute in Gegenwart des Reichsministers des Auswartigen von Ribbentrop 
den Tschecho-Slowakischen Staatsprasidenten Dr. Hacha und den Tschecho-Slowakischen 
AuBenminister Dr. Chvalkovsky auf deren Wunsch in Berlin empfangen. Bei der 
Zusammenkunft ist die durch die Vorgange der letzten Wochen auf dem bisherigen tschecho- 
slowakischen Staatsgebiet entstandene ernste Lage in voller Offenheit einer Priifung 
unterzogen worden. Auf beiden Seiten ist ubereinstimmend die Uberzeugung zum Ausdruck 
gebracht worden, daB das Ziel aller Bemuhungen die Sicherung von Ruhe, Ordnung und 
Frieden in diesem Teile Mitteleuropas sein miisse. Der Tschecho-Slowakische Staatsprasident 
hat erklart, daB er, um diesem Ziele zu dienen und um eine endgultige Befriedung zu 
erreichen, das Schicksal des tschechischen Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hande 
des Fuhrers des Deutschen Reiches legt. Der Fiihrer hat diese Erklarung angenommen und 
seinem EntschluB Ausdruck gegeben, daB er das tschechische Volk unter den Schutz des 
Deutschen Reiches nehmen und ihm eine seiner Eigenart gemaBe autonome Entwicklung 
seines volkischen Lebens gewahrleisten wird. 

Berlin, den 15. Marz 1939 

Adolf Hitler Dr. Hacha 

von Ribbentrop Dr. Chvalkovsky 
...zuruck... 



154 Vgl. Nr. 269 . ...zuruck... 
155 Vgl. Nr. 259 . ...zuruck... 



156 Vgl. Nr. 269 . ...zuruck... 



157 Vgl. Nr. 217 . ...zuruck... 



158 Vgl. Nr. 264 . ...zuruck... 



159 Vgl. Nr. 217 . ...zuruck... 



Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

C. Die Britische Einkreisungspolitik 
seit Februar 1939 

Nr. 267 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 6. Februar 1939 



(Ubersetzung) 



Mr. A. Henderson fragt den Premierminister, ob die kiirzlich abgegebene Erklarung des 
Franzosischen AuBenministers, daB die Streitkrafte GroBbritanniens im Kriegsfalle Frankreich 
zur Verfiigung stehen wiirden, ebenso wie alle Streitkrafte Frankreichs zur Verfiigung 
GroBbritanniens sttinden, mit den Ansichten der Regierung Seiner Majestat in Einklang steht? 

Der Premierminister: Nach den mir zugegangenen Informationen stellte Herr Bonnet in der 
Kammer am 26. Januar fest, daB im Fall eines Krieges, in den die beiden Lander verwickelt 
wiirden, alle Streitkrafte GroBbritanniens Frankreich ebenso zur Verfiigung stehen wiirden 
wie alle Streitkrafte Frankreichs zur Verfiigung GroBbritanniens standen. Das steht in 
volligem Einklang mit den Ansichten der Regierung Seiner Majestat. Es ist unmoglich, alle 
die sich vielleicht ergebenden hypothetischen Falle im einzelnen zu priifen, aber ich fiihle 
mich verpflichtet, klarzustellen, daB die Solidaritat der Interessen, durch die Frankreich und 
unser Land verbunden sind, von der Art ist, daB jede Bedrohung der Lebensinteressen 
Frankreichs, von welcher Seite sie auch kommen mag, den sofortigen Beistand dieses Landes 
nach sich ziehen muB. 



Nr. 268 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 28. Februar 1939 

Der Botschaft sind in letzter Zeit, noch vor Bekanntgabe der antideutschen Ausschreitungen 
in Polen,— von durchaus zuverlassiger Seite Nachrichten zugegangen, die auf gewisse 
Tendenzen im Sinne einer Neubelebung der franzosisch-polnischen Allianz und parallel 
hierzu auf die Absicht einer allmahlichen Verschlechterung der deutsch-polnischen 
Beziehungen schlieBen lassen. Als Hauptgrund hierfur wird von dem Vertrauensmann der 
starke Eindruck angefuhrt, den die Vertiefung der Entente Cordiale zwischen Frankreich und 
England sowie die verschiedenen Erklarungen Chamberlains hinsichtlich einer englischen 
Hilfeleistung flir Frankreich auf die Polnische Regierung gemacht hatten, wozu noch eine 
bemerkenswerte englische Aktivitat in Polen trete. 

Welczeck 



12621 

Nr. 269 
Rede des Britischen Premierministers Chamberlain in Birmingham, 

17. Marz 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

.... Am vergangenen Mittwoch fand eine Debatte im Unterhause statt. Es war derselbe Tag, an 
dem die deutschen Truppen in der Tschechoslowakei einmarschierten, und wir alle, ganz 
besonders aber die Regierung, waren im Nachteil, weil die uns zur Verfiigung stehenden 
Nachrichten nur teilweiser, zum erheblichen Teile nichtamtlicher Art waren. Wir hatten keine 
Zeit, diese Nachrichten zu priifen, noch viel weniger aber, uns dariiber eine wohlerwogene 
Meinung zu bilden. Daraus ergab sich zwangslaufig, daB ich, im Namen der Regierung 
sprechend, angesichts der Verantwortung, die mit dieser Stellung verbunden ist, mich 
gezwungen sah, mich auf eine stark zuruckhaltende und vorsichtige Darlegung dessen zu 
beschranken, liber das ich seinerzeit, wie ich glaubte, nur geringe Erlauterungen geben 
konnte.™ Und vielleicht war es auch ganz naturlich, daB diese etwas kiihle und sachliche 
Erklarang Grand zu einem MiBverstandnis gab und daB einige Leute glaubten, daB meine 
Kollegen und ich, weil ich ruhig sprach und meinen Gefuhlen nur beschrankten Ausdrack 
gab, uns von der Angelegenheit nicht stark beeindruckt fuhlten. Ich hoffe, diesen Irrtum heute 

abend berichtigen zu konnen Ich habe in Wirklichkeit keinen Grand, fur meine im letzten 

Herbst stattgefundenen Besuche in Deutschland Entschuldigungen vorzubringen; denn welche 
Wahl hatten wir? Nichts von dem, was wir hatten unternehmen konnen, nichts von dem, was 
Frankreich oder RuBland hatten unternehmen konnen, ware dazu angetan gewesen, die 
Tschecho-Slowakei vor einem Einmarsch und der Vernichtung zu bewahren. Selbst wenn wir 
spater zum Kriege geschritten waren, um Deutschland flir sein Vorgehen zu strafen, und wenn 
wir nach den furchtbaren Verlusten, die alien Teilnehmern an einem Kriege zugefugt worden 
waren, schlieBlich siegreich gewesen waren, wiirde es uns niemals moglich gewesen sein, die 
Tschecho-Slowakei in derselben Form wieder aufzurichten, die sie durch den Frieden von 
Versailles gefunden hatte. Deutschland hat unter seinem gegenwartigen Regime der Welt eine 
Reihe unangenehmer Uberraschungen bereitet. Das Rheinland, der osterreichische AnschluB, 
die Abtrennung des Sudetenlandes, alle diese Vorkommnisse haben die offentliche Meinung 
der ganzen Welt vor den Kopf gestoBen und beleidigt. Welche und wieviel Anstande wir aber 
auch an den in jedem dieser Falle angewendeten Methoden hatten nehmen konnen, jedenfalls 
lieB sich auf Grand der Rassenzugehorigkeit oder gerechter Anspriiche, denen zu lange 
Widerstand geleistet worden war, etwas zugunsten der Notwendigkeit einer Anderang in der 
bestehenden Lage sagen. 

Die Ereignisse aber, die im Laufe dieser Woche Platz gegriffen haben, scheinen mir in 

eine andere Klasse zu fallen und niiissen uns alle veranlassen, an uns selbst die Frage zu 
richten: "Ist das das Ende eines alten Abenteuers oder ist es der Anfang eines neuen?" 

"Ist es der letzte Angriff gegen einen kleinen Staat oder werden ihm weitere folgen? Ist dies in 
Wirklichkeit ein Schritt in der Richtung eines Versuchs zur Weltherrschaft durch 
Gewalt?" 



1263] Das sind schwerwiegende und ernste Fragen. Ich werde diese Fragen heute abend nicht 
beantworten. Ich bin aber uberzeugt, daB sie die tiefernste und gewissenhafte Erwagung nicht 



nur durch Deutschlands Nachbarn, sondern auch durch andere Machte, vielleicht sogar solche 
jenseits der Grenzen Europas, notwendig machen wiirden. Schon jetzt liegen Anzeichen dafiir 
vor, daB dieser ProzeB eingesetzt hat, und es ist augenscheinlich, daB er nunmehr 
voraussichtlich einen schnelleren Verlauf nehmen wird. 

Wir selbst werden uns selbstverstandlich zunachst unsern Partnern in der britischen 
Gemeinschaft der Nationen und Frankreich zuwenden, mit denen wir so eng verbunden sind; 
ich bezweifle aber nicht, daB auch andere, die wissen, daB wir nicht uninteressiert an dem 
sind, was in Sudosteuropa vor sich geht, den Wunsch haben werden, mit uns zu konsultieren 
und unseren Rat einzuholen. 

Wir alle in unserem eigenen Lande miissen die Lage mit dem Sinn fiir Verantwortlichkeit 
uberpriifen, den ihr Ernst erfordert. Von dieser Uberpriifung darf nichts ausgeschlossen 
bleiben, was auf die nationale Sicherheit Bezug hat. Jede Phase unseres nationalen Lebens 
muB wieder einmal von diesem Standpunkt aus einer Prufung unterzogen werden 



Nr. 270 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 19. Marz 1939 

1. In heutiger Morgenpresse spielen Spekulationen liber angebliche deutsche Absichten 
gegeniiber Rumanien Hauptrolle, obwohl berichtet wird, daB Bukarest, Berlin und auch 
hiesige Rumanische Gesandtschaft dementieren, daB Deutschland wirtschaftliches Ultimatum 
an Rumanien gerichtet habe. 

2. Erfahre von zuverlassigem Gewahrsmann hierzu folgendes: Hiesiger Rumanischer 
Gesandter Tilea hat am 17. Marz aus eigener Initiative im Foreign Office von ubertriebenen 
deutschen Wirtschaftsforderungen gegeniiber Rumanien gesprochen, weil ihm vorliegenden 
Nachrichten zufolge deutsch-rumanische Wirtschaftsverhandlungen zu gutem Ergebnis zu 
kommen schienen und hiermit seine von ihm befurworteten Plane auf Ausbau englisch- 
rumanischer Wirtschaftsverhaltnisse zunichte wiirden. Tilea hat wegen seines Schrittes von 
Gafencu scharfsten Verweis erhalten und ist nach langerer heftiger Telephonaussprache 
angewiesen worden, Dementi herauszugeben. 

Intrigen Tilea wurden von Halifax als bare Miinze genommen, insbesondere da Nachrichten 
von beschleunigten deutschen Truppenbewegungen von Prag in ostlicher Richtung einliefen. 
Nachrichten und stete Erregtheit englischer Presse erklaren sich hieraus. 

Kordt 



Nr. 271 

Aus der Rede des Britischen Staatssekretars 

fur Auswartige Angelegenheiten Lord Halifax 

im Oberhaus, 20. Marz 1939 

(Ubersetzung) 

Wenn und zu dem Zeitpunkt aber, an dem es den Staaten klar wird, daB es 

augenscheinlich keine Garantie gegen einander folgende Angriffe gibt, die der Reihe nach 
gegen alle diejenigen gerichtet sind, die ehrgeizigen Weltherrschaftsplanen im Wege 
stehen, dann schlagt die Waagschale sofort nach der anderen Richtung aus, und man wird 
voraussichtlich in alien betroffenen Kreisen einer weit groBeren Bereitschaft begegnen, 
Erwagungen dariiber anzustellen, ob nicht zwecks gegenseitiger Unterstutzung die 
Ubernahme ausgedehnter gegenseitiger Verpflichtungen geboten erscheint, wenn auch nur 
aus dem Grunde der Notwendigkeit der Selbstverteidigung. Die Regierung Seiner Majestat 
hat es nicht unterlassen, aus diesen Ereignissen die Lehre zu Ziehen, und hat keine Zeit dabei 
versaumt, nicht nur mit den Dominions, sondern auch mit anderen Regierungen, die von den 
so plotzlich offenkundig gewordenen Fragen betroffen werden, in enge und praktische 
Konsultation zu treten. ... 



Nr. 272 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 20. Marz 1939 

Erklarungen, die Chamberlain und Halifax soeben im Unterhaus abgegeben haben, bringen 
noch keine Klarung liber die Absichten der Britischen Regierung. Lord Halifax beschrankt 
sich auf eine teilweise bittere Darstellung der Ereignisse der letzten Tage. Er sprach von 
"weiterreichenden gegenseitigen Garantien", die zweckmaBig waren. Aus Mitteilungen 
zuverlassiger Gewahrsleute ergibt sich etwa folgendes Bild liber den gegenwartigen Stand: 
Britische Regierung hat Initiative fur Besprechungen fest in der Hand. Sie wiinscht mit der 
Festlegung der zu befolgenden Politik voranzugehen, um zu vermeiden, daB die anderen 
Staaten konditionelle Erklarungen abgeben, die nach britischer Ansicht ihren Zweck nicht 
erreichen wiirden. Gedacht ist von britischer Seite offenbar an Festlegung einer 
Demarkationslinie, die insbesondere Rumanien einschlieBt und deren Uberschreitung durch 
einen Angreifer den Kriegsfall darstellen wiirde. Folgende Staaten sollen in der Garantiefrage 
zur Teilnahme aufgefordert worden sein: RuBland, Polen, Tiirkei und Jugoslawien. Es stehe 
einwandfrei fest, daB man sich nicht an Ungarn gewandt habe. Es sei Polen uberlassen 
worden, mit Litauen, Estland und Lettland Fuhlung aufzunehmen; dasselbe gelte flir die 
Tiirkei mit Bezug auf Griechenland. Wegen Bulgarien sei man noch zweifelhaft. 

Kordt 



Nr. 273 
Der Deutsche Gesandte in Oslo an das Auswartige Amt 

Bericht 

Oslo, den21.Marz 1939 

AuBenminister Koht, der von mehrtagigem Besuch in Paris, wo er an der Sorbonne Vortrage 
gehalten hat, am Montag zuriickgekehrt war, nahm sogleich Gelegenheit, im zuerst 
erscheinenden Nachmittagsblatt den Hetzmeldungen der franzosischen Presse aufs 
entschiedenste entgegenzutreten, wonach die Deutsche Regierung schon vor 12 Tagen von 
den skandinavischen Staaten unter Drohung verlangt haben sollte, sich sowohl in 
wirtschaftlicher wie auch in politischer Beziehung Deutschland anzuschlieBen. 

Der AuBenminister erklarte, daB ihm hiervon auch nicht das geringste bekannt sei. Im 
AuBenministerium finde sich nicht ein Wort, nicht einmal eine Silbe dariiber. Es sei dies eines 
der ublichen Geriichte, die aus den verschiedensten Griinden ausgeheckt und verbreitet 
wiirden. Er konne nur, wie schon friiher, sagen, daB aller Grund vorhanden sei, solchen 
Pressemeldungen in Zeiten wie jetzt mit allergroBter Skepsis zu begegnen. Bis zum heutigen 
Tage, betonte Koht nochmals, hat man von dem angeblich vor 12 Tagen erfolgten "Druck" 
Deutschlands im Norwegischen AuBenministerium noch nichts verspiirt. 

Dr. Sahm 



Nr. 274 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 22. Marz 1939 

Aus zuverlassiger Quelle erfahre ich folgendes liber den Inhalt der von England in Paris, 
Warschau und Moskau gemachten Vorschlage: 

Die vorgeschlagene Deklaration sieht vor, daB im Falle einer befurchteten Aggression die 
Unterzeichner der Deklaration sich zu sofortiger Konsultation verpflichten, "to resist 
aggression". 

Soweit bisher abzusehen, hat Polen Bedenken gegen englischen Vorschlag. Moskau hat noch 
nicht geantwortet. 

Falls diese Deklaration durch die beteiligten Staaten angenommen wird, will England als 
zweiten Schritt Generalstabsbesprechungen mit dem Ziele militarischer Abmachungen in 
Vorschlag bringen. 

Kordt 



1266] 

Nr. 275 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 23. Marz 1939 

Vorliegende Nachrichten zeigen deutlich, daB der mit Vortelegramm— gemeldete englische 
Deklarationsplan praktisch in zwei Teile zerfallt: 

Der erste Teil bezieht sich auf eine Garantie Belgiens, Hollands und der Schweiz. 

Der zweite Teil bezweckt den Schutz der Oststaaten gegen eine Aggression. Dem britischen 
Kabinett soil von militarischer Seite mitgeteilt worden sein, daB Rumanien wegen seiner 
Erdolquellen unbedingt vor deutschem militarischem Zugriff geschiitzt werden miisse. 

Wie mir ein gut informierter hiesiger Diplomat bestatigte, hat Polen sich bisher nicht 
entschlieBen konnen, die britischen Vorschlage anzunehmen. MaBgebend fiir diese Haltung 
sei, abgesehen von dem groBen MiBtrauen gegen eine Hilfeleistung durch SowjetruBland, die 
Erwagung, daB das Verhaltnis zu Deutschland durch eine derartige Teilnahme unhaltbar 
werden wiirde und daB England und Frankreich im Falle eines deutschen Angriffes kaum in 
der Lage sein wiirden, Polen militarisch wirksam zur Hilfe zu kommen. Unter diesen 
Umstanden scheine im Foreign Office der Konferenzgedanke wieder in den Vordergrund zu 
treten: Man hoffe, auf einer Viererkonferenz Polen wirksam unter Druck setzen zu konnen. 

In englischen konservativen Kreisen besteht nach wie vor ein nicht zu unterschatzender 
Widerstand gegen die Hereinnahme SowjetruBlands in das geplante System. Die soeben im 
Unterhaus von Chamberlain abgegebene Erklarung laBt darauf schlieBen, daB in den der 
Regierung nahestehenden Kreisen der konservativen Partei die Furcht groB ist, ein im Osten 
konsolidiertes Gebiet unter deutscher Vorherrschaft werde sich nach dieser Konsolidierung 
mit seiner ganzen Kraft auf England werfen. 

Kordt 



Nr. 276 
Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Paris, den 24. Marz 1939 

GroBer Teil Pariser Presse bringt im wesentlichen ubereinstimmende Nachricht, daB anlaBlich 
Besuchs Franzosischen Staatsprasidenten in London Chamberlain, Halifax und Bonnet 
Protokoll gezeichnet oder Aide-Memoires ausgetauscht hatten, in denen sich Frankreich und 
England verpflichteten, im Falle eines Angriffes auf Holland oder die Schweiz diesen 
Landern automatisch bewaffneten Beistand zu leisten und ihre Grenzen zu schutzen. Das so 
geschlossene Abkommen bestatige Vereinbarung, die am 29. Januar mundlich in Paris 
zwischen Bonnet und dem hiesigen Englischen Botschafter getroffen r267i worden sei. Die so 
ubernommenen Verpflichtungen seien den Belgien gegenliber bestehenden gleiche oder 



ahnliche. Uber Januarabmachungen berichtet I'Europe nouvelle in Ausgabe vom 18. Marz (S. 
301), daB Verpflichtungen gegenliber Holland von England, gegeniiber der Schweiz von 
Frankreich gewiinscht worden seien. 

Brauer 



Nr. 277 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 29. Marz 1939 

In der Unterhaussitzung vom 28. Marz richteten die der Arbeiterpartei angehorenden 
Abgeordneten Greenwood und Dalton Anfragen an den Premierminister, in denen sie nahere 
Aufklarung liber den Stand der von der Britischen Regierung mit anderen Regierungen zur 
Zeit gefiihrten Besprechungen erbaten. 

Der Abgeordnete Greenwood wollte wissen, ob die Deklaration, die gewissen Machten 
vorgelegt worden sei, sich nur auf Konsultation beziehe, oder ob gegenseitiger Beistand, unter 
Umstanden auch militarischer Art, vorgesehen sei. 

Der Premierminister antwortete, es sei auBerordentlich schwierig und delikat, jetzt schon alle 
Karten auf den Tisch zu legen, doch konne aus dem, was er friiher in diesem Zusammenhang 
gesagt habe, ohne weiteres geschlossen werden, daB das, was die Regierung im Sinne habe, 
sehr viel weiter gehe als Konsultation. ("It will, at any rate, be readily understood, from what I 
have said previously, that what the Government [has] in mind, goes a great deal further than 
consultation".) 

Der Abgeordnete Dalton wollte wissen, ob man Polen gegeniiber klar gemacht habe, daB die 
Britische Regierung willens sei, gemeinsam mit anderen Regierungen Polen fiir den Fall, daB 
es das nachste. Opfer "deutscher Aggression" sein wiirde, zu Hilfe zu kommen. Der 
Premierminister antwortete, daB er in dieser Hinsicht noch gewisse Zuruckhaltung wahren zu 
mussen glaube, doch sei er bereit zu sagen, daB die Britische Regierung den anderen 
Regierungen, mit denen sie in Konsultation stande, eindeutig klar gemacht habe, was die 
Britische Regierung unter bestimmten Umstanden zu tun bereit sei. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 278 
Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 31. Marz 1939 



Die Rundfunkansprache, die Ministerprasident Daladier am 29. Marz gehalten hat und die in 
5 fremden Sprachen iiber alle franzosischen Sender iibertragen worden ist, hat in erster Linie 
eine auBenpolitische Zielsetzung. Sie will durch r268i Betonung des Friedenswillens 
Frankreichs, seiner Starke und im Laufe der letzten Monate erreichten Einigkeit, wie sie auch 
in der Gewahrung der Sondervollmachten zum Ausdruck gelangt ist, Gegner und Freunde 
beeindrucken, um jenen ein Halt auf dem Wege ihrer vermeintlichen Expansion 
entgegenzusetzen und diese in die Abwehrfront gegen den Expansionsdrang der totalitaren 
Staaten zu locken. Das Verhaltnis zu England wird nur kurz mit den Worten gestreift, daB die 
franzosisch-englische Zusammenarbeit heute so vollstandig sei wie nie zuvor. 

Deutschland gegeniiber fallt der Ton einer gewissen Resignation auf. Nach Aufzahlung der 
Versuche, die zu einer Besserung der Beziehungen in Miinchen, in der deutsch-franzosischen 
Erklarung vom 6. Dezember— und in den Wirtschaftsverhandlungen gemacht worden sind, 
erklart Daladier, daB die "Eroberung" der Tschechoslowakei und die Besetzung von Prag 
durch deutsche Armeen diesen geduldigen Bemuhungen den hartesten Schlag versetzt hatten. 
Die Ausfuhrungen Daladiers hieriiber sind von bemerkenswerter Kiirze. Er wendet sich im 
AnschluB daran an alle Machte in Europa, jenseits des Kanals und jenseits des Atlantischen 
Ozeans, die wie Frankreich denken, und fordert sie zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit 
auf, um den Frieden zu bewahren und einem Angriff solidarisch zu widerstehen. Wenn am 
Tage nach der Radioansprache des Ministerprasidenten in einer offiziosen Verlautbarung 
erklart wird, daB die Rede vorher der Englischen Regierung vorgelegen habe und von ihr 
gebilligt worden sei, treten in dem Appell Daladiers an die Volker Europas und jenseits des 
Atlantischen Ozeans noch scharfer die Grundzuge der englischen Politik hervor, wie sie auch 
in den AuBerungen Chamberlains und den dem Besuch des Polnischen AuBenministers Beck 
in London vorausgehenden englischen Verlautbarungen zum Ausdruck kommen. 

Brauer 



Nr. 279 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 31. Marz 1939 

(Ubersetzung) 

Wie ich diesen Morgen erklarte, besitzt Seiner Majestat Regierung keinerlei amtliche 
Bestatigung flir die Geriichte irgendeines geplanten Angriffes auf Polen. Es darf daher nicht 
angenommen werden, daB die Regierung diese Geriichte flir wahr halt. 

Ich freue mich, diese Gelegenheit zu ergreifen, um erneut die allgemeine Politik der 
Regierung darzulegen: Seiner Majestat Regierung hat sich standig fur den Ausgleich, und 
zwar auf dem Wege freier Verhandlungen zwischen den betroffenen Parteien, von jeder 
Streitigkeit eingesetzt, die sich zwischen ihnen ergeben mag. Sie halt dies flir den natiirlichen 
und angemessenen Weg dort, wo Streitigkeiten vorhanden sind. Ihrer Ansicht nach sollte es 
keine Frage geben, die nicht durch friedliche Mittel zu losen ware, und sie wiirde daher 
keinerlei Rechtfertigung dafiir finden, wenn Gewalt oder Drohung mit Gewalt an die Stelle 
der Methoden der Verhandlung gesetzt werde. 



Wie dem Hause bekannt ist, finden zur Zeit gewisse Konsultationen mit anderen Regierungen 
statt. Um die Haltung Seiner Majestat Regierang in der r269i Zwischenzeit vollig klarzustellen, 
bevor diese Konsultationen abgeschlossen sind, fuhle ich mich veranlaBt, dem Hause 
mitzuteilen, daB wahrend dieser Zeitdauer flir den Fall irgendeiner Aktion, die klarerweise die 
polnische Unabhangigkeit bedroht und die die Polnische Regierung daher flir so 
lebenswichtig ansieht, daB sie ihr mit ihren nationalen Streitkraften Widerstand leistet, Seiner 
Majestat Regierung sich verpflichtet fiihlen wiirde, der Polnischen Regierung alle in ihrer 
Macht stehende Hilfe sofort zu gewahren. Sie hat der Polnischen Regierung eine derartige 
Zusicherung gegeben. 

Ich kann hinzufiigen, daB die Franzosische Regierung mich autorisiert hat, darzulegen, daB sie 
die gleiche Haltung in dieser Frage einnimmt wie Seiner Majestat Regierung. 



Nr. 280 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 1. April 1939 

Zur Erklarung Chamberlains— wurde in heutiger Pressekonferenz AuBenministeriums 
folgender Kommentar gegeben: 

Britische Regierung schaffe nunmehr gleiche Voraussetzungen flir den Frieden im Osten und 
Westen und beseitige damit in Locarno begangene Fehler, auf die Polen standig hingewiesen 
habe. Dieser BeschluB Englischer Regierung, die hiermit aus bisheriger Reserve heraustrete 
und an europaischer Solidaritat aktiv teilnehme, werde in Polen mit allergroBter Zufriedenheit 
und Verstandnis aufgenommen. Die positive Beurteilung englischen Schritts andere jedoch 
nichts an den bisherigen Grundsatzen, die Polen, soweit es an ihm liege, auch in Zukunft 
beibehalten wolle. Nach wie vor solle eine selbstandige und unabhangige Politik gefuhrt 
werden, die sich auf die eigene Kraft, auf freundschaftliche Beziehungen zu den 
Nachbarstaaten und auf Allianzen und Freundschaften stiitze. Englischer Schritt beweise, daB 
England in Polen einen bedeutenden Faktor flir den Frieden Europas sehe. Reise Becks nach 
London werde eine wichtige Etappe in den englischerseits gefuhrten Konsultationen 
darstellen. 

Ein Besuch in Frankreich, der auf franzosische Initiative zuriickgehe, sei in Aussicht 
genommen, werde aber nicht bei Gelegenheit London-Reise stattfinden. 

Moltke 



AninectuiiKieii: 



160 Vgl. Nr. 146 ff. ...zuruck... 
161 Vgl. Nr. 259 . ...zuruck... 
162 Vgl. Nr. 274 . ...zuruck... 
163 Vgl. Nr. 329 . ...zuruck... 

164 Vgl. Nr. 279 . ...zuruck... Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

C. Die Britische Einkreisungspolitik 
seit Februar 1939 

Nr. 281 
Rede des Fuhrers in Wilhelmshaven, 1. April 1939 

Auszug 

Wer den Verfall und den Emporstieg Deutschlands ermessen will, der muB sich die 
Entwicklung einer Stadt wie Wilhelmshaven ansehen. Vor kurzer Zeit noch ein toter Platz, 
fast ohne Existenzberechtigung, ohne Aussicht auf eine Zukunft - heute wieder erfullt vom 
Drohnen der Arbeit und des Schaffens. Es ist gut, wenn man sich diese Vergangenheit wieder 
ins Gedachtnis zuriickruft. 



I270i Als die Stadt ihren ersten Aufschwung erlebte, fiel dieser zusammen mit dem Emporstieg 
des Deutschen Reiches nach seinen Einigungskampfen. Dieses Deutschland war ein 
Deutschland des Friedens. In derselben Zeit, in der die sogenannten friedliebenden, 
tugendhaften Nationen eine ganze Anzahl von Kriegen fuhrten, hat Deutschland damals nur 
ein Ziel gekannt: den Frieden zu bewahren, in Frieden zu arbeiten, den Wohlstand seiner 
Bewohner zu heben und damit zur menschlichen Kultur und Gesittung beizutragen. 

Dieses Deutschland der Friedenszeit hat mit unendlichem FleiB, mit Genialitat und mit 
Beharrlichkeit versucht, sich sein Leben im Inneren zu gestalten und sich nach auBen durch 
die Teilnahme am friedlichen Wettbewerb der Volker einen gebuhrenden Platz an der Sonne 
zu sichern. 

Trotzdem dieses Deutschland jahrzehntelang der sicherste Garant des Friedens war und sich 
selbst nur seiner friedlichen Beschaftigung hingab, hat es andere Volker und besonders deren 
Staatsmanner nicht davon abhalten konnen, diesen Emporstieg mit Neid und HaB zu verfolgen 
und ihn endlich mit einem Kriege zu beantworten. 

Wir wissen heute aus den Akten der Geschichte, wie die damalige Einkreisungspolitik 
planmaBig von England aus betrieben worden war. Wir wissen aus zahlreichen Feststellungen 
und Publikationen, daB man in diesem Lande die Auffassung vertrat, es sei notwendig, 
Deutschland militarisch niederzuwerfen, weil seine Vernichtung jedem britischen Burger ein 
hoheres AusmaB an Lebensgiitern sichern wiirde. 

GewiB, Deutschland hat damals Fehler begangen. Sein schwerster Fehler war, diese 
Einkreisung zu sehen und sich ihrer nicht beizeiten zu erwehren. Die einzige Schuld, die wir 
diesem damaligen Regime vorwerfen konnen, ist die, daB es von dem teuflischen Plan eines 



Uberfalls auf das Reich voile Kenntnis hatte und doch nicht die EntschluBkraft aufbrachte, 
diesen Uberfall beizeiten abzuwehren, sondern diese Einkreisung bis zum Ausbruch der 
Katastrophe ausreifen lieB. 

Die Folge war der Weltkrieg! 

Wenn heute ein englischer Staatsmann meint, man konne und miisse alle Probleme durch 

freimlitige Besprechungen und Verhandlungen losen, dann mochte ich diesem Staatsmann nur 
sagen: Dazu war vor unserer Zeit 15 Jahre lang Gelegenheit! 

Wenn die Welt heute sagt, daB man die Volker teilen miisse in tugendhafte Nationen und in 
solche, die nicht tugendhaft sind - und zu den tugendhaften Nationen gehoren in erster Linie 
die Englander und die Franzosen, und zu den nicht tugendhaften gehoren die Deutschen und 
Italiener -, dann konnen wir nur antworten: Die Beurteilung, ob ein Volk tugendhaft oder 
nicht tugendhaft ist, die kann doch wohl ein Irdischer kaum aussprechen, das muBte man dem 
lieben Gott uberlassen. 

Vielleicht wird mir nun dieser selbe britische Staatsmann entgegnen: "Gott hat das Urteil 
schon gesprochen, denn er hat den tugendhaften Nationen ein Viertel der Welt geschenkt und 
den nicht tugendhaften alles genommen!" Darauf sei die Frage gestattet: "Mit welchen 
Mitteln haben denn die tugendhaften Nationen sich dieses Viertel der Welt erworben?" und 
man muB antworten: "Es sind keine tugendhaften Methoden gewesen!" 

300 Jahre lang hat dieses England nur als untugendhafte Nation gehandelt, um jetzt im Alter 
von Tugend zu reden! So konnte es passieren, daB in dieser r27ii britischen tugendlosen Zeit 46 
Millionen Englander fast ein Viertel der Welt unterworfen haben, wahrend 80 Millionen 
Deutsche infolge ihrer Tugendsamkeit zu 140 auf einem Quadratkilometer leben mussen. 

Ja, vor 20 Jahren, da war die Frage der Tugend flir die britischen Staatsmanner immer noch 
nicht ganz geklart, insofern es sich um Eigentumsbegriffe handelte. Damals hielt man es mit 
der Tugend noch flir vereinbarlich, einem anderen Volk, das seine Kolonien nur durch 
Vertrage oder durch Kauf erworben hatte, sie einfach wegzunehmen, weil man die Macht 
hatte. 

Jene Macht, die jetzt allerdings als etwas Abscheuliches und Verabscheuungswiirdiges gelten 
soil. Ich habe den Herren hier nur eines zu sagen: Ob sie das selber glauben oder nicht 
glauben, wissen wir nicht. Wir nehmen aber an, daB sie das nicht glauben. Denn wenn wir 
annehmen wollten, daB sie das wirklich selbst glauben, dann wiirden wir jeden Respekt vor 
ihnen verlieren. 

15 Jahre lang hat Deutschland sein Los und sein Schicksal geduldig ertragen. Auch ich 
versuchte anfangs jedes Problem durch Besprechungen zu losen. Ich habe bei jedem Problem 
Angebote gemacht, und sie sind jedesmal abgelehnt worden! Es kann kein Zweifel sein, daB 
jedes Volk heilige Interessen besitzt, einfach weil sie mit seinem Leben und seinem 
Lebensrecht identisch sind. 

Wenn heute ein britischer Staatsmann fordert, daB jedes Problem, das inmitten der deutschen 
Lebensinteressen liegt, erst mit England besprochen werden muBte, dann konnte ich genau so 
gut verlangen, daB jedes britische Problem erst mit uns zu besprechen sei. 



GewiB, diese Englander mogen mir zur Antwort geben: "In Palastina haben die Deutschen 
nichts zu suchen!" - Wir wollen auch gar nichts in Palastina suchen. 

Allein, so wenig wir Deutschen in Palastina etwas zu suchen haben, so wenig hat England in 
unserem deutschen Lebensraum etwas zu suchen! 

Und wenn man nun erklart, daB es sich hier um allgemeine Rechts- und Gesetzesfragen 
handele, so konnte ich diese Meinung nur dann gelten lassen, wenn man sie als allgemein 
verpflichtend betrachten wiirde. Man sagt, wir hatten kein Recht, dieses oder jenes zu tun. Ich 
mochte die Gegenfrage erheben: Welches Recht - um nur ein Beispiel zu erwahnen - hat 
England in Palastina, Araber niederzuschieBen, nur, weil sie fur ihre Heimat eintreten? Wer 
gibt ihm das Recht? 

Wir haben jedenf alls in Mitteleuropa nicht Tausende abgeschlachtet, sondern wir haben 
unsere Probleme in Ruhe und in Ordnung geregelt! 

Allerdings, eines mochte ich hier aussprechen: Das deutsche Volk von heute, das Deutsche 
Reich von jetzt, sie sind nicht gewillt, Lebensinteressen preiszugeben, sie sind auch nicht 
gewillt, aufsteigenden Gefahren tatenlos gegenuberzutreten! 

Wenn die Alliierten einst ohne Rucksicht auf ZweckmaBigkeit, auf Recht, auf Tradition oder 
auch nur Vernunft die Landkarte Europas anderten, so hatten wir nicht die Macht, es zu 
verhindern. Wenn sie aber vom heutigen Deutschland erwarten, daB es Trabantenstaaten, 
deren einzige Aufgabe es ist, gegen Deutschland angesetzt zu werden, geduldig gewahren laBt 
bis zu dem Tag, an dem dieser Einsatz sich vollziehen soil, dann verwechselt man das heutige 
Deutschland mit dem Deutschland der Vorkriegszeit! 



r272i Wer sich schon bereit erklart, fur diese GroBmachte die Kastanien aus dem Feuer zu 
holen, muB gewartig sein, daB er sich dabei die Finger verbrennt. 

Wir haben wirklich keinen HaB gegen das tschechische Volk, wir haben jahrelang 
miteinander gelebt. Das wissen die englischen Staatsmanner nicht. Sie haben keine Ahnung 
davon, daB der Hradschin nicht von einem Englander, sondern von Deutschen erbaut wurde, 
und daB der St. Veits-Dom gleichfalls nicht von Englandern, sondern von deutscher Hand 
errichtet wurde. 

Auch Franzosen waren dort nicht tatig. Sie wissen nicht, daB schon in einer Zeit, in der 
England noch sehr klein war, einem deutschen Kaiser auf diesem Berg gehuldigt wurde, daB 
schon 1 .000 Jahre vor mir dort der erste deutsche Konig stand und die Huldigungen dieses 
Volkes entgegennahm. Das wissen die Englander nicht, das konnen sie auch nicht und 
brauchen sie auch nicht zu wissen. 

Es geniigt, daB wir es wissen und daB es so ist, daB seit einem Jahrtausend dieses Gebiet im 
Lebensraum des deutschen Volkes liegt. Wir hatten aber trotzdem nichts gegen einen 
unabhangigen tschechischen Staat gehabt, wenn er 1. nicht Deutsche unterdriickt und wenn er 
2. nicht das Instrument eines kommenden Angriffs gegen Deutschland hatte sein sollen. 

Wenn aber ein franzosischer friiherer Luftfahrtminister in einer Zeitung schreibt, daB es die 
Aufgabe dieser Tschechei auf Grand ihrer hervorragenden Lage sei, im Kriege Deutschlands 
Industrie durch Luftangriffe ins Herz zu treffen, dann wird man verstehen, daB das fur uns 
nicht ohne Interesse ist und daB wir dann daraus bestimmte Konsequenzen ziehen. 



Es ware an England und Frankreich gewesen, diese Luftbasis zu verteidigen. An uns lag es 
jedenfalls, zu verhindern, daB ein solcher Angriff stattfinden konnte. Ich habe geglaubt, dies 
auf einem naturlichen und einfachen Wege zu erreichen. Erst als ich sah, daB jeder derartige 
Versuch zum Scheitern bestimmt war und daB die deutschfeindlichen Elemente wieder die 
Oberhand gewinnen wiirden, und als ich weiter sah, daB dieser Staat seine innere 
Lebensfahigkeit langst verloren hatte, ja, daB er bereits zerbrochen war, da habe ich das alte 
deutsche Recht wieder durchgesetzt, und ich habe wieder vereint, was durch Geschichte und 
geographische Lage und nach alien Regeln der Vernunft vereint werden muBte. 

Nicht um das tschechische Volk zu unterdrucken! Es wird mehr Freiheit haben, als die 
bedruckten Volker der tugendhaften Nationen! 

Ich habe, so glaube ich, damit dem Frieden einen groBen Dienst erwiesen, denn ich habe ein 
Instrument, das bestimmt war, im Krieg wirksam zu werden gegen Deutschland, bei Zeiten 
wertlos gemacht. 

Wenn man nun sagt, daB dieses das Signal sei dafiir, daB Deutschland nun die ganze Welt 
angreifen wollte, so glaube ich nicht, daB man so etwas im Ernst meint; das konnte nur der 
Ausdruck des allerschlechtesten Gewissens sein. Vielleicht ist es der Zorn liber das MiBlingen 
eines weit gesteckten Planes, vielleicht glaubt man damit die taktische Voraussetzung zu 
schaffen fur die neue Einkreisungspolitik? Wie dem aber auch sei: Ich bin der Uberzeugung, 
daB ich damit dem Frieden einen groBen Dienst erwiesen habe. 

Und aus dieser Uberzeugung heraus habe ich mich auch vor drei Wochen entschlossen, dem 
kommenden Parteitag den Namen "Parteitag des Friedens" zu geben. Denn Deutschland denkt 
nicht daran, andere Volker anzugreifen. 



r273i Worauf wir aber nicht verzichten wollen, ist der Ausbau unserer wirtschaftlichen 
Beziehungen. Dazu haben wir ein Recht, und ich nehme dazu von keinem europaischen oder 
auBereuropaischen Staatsmann Vorschriften entgegen. 

Das Deutsche Reich ist nicht nur ein groBer Produzent, sondern auch ein ungeheurer 
Konsument. Wie wir als Konsument ein unersetzbarer Handelspartner werden, so sind wir als 
Produzent geeignet, das, was wir konsumieren, auch ehrlich und reell zu bezahlen. 

Wir denken nicht daran, andere Volker zu bekriegen, allerdings unter der Voraussetzung, daB 
auch sie uns in Ruhe lassen. Das Deutsche Reich ist aber jedenfalls nicht bereit, eine 
Einschuchterung oder auch nur Einkreisungspolitik auf die Dauer hinzunehmen. 

Ich habe einst ein Abkommen mit England abgeschlossen, das Flottenabkommen. Es basiert 
auf dem heiBen Wunsch, den wir alle besitzen, nie in einen Krieg gegen England ziehen zu 
miissen. Dieser Wunsch kann aber nur ein beiderseitiger sein. Wenn in England dieser 
Wunsch nicht mehr besteht, dann ist die praktische Voraussetzung fur dieses Abkommen 
damit beseitigt. 

Deutschland wiirde auch das ganz gelassen hinnehmen! Wir sind deshalb so selbstsicher, weil 
wir stark sind, und wir sind stark, weil wir geschlossen sind und weil wir auBerdem sehend 
sind! 



Nr. 282 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 3. April 1939 

Beistandserklarung Britischer Regierung an Polen, die Chamberlain am 3 1 . Marz im 
Unterhaus bekanntgegeben hat,— ist nach ihrem Wortlaut nur vorlaufiger Natur. Sie soil 
britische Haltung wahrend der Zwischenzeit klarstellen, die noch benotigt werde, um 
englische Konsultationen mit anderen Regierungen zu abschlieBendem Ergebnis zu fiihren. 
Da Britische Regierung sich selbst genotigt gesehen hat, Geriichte von bevorstehendem 
deutschen Angriff auf Polen als ungerechtfertigt zu dementieren, ist die vorweg erfolgte 
Abgabe der Beistandserklarung fur Polen in keiner Weise durch auBenpolitische Lage 
gerechtfertigt gewesen, vielmehr aus dem Bedurfnis Englischer Regierung zu erklaren, der 
Welt und ihrer eigenen schon ungeduldig gewordenen offentlichen Meinung ein erstes 
Ergebnis der emsigen diplomatischen Bemuhungen darzubieten, mit denen Foreign Office am 
18. Marz begonnen hat. 

Was unsererseits zu britischem Einkreisungsversuch und zu den Gefahren zu sagen ist, die die 
Staaten laufen, welche sich dazu hergeben, ist bereits in der Rede, die der Fiihrer am 
Sonnabend in Wilhelmshaven gehalten hat, zum Ausdruck gekommen. 

Weizsacker 



12741 

Nr. 283 

Rede des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 3. April 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Wenn, wie ich hoffe, das Ergebnis dieser Aussprache das ist, darzutun, daB grundsatzlich 

und im allgemeinen dieses Haus einmutig die Erklarung billigt, die ich am Freitag abgegeben 
habe,— und daB es einig und entschlossen ist, alle MaBnahmen, die zur Wirksammachung 
dieser Erklarung notig sein mogen, zu ergreifen, so kann die Aussprache einen sehr groBen 
Nutzen haben. Die von mir am Freitag abgegebene Erklarung ist mit einem sehr geschickten 
und deshalb weithin ubernommenen Ausdruck als Deckungszusage bezeichnet worden, die im 
voraus vor dem vollstandigen Versicherungsschein ausgegeben worden sei. Ich selbst betonte 
nachdriicklich ihren voriibergehenden oder zeitweiligen Charakter, und ihre Bezeichnung als 
Deckungszusage ist durchaus nicht schlecht, soweit ein solcher Vergleich zutreffen kann; aber 
ich glaube, daB dieser Vergleich ganz und gar unvollstandig in folgendem Punkte ist: 
Wahrend naturgemaB die Ausgabe einer Deckungszusage in sich schlieBt, daB ihr etwas mehr 
ins einzelne gehende nachfolgt, ist es gerade die Art des vollstandigen Versicherungsscheines, 
die eine so ungeheure Abweichung von allem darstellt, was dieses Land bisher unternommen 
hat. 



Es bildet dies wirklich ein neues Moment - ich mochte sagen eine neue Epoche - in dem 
Verlaufe unserer auswartigen Politik. 

So weit von unseren traditionellen Ideen in dieser Hinsicht abgewichen zu sein, wie ich es 

im Auftrag Seiner Majestat Regierung am Freitag getan habe, bildet in der Tat einen so 
wichtigen Markstein in der britischen Politik, daB ich mit Sicherheit sagen zu konnen glaube, 
daB dieser EntschluB ein Kapitel fiir sich erhalten wird, wenn es einmal zum Schreiben der 
Geschichtsbucher kommt. 

Das sehr ehrenwerte Mitglied hat soeben auf ein MiBverstandnis des Sinnes dieser Erklarung 
angespielt. Ich gestehe, ich war selbst uberrascht, daB es hier irgendein MiBverstandnis geben 
konne, denn ich glaubte, daB die Erklarung klar und deutlich fiir alle war, die sich bemliht 
haben sie zu lesen. Selbstverstandlich betrifft eine Erklarung von dieser Bedeutung nicht 
irgendeinen unbedeutenden kleinen Grenzzwischenfall; sie betrifft die groBen Dinge, die 
sogar einem Grenzzwischenfall zugrunde liegen konnen. Wenn die Unabhangigkeit des 
polnischen Staates bedroht sein sollte - und wenn sie bedroht sein wiirde, so habe ich keinen 
Zweifel, daB das polnische Volk jedem Versuch hierzu Widerstand leisten wiirde - dann 
besagt die Erklarung, die ich abgegeben habe, daB Frankreich und wir selbst Polen 
unverzuglich zur Hilfe kommen wiirden. 

.... Erst vor nicht langer Zeit habe ich meiner Ansicht dahin Ausdruck gegeben, daB man von 
unserem Lande nicht verlangen solle, unbegrenzte und unbestimmte Verpflichtungen 
einzugehen, die unter nicht vorauszusehenden Bedingungen wirksam werden wiirden. Diese 
Ansicht halte ich noch heute aufrecht; was wir hier aber im Begriff sind zu tun, ist der Eintritt 
in eine bestimmte Verbindlichkeit, die sich auf einen gewissen Eventualfall bezieht, namlich 
auf den Fall, daB ein Versuch dahin unternommen werden sollte, die Welt msi mit Gewalt zu 
beherrschen. Das sehr ehrenwerte Mitglied hat mit Recht gesagt, daB die Sache nicht so 
enden konne, wie sie jetzt steht. Wenn diese Politik die Politik der Deutschen Regierung 
ware, so ist es ganz klar, daB Polen nicht das einzige Land ware, das gefahrdet sein wiirde, 
und der Politik, die uns veranlaBt hat, Polen diese Zusicherung zu geben, konnte naturlich 
nicht Geniige geschehen, noch konnte sie durchgefuhrt werden, wenn wir uns auf einen 
einzelnen Fall beschranken wiirden, der schlieBlich nicht der richtige Fall sein mochte. Die 
kurzlichen Ereignisse haben, mit Recht oder mit Unrecht, jeden Staat, der an Deutschland 
angrenzt, unglucklich, besorgt und ungewiB liber Deutschlands zukiinftige Absichten 
gemacht. Wenn dies alles ein MiBverstandnis ist, wenn die Deutsche Regierung niemals 
solche Gedanken gehabt hat, gut, dann ist es um so besser. In diesem Fall werden alle 
Abmachungen, die getroffen werden mogen, um die Unabhangigkeit dieser Lander zu 
schutzen, niemals Anwendung zu finden brauchen, und Europa konnte dann allmahlich in 
einen Zustand der Ruhe zuriickfallen, in der sogar das Vorhandensein dieser Abmachungen in 
Vergessenheit geraten konnte 



Nr. 284 

Aus der Rede des Britischen Schatzkanzlers Sir John Simon 

im Unterhaus, 3. April 1939 

(Ubersetzung) 



.... Mit ein oder zwei Ausnahmen, die nur die allgemeine Einigkeit unterstreichen, diirfen wir 
diesen Tag, an dem diese ungeheuer wichtige Erklarung von alien Teilen des Hauses 
angenommen und gebilligt worden ist, als einen Markstein in unserer Geschichte bezeichnen. 
Ich bin nicht geneigt, die Bedeutung der Erklarung zu verkleinern. Die Erklarung verpflichtet 
uns ausdriicklich in einem Teil der Welt, in dem wir bisher von besonderen Verpflichtungen 
befreit gewesen sind, und sie laBt auch Verpflichtungen in anderen Teilen der Welt 
voraussehen. Sie schreibt ein Kapitel in unserer Geschichte, das uns weiter fiihrt als die Reihe 
der Verpflichtungen, die mein sehr ehrenwerter Freund in einer klassischen Rede in 
Leamington— aufgefuhrt hat. Wir stellen hier fest, daB das Land in seiner Gesamtheit, indem 
es diesen Standpunkt einnimmt, geeinter ist als in irgendeiner anderen politischen Frage der 
Gegenwart. Dies ist eine uberaus gewaltige Tatsache, der wir alle uns kunftig zu erinnern 
Gelegenheit haben werden, und ich betrachte es als unser aller Pflicht, diesen Wechsel nicht 
irgendwie zu verkleinern, sondern ihn in dem vollen Umfang seiner Anwendung zu wiirdigen 
und anzuerkennen. Die Erklarung verkiindet einen endgliltigen Kurs des Handelns, wenn 
Handeln notwendig sein wird, und von dieser Entscheidung kann man nicht nach riickwarts 
blicken. 

Es ist die allerernsteste Verpflichtung, weil sie nicht etwa nur die Moglichkeit eines Krieges 
aus AnlaB bestimmter Ereignisse androht, sondern weil sie uns in gewissen Fallen 
verpflichtet, Krieg zu fiihren 



12761 

Nr. 285 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 4. April 1939 

Die englisch-franzosische Zusammenarbeit auf dem Luftgebiet ist in den letzten Wochen 
durch Besprechungen auf technischem Gebiet sowie durch franzosische Generalstabsoffiziere 
auf militarischem Gebiet vertieft worden. Durch den jetzt laufenden Besuch des 
Franzosischen Luftministers in London durften diese Besprechungen einen gewissen 
AbschluB erreichen. 

Zum erstenmal verlautet, daB in einem Ernstfall der gemeinsame Oberbefehl iiber die 
vereinigten Luftflotten (ahnlich wie friiher schon fiir Heer und Marine) festgelegt worden ist. 

Aller Wahrscheinlichkeit soil die englische Luftwaffe die Fuhrung ubernehmen. Der 
Generalstabschef der englischen Luftwaffe wird fiir den Ernstfall als gemeinsamer 
Oberbefehlshaber genannt. 

Gleichzeitig hiermit laufen offenbar eingehendere Besprechungen iiber die Vorbereitung und 
Verwendung englischer Luftstreitkrafte auf franzosischem Boden und die Beschleunigung 
und Verbreitung der franzosischen Luftindustrie mit dem deutlichen Ziel einer Angleichung 
des Materials an das englische. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 286 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 10. April 1939 

Der amtliche Wortlaut der Unterhauserklarung Chamberlains vom 6. April liber die 
Verhandlungen der Britischen Regierung mit dem Polnischen AuBenminister liegt nunmehr 
vor. Der Premierminister erklarte auf Anfrage des Labourabgeordneten Greenwood 
folgendes: 

"Ich bin in der Lage, dem Haus folgenden Bericht iiber die Besprechungen mit dem 
Polnischen AuBenminister zu geben. Der Bericht ist von Herrn Beck im Namen der 
Polnischen Regierung und vom Staatssekretar des AuBern und mir im Namen Seiner Majestat 
Regierung gemeinsam verfaBt worden. Die Besprechungen mit Herrn Beck haben sich auf ein 
weites Feld bezogen und gezeigt, daB unsere beiden Regierungen sich iiber gewisse 
allgemeine Grundsatze einig sind. 

Es wurde verabredet, daB unsere beiden Lander bereit sein werden, ein dauerndes und 
wechselseitiges Abkommen zu schlieBen, um die gegenwartige zeitweilige und einseitige 
Zusicherung Seiner Majestat Regierung an die Polnische Regierung— zu ersetzen. In 
Erwartung des Abschlusses dieses dauernden Abkommens gab Herr Beck Seiner Majestat 
Regierung die Zusicherung ab, daB sich die Polnische Regierung flir verpflichtet halte, Seiner 
Majestat wt\ Regierung unter den gleichen Voraussetzungen Unterstutzung zu gewahren, wie 
sie in der zeitweiligen Zusicherung Seiner Majestat Regierung an Polen bereits enthalten sind. 

Ebenso wie die zeitweilige Zusicherung wurde das dauernde Abkommen nicht gegen 
irgendein anderes Land gerichtet, sondern dazu bestimmt sein, GroBbritannien und Polen eine 
wechselseitige Unterstutzung im Fall irgendeiner unmittelbaren oder mittelbaren Bedrohung 
der Unabhangigkeit des einen oder anderen Staates zu gewahren. Es wurde anerkannt, daB 
gewisse Punkte, einschlieBlich einer genaueren Umschreibung der verschiedenen Ursachen, 
aus denen die Notwendigkeit einer solchen Unterstutzung entstehen konnte, ein griindlicheres 
Studium erfordern, bevor das dauernde Abkommen vervollstandigt werden kann. 

Wohlverstanden sollen die obenerwahnten Abkommen keine von den beiden Regierungen 
daran hindern, mit anderen Landern im allgemeinen Interesse der Festigung des Friedens 
Abkommen abzuschlieBen." 

Greenwood fragte den Premierminister weiterhin, ob die Britische Regierung nach 
Beendigung der Verhandlungen mit Oberst Beck beabsichtige, ihren gesamten EinfluB dafiir 
einzusetzen, daB gleiche gegenseitige Vereinbarungen zwischen der Franzosischen und der 
Polnischen Regierung zustande kamen, ferner fragte Greenwood, ob der Premierminister 
weiterhin beabsichtige, beschleunigt auf jenes breitere Bundnissystem (basis of association) 
hinzuarbeiten, welches die Opposition flir wesentlich und grundlegend halte. Der 
Premierminister antwortete auf diese Frage wie folgt: 



"Was die erste Frage betrifft, so glaube ich, daB die bereits bestehenden Abmachungen 
zwischen Polen und Frankreich praktisch den Vereinbarungen ahnlich sind, deren AbschluB 
die Polnische und die Britische Regierung planen. Die zweite Zusatzfrage kann ich dahin 
beantworten, daB es die Absicht Seiner Majestat Regierung ist, die Konsultationen und 
Mitteilungen mit anderen Regierungen, die bereits begonnen worden sind, fortzusetzen." 

Der Labourabgeordnete Benn fragte den Premierminister, ob bereits daruber entschieden 
worden ware, was als eine Bedrohung der polnischen Unabhangigkeit anzusehen ware. Der 
Premierminister verneinte die Frage. Wie er bereits in seiner oben wiedergegebenen 
Erklarung gesagt hatte, wiirde diese Frage Gegenstand weiterer Verhandlungen zwischen der 
Britischen und der Polnischen Regierung bilden. 

Der liberale Abgeordnete Sir P. Harris fragte den Premierminister, ob er eine Versicherung 
dahingehend abgeben konne, daB in naher Zukunft Generalstabsbesprechungen mit Polen 
eingeleitet werden wiirden, an denen Frankreich teilnehmen konne, und ob er ferner 
versichern konne, daB wahrend dieser Verhandlungen freundschaftlicher Kontakt mit RuBland 
gehalten werden wiirde. Der Premierminister beantwortete den ersten Teil der Frage dahin, 
daB er eine so spezifische Zusicherung nicht abgeben konne; der Fragesteller konne jedoch 
sicher sein, daB, wenn das englisch-polnische Abkommen geschlossen sei oder wahrend es 
geschlossen werde, die Britische Regierung alle Schritte ergreifen wiirde, die ihr notwendig 
erschienen, um das Abkommen wirksam zu machen. Auf den zweiten Teil der Anfrage 
antwortete der Premierminister, daB Lord Halifax in enger Verbindung mit dem 
Sowjetrussischen Botschafter stehe (keeping in close touch). 

Der konservative Abgeordnete Boothby fragte, mit welchen anderen Regierungen 
Besprechungen gepflogen wiirden. Der Premierminister antwortete, mm daB mit einer Anzahl 
anderer Regierungen Besprechungen begonnen worden waren; damit sei jedoch nicht gesagt, 
daB die Verhandlungen sich nur auf diese Regierungen beschranken wiirden. 

Der Labourabgeordnete Noel Baker fragte schlieBlich, ob der Staatssekretar fur Auswartige 
Angelegenheiten wahrend der Osterferien mit der Sowjetrussischen Regierung in Verbindung 
bleiben werde. Chamberlain antwortete, er ware sicher, daB Lord Halifax in enger Verbindung 
mit dem Sowjetrussischen Botschafter zu bleiben beabsichtige; er wolle ihn aber nicht darauf 
festlegen, daB er den Sowjetrussischen Botschafter nun jeden Tag sehen werde. 

Eine weitere zusatzliche Anfrage, ob die Regierung der Vereinigten Staaten iiber die 
Besprechungen voll auf dem laufenden gehalten wiirde, bejahte der Premierminister. 

In der Oberhaussitzung vom 6. April erkundigte sich Lord Cecil im Hinblick auf die 
Unterhauserklarung Chamberlains vom 31. Marz (Garantieerklarung zugunsten Polens), ob 
die Frage, ob die Unabhangigkeit Polens bedroht sei, bei Polen oder bei der Britischen 
Regierung liege. Lord Plymouth gab daraufhin folgende Erklarung ab: 

"Es ist selbstverstandlich, daB, wenn Polen selbst nicht seine Unabhangigkeit als gefahrdet 
erachtet, es nicht Sache eines anderen Landes sein kann, eine gegenteilige Ansicht zu 
vertreten. Da hier Entscheidungen so ernsten Charakters in Frage stehen, unterliegt es keinem 
Zweifel, daB die Polnische Regierung Seiner Majestat Regierung vollstandig iiber die 
Entwicklung auf dem laufenden halten wird. Aber es ist unwahrscheinlich, daB irgendwelche 
Meinungsverschiedenheiten entstehen wiirden, da die Politik der beiden Regierungen - 
namlich Widerstand gegen einen Herrschaftsanspruch durch Gewalt - identisch ist." 



Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 287 

Der Reichsminister des Auswartigen 

an verschiedene Deutsche Diplomatische Missionen in Europa 

Telegramm 

Berlin, den 12. April 1939 

Wie dort bekannt ist, setzt die Britische Regierung im Einvernehmen mit der Franzosischen 
ihre sich gegen Deutschland und Italien richtenden Einkreisungsbestrebungen fort. Von einer 
Demarche in dieser Angelegenheit bitte ich abzusehen. Bei sich ergebenden Gesprachen bitte 
ich, sich in folgendem Sinne zu auBern: 

Wir erwarteten, daB sich nicht weitere Staaten auf den englischen Bauernfang einlassen 
werden. Sollten sich weitere Regierungen finden, die trotzdem auf die englischen 
Verlockungsversuche hereinfallen, so wiirden wir dies im Interesse der in Frage kommenden 
Staaten selbst bedauern. Wir wiirden jede Teilnahme oder Verbindung mit derartigen 
Kombinationen als gegen uns gerichtet ansehen und uns dementsprechend einstellen. Sie 
konnen in diesem ma Zusammenhang an das Wort des Fuhrers aus seiner Wilhelmshavener 
Rede vom 1 . April erinnern, wo es heiBt: "Wer sich schon bereit erklart, fur diese GroBmachte 
die Kastanien aus dem Feuer zu holen, muB gewartig sein, daB er sich dabei die Finger 
verbrennt!" 

Im ubrigen bitte ich, die ganze Angelegenheit in Gesprachen mit groBer Gelassenheit zu 
behandeln und die nervose Geschaftigkeit, mit der die Englander andere Staaten fiir ihre 
Zwecke einzuspannen versuchen, gebuhrend zu kennzeichnen. 

Ribbentrop 



Nr. 288 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 13. April 1939 

Die Garantieerklarung zugunsten Griechenlands und Rumaniens in der heutigen 
Unterhausrede des Premierministers hat gemaB Reuter folgenden Wortlaut: 

"Seiner Majestat Regierung glaubt, daB sie eine Pflicht erfullt und einen Dienst leisten kann, 
indem sie iiber ihre Stellung fiir niemanden einen Zweifel laBt. Ich benutze die Gelegenheit, 
im Namen Seiner Majestat Regierung zu erklaren, daB Seiner Majestat Regierung den groBten 
Wert darauf legt, jeder durch Gewalt oder durch Gewaltandrohung in bezug auf den Status 



quo im Mittelmeer und auf der Balkanhalbinsel bewirkten Anderung vorzubeugen. Folglich 
hat Seiner Majestat Regierung, unter Beriicksichtigung der besonderen Unruhen, die im Zuge 
der Ereignisse der letzten Wochen entstanden sind, Rumanien und Griechenland die 
besondere Zusicherung gegeben, daB sich Seiner Majestat Regierung im Fall einer Aktion, die 
die Unabhangigkeit Rumaniens oder Griechenlands offensichtlich bedroht und der gegeniiber 
es nach Auffassung der Rumanischen oder der Griechischen Regierung in deren 
Lebensinteresse liegt, ihr mit alien nationalen Streitkraften Widerstand zu leisten, sich flir 
verpflichtet halt, ihr unverziiglich jede in ihrer Macht liegende Unterstutzung zu gewahren. 

Wir werden diese Erklarung den unmittelbar betroffenen Regierungen sowie anderen, 
besonders der Tiirkei, mitteilen, deren enge Beziehungen zur Griechischen Regierung bekannt 
sind. Wie ich hore, wird die Franzosische Regierung heute nachmittag eine ahnliche 
Erklarung abgeben. Ich brauche nicht hinzuzufugen, daB die Regierungen der Dominions wie 
stets von alien Vorgangen laufend unterrichtet werden." 

Kordt 



T2801 

Nr. 289 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 14. April 1939 

1. Chamberlain und Halifax haben mit ihren gestrigen Erklarungen verstanden, die sich im 
Lande breit machenden Besorgnisse zu zerstreuen, daB die Britische Regierung von ihrem 
neuen Kurs wieder abweichen konnte. Hierbei spielte eine wesentliche Rolle die Tatsache, 
daB sowohl Eden als auch Churchill sich grundsatzlich zu Chamberlain bekannten. 
Ausflihrungen der Oppositionsredner und allem sonstigen Gerede iiber eine akute 
Chamberlain-Krise wurde damit die Spitze abgebrochen. Stellung Kabinetts ist gefestigt. Es 
ist nicht ausgeschlossen, daB Churchill und Eden in Kabinett hereingenommen werden, 
besonders wenn italienische Zusage Ruckzugs der Freiwilligen aus Spanien nach 
Siegesmarsch nicht eingehalten werden sollte. 

2. Kritik an Chamberlains Politik gegeniiber Italien tritt neben der Forderung in den 
Hintergrund, RuBland starker heranzuziehen. Hier ist besonders bemerkenswert gestrige 
Debatte im Oberhaus, das noch bis vor kurzem jede Annaherung an RuBland scharfstens 
ablehnte. Beachtenswert sind in diesem Zusammenhang ferner die Ausflihrungen von Sir 
John Simon im Unterhaus, die erkennen lassen, daB man auch weiterhin bemiiht bleibe, eine 
Losung zu finden, um RuBland unter Beriicksichtigung der bekannten polnischen und 
rumanischen Wunsche in irgendeiner Form in das sogenannte "System zur Sicherung des 
Friedens gegen Aggression" einzuschalten. 

Kordt 



Aninerfeumgtfi: 



165 Vgl. Nr. 279 . ...zuruck... 

166 Vgl. Nr. 279 . ...zuruck... 

167 Gemeint ist die Rede des damaligen Britischen AuBenministers Eden in Leamington vom 
20. November 1936, in der die britischen Verpflichtungen flir den Kriegsfall umrissen 
wurden. ...zuruck... 

168 Vgl. Nr. 279 . ...zuruck... 



Zweites Kapitel (Fo rts. ) 

Die Englische Kriegspolitik 

C. Die Britische Einkreisungspolitik 
seit Februar 1939 

Nr. 290 
Die Deutsche Botschaft in Paris an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Paris, den 15. April 1939 

Havas-Special meldet liber Chamberlain-Daladier-Erklarungen und anschlieBende 
Verhandlungen folgendes: 

"Wie schon gestern, legt man heute abend in zustandigen Kreisen Wert darauf, festzustellen, 
daB die franzosisch-englischen Erklarungen nicht das Endergebnis der zur Zeit im Gang 
befindlichen Verhandlungen darstellen. In dem allgemeinen diplomatischen Plane, der an dem 
auf den deutschen Gewaltstreich gegen die Tschecho-Slowakei folgenden Tages - in Hinsicht 
auf die Errichtung eines gegenseitigen Beistandssystems auf der Basis zweiseitiger Pakte 
zwischen den groBen Demokratien des Westens und den befreundeten Machten Osteuropas - 
ins Werk gesetzt wurde, bedeutet die Stellungnahme der Regierungen von London und Paris 
nur einen Schritt zur Uberbriickung einer Zeit des Ubergangs, in Erwartung des endgultigen 
Abschlusses der in Vorbereitung befindlichen diplomatischen Vertragswerke. 

Die Besprechungen zwischen den verschiedenen beteiligten Kanzleien dauern also an. 
Lebhafter Meinungsaustausch findet im Augenblick insbesondere zwischen Bukarest und 
Warschau statt, und man hat das Empfinden, daB die dabei vor einiger Zeit aufgetauchten 
Schwierigkeiten nunmehr uberwunden werden konnen. 



12811 In gleich befriedigender Weise nehmen die Verhandlungen mit der UdSSR ihren 
Fortgang; sie bezwecken die Abgrenzung der Mitarbeit, die die Sowjetunion im Rahmen des 
im Aufbau befindlichen Beistandssystems zu leisten gewillt ist. 



Was die Tiirkei anbetrifft, so glaubt man zu wissen, daB die Verhandlungen in Kiirze zum 
AbschluB kommen werden. Jedenfalls weiB man noch nicht, welche konkrete Form die 
Verpflichtungen zwischen der Tiirkei einerseits und GroBbritannien und Frankreich 
andererseits annehmen werden. 

Was Bulgarien angeht, hat man den Eindruck, daB die sich im Gefolge der kiirzlichen 
Ereignisse auBernde Unruhe sehr wohl zu einer Annaherung Sofias an die Machte der Balkan- 
Entente fiihren konnte." 

Botschaft 



Nr. 291 
Der Deutsche Gesandte in Bukarest an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Bukarest, den 15. April 1939 

Erfahre zuverlassig, daB England nach rumanischer Absage, Viermachtepakt England- 
Frankreich-Polen-Rumanien als System Einkreisungspolitik gegen Deutschland zu schlieBen, 
versucht hat, Rumanien zu bestimmen, rumanisch-polnisches Biindnis, das gegen 
SowjetruBland gerichtet ist, contra omnes auszudehnen, was Rumanien abgelehnt hat. 

Fabricius 



Nr. 292 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 18. April 1939 

(Ubersetzung) 

Mr. Mander fragte den Premierminister, welche Generalstabsbesprechungen mit Landern, 
denen gegenuber wir militarische Verpflichtungen eingegangen seien, vereinbart worden oder 
geplant seien? 

Der Premierminister: "Die Regierung Seiner Majestat wird in militarischen wie auch in 
anderen Angelegenheiten mit den in Frage kommenden Landern jede notwendige 
Fuhlungnahme aufrechterhalten." 

Mr. Mander: "Ist es nicht von groBter Bedeutung, daB solche Besprechungen auch mit Polen, 
Rumanien und Griechenland stattfinden? Und kann der sehr ehrenwerte Herr eine 
Versicherung abgeben, daB solche Besprechungen tatsachlich stattfinden?" 

Der Premierminister: "Das ehrenwerte Mitglied muB sich mit der Versicherung, die ich ihm 
soeben gegeben habe, zufriedengeben". 



T2821 

Nr. 293 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 26. April 1939 

Der Britische Botschafter, der heute in das Auswartige Amt kam, urn die 
Dienstpflichterklarung Chamberlains anzukiindigen,— machte mir bei seinem Besuch u.a. die 
folgenden Ausfiihrungen: 

Die Politik Chamberlains sei die des Friedens; doch glaube Chamberlain, das beste Mittel zur 
Friedensbewahrung liege in einer unzweifelhaften Demonstration der englischen Bereitschaft, 
wenn notig, zu kampfen und sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Die Britische Regierung 
sei jedoch wie immer entschlossen, alles in ihrer Macht Liegende zu tun, um den Frieden zu 
bewahren und unter Vermeidung des Krieges eine befriedigende Losung der Schwierigkeiten 
zu suchen. Die Regierung bestreite nicht, daB Probleme vorliegen; sie sei aber uberzeugt, daB 
diese ohne Weltkrieg gelost werden konnten. Die Regierung habe keinerlei aggressive 
Absichten und wolle sich auch nicht durch andere in Angriffshandlungen hineinziehen lassen. 
Wenn sie sich offentlich bereit erklart habe, Angriffshandlungen Dritter in gewissen 
spezifizierten Fallen entgegenzutreten, so sei dies geschehen in der Hoffnung, Zwischenfalle 
zu vermeiden, die zum Krieg flihren konnten, in keiner Weise aber, um etwa Italien oder 
Deutschland einzukreisen oder zu bedrohen. 

Auf diese formulierte Mitteilung Hendersons erwiderte ich ganz kurz mit der Bemerkung, daB 
wir die Britische Regierung nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilten. Es 
hatte auch keinen Sinn, meinerseits mich in Argumenten zu ergehen, wo der Fiihrer doch 
ubermorgen sprechen werde - die Fuhrerrede sei bereits im Druck -; nur einer Bemerkung 
konne ich mich nicht enthalten: die britische Garantie an Polen sei gewiB das geeignetste 
Mittel, um die polnischen untergeordneten Instanzen in ihrer Bedriickung der dortigen 
Deutschen zu ermutigen. Sie beuge also nicht vor, sondern provoziere geradezu Zwischenfalle 
in diesem Gebiet. 

Weizsacker 



Nr. 294 

Memorandum der Reichsregierung 

an die Koniglich Britische Regierung, 28. April 1939 

Als die Deutsche Regierung im Jahre 1935 der Koniglich Britischen Regierung das Angebot 
machte, durch einen Vertrag die Starke der deutschen Flotte in ein bestimmtes Verhaltnis zu 
der Starke der Seestreitkrafte des Britischen Reiches zu bringen, tat sie dies auf Grand der 
festen Uberzeugung, daB flir alle Zeiten die Wiederkehr eines kriegerischen Konfliktes 
zwischen Deutschland und GroBbritannien ausgeschlossen sei. 



Indem sie durch das Angebot des Verhaltnisses 100:35 freiwillig den Vorrang der britischen 
Seeinteressen anerkannte, glaubte sie mit diesem in der Geschichte der GroBmachte wohl 
einzig dastehenden Entschlusse einen Schritt zu tun, der dazu fiihren wiirde, flir alle Zukunft 
ein freundschaftliches Verhaltnis zwischen den beiden Nationen zu begrlinden. 
Selbstverstandlich setzte dieser Schritt der Deutschen Regierung voraus, daB die Koniglich 
Britische r283i Regierung auch ihrerseits zu einer politischen Haltung entschlossen sei, die eine 
freundschaftliche Gestaltung der deutsch-englischen Beziehungen sicherstellte. 

Auf dieser Grundlage und unter diesen Voraussetzungen ist das deutsch-englische 
Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 zustande gekommen. Das ist von beiden Seiten beim 
AbschluB des Abkommens ubereinstimmend zum Ausdruck gebracht worden. Ebenso haben 
noch im vorigen Herbst, nach der Konferenz von Miinchen, der Deutsche Reichskanzler und 
der Britische Ministerprasident in der von ihnen unterzeichneten Erklarung feierlich bestatigt, 
daB sie das Abkommen als symbolisch flir den Wunsch beider Volker ansahen, niemals 
wieder Krieg gegeneinander zu fiihren. 

Die Deutsche Regierung hat an diesem Wunsche stets festgehalten und ist auch heute noch 
von ihm erfullt. Sie ist sich bewuBt, in ihrer Politik dementsprechend gehandelt und in keinem 
Falle in die Sphare englischer Interessen eingegriffen oder diese Interessen sonstwie 
beeintrachtigt zu haben. Dagegen muB sie zu ihrem Bedauern feststellen, daB sich die 
Koniglich Britische Regierung neuerdings von der Linie einer entsprechenden Politik 
gegenuber Deutschland immer weiter entfernt. 

Wie die von ihr in den letzten Wochen bekanntgegebenen politischen EntschlieBungen und 
ebenso die von ihr veranlaBte deutschfeindliche Haltung der englischen Presse deutlich 
zeigen, ist flir sie jetzt die Auffassung maBgebend, daB England, gleichviel in welchem Teil 
Europas Deutschland in kriegerische Konflikte verwickelt werden konnte, stets gegen 
Deutschland Stellung nehmen mlisse, und zwar auch dann, wenn englische Interessen durch 
einen solchen Konflikt uberhaupt nicht beriihrt werden. 

Die Koniglich Britische Regierung sieht mithin einen Krieg Englands gegen Deutschland 
nicht mehr als eine Unmoglichkeit, sondern im Gegenteil als ein Hauptproblem der 
englischen AuBenpolitik an. 

Mit dieser Einkreisungspolitik hat die Koniglich Britische Regierung einseitig dem 
Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 die Grundlage entzogen und dadurch dieses Abkommen 
sowie die zu seiner Erganzung vereinbarte "Erklarung" vom 17. Juli 1937 auBer Kraft gesetzt. 

Das gleiche gilt auch flir den Teil III des deutsch-englischen Flottenabkommens vom 17. Juli 
1937, in dem die Verpflichtung zu einem zweiseitigen deutsch-englischen 
Nachrichtenaustausch festgelegt worden ist. Die Durchflihrung dieser Verpflichtung setzt 
naturgemaB voraus, daB zwischen beiden Partnern ein offenes Vertrauens verhaltnis besteht. 
Da die Deutsche Regierung ein solches Verhaltnis zu ihrem Bedauern nicht mehr als gegeben 
ansehen kann, muB sie auch die Bestimmungen des erwahnten Teiles III als hinfallig 
geworden bezeichnen. 

Von diesen der Deutschen Regierung gegen ihren Willen aufgezwungenen Feststellungen 
bleiben die qualitativen Bestimmungen des deutsch-englischen Abkommens vom 17. Juli 
unberiihrt. Die Deutsche Regierung wird diese Bestimmungen auch in Zukunft beachten und 
so ihren Teil dazu beitragen, daB ein allgemeiner unbeschrankter Wettlauf in den 
Seeriistungen der Nationen vermieden wird. 



Dariiber hinaus wird die Deutsche Regierung, falls die Koniglich Britische Regierung Wert 
darauf legt, mit Deutschland liber die hier in Betracht kommenden Probleme erneut in 
Verhandlungen einzutreten, dazu gern bereit sein. Sie wiirde es begriiBen, wenn es sich dann 
als moglich erwiese, auf sicherer Grundlage zu einer klaren und eindeutigen Verstandigung zu 
gelangen. 



12841 

Nr. 295 
Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 28. April 1939 

Auszug 

Ich habe wahrend meiner ganzen politischen Tatigkeit immer den Gedanken der 

Herstellung einer engen deutsch-englischen Freundschaft und Zusammenarbeit 

vertreten. Ich fand in meiner Bewegung ungezahlte gleichgesinnte Menschen. Vielleicht 
schlossen sie sich mir auch wegen dieser meiner Einstellung an. Dieser Wunsch nach einer 
deutsch-englischen Freundschaft und Zusammenarbeit deckt sich nicht nur mit meinen 
Gefuhlen, die sich aus der Herkunft unserer beiden Volker ergeben, sondern auch mit meiner 
Einsicht in die im Interesse der ganzen Menschheit liegende Wichtigkeit der Existenz des 
Britischen Weltreiches. 

Ich habe niemals einen Zweifel dariiber gelassen, daB ich im Bestande dieses Reiches einen 
unschatzbaren Wertfaktor fur die ganze menschliche Kultur und Wirtschaft sehe. Wie immer 
auch GroBbritannien seine kolonialen Gebiete erworben hat - ich weiB, es geschah dies alles 
durch Gewalt und sehr oft durch brutalste Gewalt -, so bin ich mir doch dariiber im klaren, 
daB kein anderes Reich auf anderem Wege bisher entstanden ist und daB letzten Endes vor der 
Weltgeschichte weniger die Methode als der Erfolg gewertet wird, und zwar nicht im Sinne 
des Erfolges der Methode, sondern des allgemeinen Nutzens, der aus einer solchen Methode 
entsteht. 

Das angelsachsische Volk hat nun ohne Zweifel eine unermeBliche kolonisatorische Arbeit 
auf dieser Welt vollbracht. Dieser Arbeit gehort meine aufrichtige Bewunderung. Der 
Gedanke an eine Zerstorung dieser Arbeit erschiene und erscheint mir von einem hoheren 
menschlichen Standpunkt aus nur als ein AusfluB menschlichen Herostratentums. Allein 
dieser mein aufrichtiger Respekt vor dieser Leistung bedeutet nicht einen Verzicht auf die 
Sicherung des Lebens meines eigenen Volkes. 

Ich halte es fur unmoglich, eine dauernde Freundschaft zwischen dem deutschen und dem 
angelsachsischen Volk herzustellen, wenn nicht auch auf der anderen Seite die Erkenntnis 
vorhanden ist, daB es nicht nur britische, sondern auch deutsche Interessen gibt, daB nicht nur 
die Erhaltung des Britischen Weltreiches fiir die britischen Manner Lebensinhalt und 
Lebenszweck ist, sondern fiir die deutschen Manner die Freiheit und Erhaltung des deutschen 
Reiches ! Eine wirklich dauernde Freundschaft zwischen diesen beiden Nationen ist nur 
denkbar unter der Voraussetzung der gegenseitigen Respektierung. 

Das englische Volk beherrscht ein groBes Weltreich. Es hat dieses Weltreich gebildet in einer 
Zeit der Erschlaffung des deutschen Volkes. Vordem war Deutschland ein groBes Weltreich. 
Es beherrschte einst das Abendland. In blutigen Kampfen und religiosen Streitigkeiten sowie 
aus den Grunden einer inneren staatlichen Aufsplitterung ist dieses Reich an Macht und 



GroBe gefallen und endlich in tiefen Schlaf gesunken. Allein als dieses alte Reich sein Ende 
zu nehmen schien, da wuchs bereits der Keim zu seiner Wiedergeburt. Aus Brandenburg und 
PreuBen entstand ein neues Deutschland, das Zweite Reich, und aus ihm wurde nunmehr 
endlich das deutsche Volksreich. 

Es mochten nun alle Englander begreifen, daB wir nicht im geringsten das Gefiihl einer 
Inferioritat den Briten gegeniiber besitzen. Dazu ist unsere geschichtliche Vergangenheit zu 
gewaltig! 



12851 England hat der Welt viele groBe Manner geschenkt, Deutschland nicht weniger. Der 
schwere Kampf um die Lebensbehauptung unseres Volkes hat im Laufe von drei 
Jahrhunderten nur in der Verteidigung des Reiches von uns Blutopfer gefordert, die weit 
dariiber hinausgingen, was andere Volker flir ihre Existenz zu bringen hatten. Wenn 
Deutschland als ewig angegriffener Staat dabei trotzdem seinen Besitzstand nicht zu wahren 
vermochte, sondern viele Provinzen opfern muBte, dann nur infolge seiner staatlichen 
Fehlentwicklung und der daraus bedingten Ohnmacht! Dieser Zustand ist nun iiberwunden. 
Wir haben daher als Deutsche nicht im geringsten die Empfindung, dem britischen Volk etwa 
unterlegen zu sein. Die Achtung vor uns selbst ist genau so groB wie die eines Englanders vor 
England. Die Geschichte unseres Volkes hat in ihrer nunmehr fast 2.000iahrigen Dauer 
Anlasse und Taten genug, um uns mit einem aufrichtigen Stolz zu erfullen. 

Wenn nun England flir diese unsere Einstellung kein Verstandnis aufbringt, sondern in 
Deutschland glaubt, vielleicht einen Vasallenstaat erblicken zu konnen, dann ist allerdings 
unsere Liebe und unsere Freundschaft an England umsonst dargeboten worden. Wir werden 
deshalb nicht verzweifeln oder verzagen, sondern wir werden dann - gestutzt auf das 
BewuBtsein unserer eigenen Kraft und auf die Kraft unserer Freunde - die Wege finden, die 
unsere Unabhangigkeit sicherstellen und unserer Wurde keinen Abbruch tun. 

Ich habe die Erklarung des Britischen Premierministers vernommen, nach der er meint, in 
Versicherungen Deutschlands kein Vertrauen setzen zu konnen. Ich halte unter diesen 
Umstanden es flir selbstverstandlich, daB wir weder ihm noch dem englischen Volk weiterhin 
eine Lage zumuten wollen, die nur unter Vertrauen denkbar ist. 

Als Deutschland nationalsozialistisch wurde und damit seine Wiederauferstehung einleitete, 
habe ich im Verfolg meiner unentwegten Freundschaftspolitik England gegeniiber von 

mir aus selbst den Vorschlag einer freiwilligen Begrenzung der deutschen Seeriistung 
gemacht. Diese Begrenzung setzte allerdings eines voraus, namlich den Willen und die 
Uberzeugung, daB zwischen England und Deutschland niemals mehr ein Krieg moglich sein 
wurde. Diesen Willen und die Uberzeugung besitze ich auch heute noch. 

Ich muB aber nunmehr feststellen, daB die Politik Englands inoffiziell und offiziell keine 
Zweifel dariiber laBt, daB man in London diese Uberzeugung nicht mehr teilt, sondern im 
Gegenteil der Meinung ist, daB ganz gleich, in welchen Konflikt Deutschland einmal 
verwickelt werden wurde, GroBbritannien stets gegen Deutschland Stellung nehmen muBte. 
Man sieht also dort den Krieg gegen Deutschland als etwas Selbstverstandliches an. Ich 
bedauere dies tief; denn die einzige Forderung, die ich an England stellte und immer stellen 
werde, ist die nach Riickgabe unserer Kolonien. Ich lieB aber keine Unklarheit dariiber, daB 
dies niemals der Grand flir eine kriegerische Auseinandersetzung sein wurde. Ich war immer 
des Glaubens, daB England, flir das diese Kolonien keinen Wert haben, einmal Verstandnis 
flir die deutsche Lage aufbringen wiirde und die deutsche Freundschaft dann hoher bewerten 



muBte als Objekte, die keinerlei realen Nutzen fur England abwerfen, wahrend sie fur 
Deutschland lebenswichtig sind. 

Ich habe aber, davon abgesehen, nie eine Forderung gestellt, die irgendwie britisches Interesse 
beruhrt haben wiirde oder die dem Weltreich hatte gefahrlich werden konnen und mithin fur 
England irgendeinen Schaden bedeutet haben konnte. Ich habe mich immer nur im Rahmen 
jener Forderungen bewegt, r286i die auf das engste mit dem deutschen Lebensraum und damit 
dem ewigen Besitz der deutschen Nation zusammenhangen. Wenn nun England heute in der 
Publizistik und offiziell die Auffassung vertritt, daB man gegen Deutschland unter alien 
Umstanden auftreten muBte und dies durch die uns bekannte Politik der Einkreisung bestatigt, 
dann ist damit die Voraussetzung flir den Flottenvertrag beseitigt. Ich habe mich daher 
entschlossen, dies der Britischen Regierung mit dem heutigen Tage mitzuteilen. 

Es handelt sich dabei fur uns nicht um eine materielle Angelegenheit - denn ich hoffe noch 
immer, daB wir ein Wettrusten mit England vermeiden konnen -, sondern um einen Akt der 
Selbstachtung. Sollte die Britische Regierung aber Wert darauf legen, mit Deutschland liber 
dieses Problem noch einmal in Verhandlungen einzutreten, dann wiirde sich niemand 
gliicklicher schatzen als ich, um vielleicht doch noch zu einer klaren und eindeutigen 
Verstandigung kommen zu konnen. 

Im ubrigen kenne ich mein Volk - und ich baue darauf. Wir wollen nichts, was uns nicht einst 
gehort hat, kein Staat wird von uns in seinem Eigentum jemals beraubt werden, allein jeder, 
der Deutschland glaubt angreifen zu konnen, wird eine Macht und einen Widerstand 
vorfinden, gegeniiber denen die des Jahres 1914 unbedeutend waren 



Nr. 296 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 29. April 1939 

I. Publizitat der Rede des Fuhrers in Londoner und Provinzpresse hat ein AusmaB, wie dies 
bisher noch bei keiner AuBerung fremden Staatsmannes der Fall gewesen ist. 

II. Kritische Einstellung, vor allem der konservativen Blatter, ist vornehmlich darin 
begriindet, daB gesetzgeberische MaBnahmen hinsichtlich Einfuhrung Wehrpflicht noch nicht 
zum AbschluB gebracht sind und mithin zuversichtliche Beurteilung diese gefahrden konnte. 
Eindruck, den Rede in amtlichen und politischen Kreisen gemacht hat, ist jedenfalls viel 
positiver, als Presse erkennen laBt. Abgesehen von einer Mitteilung, daB GroBbritannien sich 
auch bereit finden konnte, Deutschland eine Garantie gegen Angriffe zu geben, haben sich 
amtliche Stellen Presse gegeniiber jeder Direktive flir Sprachfuhrung enthalten. Bezeichnend 
fur tatsachlichen Eindruck ist Erklarung eines konservativen Politikers, daB Rede 
hervorragende staatsmannische Leistung sei, und AuBerung eines anderen, wonach judische 
Finanzkreise sehr verargert, daB Rede nicht "kriegerischen" Charakter gehabt hatte. 

III. Wenn in amtlichen Kreisen auch betont wird, daB abschlieBende Beurteilung Fuhrerrede 
erst nach eingehenderem Studium moglich, ist jetzt schon festzustellen, daB Aufkundigung 



deutsch-englischer Flottenvereinbarung leichter genommen wird als die deutsch-polnischen 
Vertrags. Andererseits ist Bekanntgabe unseres von Polen abgelehnten Angebots 
psychologisch besonders geeignet, britisches Volk zu beeindrucken. 

Kordt 



T2871 

Nr. 297 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 2. Mai 1939 

In der Anlage wird eine Aufzeichnung liber ein Gesprach vorgelegt, das ein 
Botschaftsmitglied dieser Tage mit einem Gewahrsmann hatte. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Anlage 

Aufzeichnung 

London, den 18. April 1939 

Der Gewahrsmann behauptete heute, daB die englische Zielsetzung beziiglich der Tiirkei 
darauf hinausginge, sicherzustellen, daB, wenn England auf Grund der bestehenden 
Verpflichtungen oder der eigenen Interessen im Mittelmeer zu kriegerischen Aktionen 
veranlaBt werde, der britischen Flotte die turkische Armee zur Seite stehe. Im Fall eines 
italienischen Angriffs von Lybien oder dem Dodekanes aus auf den Suezkanal wiirde die 
turkische Armee den britischen oder agyptischen Streitkraften zu Hilfe kommen. 

England habe das Ziel, die Tiirkei zum Schutze des ganzen Mittelmeeres in ein englisch- 
franzosisch-turkisches Abkommen einzuspannen, wohingegen die Tiirkei nur bereit sei, sich 
England gegenuber hinsichtlich des ostlichen Mittelmeeres zu binden. 



Nr. 298 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 8. Mai 1939 

Der Franzosische Botschafter machte mir heute seinen ersten Besuch nach Ruckkehr von 
seinem mehrwochigen Aufenthalt in Frankreich. 



Wir kamen auf die etwas stiirmische letzte Unterhaltung nicht zuriick, die wir am 18. Marz 
nach der tschechischen Sache miteinander gefiihrt hatten. Vielmehr versicherte Herr 
Coulondre, er sei zur Fortsetzung der Aufgabe in Berlin wieder eingetroffen, die er sich von 
vornherein gestellt habe, namlich zur Befriedungsarbeit in den deutsch-franzosischen 
Beziehungen. Die abgerissenen Faden freilich habe er nicht mehr in der Hand, und 
insbesondere Herr Daladier habe von den Marzereignissen her noch einen recht bitteren 
Geschmack im Munde. Er, Coulondre, aber werde bestimmt sein Bestes flir das deutsch- 
franzosische Verhaltnis tun. 

Auf Polen ubergehend fragte Coulondre nach der Moglichkeit neuer deutsch-polnischer 
Konversationen. Ich habe versucht, dem Botschafter klarzumachen, daB die Haltung Becks 
doch eine sehr sterile sei. Beck habe sich in seiner Antwort an uns wie ein Pascha auf einen 
Stuhl gesetzt und uns freigestellt, mit ihm das Gesprach zu eroffnen, wenn wir uns nach 
seinen Prinzipien richten wollten. Ich sahe bei einem solchen Verhalten keinen 
Anknlipfungspunkt. mssiDer Flihrer habe seine Offerte ja auch als eine einmalige 
charakterisiert. Gefahrlich schiene mir das Vorgehen der Halbgotter im westlichen Polen 
gegen unsere Volksdeutschen. Hier konnten Zwischenfalle mit ernsten Folgen vorkommen. 
Als Coulondre einwarf, Frankreich warne in Warschau vor solchen Dummheiten, erwiderte 
ich, leider schiene mir Warschau die Zligel recht lose zu fiihren und solchen Zwischenfallen 
eben nicht genligend vorzubeugen. Die Weisheit der Britischen Regierung in den letzten 
Wochen sei mir nicht recht klar geworden. Die britische Garantie an Polen hieBe doch dem 
unerzogenen Kinde den Zucker reichen, ehe es Vernunft angenommen habe. 

Weizsacker 



Nr. 299 

Rede des Britischen Premierministers Chamberlain 

in der Albert-Hall, London, 11. Mai 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Ich wunsche es ebenso klar zu machen, daB wir nicht bereit sind ruhig zuzuschauen, wie 

die Unabhangigkeit eines Landes nach dem anderen zerstort wird. Solche Versuche sind im 
Frieden stets auf unseren Widerstand gestoBen, und gerade weil es keine Ruhe, keine 
Sicherheit in Europa geben kann, ehe die Volker nicht davon uberzeugt sind, daB kein 
derartiger Versuch geplant ist, haben wir diese Versicherungen an Polen, m Rumanien und 
Griechenland m gegeben, die von diesen Staaten so lebhaft begruBt worden sind. 



Zu dem gleichen Zwecke der Beruhigung und Stabilisierung der Lage sind wir in 
Besprechungen mit anderen Landern, besonders mit RuBland und der Tiirkei, eingetreten. 
Diese Besprechungen sind noch im Gange, und ich kann Ihnen daher heute keinen Bericht 
liber dieselben geben. Ich mochte nur sagen, daB die Regierung Seiner Majestat ernstlich hofft 
und aufrichtig wiinscht, daB sie bald zu einem erfolgreichen AbschluB gelangen mochten und 
daB auf diese Weise der Sache des Friedens noch mehr gedient wird. 

Es muB offenkundig sein, daB diese unsere Zusagen an verschiedene europaische Lander 

unsere Verantwortlichkeiten in starkem MaBe erhoht haben und daB es deshalb notwendig ist, 



daB wir uns instand setzen, diese Zusicherungen zu erfiillen. Heutzutage gehen einem Kriege 
nicht langer jene vorbereitenden Abschnitte voraus, welche in friiheren Zeiten eine geniigende 
Warnung flir das Herannahen des Krieges darstellten. Heute ist eine sorgfaltig vorbereitete 
Uberraschung und der Blitzstrahl die erste Kriegsanzeige. Wir miissen unsere Vorbereitungen 
deshalb entsprechend treffen. Andere Staaten, welche Landesgrenzen haben, befestigen diese 
Grenzen, und ihre Befestigungen sind Tag und Nacht mit Verteidigungstruppen besetzt. 
Unsere Befestigungen hier in England sind unser Luftschutz, und dieser ist der 
Territorialarmee anvertraut. 

Wir konnten inn keiner zustandigeren Truppe ubertragen. Aber wir konnen nicht verlangen, 
daB die Soldaten der Territorialarmee ihre normalen Beschaftigungen aufgeben und Tag und 
Nacht diesen Luftschutzdienst ausiiben. r289i Dies kann nur flir kurze Perioden und in Zeiten 
eines besonderen Notstandes geschehen. Es ist deshalb notwendig, daB wir unsere 
gegenwartigen Vorkehrungen erganzen und die Dienste von Mannschaften in Anspruch 
nehmen, welche ziemlich lange Ausbildungsperioden durchmachen werden, damit sie die 
Territorialarmee dann ablosen konnen, wenn kein dringender Notstand besteht. 

Wie Sie wissen, haben wir beschlossen, einen Entwurf liber pflichtmaBige militarische 
Ausbildung einzubringen, dessen Einzelheiten gegenwartig im Unterhaus erortert werden. 

Im Verlauf der Erorterungen, die wir mit diesen europaischen Landern gefuhrt haben, 

wurde uns klar, daB Zweifel liber den Ernst unserer Absichten bestanden. Im besonderen 
konnten unsere Freunde iiberall auf dem Kontinent, die selbst seit langer Zeit die allgemeine 
Wehrpflicht durchgefuhrt haben, es nicht verstehen, wie wir, wenn wir es ernst meinten, 
unsere Verteidigung Freiwilligen anvertrauen konnten, Mannern, deren Zeit durch ihre 
gewohnliche Beschaftigung in Anspruch genommen ist, und die, ehe nicht wirklich Krieg 
ausbricht, niemals jene griindliche Ausbildung erhalten, die alien Armeen auf dem Kontinent 
zuteil wird. 

Wir stellten fest, daB dies Gefiihl so stark war, daB es tatsachlich den Erfolg unserer Politik, 
den Aufbau einer Friedensfront zu versuchen, gefahrdete. Wir konnten uns der Uberzeugung 
nicht verschlieBen, daB kein einziger Schritt unsererseits unsere Freunde so ermutigen und, 
wie ich mit Absicht hinzufugen mochte, alle diejenigen, die nicht unsere Freunde sein sollten, 
so beeindrucken wiirde, wie die Einfuhrung der zwangsweisen militarischen Ausbildung in 
unserem Lande. 

Nach Ansicht vieler Leute liegt heute der Gefahrenpunkt Europas in Danzig. Wenn auch 
unsere Polen gegebenen Versicherungen klar und bestimmt sind, wenn wir auch glucklich 
waren, die Streitpunkte zwischen Polen und Deutschland freundschaftlich durch Erorterungen 
beseitigt zu sehen, und wenn wir auch glauben, daB sie auf diese Art bereinigt werden 
konnten und muBten, so steht doch fest, daB, falls ein Versuch gemacht werden sollte, die 
Lage durch Gewalt in einer solchen Weise zu andern, daB dadurch die polnische 
Unabhangigheit bedroht wiirde, dies unvermeidlich zum Beginn eines allgemeinen Krieges 
fiihren muBte, in den unser Land verwickelt sein wiirde 



Nr. 300 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 13. Mai 1939 

Aus zuverlassiger Quelle erfahre ich folgendes liber die Vorgeschichte der auBenpolitischen 
Rede, die Chamberlain am vergangenen Donnerstag vor den konservativen Frauen in der 
Albert Hall m gehalten hat: 

Der Ministerprasident hatte urspriinglich die Absicht, die polnische Frage in seiner Rede nicht 
zu beriihren. U. a. wollte er auch nichts sagen liber die Einbeziehung oder Nichteinbeziehung 
Danzigs in das britische Garantieversprechen. Kurz vor der Rede habe jedoch die Polnische 
Regierung in London und in 12901 Paris darauf hingewiesen, daB sich in Deutschland ein groBer 
Optimismus bezliglich der Nichtbereitschaft GroBbritanniens breitmache, in einem deutsch- 
polnischen Konflikt wegen Danzig ihren eingegangenen Verpflichtungen gerecht zu werden. 

Die Franzosische Regierung ist kurz darauf in gleichem Sinne bei der Britischen Regierung 
vorstellig geworden und hat mitgeteilt, daB Daladier in seiner auBenpolitischen Rede eine 
feste Haltung fiir angebracht hielte. Auf Grund der polnischen und franzosischen 
Vorstellungen hin hat Chamberlain am Donnerstag vormittag, zusammen mit Lord Halifax 
und Sir Alexander Cadogan, den Passus wortlich festgelegt, in dem er die britische Haltung in 
der Danziger Frage noch einmal in unmiBverstandlichen Worten klarlegte. 

von Dirksen 



Nr. 301 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 12. Mai 1939 

(Ubersetzung) 

1. Seiner Majestat Regierung im Vereinigten Konigreich und die Tlirkische Regierung sind in 
enge Beratung eingetreten, und die Erorterungen, die zwischen ihnen stattfanden und die noch 
fortgesetzt werden, haben ihre herkommliche Meinungslibereinstimmung enthlillt. 

2. Es wird vereinbart, daB die beiden Lander einen genau abgegrenzten langfristigen Vertrag 
wechselseitigen Charakters im Interesse ihrer nationalen Sicherheit abschlieBen wollen. 

3. Wahrend der Fertigstellung des endgliltigen Vertrags erklaren Seiner Majestat Regierung 
und die Tlirkische Regierung, daB sie im Falle einer Angriffshandlung, die zu einem Krieg im 
Mittelmeer flihrt, bereit sein wlirden, effektiv zusammenzuarbeiten und einander alle in ihrer 
Macht stehende Hilfe und jeden Beistand zu leisten. 

4. Diese Erklarung ist, ebenso wie der vorgeschlagene Vertrag, nicht gegen irgendein Land 
gerichtet, sondern sie ist dazu bestimmt, GroBbritannien und der Tlirkei gegenseitige Hilfe 
und Beistand zuzusichern, falls sich die Notwendigkeit ergeben sollte. 



5. Es wird von den beiden Regierungen anerkannt, daB gewisse Dinge, einschlieBlich der 
genaueren Bestimmung der verschiedenen Voraussetzungen, die die gegenseitigen 
Verpflichtungen zur Wirkung bringen wiirden, eine genauere Priifung erfordern, ehe der 
endgultige Vertrag fertiggestellt werden kann. Diese Priifung ist im Gange. 

6. Die beiden Regierungen erkennen an, daB es ebenfalls notwendig ist, die Sicherheit auf 
dem Balkan zu verbiirgen, und sie beraten zusammen mit dem Ziel, diesen Vorsatz so schnell 
wie moglich auszufuhren. 

7. Es wird vorausgesetzt, daB die eben erwahnten Ubereinkommen keine Regierung hindern, 
mit anderen Landern Abkommen im allgemeinen Interesse der Festigung des Friedens zu 
schlieBen. 

8. Eine entsprechende Erklarung wird heute abend in Ankara abgegeben.— 



Anmeckunaen: 



K 



Vgl. Nr. 251 . ...zuruck... 



170 Vgl. Nr. 279 und 286. ...zuriick... 



171 Vgl. Nr. 288 . ...zuriick... 



172 Vgl. Nr. 299 . ...zuruck. 



173 In Verfolg dieser Vereinbarung wurde am 19. Oktober 1939 in Ankara ein gegenseitiger 
Beistandspakt zwischen GroB-Britannien, Frankreich und der Tiirkei abgeschlossen. 
...zuruck... 

Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

C. Die Britische Einkreisungspolitik 
seit Februar 1939 

Nr. 302 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 15. Mai 1939 

Nach Ubergabe einer Verbalnote betreffend das Memelgebiet leitete der Britische Botschafter 
heute bei mir ein Gesprach liber die allgemeine politische Lage ein. Offensichtlich lag ihm 
daran, uns klarzumachen, daB England den Krieg nicht wunsche und ihn durch einen deutsch- 
polnischen Ausgleich vermeiden wolle, trotzdem aber bereit und entschlossen sei, seinem 



gegebenen Wort folgend den Polen beizuspringen, wenn wir eine gewaltsame Anderung des 
Besitzstandes von Danzig herbeifiihren wollten und damit Polen zum Krieg gegen uns 
veranlaBten. Der Botschafter brachte dies in drei verschiedenen Einkleidungen vor. Er bestritt 
mir dabei nicht meine Kritik an der seltsamen britischen Politik, die ihre Entscheidungen liber 
Krieg und Frieden in die Hand der Warschauer Regierung, ja sogar in die Hand von 
irgendwelchen untergeordneten polnischen Organen gelegt habe. Auch gab Henderson zu, 
daB dieses Verfahren geradezu eine Pramie auf polnische Unbesonnenheiten darstelle. Er 
sagte aber, unser plotzlicher Marsch auf Prag habe eben einen volligen Umschwung in 
London hervorgebracht. In dieser Stimmung habe England nun einmal sein Wort gegeben und 
werde es auch einlosen, nicht etwa um das deutsche Danzig den Polen zu erhalten, sondern 
um Polen in einem Konflikt nicht sitzenzulassen. Henderson sagte, die offentliche Meinung in 
England sei leider im Laufe seiner Amtstatigkeit in Berlin immer schlechter geworden und 
jetzt sogar bereit, fiir die Polen, denen Henderson kein lobendes Attribut zuteilte, in einen 
europaischen Krieg einzutreten. Henderson glaubte zu wissen, daB der Polnische 
AuBenminister Beck alles andere als Krieg wunsche, denn er verspreche sich nichts Gutes fiir 
Polen davon, obgleich er ebenso wie die Englische Regierung vom schlieBlichen Sieg der 
britisch-franzosisch-polnischen Waffen uberzeugt ware. Dieser Krieg, fiigte Henderson an, 
wiirde von Seiten der Westmachte defensiv gefuhrt werden. Man wiirde sich gegenseitig zwar 
etliche Bomben in die Hauser werfen, der endliche Erfolg aber lage nach britischer 
Uberzeugung nicht bei Deutschland und Italien, da die Achsenmachte den kurzeren Atem 
hatten. Ich habe ihm darauf die selbstverstandliche Antwort gegeben. 

Weizsacker 



Nr. 303 

Rede des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 19. Mai 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Die Politik, die die Regierung Seiner Majestat gegenwartig verfolgt, hat, wie dem Hause 

bekannt, seit der Vereinigung Bohmens und Mahrens mit dem Deutschen Reich eine neue 
Entwicklung genommen. Es ist mir nicht bekannt, ob die Deutsche Regierung selbst zu der 
Zeit, als sie sich zu ihrem Vorgehen entschloB, sich iiber die gewaltigen Ruckwirkungen klar 
war, die dieses Vorgehen in der Welt verursachen wiirde. 



r292i Es war in Wirklichkeit zwecklos fiir die Deutsche Regierung, ableugnen zu wollen, 

daB sie irgendwelche Plane gegen die Unabhangigkeit anderer Staaten hegte, weil sie durch 
ihre Handlungsweise einen Verdacht erregt hatte, den sie nicht langer beschwichtigen konnte. 
Wir waren der Auffassung, daB, wenn nicht ein neuer stabilisierender Faktor in die 
europaische Politik eingefuhrt werden konnte, die Auflosung eines groBen Teiles Europas 
unmittelbar bevorstehen konnte. Unter diesen Umstanden hielt es die Regierung Seiner 
Majestat fiir ihre Pflicht, im Verein mit Frankreich einzuschreiten und den Versuch zu 
machen, diesen neuen stabilisierenden Faktor zur Verfugung zu stellen. Es erwies sich als 
notwendig, schnell zu handeln, weil die Furcht vor einem Angriff in bestimmten Kreisen akut 
war, und wir glaubten daher, daB es nicht moglich sei zu warten, wahrend wir bemiiht waren, 
ein System oder eine Kombination zum Widerstand gegen solche Angriffe zu schaffen. Wir 



entschlossen uns daher selbst zu handeln, und zwar schnell, indem wir 

Unterstiitzungszusicherungen da gaben, wo sie am dringendsten benotigt wurden; eine Politik, 
die, wie ich glaube, allgemein gebilligt worden ist. 

Aus dem, was ich gesagt habe, wird man erkennen, daB die von uns zunachst an Polen und 
spater an Rumanien und Griechenland gegebenen Zusicherungen nicht das Ende der 
MaBnahmen bedeuteten, die wir im Auge hatten. Es handelte sich dabei, wenn man so sagen 
will, um eine erste Hilfe, die gegeben wurde, um jede weitere Verschlechterung der Lage zu 
verhindern. Es ist noch erforderlich, diese Zusicherungen durch dauerhaftere Abkommen zu 
verstarken und zu versuchen, von alien anderen Seiten, die dazu bereit und gewillt sind, 
weitere Unterstutzung flir diese Zusicherungen zu gewinnen. Ich wiinsche, keinen Zweifel 
darliber zu lassen, daB diese Politik nicht die Schaffung einander entgegengesetzter 
Machtegruppierungen in Europa bezweckt, die von feindlichen Absichten gegeneinander 
beseelt sind, und nicht die Ansicht gelten laBt, daB ein Krieg unvermeidlich sei. 

Die Abgabe dieser Zusicherungen allein genugte nicht. Es war unsere Aufgabe, den 

Versuch zu machen, andere, wie auch uns selbst, davon zu uberzeugen, daB wir in der Lage 
seien, diese Zusicherungen zu erfullen. Das war nicht nur im Interesse des Vertrauens 
derjenigen, denen Zusicherungen gegeben wurden, sondern auch flir weitere Kreise 
notwendig. Wir haben im Verlaufe dieser Woche liber die die militarische Ausbildung 
behandelnde Gesetzesvorlage debattiert. Die allgemeinen in dieser Vorlage enthaltenen 
Grundsatze haben, wie ich glaube, in unserem Lande allgemeine Zustimmung gefunden und 
sind vom Unterhaus gebilligt worden. Zweifellos hat auch in diesem Falle nicht nur der 
Umfang der zusatzlichen Starke, die uns aus dieser MaBnahme erwachst, sondern auch die 
Tatsache, daB diese MaBnahme im Gegensatz zu allem steht, was wir bisher als von 
vorherrschender Bedeutung in unserer diesbeziiglichen Politik gehalten haben, eine Wirkung 
erzielt, deren ganzer Umfang vielleicht nur schwer in diesem Hause ermessen werden kann. 
Es ist, um es nochmals zu sagen, nicht genug, daB wir in unserem Lande alles nur Mogliche 
tun, um unsere Zusicherungen geniigend zu untermauern. Wir waren bestrebt, diese Staaten 
zu unterstutzen oder flir sie Unterstutzung durch den Beitritt anderer Lander zu erlangen, die, 
wie wir selbst, am Frieden interessiert, aber dem wahrscheinlichen Sitz der Unruhe erheblich 
naher sind als wir selbst. Und deshalb traten wir in Besprechungen mit den Regierungen der 
Tiirkei und der Sowjetunion ein, woriiber die ehrenwerten Mitglieder des Hauses in der 
letzten und in der vorletzten Woche so viel gelesen haben. 

Im Falle der Tiirkei haben unsere Besprechungen sehr bald eine solche Ahnlichkeit unserer 
Interessen und Ansichten ergeben, daB es den beiden Regie- r293i rungen moglich war, die 
Erklarung vom 12. Mai 124 abzugeben, eine Erklarung, die den AbschluB eines endgultigen 
langfristigen Gegenseitigkeitsabkommens ankundigte. 

Gestatten Sie mir, bei dieser Gelegenheit zu bemerken, daB wir dem 

Gegenseitigkeitscharakter der Abkommen, die wir mit der Tiirkei und Polen abgeschlossen 
haben, groBe Bedeutung beimessen. Der sehr ehrenwerte Herr sprach von der Rolle, die 
RuBland im Jahre 1914 gespielt hat. Zu jener Zeit hatten RuBland und Deutschland eine 
gemeinsame Grenze, und es gab keinen polnischen Staat. Es ist aber eine Genugtuung, sich 
daran zu erinnern, daB, wenn wir in einen Krieg verwickelt werden sollten, jenes groBe 
mannhafte Volk an den Grenzen Deutschlands steht, das auf Grand dieses Abkommens 
verpflichtet ist, uns jede nur mogliche Hilfe und alien nur moglichen Beistand zu leisten 



Nr. 304 
Der Deutsche Generalkonsul in New York an das Auswartige Amt 

Telegramm 

New York, den 25. Mai 1939 

Fiihrender amerikanischer Geschaftsmann gab nach Riickkehr von Europareise vertraulich 
Freunden gegenliber Ansicht Ausdruck, daB eine Kriegsgefahr gegenwartig viel mehr von 
England her als durch Deutschland bestehe. Die Englische Regierung sei heute endgultig 
entschlossen, anhaltende internationale Spannung mit Gefahrenmomenten fiir Sicherheit 
Imperiums zu beenden, und werde erste Gelegenheit, die Deutschland gebe, ergreifen, um 
Entscheidung zu erzwingen. Voraussetzung sei lediglich erfolgreicher AbschluB Paktes mit 
SowjetruBland. Vertrauliche Mitteilung wurde mit Empfehlung verbunden, moglichst bald 
dieser Lage Rechnung tragende geschaftliche Dispositionen zu treffen. 

Geschaftsmann soil von September als gunstigem Termin fiir englische Aktion gesprochen 
haben, wahrend andere Nachrichten aus Wallstreet etwas spateren Termin, etwa Oktober, 
nennen. 

Kurzliche Erklarung Britischen Schatzkanzlers im Unterhaus, die englische Geschaftswelt vor 
Fortsetzung Kapitalanlagen in amerikanischen Wertpapieren warnt, um daraus resultierende 
EntbloBung britischen Kapitalmarktes zu verhindern, wird in Kreisen, die Wallstreet 
nahestehen, als Bestatigung dieser Auffassungen angesehen. 

Gleiche Kreise finden auch Artikel amerikanischen Journalisten Demaree BeB aus Paris in 
Saturday's Evening Post beachtlich, wonach bereits im vergangenen Winter hoher britischer 
Marineoffizier erklarte, gewollte Herausforderung Deutschlands sei Englands einziger 
Ausweg, eine Auffassung, die nach BeB' Erklarung seit Errichtung bohmischen Protektorats 
in London erheblich an Boden gewonnen habe. 

Borchers 



T2941 

Nr. 305 
Rede des Fuhrers in Kassel, 4. Juni 1939 

Auszug 

Vor zwanzig Jahren wurde eine erbarmliche Staatsfuhrung veranlaBt, unter einem - wie 

sie wohl glaubte - unwiderstehlichen Zwang ihre Unterschrift unter ein Dokument zu setzen, 
das Deutschland die Schuld am Kriege als endgultig erwiesen aufzubiirden versuchte. 
Wissenschaftliche historische Untersuchungen haben unterdes diese Behauptungen langst als 
Luge und Falschung erwiesen. Ich selbst habe diese wider besseres Wissen geleistete 
Unterschrift unter das Versailler Diktat feierlich geloscht und damit auch rein formell der 
Wahrheit die Ehre gegeben. 



Allein, unabhangig davon muB uns alien eines bewuBt sein: Die Schuld am Kriege ist 
unlosbar verbunden mit der Aufstellung des Kriegszieles. Kein Volk und kein Regime werden 
Krieg flihren bloB urn des Krieges willen. Nur im Gehirn perverser jiidischer Literaten kann 
die Vorstellung Platz greifen, daB irgend jemand aus reiner Lust am Toten oder BlutvergieBen 
zum Kriege schreiten kann. Es war aber nun entscheidend, daB die Deutsche Regierung nicht 
nur vor dem Jahre 1914 kein Kriegsziel besaB, sondern daB sie sogar im Kriege selbst zu 
keiner irgendwie vernlinftigen oder gar prazisen Kriegszielfixierung zu kommen vermochte. 

Der Friedensvertrag von Versailles hat demgegenliber aber erkennen lassen, welches die 
wirklichen Kriegsziele der damaligen britischen und franzosischen Einkreisungspolitiker 
gewesen waren. Der Raub der deutschen Kolonien, die Vernichtung des deutschen Handels, 
die Zerstorung aller deutschen Existenz- und damit Lebensgrundlagen, die Beseitigung der 
deutschen politischen Geltung und Machtstellung, mithin also die gleiche Zielsetzung, wie sie 
die britischen und franzosischen Einkreisungspolitiker auch heute besitzen! 

Es gab damals in Deutschland leider Menschen, die den extremen Ankiindigungen englischer 
Zeitungen und englischer Politiker iiber die notwendige Wegnahme der deutschen Kolonien, 
die Vernichtung des deutschen Handels, die bereits im Frieden bekanntgegeben worden 
waren, Glauben schenken zu miissen vermeinten. Der Weltkrieg und das Friedensdiktat von 
Versailles haben die deutsche Nation nun eines anderen belehrt. 

Was friiher scheinbar unverantwortliche Publizisten als Ausgeburt ihrer eigenen Phantasien 
oder ihres Hasses verkiindet hatten, war eben doch das Ziel der britischen Politik gewesen, 
namlich der Raub der deutschen Kolonien, die Vernichtung des deutschen Handels, die 
Zerstorung der deutschen Handelsflotte, die machtpolitische Entnervung und Zerstorung des 
Reiches, mithin die politische und korperliche Ausrottung des deutschen Volkes. Dies waren 
die Ziele der britischen Einkreisungspolitik vor dem Jahre 1914. 

Und es ist gut, wenn wir uns nun daran erinnern, daB diesen durch das spatere Friedensdiktat 
von Versailles erharteten Absichten und Kriegszielen unserer Gegner die damalige deutsche 
Staatsfuhrung ganzlich ziellos und leider auch willenlos gegenliberstand. So konnte es 
geschehen, daB nicht nur keine deutsche Kriegszielsetzung vorhanden war, sondern daB auch 
nicht die notwendigen deutschen Kriegsvorbereitungen selbst im Sinne einer nur 
wirkungsvollen Abwehr getroffen worden waren. Und hier liegt vielleicht die schlimmste 
Schuld Deutschlands am Weltkrieg, namlich die Schuld, durch eine strafliche 
Vernachlassigung der deutschen Rustung es einer Umwelt geradezu erleichtert zu haben, den 
Gedanken einer deutschen Vernichtung zu propagieren und am Ende dann ja auch zu 
verwirklichen. 



12951 Unter fur uns Nationalsozialisten heute ganzlich unverstandlichen Einwanden wurde noch 
im Jahre 1912 an den so notwendigen Rustungen abgestrichen, mit lacherlichen Betragen 
gegeizt, dem widerstrebende aufrechte Soldaten in die Wliste geschickt und dadurch die 
Uberzeugung der Gegner gestarkt, einen erfolgreichen Waffengang mit Deutschland vielleicht 
doch wagen zu konnen. DaB dariiber hinaus auch die reine wehrmaBige Erfassung der 
deutschen Menschen nur in ungenugendem AusmaB geschah und damit viele 
Hunderttausende tauglicher Manner einer Ausbildung verlustig gingen, was sie spater in einer 
kritischen Stunde, als doch eingezogen, zu einem hohen Prozentsatz mit ihrem Tode biiBen 
muBten, verstarkt nur dieses Bild einer unzulanglichen Staatsfuhrung und damit der einzigen 
wahrhaften Schuld nicht nur am Beginn dieses Krieges, sondern vor allem auch am Ausgang 
des Kampfes. 



Wenn nun trotzdem gerade der Weltkrieg fur uns Deutsche zur Quelle stolzester 
Erinnerungen wird, dann nicht im Hinblick auf die viel zu schwache Riistung, auf die 
unzulangliche Staatsfuhrung usw., sondern ausschlieBlich im Hinblick auf das in ihrem 
inneren Werte so einzigartige Instrument der damaligen deutschen Wehrmacht, des Heeres, 
der Marine und der spateren Luftwaffe, die zahlenmaBig oft um ein Vielfaches vom Gegner 
iibertroffen, wertmaBig aber niemals erreicht worden waren. 

Der Riickblick und die Erinnerung an diese groBe Zeit muB in uns alien, meine Kameraden, 
aber eine Uberzeugung und einen EntschluB festigen: 

1. Die Uberzeugung, daB das deutsche Volk nur mit groBtem Stolz auf seine Vergangenheit 
zurlickblicken kann, und insbesondere auf die Jahre des Weltkrieges. Als Flihrer der 
deutschen Nation kann ich daher als ehemaliger Kampfer in keiner Sekunde zugeben, daB 
irgend jemand in den Reihen unserer westlichen Gegner das Recht haben konnte, sich als 
etwas Besseres zu dlinken oder anzusehen, als wir Deutsche es sind! Ich leide daher auch 
nicht im geringsten unter irgendeinem Minderwertigkeitskomplex. 

Ich sehe im Gegenteil in der Erinnerung an die vier Jahre Krieg, die ich selber dank einer 
gnadigen Vorsehung das Gliick hatte mitmachen zu diirfen, nur einen Grand zum stolzesten 
Vertrauen auf mein deutsches Volk und als Soldat auch auf meine eigene Person. Diese Jahre 
machen mich im tiefsten Inneren ebenso friedenswillig in der Erkenntnis der furchtbaren 
Schrecken des Krieges, als aber auch entschlossen in der Uberzeugung vom Werte des 
deutschen Soldaten zur Verteidigung unserer Rechte. Es imponieren mir daher Drohungen 
von gar keiner Seite. 

2. Ich und wir alle haben aus dieser Zeit aber auch den EntschluB zu fassen, die Interessen 
unseres Reiches und der Nation nicht mehr so straflich leichtsinnig zu iibersehen, wie dies vor 
dem Jahre 1914 der Fall war. 

Und das will ich Ihnen, meine alten Kameraden, nun hier versichern: Wenn schon die 
britische Einkreisungspolitik die gleiche geblieben ist wie vor dem Kriege, dann hat sich aber 
dafiir die deutsche Abwehrpolitik griindlichst geandert! Sie hat sich schon geandert dadurch, 
daB heute an der Spitze des Reiches nicht mehr ein als Major verkleideter Zivilist die 
Geschafte fiihrt, sondern ein vielleicht manchmal auch Zivilkleider tragender Soldat! 
Bethmann Hollwegs gibt es in der deutschen Staatsfuhrung heute nicht mehr. 

Ich habe dafiir Sorge getragen, daB alles das, was irgendwie mit der Staatsfuhrung etwas zu 
tun hat, nur ein hundertprozentiger Mann und Soldat sein kann. Sollte ich aber bemerken, daB 
die Haltung irgendeiner Personlichkeit izm einer kritischen Belastung nicht stand halt, dann 
werde ich eine solche Erscheinung von ihrer Stellung augenblicklich entfernen, mag dies sein, 
wer immer. 

Das Friedensdiktat von Versailles entstand nicht zufallig. Es war das Ziel jener, die seit 
Jahren Deutschland einzukreisen vorsuchten und die endlich ihr Ziel erreicht hatten. Wir 
haben nun kein Recht, daran zu zweifeln, daB die gleiche Politik heute nur zum Zweck der 
Erreichung des gleichen Zieles betrieben wird. Wir haben daher die Pflicht, diese Wahrheit 
der Nation ungeschminkt zu sagen, und sie auf das auBerste in ihrem Abwehrwillen und in 
ihrer Abwehrkraft zu starken 



Nr. 306 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 7. Juni 1939 

Die Erklarung, die der Premierminister Chamberlain heute im Unterhause liber den Stand der 
britisch-sowjetischen Verhandlungen abgab, hat nach Reuter folgenden Wortlaut: 

"Aus Griinden, die das Haus zu wiirdigen wissen wird, wird es mir nicht moglich sein, taglich 
Auskunft liber den Fortschritt der Verhandlungen zu einem Abkommen zwischen 
GroBbritannien, Frankreich und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken zu geben. 

Inzwischen ist indessen eine Phase erreicht worden, die es mir ermoglicht, die von mir am 24. 
Mai abgegebene Erklarung zu erganzen. 

Nach dem letzten Meinungsaustausch mit der Sowjetregierung hat es den Anschein, als ob 
allgemeine Ubereinstimmung iiber die wichtigsten der zu erreichenden Ziele besteht. 

Die Britische Regierung ist, wie ich glaube, in der Lage gewesen, die Sowjetregierung davon 
zu uberzeugen, daB die Britische Regierung tatsachlich bereit ist, ein Abkommen auf der 
Grundlage voller Gegenseitigkeit zu schlieBen, und sie hat auch keinen Zweifel dariiber 
gelassen, daB sie sofort und ohne Vorbehalt bereit ist, zusammen mit der Franzosischen 
Regierung der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken voile Unterstutzung flir den Fall 
zu leisten, daB irgendein Angriff gegen sie erfolgen sollte, der sie in Feindseligkeiten mit 
irgendeiner europaischen Macht verwickeln sollte. 

Es ist nicht beabsichtigt, die voile militarische Unterstutzung, die sich die drei Machte 
gegenseitig zu leisten verpflichten, auf Falle tatsachlicher Angriffe gegen ihr eigenes 
Hoheitsgebiet zu beschranken. 

Man kann sich sehr wohl vorstellen, daB es verschiedene Falle geben konnte, in denen sich 
irgendeine der drei Regierungen in ihrer Sicherheit durch das Vorgehen einer anderen 
europaischen Macht mittelbar bedroht fiihlt. 

Diese Falle sind grundlich uberpriift worden, und ich hoffe, daB es moglich sein wird, 
nunmehr eine fiir die drei Regierungen annehmbare Formel vorzuschlagen, eine Formel, die, 
unter Beriicksichtigung der Interessen anderer Staaten, die Zusammenarbeit zwischen diesen 
Machten bei der Zuriickweisung eines Angriffes gewahrleistet. 



r297i Es bleiben noch ein oder zwei Schwierigkeiten zu losen, besonders was die Stellung 
gewisser Staaten anbelangt, die deshalb keine Garantie zu erhalten wunschen, weil durch eine 
solche ihre strikte Neutralitat, die sie einzuhalten wunschen, aufs Spiel gesetzt werden wiirde. 

Es ist offensichtlich unmoglich, einem Staat, der eine Garantie nicht wiinscht, eine solche 
aufzuzwingen. Ich hoffe aber, daB sich gewisse Mittel finden lassen werden, auf Grand deren 
diese Schwierigkeiten und irgendwelche anderen Punkte, die auftauchen sollten, bei dem 
Bestreben, dem Grundsatz gegenseitiger Hilfeleistung im Falle eines Angriffs groBte Wirkung 
zu geben, uberbruckt werden konnen. 



Zwecks Beschleunigung der Verhandlungen ist beschlossen worden, einen Vertreter des 
AuBenamtes nach Moskau zu entsenden, urn dem Britischen Botschafter daselbst voile 
Auskunft liber die Einstellung der Britischen Regierung zu alien offenstehenden Punkten zu 
geben. 

Ich hoffe, daB es auf Grand dieser Methoden moglich sein wird, die Besprechungen schnell 
zu beendigen, die noch notwendig sind, um die Ansichten der drei Regierungen miteinander 
in Einklang zu bringen und somit zu einem Abkommen zu gelangen." 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 307 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 13. Juni 1939 

Der Britische Botschafter brachte heute bei mir das Gesprach alsbald auf seine Sorge, wie 
wohl der Sommer ohne Konflikt uberstanden werden konne. 

Bekanntlich ist seit einigen Tagen in der Presse die Rede von einem Bericht Hendersons, der 
die Vertragsverhandlungen mit Moskau voranzutreiben wunsche. Ohne hierauf einzugehen, 
gab Henderson eine Erklarung in folgendem Sinne: Solange London mit Moskau verhandle, 
sei zwischen London und Berlin ein Gesprach naturlich unmoglich; ware der Russenpakt 
perfekt, so lieBe sich mit Berlin wohl eher reden. Henderson wollte damit wohl etwas 
ahnliches sagen wie die Times, namlich Starke und Verhandlungsbereitschaft seien durchaus 
miteinander vereinbar; ohne Starke sei England vielleicht nicht einmal ein geeigneter 
Verhandlungspartner. 

Zu dem britischen Russenpakt machte ich Henderson einige Bemerkungen liber dessen 
kriegsfordernde Wirkung, insbesondere in Polen. Die britische Politik sei diametral 
entgegengesetzt Hendersons eigener These, die er schon wiederholt offentlich ausgesprochen 
habe: "England wunsche die See fur sich, Deutschland konnte der europaische Kontinent 
uberlassen bleiben". Statt dessen sei es jetzt so, daB England sich immer tiefer im Kontinent 
engagiere und z. B. den Polen erlaube, mit dem britischen Schicksal zu spielen. Wenn 
iiberhaupt eine, so konne ich in der britischen Politik nur die Logik erkennen, daB England zu 
einem Praventivkrieg entschlossen sei und auf ihn hinarbeite. 



I2M Auf diese Bemerkung reagierte Henderson sehr empfindlich. Von solchem Kriegswillen 
sei gar keine Rede. Er verteidigte zwar nicht die britisch-polnische Abrede als solche und 
bestritt auch nicht die polnische Unberechenbarkeit und Halsstarrigkeit. Er flihrte aber wie 
gewohnlich den Umschwung in London auf den deutschen Einmarsch in der Rest-Tschechei 
zurlick. SchlieBlich kam er wieder auf die Gefahrenperiode dieses Sommers. 

In diesem Zusammenhang sprach Henderson von einer Verhandlungsbereitschaft Londons 
gegenuber Berlin. Halifax habe offenbar im Auge, daB man dem heutigen Spannungszustand 
im Wege der Aussprache ein Ende machen konne und mlisse. Weder England noch 



Deutschland konnten und wollten die Last der Aufriistung weiter tragen. Inhalt eines 
Gesprachs London-Berlin konne sein, den Rustungswettlauf zu stoppen und den 
Wirtschaftsaustausch zu beleben. Auch iiber die Kolonialfrage konne gesprochen werden. Ich 
ging auf diese Ausfiihrungen nicht naher ein und sagte nur, ahnliches sei uns auch schon auf 
anderem Wege aus London zur Kenntnis gekommen, ich konne mir aber unter so 
unsubstantiierten Bemerkungen nichts vorstellen. 

Aus den gelockerten, gesprachsweisen AuBerungen Hendersons war zu entnehmen, daB ihm 
bei dem britischen Verhaltnis zu Polen nicht wohl ist, daB er vom Russenpakt nichts halt und 
daB er im ubrigen wegen eines etwaigen Konflikts im Sommer dieses Jahres in lebhafter 
Sorge ist, denn er spurt seine Verantwortung als Botschafter in Berlin stark auf sich lasten. 

Weizsacker 



Nr. 308 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 17. Juni 1939 

Bei einem Privatgesprach auBerhalb des Amtes gebrauchte gestern der Franzosische 
Botschafter mir gegeniiber eine ahnliche Redewendung wie kurzlich Henderson. Er meinte 
namlich, wenn erst einmal das franzosisch-englisch-russische Abkommen fertig sei, wiirde 
zwischen der Achse und den Westmachten ein diplomatisches Gesprach leichter als jetzt 
zustande kommen. 

Ich bezweifelte dieses; mit den Russen uns zu drohen sei vergeblich; wir seien fur Drohungen 
ein untaugliches Objekt. Das Intimidierungsverfahren erzeuge bei uns das Gegenteil des 
Gewollten. 

Der Botschafter erlauterte dann seine urspriingliche Bemerkung dahin, daB es sich zwischen 
zwei Partnern, die ihre Position bezogen hatten, doch viel besser reden lasse als bei 
unbekannter Ausgangsstellung. 

Ich sagte dann dem Franzosen, wenn eine Gefahr flir den Frieden bestehe, dann lage die eben 
bei den Polen, die sich gestatteten, mit ihren franzosischen und englischen Freunden zu 
spielen. 

Coulondre seinerseits bezweifelte, daB die amtliche polnische Politik auf Konflikt gerichtet 
sei. Als das Wichtigste flir die nachsten Monate bezeichnete er die Vermeidung von 
Zwischenfallen, die dem allseitigen amtlichen Friedenswillen iiber den Kopf wachsen 
konnten. 

Weizsacker 



T2991 

Nr. 309 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 22. Juni 1939 

Wahrend eines zu Ehren von Lord Halifax im 1900-Club gegebenen Essens hielten sowohl 
Winston Churchill als auch Lord Halifax kurze Ansprachen, die sich mit auBenpolitischen 
Dingen befaBten. Dem von Press Association verbreiteten Bericht zufolge sagte Churchill 
unter anderem: 

"Wir alle haben, von verschiedenen Standpunkten ausgehend, uns die Politik zu eigen 
gemacht, die Sie und der Premierminister nunmehr verkiindet haben. Wenn noch 
Meinungsunterschiede verbleiben, so beziehen sie sich lediglich auf den Nachdruck und das 
Verfahren, auf die Zeitwahl und auf den Starkegrad dieser Politik. 

Ich bin selbstverstandlich ein Anhanger der AuBenpolitik der Regierung Seiner Majestat. Vor 
einem Jahre glaubte ich, daB ein groB angelegtes Friedensbundnis zwischen den nach dem 
Frieden strebenden Staaten, im Einklang mit den Grundsatzen der Volkerbundsatzungen zum 
Widerstand gegen Angriffe und zu dem Zwecke uberall da, wo moglich, berechtigte 
Beschwerden zu beseitigen, tatsachlich fast die GewiBheit des Friedens bieten wiirde. 

Heute habe ich die gleiche Uberzeugung nicht mehr. 

Welches Ereignis hat uns alle vereint? Es ist die flagrante und brutale Art und Weise, in der 
das Munchener Abkommen von der Naziregierung Deutschlands zerrissen worden ist." 

Aus der Ansprache Lord Halifaxs sind vor allem folgende Stellen hervorzuheben: 

"Wir sind uns vollstandig klar darliber, daB die Welt nicht im Ruhezustand verbleibt. Die 
Entwicklung menschlichen Lebens beruht auf dem Wechsel der Dinge. Was sich nicht andert, 
ist tot. Wenn aber der Wechsel nicht ordnungsmaBig vor sich gehen kann, ist menschliches 
Leben unmoglich und endet durch Selbstvernichtung, und daraus folgert, daB unsere Politik, 
wahrend sie stets bereit ist, die Notwendigkeit der Bereinigung einander entgegengesetzter 
Anspriiche in einer sich andernden Weit anzuerkennen, darin besieht, in deutlicher Sprache 
unserem Widerstand gegenliber Gewaltmethoden zum Ausdruck zu bringen. 

Wie allgemein bekannt, fiihren wir jetzt, nicht ohne uns die Kritik gewisser Kreise 
zuzuziehen, Verhandlungen mit der Sowjetregierung, zu dem Zweck, deren Mitarbeit in 
gleichem Sinne und zu dem gleichen Zweck zu erlangen. Wir glauben, daB auf diesem Gebiet 
die Sowjetregierung die gleichen Interessen und das gleiche Ziel wie wir selbst im Auge hat, 
und es ist keineswegs ungewohnlich, daB die Suche nach der richtigen Formel 
Schwierigkeiten bietet. 

Wir werden aber, wenn wir uberzeugt sind, daB wir nach ein und derselben Sache streben, 
und wenn es uns gelingt, das MiBtrauen zu zerstreuen, hinsichtlich der SchlieBung eines 
Abkommens Erfolg haben. 

Bei dem Bestreben, zu einem Abkommen zu gelangen, sind wir weiter gegangen, als viele fur 
richtig gehalten haben, und ich glaube, daB wir, wenn wir bis jetzt keinen Erfolg gehabt 
haben, ehrlich glauben diirfen, daB wir daran nicht schuld sind." 



pooi Genau so, wie es mehr als nur einen Menschen erforderte, urn sich zu streiten, genau so, 
befiirchte er, bediirfe es mehr als eines Menschen, urn Freunde zu machen; wenn aber jeder 
Versuch zur Besserung der gegenseitigen Beziehungen als Schwache ausgelegt und zu einem 
Grand fiir neue und scharfe Angriffe gemacht werde, so konne man sich kaum dariiber 
wundern, wenn zahlreiche Leute zu der SchluBfolgerung gelangen, daB das einzige Argument, 
was diejenigen, die sich auf Gewalt zu verlassen schienen, hochstwahrscheinlich zu verstehen 
in der Lage seien, dahin gehe, daB andere nicht weniger als sie selbst bereit sein sollten, 
zwecks ihrer Selbstverteidigung zur Gewalt zu greifen. Das britische Volk habe nunmehr 
einen Punkt erreicht, an dem die drei unerlaBlichen Elemente einer folgerichtigen 
AuBenpolitik vorhanden waren: 

Erstens, daB das Land in einem groBeren Umfange als zu irgendeiner Zeit wahrend der letzten 
Jahre geeint sei. 

Zweitens, daB sich das Land selbst vollstandig klar iiber das groBe Ziel sei, auf das diese 
Politik gerichtet sein mtisse, und daB es 

Drittens, wisse, daB es stark und immer starker wiirde. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 310 
Franzosisch-Turkische Erklarung tiber gegenseitige Hilfeleistung, 

23.Junil939 

(Ubersetzung) 

1. Die Franzosische und die Turkische Regierung sind in enge Beratung eingetreten, und die 
Erorterungen, die zwischen ihnen stattfanden und die noch fortgesetzt werden, haben ihre 
herkommliche Meinungsubereinstimmung enthullt. 

2. Es wird vereinbart, daB die beiden Lander einen genau abgegrenzten langfristigen Vertrag 
wechselseitigen Charakters im Interesse ihrer nationalen Sicherheit abschlieBen wollen. 

3. Wahrend der Fertigstellung des endgultigen Vertrages erklaren die Franzosische und die 
Turkische Regierung, daB sie im Falle einer Angriffshandlung, die zu einem Krieg im 
Mittelmeer fiihrt, bereit sein wiirden, effektiv zusammenzuarbeiten und einander alle in ihrer 
Macht stehende Hilfe und jeden Beistand zu leisten. 

4. Diese Erklarung ist, ebenso wie der vorgeschlagene Vertrag, nicht gegen irgendein Land 
gerichtet, sondern sie ist dazu bestimmt, Frankreich und der Tiirkei gegenseitige Hilfe und 
Beistand zuzusichern, falls sich die Notwendigkeit ergeben sollte. 

5. Es wird von den beiden Regierungen anerkannt, daB gewisse Dinge, einschlieBlich der 
genaueren Bestimmung der verschiedenen Voraussetzungen, die die gegenseitigen 
Verpflichtungen zur Wirkung bringen wiirden, eine genauere Priifung erfordern, ehe der 
endgultige Vertrag fertiggestellt werden kann. Diese Priifung ist im Gange. 



pon 6. Die beiden Regierungen erkennen an, daB es ebenfalls notwendig ist, die Sicherheit auf 
dem Balkan zu verbiirgen, und sie beraten zusammen mit dem Ziel, diesen Vorsatz so schnell 
wie moglich auszufiihren. 

7. Es wird vorausgesetzt, daB die eben erwahnten Ubereinkommen keine Regierung hindern, 
mit anderen Landern Abkommen im allgemeinen Interesse der Festigung des Friedens zu 
schlieBen. m 

Paris, den 23. Juni 1939 
Bonnet Suad Davaz 



Nr. 311 
Der Deutsche Geschaftstrager in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 27. Juni 1939 

Wie s. Z. durch Telegramm vom 24. Marz berichtet, m hat damals die hiesige Presse 
Meldungen gebracht, wonach anlaBlich des Besuchs des Franzosischen Staatsprasidenten in 
London, Chamberlain, Halifax und Bonnet ein Protokoll gezeichnet oder Aide-Memoires 
ausgetauscht hatten, in denen sich England und Frankreich verpflichteten, im Falle eines 
Angriffs auf Holland oder die Schweiz diesen Landern automatisch bewaffneten Beistand zu 
leisten und deren Grenzen zu schlitzen. Das so geschlossene Abkommen bestatige die 
Vereinbarungen, die am 29. Januar 1939 bereits mundlich in Paris zwischen Bonnet und dem 
hiesigen Englischen Botschafter getroffen worden seien. Eine Nachpriifung der Frage, aus 
welcher Quelle die Meldungen liber diese Vereinbarungen stammen, hat folgendes ergeben: 

In der Zeitschrift Europe Nouvelle vom 18. Marz wird im Rahmen der dort standig 
veroffentlichten Wochenubersicht berichtet, daB am Abend des Januar der Englische 
Botschafter der Franzosischen Regierung mitgeteilt habe, England werde im Falle eines 
Angriffs auf Holland zum Kriege schreiten, und er bitte Frankreich um das Versprechen, das 
gleiche zu tun. Am Januar nachmittags habe die Franzosische Regierung dieser englischen 
Bitte stattgegeben, aber von dem Englischen Kabinett verlangt, ein ahnliches Versprechen fur 
die Schweiz abzugeben, die, wie die Franzosische Regierung Grand habe, zu glauben, 
ebenfalls von einem uberraschenden Angriff bedroht sei. Am 30. Januar sei von London eine 
zustimmende Antwort eingetroffen. 

Die Meldungen dariiber, daB diese im Januar mundlich getroffenen Vereinbarungen anlaBlich 
des Aufenthalts von Herrn Bonnet in London schriftlich bestatigt worden seien, sind von den 
aus AnlaB des Prasidentenbesuchs in London anwesenden Vertretern einer Reihe hiesiger 
Blatter gebracht worden. Eine Havasmeldung ist hierzu, soweit festgestellt werden konnte, 
nicht erfolgt. 

Brauer 



Atunertuingeii: 



174 Vgl. Nr. 301 . ...zuruck... 

175 Vgl. Nr. 301 Anm. T1731 . ...zuruck... 

176 Vgl. Nr. 276 . ...zuruck... 

Zweites Kapitel (Forts.) 

Die Englische Kriegspolitik 

C. Die Britische Einkreisungspolitik 
seit Februar 1939 

Nr. 312 

Rede des Britischen Staatssekretars fur Auswartige Angelegenheiten 

Lord Halifax in Chatham House, London, 29. Juni 1939 

Auszug 

(Ubersetzung) 

Wenn ich an die Rede zuriickdenke, die ich im Juni vorigen Jahres auf dem Chatham House 
Dinner gehalten habe, so bin ich mir, wie wir alle es sind, der groBen Veranderungen bewuBt, 
die seitdem eingetreten sind. Vor einem Jahr waren wir auf dem europaischen Kontinent noch 
keine bestimmten Bindungen eingegangen, abgesehen von denen, die damals schon seit 
betrachtlicher Zeit bestanden hatten und Ihnen alien vertraut sind. Heute sind wir durch neue 
gegenseitige Defensivabkommen mit Polen und der Tiirkei gebunden, wir haben 
Griechenland und Rumanien unseren Beistand gegen Angriffe zugesagt und stehen jetzt mit 
der Sowjet-Regierung in Verhandlungen, die, wie ich hoffe, vielleicht sehr bald zu einem 
erfolgreichen AbschluB kommen werden und darauf abzielen, Sowjet-RuBland fur die 
gemeinschaftliche Verteidigung europaischer Staaten zu gewinnen, deren Unabhangigkeit und 
Neutralitat moglicherweise bedroht sind. Wir haben Verpflichtungen ubernommen und sind 
im Begriff, weitere zu ubernehmen, und zwar im vollen BewuBtsein ihrer Ursachen und im 
vollen BewuBtsein ihrer Folgen. Wir wissen, daB unsere eigene Sicherheit und unsere eigene 
Unabhangigkeit schwer bedroht sind, wenn die Sicherheit und Unabhangigkeit anderer 
Lander zu bestehen aufhoren. Wir wissen, daB, wenn Recht und Ordnung im Volkerleben 
gewahrt bleiben sollen, wir bereit sein mussen, sie mit den Waffen zu verteidigen. 

In der Vergangenheit haben wir uns dem Versuch einer einzelnen Macht, auf Kosten der 
Rechte anderer Nationen Europa zu beherrschen, stets entgegengestellt, und die britische 
Politik bleibt daher lediglich auf dem unabanderlichen Weg, den die eigene Geschichte ihr 
vorzeichnet, falls ein solcher Versuch aufs neue unternommen werden sollte. Aber es genligt 
nicht, ein politisches Programm aufzustellen. Worauf es ankommt, ist erstens, die Nation von 
der Richtigkeit dieser Politik zu uberzeugen, und zweitens, die notigen Schritte zu tun, damit 
diese Politik Erfolg hat. Ich glaube, die Nation ist seit dem Weltkrieg noch niemals so einig 
uber die wesentlichsten Grundlagen unserer AuBenpolitik gewesen wie jetzt, und diese 



Einigkeit ist verbunden mit einer festen, weitverbreiteten Entschlossenheit, diese Politik zum 
Erfolg zu fiihren. Ich glaube aber auch, daB in alien Schichten unseres Volkes, an die Kraft 
ihres gemeinsamen Biirgerrechts der Ruf ergeht, ihr Land und die Sache ihres Landes zu 
verteidigen, in zunehmendem MaBe der Wunsch besteht, iiber den Augenblick 
hinauszublicken und ein Ziel vor sich zu sehen, flir das sie bereitwillig ihre MuBestunden und, 
wenn es sein muB, auch ihr Leben opfern wiirden. 

Schon mit dem Aufruf zum Vaterlandischen Hilfsdienst (national service) fordern wir groBe 
Opfer von alien Altersklassen und alien Bevolkerungsschichten. In irgendeiner Weise hat 
jeder Mann und jede Frau darin eine Rolle zu ubernehmen und ist bereit dazu, das weiB ich. 
Das Land macht ungeheuere Anstrengungen, um sich fiir die Verteidigung zur See, zur Luft 
und zu Lande zu riisten; etwas Gleichartiges ist in Friedenszeiten bisher noch nicht 
dagewesen. Wir haben eine Flotte, der niemand Trotz bieten kann. Unsere Luftwaffe, die auch 
jetzt noch in einem Ausbau begriffen ist, der alles ubertrifft, was wir noch vor ein paar 
Monaten erwarteten, hat jetzt von keiner [3021 anderen Luftwaffe mehr etwas zu furchten. Ich 
zweifle kaum daran, daB die Manner unserer Luftwaffe an Kampfgeist und Geschick denen 
aller anderen Lander uberlegen sind. Unser Heer, friiher ein Gegenstand des Spottes, hat 
beweisen konnen, was in ihm steckt, so daB es jetzt stolz ist auf jenen Spott; gewiB ist es klein 
im Vergleich zu den Heeren mancher anderen Lander, aber wir schaffen uns, wie schon friiher 
einmal, auch in dem Heer eine machtvolle Waffe zur Verteidigung unserer eigenen Freiheit 
und der Freiheit anderer Lander. Mit jeder neuen Woche, die vergeht, gewinnen diese 
Anstrengungen an Nachdruck; auf jedem Lebensgebiet, in Politik, Verwaltung und Industrie, 
haben wir uberreichliche Beweise dafiir, wie stark der Volkswille diese nationalen 
Anstrengungen vorantreibt und unterstutzt. Hinter all unseren militarischen Vorbereitungen 
steht das britische Volk, einiger als je, und all sein Reichtum und seine industriellen 
Moglichkeiten stehen diesen militarischen Zwecken zu Diensten. Auch davon wird 
verachtlich gesprochen, aber dieser Reichtum ist verdient worden durch die Arbeit, das 
Geschick und den Mut unseres Volkes. Kein Stuck dieser furchtbaren Rustung der Kraft wird 
eingesetzt werden, es sei denn zur Verteidigung gegen einen Angriff. Kein Schlag wird 
gefuhrt, kein SchuB abgefeuert werden. DaB das wahr ist, davon ist jeder hierzulande 
uberzeugt. Ich personlich glaube, daB auch in anderen Landern die meisten Menschen daran 
glauben werden, trotz der Propaganda, die ihnen das Gegenteil in die Ohren schreit. Und noch 
eins findet hierzulande jetzt uneingeschrankt und allgemein Glauben, wird anderswo aber 
wohl auch jetzt noch nicht voll verstanden: daB wir namlich fiir den Fall eines weiteren 
Angriffs entschlossen sind, unverzuglich unsere gesamte Kraft einzusetzen, um unsere 
Verpflichtungen zum Widerstand gegen Angriffe zu erfullen 



Nr. 313 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 29. Juni 1939 

Der Besuch des Generals Gamelin in London Anfang Juni hat zweifellos dazu gedient, u. a. 
Fragen des gemeinsamen Oberbefehls zu besprechen. 122 Hierbei sind die einzelnen 
wahrscheinlichen Kriegstheater (Westeuropa, westliches Mittelmeer, Naher Osten, Ferner 
Osten) besprochen worden. 



Ein abschlieBendes Ergebnis ist nicht bekanntgeworden. Es darf jedoch mit Fug und Recht 
angenommen werden, daB der Oberbefehl zu Lande in Westeuropa in franzosischen Handen 
liegen wird. Die Frage der Verantwortlichkeit dieses Oberbefehlshabers einer interalliierten 
Korperschaft gegeniiber ist jedoch augenscheinlich noch nicht geklart. Auf sie wird von 
englischer Seite, wie Anfragen im Parlament beweisen, groBer Wert gelegt. Der 
Premierminister selbst hat sich am 14. 6. im Parlament nur zu einer sehr vorsichtigen 
Auskunft herbeigelassen, aus der hervorgehen konnte, daB die Frage des Oberbefehls zu 
diesem Zeitpunkt noch nicht endgultig geklart war. Wie man hort, sollen sich die Franzosen 
in den betreffenden Verhandlungen sehr schwierig und anspruchsvoll gezeigt haben, so daB 
die Englander keineswegs restlos befriedigt sind. 12041 Zu den Verhandlungen mit Frankreich 
sind auch die soeben abgeschlossenen Generalstabsbesprechungen in Singapore zu zahlen, bei 
denen neben der Regelung des gemeinsamen Oberbefehls, der voraussichtlich in englischer 
Hand liegen diirfte, die Benutzung der britischen See- und Luftstutzpunkte durch Frankreich 
behandelt wurde. Auch hier ist ein endgultiges Ergebnis noch nicht bekanntgeworden. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 314 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 30. Juni 1939 

Ich habe heute nachmittag auftragsgemaB den Franzosischen Botschafter zu mir gebeten. 

Nach personlichen Bemerkungen brachte der Botschafter das Gesprach auf die allgemeine 
politische Lage. Ich erwiderte mit Hinweisen auf die krampfhafte britische 
Einkreisungspolitik, die dazu bestimmt schiene, uns einzuschuchtern und naturlich das 
Gegenteil erziele. Das gehe auch Frankreich an, obschon unsere Presse ihre Vorwiirfe 
vorwiegend an die Adresse Londons richte. Besonders erstaunlich schiene mir die britische 
Illusion, durch die Verhandlungen mit Moskau die angebliche Kriegsgefahr in Europa 
beschworen zu konnen. 

Als Coulondre auf das Problem Deutschland-Polen iiberging und wegen gewisser Nachrichten 
liber innere Danziger Vorbereitungen wieder schwarz malte, hielt ich ihm Exzesse und Reden 
prominenter Polen vor, so wie z. B. heute wieder die eroberungslustige Rede des Generals 
Kwasniewski.— 

Es war eine gewisse Erleichterung bei dem Botschafter zu konstatieren als ich sagte, meines 
Erachtens seien wir nicht am Vorabend eines groBen Eclats, auBer wenn polnische Exzesse 
einen solchen hervorriefen. Das ware dann finis Poloniae. 

Hierbei machte Coulondre wie schon friiher die Bemerkung, im Falle polnischer 
Provokationen sei Frankreich nicht gebunden. Gabe es aber Krieg infolge von Danziger 
Eigenmachtigkeiten, konne weder Frankreich noch England zuriick. Es ware ein groBer und 
tragischer Irrtum zu glauben, daB Frankreich in einem solchen Falle, abseits stehen wiirde, so 
schmerzlich der Krieg auch fiir ganz Frankreich ware. 



Um mehr zu horen, auBerte ich dann Zweifel daran, daB England die Entscheidung liber Krie£ 
und Frieden fiir das Empire auf einmal in die Hande irgendwelcher Leute in Warschau oder 
im Korridor gelegt haben konnte. Coulondre ging jedoch nicht davon ab, daB England und 
Frankreich seit dem Marz dieses Jahres dem internationalen Frieden nicht mehr trauten und 
darum Engagements eingingen, an die sie friiher nicht gedacht hatten. 



12051 Der Botschafter kam nicht mit der Behauptung heraus, daB Deutschland noch im Laufe 
dieses Jahres mit Polen abrechnen wolle. Er leitete seine Sorgen vielmehr ab aus den 
bedrohlichen, quasi militarischen Vorbereitungen in Danzig und auBerdem allerdings auch 
aus dem Mangel an Selbstkontrolle der polnischen Freunde Frankreichs. 

Ich habe meine Ausfuhrungen als personliche bezeichnet und eine autoritative Darstellung 
unserer Anschauungen an Herrn Coulondre dem Herrn ReichsauBenminister vorbehalten. 

Weizsacker 



Nr. 315 
Der Deutsche Botschafter in Ankara an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Therapia, den 30. Juni 1939 

Erfahre zuverlassig, daB Englander die Tiirkei auch fiir Garantie auBerbalkanischer Grenzen 
Rumaniens zu engagieren wunschen gegeniiber britischer Garantie fiir thrazische Grenze. 
Gleiches diirfte fiir Griechenland gelten. 

Papen 



Nr. 316 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Bericht 

Paris, den 6. Juli 1939 

Aus AnlaB des Jahresessens der Vereinigung France-Grande-Bretagne am 4. Juli haben nach 
einleitenden BegruBungsworten des Prasidenten der Vereinigung, Marquis de Vogue, der zu 
diesem Zweck eigens nach Paris gekommene Englische Kriegsminister Hore-Belisha und der 
Franzosische AuBenminister Bonnet Reden gehalten, in denen sie die unerschutterliche 
franzosisch-englische Freundschaft feierten. 

Der Englische Kriegsminister ging davon aus, daB zwar das wesentliche Ziel sowohl der 
englischen wie der franzosischen Bemuhungen nach dem Kriege das gleiche gewesen sei, 
namlich die Verhinderung der Aufrichtung einer Gewaltherrschaft in Europa, daB aber die 
Methoden der beiden Lander verschieden gewesen seien. Frankreich sei fiir ein System von 



Allianzen eingetreten, England habe sich dagegen bisher geweigert, sich im voraus zu binden. 
Wie die Entwicklung der Dinge gelehrt habe, sei die franzosische Politik gerechtfertigt 
gewesen, und England habe dies nunmehr anerkannt. Es gebe jetzt nicht mehr eine englische 
und eine franzosische, sondern nur noch eine gemeinsame englisch-franzosische Politik. Im 
weiteren Verlauf seiner Rede hat dann der englische Minister besonders die enge militarische 
Zusammenarbeit unterstrichen, bei der beide Lander keinerlei Geheimnisse voreinander 
hatten. Die englischen Truppen hatten kiirzlich vor General Gamelin defiliert, und General 
Gort werde demnachst der Parade am 14. Juli beiwohnen, an der mit besonderem Stolz auch 
eine Abteilung des englischen Heeres teilnehmen werde. England und Frankreich lebten als 
Kameraden und wiirden, wenn es sich als notwendig herausstellen sollte, auch als solche zu 
sterben wissen. 



12061 Frankreich habe unbestreitbar das am besten vorgebildete Heer und England die 
machtigste Marine. Durch die Beschleunigung der Flugzeugproduktion der beiden Lander 
besaBen diese schlieBlich auch die modernsten und machtigsten Luftstreitkrafte. In weniger 
als einem Jahr werde die englische Armee mehr als 1 Million Mann zahlen. Die arztliche 
Priifung der ersten 50.000 Mann der neuen englischen Miliz habe ergeben, daB 97% 
diensttauglich seien. Wer wollte da noch wagen, von einer englischen Dekadenz zu sprechen? 
Der Minister schloB seine Rede mit der Feststellung, daB England Frankreich und Frankreich 
England sagen konne: wir denken in der gleichen Weise, wir sind zu denselben Ergebnissen 
gekommen, wir folgen demselben Ideal, wir sind Freunde, wir sind stark, und wir werden 
Front zu machen wissen, was auch immer kommen moge. 

Die Rede des Franzosischen AuBenministers enthalt die gleichen Gedankengange, ist jedoch 
im Ton weniger groBsprecherisch und dithyrambisch als die des beredsamen Englischen 
Kriegsministers. 

Im Auftrag 

Brauer 



Nr. 317 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 10. Juli 1939 
Rumdnien und die englische Einkreisungsaktion 

Die englische Einkreisungsaktion hat gleichmaBig am 18. Marz mit Demarchen der britischen 
Vertreter in verschiedenen Hauptstadten eingesetzt. AuBerer AnlaB derselben war die am 17. 
Marz 1939 vom Rumanischen Gesandten in London aus eigener Initiative aufgestellte und 
Lord Halifax vorgetragene Behauptung, Deutschland habe Rumanien einen Vorschlag 
gemacht, der den Charakter eines Ultimatums triige. m Rumanien solle danach Deutschland 
ein Monopol fur seinen AuBenhandel und eine Kontrolle seiner Industrie einraumen, wofiir 
Deutschland Zusicherungen hinsichtlich der Grenzen Rumaniens geben werde. 

Gleichzeitig ist von englischer Seite in Bukarest mit groBem Nachdruck Deutschland 
entgegengearbeitet und versucht worden, den AbschluB des deutsch-rumanischen 



Wirtschaftsvertrages vom 23. Marz zu hintertreiben. Auch wurde englischerseits trotz 
wiederholter rumanischer Dementis mit der Behauptung eines angeblich deutschen 
Wirtschaftsultimatums gearbeitet. 

Im Zusammenhang mit den Besprechungen, die gelegentlich des Besuchs des Polnischen 
AuBenministers Beck in London Anfang April iiber den AbschluB des englisch-polnischen 
Beistandspakts stattgefunden haben, m hat sodann die Frage eine Rolle gespielt, wie das 
rumanisch-polnische Biindnis, das sich bisher nur gegen SowjetraBland richtet, auch gegen 
einen Angriff von Westen her Wirksamkeit erhalten konne. Herr Beck hat in London 
zugesagt, iiber diese Frage mit der Rumanischen Regierung in Besprechungen eintreten zu 
wollen. I30H Unabhangig von diesen polnisch-rumanischen Besprechungen haben dann in den 
ersten Apriltagen die Englische und die Franzosische Regierung ihrerseits der Rumanischen 
Regierung eine Garantie ihrer Unabhangigkeit in Aussicht gestellt. Nach den Ereignissen in 
Albanien wurde englischerseits sofort beschlossen, nun auch Griechenland in die Zahl der zu 
garantierenden Staaten einzubeziehen. Dies fiihrte zu einer Beschleunigung auch der 
rumanischen Garantieplane. Am 13. April nachmittags erfolgte dann die gleichzeitige und 
identische Beistandserklarung an Griechenland und Rumanien durch Chamberlain im 
Unterhaus m und durch Daladier vor der franzosischen Presse. 

Rumaniens Haltung zu der Einbeziehung in die Einkreisungsaktion ist uns amtlich wiederholt 
dahin definiert worden, daB Bukarest keine Gegenseitigkeitsabmachung treffen wolle; wenn 
aber England und Frankreich eine einseitige Erklarung Rumanien abgeben wiirden, so konne 
sich Rumanien dem nicht entziehen. 

England hat sodann versucht, auf dem Umwege iiber die Tiirkei Rumanien noch fester in das 
Einkreisungsnetz einzubeziehen. Vor allem ist in Ankara wiederholt angeregt worden, die 
Balkanbundstaaten mochten auch flir deren auBere Grenzen Verpflichtungen ubernehmen. 
Wie weit die Tiirkei zu dieser Umgestaltung des Balkanbundes bereit gewesen ist, mag 
dahingestellt bleiben; jedenfalls sind diese Versuche bisher an der Haltung der iibrigen 
Mitglieder des Balkanbundes gescheitert. 

Das Bemuhen Englands, den Balkanbund flir die Einkreisung einzuspannen oder wenigstens 
die Tiirkei flir eine Verteidigung der garantierten Staaten Griechenland und Rumanien zu 
gewinnen, hat seinen Niederschlag in Punkt 6 der englisch-turkischen Abmachung vom 12. 
Mai— gefunden, demzufolge England und die Tiirkei "recognize that it is also necessary to 
ensure the establishment of security in the Balkans and they are consulting together with the 
object of achieving this purpose as speedily as possible." 

Es ist zwar von turkischer und anderer Seite behauptet worden, daB der zitierte Absatz des 
englisch-turkischen Abkommens nichts anderes bedeute als einen Hinweis auf den 
bestehenden Balkanpakt, der eben die Sicherheit auf dem Balkan verbiirge. Rumanischerseits 
scheint man sich indessen iiber die wahre Tragweite des englisch-turkischen Manovers klar zu 
sein, wenigstens will man, wenn auch ohne Erfolg, gegen die Aufnahme einer analogen 
Bestimmung in das franzosisch-turkische Abkommen vom 23. Juni— gearbeitet haben. 
Uberdies soil der Rumanische AuBenminister bei seinem Besuch in Ankara Mitte Juni von 
den Tiirken die Zusicherung erhalten haben, daB jede auf den Balkan und seine Sicherheit 
beziigliche Bestimmung aus dem endgultigen englisch-turkischen Abkommen entfernt 
werden wurde. 

Bei diesem Besuch Gafencus in der Tiirkei hat sich letzterer auch sonst bemiiht, der 
englischen Einkreisungsaktion Vorspanndienste zu leisten. So soil Gafencu der AbschluB 



eines Schwarzmeer-Paktes nahegelegt worden sein. England und Frankreich sollen wegen der 
Beteiligung Rumaniens an dem geplanten RuBland-Abkommen insistiert haben, und 
schlieBlich soil angeregt worden sein, den Balkanpakt gegen alle Angreifer auszudehnen. 
Gafencu will alle diese Vorschlage abgelehnt haben. Jedenfalls sind rumanischerseits amtlich 
alle Geriichte iiber AbschluB neuer politischer und militarischer Abreden wahrend der Reise 
Gafencus nach Ankara und Athen dementiert worden. 



ISM SchlieBlich ist vor kurzem bekannt geworden, daB England von der Tiirkei verlangt hat, 
daB diese im Garantiefall England ermogliche, den von ihm garantierten Staaten - ohne daB 
diese namentlich aufgefuhrt wiirden - wirksame Hilfe zu geben. Hiermit ist offensichtlich 
gemeint, daB die Tiirkei, auch wenn nicht selbst angegriffen, England die Durchfahrt durch 
die Dardanellen ermoglichen soil, um Rumanien zu Hilfe zu eilen. 

Es wird noch festzustellen sein, wie weit Rumanien iiber diese englischen Plane unterrichtet 
ist und welche Stellung es gegebenenfalls zu ihnen einnimmt. 

Heinburg 



Nr. 318 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 12. Juli 1939 

In dem zu Beginn dieses Jahres vom Parlament angenommenen erweiterten 
Exportkreditgarantiegesetz war dem Board of Trade die damals kein besonderes Aufsehen 
erregende Ermachtigung erteilt worden, fur 10 Millionen Pfund Exportkreditgarantien zu 
erteilen, ohne an die dem Exportkreditgarantieinstitut vorgeschriebenen streng 
wirtschaftlichen Richtlinien gebunden zu sein, sofern die Vergebung solcher Kredite im 
nationalen Interesse lag. Dieser politische Kreditfond, den man in englischen Kreisen 
zuweilen den "Reptilienfond" zu nennen pflegte, hat infolge der politischen Ereignisse der 
letzten Monate immer mehr an Bedeutung gewonnen. Wie aus der laufenden 
Berichterstattung der Botschaft bekannt ist, haben sich im Zuge der jungsten politischen und 
wirtschaftlichen Aktivitat GroBbritanniens Delegationen aus Rumanien, Griechenland und 
Polen mit Kreditwunschen in London eingestellt. Die Irakische Regierung hat vor kurzem 
bekanntlich einen vom Board of Trade garantierten 3 Millionen Pfund Kredit erhalten. 
Obwohl iiber die neuen tiirkischen Kreditwunsche hier nichts Konkretes bekannt geworden 
ist, so hat es doch den Anschein, als ob auch die Tiirkei neue Kreditforderungen angemeldet 
hat. Auf einer etwas anderen Ebene liegen die Kreditwunsche Neuseelands. 

Wenn auch noch nicht im Einzelnen bekannt ist, fur welche Kredite der obenerwahnte 10 
Millionen Pfund Fond in Anspruch genommen worden ist, so ist es doch bereits seit einiger 
Zeit offensichtlich geworden, daB er im Vergleich mit den an die Britische Regierung von den 
befreundeten Staaten gestellten finanziellen Anforderungen vollig ungeniigend war. Da 
einerseits fur die kreditsuchenden Staaten aus geldmarktpolitischen Grunden die Auflegung 
einer Anleihe in London zur Zeit unmoglich ist, andererseits das rein wirtschaftliche 
Exportkreditverfahren gerade diejenigen Exporte ausschlieBt, worauf es jenen Staaten am 



meisten ankommt, namlich Riistungsexporte, hat sich die Britische Regierung entschlossen, 
den Fond der politischen Kredite zu erhohen. 

Die Regierung hat daher am 6. d. M. dem Parlament einen Gesetzentwurf vorgelegt, welcher 
die Gewahrung politischer Kredite aus dem bisherigen Exportgarantieverfahren ausgliedert 
und sie zum Gegenstand eines selbstandigen Gesetzes, der Overseas Garanties Trade Act, 
macht. In dem Gesetz- 12021 entwurf wird die Ermachtigung des Board of Trade, politische 
Kredite zu erteilen, auf 60 Millionen Pfund erhoht. In diesen Betrag sind die mit den Krediten 
verknupften Zinsleistungen nicht einbegriffen. Je nach der Langfristigkeit der gewahrten 
Kredite und der vereinbarten Zinsen kann sich das AusmaB der dem Board of Trade erteilten 
Kreditermachtigung um ein Wesentliches erhohen. Die eigentliche Finanzierungskraft der 
Ermachtigung wird im iibrigen auch schon darum nicht mit dem oben erwahnten 
Nominalwert gleichzusetzen sein, als die Kredite revolvieren und somit nach Ablauf erneut 
vergeben werden konnen. 

Es wird angenommen, daB die garantierten Kredite zum Teil eine Laufzeit bis zu 15 Jahren 
haben konnen. Im Zusammenhang damit steht eine weitere Bestimmung des Gesetzentwurf es, 
wonach der Board of Trade ermachtigt wird, die von den fremden Staaten gegebenen 
Schatzanweisungen selbst zu ubernehmen. Das bisherige Verfahren, die betreffenden 
Schuldverschreibungen unter der Garantie des Board of Trade auf dem englischen Geldmarkt 
unterzubringen, wiirde bei langfristigen Schuldverschreibungen schwer moglich sein. 

Wie bisher werden die Kredite grundsatzlich nur flir Bestellungen in GroBbritannien zur 
Verfugung gestellt. 6 Millionen Pfund der neuen Kreditermachtigung konnen jedoch zur 
Kreditsicherung von Abschlussen liber nichtbritische Erzeugnisse verwandt werden. Die im 
Zusammenhang mit solchen englischen Exporten in dem Kauferland entstehenden 
Nebenkosten konnen nach gewissen im Gesetzentwurf aufgestellten Richtlinien ebenfalls in 
die Kreditaktion einbezogen werden. 

Der EntschluB der Regierung, nunmehr offen den Weg der Subsidienpolitik zu beschreiten, ist 
in der englischen Offentlichkeit mit groBer Befriedigung aufgenommen worden. Es wird kein 
Hehl daraus gemacht, daB die damit verfolgten Ziele in erster Linie politischer Natur sind, 
und daB die zu gewahrenden Kredite die mit GroBbritannien befreundeten Staaten in den 
Stand setzen sollen, Rustungsauftrage zu erteilen. Eine andere Frage ist, wie weit die 
englische Riistungsindustrie augenblicklich imstande ist, neben der heimischen Aufriistung 
auch noch erhebliche fremde Auftrage auszufuhren. Aber es darf hierbei nicht ubersehen 
werden, daB die neue englische Kreditpolitik auf langere Sicht eingestellt ist. 

Es wird hier allgemein angenommen, daB die Kredite mehr oder weniger bereits verteilt sind. 
In erster Linie diirfte wohl Polen bedacht werden, dessen Finanzverhandlungen mit der 
Englischen Regierung demnachst abgeschlossen sein durften. Als weitere Anwarter kommen 
Rumanien, Griechenland und die Tiirkei in Frage. Nach heutigen Pressemeldungen sind die 
Kreditabkommen mit den beiden erstgenannten Staaten bereits abgeschlossen. Da in dem 
Gesetzentwurf keine Bestimmung enthalten ist, welche die Empirelander aus dem Kreise der 
Bedachten ausschlieBt, erscheint die hier des ofteren geauBerte Vermutung nicht 
ungerechtfertigt, daB auch Neuseeland aus dem nunmehr neu angeflillten Kreditfond gespeist 
werden wird. 

Die zweite Lesung des Gesetzes wird noch in dieser Woche erfolgen. Die Regierung hat die 
Absicht, es noch vor den Parlamentsferien zu verabschieden, und es ist nicht anzunehmen, 
daB sie dabei auf Schwierigkeiten stoBen wird. 



Im Auftrag 

Federer 



mm 

Nr. 319 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 15. Juli 1939 

Nach Mitteilung aus sehr zuverlassiger Quelle soil in maBgebenden hiesigen politischen 
Kreisen die Besorgnis vor dem Zustandekommen eines deutsch-russischen Ausgleichs sich 
letzthin erheblich gesteigert haben. Man befurchtet vor allem, daB die logische Folge eines 
solchen Ausgleichs das Bestreben der Polen sein wiirde, sich ihrerseits nunmehr Deutschland 
zu nahern, nachdem die russische Ruckendeckung weggefallen sei. 

Innerpolitisch befurchtet man hier insofern von einem deutsch-russischen Ausgleich und einer 
Abmilderung des deutsch-polnischen Gegensatzes unerfreuliche Riickwirkungen, als dann die 
Wahlparole der Regierung wesentlich beeintrachtigt wiirde. Die Wahlerschaft wiirde die 
Frage stellen, warum die Regierung so viele Monate Kriegsstimmung entfacht und eine 
politische Front gegen Deutschland zu bilden versucht habe, trotzdem die innere Begrundung 
fur ein solches Vorgehen durch das Eintreten einer ruhigen Atmosphare in den Beziehungen 
Deutschlands zu RuBland und Polen fehle. 

Dirksen 



Nr. 320 
Der Deutsche Botschafter in Ankara an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Therapia, den 18. Juli 1939 

Wahrend englische Militarmission, wie ich feststellte, sich hier nur mit Lieferungsfragen 
befaBt hat, beabsichtigt gestern eingetroffene franzosische Militarmission unter Fuhrung 
Generals Huntzinger, sich eingehend liber strategische Probleme zu unterhalten. 

Papen 



Nr. 321 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 19. Juli 1939 

Die turkische Militarmission halt sich noch immer in England auf. Am Sonntag, den 16. Juli, 
mittags, trafen noch drei turkische Offiziere auf dem Victoria-Bahnhof ein. Sie wurden von 
Mitgliedern der turkischen Kommission und dem Turkischen Militarattache in Empfang 
genommen. 

Dem Luftattache ist die Verstarkung der turkischen Delegation auch offiziell im Britischen 
Luftfahrtministerium mitgeteilt worden. 

Die turkische Militarkommission besichtigt hier militarische Einrichtungen, Waffen und 
Ausriistungen. Uber den Verlauf der eigentlichen Verhandlungen waren authentische Berichte 
bisher nicht zu erhalten. Von den Verhandlungen ist bisher nur bekannt, daB von dem im 
Vorjahr verfugbar gemachten Sechs-Millionen-Kredit flir fiinf Millionen Pfund Bestellungen 
aufgegeben sind. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Dill 

Nr. 322 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Bericht 

London, den 25. Juli 1939 

In der Tagespresse erschienen am 6. Juli zwei Veroffentlichungen, die besagten, daB 

1. Reservisten zu Ubungen der Luftwaffe in den nachsten drei bis vier Monaten 
eingezogen wurden und 

2. groBere Ubungen mit fliegenden Verbanden nach dem Kontinent und besonders 
nach Frankreich stattfinden wurden. 

3. Aus weiteren Zeitungsnachrichten geht hervor, daB ein Teil der jetzt eingezogenen 
Dienstpflichtigen der Royal Air Force zur Ausbildung und Verwendung iiberwiesen 
wird. 

Die erste Ubung eines Fernfluges war Dienstag, den 11. Juli, und wurde mit 12 Staffeln ohne 
Zwischenlandung teils bis Le Havre und teils bis Bordeaux durchgefuhrt. 

Die zweite Ubung dieser Art fand am 21. Juli statt, woran etwa 10 Staffeln (beinahe 100 
Maschinen) teilnahmen. Sie flogen in drei Gruppen, und zwar: 

1. Gruppe: etwa drei Staffeln "Blenheim", die von ihren Heimathafen nach Paris- 
Orleans-Chartres und dann zuriick flogen; Flugstrecke etwa 700 englische Meilen; 
Dauer 3 Stunden. 



2. Gruppe: zwei Staff eln Armstrong "Withley"; Flugweg: liber Paris nach der Stadt 
Avallon (halbwegs zwischen Paris und Lyon); Flugstrecke etwa 750 englische Meilen. 

3. Gruppe: fiinf Staffeln "Wellington"; Flugweg von den Heimathafen iiber Dover- 
Paris-Auxerre-Lyon-Marseille und zuriick. Flugstrecke 1.500 englische Meilen, wobei 
sie nach Zeitungsnachrichten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 1 80 englischen 
Meilen entwickelten. Der Unterstaatssekretar der Luftfahrt, Captain Balfour, hat in 
einer dieser Maschinen als Besatzungsmitglied teilgenommen. 

Zunachst ware an der Tatsache an sich, daB Ubungen auch groBeren Rahmens innerhalb der 
britischen Fliegertruppe stattfinden, nichts Auffalliges zu sehen. DaB aber solche Ubungen zu 
diesem Zeitpunkt durchgefuhrt und weiter von der gesamten Presse als ein Ereignis ersten 
Ranges groB aufgemacht werden, gibt zu Uberlegungen AnlaB. 

Zwei Gesichtspunkte konnen als Griinde hierfiir angenommen werden: 

1. Die Ubungen sollen der Welt zeigen, daB die britische Luftwaffe zum Kampf bereit 
ist. 

In alien Kreisen Englands kann man die unumstoBliche GewiBheit finden, daB in 
den nachsten beiden Monaten von seiten Deutschlands irgend etwas in der Danziger 
Frage geschehen wird, was in dem Falle der Durchfuhrung ohne Verhandlung und 
unter militarischem Druck die Beistandspflicht Englands nach sich ziehen muB und 
wird. 

ma In der breiten Masse findet eine solche Hilfeleistung Englands - im Gegensatz 
zum vorigen September - voile Zustimmung, auch wenn man mit den Rustungen nicht 
fertig sein sollte. In denkenden Kreisen, die, in London wenigstens, zahlreich vertreten 
sind, driickt diese Beistandspflicht wie ein Alp, da die praktische Durchfuhrung, rein 
militarisch gesehen, ohne ein Bundnis mit einem militarisch starken RuBland als recht 
schwierig angesehen wird. 

Militarische Ubungen aller Art sollen nun die Einsatzbereitschaft und Starke unter 
Beweis stellen; auch erhofft man sich aus solchen MaBnahmen einen gewissen 
Eindruck auf Deutschland, der bewirken soil, eine friedliche Losung der Danziger 
Frage der gewaltsamen vorzuziehen. 

2. Die englische Luftwaffe soil durch diese Ubungen einen hohen Grad von 
Einsatzbereitschaft erhalten. Im Laufe des vergangenen und dieses Jahres sind 
verschiedene Organisationsveranderungen und Vermehrungen durchgefuhrt worden. 
Diese miissen - wie jede Veranderung - zunachst den Kampfwert einer Truppe 
herabmindern. Viele Staffeln sind mit neuen Mustern ausgeriistet worden und haben 
ihr Unterstellungsverhaltnis geandert. Dieser ganze Apparat muB sich nun einspielen, 
und dazu sind derartige Ubungen das beste Mittel. Zweifellos werden die 
Truppenubungen kriegsmaBig durchgefuhrt; dieses laBt sich schon aus dem Einziehen 
von Reservisten ersehen. 

Die Art der Durchfuhrung der ersten Ubungen ist sehr interessant. Die Fliige konnten 
zunachst tatsachlich aus dem Grande nur nach Frankreich durchgefuhrt werden, weil fur 
langere Streckenfliige England zu klein ist. Ein Fliegen iiber See in groBeren Verbanden wird 
wegen der Schwierigkeit der Flugsicherung wahrscheinlich nur ungern unternommen. 

Zur Ubung ist es ja schlieBlich gleichgultig, wohin geflogen wird. So konnten diese Fliige 
allgemein als Vorbereitung fur einen Einsatz auf groBe Entfernungen angesehen werden. 



Andererseits ist es aber wohl nicht von der Hand zu weisen, daB hiermit gleichzeitig 
praktische Einsatziibungen fur den Mobilisierangsfall verbunden sein konnten. Es ist natiirlich 
im Mobilisierungsfall einfacher wenn die Verbande auf ihre Strecken eingeflogen sind. 

Im Auftrag 

von Selzam 



Nr. 323 
Der Deutsche Botschafter in Paris an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Paris, den 28. Juli 1939 

Zu Moskauer Verhandlungen erfahre ich aus gewohnlich gut unterrichteten Kreisen 
folgendes: 

I. Wenn England und Frankreich jetzt nicht nur darauf einzugehen bereit sind, militarische 
Besprechungen vor Einigung iiber politischen Vertrag zu fiihren, sondern diese mit 
besonderem Eifer betreiben, so sind drei Erwagungen dafiir maBgebend: 

pi 3i 1. England und Frankreich wiinschen um jeden Preis Vertagung oder Abbruch der 
Verhandlungen zu vermeiden, weil sie glauben, daB, solange Verhandlungen im FluB 
sind, Deutschland in Danzig nichts unternehmen wird. Politische Verhandlungen 
waren zu gewissem AbschluB gelangt, nachdem Einigung liber alle Punkte bis auf 
Definition indirekten Angriffs und Modalitaten Hilfeleistung erfolgt war. Bei 
letzterem Punkt spielen so viele militarische Gesichtspunkte hinein, daB ohne 
gleichzeitige militarische Besprechungen nicht weiter zu kommen ist. 

2. Mit Entsendung zweier reprasentativer Militarmissionen nach Moskau glaubt man 
Atmosphare zum AbschluB auch politischen Vertrags gunstig beeinflussen zu konnen. 

3. Mit einer eventuellen Einigung der Militars hoffen auch Politiker Druck zur 
Uberwindung letzter Schwierigkeiten ausiiben zu konnen, wenn man sich auch nicht 
verhehlt, daB in militarischen Besprechungen von russischer Seite auBer dem Problem 
der Randstaaten das schwierige Problem der Duldung militarischen Beistands durch 
Polen und Rumanien angeschnitten werden wird. 

II. AbschluB englisch-japanischen Abkommens soil von Englandern in Moskauer 
Verhandlungen in folgendem Sinne verwertet worden sein: England habe Verhandlungen 
iiber Tientsin durch eine auf die Dauer des Konflikts beschrankte Anerkennung japanischer 
Interessen in China teuer erkauft. Es sei dazu gezwungen worden, weil es Hande in Europa 
frei haben miisse, solange nicht in Moskauer Verhandlungen Vertrag zustandekomme. Sollte 
dies scheitern, so werde England bezuglich seiner Position in Ostasien in schwierige Lage 
kommen und RuBland auf die Dauer immer starker japanischem Druck ausgesetzt sein. 

III. Im Zusammenhang mit Moskauer Verhandlungen soil Bestehen des deutsch-russischen 
Vertrags von 1926 auf franzosischer und englischer Seite erortert worden sein. Man habe die 
Frage gepriift, ob von Russen Kundigung des Vertrags oder Erklarung iiber seine 



Bedeutungslosigkeit verlangt werden konne, habe die Frage aber anscheinend zuriickgestellt, 
urn die Verhandlungen nicht noch mehr zu erschweren. 

IV. Franzosische Militarmission, die bereits zusammengestellt wird, soil von General 
Doumenc, Chef der 2. Region in Lille, gefuhrt werden. Dieser ist Artillerist und gilt als 
besonders befahigter Offizier; er war im Krieg Organisator des Kraftfahrwesens und vor 
Ubernahme Frontkommandos in Lille, wo er zuerst 1 . Division befehligte, stellvertretender 
Generalstabschef unter Weygand. 

Welczeck 



Nr. 324 
Der Deutsche Gesandte in Sofia an das Auswartige Amt 

Bericht 

Sofia, den 31. Juli 1939 

Die militarischen Vorbereitungen der Tiirkei an der tiirkisch-bulgarischen Grenze werden hier 
weiter mit groBer Aufmerksamkeit verfolgt. Einer zuverlassigen Nachricht zufolge ist 
tiirkischerseits vorgesehen, die tiirkische Truppenmacht in Thrazien noch weiter bis auf 15 
Divisionen zu erhohen. Dar- rem unter soil sich eine franzosische Division befinden, die im 
Konfliktsfalle aus Syrien herangeschafft werden wiirde. Die Dardanellen sollen durch drei 
Divisionen unter englischem Oberbefehl verteidigt werden. 

Uber den Besuch des Prinzregenten Paul in London und seine dortigen Gesprache liegen hier 
keine weiteren Mitteilungen vor, als daB die Englander dem Prinzregenten gesagt hatten, im 
Ernstfalle wiirde Jugoslawien auf den Schutz Englands rechnen konnen. 

MaBgebende bulgarische Politiker machen sich liber diese Fiille von 
Beistandsversprechungen, die England austeilt, lustig. 

Frhr. von Richthofen 






177 



Der Franzosische Ministerprasident Daladier hat in seiner Rede vor der Kammer am 30. 
November 1939 mitgeteilt, daB die Frage der Einheit des Oberkommandos bereits geregelt 
war, bevor der Krieg ausbrach. ...zuriick... 

Rede, die der Vorsitzende der See- und Kolonialliga Brigadegeneral Kwasniewski in 
Warschau am 29. Juni anlaBlich des "Tag des Meeres" gehalten hatte. ...zuruck... 



179 Vgl. Nr. 270 . ...zuriick... 
180 Vgl. Nr. 286 . ...zuriick... 
181 Vgl. Nr. 288 . ...zuriick... 
182 Vgl. Nr. 301 . ...zuriick... 



183 Vgl. Nr. 310 . ...zuriick... 



Drittes Kapitel 

Deutschlands Bemiihen 

um Sicherung friedlicher Beziehungen 

zu seinen Nachbarldndern 

Nr. 325 

Aus der Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 

30. Januar 1937 

Deutschland hat in den letzten Jahren eine ganze Anzahl politischer Beziehungen 

aufgenommen, wieder angekniipft, verbessert und mit einer Reihe von Staaten ein, ich darf 
wohl sagen, enges freundschaftliches Verhaltnis hergestellt. Unsere Beziehungen in Europa 
sind, von uns aus gesehen, zu den meisten Staaten normale, zu einer ganzen Anzahl von 
Staaten sehr freundschaftliche. Ich stelle hier an die Spitze die ausgezeichneten Beziehungen, 
die uns vor allem mit jenen Staaten verbinden, die aus ahnlichen Leiden wie wir zu ahnlichen 
Folgerungen gekommen sind. Durch eine Reihe von Abkommen haben wir friihere 
Spannungen beseitigt und damit wesentlich zu einer Verbesserung der europaischen 
Verhaltnisse beigetragen 

Deutschland hat - und ich wiederhole dies hier feierlich - immer wieder versichert, daB es z. 
B. zwischen ihm und Frankreich iiberhaupt keinerlei menschlich denkbaren Streitpunkt geben 
kann. Die Deutsche Regierung hat weiter Belgien und Holland versichert, daB sie bereit ist, 
diese Staaten jederzeit als unantastbare neutrale Gebiete anzuerkennen und zu garantieren 



Nr. 326 

Aus der Rede des Fuhrers im Berliner Sportpalast, 

26. September 1938 

Ich habe Frankreich sofort nach der Riickgabe des Saargebiets an Deutschland, die durch 

eine Abstimmung entschieden wurde, erklart, daB es nun iiberhaupt keine Differenzen mehr 
zwischen uns gebe. Ich sagte, daB die elsaB-lothringische Frage fur uns nicht mehr existiert. 
Es ist ein Grenzgebiet. Das Volk dieses Landes ist eigentlich in den letzten Jahrzehnten 
niemals um seine eigene Meinung gefragt worden. 



Wir haben die Empfindung, daB die Bewohner dieser Provinz am gliicklichsten sind, wenn 
um sie nicht wieder gekampft wird. 

Wir alle wollen keinen Krieg mit Frankreich. Wir wollen nichts von Frankreich! Gar nichts! 

Und als das Saargebiet dank der loyalen Auslegung der Vertrage durch Frankreich - das muB 
ich hier bestatigen - ins Reich zuriickgekehrt war, habe ich feierlich versichert: Nunmehr sind 
alle territorialen Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland beseitigt. Ich sehe heute 
iiberhaupt keine Differenz mehr zwischen uns ! 

Es sind zwei groBe Volker, die beide arbeiten und leben wollen. Und sie werden dann am 
besten leben, wenn sie zusammen arbeiten! 



Nr. 327 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Franzosischen Botschafter 

Aufzeichnung 

Berlin, den 20. November 1938 

Ich empfing heute um 12 Uhr den neuernannten Franzosischen Botschafter Coulondre, der 
mir seinen Antrittsbesuch machte. 

Herr Coulondre erklarte mir, daB er sich bei Annahme des Postens vorgenommen habe, alles 
zu tun, um das deutsch-franzosische Verhaltnis so gut pi si wie moglich zu gestalten. Er 
personlich sei in keinem Sinne irgendwie beeinfluBt, und stehe alien Anregungen offen 
gegeniiber. 

Ich erwiderte Herrn Coulondre, daB leider viele Gelegenheiten verpaBt worden seien, das 
deutsch-franzosische Verhaltnis grundlegend zu bessern, und ich verwies in diesem 
Zusammenhang auf den bereits 1933 vorgesehenen, leider aber nicht erfolgten Besuch des 
Ministerprasidenten Daladier in Deutschland. Ich hatte seinem Amtsvorganger Francois- 
Poncet gegeniiber haufiger ausgefiihrt, daB, wenn erst ein gewisser geistiger Ballast 
abgeworfen worden sei, eine Verstandigung zwischen Deutschland und Frankreich einfacher 
sein wiirde. Es kame darauf an, daB sich die europaischen Staaten auf ihre wirklichen 
Interessen beschrankten, so Frankreich auf sein groBes Kolonialreich, England auf sein 
Empire und Deutschland auf seine eigentliche Interessensphare, namlich den Sudosten 
Europas. Wenn dies einmal klar herausgeschalt sei, werde auch das deutsch-franzosische 
Verhaltnis immer besser und dauerhafter werden, denn das deutsche Volk hege ebensowenig 
irgendwelchen Groll gegen Frankreich wie das franzosische Volk gegen Deutschland, und 
dies sei um so naturlicher, da ja keine vitalen Divergenzen zwischen den beiden Volkern 
bestanden. 

Herr Coulondre stimmte meinen Ausfuhrungen zu und sagte, daB er die Frage genau so sehe. 

von Ribbentrop 



Nr. 328 
Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 
mit dem Vertreter des Paris Soir, 5. Dezember 1938 

Auszug 

Viele Franzosen miiBten wissen, daB ich seit langem eine Verstandigung mit Frankreich 
wiinsche und daran arbeite. Niemand war zufriedener als ich, als der Fiihrer nach der 
Machtiibernahme der Nationalsozialisten die Ansicht vertrat, daB eine Annaherung mit 
Frankreich die erste Bedingung flir eine Befriedung Europas sei. Das deutsche Volk ist ihm 
freiwillig gefolgt, denn es hat absolut nichts gegen das franzosische Volk, ebensowenig wie 
das franzosische Volk, das ich genau zu kennen glaube, auch nichts gegen das deutsche Volk 
hat. 

Die hohe Achtung der deutschen Frontkampfer vor den franzosischen Frontkampfern ist im 
Kriege geboren. Diese Achtung stellt einen gunstigen Boden fiir eine Verstandigung dar. 
Deshalb hat auch in den letzten Jahren niemand mehr als die Frontkampfer an einer 
Annaherung zwischen beiden Volkern gearbeitet. 

Ich bin sicher, daB es zwischen Frankreich und Deutschland keine lebenswichtigen Fragen 
gibt, die nicht freundschaftlich geregelt werden konnten. Frankreich hat seine Freunde, und 
Deutschland hat ebenfalls die seinigen. Warum sollte es nicht moglich sein, eine Briicke 
zwischen diesen Freunden zu schlagen, um eine Grundlage zu finden, die alien interessierten 
Landern nur nutzlich sein konnte? 



PI 91 

Nr. 329 
Deutsch-Franzosische Erklarung, 6. Dezember 1938 

Der Deutsche Reichsminister des Auswartigen, Herr Joachim von Ribbentrop, und der 
Franzosische Minister fiir Auswartige Angelegenheiten, Herr Georges Bonnet, haben bei ihrer 
Zusammenkunft in Paris am 6. Dezember 1938 im Namen und im Auftrag ihrer Regierungen 
folgendes vereinbart: 

1. Die Deutsche Regierung und die Franzosische Regierung sind ubereinstimmend der 
Uberzeugung, daB friedliche und gutnachbarliche Beziehungen zwischen Deutschland 
und Frankreich eines der wesentlichsten Elemente der Konsolidierung der 
Verhaltnisse in Europa und der Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens 
darstellen. Beide Regierungen werden deshalb alle ihre Krafte dafiir einsetzen, daB 
eine solche Gestaltung der Beziehungen zwischen ihren Landern sichergestellt wird. 

2. Beide Regierungen stellen fest, daB zwischen ihren Landern keine Fragen 
territorialer Art mehr schweben, und erkennen feierlich die Grenze zwischen ihren 
Landern, wie sie gegenwartig verlauft, als endgultig an. 



3. Beide Regierungen sind entschlossen, vorbehaltlich ihrer besonderen Beziehungen 
zu dritten Machten, in alien ihre beiden Lander angehenden Fragen in Fiihlung 
miteinander zu bleiben und in eine Beratung einzutreten, wenn die kunftige 
Entwicklung dieser Fragen zu internationalen Schwierigkeiten fiihren sollte. 

Zu Urkund dessen haben die Vertreter der beiden Regierungen diese Erklarung, die sofort in 
Kraft tritt, unterzeichnet. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und franzosischer Sprache in Paris am 6. 
Dezember 1938. 

Joachim von Ribbentrop Georges Bonnet 

Reichsminister des Auswartigen Minister fur Auswartige Angelegenheiten 



Nr. 330 
Amtliche Deutsche Verlautbarung, 6. Dezember 1938 

Der Besuch des Reichsministers des Auswartigen in Paris am 6. Dezember hat Gelegenheit zu 
einem ausfiihrlichen deutsch-franzosischen Meinungsaustausch geboten. In den 
Unterhaltungen (die zwischen Herrn von Ribbentrop und Herrn Georges Bonnet stattgefunden 
haben) sind die wichtigsten europaischen Probleme und insbesondere die Fragen, die die 
politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland 
unmittelbar angehen, gepriift worden. Von beiden Seiten ist anerkannt worden, daB eine auf 
der formellen Anerkennung ihrer Grenzen beruhende Entwicklung der Beziehungen zwischen 
den beiden Landern nicht nur deren gemeinsamen Interessen dienen, sondern einen 
wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Friedens darstellen wiirde. 

In diesem Geist haben die AuBenminister der beiden Lander eine Erklarung unterzeichnet, die 
vorbehaltlich der besonderen Beziehungen der beiden Regierungen zu dritten Machten ihren 
Willen zum Ausdruck bringt, in gegenseitiger Achtung friedlich zusammenzuarbeiten, und 
die so einen wichtigen Schritt auf dem Wege der allgemeinen Befriedung darstellt. 



T3201 

Nr. 331 

Erklarung des Reichsministers des Auswartigen vor der Presse, 

Paris, 6. Dezember 1938 

Mit der heutigen Erklarung sind Frankreich und Deutschland auf der festen Grundlage ihrer 
Freundschaften mit anderen Staaten ubereingekommen, ihren Jahrhunderte alten Grenzstreit 
zu beenden und mit der gegenseitigen Anerkennung ihrer Grenzen auch einer beiderseitigen 
Anerkennung und Achtung ihrer nationalen Lebensinteressen den Weg zu ebnen. Als 
gleichberechtigte Partner erklaren sich zwei groBe Nationen bereit, nach schweren 
Auseinandersetzungen in der Vergangenheit eine gute Nachbarschaft fur die Zukunft zu 



begriinden. Sie geben mit dieser Erklarung ihres Willens der Uberzeugung Ausdruck, daB es 
zwischen ihnen in der Tat keine lebenswichtigen Gegensatze gibt, die einen ernsten Konflikt 
rechtfertigen konnen. 

Die wirtschaftlichen Interessen beider Lander erganzen sich. Das deutsche Geistesleben 
verdankt Frankreich wertvolle Anregungen, wie auch umgekehrt Deutschland oft das 
franzosische Geistesleben befruchtet hat. Die Achtung, die das deutsche und das franzosische 
Volk als tapfere Gegner wahrend des Weltkrieges voreinander gewonnen haben, soil im 
Frieden ihre naturliche Erganzung und Vertiefung finden durch die hervorragende 
Leistungsfahigkeit, die beide Volker in der Arbeit auszeichnet. 

Ich bin daher iiberzeugt, daB die heutige deutsch-franzosische Erklarung die geschichtlichen 
Vorurteile beseitigen hilft und daB die Entspannung unseres Nachbarverhaltnisses, die in ihr 
zum Ausdruck kommt, nicht nur die einmutige Zustimmung der Fuhrenden, sondern auch der 
Volker unserer beiden Staaten findet. 

Die Gefuhle, die das deutsche Volk gegeniiber einer neuen Ausrichtung der 
zwischenstaatlichen Beziehungen hegt, kamen in dem herzlichen Empfang zum Durchbruch, 
der dem Franzosischen Ministerprasidenten Eduard Daladier in Miinchen bereitet wurde. Die 
Sympathiekundgebungen, deren Zeuge ich in den wenigen Stunden meines Pariser 
Aufenthaltes sein durfte, zeigen, in wie starkem MaBe diese Gefuhle auch von der 
Bevolkerung Frankreichs geteilt werden. 

So halte ich die Hoffnung fur berechtigt, daB die Erklarung eine neue Ara zwischen unseren 
beiden Volkern einleiten wird. 



Nr. 332 
Erklarung des Franzosischen AuBenministers Bonnet vor der Presse, 

Paris, 6. Dezember 1938 

(Ubersetzung) 

Ich mochte zunachst den Herrn Reichsminister des Auswartigen begriiBen, den zu empfangen 
wir uns besonders glucklich schatzen und dessen Anwesenheit die Tragweite der Urkunde 
unterstreicht, die wir soeben unterzeichnet haben. 

Die Bemuhungen der Franzosischen Regierung haben ebenso wie die aller ihrer 
Vorgangerinnen immer mit derselben Aufrichtigkeit die Erhaltung und mil Organisierung des 
Friedens angestrebt. Die Herstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Frankreich und 
Deutschland bildet ebenso wie der Ausdruck ihres gemeinsamen Willens, ihre friedlichen 
Beziehungen zu entwickeln, ein wesentliches Element ihres Vorhabens. 

Aus diesem Grunde freue ich mich besonders iiber die Unterzeichnung dieser franzosisch- 
deutschen Erklarung, die die bestehenden Grenzen in feierlicher Form anerkennt und damit 
einen langen historischen Streit beendet sowie den Weg zu einer Zusammenarbeit ebnet, die 
durch die Uberzeugung erleichtert wird, daB zwischen den beiden Landern kein Streitpunkt 
besteht, der geeignet ware, die friedlichen Grundlagen ihrer Beziehungen in Frage zu stellen. 



Diese Uberzeugung wird gefordert durch die gegenseitige Wertschatzung des geistigen 
Austausches, der zwischen den beiden Nationen von jeher bestanden hat, sowie durch die 
gegenseitige Achtung, die sich zwei Volker schulden, die wahrend des Weltkrieges ihren 
Heldenmut gemessen haben und heute entschlossen sind, in einer Atmosphare des Vertrauens 
und des Friedens zu arbeiten. 

Im librigen zweifle ich nicht daran, daB diese gemeinsame Erklarung einen wichtigen Beitrag 
zur allgemeinen Befriedung liefert, dessen voller Wert sich in der Zukunft erweisen wird. Sie 
bildet einen besonders wichtigen Abschnitt bei diesem Werk der Versohnung und der 
Zusammenarbeit, fur das Frankreich den heiBen Wunsch hegt, daB alle Volker sich ihm 
beigesellen mochten. 



Nr. 333 
Der Reichsminister des Auswartigen an den Belgischen Gesandten 

Berlin, den 13. Oktober 1937 

Herr Gesandter! 

Im Namen der Deutschen Regierung habe ich die Ehre, Euerer Exzellenz folgendes 
mitzuteilen: 

Die Deutsche Regierung hat mit besonderem Interesse Kenntnis von den offentlichen 
Erklarungen genommen, die die Belgische Regierung zur Klarung der internationalen 
Stellung Belgiens abgegeben hat. 

Sie hat ihrerseits wiederholt, insbesondere durch die Erklarung des Deutschen Reichskanzlers 
in seiner Rede vom 30. Januar 1937,— ihre Auffassung in dieser Hinsicht zum Ausdruck 
gebracht. 

Andererseits hat die Deutsche Regierung Kenntnis genommen von der Erklarung der 
Koniglich Britischen und der Franzosischen Regierung vom 24. April 1937.— 



P22i Mit Rucksicht darauf, daB der AbschluB eines zur Ersetzung des Pakts von Locarno 
bestimmten Vertrags noch geraume Zeit in Anspruch nehmen kann, und in dem Wunsche, die 
friedlichen Bestrebungen der beiden Lander zu starken, halt die Deutsche Regierung es fur 
angebracht, ihre Haltung gegeniiber Belgien schon jetzt zu prazisieren. 

Zu diesem Zweck gibt sie folgende Erklarung ab: 

1. Die Deutsche Regierung hat Akt genommen von der Auffassung, der die Belgische 
Regierung auf Grand ihrer eigenen Zustandigkeit Ausdruck gegeben hat, namlich, 

a) daB sie in voller Souveranitat eine Politik der Unabhangigkeit zu verfolgen gedenkt, 

b) daB sie entschlossen ist, die Grenzen Belgiens mit alien ihren Kraften gegen jeden 
Angriff und jede Invasion zu verteidigen, zu verhindern, daB das belgische Gebiet fur 



einen Angriff gegen einen anderen Staat als Durchmarschland oder als 
Operationsbasis zu Lande, zur See oder in der Luft benutzt wird, und zu diesem 
Zwecke die Verteidigung Belgiens in wirksamer Weise zu organisieren. 

2. Die Deutsche Regierung stellt fest, daB die Unverletzlichkeit und die Integritat Belgiens fur 
die Westmachte von gemeinsamem Interesse sind. Sie bestatigt ihren EntschluB, diese 
Unverletzlichkeit und Integritat unter keinen Umstanden zu beeintrachtigen und jederzeit das 
belgische Gebiet zu respektieren, ausgenommen selbstverstandlich in dem Fall, daB Belgien 
in einem bewaffneten Konflikt, in dem Deutschland verwickelt ist, bei einer gegen 
Deutschland gerichteten militarischen Aktion mitwirken wiirde. 

3. Die Deutsche Regierung ist bereit, ebenso wie die Koniglich Britische und die Franzosische 
Regierung, Belgien Beistand zu gewahren, falls es Gegenstand eines Angriffs oder einer 
Invasion sein sollte. 

Ich benutze auch diesen AnlaB, usw. 

Frhr. von Neurath 



Nr. 334 
Der Belgische Gesandte an den Reichsminister des Auswartigen 

Berlin, den 13. Oktober 1937 

Herr Minister! 

Im Auftrag meiner Regierung habe ich die Ehre, Euer Exzellenz folgende Mitteilungen zu 
machen: 

Die Regierung Seiner Majestat hat mit groBer Befriedigung von der Erklarung Kenntnis 
genommen, die ihr am heutigen Tage durch die Reichsregierung ubermittelt wurde. Sie 
spricht dieser hierfur ihren lebhaftesten Dank aus. 

Ich benutze diese Gelegenheit, usw. 

Vicomte Jacques Davignon 



3231 

Nr. 335 
Der Deutsche Gesandte im Haag an das Auswartige Amt 

Bericht 

Den Haag, den 22. Marz 1937 



Bei den Beratungen der I. Kammer liber den Etat des AuBenministeriums hat Minister de 
Graeff am 17. Marz eine beachtenswerte Rede gehalten. Im nachstehenden behandele ich die 
Ausflihrungen des Ministers liber das deutsche Garantieangebot und den Westpakt, wahrend 
ich liber die anderen Teile seiner Rede, insbesondere soweit sie sich mit der Revision des 
Volkerbundes befaBt, gesondert berichte. 

Herr de Graeff begann seine Rede mit der Feststellung, daB, wie die Debatte gezeigt habe, die 
I. Kammer in ihrer Gesamtheit mit der Antwort einverstanden sei, welche die Niederlandische 
Regierung auf das in der Rede des Flihrers vom 30. Januar enthaltene Garantieangebot an 
Holland erteilt habe. Diese Antwort sei lediglich die Bestatigung einer bereits immer 
eingehaltenen politischen Linie gewesen. Solange Holland nicht durch eigene Handlungen die 
Unantastbarkeit seines Gebietes in Gefahr bringe, sei die Unantastbarkeit bereits eine 
selbstverstandliche Sache, die in keinem Vertrag mit einer fremden Macht naher umgrenzt 
oder festgelegt werden konne. Trotzdem sei die gute Absicht des deutschen Staatsoberhauptes 
auch durch die Niederlandische Regierung besonders gewlirdigt worden. Derartige 
AuBerungen trligen nur dazu bei, in Holland das Geflihl der Sicherheit zu erhohen. Auf der 
anderen Seite legten sie aber auch, so paradox es klinge, den Niederlanden die Verpflichtung 
auf, ihre Wehrmacht auf der Hohe zu halten. Selbstandigkeitspolitik konne Holland nur dann 
treiben, wenn es zeige, daB es bereit sei, sich gegen jeden Angriff nach Kraften zu 
verteidigen. Wenn man im Ausland wisse, daB Holland bereit und imstande sei, einen 
Durchzug fremder Truppen, wenn nicht zu verhindern, so doch ernsthaft zu erschweren, dann 
konnten strategische Erwagungen leicht dazu flihren, daB man davon absehe, Holland in den 
Streit hineinzuziehen. 

Um auf die konkrete Frage des deutschen Garantieangebots zurlickzukommen, so sei der 
Grund flir die hollandische Antwort der, daB die Angelegenheit nicht geeignet sei, in einem 
Vertrage behandelt zu werden. Man mlisse den Eindruck vermeiden, als ob in Holland 
irgendwelche Zweifel an der Unantastbarkeit des hollandischen Gebietes bestlinden. Auch 
bedeute der AbschluB eines Vertrages die Annahme von Verpflichtungen flir beide Seiten, 
und Holland konne keinerlei Verpflichtungen auf sich nehmen. Die Deutsche Regierung habe 
im librigen den hollandischen Standpunkt vollkommen verstanden und gewlirdigt. 

Zech 



Nr. 336 
Der Deutsche Gesandte im Haag an das Auswartige Amt 

Bericht 

Den Haag, den 28. Oktober 1937 

Der N. S. B. Abgeordnete der I. Kammer van Vessem, der bereits nach der Flihrerrede vom 
30. Januar d. J. eine Anfrage wegen einer eventuellen deutschen Garantieerklarung flir die 
Niederlande an die Regierung gerichtet hatte, ist aus AnlaB der deutschen Garantieerklarung 
flir Belgien erneut mit 13241 einer Kammeranfrage auf die Angelegenheit zurlickgekommen. 
Seine Frage ging dahin, ob die Niederlandische Regierung auch heute noch auf ihrem 
abweisenden Standpunkt verharre und ob bejahendenfalls dadurch nicht der Eindruck 



entstellen konne, daB das niederlandische Gebiet Europa als Schlachtfeld zur Verfugung 
stehe. 

AuBenminister Patijn hat erwidert, die Regierung vertrete nach wie vor die Auffassung, daB 
die Unantastbarkeit des niederlandischen Gebiets ein Axiom sei, welches nicht Gegenstand 
einer unter niederlandischer Beteiligung zustande gekommenen Regelung sein konne. Aus 
dieser unveranderten Haltung konne aber nach Auffassung der Regierung auch nach dem 
deutsch-belgischen Abkommen und den vorausgegangenen englischen und franzosischen 
Erklarungen unmoglich der Eindruck entstehen, als ob niederlandisches Gebiet Europa als 
Schlachtfeld zur Verfugung stande. 

Zech 



Nr. 337 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an die Deutschen Diplomatischen Missionen 

ErlaB 

Berlin, den 28. April 1938 

Infolge der Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Reich haben wir mit Italien, Jugoslawien, 
der Schweiz, Liechtenstein und Ungarn neue Grenzen erhalten. Diese Grenzen werden von 
uns als endgultig und unantastbar betrachtet. Hieriiber sind folgende besonderen Erklarungen 
abgegeben worden: 

1. Italien: 

Der Fiihrer und Reichskanzler hat in seiner Reichstagsrede vom 18. Marz d. J. auf seinen an 
Mussolini gerichteten Brief vom 11. Marz d. J. Bezug genommen und dabei hervorgehoben, 
daB er hierin Mussolini versichert habe, "daB sich in der Einstellung Deutschlands nach 
diesem Ereignis Italien gegenliber nicht nur nichts andern wird, sondern daB genau so wie 
gegenliber Frankreich auch gegenliber Italien Deutschland die dann bestehenden Grenzen als 
gegebene ansieht." 

In derselben Reichstagsrede hat der Fiihrer weiter folgende Erklarung abgegeben: "Wir 
wissen, was die Haltung Mussolinis in diesen Tagen fur Deutschland bedeutet hat. Wenn es 
eine Festigung der Beziehungen zwischen Italien und Deutschland hat geben konnen, dann ist 
sie jetzt eingetreten. Aus einer weltanschaulich und interessenmaBig bedingten Gemeinschaft 
ist fur uns Deutsche eine unlosbare Freundschaft geworden. Das Land und die Grenzen dieses 
Freundes aber sind flir uns unantastbar. Ich wiederhole es: daB ich Mussolini diese Haltung 
nie vergessen werde! Das italienische Volk aber kann wissen, daB hinter meinem Wort die 
deutsche Nation steht!" 

2. Schweiz: 
Der Deutsche Gesandte in Bern hat am 14. Marz Bundesrat Motta die Versicherung iiber die 
Achtung der Unabhangigkeit und Unverletzlichkeit der Schweiz in Erinnerung gebracht, die 
er bereits bei seinem Amtsantritt mit msi Ermachtigung des Fuhrers und Reichskanzlers Herrn 
Motta ubermittelt hatte. Sachlich liefen diese Versicherungen auf eine Wiederholung der 
bekannten Erklarung des Fuhrers und Reichskanzlers an den Altbundesrat SchultheB vom 23. 
Februar 1937 hinaus, deren Kernsatz lautet: "Zu jeder Zeit, komme was da wolle, werden wir 



die Unverletzlichkeit and Neutralitat der Schweiz respektieren." Die Schweizerische 
Regierang hat von diesen AuBerungen des Deutschen Gesandten gegeniiber Herrn Motta am 
15. Marz der schweizerischen Presse Kenntnis gegeben, von der sie dann durchweg, wenn 
auch gelegentlich in nicht ganz zutreffender Form, wiedergegeben worden sind. 

3. Jugoslawien: 
Der Jugoslawischen Regierang ist von maBgebender deutscher Seite erklart worden, daB die 
deutsche Politik nicht iiber Osterreich hinausziele und daB die jugoslawische Grenze in jedem 
Falle unberiihrt bleibe. Der Fiihrer und Reichskanzler hat dann in seiner Rede in Graz vom 3. 
April d. J. ausgefiihrt, Jugoslawien und Ungarn hatten zu der Wiedervereinigung Osterreichs 
dieselbe Haltung eingenommen wie Italien. Wir seien gliicklich, hier Grenzen zu besitzen, die 
uns der Sorge enthoben, sie militarisch beschutzen zu lassen. 

4. Ungarn: 
Der Ungarischen Regierang ist durch unseren Gesandten in Budapest mitgeteilt worden, daB 
die Erklarangen, die wir bezuglich der neuen Grenzen gegeniiber Italien, Jugoslawien und der 
Schweiz abgegeben hatten, selbstverstandlich auch entsprechende Geltung flir die neue 
deutsch-ungarische Grenze hatten. Mit unserer Zustimmung hat der Ungarische 
AuBenminister Kanja in seiner Rede vom 23. Marz vor den auswartigen Ausschussen des 
Abgeordneten- und des Oberhauses darauf hingewiesen, daB die Reichsregierang keinerlei 
Zweifel dariiber habe bestehen lassen, daB sie die gegenwartige deutsch-ungarische Grenze 
flir ebenso unverletzlich halte wie die deutsche Grenze mit Jugoslawien, Italien und der 
Schweiz. 

Weizsacker 



Amnertumgeii: 



184 Vgl. Nr. 325 . ...zuriick... 

Gemeinsame Note des Britischen und Franzosischen Botschafters in Briissel an den 
Belgischen AuBenminister vom 24. April 1937, durch welche Belgien aus den im Vertrag von 
Locarno und in den Londoner Abreden vom 19. Marz 1936 eingegangenen Verpflichtungen 
entlassen wurde, unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung der britischen und franzosischen 
Beistandsversprechen. ...zurack... 

Drittes Kapitel (Fo rts. ) 

Deutschlands Bemiihen 

um Sicherung friedlicher Beziehungen 

zu seinen Nachbarldndern 

Nr. 338 
Ansprache des Fuhrers in Rom, 7. Mai 1938 

Auszug 
Duce! 



.... Sie haben im letzten Herbst auf dem Maifeld in Berlin als das ethische Gesetz, das Ihnen 
und dem faschistischen Italien heilig sei, den Satz proklamiert: "Klar und offen reden, und 
wenn man einen Freund hat, mit ihm bis ans Ende marschieren". 

Auch ich bekenne mien im Namen des Nationalsozialistischen Deutschland zu diesem Gesetz. 
Ich will Ihnen heute folgendes antworten: 

Seit sich Romer und Germanen in der Geschichte fur uns bewuBt zum ersten Male 
begegneten, sind nunmehr zwei Jahrtausende vergangen. Indem ich hier auf diesem 
ehrwurdigsten Boden unserer Menschheitsgeschichte stehe, empfinde ich die Tragik eines 
Schicksals, das es einst unterlieB, zwischen diese so hochbegabten und wertvollen Rassen 
eine klare Grenzscheide zu ziehen. Unsagbares Leid von vielen Generationen war die Folge. 

ma Heute nun nach fast zweitausend Jahren erhebt sich dank Ihrem geschichtlichen Wirken, 
Benito Mussolini, der romische Staat aus grauen Uberlieferungen zu neuem Leben. Und 
nordlich von Ihnen entstand aus zahlreichen Stammen ein neues germanisches Reich. 

Belehrt durch die Erfahrung zweier Jahrtausende wollen wir beide, die wir nun unmittelbare 
Nachbarn geworden sind, jene naturliche Grenze anerkennen, die die Vorsehung und die 
Geschichte unseren beiden Volkern ersichtlich gezogen haben. Sie wird dann Italien und 
Deutschland durch die klare Trennung der Lebensraume der beiden Nationen nicht nur das 
Gliick einer friedlich gesicherten dauernden Zusammenarbeit ermoglichen, sondern auch als 
Briicke gegenseitiger Hilfe und Unterstutzung dienen. 

Es ist mein unerschutterlicher Wille und mein Vermachtnis an das deutsche Volk, daB es 
deshalb die von der Natur zwischen uns beiden aufgerichtete Alpengrenze flir immer als eine 
unantastbare ansieht. Ich weiB, daB sich dann flir Rom und Germanien eine groBe und 
segensreiche Zukunft ergeben wird. 

Duce! 

Und so wie Sie und Ihr Volk in entscheidungsreichen Tagen die Freundschaft gehalten haben, 
werde ich und mein Volk Italien in schwerer Stunde gleiche Freundschaft beweisen 



rzz 



Nr. 339 

Erklarung des Fuhrers gelegentlich seiner Unterredung 

dem fruheren Schweizerischen Bundesrat SchultheB 

in Berlin, 23. Februar 1937^ 

Der Bestand der Schweiz ist eine europaische Notwendigkeit. Wir wiinschen, mit ihr als gute 
Nachbarn in bestem Einvernehmen zu leben und uns mit ihr in alien Dingen loyal zu 
verstandigen. Als ich in meiner jungsten Reichstagsrede von der Neutralitat zweier Lander 
sprach, habe ich die Schweiz absichtlich nicht erwahnt, weil ihre hergebrachte, von ihr geiibte 
und von den Machten, auch von uns, immer anerkannte Neutralitat in keiner Weise in Frage 
steht. Zu jeder Zeit, komme was da wolle, werden wir die Unverletzlichkeit und Neutralitat 



der Schweiz respektieren. Das sage ich Ihnen mit aller Bestimmtheit. Noch nie habe ich 
AnlaB zu einer anderen Auffassung gegeben. 



Nr. 340 

Ansprache des Fuhrers anlaBlich der Abendtafel zu Ehren 

des Prinzregenten von Jugoslawien, 1. Juni 1939 

Auszug 

Die deutsche Freundschaft zum jugoslawischen Volk ist nicht nur eine spontane. Sie hat 

ihre Tiefe und Dauerhaftigkeit erhalten inmitten der tragischen Wirren des Weltkrieges. Der 
deutsche Soldat hat damals seinen so iiberaus tapferen Gegner schatzen und achten gelernt. 
Ich glaube, daB dies auch umgekehrt der Fall war. Diese gegenseitige Achtung findet ihre 
Erhar- [32n tung in gemeinsamen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen. So 
sehen wir auch in Ihrem jetzigen Besuch, Konigliche Hoheit, nur einen lebendigen Beweis fiir 
die Richtigkeit dieser unserer Auffassung, und wir schopfen deshalb zugleich die Hoffnung, 
daB sich die deutsch-jugoslawische Freundschaft auch in Zukunft weiterentwickeln und 
immer enger gestalten moge. 

In Ihrer Anwesenheit, Konigliche Hoheit, sehen wir aber auch eine freudige Gelegenheit zu 
einem offenen und freundschaftlichen Meinungsaustausch, der - davon bin ich iiberzeugt - fiir 
unsere beiden Volker und Staaten in diesem Sinne nur nutzbringend sein kann. Ich glaube 
daran um so mehr, als ein fest begriindetes vertrauensvolles Verhaltnis Deutschlands zu 
Jugoslawien nun - da wir durch die geschichtlichen Ereignisse Nachbarn mit fiir immer 
festgelegten gemeinsamen Grenzen geworden sind - nicht nur einen dauernden Frieden 
zwischen unseren beiden Volkern und Landern sichern wird, sondern dariiber hinaus auch ein 
Element der Beruhigung fiir unseren nervos erregten Kontinent darstellen kann. Dieser Friede 
aber ist das Ziel all jener, die wirklich aufbauende Arbeit zu leisten gewillt sind 



Nr. 341 
Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 
an den Deutschen Gesandten in Budapest 

Telegramm 

Berlin, den 18. Marz 1938 

Fiir die durch Sie und den hiesigen Ungarischen Gesandten ausgesprochenen Gluckwunsche 
anlaBlich Wiedervereinigung Osterreichs mit dem Reich bitte dem Reichsverweser namens 
Fuhrers und Reichskanzlers und der Ungarischen Regierung namens Deutscher Regierung 
warmsten Dank zu ubermitteln. 

Ungarischer Gesandter ansprach mich bei gestrigem Besuch auf Zusicherung, die wir nach 
Wiedervereinigung Osterreichs unserem Schweizer, italienischen und jugoslawischen 
Nachbar hinsichtlich Grenze gegeben hatten, wahrend Ungarn bisher mit einer solchen 



Zusicherung noch nicht bedacht worden sei. Er erklarte mit dem ausdriicklichen Hinweis, daB 
er keinen Auftrag seiner Regierung habe, daB eine solche Erklarung in Budapest 
auBerordentlich begriiBt werden wiirde. Ich bitte Sie, bei Ausfiihrung obigen Auftrages Herrn 
von Kanya im Namen der Reichsregierung zu versichern, daB das, was fur die Schweiz, 
Italien und Jugoslawien gelte, selbstverstandlich auch Geltung habe fur die neue deutsch- 
ungarische Grenze. 

Mackensen 



Nr. 342 
Vertrag zwischen Deutschland und Litauen, 22. Marz 1939 

Der Deutsche Reichskanzler und der Prasident der Republik Litauen haben sich entschlossen, 
durch einen Staatsvertrag die Wiedervereinigung des Memelgebietes mit dem Deutschen 
Reich zu regeln, hiermit die zwischen Deutschland und Litauen schwebenden Fragen zu 
bereinigen und so den Weg flir eine freundschaftliche Gestaltung der Beziehungen zwischen 
den beiden Landern zu eroffnen. 



P28i Zu diesem Zwecke haben zu Bevollmachtigten ernannt: der Deutsche Reichskanzler den 
Reichsminister des Auswartigen, Herrn Joachim von Ribbentrop, 

der Prasident der Republik Litauen den AuBenminister, Herrn Juozas Urbsys, und den 
Gesandten in Berlin, Herrn Kazys Skirpa, die sich nach Austausch ihrer in guter und 
gehoriger Form befundenen Vollmachten liber folgende Bestimmungen geeinigt haben: 

Artikel 1 
Das durch den Vertrag von Versailles von Deutschland abgetrennte Memelgebiet wird mit 
Wirkung vom heutigen Tage wieder mit dem Deutschen Reich vereinigt. 

Artikel 2 
Das Memelgebiet wird sofort von den litauischen Militar- und Polizeikraften geraumt werden. 
Die Litauische Regierung wird dafiir Sorge tragen, daB das Gebiet bei der Raumung in 
ordnungsmaBigem Zustand belassen wird. 

Beide Teile werden, soweit erforderlich, Kommissare ernennen, die die Ubergabe der 
nicht in den Handen der autonomen Behorde des Memelgebiets befindlichen Verwaltungen 
durchzufuhren haben. 

Die Regelung der ubrigen sich aus dem Wechsel der Staatshoheit ergebenden Fragen, 
insbesondere der wirtschaftlichen und finanziellen Fragen, der Beamtenfragen sowie der 
Staatsangehorigkeitsfragen bleibt besonderer Vereinbarung vorbehalten. 

Artikel 3 
Um den Wirtschaftsbedurfnissen Litauens Rechnung zu tragen, wird in Memel fiir Litauen 
eine Freihafenzone eingerichtet werden. Die Einzelheiten werden nach den Richtlinien der 
diesem Vertrage beigefugten Anlage besonders geregelt werden. 

Artikel 4 
Zur Bekraftigung ihres Entschlusses, eine freundschaftliche Entwicklung der Beziehungen 
zwischen Deutschland und Litauen sicherzustellen, ubernehmen beide Teile die 



Verpflichtung, weder zur Anwendung von Gewalt gegeneinander zu schreiten, noch eine 
gegen einen der beiden Teile von dritter Seite gerichtete Gewaltanwendung zu unterstiitzen. 

Artikel 5 
Dieser Vertrag tritt mit der Unterzeichnung in Kraft. 

Zu Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmachtigten diesen Vertrag unterzeichnet. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und in litauischer Sprache. 

Berlin, den 22. Marz 1939 

Joachim von Ribbentrop Urbsys Skirpa 



T3291 

Nr. 343 
Aus der Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 

28. April 1939 

18. Herr Roosevelt verlangt endlich die Bereitwilligkeit, ihm die Zusicherung zu geben, 

daB die deutschen Streitkrafte das Staatsgebiet oder die Besitzungen folgender unabhangiger 
Nationen nicht angreifen und vor allem nicht dort einmarschieren wiirden. Und er nennt als 
dafiir in Frage kommend nun: Finnland, Lettland, Litauen, Estland, Norwegen, Schweden, 
Danemark, Niederlande, Belgien, GroBbritannien, Irland, Frankreich, Portugal, Spanien, die 
Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Polen, Ungarn, Rumanien, Jugoslawien, RuBland, 
Bulgarien, Tiirkei, Irak, Arabien, Syrien, Palastina, Agypten und Iran. 

Meine Antwort: Ich habe mir zunachst die Miihe genommen, bei den angefiihrten Staaten 
festzustellen, erstens, ob sie sich bedroht fiihlen, und zweitens, ob vor allem diese Anfrage 
Herrn Roosevelts an uns durch eine Anregung ihrerseits oder wenigstens mit ihrem 
Einverstandnis erfolgt sei. 

Die Beantwortung war eine durchgehend negative, zum Teil schroff ablehnende. Allerdings 
konnte an einige der angefiihrten Staaten und Nationen diese Ruckfrage von mir nicht 
zugeleitet werden, weil sie sich - wie zum Beispiel Syrien - zur Zeit nicht im Besitz ihrer 
Freiheit befinden, sondern von den militarischen Kraften demokratischer Staaten besetzt 
gehalten und damit rechtlos gemacht sind. 

Drittens: Abgesehen davon haben aber alle an Deutschland angrenzenden Staaten 
Zusicherungen und vor allem viel bundigere Vorschlage erhalten, als sie sich Herr Roosevelt 
in seinem eigenartigen Telegramm von mir erbittet. 

Ich will aber abschlieBend hier folgendes erklaren: 



Die Deutsche Regierung ist trotzdem bereit, jedem dieser genannten einzelnen Staaten, wenn 
er es wunschen sollte und sich selbst an Deutschland mit einem entsprechenden tragbaren 
Vorschlag wendet, um eine Zusicherung der von Roosevelt gewunschten Art zu erhalten, 
diese Zusicherung unter der Voraussetzung der unbedingten Gegenseitigkeit auch zu geben. 



Bei einer ganzen Reihe der von Roosevelt angefiihrten Staaten diirfte sich dies allerdings von 
vornherein erledigen, weil wir mit ihnen ohnehin sogar entweder verbiindet oder zumindest 
eng befreundet sind. 

Auch liber die Zeitdauer dieser Abmachungen ist Deutschland gern bereit, mit jedem 
einzelnen Staat die von ihm gewunschten Vereinbarungen zu treffen 



Nr. 344 
Amtliche Deutsche Verlautbarung, 19. Mai 1939 

Im Verfolg der Erklarung des Fiihrers in seiner Reichstagsrede vom 28. April liber die 
Bereitschaft Deutschlands zum AbschluB von Nichtangriffspakten haben Verhandlungen 
zwischen der Deutschen Regierung und den Regierungen von Estland, Lettland, Danemark, 
Norwegen, Schweden und Finnland wegen AbschluB solcher Pakte stattgefunden. Die 
Verhandlungen mit Estland und Lettland stehen vor dem AbschluB. Mit Danemark besteht 
grundsatzliches Einverstandnis iiber den baldigen AbschluB eines gegenseitigen 
Nichtangriffspaktes. 



[330] Mit Schweden, Norwegen und Finnland ist der Gedankenaustausch mit folgendem 
Ergebnis beendet: 

Die Schwedische und Norwegische Regierung haben der Deutschen Regierung aufs neue 
erklart, daB ihre Lander sich von Deutschland nicht bedroht fiihlen und daB sie unter 
Aufrechterhaltung des Prinzips der Neutralitat, Integritat und Unabhangigkeit die Absicht 
haben, mit keinem Land Nichtangriffspakte abzuschlieBen. Sie halten daher ein Abkommen 
dieser Art nicht flir erforderlich und sind mit der Reichsregierung ubereingekommen, von 
einer weiteren Verfolgung des Planes Abstand zu nehmen. Zu dem gleichen Ergebnis haben 
auch die Verhandlungen mit der Finnischen Regierung gefuhrt. 



Nr. 345 
Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Danemark, 

31. Mai 1939 

Der Deutsche Reichskanzler 

und 
Seine Majestat der Konig von Danemark und Island, 

fest entschlossen, den Frieden zwischen Deutschland und Danemark unter alien Umstanden 
aufrechtzuerhalten, sind ubereingekommen, diesen EntschluB durch einen Staatsvertrag zu 
bekraftigen, und haben zu Bevollmachtigten ernannt: 



Der Deutsche Reichskanzler 

den Reichsminister des Auswartigen, 
Herrn Joachim von Ribbentrop; 

Seine Majestat der Konig von Danemark und Island 

den AuBerordentlichen Gesandten und Bevollmachtigten 
Minister in Berlin, Herrn Kammerherrn Herluf Zahle, 

die nach Austausch ihrer in guter und gehoriger Form befundenen Vollmachten folgende 
Bestimmungen vereinbart haben: 

Artikel 1 
Das Deutsche Reich und das Konigreich Danemark werden in keinem Falle zum Kriege oder 
zu einer anderen Art von Gewaltanwendung gegeneinander schreiten. 

Falls es von Seiten einer dritten Macht zu einer Aktion der im Absatz 1 bezeichneten Art 
gegen einen der vertragschlieBenden Teile kommen sollte, wird der andere vertragschlieBende 
Teil eine solche Aktion in keiner Weise unterstutzen. 

Artikel 2 
Dieser Vertrag soil ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald als moglich in 
Berlin ausgetauscht werden. Der Vertrag tritt mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden in 
Kraft und gilt von da an fiir eine Zeit von zehn Jahren. Falls der Vertrag nicht spatestens ein 
Jahr vor Ablauf dieser Frist von einem der vertragschlieBenden Teile gekiindigt wird, 
verlangert sich seine Gultigkeitsdauer um weitere zehn Jahre. Das gleiche gilt fiir die 
folgenden Zeitperioden. 

Zu Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmachtigten diesen Vertrag unterzeichnet. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift, in deutscher und danischer Sprache, in Berlin am 31. Mai 
1939 

Joachim von Ribbentrop Herluf Zahle 

T3311 

Zeichnungsprotokoll 

Bei der heutigen Unterzeichnung des deutsch-danischen Vertrages ist das Einverstandnis 
beider Teile liber folgendes festgestellt worden: 

Eine Unterstutzung durch den nicht am Konflikt beteiligten vertragschlieBenden Teil im Sinne 
des Artikels 1 Absatz 2 des Vertrages liegt nicht vor, wenn das Verhalten dieses Teiles mit den 
allgemeinen Regeln der Neutralitat im Einklang steht. Es ist daher nicht als unzulassige 
Unterstutzung anzusehen, wenn zwischen dem nicht an dem Konflikt beteiligten 
vertragschlieBenden Teil und der dritten Macht der normale Warenaustausch fortgesetzt wird. 

Berlin, den 31. Mai 1939 

Joachim von Ribbentrop Herluf Zahle 



Nr. 346 
Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Estland, 

7.Junil939 

Der Deutsche Reichskanzler 

und 
der President der Republik Estland, 

fest entschlossen, den Frieden zwischen Deutschland und Estland unter alien Umstanden 
aufrechtzuerhalten, sind ubereingekommen, diesen EntschluB durch einen Staatsvertrag zu 
bekraftigen, und haben zu Bevollmachtigten ernannt: 

Der Deutsche Reichskanzler 

den Reichsminister des Auswartigen 
Herrn Joachim von Ribbentrop; 

der President der Republik Estland 

den Minister flir Auswartige Angelegenheiten 
Herrn Karl Selter, 

die nach Austausch ihrer in guter und gehoriger Form befundenen Vollmachten folgende 
Bestimmungen vereinbart haben: 

Artikel 1 
Das Deutsche Reich und die Republik Estland werden in keinem Falle zum Kriege oder zu 
einer anderen Art von Gewaltanwendung gegeneinander schreiten. 

Falls es von seiten einer dritten Macht zu einer Aktion der im Absatz 1 bezeichneten Art 
gegen einen der vertragschlieBenden Teile kommen sollte, wird der andere vertragschlieBende 
Teil eine solche Aktion in keiner Weise unterstutzen. 

Artikel 2 
Dieser Vertrag soil ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald als moglich in 
Berlin ausgetauscht werden. 

Der Vertrag tritt mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft und gilt von da flir 
eine Zeit von zehn Jahren. Falls der Vertrag nicht spatestens ein Jahr vor Ablauf dieser Frist 
von einem der vertragschlieBenden Teile gekiindigt wird, verlangert sich seine Geltungsdauer 
um weitere zehn Jahre. Das gleiche gilt flir die folgenden Zeitperioden. 
ma Der Vertrag bleibt jedoch nicht langer in Kraft als der heute unterzeichnete 
entsprechende Vertrag zwischen Deutschland und Lettland. Sollte der Vertrag aus diesem 
Grande vor dem sich aus Absatz 2 ergebenden Zeitpunkt auBer Kraft treten, so werden die 
Deutsche Regierang und die Estnische Regierang auf Wunsch eines Teiles unverziiglich in 
Verhandlungen iiber die Erneuerung des Vertrages eintreten. 

Zur Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmachtigten diesen Vertrag unterzeichnet. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift, in deutscher und estnischer Sprache, in Berlin am 7. Juni 
1939. 

Joachim von Ribbentrop Karl Selter 

Zeichnungsprotokoll 



Bei der heutigen Unterzeichnung des deutsch-estnischen Vertrages ist das Einverstandnis 
beider Teile liber folgendes festgestellt worden: 

Eine Unterstutzung durch den nicht am Konflikt beteiligten vertragschlieBenden Teil im Sinne 
des Artikels 1 Absatz 2 des Vertrages liegt nicht vor, wenn das Verhalten dieses Teiles mit den 
allgemeinen Regeln der Neutralitat im Einklang stent. Es ist daher nicht als unzulassige 
Unterstutzung anzusehen, wenn zwischen dem nicht an dem Konflikt beteiligten 
vertragschlieBenden Teil und der dritten Macht der normale Warenaustausch und 
Warentransit fortgesetzt wird. 

Berlin, den 7. Juni 1939 

Joachim von Ribbentrop Karl Setter 



Nr. 347 
Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland und Lettland, 

7. Juni 1939 

Der Deutsche Reichskanzler 

und 
der Prasident der Republik Lettland, 

fest entschlossen, den Frieden zwischen Deutschland und Lettland unter alien Umstanden 
aufrechtzuerhalten, sind ubereingekommen, diesen EntschluB durch einen Staatsvertrag zu 
bekraftigen, und haben zu Bevollmachtigten ernannt: 

Der Deutsche Reichskanzler 

den Reichsminister des Auswartigen 
Herrn Joachim von Ribbentrop; 

der Prasident der Republik Lettland 

den Minister fiir Auswartige Angelegenheiten 
Herrn Vilhelms Munters, 

13331 die nach Austausch ihrer in guter und gehoriger Form befundenen Vollmachten folgende 
Bestimmungen vereinbart haben: 

Artikel 1 
Das Deutsche Reich und die Republik Lettland werden in keinem Falle zum Kriege oder zu 
einer anderen Art von Gewaltanwendung gegeneinander schreiten. 

Falls es von Seiten einer dritten Macht zu einer Aktion der im Absatz 1 bezeichneten Art 
gegen einen der vertragschlieBenden Teile kommen sollte, wird der andere vertragschlieBende 
Teil eine solche Aktion in keiner Weise unterstutzen. 

Artikel 2 
Dieser Vertrag soil ratifiziert und die Ratifikationsurkunden sollen so bald als moglich in 
Berlin ausgetauscht werden. 



Der Vertrag tritt mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden in Kraft und gilt von da an 
flir eine Zeit von zehn Jahren. Falls der Vertrag nicht spatestens ein Jahr vor Ablauf dieser 
Frist von einem der vertragschlieBenden Teile gekiindigt wird, verlangert sich seine 
Geltungsdauer urn weitere zehn Jahre. Das gleiche gilt flir die folgenden Zeitperioden. 

Der Vertrag bleibt jedoch nicht langer in Kraft als der heute unterzeichnete entsprechende 
Vertrag zwischen Deutschland und Estland. Sollte der Vertrag aus diesem Grande vor dem 
sich aus Absatz 2 ergebenden Zeitpunkt auBer Kraft treten, so werden die Deutsche Regierung 
und die Lettische Regierung auf Wunsch eines Teiles unverzuglich in Verhandlungen iiber die 
Erneuerung des Vertrages eintreten. 

Zu Urkund dessen haben die beiderseitigen Bevollmachtigten diesen Vertrag unterzeichnet. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift, in deutscher und lettischer Sprache, in Berlin am 7. Juni 
1939. 

Joachim von Ribbentrop V. Munters 

Zeichnungsprotokoll 

Bei der heutigen Unterzeichnung des deutsch-lettischen Vertrags ist das Einverstandnis beider 
Teile iiber folgendes festgestellt worden: 

Eine Unterstutzung durch den nicht am Konflikt beteiligten vertragschlieBenden Teil im Sinne 
des Artikels 1 Absatz 2 des Vertrages liegt nicht vor, wenn das Verhalten dieses Teiles mit den 
allgemeinen Regeln der Neutralitat im Einklang steht. Es ist daher nicht als unzulassige 
Unterstutzung anzusehen, wenn zwischen dem nicht an dem Konflikt beteiligten 
vertragschlieBenden Teil und der dritten Macht der normale Warenaustausch und 
Warentransit fortgesetzt wird. 

Berlin, den 7. Juni 1939. 

Joachim von Ribbentrop V. Munters 



13341 

Nr. 348 

Nichtangriffsvertrag zwischen Deutschland 

und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, 

23. August 1939 

Die Deutsche Reichsregierung und die Regierung der Union der SSR, geleitet von dem 
Wunsche, die Sache des Friedens zwischen Deutschland und der UdSSR zu festigen, und 
ausgehend von den grundlegenden Bestimmungen des Neutralists vertrages, der im April 
1926 zwischen Deutschland und der UdSSR geschlossen wurde, sind zu nachstehender 
Vereinbarung gelangt: 

Artikel 1 



Die beiden vertragschlieBenden Teile verpflichten sich, sich jeden Gewaltaktes, jeder 
aggressiven Handlung und jeden Angriffs gegeneinander, und zwar sowohl einzeln als auch 
gemeinsam mit anderen Machten, zu enthalten. 

Artikel 2 
Falls einer der vertragschlieBenden Teile Gegenstand kriegerischer Handlung seitens einer 
dritten Macht werden sollte, wird der andere vertragschlieBende Teil in keiner Form diese 
dritte Macht unterstiitzen. 

Artikel 3 
Die Regierungen der beiden vertragschlieBenden Teile werden kunftig fortlaufend mit 
Konsultationen in Fiihlung miteinander bleiben, urn sich gegenseitig iiber Fragen zu 
informieren, die ihre gemeinsamen Interessen beruhren. 

Artikel 4 
Keiner der beiden vertragschlieBenden Teile wird sich an irgendeiner Machtegruppierung 
beteiligen, die sich mittelbar oder unmittelbar gegen den anderen Teil richtet. 

Artikel 5 
Falls Streitigkeiten oder Konflikte zwischen den vertragschlieBenden Teilen iiber Fragen 
dieser oder jener Art entstehen sollten, wiirden beide Teile diese Streitigkeiten oder Konflikte 
ausschlieBlich auf dem Wege freundschaftlichen Meinungsaustausches oder notigenfalls 
durch Schlichtungskommissionen bereinigen. 

Artikel 6 
Der gegenwartige Vertrag wird auf die Dauer von zehn Jahren abgeschlossen mit der 
MaBgabe, daB, soweit nicht einer der vertragschlieBenden Teile ihn ein Jahr vor Ablauf dieser 
Frist kiindigt, die Dauer der Wirksamkeit dieses Vertrages automatisch fur weitere fiinf Jahre 
als verlangert gilt. 

Artikel 7 
Der gegenwartige Vertrag soil innerhalb moglichst kurzer Frist ratifiziert werden. Die 
Ratifikationsurkunden sollen in Berlin ausgetauscht werden. Der Vertrag tritt sofort mit seiner 
Unterzeichnung in Kraft. 

Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und russischer Sprache. 

Moskau, am 23. August 1939. 

Fur die Deutsche Reichsregierung 

Ribbentrop 

In Vollmacht der Regierung der U. d. S. S. R. 

Molotow 



Anmetkuttcien: 



[86 



Am 14. Juni 1938 hat der Fiihrer gegeniiber dem neuernannten Schweizerischen Gesandten 
Frolicher die Entschlossenheit des Reichs, die Neutralitat der Schweiz unter alien Umstanden 
zu respektieren, erneut zum Ausdruck gebracht. ...zuruck... 



Viertes Kapitel 

Polen als Werkzeug 
des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung 
der Britischen Einkreisungspolitik 
auf die Haltung Polens 

I. Vernichtungsfeldzug gegen die Deutsche Volksgruppe Anm d scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

l\r. J4y Einzelne gehende 

Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau Dokumentation der 

ErlaB T , 

Lage der 

,, i- . n ^ ^,~ .^™ Volksdeutschen in 
Berlin, den 27. Marz 1939 „ , ...... 

Polen als die in diesen 

„ T , . „ . , , ^ , „ „ „ . „ , , , Kapiteln gegebene 

Nach einem Bencht der Deutschen PaBstelle in Bromberg haben am ~ , „. . , n , 

TlTlCiCTl jIC ITl Cl£lTl DUCtl 

26. Marz mittags in Bromberg von dem beruchtigten polnischen ' . , , 

Westverband veranstaltete deutschfeindliche Kundgebungen T7 „ : — ~ , 

V olks&Yunne in rolen 
stattgefunden, an denen etwa 10.000 Personen teilgenommen haben. jqij 30 

Insbesondere haben sich an diesen Kundgebungen paramilitarische \ ' 

Organisationen Brombergs, u. a. der Eisenbahn- und Postbeamten, beteiligt. Im Verlaufe 

dieser Kundgebung ist in zwei Reden sowohl gegen das Deutsche Reich als auch gegen das 

Volksdeutschtum in Polen scharfstens gehetzt worden. Von den Teilnehmern wurden Rufe 

wie: "Weg mit Hitler", "Wir wollen Danzig", "Wir wollen Konigsberg" ausgestoBen. Nach 

Angabe der PaBstelle ist es der polnischen Polizei mit Miihe gelungen, deutsches Eigentum 

vor Ubergriffen der erregten Menge zu schutzen. 

Erganzend wird bemerkt, daB die Volksdeutschen in der Woiwodschaft Thorn standig 
zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt sind. Insbesondere hat der vom Westverband und 
anderen Organisationen systematisch vorbereitete Boykott der Deutschen in den letzten Tagen 
ein bisher nicht gekanntes AusmaB angenommen. Die polnischen Behorden versuchten 
hierbei zwar Ausschreitungen gegen Einzelne zu verhuten, die Boykottaktionen als solche 
erfreuen sich aber offenbar ihrer Duldung. 

Unter Bezugnahme auf die bereits friiher wiederholt wegen des Verhaltens des 
Westverbandes bei der Polnischen Regierung erhobenen Beschwerden bitte ich, auch wegen 
der letzten Boykotte nachdriickliche Vorstellungen zu erheben. 

Im Auftrag 

Bergmann 



Nr. 350 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 28. Marz 1939 

25. Marz gegen 20 Uhr wurde Kameradschaftsabend der Ortsgruppe Liniewo, der im Hause 
des Reichsangehorigen Klatt stattfand, von polnischen Einwohnern genannten Dorfes 
gesprengt und Einrichtung Versammlungsraumes zerstort. Dabei Fiihrerbild, Reichsflaggen 
und Hoheitszeichen vernichtet. Polizei war nicht zu erreichen. 

Vorstellung bei Woiwodschaft erhoben. Strenge Bestrafung Taters und Schadensersatz 
gefordert. 

Graf 



[338] 

Nr. 351 

Aufzeichnung des Dirigenten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 29. Marz 1939 

WeisungsgemaB habe ich heute den Polnischen Botschaftsrat zu mir gebeten, um ihm 
gegeniiber die in dem Telegramm unseres Generalkonsulats Thorn vom 28. d. M.— 
angefuhrten Vorfalle ebenso wie den Boykott-Aufruf einer Reihe polnischer Vereinigungen 
gegen das Deutschtum in Polen zur Sprache zu bringen. Zu den aus Thorn gemeldeten 
Vorfallen habe ich dem Prinzen Lubomirski an Hand des inzwischen eingegangenen 
Berichtes aus Thorn die Einzelheiten mitgeteilt und ihm erklart, daB, obwohl unsere Botschaft 
in Warschau bereits angewiesen worden sei, dieserhalb bei der Polnischen Regierung 
scharfste Vorstellungen zu erheben,— wir auch nicht unterlassen wollten, die hiesige 
Botschaft auf die Entrustung hinzuweisen, die diese Vorgange in amtlichen Berliner Kreisen 
hervorgerufen hatten. Die Deutsche Regierung miisse auf einer sofortigen Untersuchung und 
strengen Bestrafung der Angreifer bestehen. 

Ebenso sei es unglaublich, daB polnische Blatter in der Lage seien, den genannten Boykott- 
Aufruf zu veroffentlichen. Unter Hinweis auf die Unterredung zwischen dem Herrn 
ReichsauBenminister und dem Polnischen Botschafter vom 27. d. M.— verwies ich den 
Prinzen Lubomirski sehr nachdrucklich auf die ernsten Folgen, die solche Vorgange auf die 
deutsch-polnischen Beziehungen haben muBten. Der Polnische Botschaftsrat, dem die 
genannten Vorgange bisher unbekannt zu sein schienen, versicherte mir wiederholt, daB diese 
"Politik der StraBe" von seiner Regierung keineswegs geduldet wurde und versprach, sofort 
die Angelegenheit nach Warschau zu berichten. Er versuchte, das Verhalten der Polen mit der 
allgemein in Polen herrschenden Nervositat zu entschuldigen, schien aber selbst einzusehen, 
daB Abhilfe erforderlich sei. 

Fiirst von Bismarck 



Nr. 352 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 30. Marz 1939 

Nachdem ich bereits in meiner Unterredung mit AuBenminister Beck vom 28. d. M.— die 
schweren Zwischenfalle in Pommerellen, insbesondere Liniewo und Bromberg zur Sprache 
gebracht hatte, habe ich heute wegen der gleichen Angelegenheiten auch bei Vizeminister 
Graf Szembek nachdriickliche Vorstellungen erhoben. Unter scharfstem Protest, insbesondere 
wegen Zerstorung des Fuhrerbildes und der Angriffe auf deutsche Hoheitszeichen, habe ich 
Untersuchung und Bestrafung Schuldiger gefordert. Graf Szembek, der bisher nur eine 
wesentlich abgeschwachte Darstellung der Vorfalle kannte, zusagte sofortige Nachprufung. 

Moltke 



T3391 

Nr. 353 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 30. Marz 1939 

29. Marz 21 Uhr Uberfall von etwa 40 Polen auf Lokal Reichsangehorigen Schnakenberg in 
Jablonowo. Drei Volksdeutsche Gaste beim Verlassen Lokals angegriffen, einer 
schwerverletzt. Gewaltsames Eindringen in Wirtschaft konnte verhindert werden. Gartenzaun 
niedergerissen, Latten als Waffen benutzt. Heftiges Steinbombardement auf Haus. Polizei, die 
rechtzeitig von drohendem Uberfall verstandigt war, abwesend und bisher nichts 
unternommen. 

Heute beim Vizewoiwoden scharfste Verwahrung eingelegt und sofortige Untersuchung 
gefordert. 

Graf 



Nr. 354 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 30. Marz 1939 

Die neuerliche Verscharfung der Stimmung gegen das Deutschtum in Pommerellen findet 
ihren Ausdruck in einer steigenden Boykottbewegung, einer fortgesetzten Hetze und 



zahlreichen Tatlichkeiten. Der Wirtschaftsboykott macht sich besonders in den Stadten 
Graudenz und Bromberg bemerkbar und hat nach Angabe von Volksdeutschen bereits zu 
spiirbaren Schadigungen deutscher Gewerbetreibender gefuhrt. In Bromberg ist von 
verschiedenen polnischen Militarverbanden ein Aufruf erlassen worden, der zum luckenlosen 
wirtschaftlichen und kulturellen Boykott gegen das Deutschtum - auch gegen deutsche 
Einfliisse in Film und Presse - auffordert. 

Bei den Demonstrationen, die in diesen Tagen stattfanden und bei denen oft Polizeibeamte 
mitmarschierten, wurden wiederholt Forderungen wie "SchmeiBt die Deutschen heraus" und 
"Danzig und Flatow miissen zu Polen kommen" laut. Vielerorts wurden auch den Deutschen 
die Fensterscheiben eingeschlagen, wobei sich auch Beamte - wie Gemeindevorsteher - 
beteiligt haben. Ein solcher Gemeindevorsteher hat auf die Vorstellungen eines Deutschen hin 
zur Antwort gegeben, daB er nichts dafiir konne und daB er solche Demonstrationen nicht von 
sich aus veranlasse, sondern daB Befehl dazu vorlage. Von vorn verhandelten die hohen 
Herren in Berlin und Warschau und von hinten gaben sie den Befehl aufzuraumen. 

In Vertretung 

Graf 



Nr. 355 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 31. Marz 1939 

Seit Monaten arbeitet die polnische Presse in den Westgebieten auf eine Vergiftung der 
offentlichen Meinung gegen die Deutschen hin. Bald fordert sie scharfe MaBnahmen gegen 
die deutsche Volksgruppe in Polen, bald fordert sie zum Boykott deutscher Waren und 
deutscher Geschafte auf, bald richtet P40i sie allgemeine Angriffe gegen die Volksdeutschen 
und die Politik des Reichs. Die deutschfeindliche Stimmungsmache, die besonders seit der 
Septemberkrise des letzten Jahres stetig gewachsen ist, hat jetzt, offenbar im Zusammenhang 
mit der Entwicklung der politischen Lage in Europa, zu einer Entladung gefuhrt. Die Presse 
auBert hemmungslos ihre deutschfeindlichen Gefiihle, und es vergeht kaum ein Tag, an dem 
nicht die Posener Blatter irgendeinen mehr oder weniger aggressiven Artikel oder ausfallende 
Bemerkungen gegen das Deutschtum bringen. Obwohl die Ausschreitungen in Posen nur etwa 
eine Woche lang anhielten, kann von einem Abflauen der deutschfeindlichen Haltung nicht 
die Rede sein. In der Stadt Posen ist eine auBerliche Beruhigung eingetreten, wenigstens 
haben tatliche Angriffe im allgemeinen aufgehort, vorgestern wurden einige Fensterscheiben 
einer deutschen Bank, deutscher Buchhandlungen und eines evangelischen Pfarrhauses 
zertrummert. Das Generalkonsulat steht noch unter verstarktem polizeilichem Schutz. Es sind 
jedoch in anderen Stadten und auf dem Lande weiterhin Ausschreitungen zu verzeichnen, es 
wurden deutschen Kaufleuten die Fensterscheiben eingeschlagen, die deutschen Aufschriften 
ubermalt, Hauswande verunreinigt und volksdeutsche Versammlungen gestort. In einzelnen 
Fallen wurden Boykottposten aufgestellt. Die feindliche Haltung ist bis ins letzte Dorf 
vorgedrungen. 

Walther 



Nr. 356 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

ErlaB 

Berlin, den 2. April 1939 

Die in den letzten Berichten des Generalkonsulats Thorn gemeldeten Vorgange liber 
zahlreiche Ausschreitungen gegen Angehorige der deutschen Volksgruppe anlaBlich der 
polnischen Gemeindewahlen liefern einen weiteren Beweis fur die planmaBig betriebene 
Hetze gegen das Deutschtum. Sie lassen dariiber hinaus erkennen, daB diese Hetze nicht nur 
von unverantwortlichen Elementen ausgeht, sondern durch polnische Polizeibeamte 
weitgehend geduldet, ja sogar von gewissen Gemeindeorganen tatig unterstiitzt wird. 

Ich darf bitten, unter Berufung auf die deutsch-polnische Minderheitenerklarung m die 
Polnische Regierung mit allem Nachdruck zu ersuchen, endlich durchgreifende MaBnahmen 
zur Unterbindung weiterer Ausschreitungen gegen die deutsche Volksgruppe in Polen zu 
treffen und dabei darauf hinzuweisen, daB derartige Ausschreitungen die allgemeinen 
deutsch-polnischen Beziehungen aufs schwerste belasten miiBten. 

Im Auftrag 

Schliep 



T3411 

Nr. 357 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 4. April 1939 

In den letzten 10 Tagen wurden mehrere Mitglieder der deutschen Volksgruppe miBhandelt. 
Auch wurde am 24. v. M. auf Mitglieder des Posaunenchors in Zerniki, Kr. Wongrowitz, von 
einer Gruppe junger Burschen geschossen; die Schusse gingen glucklicherweise fehl. Ferner 
wurden am 27. v. M. ein gewisser Hoffmann und eine Frau Schmalenberger aus Zabczyn von 
einer Gruppe Burschen geschlagen und die Volksdeutschen Thomas und Thiede derart mit 
Steinen beworfen, daB sie ernstlich verletzt wurden. AuBerdem wurden in Gollantsch, Kr. 
Wongrowitz, am 24. v. M. Mitglieder des evangelischen Vereins junger Manner und 
Madchen von einer Bande uberfallen und miBhandelt. 

Der Volksdeutsche Zasche aus Wollstein wurde am 28. v. M. von polnischen 
Wehrpflichtigen, die er in seinem Wagen nach Wollstein fuhr, geschlagen und miBhandelt. 

Ferner wurden bei zahlreichen Deutschen in der Woiwodschaft die Fensterscheiben 
eingeworfen, so in Margonin, Waldthal bei Samotschin und Lipiagora im Kreise Kolmar, 
Schokken und Gollantsch im Kreise Wongrowitz, ebenso in Klecko, Kr. Gnesen; hier wurden 
auBerdem die Laden der Geschafte mit Teer besudelt. Die Boykottaktion gegen deutsche 



Firmen wurde gleichfalls weiter fortgefiihrt. Zum Beispiel wurden im Kreise Wollstein mit 
Hilfe von vom Westmarkenverband aufgestellten Posten die Polen bei dem Einkauf in 
deutschen Laden gehindert; im Kreis Wongrowitz hat sich besonders der Zwia^zek Polski dla 
handlu i przemyshi (Polnischer Verband fiir Handel und Gewerbe) an der Boykotthetze 
beteiligt. 

Walther 



1 



Nr. 358 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 4. April 1939 

In den letzten Tagen ist ein offentlicher Aufruf verbreitet worden, der ausdriicklich zum 
Boykott des deutschen Handels und Handwerks aufruft. Der von 10 verschiedenen 
paramilitarischen Verbanden unterschriebene Aufruf stellt u. a. folgende Forderungen auf: 

1. Alle Polen, die Waren in deutschen Geschaften kaufen oder deutsche Lokale 
besuchen, werden namentlich gebrandmarkt. 

2. Im Haushalt diirfen Waren deutschen Ursprungs nicht verbraucht werden. 

3. Hausfrauen diirfen auf den Markten keine Waren von deutschen Landwirten 
erstehen. 

4. Polen diirfen keine deutschen Zeitschriften abonnieren. 

5. Alle polnischen Firmen sind verpflichtet, nur polnische Jugend und polnische 
Arbeiter zu beschaftigen. 

12421 6. Staatliche und kommunale Beamte und Arbeiter, ferner alle Angestellten und 
Arbeiter privater Betriebe mussen in den Beziehungen mit Personen deutscher 
Nationalitat ausschlieBlich die polnische Sprache gebrauchen. 

7. Alle Aufschriften und Reklamen in deutscher Sprache mussen entfernt werden. 

8. Polen diirfen nicht die Dienste deutscher Banken in Anspruch nehmen. 

9. Wir werden danach streben: 

a) eine Aufhebung des Rechts zu erwirken, wonach Deutsche Grundstiicke 
erwerben und Konzessionen erhalten diirfen, 

b) alien deutschen Firmen jegliche Lieferungen fiir Staat und 
Selbstverwaltungen zu unterbinden, 

c) der deutschen Presse und deutschen Verlagen in Polen das Postdebit 



einzuschranken, 

d) flir deutsche Filme in Polen ein Verbot zu erwirken. 

10. Wir fordern die Ubergabe der uberflussigen deutschen Kirchen. 

11. Wir fordern die Liquidierung der ubermaBigen Zahl deutscher, sowohl staatlicher 
wie privater Schulen in Polen. 

Der Sachbearbeiter der Botschaft hat den Vertreter des AuBenministeriums im polnischen 
RegierungsausschuB— darauf aufmerksam gemacht, daB der in Frage stehende Aufruf eine 
einwandfreie Bestatigung der deutschen Auffassung iiber die schadigenden Auswirkungen der 
allgemeinen antideutschen Propaganda auf den deutsch-polnischen Wirtschaftsverkehr 
darstellt. 

Abgesehen hiervon werde ich im AuBenministerium auch noch hinsichtlich der politischen 
Seite der Angelegenheit vorstellig werden. 

von Moltke 



Nr. 359 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 13. April 1939 

In zahlreichen, in der Nahe der Danziger Grenze gelegenen Ortschaften Pommerellens haben 
sich die deutschfeindlichen Ausschreitungen in der letzten Zeit erheblich verstarkt. Die 
Nervositat unter den Volksdeutschen ist standig im Wachsen begriffen und hat dazu gefuhrt, 
daB in den Tagen um Ostern eine groBere Anzahl von deutschen Volksgenossen aus 
Pommerellen - man spricht von annahernd 100 Personen - iiber die Grenze nach Danzig 
gefluchtet ist. 

Wie ich von zuverlassiger Seite hierzu erganzend erfahre, sind in den ersten Tagen des 
Monats April in verschiedenen Orten des friiheren Kreises Berent polnische zugereiste 
Banden auf Kraftwagen herumgefahren, die die deutsche Bevolkerung tatlich angriffen, in die 
deutschen Gehofte eindrangen und die Wohnungseinrichtungen zerschlugen. Die deutsche 
Bevolkerung ist hierdurch zum Teil derartig verangstigt, daB sie bereits den wertvolleren Teil 
ihrer Habe vergraben hat, sich tagsiiber nicht mehr auf die StraBen und Felder wagt und die 
Nachte aus Angst vor Uberfallen auBerhalb der Gehofte in irgendwelchen Verstecken 
verbringt. Die polnische bodenstandige Bevolkerung behauptet, im Besitze von Waffen zu 
sein. 

von Janson 



T3431 

Nr. 360 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 18. April 1939 

Wegen der schweren Ausschreitungen gegen Angehorige der deutschen Volksgruppe 
anlaBlich der polnischen Gemeindewahlen habe ich weisungsgemaB m nachdriickliche 
Vorstellungen im AuBenministerium beim stellvertretenden Leiter der Westabteilung Herrn 
Kunicki erhoben, unter Hinweis darauf, daB diese Vorgange zu einer erheblichen 
Beeintrachtigung der den Volksdeutschen verfassungsgemaB zustehenden Wahlfreiheit 
gefiihrt hatten. Ich habe hierbei eine Reihe besonders gravierender Falle auf Grand des hier 
vorliegenden umfangreichen Materials angefiihrt unter besonderer Hervorhebung des 
Umstandes, daB sich auch polnische Polizeibeamte und Gemeinde-Organe an den Vorfallen 
beteiligt hatten. 

AbschlieBend habe ich der Erwartung Ausdruck gegeben, daB die Polnische Regierung die 
Vorgange, die in klarem Widerspruch zur deutsch-polnischen Minderheitserklarang standen, 
einer Untersuchung unterziehen wiirde. Herr Kunicki stellte eine solche in Aussicht und sagte 
weiteren Bescheid zu. 

Krummer 



Nr. 361 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 18. April 1939 

Seit dem Bericht vom 8. April d. J., in welchem eine Aufzahlung aller in der letzten Zeit dem 
Generalkonsulat bekanntgewordenen Vorkommnisse iiber Angriffe auf Volksdeutsche und 
Beschadigung deutschen Eigentums usw. mitgeteilt worden war, hat sich die Lage nicht 
wesentlich geandert, wenn auch vielleicht eine Entspannung eingetreten ist. Diese 
Entspannung darf aber nicht dariiber hinwegtauschen, daB die feindliche Gesinnung der Polen 
gegen die Deutschen nach wie vor auBerordentlich stark ist und durch weiter stattfindende 
Versammlungen auch stark erhalten bleibt. Das fiihrt dazu, daB weiter in verschiedenen 
Gemeinden meines Amtsbezirks die Schilder und Firmenbezeichnungen mit Teer beschmiert 
und die Fensterscheiben mit Steinen eingeschlagen werden. Auch finden weiter Entlassungen 
deutscher Arbeiter statt, die auf Grand des Druckes der polnischen Belegschaft auf die 
Direktion ihre Arbeit aufgeben miissen. MiBhandlungen deutscher Volksgenossen finden auch 
weiter statt. 

Es ist fast unmoglich, alle dem Generalkonsulat bekanntgewordenen Falle einzeln 
aufzufuhren. Ebensowenig hat die Boykotthetze nachgelassen. 

Hinter den deutschfeindlichen Provokationen steht, wie bereits ofters berichtet, der 
Westmarkenverband, der keine Gelegenheit vorubergehen laBt, ohne die Deutschen 



anzugreifen. Dieser Westmarkenverband halt jetzt wieder, und zwar in der Zeit vom 15. bis 
22. 4. 39, eine Propagandawoche ab, in der in alien Stadten und Dorfern Pommerellens durch 
Versammlungsredner, durch Radio und durch Umzlige mit Lautsprechern Propaganda gegen 
Deutschland betrieben wird. 

von Kuchler 



13441 

Nr. 362 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 22. April 1939 

Neuerdings stoBt man in immer starkerem MaBe auf systematische Bemuhungen, das 
Deutschtum in den Augen der Bevolkerung herabzusetzen. Neben einer im hiesigen 
Amtsbereich beobachteten, offenbar von militarischer Seite betriebenen Propaganda gegen 
die Starke und Schlagkraft der deutschen Armee ist in dieser Hinsicht die Verbreitung von 
Nachrichten liber eine angebliche Lebensmittelnot in Deutschland bemerkenswert. Hand in 
Hand damit geht eine maBlose Hetze gegen das gesamte hiesige Deutschtum. Nach den hier 
einlaufenden Meldungen werden in den Versammlungen der politischen Verbande laufend 
Beschlusse gefaBt, die auf eine Vernichtung des Deutschtums in Oberschlesien abzielen. Die 
Folge ist eine sich in den letzten Tagen auffallend mehrende Zahl von wiisten 
Ausschreitungen gegen einzelne Deutsche, bei denen sich vor allem die polnische Jugend 
hervortut. 

Noldeke 



Nr. 363 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 24. April 1939 

Der Uberfall auf das Volksbundheim in Chorzow hat sich als eine der ernstesten 
Ausschreitungen herausgestellt, die sich bisher in den letzten Wochen ereignet haben. Am 21. 
April abends drang ein groBerer Trupp von Menschen, mit Latten, Kniippeln u. dgl. 
bewaffnet, in das Gebaude des Volksbundheimes ein, in dem die Mitglieder des deutschen 
Jugendvereins ihre ubliche Singprobe abhielten. Es ist hierbei zu schweren MiBhandlungen 
und Beschimpfungen gekommen, an denen sich spater auch der StraBenpobel beteiligte. Der 
polizeiliche Schutz war offenbar ungeniigend. Bei der spateren Vernehmung auf der Wache 
haben sich sogar die Polizeibeamten an Schmahungen gegen das Deutsche Reich und den 
Fiihrer beteiligt. 



Ferner beehre ich mich, von zahlreichen weiteren Ausschreitungen nachstehende Falle nach 
Uberpriifung zur Kenntnis zu bringen: 

Am 18. April wurde der Volksdeutsche Joachim Pilarek in Bismarckhiitte von einer Gruppe 
von Terroristen am Eingang seines Hauses uberfallen und miBhandelt. 

Am folgenden Tage wurden die Volksdeutschen Peter Kordys und Richard Mateja aus 
Kattowitz in der Nahe der Ferrumkolonie in Begleitung ihrer Ehefrauen von einer 40 Mann 
starken Bande, die sich zum groBten Teil aus Aufstandischen zusammensetzte, uberfallen und 
in schwerster Weise miBhandelt. Frau Kordys nimmt an, daB ihr Ehemann liber die Grenze 
gefliichtet ist. Mateja, welcher schwerverletzt liegen blieb, wurde am 24. 4. in das 
Gerichtsgefangnis in Kattowitz eingeliefert. Nach den eingezogenen Erkundigungen sollen 
die Verletzungen so schwer sein, daB sich die Polizei scheue, Mateja freizugeben. 



13451 Ferner wurde der Lehrer Czauderna von der deutschen Schule in Ligota auf dem 
Heimwege mit seiner Braut uberfallen und miBhandelt. Nach Feststellung des Arztes wurde 
die Leber und die Niere angeschlagen. 

Der Volksgenosse Herbert Lippok aus Lipiny wurde am 19. 4. auf der Chaussee von 
Hubertushutte nach Chropaczow von 5 Zivilisten uberfallen und sein Fahrrad vollig 
demoliert. 

Am 20. 4. wurden 3 deutsche Madchen auf dem Ruckwege von einer Gesangprobe des 
Cacilienchors wegen Gebrauchs der deutschen Sprache auf der Krakauer StraBe beschimpft; 
wahrend 2 Madchen sofort fliehen konnten, wurde eins mehrfach geschlagen. 

Am gleichen Tage wurde auf der Wojciechowskiego in Zalenze der Volksdeutsche Giinter 
Stockel von Mitgliedern der "Mloda Polska"— uberfallen. Er entkam nach kurzer Gegenwehr. 

Ferner wurde am gleichen Tage von einer Bande von etwa 40 Mann am Hause des Deutschen 
Kulturbundes in Kattowitz, TheaterstraBe, das Schild heruntergerissen und vernichtet. Das 
gleiche ereignete sich an dem Biiro des Kulturbundes in der BahnhofstraBe. Am folgenden 
Tage wurden am Eichendorffgymnasium in Konigshutte wieder von unbekannten Tatern die 
Scheiben eingeschlagen. 

Hinsichtlich der Volksdeutschen ist in den zahlreichen Versammlungen des Aufstandischen- 
— und Westverbandes mehr oder weniger deutlich ausgesprochen worden, daB das deutsche 
Element zuruckgedrangt oder ganz ausgerottet werden mliBte. In Verfolg dieser Propaganda 
ist vor allem auf dem flachen Lande und in den kleineren Ortschaften die Lage der 
Volksdeutschen sehr schwierig und gefahrlich geworden. Auf Grand der Ereignisse der 
letzten Tage ist zum mindesten festzustellen, daB es den Behorden nicht moglich gewesen ist, 
die deutsche Bevolkerang vor Terrorakten einzelner verhetzter Chauvinisten geniigend zu 
schutzen. 

Noldeke 



Nr. 364 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 28. April 1939 

Anbei beehre ich mich, einen an die Mitglieder des "Verbandes friiherer Freiwilliger der 
polnischen Armee" gerichteten Aufruf, welcher in der Ortschaft Wielopole bei Rybnik 
angeschlagen war, in Ubersetzung vorzulegen. 

Der Abteilungskommandant Woznica ist, wie ich hore, Finanzbeamter in Rybnik, wahrend 
Szweda bei der dortigen Heil- und Pflegeanstalt als Pfleger tatig und bereits durch 
verschiedene Exzesse gegen Deutsche bekannt ist. 

Noldeke 



JMfl 

Anlage 

(Ubersetzung) 

Befehl Nr. 3/39 an die Mitglieder des Verbandes friiherer Freiwilliger der polnischen Armee 
am Ort! 

1. Mit dem heutigen Tage diirfen deutsche Radiostationen nicht gehort werden. 

2. Jedes Mitglied der Abteilung muB dem Vorstand sofort die Personen melden, die 
nach den Deutschen neigen, Personen, die deutsche Radiostationen horen, Personen, 
die deutschen Organisationen angehoren, Personen, die deutsch sprechen, wo solche 
Personen arbeiten, Personen, die sich fur Deutschland gunstig auBern und Personen, 
die falsche Nachrichten verbreiten. 

3. Obiger Befehl ist genau einzuhalten. 

"Heil" 



Woznica Szweda 

der Kommandant der Abteilung der Vorsitzende der Abteilung 



Nr. 365 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 6. Mai 1939 

Anbei beehre ich mich, einen mir zur Verfugung gestellten Abdruck— des vom Deutschen 
Volksbund gesammelten umfangreichen Materials iiber Ausschreitungen gegen 
Volksdeutsche usw. vorzulegen, die in den letzten Wochen stattgefunden haben. Die 
Sammlung enthalt, nach den einzelnen Bezirksvereinigungen des Volksbundes geordnet, 



Niederschriften liber Ausschreitungen gegen Personen, gegen volksdeutsches Eigentum, liber 
Freiheitsentziehungen usw. Die Sammlung umfaBt ferner deutschfeindliche Aufrufe in der 
polnischen Presse, polnische Presseberichte liber deutschfeindliche Demonstrationen, eine 
Ubersicht liber Zeitungsbeschlagnahmen sowie MaBnahmen gegen die Privatschulen des 
Deutschen Schulvereins in der Woiwodschaft Schlesien bzw. einzelne Lehrer und Schliler. 

Eine Nachprlifung der einzelnen Falle, die bereits vom Deutschen Volksbund sorgfaltig 
gesichtet wurden, durch das Generalkonsulat ist angesichts ihrer groBen Zahl und der mit 
einer weiteren Vernehmung der Betroffenen verbundenen erheblichen Gefahrdung dieser 
Volksdeutschen unmoglich. 

Im librigen hat sich die allgemeine Lage nicht wesentlich verandert. Die Zahl der 
MiBhandlungen hat vielleicht in den letzten Tagen etwas abgenommen. Dagegen haben sich 
die Falle von schweren Bedrohungen sowie von Ausschreitungen gegen das Eigentum nicht 
unerheblich vermehrt. In nahezu alien Teilen des Amtsgebiets ist es in den letzten Tagen 
immer wieder zum Einschlagen von Fensterscheiben an Wohnungen und Geschaftsraumen 
Volksdeutscher und zu liblen Beschimpfungen auf offener StraBe, selbst in den 
Hauptverkehrsgegenden der Stadte gekommen. 



r347i Ein Abflauen der Ausschreitungen ist so lange nicht zu erwarten, als nicht von den 
Behorden die fortgesetzte Hetze in der Presse und in den Versammlungen der Verbande 
verhindert wird. Solange die polnische Presse und die Verbande immer wieder den einzelnen 
auffordern, gegen die sogenannten Provokationen der Deutschen auf eigene Faust 
handgreiflich vorzugehen, muB auch in Zukunft mit weiteren ernsten Zwischenfallen 
gerechnet werden. Im allgemeinen besteht der Eindruck, daB die deutsche Bevolkerung, vor 
allem auf dem Lande, weitgehend eingeschlichtert ist. 

Noldeke 



AtmietkuiHjen: 



187 Vgl. Nr. 350 . ...zurtick... 
188 Vgl. Nr. 349 . ...zurlick... 
189 Vgl. Nr. 209 . ...zurlick... 
190 Vgl. Nr. 211 . ...zurlick... 
191 Vgl. Nr. 101 . ...zurlick... 

i no 

Es handelt sich um den polnischen RegierungsausschuB zur Durchflihrung des deutsch- 



polnischen Handelsvertrages. ...zurlick... 



193 Vgl. Nr. 356 . ...zuruck... 



194 Jugend verb and der polnischen Regierungspartei "Lager der Nationalen Einigung". 
...zuruck... 

195 Vgl. Nr. 86 , Anm. T491 . ...zuruck... 

196 Es handelt sich um eine Sammlung von mehr als 200 Fallen. ...zuriick... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung 
der Britischen Einkreisungspolitik 
auf die Haltung Polens 



I. Vernichtungsfeldzug gegen die Deutsche Volksgruppe Anm d scriptorium: 



(Forts.) 

Nr. 366 
Der Deutsche Konsul in Lodz an das Auswartige Amt 

Bericht 



Eine noch mehr ins 
Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in dies en 
Lodz, den 8. Mai 1939 Kapiteln gegebene 



Der Terror der verhetzten polnischen Bevolkerung gegen die 
Deutschen in der Woiwodschaft Lodz, der sich durch zahlreiche 



finden Sie in dem Buch 
Die deutsche 



Volksgruppe in Polen 

Schlagereien mit oft schweren Korperverletzungen, Drohungen, 1934-39 

Beleidigungen, Boykott, Eigentumsbeschadigungen, Verhaftungen 

und Schikanen aller Art - nicht zuletzt durch Brandstiftungen - auBert, halt unvermindert an. 
Unverkennbar besteht bei der polnischen Bevolkerung die Absicht, das Deutschtum in seiner 
Existenz zu vernichten, soweit es sich nicht vollig polonisieren lassen will. 

In unverantwortlicher Weise werden durch die Lehrerschaft in den Schulen polnische Kinder 
gegen die deutschen aufgehetzt bzw. den deutschen Kindern kein Schutz gewahrt. Auf dem 
Wege zur Schule werden deutsche Kinder in beinahe alien Orten angegriffen, angepobelt und 
nicht selten von anderen Kindern geschlagen oder mit Steinen beworfen. Bereits 5jahrige 
Kinder singen Schmahlieder auf die Deutschen, wobei in den Liedertexten nicht selten 
Verwunschungen des Fuhrers vorkommen. In vielen Orten mussen die Eltern daher ihre 
Kinder bis zur Schule begleiten, um sie vor Angriffen zu schutzen. 

Auf dem Lande wurden Hauser deutscher Bauern angezundet. So brannten erst kurzlich in der 
Nacht vom 26. bis 27. April gleichzeitig die Anwesen der deutschen Landwirte Rudolf 
Albrecht und Julius Hein in Rokitnica, Kreis Lask, nieder. Zweifellos lag Brandstiftung vor. 
Wahrend des Brandes erklarten die polnischen Nachbarn: "Die Hitlerleute sollen verbrennen, 
am besten wirft man sie ins Feuer." Es konnte nur das Vieh gerettet werden. 

Allerorts wurde bei den Polen die Parole ausgegeben, von Deutschen weder Grundstucke 
noch Vieh mehr zu kaufen, da sie demnachst doch fliehen und ihre Habe zurucklassen 
muBten. 



Das Deutschtum ist hier in hochstem Grade beunruhigt und rechnet mit der Moglichkeit 
weiterer und groBerer Ausschreitungen, wenn die von der Regierung geduldete Aufhetzung 
des urteilslosen Pobels durch chauvinistische polnische Organisationen und durch die Presse 
ungehindert fortgesetzt wird. 

von Berchem 



Nr. 367 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 8. Mai 1939 

Seit etwa einer Woche ist in mehreren Schaufenstern der verkehrsreichsten StraBen eine 
Landkarte ausgestellt, in welcher mit Fahnchen Gebiete des Deutschen Reiches markiert sind. 
Das eingezeichnete Gebiet umfaBt ganz OstpreuBen sowie die Stadte Beuthen, Oppeln, 
Gleiwitz, Breslau, Stettin und Kolberg. 

Daneben ist ein Plakat angebracht, das folgende Beschriftung in polnischer Sprache tragt: 
"Den Krieg suchen wir nicht! Sollte uns jedoch der Krieg aufgezwungen werden, werden wir 
die uralten polnischen Gebiete, die von Polen bewohnt werden, zuriickholen." 

Diese Karte findet auBerordentlich groBes Interesse. Dauernd sind Menschenansammlungen 
davor zu beobachten, die die sich daraus fur Polen ergebenden neuen Perspektiven 
besprechen. 

von Moltke 



Nr. 368 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in London 

ErlaB 

Berlin, den 11. Mai 1939 

Seit geraumer Zeit nehmen die Drangsalierungen des Deutschtums in Polen, besonders in den 
ehemals preuBischen Provinzen, auf alien Lebensgebieten infolge einer verscharften Hetze, 
die von den deutschfeindlichen Organisationen systematisch betrieben wird, trotz 
fortgesetzter ernster Vorstellungen der Deutschen Regierung standig zu. Aus dem Verhalten 
der polnischen Regierungsstellen muB gefolgert werden, daB sie weder ernstlich gewillt noch 
in der Lage zu sein scheinen, dieser Entwicklung Einhalt zu bieten. Da die volksdeutschen 
Blatter in Polen durch rigorose ZensurmaBnahmen daran gehindert werden, liber solche 
antideutschen Ausschreitungen erschopfend zu berichten, sind neben den DNB-Meldungen 
die Berichte der deutschen konsularischen Vertretungen in Polen zur Zeit die einzigen 



zuverlassigen Informationsquellen fur die Beurteilung der tatsachlichen Lage des dortigen 
Deutschtums. 

Anliegend werden in Abschrift eine Anzahl solcher Berichte iiber deutschf eindliche Vorfalle 
und MaBnahmen, die in Zukunft laufend ubermittelt werden, zur Kenntnis und mit der Bitte 
ergebenst ubersandt, dieses Material in geeignet erscheinender Weise der dortigen Regierung 
gegentiber zu verwerten.— 

Im Auftrag 

Woermann 



Nr. 369 

Eingabe der Vertreter der Deutschen Volksgruppe 

an den Polnischen Staatsprasidenten 

den 12. Mai 1939 

Im Namen der deutschen Volksgruppe in Polen unterbreiten wir Ihnen, Herr Prasident, dem 
Inhaber der einheitlichen und unteilbaren Staatsgewalt, die Bitte, den der deutschen 
Volksgruppe in der Verfassung und den Gesetzen verburgten Rechten Achtung und Geltung 
zu verschaffen. Wir sind zu diesem Schritt gezwungen, weil die fast unzahligen schriftlichen 
und mundlichen, mit schlussigen Beweisen belegten Vorstellungen bei der Regierung 
erfolglos geblieben sind, und in der Erinnerung an die Worte, die Sie, hochzuverehrender 
Herr Prasident, am 5. November 1937 aus AnlaB der Vereinbarung zwischen der Polnischen 
und der Deutschen Regierung iiber die Behandlung der beiderseitigen Volksgruppen an die 
Unterzeichneten richteten.— Sie betonten damals als wichtigste Voraussetzung flir das 
harmonische Zusammenleben zwischen Polen und Deutschen die Achtung vor dem 
Volkstums des andern. 

Die Lage der Deutschen Volksgruppe war immer schwer. Die aus dem weltpolitischen 
Geschehen entstandenen Spannungen entladen sich seit Wochen in unverhulltem 
leidenschaftlichem HaB und uberaus zahlreichen Gewalttatigkeiten gegen die deutsche 
Volksgruppe und ihre einzelnen Angehorigen. Wir haben von der Regierung die mundliche 
Versicherung erhalten, daB sie deutschfeindliche Ausschreitungen miBbillige und 
Anweisungen erteilt habe, Aufreizungen und Ausschreitungen zu verhindern. Wirksamen 
Schutz hat die deutsche Volksgruppe nicht gefunden. Sie ist bis zur Vernichtung gefahrdet. 
Die Zahl der arbeitslosen Deutschen ist erschreckend hoch. Sie nimmt besonders in den 
Industriegebieten standig zu. Die Organe des Arbeitsrechts versagen Deutschen den Schutz. 
Deutschen ist die Einreihung in den ArbeitsprozeB so gut wie verschlossen. 

Fur die Agrarreform wird der deutsche Grundbesitz in unverhaltnismaBig hoherem MaBe 
herangezogen als der polnische, wahrend die Zuweisung von Siedlungsflachen an Deutsche 
eine geradezu auffallende Ausnahme ist. Selbst im unmittelbaren Erbgange kann der 
Deutsche Grand und Boden nicht ohne weiteres verlangen. 

Die Pflege der kulturellen, geistigen, wirtschaftlichen und personlichen Beziehungen und der 
Verkehr mit unserem Muttervolke wird behindert. Das Bekenntnis zur nationalsozialistischen 
Weltanschauung wird als staatsfeindlich verdachtigt. Katholischen Deutschen wird die 



Ausiibung der religiosen Pflichten in ihrer Muttersprache durch deutschfeindliche Elemente 
vielfach erschwert und sogar unmoglich gemacht, ohne daB sie den Schutz der 
Sicherheitsbehorden finden. Auf dem Gebiete der evangelischen Kirchen, namentlich der 
evangelisch-unierten in Oberschlesien und der evangelisch-augsburgischen, wurden die 
Deutschen entrechtet, obwohl sie die bei weitem liberwiegende Mehrheit des evangelischen 
Kirchenvolkes darstellen. 

An den offentlichen deutschen Schulen werden polnische Lehrkrafte in einem AusmaBe 
beschaftigt, daB diese Schulen den Charakter als deutsche verloren haben. Fur den deutschen 
Lehrernachwuchs besteht keine deutsche psoi Anstalt. Das deutsche Privatschulwesen stoBt 
auf die mannigfachsten Erschwernisse. Die SchlieBung deutscher Privatschulen, besonders in 
Wolhynien, nimmt der deutschen Volksgruppe die wichtigsten Bildungsstatten. Der 
schlesische Sejm hat liber die Staatsgesetze hinausgehende Sonderbestimmungen erlassen, auf 
Grand deren die Genehmigung zur Errichtung einer neuen deutschen Privatschule versagt und 
der Besuch deutscher Privatschulen verhindert wird. In der Woiwodschaft Schlesien werden 
Sprachprufungen durchgeflihrt, denen eine Rechtsgrandlage fehlt. Deutsche Eltern, die sich 
weigern, ihre Kinder der polnischen Schule zuzufuhren, erleiden harte Geldstrafen und 
Freiheitsstrafen. Die Frage der Lehrbucher fur die deutschen Privatschulen ist trotz 
jahrelanger Bemuhungen offen. Die Erteilung der Unterrichtserlaubnis flir Lehrkrafte wird 
vielfach versagt. Die Schulaufsicht wird ausschlieBlich durch Polen ausgeiibt. Die 
Schulaufsichtsbehorden zeigen flir die Eigenart der deutschen Schule kein Verstandnis und 
tragen ihr keine Rechnung. 

Eine Zusammenfassung unserer deutschen Jugend in einen geschlossenen Verband zu 
erzieherischer und kultureller Betatigung ist bis heute an dem Widerstand der Behorde 
gescheitert. Unsere deutschen Kinder sind gerade in dem Alter, wo sie flir die Erziehung am 
zuganglichsten sind, sich vollstandig selbst uberlassen. 

Uber diese Punkte, die in gedrangtester Klirze zusammengefaBt sind, liegen der Regierang 
seit Jahren eingehend begrlindete Denkschriften und Antrage vor. Sie ist liber die Anliegen 
der deutschen Volksgruppe im einzelnen genau unterrichtet. Seit der Verklindung der 
Verfassung vom 17. Marz 1921 haben die Vertreter der deutschen Volksgruppe bei der 
Regierung und in den gesetzgebenden Korperschaften vergeblich den ErlaB von 
Ausfuhrungsgesetzen zu Art. 109 122 angestrebt. Der vorbildliche Gedanke des Art. 109 ist rein 
deklaratorisch geblieben. Die gegenwartigen Verhaltnisse sind auf das Fehlen einer klaren 
Rechtsordnung flir die Volksgruppe zurackzuflihren. 

Die deutsche Volksgruppe ist auf das tiefste davon durchdrangen, daB ihre Behandlung der 
Verfassung und in sehr vielen Fallen den Absichten des Gesetzgebers widerspricht. 

Aus der Verantwortung, die wir der Republik Polen ebenso wie unserer Volksgruppe 
schulden, halten wir uns flir berechtigt und verpflichtet, Sie, hochzuverehrender Herr 
President, unmittelbar zu unterrichten und um die Sicherang der durch die Verfassung 
verblirgten Rechte der deutschen Volksgruppe und die Sicherung der unterschiedslosen, 
lediglich durch das Recht bestimmten Anwendung der Gesetze zu bitten. 

In ehrerbietiger Hochachtung 

Namens der deutschen Volksgruppe: 

Senator Erwin Hasbach Dipl.-Ing. Rudolf Wiesner 



T3511 

Nr. 370 
Der Deutsche Konsul in Lodz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lodz, den 15. Mai 1939 

Sehr schwere Ausschreitungen, die man als Deutschenpogrom bezeichnen kann, ereigneten 
sich am vergangenen Samstag, dem 13., und Sonntag, dem 14. Mai, in der Stadt Tomaschow- 
Mazowiecki (etwa 42.000 Einwohner, davon etwa 3.000 Deutsche), bei denen zahlreiche 
deutsche Existenzen vollstandig vernichtet wurden. Dem Deutschen Schmiegel wurde der 
Schadel gespalten und eine Frau, deren Namen ich bisher nicht erfahren konnte, wurde bei 
ihrer Flucht auf einem Felde totgeschlagen. Der Sohn des Schmiegel, der aus einem Fenster 
des 2. Stockwerks eines Hauses geworfen wurde, liegt schwerverletzt darnieder. 

Die Ausschreitungen begannen am Sonnabend, dem 13. Mai. Einige Tage vorher hatte der der 
Regierungspartei nahestehende "Verband der Polnischen Berufsverbande" in groB 
plakatierten Aufrufen eine "Demonstration gegen die Deutschen" flir Sonnabend, den 13. 
Mai, angekiindigt. Diese begann durch Ansprachen vom Balkon eines Gebaudes aus, in dem 
der genannte Verband, die Regierungspartei OZON und dessen Jugendorganisation "Mloda 
Polska" ("Das junge Polen") ihre Geschaftsraume hatten. In den Reden vor einer groBen 
Menschenmenge wurde in ubelster Weise gegen Deutschland gehetzt und behauptet, die 
Polen wurden im Reich sehr schlecht behandelt, man brache ihnen FiiBe und Hande, vernichte 
ihre Schulen und Kirchen und dergleichen mehr. Als der Pobel geniigend aufgewiegelt war, 
ubergaben die Leiter der Demonstration Formulare an verschiedene zweifelhafte Elemente, 
die in Begleitung der Volksmenge von den Fabrikleitungen die sofortige Entlassung aller 
Deutschen und die Unterzeichnung der diese Erklarung enthaltenden Formulare fordern 
sollten. Das geschah dann auch. Unter dem Druck der StraBe muBten sich die Firmen dazu 
bereit erklaren und man trieb daraufhin die deutschen Arbeiter aus den Fabriken. Nachdem 
dies erreicht war, fing die Menge an, alle deutschen Geschafte und Privatwohnungen 
systematisch vollstandig zu demolieren. In einer wilden Raserei vernichteten sie ziemlich 
alles deutsche Privateigentum. Die Deutschen wurden wie Freiwild gejagt, sie fluchteten sich 
auf das Land hinaus und kehrten erst bei Tagesanbruch wieder zuriick. Viele wurden durch 
Messerstiche und Stockhiebe erheblich verletzt. 

Wahrend des Sonntags war dann zunachst Ruhe. Am Abend begannen die Ausschreitungen 
aber von neuem und die Menge vernichtete alles deutsche Privateigentum, das vom 
vorherigen Tage noch heil geblieben war. Besonders hervorzuheben ist, daB die Polizei mit 
den Demonstranten mitmarschiert war und nichts tat, um das Leben und Eigentum der 
Deutschen zu schutzen. Man kann ohne Ubertreibung sagen, daB die Ausschreitungen unter 
Duldung der Regierung erfolgt sind, wenn nicht sogar auf ihre Veranlassung hin. Jetzt, nach 
den abgeschlossenen Terrorakten, patrouillieren, um den Schein zu wahren, 
Polizeikommandos mit aufgepflanztem Seitengewehr in den StraBen der Stadt. 

In Lodz wurden am Sonnabendabend die Fensterscheiben der Ruppertschen Buchhandlung in 
der PetrikauerstraBe, die deutsche Biicher und Zeitschriften verkauft, eingeschlagen, ferner 
die Fenster des Lokals des (vollig unpolitischen) Berufsverbandes Deutscher Angestellter. 
Weiterhin erfolgten am gestrigen [3521 Sonntag Ausschreitungen im Kinotheater "Stylowy" 
wahrend des deutschen Films "Land der Liebe", wobei Terroristen das Publikum zum 
Verlassen der Vorstellung zwangen und vor dem Theater mit Latten, in denen Nagel steckten, 
auf die fluchtenden Menschen eingeschlagen haben. 



Da zunachst kein Grand zur Annahme besteht, daB die Terrorakte eingestellt werden, wird die 
Lage von den hiesigen Deutschen als sehr ernst angesehen. In zunehmendem MaBe 
entschlieBen sich diese zur Abwanderang und zum Verkauf ihres Grandeigentums, da sie ihre 
Existenz in Polen als gefahrdet ansehen. Man fiirchtet die Polen, die, wenn alle Hemmungen 
bei ihnen beseitigt sind, vor keinem Roheitsakt zurlickschrecken und von der hiesigen 
deutschen Bevolkerang viel schlimmer eingeschatzt werden als die schlimmsten Terroristen 
der fraheren russischen Zeit. 

von Berchem 



Nr. 371 
Der Deutsche Konsul in Lodz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lodz, den 18. Mai 1939 

Eine groBe Anzahl von Deutschen aus Tomaschow haben auf dem Konsulat Angaben tiber die 
Ausschreitungen vom 13. und 14. d. M. und tiber den ihnen zugefugten Schaden gemacht und 
gebeten, ihnen die Abwanderang nach Deutschland zu ermoglichen. Die Gesamtzahl der 
Geschadigten geht in die Tausende, da ja alle Deutschen mit nur ganz wenigen Ausnahmen 
Opfer des Pogroms geworden sind. Auch aus den bei Tomaschow gelegenen Dorfern, wo 
deutsche Bauern wohnen, werden sehr groBe Sachschaden gemeldet. 

Im Krankenhaus in Tomaschow befinden sich etwa 10 schwerverletzte Deutsche. 

von Berchem 



Nr. 372 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 19. Mai 1939 

Ich beehre mich, eine erneute Sammlung— von mehr als 100 Fallen liber Ausschreitungen 
gegen Angehorige der deutschen Volksgrappe vorzulegen. Bei den Zwischenfallen handelt es 
sich in der Hauptsache um Verhaftungen, Bestrafungen, Hausdurchsuchungen, Bedrohungen, 
Freiheitsberaubungen, Uberfalle, ferner um die Beschlagnahme von deutschen Zeitungen, um 
deutschfeindliche Aufrafe sowie in groBerem Umfange um weitere Entlassungen von 
Minderheitsangehorigen, die in den Industriebetrieben beschaftigt waren. 

Noldeke 



[353] 

Nr. 373 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 22. Mai 1939 

Durch Verfiigung des Schulkuratoriums sind die privaten Volksschulen in Gnesen, Birnbaum 
und Wollstein geschlossen worden. 

Es handelt sich um die 

7klassige Volksschule Gnesen-Gniezno mit 209 Schulern, 
4klassige Volksschule Wollstein-Wolsztyn mit 102 Schulern, 
4klassige Volksschule Birnbaum-Miedzychod mit 102 Schulern. 

Walther 



Nr. 374 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 22. Mai 1939 

Die Spannung der letzten Wochen ist auch auf das Deutschtum in Wolhynien nicht ohne 
Ruckwirkungen geblieben. Die Wolhynien-Deutschen sind zwar insofern gunstiger als die 
Volksdeutschen der Westgebiete gestellt, als sie nicht unter den im Westen ublichen 
Boykottaktionen und Ausschreitungen der Nationalpolen, die in Wolhynien nur eine kleine 
Minderheit darstellen, zu leiden haben. Von polnischer Seite werden dort ferner die Ukrainer, 
die nach wie vor dem polnischen Staate in unversohnlicher Feindschaft gegenuberstehen, 
auch heute noch als Hauptgegner angesehen, was in zahllosen Verhaftungen und 
Drangsalierungen der ukrainischen Bevolkerung zum Ausdruck kommt. Immerhin hat sich 
aber die Haltung der Behorden auch gegenliber den Wolhynien-Deutschen standig verscharft. 

Immer offener tritt die antideutsche Einstellung der Schulbehorden zu Tage. Die SchlieBung 
der deutschen Schulen geht z. Z. in einem solchen AusmaBe vor sich, daB die vollige 
Vernichtung des deutschen Schulwesens nur noch eine Frage kurzer Frist ist. In den letzten 
Tagen sind allein flinf deutsche Schulen in den Orten Rozysce, Bryszcze, Harazdze, Adamow 
und Ludwikow geschlossen worden. Damit sind weitere 400 volksdeutsche Kinder ohne 
deutschen Unterricht. Ferner wurden einer Reihe von Lehrern die Loyalitatszeugnisse 
verweigert, so daB sie hinfort nicht mehr die Lehrtatigkeit ausiiben konnen. 

Fur den Ernst der Lage, in der sich das wolhynische Deutschtum befindet, ist es schlieBlich 
bezeichnend, daB auch hier in den letzten Monaten die illegale Abwanderung ins Reich trotz 
des weiten Weges zur Grenze immer starker einsetzte. 



mil In diesem Zusammenhang sind Nachrichten von Interesse, die der Botschaft kurzlich von 
einem zuverlassigen Gewahrsmann liber das Kirchspiel Kostopol im ostlichen Wolynien 



zugegangen sind. Allein aus Kostopol waren in letzter Zeit 250 Familien abgewandert, 
nachdem sie ihren Besitz zu Schleuderpreisen verkauft hatten. Ein groBer Teil dieser 
Abwanderer gelangte jedoch nicht ins Reich, sondern wurde an der Grenze von den 
polnischen Behorden wieder zuriickgewiesen, so daB die zwangsweise Zuriickgekehrten 
nunmehr volliger Verarmung preisgegeben sind. Mehrere junge Leute sind ferner beim 
Versuch des Grenziiberganges von polnischen Grenzsoldaten erschossen worden. Aus 
Kostopol sind dem Gewahrsmann fiinf derartige Falle bekanntgeworden. 

von Moltke 



Nr. 375 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 25. Mai 1939 

Senator Hasbach hat am 12. d. M. in Warschau im Unterrichtsministerium Beschwerde 
gefiihrt, daB deutsche Studenten in Posen an dem Besuch der Vorlesungen gehindert werden: 
der Vizeminister hat nur zugesagt, er wolle sich mit der Posener Universitatsbehorde in 
Verbindung setzen. 

Insgesamt sind 40 volksdeutsche Studenten in Posen betroffen und verlieren dadurch 
mindestens fiir dieses Jahr ihr Studium. 

Walther 



Nr. 376 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 30. Mai 1939 

Die Lage hat sich leider auch in den letzten beiden Wochen nicht gebessert. Eine weitere 
Sammlung m von insgesamt 48 Zwischenfallen beehre ich mich vorzulegen. Hinzufugen 
mochte ich noch, daB die deutsche Minderheit durch die standigen Ausschreitungen 
naturgemaB auBerordentlich eingeschuchtert ist, so daB heute kaum ein Angehoriger der 
deutschen Volksgruppe es noch wagt, auf der StraBe deutsch zu sprechen. Trotzdem lassen 
die Angriffe auf Volksdeutsche auf offener StraBe nicht nach, und es sind auch jetzt wieder 
haufig schwere Ausschreitungen vorgekommen. Tater sind meist Angehorige des 
sogenannten Verbandes der Jungen Aufstandischen. 

Noldeke 



J3551 

Nr. 377 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Teschen, den 2. Juni 1939 

Deutsches Volksheim Karwin 30. Mai durch Verfiigung Woiwodschaft in polnische 
Zwangsverwaltung iibergegangen. Genossenschaftsorgane durch Zwangseinsetzung 
polonisiert. 

108 reichsdeutsche Teilhaber mit 256 Anteilen, 1 14 volksdeutsche Teilhaber mit 179 
Anteilen. 

Neubau des Heimes vor zwei Jahren fertiggestellt. Representatives Hauptgebaude, Turnhalle, 
Blihne, groBe Gast- und Versammlungsraume, Sportplatz. Gesamtwert 160.000 Zloty; Heim 
gait als Mittelpunkt groBer Teile gesamten Olsa-Deutschtums. 

Damerau 



Nr. 378 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 6. Juni 1939 

Auf der Eroffnungssitzung des Wirtschaftsrates fur Pommerellen, die am 3. d. M. in Thorn 
stattfand, hielt der Polnische Vizepremierminister Kwiatkowski eine Rede, die von der 
gesamten Presse am 4. d. M. in groBer Aufmachung und mit entsprechenden Uberschriften 
wiedergegeben wurde; die offiziose Gazeta Polska brachte sie unter der Uberschrift "Ruhige, 
ausdauernde Arbeit, das Schwert an der Seite! Pommerellen ist und bleibt Polens Verbindung 
mit der Welt." 

Es geschieht zwar nicht zum erstenmal, daB ein Mitglied der Polnischen Regierung sich an 
der gegen Deutschland gerichteten Propaganda beteiligt und die Kriegsstimmung gegen 
Deutschland zu steigern sucht. Immerhin scheint es beachtenswert, daB nunmehr auch der 
stellvertretende Chef der Regierung in diesem Sinne hervorgetreten ist. 

Auch in einer nur einen Tag spater, am 4. d. M., aus AnlaB der Enthullung einer Pilsudski- 
Gedenktafel in Ciechocinek gehaltenen Rede des Sozialfursorgeministers Koscialkowski 
wurde die These in den Vordergrund gestellt, daB der Besitz Pommerellens die unentbehrliche 
Voraussetzung flir Polens wirtschaftliche Bliite und politisches Gedeihen sei. Koscialkowski 
ging dabei in seinen Ausfuhrungen ubrigens noch weiter, indem er "fur den Fall, daB Polen 
der Kampf aufgedrungen wurde" als Ziel seines siegreichen Ringens "die Riickkehr jener 
urpolnischen Gebiete, die schon langst zu Polen gehoren sollten", bezeichnete. 

von Moltke 



T3561 

Nr. 379 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 6. Juni 1939 

Im AnschluB an die bereits durch Presse und Rundfunk bekanntgegebene Beschlagnahme des 
Schiilerheimes in Oderberg und die drahtlich mitgeteilte Entdeutschung des Volksheimes in 
Karwin— ist nunmehr am 6. 3. 1939 auch in der Deutschen Volksbank in Teschen ein 
polnischer Zwangsverwalter eingesetzt worden. 

Das in vorziiglichem Bauzustand befindliche Gebaude der Volksbank reprasentiert einen 
Wert von etwa 400.000 Zloty. Die Volksbank war das letzte deutsche Geldinstitut des 
gesamten Amtsbezirks. 

Das in Oderberg enteignete Schulerheim war gleichfalls das einzige seiner Art. Es besaB 
moderne internatsmaBige Einrichtungen flir insgesamt 60 Schiiler. Das Gebaude wurde vor 
etwa 7 Jahren als Neubau aufgefuhrt und stellt einen Wert von etwa 160.000 Zloty dar. 

Die seitens des Konsulats vornehmlich mit Bezug auf das Volksheim Karwin erhobenen 
Vorstellungen blieben seitens der Woiwodschaft bisher unbeantwortet. 

von der Damerau 



Nr. 380 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 6. Juni 1939 

Die MaBnahmen der polnischen Behorden gegen das Deutschtum und das deutsche Handwerk 
nehmen ihren Fortgang. Vor einigen Tagen ist die alte, hier schon seit 2 Generationen in dem 
Besitz der deutschen Familie Heininger befindliche Adler-Apotheke in Thorn geschlossen 
worden und fast zur selben Zeit auch die privilegierte Hampelsche Apotheke in Culm. Auch 
in Graudenz ist die Einstellung des Betriebes der einzigen dort noch vorhandenen deutschen 
Kronen-Apotheke angeordnet worden. 

DaB es sich hier um eine planmaBige MaBnahme gegen die deutschen Apotheken handelt, 
liegt klar auf der Hand. 

Auch auf dem Gebiete der Gastwirtskonzessionen sind in der letzten Zeit wieder zwei 
Kundigungen fur den Spirituosen- und Tabakverkauf erlassen worden. 



Neben diesen deutschfeindlichen MaBnahmen gehen, wie schon friiher berichtet, Kongresse, 
Versammlungen und sonstige Tagungen patriotischer Verbande Hand in Hand, die entweder 
selbst schon den Charakter einer deutschfeindlichen Veranstaltung tragen oder bei denen die 
Redner jetzt ausnahmslos in scharfen Worten gegen Deutschland Stellung nehmen. 

Auch der pommerellische Woiwode Minister Wladislaw Raczkiewicz betatigt sich in 
antideutschem Sinne. Er benutzte die Gelegenheit der Uberreichung von Auszeichnungen, um 
folgendes zu betonen: "Wir miissen das 13571 Brachland, das die Rauber zuriickgelassen haben, 
umpfliigen". Wenn auch diese Veranstaltung im geschlossenen Raume stattfand, so geniigt 
die Veroffentlichung dieser Rede, um festzustellen, daB, wenn der erste Beamte der Provinz 
in dieser Weise gegen Deutschland (denn nur Deutschland kann gemeint sein) agitiert, die 
breite Masse vor Ausschreitungen schwer zuriickzuhalten ist. 

Es ist kein Wunder, daB sich das Deutschtum hier, angesichts dieser Verhaltnisse und nach 
den anderweitig berichteten Exzessen, Uberfallen und Korperverletzungen, in einer 
verzweifelten Lage befindet. Diese Verzweiflung spricht sich am deutlichsten darin aus, daB 
der Strom der Abwanderung, und zwar hauptsachlich der illegal Abwandernden, 
unvermindert anhalt. 

Man kann verstehen, daB die deutschen Besitzer infolge der dauernden Drangsalierungen, der 
Angriffe und der Tatlichkeiten der umwohnenden Polen, die sie teilweise zwingen, nachts 
aufzubleiben, weil sie neben dem Einschlagen von Fenstern die Inbrandsetzung des Gehoftes 
befurchten, sich in einem Zustand volliger Verzweiflung befinden, der sie alles vergessen und 
nur den Wunsch haben laBt: "Aus dieser Holle zuriick ins Reich". 

von Kuchler 



Nr. 381 
Der Deutsche Konsul in Lodz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lodz, den 7. Juni 1939 

Wenn es auch seit den Vorfallen in Tomaschow— und Konstantynow— bisher nicht wieder zu 
Masseniiberfallen und Ausschreitungen des Mobs gegen Deutsche gekommen ist, da den 
polnischen Behorden derartige aufsehenerregende Ereignisse offenbar aus propagandistischen 
Griinden unerwiinscht sind, so geht der Kampf gegen das Deutschtum dennoch mit Duldung 
und Forderung der Behorden auf der ganzen Linie in alien Teilen des Amtsbezirks weiter. 
Taglich werden dem Konsulat Einzeltatsachen berichtet, die keinen Zweifel daran lassen, daB 
durch Drohungen, Einschuchterungen, von den Behorden veranlaBten Entlassungen und 
Schikanen aller Art an der materiellen und seelischen Zermurbung des Deutschtums 
gearbeitet wird. 

Die Bedrohungen der Volksdeutschen mit Totschlag, Folterungen usw. sind in alien Teilen 
der Woiwodschaft zu taglichen Selbstverstandlichkeiten geworden. Ebenso sind 
Beschadigung und Diebstahl deutschen Eigentums (Holzdiebstahl, Umlegen von 
Obstbaumen, Vergiftung von Hunden usw.) auf dem flachen Lande an der Tagesordnung, 



ohne daB die Polizei auf die Anzeige der Geschadigten hin ernstliche Bemlihungen zur 
Entdeckung oder Bestrafung der Tater unternimmt. 

Die standigen Morddrohungen haben zu einer sehr starken Nervositat der Volksdeutschen in 
den abseits gelegenen Hofen und auch in einzelnen starker mit Deutschen besiedelten Dorfern 
gefiihrt. Noch immer gibt es ganze Familien, ma die in den Waldern und Feldern schlafen, da 
nachtliche Bandenliberfalle auf das Haus befiirchtet werden. In verschiedenen Dorfern 
sammeln sich nachts die deutschen Familien; wahrend Frauen und Kinder schlafen, 
unterhalten die mit Kniippeln und Heugabeln bewaffneten Manner einen Wachtdienst. Das 
starke Gefiihl des standigen Bedrohtseins hat die Abwanderungstendenz ganzer Dorfer in den 
letzten Wochen ungemein verstarkt. Die Bauern sind bereit, ihr Hab und Gut zu lacherlich 
niedrigen Preisen zu verauBern, was wiederum die Polen zur Fortsetzung ihres Terrors 
ermuntern diirfte, da die polnische Bevolkerung hofft, sich bei Abwanderung der Deutschen 
billig oder umsonst in den Besitz des zuriickgelassenen Grand und Bodens setzen zu konnen. 
In vielen Fallen haben die bedrohten Bauern ihren Besitz einfach im Stich gelassen und sind 
liber die "griine Grenze" abgewandert. Neuerdings ist jedoch die polnische Grenzkontrolle so 
verstarkt worden, daB die Gefahr der Verhaftung und strenger Bestrafung wegen "illegaler 
Auswanderung" sehr groB geworden ist. Es scheinen bereits Hunderte von Volksdeutschen 
wegen unerlaubten Grenzubertritts in polnischen Gefangnissen zu sitzen. 

Die industrielle deutsche Bevolkerung leidet in steigendem MaBe unter Arbeitslosigkeit. 
Diese ist vor allem auf die systematische Verdrangung unserer Volksgenossen aus den 
Arbeitsplatzen zuriickzufuhren. Die Unternehmer werden durch behordlichen Wink, durch 
Drack ihrer Lieferanten und Abnehmer sowie durch die Drohungen der polnischen 
Belegschaft und der StraBe gezwungen, die volksdeutschen Arbeitnehmer fristlos zu 
entlassen. Selbst volksdeutsche Fabrikbesitzer haben sich diesen Forderangen des 
aufgeputschten Polentums nicht entziehen konnen. Noch immer werden von polnischen 
Verbanden aller Art EntschlieBungen angenommen, in denen die Behorden ersucht werden, 
alle Deutschen aus ihren Arbeitsstellen zu entfernen, und in denen gleichzeitig zum Boykott 
der deutschen Firmen aufgefordert wird. 

Von dem von Polen durchgefuhrten Boykott werden besonders die kleinen deutschen 
Geschaftsleute und Ladenbesitzer betroffen. Dem Konsulat sind Falle bekanntgeworden, in 
denen der monatliche Umsatz kleiner Kaufleute auf 7 5 bis V 10 des Normalstandes 
zuriickgegangen ist. Diesen Deutschen bleibt nichts anderes iibrig, als ihre beschleunigte 
Abwanderung zu betreiben, da die Weiterfuhrung des Geschafts taglichen Kapitalverlust 
bedeutet. 

So setzt der polnische Chauvinismus den Kampf gegen das Deutschtum mit alien Mitteln und 
auf alien Gebieten fort. Wird dieser Kampagne nicht in absehbarer Zeit Einhalt geboten, so 
wird eine vollige Zerschlagung des Deutschtums im Lodzer Bezirke die unabwendbare Folge 
sein. 

von Berchem 



Aninerfeumgtfi: 



1 Q7 

Die Deutsche Botschaft in London hat diese Berichte entsprechend verwertet. ...zuriick... 
198 Vgl. Nr. 103 . ...zuriick... 

199 Artikel 109 der polnischen Verfassung lautete: 

Jeder Burger hat das Recht, seine Nationalist zu bewahren und seine Sprache und 
nationalen Eigentumlichkeiten zu pflegen. 

Besondere staatliche Gesetze sichern den Minderheiten im polnischen Staat die voile freie 
Entwicklung ihrer nationalen Eigentumlichkeiten mit Hilfe von autonomen 
Minderheitsverbanden offentlich-rechtlichen Charakters im Umfang der Verbande der 
allgemeinen Selbstverwaltung. 

Der Staat wird hinsichtlich ihrer Tatigkeit das Recht der Kontrolle und der Erganzung 
ihrer finanziellen Mittel im Fall der Bediirftigkeit haben. ...zuriick... 

200 Vgl. Nr. 365 . ...zuriick... 

201 Vgl. Nr. 365 und 372. ...zuriick... 

202 Vgl. Nr. 377 . ...zuriick... 

203 Vgl. Nr. 370 . ...zuriick... 

204 In Konstantynow fanden in der Zeit vom 17. bis 21. Mai 1939 ahnlich wie in Tomaschow 
schwere deutschfeindliche Ausschreitungen statt, bei denen Deutsche miBhandelt und 
Sachschaden angerichtet wurden. .. .zuriick... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung 
der Britischen Einkreisungspolitik 
auf die Haltung Polens 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 

Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in dies en 

Kapiteln gegebene 

finden Sie in dem Buch 

Die deutsche 



I. Vernichtungsfeldzug gegen die Deutsche Volksgruppe VolkssrUDDe in Polen 



(Forts.) 



1934-39. 



Nr. 382 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 15. Juni 1939 

Ich habe weisungsgemaB gestern Vizeminister Graf Szembek aufgesucht und in scharfster 
Form Protest gegen die verschiedenen Verunglimpfungen des Fuhrers und Reichskanzlers 
eingelegt und Bestrafung der Schuldigen gefordert. Ich habe hierbei nicht nur die Anlagen des 
dortigen Erlasses ver- P59i wertet, sondern habe ferner auch hingewiesen auf die Vorfalle, die 
in Theatern und Kabaretts vorgekommen sind, auf die bereits wiederholt beanstandete 
Verbrennung von Strohpuppen, die den Fiihrer darstellen, sowie auf die sonstige Propaganda, 
die neuerdings nicht einmal vor den Schulen haltmacht. Ich habe weisungsgemaB zum 
Ausdruck gebracht, daB alle diese Vorgange nur zu erklaren seien aus der Untatigkeit der 
polnischen Behorden - trotz wiederholter Interventionen der Botschaft und der Konsulate - 
und aus der unverstandlichen Nachsicht, die polnischerseits in dieser Frage bisher beobachtet 
worden sei. 

Graf Szembek erwiderte zunachst in bezug auf die als besonders grobe und gemeine 
Verunglimpfung des Fuhrers anzusehenden Flugzettel, daB die Polnische Regierung bereits 
eingeschritten sei und die Konfiskation dieser Flugzettel angeordnet habe. Ich entgegnete, daB 
die Beschlagnahme in diesem Falle nicht ausreichen konne, weil, wenn einem StraBenhandler 
Flugzettel abgenommen wiirden, sie unbemerkt in einer anderen StraBe weiter verkauft 
werden konnten, wie das denn auch schon deutlich aus der Tatsache zu ersehen sei, daB diese 
Flugzettel nicht nur in Kattowitz und anderen Stadten Oberschlesiens, sondern auch in Lodz 
und in Warschau feilgehalten worden seien. Nur eine energische Verfolgung und Bestrafung 
konne hier zum Ziele fiihren, und ich mlisse an dieser Forderung festhalten, um so mehr als 
der Polnischen Regierung ausreichende gesetzliche Handhaben zur Verfugung standen, um 
eine Bestrafung herbeizufuhren. 

Graf Szembek versuchte dann auszuweichen, indem er auf die Haltung der deutschen Presse 
hinwies. Aus einem offenbar bereitgelegten StoB verschiedener Presseausschnitte las er mir 
einen Absatz des Artikels der Deutschen Diplomatisch-Politischen Korrespondenz vom 12. 
Juni vor, aus dem er besonders beanstandete, daB Dirschau und Graudenz als deutsche Stadte 
bezeichnet worden seien. Er verstieg sich zu der Behauptung, daB in der polnischen Presse 
derartige annexionistische Gedanken nicht zu finden seien. Ich konnte ihm erwidern, daB 
nicht nur fast taglich die polnische Presse, sondern daB auch letzthin eine ihm anscheinend 
unbekannt gebliebene Ministerrede (Koscialkowski) ganz unverbliimt Revisionswunsche zum 
Ausdruck gebracht hatte. Im ubrigen lehnte ich jeden Vergleich der deutschen Presse mit den 
ziigellosen Produkten der polnischen Zeitungen ab und machte auBerdem geltend, daB es sich 
in der von mir vorgebrachten Beschwerde nicht um allgemeine Presseangelegenheiten 
handele, sondern um Verunglimpfungen und Beleidigungen des deutschen Staatsoberhauptes, 
denen aus der deutschen Presse uberhaupt nichts irgendwie Vergleichbares entgegengestellt 
werden konnte. 

Graf Szembek versuchte auch im weiteren Verlauf der Unterredung noch mehrfach die von 
mir vorgebrachte Beschwerde als Presseangelegenheit zu behandeln. Ich habe demgegenuber 
erneut darauf hingewiesen, daB meine heutige Intervention nichts mit allgemeinen 



Pressebeschwerden zu tun habe, und habe nachdriicklich Untersuchung und Bestrafung der 
Schuldigen gefordert, indem ich geltend machte, daB in alien von mir vorgebrachten Fallen, u. 
a. auch bei verschiedenen Karikaturen die Tatbestandsmerkmale der Beleidigung vorhanden 
seien. Als ich dann schlieBlich Graf Szembek gegeniiber mein Erstaunen zum Ausdruck 
brachte, bei ihm so wenig Verstandnis fur diese vollig klarliegenden Fragen zu finden, lenkte 
er ein und erklarte, die ganze Angelegenheit einer erneuten Priifung unterziehen zu wollen. 

von Moltke 



T3601 

Nr. 383 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 16. Juni 1939 

Durch Verfugung des Woiwoden vom 15. d. M. ist der Verein "Evangelisches Vereinshaus 
Herberge zur Heimat" in Posen liquidiert und am gleichen Tage das Eigentum des Vereins, 
das Evangelische Vereinshaus und das sonstige Vermogen, einem polnischen Liquidator 
ubergeben worden. 

Das Aleja Marszalka Pilsudskiego 19 gelegene groBe Gebaude gegeniiber der deutschen 
Landesgenossenschaft, der Universitat und dem SchloB stellt schon durch seine sehr gunstige 
Lage und den guten Zustand des Hauses einen groBen Wert dar, der mit dem 
beschlagnahmten Inventar mehrere hunderttausend Zloty betragt. Von besonderer Bedeutung 
ist es aber vor allem als das letzte Haus, das dem Deutschtum in Stadt und Woiwodschaft 
Posen fiir seine kulturellen Zwecke zur Verfugung stand. In dem Vereinshaus befindet sich 
das Evangelische Hospiz mit etwa 30 Zimmern und 50 Betten, das bisher einzige deutsche 
Hotel in Posen. Der Saalbau des Hauses mit dem etwa 400 Personen fassenden groBen Saal 
und anderen Raumlichkeiten diente den Posener deutschen Organisationen fiir ihre 
Veranstaltungen; er war der einzige groBe Saal, nachdem Anfang d. J. das Deutsche Haus 
beschlagnahmt worden war. So hatte die Deutsche Biihne nach der SchlieBung des Deutschen 
Hauses hier ihre Tatigkeit fortgesetzt. In dem Saale des Vereinshauses fanden groBere 
Versammlungen und festliche Veranstaltungen der Volksgruppe, die Sitzungen der 
Landessynode und die nationalen Feiern der Reichsdeutschen statt. Die Raumlichkeiten 
wurden ferner benutzt von dem Mannergesangverein, dem Bachverein, dem Evangelischen 
Verein junger Manner, dem Kirchlichen Jungmadchen-Verein, der Jungschar. In demselben 
Gebaude war die "Herberge zur Heimat" untergebracht; Wohnraume dienten dem 
Lehrlingsverein, dem Verein der Freundinnen junger Madchen fiir die Unterbringung 
durchreisender junger Madchen sowie der Fursorge fiir weibliche Angestellte. Der Liquidator 
hat samtlichen in dem Hause beschaftigten Angestellten, insbesondere des Hospizes, zum 
Ende d. M. gekundigt, so daB eine erhebliche Anzahl volksdeutscher Familien und 
Einzelpersonen brotlos wird. An der StraBenseite befinden sich in dem Gebaude die 
evangelische Vereinsbuchhandlung, eine Filiale der Volksdeutschen Bank fiir Handel und 
Gewerbe und eine Reihe von Laden, denen aufgegeben ist, innerhalb drei Tagen das Haus zu 
raumen. 

Die polnischen Behorden haben mit der Beschlagnahme des Vereinshauses bewuBt dem 
Deutschtum einen empfindlichen Schlag versetzen wollen. Da gleichzeitig das Kasino-Haus 



in Bromberg, das Haus des Mannergesangvereins in Lodz und das Deutsche Haus in 
Tarnowitz geschlossen worden sind, handelt es sich zweifellos um eine groBe Aktion gegen 
die Volksdeutschen. 

Walther 



1361] 

Nr. 384 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 19. Juni 1939 

Uber die groBe Zahl der MiBhandlungen von Reichs- und Volksdeutschen lege ich eine neue 
Liste von 52 Fallen vor. 

In letzter Zeit haufen sich die Meldungen, nach denen Volksdeutsche sowohl auf dem Lande 
wie auch in Posen mit Anrufen "Wenn es jetzt zum Kriege kommt, werden wir Euch alle 
aufhangen" bedroht werden. 

Walther 



Nr. 385 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 19. Juni 1939 

Die Lage der deutschen Volksgruppe hat sich im Verlauf der letzten Wochen ganz wesentlich 
verschlechtert und die Verhetzung hat AusmaBe angenommen, wie ich sie wahrend meiner 
langjahrigen hiesigen Tatigkeit noch nicht habe beobachten konnen. 

Am Dienstag, dem 13., war Senator Hasbach bei dem Ministerprasidenten, um noch einmal 
auf diesem Wege den Versuch zu machen, eine Besserung der Zustande herbeizufuhren. 
Unmittelbar darauf erfolgte der bisher schwerste Schlag gegen das Deutschtum mit der 
Enteignung des Deutschen Hauses in Bromberg, der SchlieBung und Beschlagnahme des 
Deutschen Hauses in Lodz, des evangelischen Vereinshauses in Posen und des Deutschen 
Hauses in Tarnowitz. Uber die umfangreichen SchlieBungen von Organisationen in 
Wolhynien sind noch Erhebungen im Gange. 

Ich werde selbstverstandlich auch diese auBerordentlich schwerwiegenden behordlichen 
MaBnahmen im AuBenministerium zur Sprache bringen, zweifle allerdings nach den 
Erfahrungen der letzten Zeit, ob dort Geneigtheit zu einer Anderung in der Einstellung 
gegenuber der deutschen Volksgruppe zu finden sein wird. Schon bei meiner letzten 
Unterredung mit Graf Szembek, liber die ich am 15. Juni berichtet habe,— habe ich die 



bedrohliche Zuspitzung der Gesamtsituation und die ungeheuer schwere Lage der Minderheit 
mit allem Nachdruck zur Sprache gebracht und meinem Befremden darliber Ausdruck 
gegeben, daB bei der an sich schon vorhandenen und immer wieder zu Zwischenfallen 
fuhrenden deutschfeindlichen Stimmung der Bevolkerung nunmehr auch noch die Behorden 
sich mit rigorosen VerwaltungsmaBnahmen an der Bedruckung der Minderheit beteiligen. 

Graf Szembek verwies auf die Beschlagnahme des Polnischen Hauses in Ratibor, worauf ich 
ihm erwiderte, er wisse doch genau, daB es sich hierbei nur um eine Repressalie gegeniiber 
den Beschlagnahmen der deutschen Heime mn in Karwin und Oderberg handle und daB wir 
sofort bereit sein wiirden, die Beschlagnahme in Ratibor riickgangig zu machen, wenn 
polnischerseits die SchlieBung von Karwin und Oderberg wieder aufgehoben wiirde. Wir 
befanden uns auf einer abschlissigen Bahn und man konne hinsichtlich der weiteren 
Entwicklung nur ernste Sorgen haben. Auf meine Frage, ob er es nicht flir angezeigt halten 
wiirde, der gefahrlichen Politik der inneren Behorden Einhalt zu gebieten, antwortete Graf 
Szembek nur mit einem resignierten Achselzucken. Er verwies zwar mit dem Ausdruck des 
Bedauerns auf die rapide Verschlechterung der Lage, zeigte aber keinerlei Initiative, um, 
meiner Anregung entsprechend, einen Abbau der KampfmaBnahmen herbeizufuhren. 

Es ist ein bedauerliches Zeichen, wenn selbst Graf Szembek, bei dem wir immer auf 
verstandnisvolle Bereitschaft zur Beseitigung der auftretenden Schwierigkeiten rechnen 
konnten, jetzt offenbar keine Moglichkeit mehr sieht, der gefahrlichen Entwicklung 
entgegenzuwirken. Ob es sich hierbei darum handelt, daB das Auswartige Ministerium nicht 
eingreifen will, oder ob es sich gegeniiber den nationalistischen Stromungen der Militars nicht 
durchsetzen kann, ist schwer zu entscheiden. Ich habe in friiheren Berichten wiederholt darauf 
hingewiesen, wie schwierig die Situation des AuBenministers Beck sich in den letzten 
Monaten gestaltet hat und wie die militarischen Kreise immer starkeren EinfluB auf die 
polnische AuBenpolitik gewonnen haben. Ich habe nicht den Eindruck, daB sich an dieser 
Lage etwas geandert hat. 

von Moltke 



Nr. 386 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 22. Juni 1939 

Anbei beehre ich mich, Abdruck einer weiteren Sammlung von Fallen von Ausschreitungen 
gegen Angehorige der deutschen Volksgruppe fur das ganze polnische Staatsgebiet 
vorzulegen, die von der Jungdeutschen Partei zusammengestellt und von Herrn Wiesner am 
19. d. M. an den Polnischen Ministerprasidenten abgesandt worden ist.— 

Noldeke 



Nr. 387 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 23. Juni 1939 

Auf Anordnung des Woiwoden von Pommerellen vom 20. Juni d. J. ist unter Hinweis auf 
Artikel 26, Punkt 4 des Vereinsgesetzes der "sogenannte" Johanniter-Orden als "rechtlich 
nicht bestehend" erklart worden. 

In Pommerellen besaB der Johanniter-Orden das im Jahre 1 894 erbaute Johanniter- 
Krankenhaus in Dirschau sowie ein weiteres Krankenhaus in r363i Briesen. Beide 
Krankenhauser sind am 21. d. M. von den Liquidatoren iibernommen worden. Die deutschen 
Johanniter-Schwestern des Dirschauer Krankenhauses muBten noch am gleichen Tage die 
Anstalt verlassen und wurden durch polnisch-katholische Vinzenz-Schwestern ersetzt. 

Die polnische Presse des hiesigen Amtsbezirks hat auch diesen erneuten Diebstahl deutschen 
Eigentums mit Genugtuung begruBt, ohne sich um eine eingehende Begriindung desselben 
auch nur zu bemuhen. 

von Kuchler 



Nr. 388 
Der Deutsche Konsul in Lodz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lodz, den 24. Juni 1939 

Uber die Vorfalle in Pabianice vom 22. und 23. d. M. habe ich folgende authentische 
Darstellung erhalten: 

Am spateren Nachmittag des 22. sammelte sich vor der deutschen Turnhalle eine 
Menschenmenge, in der besonders zahlreiche Anhanger der Regierungspartei O. Z. N. zu 
sehen waren. Die Menge verlangte EinlaB in die Halle, in der einige Volksdeutsche gerade 
beim Turnen waren. Als der EinlaB verwehrt wurde, wurden Eingangstiir und verschiedene 
Fensterscheiben zerschlagen, so daB die Menge eindringen konnte. In der Halle selbst wurden 
einige Gegenstande demoliert; einige kleinere Gebrauchsgegenstande, wie Geschirr usw., 
gestohlen. Von der Blihne wurden polnische chauvinistische Reden gehalten. Der in der 
Turnhalle anwesende Volksdeutsche Keil, Sohn des gleichnamigen Buchhandlers in 
Pabianice, wurde bedroht und muBte liber einige Zaune fluchten. Dabei wurde er von der 
Menge erreicht und verpriigelt. 

Nach Demolierung der Schule begab sich die Menge zum Bethaus der Briidergemeinde. Der 
Betsaal ist besonders stark demoliert worden. Samtliche deutschen Gesangbucher und 
sonstige Schriften, darunter auch deutsche Bibeln, wurden von der Menge zerrissen. 



In Vertretung 

von Trutzschler 



Nr. 389 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 26. Juni 1939 

Die polnischen Behorden gehen in der letzten Zeit offenbar systematisch dazu liber, aus den 
hiesigen Werken auch die letzten noch verbliebenen deutschen Arbeiter und Angestellten zu 
entfernen. In den groBeren Industrieunternehmungen wurden sogenannte National-Komitees 
gegriindet, die sich aus Mitgliedern des polnischen Westverbandes und anderer 
deutschfeindlicher Verbande zusammensetzen. Sie haben die Aufgabe, die Belegschaftslisten 
der einzelnen Werke eingehend nach noch beschaftigten Deutschen durchzusehen J3641 und 
diese an die Werksleitungen zwecks sofortiger Entlassung bekanntzugeben. Die National- 
Komitees, die Hand in Hand mit den polnischen Arbeitsbehorden arbeiten, sollen zur 
Entlassung vorschlagen alle Belegschaftsangehorigen, die 

1. deutschen Organisationen angehoren, 

2. ihre Kinder in die deutsche Schule schicken bzw. geschickt haben, 

3. deutsche Gottesdienste besuchen oder Mitglieder deutscher Volksbuchereien sind, 

4. zwar polnischen Berufsorganisationen beigetreten sind, jedoch nach ihrem 
sonstigen Verhalten und ihrer Vergangenheit zum deutschen Volkstum zu rechnen 
sind. 

Der Umfang dieser neuen fiir die Beurteilung der Lage durch die hiesigen Behorden sehr 
bezeichnenden Kundigungswelle ist im einzelnen noch nicht zu ubersehen. Jedenfalls werden 
wieder Hunderte von deutschen Existenzen davon betroffen werden. 

Noldeke 



Nr. 390 
Das Auswartige Amt an den Deutschen Botschafter in Warschau 

Telegramm 

Berlin, den 26. Juni 1939 

In Beantwortung polnischen Vorgehens gegen evangelisches Vereinshaus in Posen, Kasino- 
Gesellschaft in Bromberg und Mannergesangverein in Lodz ist beabsichtigt, Dom Polski in 
Buschdorf, Kreis Flatow, zu schlieBen. Durch SchlieBung dieses Hauses, in dem zahlreiche 
Kurse, Schulungen usw. stattfinden, wiirde polnische Volkstumsarbeit empfindlich getroffen 
werden. Nach Ansicht Innenministeriums sind uberdies Ausschreitungen emporter deutscher 
Grenzbevolkerung zu erwarten, falls nicht SchlieBung alsbald erfolgt. 



Erbitte umgehende drahtliche Stellungnahme zur Frage Repressalien im allgemeinen und 
beabsichtigter MaBnahmen gegen Dom Polski in Buschdorf im besonderen. 

Woermann 



Nr. 391 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 27. Juni 1939 

Es ist keinesfalls zu erwarten, daB sich die Polen durch deutsche GegenmaBnahmen von 
weiteren eventuell fur notwendig erachteten Aktionen zuriickhalten lassen. Sie werden im 
Gegenteil - wie der Fall Ratibor gezeigt hat— - unsere Repressalien als willkommenen AnlaB 
und als Rechtfertigung gegeniiber dem Ausland benutzen, um noch weitere MaBnahmen 
gegen die deutsche Minderheit zu ergreifen. 

Einen praktischen Nutzen haben bei der gegenwartigen Situation Repressalien deshalb 
uberhaupt nicht mehr; sie beeintrachtigen nur das jetzt klare Bild des einseitigen 
Vernichtungskampfes der Polen gegen die deutsche Volksgruppe. 



13651 Was speziell Fall Buschdorf anbetrifft, so ist zu befurchten, daB SchlieBung dortigen Dom 
Polski gleiche ungiinstige Wirkung wie Aktion gegen Polnisches Heim in Ratibor haben 
wiirde. Bei allem Verstandnis flir Erregung Grenzbevolkerung mochte ich daher glauben, daB 
Interessen der schwer ringenden deutschen Volksgruppe in Polen doch vorgehen sollten. 

Moltke 



Nr. 392 

Die Deutsche Botschaft in Warschau 

an das Polnische Ministerium fur Auswartige Angelegenheiten 

Verbalnote 

Warschau, den 27. Juni 1939 

Die Deutsche Botschaft beehrt sich, im Auftrage ihrer Regierung die Aufmerksamkeit des 
Ministeriums flir Auswartige Angelegenheiten auf folgenden Vorfall zu lenken: 

Nach einem Bericht der Gazeta Pomorska Nr. 116 vom 20./21. Mai d. J. hat der 
Generalstabsoberst Switalski anlaBlich der BegruBung der zur Kirchenvisitation nach 
Graudenz gekommenen Bischofe Dr. Okoniewski und Dominik im Namen der polnischen 
Armee eine BegruBungsansprache gehalten und in dieser u. a. von dem Deutschen Reich als 
dem "uns ewig bekampfenden Nachbarn" und "Feind" gesprochen. Er hat ferner im Hinblick 
auf die im Reich am 17. Mai durchgefuhrte Volkszahlung festgestellt, daB "die Verfolgung 



unserer Bruder durch den starksten StoB gekront werden soil", und seine Rede wie folgt 
geschlossen: "Beten Sie mit uns gerade heute am Tage der Volkszahlung darum, daB unsere 
Bruder aushalten mogen, daB ihre Probezeit verkiirzt wird, und um eine groBe Tat, um ein 
zweites Grunwald,— das sie aus der Unfreiheit erlost und uns einen entsprechenden Frieden 
sichert." 

Die Deutsche Botschaft beehrt sich, im Auftrage ihrer Regierung wegen dieser 
deutschfeindlichen Rede, die ein Vertreter der polnischen Armee bei einem offiziellen AnlaB 
gehalten hat und in der unter anderem offen Anspruch auf deutsches Gebiet erhoben wird, 
Verwahrung einzulegen. 



Nr. 393 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 3. Juli 1939 

Am Freitag, dem 30. v. M., fand in Gdingen die Jahreshauptversammlung der polnischen 
Pommereller Landwirtschaftsgesellschaft in Gegenwart des Landwirtschaftsministers 
Poniatowski, des Pommereller Woiwoden, Ministers Raczkiewicz und zahlreicher anderer 
fuhrender Personlichkeiten statt. Minister Poniatowski, der auf dieser Kundgebung das Wort 
ergriff, erklarte, daB in nachster Zeit die Parzellierungsaktion in Pommerellen verstarkt 
durchgefuhrt r366i werden wiirde. Im AnschluB an die Rede Poniatowskis wurde eine 
EntschlieBung gefaBt, in der u.a. schnellste Parzellierung der deutschen Giiter in 
Pommerellen, Ausweisung der deutschen Optanten aus Polen und ErlaB eines Gesetzes liber 
die Entziehung der polnischen Staatsburgerschaft und die Konfiszierung des Vermogens von 
polnischen Staatsangehorigen, die ins Reich gefliichtet sind, gefordert wurden. 

von Kuchler 



Nr. 394 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 5. Juli 1939 

Wie ich bereits wiederholt berichtet habe, hat die Bedriickung der deutschen Volksgruppe auf 
kirchlichem Gebiet eine weitere Verscharfung erfahren. Da das deutsche Element in seiner 
uberwiegenden Mehrheit dem evangelischen Glauben angehort, hat es sich die polnische 
Politik zum Ziel gesetzt, die Organisation der deutsch-evangelischen Kirche nach Moglichkeit 
lahm zu legen. Bezeichnend sind in diesem Zusammenhang die Vorgange, die dazu gefuhrt 
haben, daB der hochverdiente und wegen seines unerschutterlichen Glaubens allgemein 
geachtete Pfarrer Kleindienst aus Wolhynien seines Amtes enthoben und schlieBlich aus 
seiner Heimat, in der seine Familie mehr als zwei Jahrhunderte lebte, ausgewiesen wurde. Die 



von der Botschaft unternommenen Versuche, eine Zurlickziehung dieser MaBnahme 
herbeizufiihren, die naturgemaB bei den Deutschen in Wolhynien und dariiber hinaus auch bei 
der deutschen Volksgruppe in Westpolen sehr viel boses Blut gemacht hat, sind leider 
ergebnislos geblieben. 

Wie sehr sich auch sonst in letzter Zeit die Gewalttatigkeiten gegen die evangelische Kirche 
und ihre Trager gehauft haben, ergeben die in der beiliegenden Aufzeichnung aufgefuhrten 17 
Falle, deren Tatbestand durch Zeugenaussagen erhartet worden ist. 

von Moltke 



Aufzeichnung 

1. Am 2. Marz wurde das groBe Fenster der Christuskirche in Posen, ferner die Fenster im 
Arbeitszimmer des dortigen Superintendenten zertrummert. 

2. Am 12. Marz wurde Pfarrer Diestelkamp in Wisseck von 15 bis 20 jungen Burschen 
uberfallen, vom Motorrad gestoBen und schwer miBhandelt. Die anwesende Polizei blieb 
untatig. 

3. Im Marz wurden im Pfarrhaus in Schokken 22 Fensterscheiben zertrummert. 

4. Am 29. Marz demonstrierte eine Menschenmenge vor dem Pfarrhaus in Kruschwitz und 
zertriimmerte 21 Fensterscheiben. 

5. Am 31. Marz wurde Superintendent ABmann aus Bromberg und Kirchenaltester Quade aus 
Labischin mit Steinen beworfen. 

6. Am 15. April wurde Vikar Ortlieb in Neubarkoschin auf der StraBe schwer miBhandelt und 
mit Stiefelabsatzen ins Gesicht geschlagen. 



12671 7. In der Nacht vom 18. zum 19. April wurden im Pfarrhaus und Betsaal in Lonkors 63 
Fensterscheiben zertrummert. 

8. Am 19. April wurde Pfarrer Schenk in Hallkirch durch Steinwurfe verletzt. 

9. Am 28. April wurden auf dem Friedhof in Neulaube bei Lissa Grabmaler zerstort. 

10. Am gleichen Tage wurde das Pfarrhaus in Zirke uberfallen. 

11. Am 2. Mai wurde der Kindergottesdiensthelfer Lenz zwischen Schubin und Kl. Salzdorf 
vom Rade gestoBen und schwer miBhandelt. Rad und Biichertasche wurden gestohlen. 

12. In der Nacht vom 3. zum 4. Mai wurde die Kirche in Briesen von unbekannten Tatern 
besudelt. 

13. Am 7. Mai wurde der Gottesdienst in Rakot durch eine Menschenmenge verhindert, die in 
die Kirche eindrang; dieselbe Kirche wurde am Himmelfahrtstage von polnischen Tatern 
vernagelt. 



14. Am 24. Mai wurde das Altarfenster der Kirche in Rheinsberg zertriimmert. 

15. Am 24. Mai wurde Pfarrer Schenk in Hallkirch auf einer Fahrt liber Land erneut mit 
Steinen beworfen. 

16. Am 2. Juni wurden im Pfarrhaus in Staykowo 16 Fensterscheiben zertriimmert. 

17. Am 5. und 6. Juni wurde das Pfarrhaus in Hohensalza iiberfallen. Superintendent 
Diestelkamp wurde durch Steinwiirfe am Kopf verletzt. 



Nr. 395 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 10. Juli 1939 

Der VorstoB der polnischen Behorden gegen das deutsche Genossenschaftswesen hat sich 
weiterhin verscharft. Die MaBnahmen richten sich vor alien Dingen gegen die deutschen 
Molkereigenossenschaften. So wurden im Laufe der letzten Zeit drei groBe 
Molkereigenossenschaften durch polizeiliche Verfiigung geschlossen, darunter am 6. d. M. 
auch die groBe, neuzeitlich eingerichtete Posener Molkerei. Die SchlieBung wurde damit 
begriindet, daB die Untersuchung hygienische Mangel der Molkereieinrichtung ergeben hatte. 
Diese Begriindung wirkt um so erstaunlicher, als allgemein bekannt ist, daB es sich bei der 
Posener Molkerei um einen sehr gut instand gehaltenen und sachgemaB eingerichteten Betrieb 
handelt. 

Gleichfalls wurde die Molkerei in Wollstein geschlossen, nachdem der Versuch der Polen, 
durch Aufnahme polnischer Genossen die Mehrheit zu erzwingen, erfolglos geblieben war. 

Diese MaBnahmen liegen im Zuge der polnischen Bestrebungen, durch schikanose und 
vielfach durch falsche Auslegung der Gesetze die volksdeutschen Unternehmungen und 
Organisationen zu vernichten. Auf diese Weise sind in den letzten Jahren etwa 60 
Molkereigenossenschaften dem Deutschtum verlorengegangen. 

Walther 



T3681 

Nr. 396 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 10. Juli 1939 

Der seitens der polnischen Behorden gegen die hiesige deutsche Volksgruppe gefiihrte 
Vernichtungskampf hat ein bisher nicht gekanntes AusmaB erreicht. Er richtet sich in gleicher 



Weise gegen die wirtschaftliche Existenz einzelner wie gegen das Bestehen der 
Volkstumsorganisationen. Bezeichnend ist, daB die polnischen Behorden jetzt nicht einmal 
mehr den Versuch unternehmen, ihrem Vorgehen gegen die Volksdeutschen irgendeine 
Rechtsunterlage zu geben. Eine Aufstellung iiber weitere 65 Falle fiige ich bei. 

Die iibersandten Listen konnen allerdings keinerlei Anspruch auf Vollstandigkeit machen, 
weil dem Generalkonsulat meist nur ein Bruchteil der tatsachlich erfolgten Ubergriffe zur 
Kenntnis gelangt. Denn die meisten der durch Uberfalle und sonstige MaBnahmen 
geschadigten Deutschen haben Furcht davor, die Deutschtumsorganisationen oder das 
Generalkonsulat zu verstandigen. 

In Vertretung 

Graf 



Nr. 397 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 11. Juli 1939 

Wegen der Ermordung des Reichsangehorigen Alois Sornik habe ich weisungsgemaB sehr 
ernste Vorstellungen bei dem Stellvertreter des AuBenministers, Graf Szembek, erhoben. Graf 
Szembek, der sich iiber die Einzelheiten des Falles genau orientiert zeigte, wies darauf hin, 
daB es sich hier nicht um eine politische Angelegenheit handele, sondern daB nach den 
Nachrichten, die das AuBenministerium bisher erhalten hatte, der Mord aus Eifersucht 
begangen worden sei. Ich brachte demgegenuber zum Ausdruck, daB, selbst wenn personliche 
Griinde bei der Tat mitgespielt hatten, die Schwere des Verbrechens doch zweifellos in erster 
Linie auf die maBlose und systematische deutschfeindliche Hetze, die von der Polnischen 
Regierung geduldet werde, zuriickzufuhren sei. Graf Szembek gab schlieBlich zu, daB die 
augenblicklich in Polen herrschende deutschfeindliche Stimmung sicher nicht ohne EinfluB 
auf den Tater geblieben sei. 

Ich verwies in diesem Zusammenhang auch auf die in letzter Zeit nahezu unertraglich 
gewordene Verfolgung des Deutschtums im oberschlesischen Verwaltungsbereich des 
Woiwoden Grazynski, den man wohl mit Recht als den Totengraber der deutsch-polnischen 
Verstandigung bezeichnen konne. Ich bemerkte des weiteren, ich hatte nachgerade den 
Eindruck gewonnen, daB es zwecklos sei, Minderheitenfragen uberhaupt noch zur Sprache zu 
bringen, nachdem die von mir in meiner letzten Unterredung mit ihm— zum Ausdruck 
gebrachte Verstandigungsbereitschaft polnischerseits durch die am nachsten Tage 
durchgefiihrte SchlieBung der deutschen Hauser in Posen, m Lodz, Bromberg und Tarnowitz 
in leider nicht miBzuverstehender Weise beantwortet worden sei. 

12691 Wie bei meiner Unterredung vom 14. Juni— nahm Graf Szembek meine Bemerkung 
resigniert und stillschweigend zur Kenntnis. Auch diese Unterhaltung bestatigt von neuem, 
daB in der gegenwartigen Lage keinerlei Aussichten mehr vorhanden sind, die 
Minderheitenfragen zum Gegenstand von Erorterungen mit der Polnischen Regierung zu 
machen. Es ist immer schwierig gewesen, Minderheitenfragen im AuBenministerium zur 
Sprache zu bringen. Wie die taglich zunehmende Zahl der Gewaltakte gegen die 



Volksdeutschen zeigt, fiihlt sich aber offensichtlich die Polnische Regierung jetzt durch die 
englische Blankovollmacht so stark, daB sie es nicht mehr flir notig halt, bei der Behandlung 
der Minderheit irgendeine Riicksicht auf die deutschen Interessen zu nehmen, obwohl sie sich 
doch wohl dariiber klar sein muB, daB die deutsch-polnischen Beziehungen hierdurch 
nachgerade in fast unertraglicher Weise belastet werden. 

von Moltke 



1 



Nr. 398 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 12. Juli 1939 

Mit dem Ende dieses Schuljahres sind folgende deutsche Volksschulen geschlossen worden: 

1. Karmin, Kreis Jarotschin, 53 Schuler, 

2. Strzalkowo, Kreis Wreschen, 45 Schuler, 

3. Zatom Novvy (Neuzattum), Kreis Birnbaum, 22 Schuler, 

4. Mechnacz, Kreis Birnbaum, 19 Schuler, 

5. Strzyzewo-Smykowe (Striesen), Kreis Gnesen, 32 Schuler, 

6. Zdziechowa (Zechau), Kreis Gnesen, 43 Schuler, 

7. Grebocin (Gramtschen), Kreis Thorn, 46 Kinder, 

8. Czempin, Kreis Kosten, 22 Kinder, 

9. Daleszynek, Kreis Birnbaum, 19 Schuler, 

10. Gnesen, 209 Schuler, 

11. Wollstein, 81 Schuler, 

12. Miedzychod (Birnbaum), 102 Schuler, 

13. Gniew (Mewe), Kreis Dirschau, 48 Kinder. 212 

Walther 



Anmetfeum^en: 



205 Vgl. Nr. 382 . ...zurlick... 

206 Es handelt sich um mehrere hundert Falle von Entlassungen, Sachbeschadigungen, 
Bestrafungen, Uberfallen und MiBhandlungen. ...zuruck... 

207 Vgl. Nr. 385 . ...zurlick... 



708 

Grunwald ist die polnische Bezeichnung flir die Schlacht von Tannenberg 1410. ...zuruck. 
209 Vgl. Nr. 385 . ...zuruck... 
210 Vgl. Nr. 383 . ...zuruck... 
211 Vgl. Nr. 385 . ...zuruck... 

717 

Seit 1924 sind von den damals noch vorhandenen 557 deutschen Schulen 425 Schulen 
durch die polnischen Behorden geschlossen worden. Vgl. auch Nr. 12 und Anm. T91 . 
...zuruck... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung 
der Britischen Einkreisungspolitik 
auf die Haltung Polens 



I. Vernichtungsfeldzug gegen die Deutsche Volksgruppe 

(Forts.) 



Nr. 399 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 



Anm. d. Scriptorium: 

Eine noch mehr ins 
Einzelne gehende 

Dokumentation der 

Lage der 

Volksdeutschen in 

Polen als die in dies en 
Teschen, den 13. Juli 1939 Kapiteln gegebene 

finden Sie in dem Buck 
Die Woiwodschaft in Kattowitz hat dem Deutschen Theaterverein in jy- A eu t scne 

Teschen die weitere Tatigkeit verboten mit der Begriindung, daB 

diese Tatigkeit die offentliche Sicherheit und den Schutz der 

Grenzen gefahrdet. DaB die Begriindung dieses Beschlusses nur ein 

Vorwand ist, bedarf keiner weiteren Darlegung. 



Volksgruppe in Polen 
1934-39. 



D701 Das Vereinsvermogen besteht im wesentlichen aus dem Theatergebaude, einem Magazin, 
einem Wohnhaus sowie einem reichhaltigen Bestand von Theaterrequisiten. Mit Rucksicht 
darauf, daB das Theater flir 600 Besucher Platz bietet und baulich in einem ausgezeichneten 
Zustand ist, diirfte der Wert des Vereinsvermogens auf etwa 500.000 Zloty zu schatzen sein. 

Dieser neuerliche Schlag gegen das hiesige Deutschtum ist auBerordentlich schwer und 
bedauerlich. Das Theater ist seinerzeit aus Mitteln der deutschen Volksgruppe und von einem 
deutschen Architekten erbaut. Es stellt ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste 
Kulturzentrum des Deutschtums im Olsa-Gebiet dar. Es war vor allem das letzte, in 
deutschem Besitz befindliche Theatergebaude in ganz Polen. Die Erbitterung der hiesigen 
deutschen Bevolkerung ist naturgemaB sehr groB. 

In Vertretung 

EhrenhauB 



Nr. 400 
Der Deutsche Konsul in Lemberg an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lemberg, den 15. Juli 1939 

Im Laufe des Monats Juni haben die polnischen Behorden scharfe MaBnahmen gegen die 
deutschen Organisationen in Wolhynien durchgefiihrt. Wirtschaftlich wurden die Deutschen 
durch die SchlieBung zahlreicher deutscher Genossenschaften getroffen. Besonders brutal ist 
das Vorgehen der polnischen Polizei gegen die deutschen Organisationen, die mit den 
gleichen Mitteln bekampft werden, wie die politischen und wirtschaftlichen Korperschaften 
der Ukrainer. Das Vorgehen der polnischen Polizei spielt sich meistenteils so ab, daB die 
Fiihrer der Ortsgruppe so lange miBhandelt werden, bis sie sich schriftlich zu einer Auflosung 
der Ortsgruppe verpflichten. Besonders grausamen MiBhandlungen war der Leiter der 
Ortsgruppe in Harazdze bei Luck ausgesetzt. Ahnliche Falle sind mir aus folgenden deutschen 
Siedlungen in Wolhynien bekanntgeworden: Wicentowka, Stanislawka, Stary Zapust, 
Podhajce und Ochocin. 

Seelos 



Nr. 401 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 20. Juli 1939 

Ich ubersende eine neue Aufstellung liber Ausschreitungen gegen die deutsche Volksgruppe. 
Ich mochte besonders darauf hinweisen, daB es sich bei diesen nahezu 200 Fallen nur um 
solche Falle handelt, die sich in der Zeit zwischen dem 5. und 20. Juli ereignet haben. 

In Vertretung 

Graf 



3711 

Nr. 402 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Bericht 

Kattowitz, den 24. Juli 1939 



In Oberschlesien dauern die Ausschreitungen gegen Volksdeutsche an. In der Zeit vom 1. bis 
20. Juli haben mehr als 30 Uberfalle auf Volksdeutsche, ferner eine Anzahl von 
MiBhandlungen, Einschlagen von Fensterscheiben sowie Verhaftungen stattgefunden. Auch 
die Untersuchungen von Wohnungen Volksdeutscher seitens der Polizei haben in letzter Zeit 
in bemerkenswerter Weise zugenommen. 

In Vertretung 

Schuller 



Nr. 403 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 25. Juli 1939 

An den Ausschreitungen gegen die Volksdeutschen beteiligte sich insbesondere das Militar. 
So wurden am 2. Juli zwei Volksdeutsche nach abgehaltener und ergebnislos verlaufener 
Haussuchung von einem Offizier in dem Orte Schanzendorf, Kreis Bromberg, aufgefordert, 
mit dem Gesicht zum Zaun an der StraBe niederzuknien. Sie wurden dann von Soldaten 
derartig miBhandelt, daB ihnen das Blut aus Nase, Mund und Ohren gelaufen ist. Zufallig 
vorbeikommende polnische Kirchganger wurden von dem Offizier aufgefordert, die 
Deutschen anzuspucken. 

Es liegen mir eine Anzahl von Meldungen vor liber das Anhalten von Volksdeutschen durch 
polnische Patrouillen. Wenn hierbei seitens des polnischen Militars festgestellt wird, daB die 
Volksdeutschen der polnischen Sprache nicht vollkommen machtig sind, kommt es fast stets 
zu Bedrohungen und Tatlichkeiten. 

In Vertretung 

Graf 



Nr. 404 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 28. Juli 1939 

Wenn zunachst angenommen werden konnte, daB wenigstens voriibergehend ein Nachlassen 
der Massenkundigungen reichs- und volksdeutscher Arbeiter und Angestellter eintreten 
wiirde, so hat sich dies nicht bestatigt. Die Kundigungen werden vielmehr laufend 
vorgenommen. 



13721 Aus der Gesamtheit der Meldungen ergibt sich schon jetzt, daB im gesamten Amtsbezirk 
kaum noch ein leitender reichs- oder volksdeutscher Angestellter in ungekundigter Stellung 



ist. Es bestatigt sich ferner erneut die Richtigkeit der Befiirchtung, daB im Herbst iiberhaupt 
keine volksdeutschen Arbeiter und Angestellten im hiesigen Gebiet mehr beschaftigt sein 
werden. 

Bemerkenswert ist, daB die polnischen Behorden wieder einen erheblichen Druck bei den 
Industrieunternehmungen auf die Kiindigungen ausiiben. 

Als Kiindigungsgrund, wenn iiberhaupt ein solcher abgesehen von der Tatsache der deutschen 
Volkszugehorigkeit angegeben wird, dient zur Zeit besonders haufig der Umstand, daB die 
Betreffenden ihre Kinder in deutsche Schulen schicken. Typisch fur die Einstellung der 
polnischen Behorden ist hier wieder, daB sie den aus obigem Grunde Entlassenen keine 
Arbeitslosenunterstutzung zubilligen, weil die Entlassung "durch eigenes Verschulden" 
erfolgt sei. 

In Vertretung 

EhrenhauB 



Nr. 405 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Teschen, den 3. August 1939 

Zufolge behordlicher Verfugung wurde am heutigen Tage die deutsche Schule in 
Alexanderfeld bei Bielitz geschlossen. Die Schule wurde von 155 Kindern besucht. Sie 
bestand seit 70 Jahren. 

Der Handelsschule in Bielitz, die von 220 Kindern besucht wird, ist eine kurz bevorstehende 
SchlieBung in Aussicht gestellt worden. 

Damerau 



Nr. 406 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Kattowitz, den 8. August 1939 

Nach streng vertraulichen Informationen soil hiesigen Deutschen neuer schwerer Schlag in 
Form von zahlreichen Verhaftungen bevorstehen. Information stiitzt sich auf verschiedene 
sachlich ubereinstimmende Andeutungen aus Kreisen polnischer Polizei. An einer Stelle soil 
ein Biindel unterschriebener Haftbefehle gesehen worden sein. 

Noldeke 



[373] 

Nr. 407 
Der Deutsche Konsul in Lemberg an das Auswartige Amt 

Bericht 

Lemberg, den 9. August 1939 

Das lebensstarke Deutschtum, das seit 150 Jahren in Galizien angesiedelt ist und etwa 55.000 
Menschen zahlt, hat in den letzten Jahrzehnten schon manche Krise iiberwunden. Die jetzige 
Krise greift aber tiefer, da sie nicht nur wirtschaftlicher Art ist, sondern die Grundlagen des 
volkischen Lebens bedroht. Seit etwa 3 Monaten wird den Deutschen jede Betatigung ihres 
Volkstums immer schwerer und sogar unmoglich gemacht. 

Mehrere deutsche Schulen sind bereits im Juni 1939 geschlossen worden, wie die privaten 
katholischen Gemeindeschulen in Angelowka und Pochersdorf und die evangelischen Schulen 
in Kaltwasser und Rosenberg. Weiteren Volksschulen diirfte dieses Schicksal bei Beginn des 
nachsten Schuljahres im September bevorstehen. 

Die deutschen Angestellten und Arbeiter in staatlichen und privaten polnischen Betrieben sind 
seit einigen Monaten systematisch entlassen worden. Auch bei einer Volksdeutschen 
Papierfabrik hat der Starost bereits amtlich geriigt, daB zuviel Deutsche beschaftigt werden. 
Danach ist selbst in volksdeutschen Betrieben die Arbeitsmoglichkeit beschrankt. Fur die 
zweiten und dritten Bauernsohne ist allmahlich jede Aussicht auf eine Berufstatigkeit verbaut. 

In den gemischt besiedelten Dorfern stehen die Deutschen unter standigem Druck der 
feindseligen Haltung der Polen. Sie mussen bei einer Verschlimmerung der deutsch- 
polnischen Spannung mit dem AuBersten, selbst Brandstiftung und Gefahr flir Leib und Leben 
rechnen. Fast der ganze Ort Schonthal ist vor einigen Wochen einer Brandstiftung zum Opfer 
gefallen. In einem andern Ort hat man versucht, die Ernte anzuziinden. 

Die deutsche Jugend in Galizien sieht schon jetzt keine Moglichkeit mehr flir die Zukunft, da 
sie riicksichtslos durch Verhaftungen, Schikanen, Schlage u. a. unterdriickt wird. 
Infolgedessen hat seit etwa 2 Monaten eine hemmungslose Abwanderung eingesetzt, die in 
einigen deutschen Siedlungen, wie z. B. Josefsberg, fast alle jungen Burschen erfaBt hat. 

Seelos 



Nr. 408 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 10. August 1939 

Wie der rucksichtslose Kampf gegen das Deutschtum gefuhrt wird, geht aus der anliegenden 
Rundverfugung des Oberfinanzamtes Graudenz hervor, in dem die polnischen 



Finanzbehorden aufgefordert werden, mit alien zur Verfiigung stehenden Mitteln das 
Besitztum der deutschen Minderheit zu reduzieren. 

In Vertretung 

Graf 

T3741 

Anlage 

(Ubersetzung) 

Oberfinanzamt Graudenz 

Nr. I-155/39/Geheim 

Graudenz, am 14. Juli 1939 
An 

samtliche Herren Vorstande der Finanzamter 

des Oberfinanzamts Graudenz 

Wegen der standigen Verschlechterung der Beziehungen der deutschen Minderheiten zum 
polnischen Staat ist es notwendig geworden, mit alien zur Verfiigung stehenden Mitteln das 
Besitztum der deutschen Minderheit in Polen zu reduzieren. 

Aus diesem Grunde empfiehlt das Oberfinanzamt den Herren Vorstehern der Finanzamter bei 
samtlichen in ihrem Bereiche zu erfassenden Minderheiten in diesem Sinne zu verfahren. 

Hierzu sind folgende Moglichkeiten vorhanden: 

Bei der Bemessung von Steuern, bei der Angabe des Umsatzes und Einkommens der 
Steuerzahler, Nichtanerkennung von SteuerermaBigung sowie Ablehnung von 
Zahlungserleichterungen und Ratenerteilung bei riickstandigen Steuern. 

Oberfinanzamt 

A. Klausal 

Chef der Abteilung I 



Nr. 409 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Posen, den 12. August 1939 

Deutscher Buchereiverein in Posen mit samtlichen Ortsgruppen und Sekretariaten in der 
Woiwodschaft Posen und Pommerellen gestern durch Burgstarost Posen suspendiert, Raume 
versiegelt, Bankkonten geschlossen, einstweilige Verwaltung durch polnischen Kurator. 
Begrundung: Vorfinden von Zeitschriften ohne Postdebit in Polen. Begrundung nicht 
stichhaltig, da nur vor Entziehung des Postdebits erschienene Exemplare gefunden. 

Hiesige Berufshilfe polizeilich geschlossen, Haussuchung andauert. 

Walther 



Nr. 410 

Aufzeichnung eines Beam ten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 16. August 1939 

Vizekonsul Schuller vom Deutschen Generalkonsulat in Kattowitz teilt soeben von Beuthen 
aus folgendes telephonisch mit: 

Die Befiirchtungen des Generalkonsulats betreffend bevorstehende Verhaftungen von 
Volksdeutschen m hatten sich bestatigt. Am Montag und am Dienstag seien in groBem 
Umfange bei Volksdeutschen Haussuchungen vorgenommen worden; im AnschluB hieran 
seien sehr viele Volksdeutsche - schatzungsweise mehrere 100 - verhaftet worden, darunter 
zahlreiche Leiter von Volkstumsorganisationen, soweit sie nicht geflohen seien. 

Schliep 



Nr.411 
Der Deutsche Generalkonsul in Posen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Posen, den 15. August 1939 

Die Theologische Hochschule der unierten evangelischen Kirche in Polen ist durch einen 
ErlaB des Ministers fur religiose Bekenntnisse und offentlichen Unterricht vom 1 1. d. M. zum 
1. Januar 1940 geschlossen worden. 

Als Vorwand fur die SchlieBung wird angegeben, die Hochschule habe die Bedingung nicht 
erfullt, daB die Mehrzahl der an der Hochschule tatigen Lehrer die geniigende Befahigung fur 
wissenschaftliches Schaffen hatte. 

In Vertretung 

Matuschka 



Nr. 412 
Der Deutsche Generalkonsul in Kattowitz an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Kattowitz, den 16. August 1939 



Angekundigte Aktion polnischer Behorden— seit 14. August durchgefiihrt. Zahlreiche 
Haussuchungen und Verhaftungen vor allem in Kreisen Jungdeutscher Partei, Volksbund und 
Gewerkschaften; Zahl der Verhaftungen schatzungsweise gegen 200. SchlieBung deutscher 
Zeitungen, Gewerkschaften usw. Fast vollige Sperrung der Grenze. Aktion nach Gefluchteten 
noch im Gange. Erhohte Bewachung und Bewaffnung im Grenzstreifen. 

Noldeke 



Nr. 413 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Teschen, den 17. August 1939 

VerhaftungsmaBnahmen noch im Gange. Namensliste der Betroffenen folgt. Polizeistreifen 
vornehmlich in Oderberg beunruhigen Bevolkerung. 

Aus zuverlassiger Quelle verlautet glaubhaft, daB Verhaftungswelle den Zweck verfolgt, sich 
in den Besitz von Geiseln zu setzen. Seit 15. August kleiner Grenzverkehr vollig unterbunden. 
Betroffen vor allem etwa 8 bis 10.000 Arbeiter. 

Damerau 



13761 

Nr. 414 
Der Deutsche Konsul in Teschen an das Auswartige Amt 

Bericht 

Teschen, den 18. August 1939 

Am 15. 8. 1939 wurden in Bielitz behordlich geschlossen: 

Der deutsche Turnverein, 
" " Gesangverein, 

" " Wandervogel, 

" " Lehrlingsverein. 

Fiinf Schankkonzessionen wurden entzogen. Bei Haussuchungen wurden verschiedene 
Radiogerate beschlagnahmt. 

von der Damerau 



Nr. 415 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 20. August 1939 

Dem Auswartigen Amt sind in den letzten Monaten dauernd Berichte der deutschen 
Konsulate in Polen zugegangen liber grausame MiBhandlungen, denen die Volksdeutschen 
durch die in immer zunehmendem MaBe aufgehetzten und in ihrem Fanatismus vollig 
hemmungslosen Polen ausgesetzt sind. In der Anlage sind 38 besonders schwerwiegende 
Falle zusammengestellt, bei denen die Gleichartigkeit bemerkenswert ist, mit der die 
Uberfalle auf die Volksdeutschen inszeniert werden. Im Hinblick hierauf erscheint die Frage 
berechtigt, inwieweit diese Ausschreitungen von den Behorden geduldet oder gefordert 
werden. Trotz der Versicherungen, die der Botschaft in Warschau immer wieder von 
maBgeblicher polnischer Seite erteilt wurden, wonach die Polnische Regierung ihre ganze 
Autoritat aufbiete, die Deutschenverfolgungen zu verhindern, kann man sich des Eindrucks 
nicht erwehren, daB amtliche Stellen die Ausschreitungen gegen das Deutschtum nach 
Moglichkeit fordern, um auch auf diese Weise die Kriegsstimmung im polnischen Volke 
aufrechtzuerhalten. 

Bergmann 

Anlage 

1. Am 2. April wurden 8 Mitglieder des deutschen Sportklubs in Kl. Komorsk, Kr. Schwetz, 
auf dem Hofe des Volksdeutschen Pankratz von Polen uberfallen, die mit Kniippeln sowie 
Dreschflegeln auf die Deutschen einschlugen. Ein Niedergeschlagener wurde in die 
Jauchegrube gestoBen. Pankratz wurde so zugerichtet, daB der Arzt ihn fur 6 Wochen fur 
arbeitsunfahig erklarte. Am Tage darauf wurde Pankratz von der Polizei verhaftet. 

2. Am 17. April 1939 wurde der Volksdeutsche Fritz Pawlik aus Ciszowieco durch eine 
Gruppe von Polen unter Fuhrung des Polen Malcharek so schwer geschlagen, daB er von der 
Polizei bewuBtlos in die Wohnung seiner Eltern [3771 geschafft werden muBte. Obwohl die 
BewuBtlosigkeit noch am folgenden Tage andauerte, lehnten die polnischen Behorden die 
Aufnahme in ein Krankenhaus ab. 

3. Am 19. April 1939 wurden die Volksdeutschen Peter Kordys und Richard Mateja in 
Kattowitz von etwa 40 Aufstandischen uberfallen. Die beiden Deutschen wurden so 
geschlagen, daB Kordys blutuberstromt fluchtete, wahrend Mateja schwerverletzt liegenblieb. 
Er wurde von der Polizei abtransportiert und, ohne einem Arzt vorgestellt zu werden, in das 
Gerichtsgefangnis eingeliefert. 

4. Am 23. April 1939 wurde ein Austrager der Kattowitzer Zeitung, der Invalide Cofalka, der 
bereits im vorgeriickten Alter und schwerhorig ist, von Aufstandischen in Chorzow uberfallen 
und blutig geschlagen. Cofalka hat als Folgen des Uberfalls das Gehor auf einem Ohr ganz 
verloren. 

5. Am 27. April wurden Hermann und Emil Mathies aus Liebenwalde, Kr. Schwetz, in ihrer 
Wohnung uberfallen und so miBhandelt, daB dem einen mehrere Zahne eingeschlagen und der 
Unterkiefer zertrummert wurde, wahrend der andere besinnungslos liegenblieb. 



6. Am 28. April 1939 wurde der Volksdeutsche Fritz Koppke aus Zbiczno, Kr. Strasburg, von 
Mitgliedern des Reservistenverbandes uberfallen und so schwer miBhandelt, daB ihm zwei 
Rippen gebrochen wurden. Er muBte wochenlang zu Bett liegen und war arbeitsunfahig. 

7. Am 30. April wurden mehrere junge Volksdeutsche in Piaski, Kr. Schwetz, uberfallen. Der 
Volksdeutsche Eckert wurde hierbei so zugerichtet, daB er besinnungslos liegenblieb. Dem 
Volksdeutschen Oswald Frey aus Schonreich wurden mehrere Zahne ausgeschlagen. 

8. Am 3. Mai wurde der Volksdeutsche Franz Hybiorz aus Bijasowice von etwa 20 Polen in 
Reservistenuniform uberfallen und mit Gummiknuppeln derartig zusammengeschlagen, daB 
er bewuBtlos auf der StraBe liegenblieb. 

9. Am 4. Mai wurde der Volksdeutsche Ehrenfried Heiber auf dem Bahnhof in Bismarckhutte 
von hinten mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, so daB er besinnungslos 
liegenblieb. Er erhielt eine 10 cm lange und 1 cm breite Wunde. Die Polizei weigerte sich, 
eine Anzeige liber den Uberfall aufzunehmen. 

10. Am 5. Mai wurde der Schuler Rauhut des deutschen Gymnasiums in Bromberg von 
mehreren Polen uberfallen, die ihm mit einer Flasche derart auf den Kopf schlugen, daB die 
Flasche zerbrach und Rauhut mit schweren Schnittwunden am Kopf zusammenbrach. Als er 
sich wieder aufraffte, wurde er von Passanten, die der rohen Tat Beifall gezollt hatten, erneut 
niedergeschlagen. 

11. Am 9. Mai wurden die Volksdeutschen Richard Fandrey aus Neukirchen, Kr. Schubin, 
und der Bauer Damrau von etwa 30 Polen uberfallen und mit Steinen und Stocken so schwer 
miBhandelt, daB ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen war. 

12. Am 12. Mai drang der Aufstandische Valentin Jendrzejak in die Wohnung des 
Volksdeutschen Robert Robotta in Kattowitz ein, ergriff einen Stuhl und schlug damit auf 
Robotta ein; dieser erhielt einen Schlag gegen den linken Arm, der im Handgelenk brach. Den 
Wehrlosen bearbeitete der Pole sodann mit FuBtritten gegen den Unterleib und die Hiifte. Die 
Tochter des Robotta wollte vom Kolonialwarengeschaft Poloczek aus die Polizei anrufen, 
doch lieB es der Geschaftsinhaber nicht zu, da die Polizei nur flir Polen da sei. 



12781 13. Am 14. und 15. Mai wurden in Tomaschow, Konstantynow und anderen Orten der 
Woiwodschaft Lodz Hunderte von Volksdeutschen uberfallen, ihre Wohnungen gepliindert 
und zerstort. Ein Volksdeutscher wurde bei dem Pogrom totgeschlagen, 10 andere so schwer 
verletzt, daB an ihrem Aufkommen gezweifelt wurde, zahlreiche andere Volksdeutsche 
wurden leichter verletzt. 

14. Am 16. Mai 1939 uberfiel der Aufstandische Leo Krawczyk die Volksdeutsche Adelheit 
Cichy in Kattowitz. Er trat ihr mit dem Stiefel in die Leistengegend und versuchte, sie die 
Treppe des Hauses herunterzuwerfen. Frau Cichy erlitt zahlreiche Verletzungen am Kopf, 
Schenkel, der Leistengegend und der Hand. 

15. Am 18. Mai wurde der Volksdeutsche Paul Enders in Luck ohne Grand verhaftet. Bei den 
Verhoren liber seine Zugehorigkeit zur Jungdeutschen Partei wurde er mit Faustschlagen ins 
Gesicht und FuBtritten in den Leib traktiert. Am 20. Mai wurde er gefesselt nach Rowno 
liberflihrt und dort am 25. Mai entlassen. 



16. Am 24. Mai wurde der Volksdeutsche Erhard Ossadnik aus Kattowitz von vier 
uniformierten Polen liberfallen, weil er mit einem Bekannten auf der StraBe deutsch 
gesprochen hatte. Ihm wurden zahlreiche Verletzungen in der linken Gesichtshalfte 
beigebracht und vier Schneidezahne ausgeschlagen. 

17. Am 27. Mai wurde der Volksdeutsche Josef Mazur aus Kobior von einer groBeren Gruppe 
Polen liberfallen. Er wurde mit Gummiknuppeln zusammengeschlagen, so daB er bewuBtlos 
wurde. Der arztliche Befund ergab zahlreiche Blutergusse und Schnittwunden am Kopf, im 
Gesicht und an den Ohren sowie zahlreiche Striemen, blaurot gefarbt und mit geronnenem 
Blut bedeckt auf der Brust, dem Riicken und GesaB. 

18. Am 29. Mai wurde der Landarbeiter Albert Krank aus Kzywka auf dem Felde von zwei 
Polen, deren Gesicht unkenntlich gemacht war, liberfallen. Er wurde durch Messerstiche und 
Schlage am Glied und am linken Hoden so schwer verletzt, daB er zur Behandlung in das 
Krankenhaus Lessen liberwiesen werden muBte. 

19. Am 29. Mai 1939 wurde der Volksdeutsche Stlihmer, Neudorf, Kr. Briesen, als er die 
Grenze liberschreiten wollte, von Polen festgenommen und erschlagen. Die Angehorigen 
haben seine Leiche, aufs schwerste verstlimmelt, im Graudenzer Krankenhaus wiedererkannt. 

20. Am 1. Juni 1939 wurde der Volksdeutsche Grubeninvalide Johann Burdzik aus 
Giszowiec-Myslowice von einem Aufstandischen liberfallen. Er wurde zunachst gewlirgt, 
dann in den StraBengraben geworfen und mit einem Stock schwer verletzt. Als der 
Aufstandische versuchte, Burdzik die Augen auszudrlicken, wurde er von Passanten 
zurlickgerissen, so daB Burdzik mit Bluterglissen am Auge, zahlreichen Quetsch- und 
Schlagwunden im Gesicht und am Korper sowie zwei losgeschlagenen Zahnen davonkam. 

21. Am 2. Juni wurde der Volksdeutsche Theodor Stehr aus Konstantynow von einem Polen 
liberfallen. Als er sich zur Wehr setzte, schlugen vier hinzueilende Polen so auf ihn ein, daB er 
zusammenbrach und mit einem Rippenbruch und anderen Verletzungen in das Krankenhaus 
eingeliefert werden muBte. 

22. Am 5. Juni wurde der Volksdeutsche Wilhelm Klibel in Kostuchna, der die Kattowitzer 
Zeitung austragt, des Zeitungspaketes beraubt. Bei dem P79i Versuch, es wiederzuerlangen, 
wurde er von anderen Polen zu Boden geschlagen und am Boden liegend mit FuBtritten 
bearbeitet. Die Polizei griff nicht ein. 

23. Am 6. Juni wurden die Volksdeutschen Georg Kindler, Bykowina, und Bernhard 
Harmada in Nowa Wies von Polen liberfallen. Kindler wurde mit einer Flasche gegen die 
Rippen geschlagen, daB die Flasche zerschellte. Harmada, der schwerkriegsbeschadigt ist und 
ein steifes Bein hat, wurde mit Bierflaschen, Gummiknuppeln und einem Spazierstock so 
geschlagen, daB er am ganzen Korper Verletzungen und Quetschungen hatte. 

24. In der Nacht vom 11. zum 12. Juni 1939 wurde der Volksdeutsche Gastwirt Anton 
Podszwa aus Trzyniec auf dem Heimwege von unbekannten Tatern erschossen. 

25. Am 15. Juni wurde der Reichsdeutsche Alois Sornik von dem polnischen Waldarbeiter 
Onufrak in Zielona hinterrlicks durch einen Schlag auf den Kopf so schwer verletzt, daB er 
einige Tage darauf verstarb. 



26. Am 17. Juni wurde der Volksdeutsche Fritz Reinke aus Tonowo, Kr. Znin, von zwei 
polnischen Knechten von hinten mit Zaunlatten niedergeschlagen. Die Polen schlugen auch 
auf den am Boden Liegenden weiter ein, so daB er am Kopf, im Gesicht, an den Schultern, 
Armen und Handen zahlreiche tiefe Wunden und Bluterglisse erlitt und zunachst 
arbeitsunfahig ist. 

27. Am 17. Juni wurde der Volksdeutsche Hans Zierott, OberausmaB, Kr. Kulm, von drei 
Mannern liberfallen und aufgefordert zu sagen: "Der Hitler ist ein Schwein!" Als er sich 
weigerte, zwang man inn dazu mit vorgehaltenem Messer. Zierott ist ein Krlippel und konnte 
sich nicht wehren. 

28. Am 20. Juni 1939 wurden die Vorstandsmitglieder der Ortsgruppe Harazdze (Kr. Luck) 
der Jungdeutschen Partei, die Volksdeutschen Volpel, Dilk und Sawadski zum 
Polizeikommandanten bestellt. Volpel wurde mit Faustschlagen miBhandelt, so daB ihm die 
Unterlippe durchschlagen wurde, sodann trat ihm der Polizist mehrfach in den Unterleib und 
riB ihn an den Haaren, bis er seine Austrittserklarung aus der Jungdeutschen Partei 
unterschrieb und am Tage darauf mit seinen Freunden die Selbstauflosung der ganzen 
Ortsgruppe beantragte. Kurze Zeit darauf meldete die polnische Presse, Ortsgruppen der 
Jungdeutschen Partei in Wolhynien losten sich aus weltanschaulichen Griinden freiwillig auf. 

29. Am 22. Juni wurde die Volksdeutsche Luzie Imiolcyk aus Chorzow in ihrem Hausflur von 
zwei Nachbarinnen, den Polinnen Maciejkowiak und Wietrzniak liberfallen, und, obwohl sie 
ein 14 Monate altes Kind in den Armen hatte, schwer geschlagen. SchlieBlich wurde sie auf 
den Boden geworfen und ihr wurden Haare ausgerissen. Als sie den Vorfall der Polizei 
meldete, wurde sie wegen Beleidigung der Polin Maciejkowiak verhaftet. 

30. Am 2. Juli wurde die Volksdeutsche Luise Sprenzel, die auf dem Rade nach Zytna, Kreis 
Rybnik, fuhr, von zwei Aufstandischen liberfallen und so gegen die Schlafe geschlagen, daB 
sie vom Rade stlirzte und bewuBtlos auf der StraBe liegenblieb. 

31. Am 7. Juli 1939 wurde der Volksdeutsche Schwerkriegsbeschadigte einarmige Invalide 
Julius Saeftel aus Szopienice, Kreis Myslowice, nach einer von Polen gestorten 
Beerdigungsfeier fur einen Volksdeutschen von flinf Polen verfolgt und mit Faustschlagen im 
Gesicht verletzt. 



13801 32. Am 8. Juli 1939 drang der Pole Kaczmarek in die Wohnung der Volksdeutschen 
Margarete Plichta aus Tarnowskie ein, indem er mit einem Hammer gewaltsam die Tlir 
sprengte. Sodann ging er mit dem Hammer auf die Volksdeutsche los und schlug ihr mit dem 
Hammer eine in Notwehr ergriffene Waffe aus der Hand, so daB die Hand schwer verletzt ist. 
Dann wlirgte er die Volksdeutsche und drohte ihr an, sie umzubringen. Erst auf Hilfeschreie 
lieB er von seinem Opfer ab. 

33. Am 23. Juli drangen drei polnische Soldaten in die Wohnung des Volksdeutschen Ewald 
Banek in Sypiory, Kreis Schubin, ein und verlangten Lebensmittel und Getranke. Nachdem 
sie sie unentgeltlich erhalten hatten, beschimpften sie die anwesenden Familienmitglieder und 
schlugen auf sie ein. Banek wurde durch Seitengewehrstiche in die linke Schulter und den 
rechten Arm erheblich verletzt. Gleichzeitig erzwangen polnische Soldaten Zutritt zur 
Wohnung des Volksdeutschen Arthur Pahlke und versuchten Frau Pahlke zu vergewaltigen. 
Als Pahlke seine Frau verteidigen wollte, wurde er auf das schwerste miBhandelt. 



34. Am 6. August brach eine Bande junger Polen das Tor zum Anwesen des 72jahrigen 
Volksdeutschen August Mundt in Bialezynek auf, verletzte Mundt am Auge und Unterkiefer, 
schlug auf seinen Sohn Wilhelm mit Knuppeln und Steinen ein, so daB dieser bewuBtlos 
niederbrach, und miBhandelte auch den bei Mundt tatigen Landarbeiter Karl Jesser. 

35. Am 9. August drang Polizei in das christliche Hospiz in Kattowitz ein, wo gerade eine 
Mitgliederversammlung des deutschen Volksbunds stattgefunden hatte. Die bewaffnete 
Polizei schlug auf die anwesenden 1 8 Volksdeutschen mit Gummiknuppeln und Kolben ein 
und schleifte sie zur Wache. Wahrend der Nacht wurden sie unter schweren MiBhandlungen 
liber den Verlauf der Versammlung vernommen, so daB sie bei ihrer Entlassung am folgenden 
Morgen mit blauen und roten Flecken und Striemen bedeckt waren. Einem Volksdeutschen 
war der Arm verrenkt worden, ein anderer hatte durch die Schlage auf den Kopf zunachst das 
Gehor verloren. 

36. Am 14. August wurde der Volksdeutsche Thomalla aus Karwin auf Grund haltloser 
Verleumdungen festgenommen. In der zweitagigen Untersuchungshaft erhielt er weder 
Nahrung noch Wasser. Er wurde bei den Verhoren mit Knuppeln und Fausten blutig und 
besinnungslos geschlagen, so daB er bei seiner Entlassung am 16. August geistig verwirrt war. 

37. Mitte August wurden in Oberschlesien zahllose Volksdeutsche unter dem Vorwand, 
Hochverrat begangen zu haben, verhaftet. Der verhaftete Volksdeutsche, Kreisleiter der 
Jungdeutschen Partei, Rudolf Wilsch aus Laurahutte, wurde wahrend des Verhors 
vollkommen zusammengeschlagen, unter der Androhung der Vierteilung und ahnlicher 
Torturmethoden wurde der SchwermiBhandelte erpreBt, die gegen ihn zu Unrecht erhobene 
Anklage zuzugeben. 

38. Der Reichsangehorige Jager, der Volksdeutsche Grant, Fraulein Kiesewalter und Fraulein 
Neudam sowie andere Reichs- und Volksdeutsche wurden in polnischen Gefangnissen zur 
Erpressung von Gestandnissen schwer miBhandelt. Hinen wurden z. B. Einspritzungen 
brennender Flussigkeiten in die Geschlechtsorgane gemacht, Rippen gebrochen, sie wurden 
mit elektrischem Strom miBhandelt, und es wurde ihnen nach langem Aufenthalt in heiBen 
Raumen Salzwasser als Getrank verabfolgt. Der Volksdeutsche Schienemann, der noch in 
Sieradz einsitzt, ist korperlich vollig zerruttet und verlor bei der Inquisition fast alle Zahne. 



[Ml] 

Nr. 416 

Aufzeichnung eines Beam ten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 23. August 1939 

Laut Mitteilung des Reichsministeriums des Innern sind bis zum 21. August d. J. etwa 70.000 
Volksdeutsche Fluchtlinge aus Polen in den Fluchtlingsdurchgangslagern untergebracht 
worden. Hiervon sind etwa 45.000 aus Polnisch-Oberschlesien und dem Olsagebiet 
gekommen. Nicht einbegriffen sind die Fluchtlinge, die sich auf Danziger Gebiet begeben 
haben, sowie alle jene, die, ohne ein Fluchtlingslager zu beriihren, bei Verwandten oder 
Bekannten in Deutschland Unterkommen finden konnten. 

Bergmann 



Nr. 417 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 28. August 1939 

Von einem als zuverlassig bekannten Vertrauensmann aus Usdau erhalte ich heute folgenden 
Bericht: 

"In Usdau sollte vor acht Tagen eine polnische Kundgebung unter dem Motto 
"Erntefest mit blanken Waffen" stattfinden, welches aber infolge der Zuriickhaltung 
der deutschen Bevolkerung eine auBerst klagliche Beteiligung aufwies. 

Am vorigen Sonntag hielten die Polen die Stunde fur gekommen, um Rache an der 
deutschen Bevolkerung nehmen zu konnen. Im Rahmen der EvakuierungsmaBnahmen 
wurde der groBte Teil der Volksdeutschen wie eine Herde zusammengetrieben, und - 
da Fahrzeuge zum Abtransport nicht zur Verfugung standen - ins Innere des Landes in 
Marsch gesetzt. Wer infolge des hohen Marschtempos zuriickblieb, wurde mit 
Kolbenschlagen angetrieben. 

Eine schwangere Frau, die einfach nicht mehr weitermarschieren konnte, wurde 
von der Begleitmannschaft so schwer geschlagen, daB sie friihzeitig niederkam und 
dabei verstarb. 

Eine andere Frau muBte ihr erst 4 Jahre altes Tochterchen mitfuhren. Bei einigen 
Kolbenschlagen, mit denen die Frau und das Kind traktiert wurden, erhielt das Kind 
eine schwere Kopfwunde und konnte uberhaupt nicht weiterlaufen. Die Mutter 
versuchte nun das Kind zu tragen, war dadurch jedoch im Marschieren so gehindert, 
daB sie das auBerst scharfe Tempo nicht mithalten konnte. Der Anfuhrer entriB ihr 
daher kurzer Hand unter uberhaupt nicht wiederzugebenden Beschimpfungen das 
Kind und erschlug es. Seinen SpieBgesellen gegeniiber rechtfertigte er seine 
Handlungsweise mit den Worten "Das Balg bringt sonst spater doch wieder neue 
deutsche Schweine zur Welt"." 

Die Volksdeutschen durften in eins der zahlreichen Konzentrationslager getrieben worden 
sein. 

von Kuchler 



Anmeckungcn; 



213 



Vgl. Nr. 406 . ...zuruck... 



214 Vgl. Nr. 406 und 410. ...zuruck. 



Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

A. Die Auswirkung 

der Britischen Einkreisungspolitik 

auf die Haltung Polens 

II. Polnische MaBnahmen gegen Danzig 

Nr. 418 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 11. Mai 1939 

Nachdem bereits vor einiger Zeit polnische Flugzeuge, darunter auch Militarflugzeuge, 
mehrfach Danziger Hoheitsgebiet unberechtigt iiberflogen hatten, hat sich ein erneuter 
Grenzzwischenfall ereignet. Am 10. d. M. wurden 2 Beamte der Danziger politischen Polizei 
auf Danziger Gebiet in der Nahe von Liessau, etwa 50 m von der polnischen Grenze entfernt, 
aus einem Pfeiler des polnischen Briickenkopfes in Liessau von polnischem Militar 
beschossen. Die Beamten sind nicht verletzt worden. 

Der Senat der Freien Stadt Danzig hat gegen diese Verletzung Danziger Hoheitsgebietes bei 
der hiesigen Polnischen Diplomatischen Vertretung Verwahrung eingelegt. 

von Janson 



Nr. 419 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Thorn, den 15. Mai 1939 

Mir sind folgende zuverlassige Nachrichten zugegangen: 

I. Am 27. April sind Infanterietruppen aus Graudenz in verdeckten Lastautos in Zivil 
nach der Westerplatte m abtransportiert worden. 

II. Am 12. Mai wurden etwa 70 Arbeiter einer Firma aus Graudenz zu 
Provokationszwecken nach Danzig geschickt. Vor einigen Monaten wurden sie im 
Rekrutierungsburo vereidigt. 

III. Die Gendarmeriebataillone aus Graudenz sind vom 1 1. bis 12. Mai mit Gepack 
und TroB nach Dirschau verlegt worden. 



IV. In Neuenburg wurden mehrere Jahrgange zur Grenzwache eingezogen, daranter 
auch Volksdeutsche. 

V. In Thorn und Umgebung sind vom 1 1. bis 12. Mai private Lastautos mit 
Chauffeuren eingezogen worden. Betriebsstoff fiir 250 bis 400 km muBte gestellt 
werden. Bestimmungsziel leer Dirschau. 

VI. Samtliche Beamte in Thorn hatten vom 13. bis 14. Mai Bereitschaftsdienst. 

VII. 13. Mai Urlauber Kavallerieschule und beurlaubte Offiziere Garnison Graudenz 
zuriickgerufen. 

VIII. Geriichtweise verlautet, daB durch Reserveoffizier- und Unteroffizierverband 
sowie Aufstandischenverband Freiwillige geworben werden, die gegen Danzig 
eingesetzt werden sollen. 

Kuchler 



Nr. 420 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 22. Mai 1939 

Nach Feststellungen des Prasidenten des Danziger Senats Greiser hat sich der Danzig- 
polnische Zwischenfall in Kalthof in der Nacht vom 20. zum 21. Mai laut polizeilicher 
Ermittlungen wie folgt abgespielt: 

a) Am 20. Mai abends hatte sich vor dem Hause der polnischen Zollinspektoren in Kalthof 
eine groBere Anzahl von Bewohnern dieses Ortes eingefunden, um gegen die standigen 
Belastigungen deutscher Frauen und Madchen durch die polnischen Zollinspektoren zu 
demonstrieren. Etwa 2 Stunden lang wurde in Sprechchoren der Abzug der Zollinspektoren 
verlangt. Im Verlauf dieser Demonstrationen wurden einige Fensterscheiben des Hauses, in 
dem die Zollinspektoren wohnen, zertrummert. Weitere Ausschreitungen erfolgten nicht, da 
die Zollinspektoren nach Eingreifen der ortlichen Polizei, ohne belastigt zu werden, durch den 
Garten ihr Grundstuck verlassen und mit einem Motorrad durch die Menge hindurch 
fortfahren konnten. 

b) Obwohl inzwischen in Kalthof wieder vollige Ruhe eingetreten war, teilte Legationsrat 
Perkowski, der Stellvertreter des Leiters der Polnischen Diplomatischen Vertretung in 
Danzig, dem Danziger Senat einige Stunden spater mit, daB er nach Kalthof fahren wolle, um 
die dortige Lage festzustellen, und bat um Stellung eines Polizeibeamten zu diesem Zweck. 
Danzigerseits wurde dieses Ersuchen zweimal mit dem Hinweis darauf abgelehnt, daB eine 
Fahrt nach Kalthof uberhaupt nicht mehr notig sei and es im ubrigen Sache der Danziger 
Behorden sei, amtlich Feststellungen im Gebiet der Freien Stadt zu treffen. Legationsrat 
Perkowski hat sich trotzdem im Kraftwagen der Polnischen Diplomatischen Vertretung nach 
Kalthof begeben. In seiner Begleitung befanden sich Dr. Sziller von der polnischen 



Eisenbahndirektion in Danzig (der zu den exterritorialen Mitgliedern der Polnischen 
Diplomatischen Vertretung gehort), ein polnischer Oberzollinspektor und der Chauffeur des 
Kraftwagens, Murawski. Perkowski und seine Begleiter sind nach der Ankunft in Kalthof 
gegen Mitternacht in keiner Weise belastigt worden. Die demonstrierende Menge hatte sich 
inzwischen langst zerstreut. 

c) Gegen 0.50 Uhr wollte der Danziger Staatsangehorige Fleischermeister Griibnau von 
Marienburg mit einer Taxe, in der sich auBer dem Chauffeur Hops noch zwei Zivilisten 
befanden, iiber Kalthof nach Danzig zuriickfahren. Als die Taxe in die Kurve an der 
Chausseeuberfuhrung bei Kalthof einbog, wurde sie durch den Kraftwagen der Polnischen 
Diplomatischen Vertretung in Danzig (Kennzeichen B 61/306) vom Bahnhofsdamm her so 
stark angeblendet, daB sie halten muBte. Die Blendwirkung wurde anscheinend durch die 
Benutzung einer Handblendlaterne erhoht. Griibnau und Hops stiegen aus und gingen auf das 
polnische Auto zu, um darauf hinzuwirken, daB dessen Scheinwerfer abgestellt wiirden, 
entschlossen sich aber unmittelbar darauf, wieder in ihren Wagen zuriickzukehren. Auf dem 
Wege zu diesem wurde Griibnau durch 2 Schusse aus der Richtung des polnischen Autos, die 
ihn von hinten in das Genick und in die Schulter trafen, erschossen. Infolge der Blendwirkung 
des polnischen Autos haben weder der Chauffeur Hops p84i noch die beiden anderen Insassen 
der Taxe feststellen konnen, wer sich in dem polnischen Auto befand und wer die beiden 
Schusse abgegeben hat. Seitens der Polnischen Diplomatischen Vertretung in Danzig wird 
behauptet, daB die Schusse von dem Chauffeur Murawski abgegeben worden seien, 
Legationsrat Perkowski, Dr. Sziller und der polnische Oberzollinspektor hatten sich nicht 
mehr in dem Dienstwagen, sondern im Bahnhofsgebaude von Kalthof befunden. Murawski 
sei von zwei Mannern in Zivil mit hohen Stiefeln bedroht worden, habe zwei Schreckschusse 
in die Luft abgegeben und erst, als einer der beiden Manner eine Pistole gezogen hatte, zwei 
Schusse auf den angeblichen Angreifer abgefeuert. 

Die friiheren Insassen des Dienstwagens der Polnischen Diplomatischen Vertretung sind zu 
diesem nicht zuriickgekehrt, haben sich vielmehr - nach Danziger Darstellung auf einer 
Lokomotive, nach polnischer Darstellung auf einer Drasine - vom Bahnhof Kalthof nach 
Dirschau (Polen) begeben. 

In dem zuriickgelassenen Kraftwagen wurden eine geladene Pistole, die nicht gebraucht 
worden war, und ein leeres Futteral einer Mauserpistole vorgefunden. Die todlichen Schusse 
sind nach polizeilicher Feststellung zweifelsfrei ans einer polnischen Armeepistole abgegeben 
worden. 

Die polnische Behauptung, der Chauffeur Murawski sei bedroht worden, ist falsch. Der 
Chauffeur Hops und der Fleischermeister Griibnau waren vollig unbewaffnet. Griibnau hatte 
noch eine brennende Pfeife im Munde, als er auf das polnische Auto zuging. Hinzukommt, 
daB beide von der vorausgegangenen Demonstration in Kalthof sowie der Anwesenheit der 
Angehorigen der Polnischen Diplomatischen Vertretung in Danzig mit Dienstkraftwagen in 
Kalthof nichts wuBten. 

d) Die Meldung des StraBburger Senders, daB Griibnau bereits mehrmals an Ausschreitungen 
gegen polnische Zollinspektoren in Danzig beteiligt gewesen sei, ist unrichtig. Griibnau hat 
als ruhiger Mensch niemals an solchen Kundgebungen teilgenommen. 

Bergmann 



Nr. 421 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 24. Mai 1939 

Die beiden polnischen Noten vom 21. d. M. m sind heute durch zwei Schreiben des 
Prasidenten des Senats an die Polnische Diplomatische Vertretung beantwortet worden. 

In den Danziger Noten wird festgestellt, daB der polnische Chauffeur Murawski den Danziger 
Staatsangehorigen Griibnau ohne jeglichen AnlaB and ohne auch nur im geringsten 
angegriffen oder bedroht worden zu sein, niedergeschossen hat. Es wird hervorgehoben, daB 
die drei hoheren polnischen Be- £3851 amten, namlich der Vertreter Minister Chodackis 
Legationsrat Perkowski, der Oberste Zollrat Swida und der polnische Rat Dr. Sziller, sich zu 
Mithelfern gemacht haben, indem sie Murawski eine ihrer Armeepistolen uberlassen haben, 
und daB sie sich ferner einer Begunstigung des Murawski dadurch schuldig gemacht haben, 
daB sie den Tater auf polnisches Gebiet brachten. Der Senat verlangt mit Rucksicht auf diesen 
Sachverhalt die Abberufung der drei genannten Beamten; er weist endlich die in der zweiten 
polnischen Note vom 21. d. M. enthaltenen Erklarungen und Forderungen zuriick.— 

Die Bluttat von Kalthof hat am Abend des 22. d. M. zu einer groBen Protestkundgebung in 
Tiegenhof gefuhrt, bei der Landrat und Kreisleiter Andres eine Rede hielt. Er hat dabei von 
jedem einzelnen Danziger Volksgenossen Ruhe, Kaltblutigkeit und Disziplin gefordert und 
erklart, Danzig konne trotz der Provokationen im Vertrauen auf den Fiihrer seine Stunde 
abwarten. 

Am heutigen Nachmittag findet in Kalthof eine Trauerfeier flir den ermordeten Griibnau statt, 
an der fuhrende Personlichkeiten von Partei und Staat teilnehmen. Die Trauerrede halt 
Senatsprasident Greiser. Die Beisetzung der Leiche des Griibnau erfolgt in Marienburg. 

von Janson 



Nr. 422 
Protokoll des Hauptzollamts Elbing 

Elbing, den 24. Mai 1939 

Bei dem Hauptzollamt erscheint der Kraftfahrer der Firma A. Zedler, Elbing, Otto Eggert, 
geboren 12. Dezember 1902 in Elbing, wohnhaft in Elbing, Paulikirchstr. 18, und gibt 
folgendes an: 

Am 23. Mai 1939 traf ich auf der Fahrt nach dem Reich mit dem Fernlastwagen der Firma A. 
Zedler in Elbing gegen 22.30 Uhr in Liessau ein. 

Zur Erledigung der Zollformalitaten hielt ich mit dem Wagen vor dem Transformatorenhaus 
gegeniiber der Danziger Zollbude. 



Wahrend ein polnischer Zollner zum Wagen kam, urn die Zollbleie usw. nachzupriifen, wollte 
ich, wie ich dies bisher immer getan hatte, zum polnischen Zollamt im Briickenkopf geben, 
urn den Wagen zur Durchfahrt anzumelden. 

Als ich kurz vor dem zweiten Eisenzaun vor dem Briickenkopf war, horte ich, wie der im 
oberen Vorsprung des Briickenkopfes stehende polnische Militarposten einem unten in der 
Nahe der Eisenbahnschienen stehenden Militarposten etwas zurief. 



r386i Der untere Posten gab eine nicht zu verstehende Antwort und legte sofort sein Gewehr auf 
mich an. Als ich dies bemerkte, warf ich mich sofort auf die Erde. Ich hatte mich kaum 
hingelegt, als der erste SchuB krachte, der knapp liber mich hinweggegangen sein muB. 

Ich drehte mich auf der Erde um, sprang auf und lief einige Spriinge gegen die Danziger 
Zollbude zu und warf mich wieder auf die Erde. Da krachte auch schon der zweite SchuB, der 
wieder iiber mich hinwegging und in das Transformatorenhaus einschlug. 

Ich lief dann noch einige Spriinge zuriick und fand Deckung hinter der Danziger Zollbude. 

Nach diesem Vorfall begab sich der beim Wagen stehende polnische Zollbeamte zum 
Briickenkopf und fragte dort den Posten, weshalb geschossen wird. 

Er kam dann zuriick, sagte, es sei ein Versehen gewesen und ich mochte doch zwecks 
Rucksprache zum polnischen Offizier im Briickenkopf kommen. Ich lehnte jedoch ab, mich 
auf polnisches Gebiet zu begeben. 

V. g. u. 

Otto Eggert 

g. w. o. 
Klar 

Zollinspektor 



Nr. 423 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 5. Juni 1939 

Die Zahl der auf Danziger Gebiet tatigen polnischen Zollbeamten ist im Laufe der letzten Zeit 
erheblich verstarkt worden. Es ist auch, wie bekannt, wiederholt zu Zwischenfallen zwischen 
der Danziger Bevolkerung und den polnischen Zollbeamten gekommen, die bei ihrer 
dienstlichen Tatigkeit die ihnen vertragsmaBig zustehenden Aufgaben haufig uberschreiten. 
Der Senat der Freien Stadt Danzig hat daher Veranlassung genommen, mit der abschriftlich 
anbei iiberreichten Note vom 3. d. M. die Frage der polnischen Zollinspektoren in Danzig 
grundsatzlich anzuschneiden und die Polnische Diplomatische Vertretung zu ersuchen, die 
Tatigkeit der polnischen Zollinspektoren auf die vertragsmaBige Grundlage einer generellen 
Kontrolle zu beschranken und von Anweisungen der polnischen Zollinspektoren an die 
Danziger Zollbeamten kunftig abzusehen. 



Gleichzeitig hat der Senat in seiner Note seine Absicht mitgeteilt, nunmehr die bisher 
vorlaufig zurlickgestellte Vereidigung der Danziger Zollbeamten auf Grand des neuen 
Danziger Beamtengesetzes vorzunehmen. Wie erinnerlich, hatte die hiesige Polnische 
Diplomatische Vertretung gegen das neue Danziger Beamtengesetz gerade auch hinsichtlich 
der Stellung der Danziger Zollbeamten Einwendungen erhoben, denen der Senat in seiner 
Note vom 3. Januar d. J. entgegengetreten war. 

von Janson 

T3871 



Anlage 

Der President des Senats der Freien Stadt Danzig 
an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 

Danzig, den 3. Juni 1939 

Herr Minister! 

Ich hatte bereits vor Monaten die Ehre, Sie darauf aufmerksam zu machen, daB die immer 
mehr anwachsende Zahl der polnischen Zollinspektoren nicht mehr mit der Erflillung ihrer 
vertragsmaBigen Aufgaben in Einklang zubringen ist. Nach den neuesten Zugangen sind jetzt 
weit liber 100 polnische Zollinspektoren auf Danziger Gebiet tatig. Ihr Verhalten innerhalb 
und auBerhalb des Dienstes gibt zu haufigen Klagen AnlaB. Die Danziger Bevolkerung wie 
auch die deutsche Bevolkerung im kleinen Grenzverkehr fiihlt sich durch die Art, in der die 
polnischen Zollbeamten ihren Dienst ausliben und in der sie sich auBerdienstlich verhalten, 
standig verletzt. 

Ich hege nicht die Befurchtung, daB es deswegen zu Zwischenfallen von Seiten der 
Bevolkerung kommen konnte. Noch viel weniger ist die Sicherheit der polnischen Beamten in 
irgendeiner Form gefahrdet. Ich habe dafiir Sorge getragen, daB sie ihren Dienst wie bisher 
vollig gesichert und ungehindert ausliben konnen. Ich glaube aber, daB man Mittel und Wege 
suchen muB, um den standigen Reibungen und Spannungen aus dem Wege zu gehen. 

Aus alien diesen Grlinden halte ich es flir notwendig, die Tatigkeit der polnischen 
Zollinspektoren mit sofortiger Wirkung auf die vertragsmaBige Grundlage einer generellen 
Kontrolle zu beschranken. Insbesondere muB ich verlangen, daB sie ihre Amtshandlungen auf 
der Dienststelle selbst, also nicht auBerhalb des Dienstgebaudes, erledigen. Ich kann auch 
nicht mehr zulassen, daB die Danziger Zollbeamten Anweisungen, auch in Form von 
Anregungen, von den polnischen Zollbeamten entgegennehmen. Ich werden dafiir sorgen, daB 
dienstlich gestellte Fragen dienstlich beantwortet werden. 

Ich habe den Prasidenten des Landeszollamts der Freien Stadt Danzig beauftragt, seine 
Beamten entsprechend zu instruieren. Ich beehre mich, Sie, Herr Minister, zu bitten, Ihrer 
Regierung davon Mitteilung zu machen und dahin zu wirken, daB dem Verlangen der 
Danziger Regierung entgegengekommen wird. 

Ich mochte bei dieser Gelegenheit auf unsere Unterredung vom 8. Februar d. J. 
zurlickkommen. Ich hatte Ihnen, Herr Minister, damals erklart, daB ich Anordnung geben 
wlirde, vorlaufig von einer Vereidigung der Zollbeamtenschaft abzusehen, und daB ich mich 
gegebenenfalls vor einer Vereidigung mit Ihnen in Verbindung setzen wlirde. 



Ich beehre mich, Ihnen unter Bezugnahme auf die Ausfiihrungen in meinem Schreiben vom 3. 
Januar d. J. (S. 2 und 3) mitzuteilen, daB ich jetzt der Finanzabteilung des Senats freigestellt 
habe, die Vereidigung der Zollbeamtenschaft vorzunehmen, wenn sie es fur wunschenswert 
halten sollte. 

Genehmigen Sie, usw. 

Greiser 



T3881 

Nr. 424 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 9. Juni 1939 

Vor kurzem hat sich hier ein Vorfall ereignet, der auf die Tatigkeit der polnischen 
Zollinspektoren in Danzig ein bezeichnendes Licht wirft. 

Am Nachmittag des 25. Mai d. J. begaben sich die beiden polnischen Zollinspektoren 
Kalinowski und Jarostowski aus Tiegenhof auf einem Motorrad zur Fahre bei Nickelswalde, 
lieBen sich mit der Fahre nach Schiewenhorst ubersetzen und versuchten, an der dortigen 
Briickenanlage Feststellungen zu treffen. Sie nahmen durch Abschreitungen Abmessungen 
vor, stiegen die Steintreppe nach dem Wasser zu herunter, klopften das Fundament der 
Briicke ab und untersuchten ein eisernes AbfluBrohr. Alsdann lieBen sie sich wieder mit der 
Fahre nach Nickelswalde ubersetzen, begaben sich zu ihrem dort zuriickgelassenen Motorrad 
und machten sich auf Papier Notizen. 

Die beiden Danziger Tageszeitungen Der Danziger Vorposten und die Danziger Neueste 
Nachrichten berichten in ihren Nummern 130 vom 7. d. M. liber den Vorfall, den man nur als 
offensichtliche Spionagetatigkeit der polnischen Zollinspektoren bezeichnen konne, und 
weisen darauf hin, daB er in deutlichster Weise bestatige, daB der wirkliche Zweck der 
Tatigkeit der polnischen Zollinspektoren in Danzig auf ganz anderem als auf zolldienstlichem 
Gebiete liege. 

Die Zahl der polnischen Zollinspektoren ist im ubrigen nach dem Zwischenfall in Kalthof um 
3 1 neue Beamte vermehrt worden. 

In Vertretung 

von Grolman 



Nr. 425 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 



Danzig, den 12. Juni 1939 

In der Angelegenheit der Zollinspektoren hat die hiesige Polnische Diplomatische Vertretung 
auf die Danziger Note vom 3. d. M., die ich mit dem Vorbericht— iiberreicht habe, mit einer 
Note vom 10. d. M. geantwortet. 

Die polnische Note weist die Vorwiirfe gegen das Verhalten der polnischen Zollinspektoren 
zurlick, bezeichnet die augenblickliche Zahl der in Danzig tatigen polnischen Zollinspektoren 
noch als unzureichend und erklart, irgendwelche Beschrankung in den Rechten der polnischen 
Zollinspektoren nicht zulassen zu konnen. Zu der Frage der Vereidigung der Danziger 
Zollbeamten bemerkt die polnische Note, im Falle der Verteidigung miiBte die Polnische 
Regierung eine Verstarkung der Zahl der Zollinspektoren erwagen, da die [389] Danziger 
Zollbeamten, wie es in der Note wortlich heiBt, "dann eine geringere Gewahr der 
Respektierung und entsprechenden Anwendung der polnischen Zollvorschriften als bisher 
bieten werden." 

Wie mir von Seiten des Senats mitgeteilt wird, betragt die Zahl der polnischen 
Zollinspektoren auf Danziger Gebiete zur Zeit insgesamt 106 einschlieBlich der Vermehrung 
um 3 1 Beamte, die nach dem Zwischenfall in Kalthof erfolgt ist und der ein Abgang von 
lediglich 2 polnischen Beamten gegenlibergestanden hatte. 

von Janson 



Nr. 426 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 12. Juni 1939 

In der Nacht vom 9. zum 10. d. M. hat sich erneut ein Zwischenfall mit einem polnischen 
Zollinspektor ereignet. Der polnische Zollinspektor von Lipinski hat sich unter dem 
Vorgeben, deutscher Oberleutnant d. R. zu sein, an zwei Danziger SA. -Manner herangemacht 
und sie iiber dienstliche Angelegenheiten der SA. auszuhorchen versucht. Er hat alsdann mit 
ihnen eine Autofahrt unternommen und beabsichtigte sogar, mit ihnen nach Gdingen zu 
fahren, wobei er den Chauffeur angewiesen hatte, an der Grenze nicht zu halten. Zu der Fahrt 
nach Gdingen ist es nicht gekommen, da inzwischen von Lipinski den Fiihrer sowie 
Reichsminister Dr. Goebbels in unerhorter Weise beschimpfte, worauf sich eine tatliche 
Auseinandersetzung entwickelte, bei der von Lipinski nicht unerheblich verletzt wurde. 

Wegen dieses Vorfalls und wegen der in dem Vorbericht— erwahnten Spionagetatigkeit der 
polnischen Zollinspektoren Kalinowski und Jarostowski an der Fahre in Schiewenhorst hat 
der Senat der Freien Stadt Danzig am heutigen Tage bei der Polnischen Diplomatischen 
Vertretung scharfsten Protest eingelegt. 

von Janson 



Nr. 427 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 23. Juni 1939 

Am vergangenen Sonntag, dem 18. d. M., veranstaltete die polnische Berufs- und 
Arbeitsvereinigung in Danzig einen Ausflug nach Dirschau, an dem etwa 1.600 Personen 
teilgenommen haben. 

Die Tatsache, daB die in Danzig wohnhaften Polen nach wie vor die Moglichkeit zu 
derartigen Ausfliigen in das polnische Gebiet haben, steht im bemerkenswerten Gegensatz zu 
den polnischen Verwaltungsschikanen gegeniiber den Volksdeutschen in Polen, denen es 
bekanntlich kiirzlich u. a. verboten worden ist, an dem heute beginnenden groBen 
Weichselland-Sangerfest in Danzig sowie an der internationalen Danziger Ruder-Regatta am 
25. d. M. teilzunehmen. 

In Vertretung 

von Grolman 



T3901 

Nr. 428 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Danzig, den 23. Juni 1939 

Danziger Gendarmerie in Liessau erhielt Mitteilung, daB am 22. Juni in Dirschau durch 
polnischen Offizier Kolonne von je 10 Mann unter Fuhrung namentlich bezeichneter 
vorbestrafter Personen gebildet worden sei, die in den nachsten Tagen in Zivil nach Danzig 
mit Gasbomben eindringen sollte. In Dirschau sei fur den 22. Juni bis 24. Juni 
Alarmbereitschaft, angeordnet. Fur 23. Juni wiirden dort 2 Generale aus Warschau erwartet. 
Auch seien bei Dirschau Flieger eingetroffen. 

Grolman 



Nr. 429 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Bericht 

Danzig, den 7. Juli 1939 



Nachdem bereits in der letzten Zeit verschiedentlich Lieferungen alter Speisekartoffeln aus 
Polen nach Danzig nicht mehr ausgefiihrt worden waren, ist nunmehr in einem Fall ein bereits 
laufender Transport nicht liber die Grenze nach Danzig gelassen worden. Am 6. d. M. wurden 
zwei Wagen mit 110 Zentnern Kartoffeln, die von einer Danziger Firma im Kreise Karthaus 
eingekauft waren, an dem polnisch-Danziger Grenziibergang bei Kokoschken festgehalten. 
Dabei auBerte einer der polnischen Grenzbeamten sich dahin, sie lieBen die Kartoffeln nicht 
durch, da sie ja flir die deutschen Soldaten in Danzig bestimmt seien. Auf Veranlassung des 
Danziger Empfangers setzte sich der Senat daraufhin mit der hiesigen Polnischen 
Diplomatischen Vertretung in Verbindung, die zunachst auch zusagte, daB der festgehaltene 
Transport freigegeben werde, etwa 2 Stunden spater jedoch mitteilte, aus "bestimmten 
anderen Grunden " konnte die Freigabe des Transportes nicht erfolgen. 

Das polnische Verfahren steht im Widerspruch mit den Bestimmungen des Warschauer 
Abkommens vom 24. Oktober 1921, nach dessen Artikel 215 keinerlei Beschrankungen im 
Warenverkehr zwischen Polen und Danzig bestehen. Zudem werden auch die besonderen 
Danzig-polnischen Vereinbarungen iiber den Verkehr mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen 
verletzt, auf Grand deren sich Polen zur Lieferung bestimmter Mengen nach Danzig 
verpflichtet hat. 

Es diirfte keinem Zweifel unterliegen, daB die polnischen MaBnahmen auf politischen 
Grunden beruhen. 

von Janson 



Nr. 430 
Der Deutsche Generalkonsul in Thorn an das Auswartige Amt 

Bericht 

Thorn, den 11. Juli 1939 

Das diesjahrige "Fest des Meeres" fand in der Zeit vom 25. Juni bis 2. Juli d. J. statt. Die See- 
und Kolonialliga veroffentlichte in der hiesigen Presse einen Aufruf, in dem, ebenso wie in 
der Eroffnungsansprache des Vorsitzenden mn der See- und Kolonialliga, des Generals 
Kwasniewski, die Forderungen nach Verteidigung der polnischen Meereskuste sowie nach 
VergroBerung der polnischen Kriegsflotte erhoben werden. 

AnlaBlich der Feiern, die in alien groBeren Stadten Pommerellens unter starker Anteilnahme 
der Bevolkerung stattfanden, wurde uberdies verschiedentlich die weitergehende Forderung 
nach standiger Verbreiterung der polnischen Meereskuste aufgestellt und teilweise von der 
ortlichen Presse ubernommen. 

Den Hohepunkt der diesjahrigen Feier bildete eine Kundgebung in Gdingen am 29. Juni d. J., 
an der der Stellvertretende Ministerprasident Kwiatkowski, Handelsminister Roman und der 
Woiwode von Pommerellen Minister Raczkiewicz teilnahmen. Nach einem Bericht des 
Deutschen Konsulats in Gdingen wohnten dieser Kundgebung ferner etwa 3.000 Polen aus 
Danzig bei, die Schilder mit den Aufschriften "Danziger Herz und polnisch Herz ist ein 
Herz", "Danzig ist polnisch und wird polnisch bleiben" mit sich fuhrten. Der Abgeordnete der 



polnischen Minderheit im Danziger Volkstag Budzynski wies in einer Ansprache auf die 
angebliche Verfolgung der polnischen Minderheit in Danzig hin und erklarte, daB die 
polnische Bevolkerung Danzigs die Vereinigung Danzigs mit dem Mutterlande Polen mit 
Hilfe der polnischen Armee erreichen werde. 

In Vertretung 

Graf 



Nr. 431 

Der President des Senats der Freien Stadt Danzig 

an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 

Danzig, den 29. Juli 1939 

Herr Minister! 

Sie haben mich mit Ihrem Schreiben vom 19. d. M. davon unterrichtet, daB die Polnische 
Regierung beschlossen hat, "die von den polnischen Zollinspektoren ausgeiibte Kontrolle bei 
der Firma Amada/Unida in Danzig mit dem 1 . August d. J. einzustellen und die von dem 
Danziger Zollamt fur den Veredelungsverkehr ausgestellten Bescheinigungen fur 
Fettsendungen dieser Firma nach Polen nicht anzuerkennen". 

Wenn die Regierung der Republik Polen von der Kontrollmoglichkeit bei der genannten 
Firma keinen Gebrauch machen will, so ist das ihre eigene Sache. Sollten dagegen die von 
dem Danziger Landeszollamt ausgestellten Bescheinigungen vor Ablauf der grundlegenden 
Abmachung vom 22. Mai 1937 nicht mehr anerkannt werden, so wlirde dies eine action 
directe und eine Verletzung der ungekundigten, bis zum 31. Juli 1940 laufenden Abmachung 
vom 22. Mai 1937 bedeuten. 

Ich beehre mich, Ihnen mitzuteilen, daB ich gegen eine solche Handlungsweise Verwahrung 
einlegen muB, ebenso wie gegen eine Verquickung dieser rein wirtschaftlichen Angelegenheit 
mit der Frage der Tatigkeit der polnischen Zollinspektoren. Ich erstrecke diese Verwahrung 
auf die bei mundlichen Verhandlungen ausgesprochene Verquickung der Angelegenheit der 
Frage 13921 der polnischen Zollinspektoren mit der Einfuhr von Heringen aus eigenen Danziger 
Fangen nach Polen. Wie in dem Aide-Memoire des Senats vom 18. d. M. bereits dargelegt 
wurde, steht dieses Einfuhrverbot nicht im Einklang mit dem Grundsatz eines 
gemeinschaftlichen Wirtschaftsgebietes und bedeutet gleichfalls eine action directe. 

Ich mochte nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daB, wenn tatsachlich die von dem Danziger 
Landeszollamt ausgestellten Bescheinigungen fur Fettsendungen der Firma Amada/Unida 
nach Polen nicht mehr anerkannt wlirden und wenn das Einfuhrverbot fur Heringe aus 
Danziger eigenen Fangen nach Polen nicht zuriickgenommen werden wlirde, der Senat sich 
gezwungen sehe, sogleich mit wirtschaftlichen GegenmaBnahmen zu antworten. 

Genehmigen Sie, usw. 

Greiser 



Nr. 432 

Der Diplomatische Vertreter der Republik Polen in Danzig 

an den Prasidenten des Senats der Freien Stadt Danzig 

(Ubersetzung) 
Danzig, den 4. August 1939 
An den 
Herrn Prasidenten des Senats der Freien Stadt Danzig, 
Arthur Greiser, Danzig. 

Ich habe erfahren, daB die lokalen Danziger Zollbehorden an den Grenzstellen zwischen der 
Freien Stadt Danzig und OstpreuBen sich an die polnischen Zollinspektoren mit der in ihrer 
Art beispiellosen Erklarung gewandt haben, daB die Danziger Ausfuhrungsorgane 
beabsichtigen, sich vom 6. August um 7 Uhr ab der Auslibung der Kontrollfunktionen durch 
einen gewissen Teil der polnischen Inspektoren zu widersetzen, welche Funktionen sich aus 
den Rechten der Polnischen Regierung an der Zollgrenze ergeben. Ich bin uberzeugt, daB 
dieses Vorgehen der lokalen Organe entweder auf einem MiBverstandnis oder auf einer 
irrigen Auslegung der Instruktion des Senats der Freien Stadt Danzig beruht. 

Ich zweifle nicht, daB Sie, Herr President des Senats, keine Zweifel darliber hegen, daB eine 
derartige Antastung der fundamentalen Rechte Polens unter keinem Vorwand von der 
Polnischen Regierung geduldet wird. 

Ich erwarte Ihre zusichernde Antwort, daB Sie Anordnungen erlassen haben, die das 
Vorgehen Ihrer Untergebenen annullieren, spatestens bis zum 5. August um 18 Uhr. 

Angesichts der Tatsache, daB das erwahnte Vorgehen an einer Reihe von Grenzstellen 
stattgefunden hat, bin ich gezwungen, Sie, Herr President des Senats, zu warnen, daB alle 
polnischen Zollinspektoren den Befehl erhalten haben, ihren Dienst in Uniform und mit der 
Waffe am 6. August d. J. und den nachfolgenden Tagen an alien Grenzpunkten auszuiiben, 
die sie flir die Kontrolle als notwendig erachten. Alle Versuche, ihnen die Auslibung des 
Dienstes zu erschweren, alle Uberfalle oder Interventionen der Polizeibehorden wird die 
Polnische Regierung als einen Gewaltakt gegen die amtlichen Bediensteten des Polnischen 
Staates wahrend der Auslibung ihres Dienstes betrachten. Falls die obenerwahnten 
MiBbrauche angewandt werden sollten, P93i wird die Polnische Regierung unverziiglich 
Vergeltung (Retorsion) gegen die Freie Stadt anwenden, flir die die Verantwortung 
ausschlieBlich auf den Senat der Freien Stadt fallt. 

Ich hoffe, bis zu der erwahnten Zeit eine zufriedenstellende Aufklarung zu erhalten. 

Chodacki 



Nr. 433 

Der Diplomatische Vertreter der Republik Polen in Danzig 

an den Prasidenten des Senats der Freien Stadt Danzig 

(Ubersetzung) 
Danzig, den 4. August 1939 

Herr Prasident des Senats! 

Die Polnische Regierung gibt ihrer Verwunderung Ausdruck, daB der Senat bei der 
Beantwortung einer so einfachen Angelegenheit technische Schwierigkeiten hat. Im Interesse 
der Vermeidung drohender Folgen nehme ich einstweilen zur Kenntnis, daB keine Gewaltakte 
gegen unsere Zollinspektoren erfolgen werden und daB sie ihre Funktionen werden normal 
ausuben konnen. Ich bestatige jedoch, daB die in meiner Note vom 4. 8. - 23.40 Uhr - 
enthaltenen Warnungen in Kraft bleiben. 

Genehmigen Sie, usw. 

Chodacki 



Nr. 434 

Der Prasident des Senats der Freien Stadt Danzig 

an den Diplomatischen Vertreter der Republik Polen in Danzig 

Danzig, den 7. August 1939 

Herr Minister, 

Auf Ihre beiden Schreiben, datiert vom 4. d. M., von denen das zweite am 5. August 
zugestellt wurde, muB ich Ihnen mein Erstaunen dariiber zum Ausdruck bringen, daB Sie ein 
vollig unkontrolliertes Geriicht zum AnlaB nehmen, der Danziger Regierung ein kurzfristiges 
Ultimatum der Polnischen Regierung zu ubersenden und damit in dieser politisch bewegten 
Zeit grundlos Gefahren heraufbeschworen, deren Auswirkung unubersehbares Unheil 
anrichten kann. Die plotzliche Anordnung der Polnischen Regierung, daB alle polnischen 
Zollinspektoren ihren Dienst in Uniform und mit Waffe auszuiiben haben, verstoBt gegen die 
vertragliche Abmachung und kann nur als eine beabsichtigte Provokation aufgefaBt werden, 
um Zwischenfalle und Gewaltakte bedenklicher Art herbeizufuhren. 

Nach den von mir inzwischen getroffenen Feststellungen, von denen ich Ihnen sogleich am 
Sonnabend, dem 5. d. M. vormittags, telephonisch Mitteilung machte, ist von keiner Stelle, 
insbesondere von keiner Dienststelle des Landeszollamts der Freien Stadt Danzig, eine 
Anordnung des Inhalts gegeben worden, daB die Danziger Ausfuhrungsorgane sich vom 6. 
August, 7 Uhr frlih ab, der Ausiibung der Kontrollfunktionen durch einen gewissen Teil der 
polnischen Zollinspektoren zu widersetzen haben. Ich verweise auBerdem auf mein P94i 
Schreiben vom 3. Juni d. J., 222 in dem ich bereits das Verhaltnis der Danziger 
Zollbeamtenschaft zu den polnischen Zollinspektoren an der Grenze genau prajudizierte. 



Die Danziger Regierung protestiert mit aller Entschiedenheit gegen die von der Polnischen 
Regierang angedrohten Retorsionen, die sie als vollig unzulassige Drohung ansieht und deren 
Folgen allein auf die Polnische Regierung zuriickf alien. 

Genehmigen Sie, usw. 

Greiser 



Nr. 435 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 23. August 1939 

Vizekonsul von Grolman, Deutsches Generalkonsulat Danzig, teilte soeben fernmundlich 
folgendes mit: 

Gegen 14.25 Uhr ist die fahrplanmaBige Verkehrsmaschine Berlin-Danzig-Konigsberg in der 
Nahe von Heisternest, auf der Halbinsel Hela, von polnischer Seite scharf beschossen worden. 
Die Maschine befand sich etwa sechs Seemeilen von der Kiiste entfernt und flog in einer 
Hohe von etwa 50 m. Die Schiisse lagen etwa je 50 m seitlich der Maschine sowie vor dem 
Flugzeug. Nur durch Zufall wurde das Flugzeug nicht getroffen. 

(WeisungsgemaB fliegen die deutschen Verkehrsmaschinen seit gestern abend nicht mehr 
durch die vorgeschriebenen Zonen liber den polnischen Korridor, sondern miissen den 
Umweg liber die Ostsee machen.) 

Bergmann 



Nr. 436 

Aufzeichnung eines Beamten der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 24. August 1939 

AuBer der bereits gestern gemeldeten 221 BeschieBung des Lufthansa-Flugzeugs D-APUP vor 
Hela sind bei der Deutschen Lufthansa noch zwei weitere Meldungen liber BeschieBung von 
Flugzeugen eingegangen: 

1. Das Flugzeug D-APUP, Typ Savoia, Flugzeugfuhrer Bohner, ist auf dem Flug von Danzig 
nach Berlin um 13.15 Uhr von Hela aus und auch von einem 40 km von der Kiiste liegenden 
polnischen Kreuzer durch Flak beschossen worden. Die Entfernung des Flugzeuges von der 



Halbinsel Hela betrug 15 bis 20 km, die Flughohe 1.500 m. Sprengwolken von 8 Schiissen 
wurden in groBerer Entfernung von der Maschine beobachtet. 



13951 2. Das Flugzeug D-AMYO, Typ Ju 86, Flugzeugfiihrer Neumann, wurde auf dem Flug 
von Danzig nach Berlin urn 16 Uhr von der Halbinsel Hela aus beschossen. Entfernung von 
der Kiiste 5 bis 6 Seemeilen, Flughohe 1 .200 m. Die Schusse lagen zu kurz und zu tief. 

Schultz-Sponholz 



Nr. 437 
Der Deutsche Generalkonsul in Danzig an das Auswartige Amt 

Telephonische Mitteilung vom 31. August 1939 0.40 Uhr 

Am 30. August 1939 etwa gegen 22.30 Uhr wurden an der Danziger Grenze bei SteinflieB 
nordlich Zoppot von polnischer Seite aus eine Anzahl Schusse gegen Danziger Gebiet 
abgegeben. 

Ob diese Schusse Personen- oder Sachschaden angerichtet haben, konnte bisher nicht 
festgestellt werden. Nahere Mitteilung erfolgt heute vormittag. 

Anhang 
Das Oberkommando der Wehrmacht an das Auswartige Amt 

Berlin, den 3. November 1939 

Die nach AbschluB der militarischen Operationen in Danzig eingeleitete Untersuchung liber 
den militarischen Zustand der Westerplatte und der ehemals polnischen Gebaude in Danzig 
hat zu folgendem Ergebnis gefuhrt: 

1. Die polnische Besatzung der Westerplatte betrug rund 240 Mann.— 

An Befestigungsanlagen m befanden sich auf der Westerplatte auBer einem alten deutschen 
offenen Stand aus dem Jahre 1911, in dem 3 oder 4 Maschinengewehre mit mindestens 
10.000 SchuB Munition vorgefunden wurden, 5 Maschinengewehr-Beton-Bunker, die 
offensichtlich von den Polen von langer Hand vorbereitet und nach einem wohldurchdachten 
System der gegenseitigen Flankierung errichtet worden waren. AuBerdem war die neue 
Kaserne zur Rundum-Verteidigung eingerichtet und ihr UntergeschoB ebenso wie das 
KellergeschoB des sogenannten Unteroffizier-Hauses betoniert ausgebaut und zur 
Verteidigung hergerichtet. SchlieBlich wurden u. a. vorgefunden: eine 7,5 cm-Kanone und 2 
Panzerabwehr-Kanonen sowie eine Reihe von feldmaBig ausgebauten Maschinengewehr- 
Nestern, Palisaden und Schutzenlochern in feldmaBigem Ausbau. 

13961 2. An polnischen Stutzpunkten befanden sich innerhalb Danzigs: 

1. Polnische Post, Heveliusplatz, 

2. Hauptbahnhof und polnische Bahnpost, 



Es wurden u. a 



3. Polnische Eisenbahndirektion, 

4. Polnische Diplomatische Vertretung, Neugarten, 

5. Polnische Zollinspektion, Opitzstr., 

6. Polnisches Pfadfinderheim, Jahnstr., 

7. Polnischer Wohnblock, Neufahrwasser, Hindoriusstr., 

8. Polnisches Studentenheim Langfuhr, 

9. Polnisches Gymnasium, 
bei der Besetzung der Gebaude festgestellt und sichergestellt: 

1. in der polnischen Post: 3 leichte Maschinengewehre, 44 gefullte und 13 leere 
Rahmen flir leichte Maschinengewehre, 30 Armeepistolen, 1 Trommelrevolver, 1 
Sack Infanterie- und Pistolenmunition, 150 Eierhandgranaten, 2 Hollenmaschinen, 
Handwaffen von 38 Gefangenen, 

2. im Hauptbahnhof: 1 leichtes Maschinengewehr und kleine Waffen, 

3. in der Bahnpost: 1 Maschinengewehr, 18 Pistolen, 4 Gewehre mit Munition, 2 
Kisten Handgranaten, 

4. in der polnischen Eisenbahndirektion: 45 Pistolen, 2.600 SchuB Munition, 

5. in der Polnischen Diplomatischen Vertretung, Neugarten: 1 leichtes 
Maschinengewehr, 5 Gewehre, 4 Pistolen und Munition, 

6. in der polnischen Zollinspektion, Opitzstr.: 15 Gewehre und 1.000 SchuB Munition, 

7. in dem polnischen Pfadfinderheim: 1 Maschinengewehr mit Munition und 20 
Gummiknuppel. 

In samtlichen anderen Stutzpunkten sind teils Gewehre, teils Pistolen sowie Munition 
gefunden worden. 

Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht 
Im Auftrage 

Burkner 



Anmettuittaen: 



TIC pp 

Uber die militarischen Vorbereitungen Polens auf der Westerplatte vgl. den Anhang zu 
diesem Abschnitt S. 395. ...zuruck... 

216 Diese Noten behandelten den Zwischenfall in Kalthof. ...zuriick... 



In dieser Note hatte die Polnische Regierung festgestellt, daB sie keinerlei Einschrankung 
der polnischen Zollrechte durch "vollendete Tatsachen" dulden werde, und weiter eine 
Untersuchung des "Uberfalls", Entschadigung der polnischen Zollinspektoren in Kalthof 
sowie eine "klare und bindende Erklarung" des Senats hinsichtlich der Sicherheitsgarantien 
verlangt, die dem "polnischen Volksteil" und den polnischen Beamten in Danzig zu gewahren 
seien. ...zuruck... 

218 Vgl. Nr. 423 und Anlage . ...zuruck... 

219 Vgl. Nr. 424 . ...zuruck... 



220 Vgl. Nr. 423, Anlage . ...zuruck... 
221 Vgl. Nr. 435 . ...zuruck... 

777 

Nach dem BeschluB des Volkerbundsrates vom 9. Dezember 1925 stand Polen das Recht 
zu, auf der Westerplatte eine militarische Wachabteilung von 2 Offizieren, 20 Unteroffizieren 
und 66 Mann zu unterhalten (vgl. Nr. 22) . ...zuruck... 

77^ 

Durch den BeschluB des Volkerbundsrates vom 14. Marz 1924, auf den in § 2 des 
Provisorischen Abkommens zwischen Danzig und Polen betreffend die Westerplatte vom 4. 
August 1928 Bezug genommen ist, wurde die Westerplatte der Polnischen Regierung 
ausschliefilich als Lagerplatz fur Kriegsmaterial zur Verfugung gestellt. Im librigen blieb die 
Souveranitat Danzigs liber das Gebiet unberiihrt, was auch von der Polnischen Regierung 
anerkannt worden war (vgl. das dem Volkerbundsrat am 8. Dezember 1927 vom 
Ratsberichterstatter vorgelegte Rechtsgutachten der Juristen Sir Cecil Hurst und Pilotti; 
Societe des Nations. Journal Officiel 1928 p. 161/162. ...zuruck... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

B. Die letzte Phase 
der Deutsch-Polnischen Krise 

Nr.438 

Erklarung des Britischen Premierministers Chamberlain 

im Unterhaus, 10. Juli 1939 

(Ubersetzung) 

Ich habe schon fruher festgestellt, daB die Regierung Seiner Majestat mit der Polnischen und 
der Franzosischen Regierung hinsichtlich der Danziger Frage in enger Flihlungnahme steht. 
Ich habe den Informationen, die dem Haus bereits liber die dortige Lage gegeben worden 
sind, gegenwartig nichts hinzuzufligen. Aber es ist vielleicht von Nutzen, wenn ich die 
einzelnen Teile dieser Frage, so wie sie sich der Regierung Seiner Majestat darstellen, noch 
einmal betrachte. 

VolksmaBig ist Danzig fast vollig eine deutsche Stadt; aber der Wohlstand seiner Bewohner 
hangt in sehr hohem MaBe vom polnischen Handel ab. Die Weichsel ist der einzige 
Wasserweg, der Polen mit der Ostsee verbindet, und der Hafen an seiner Mlindung hat 
natlirlich flir Polen eine lebenswichtige strategische und wirtschaftliche Bedeutung. Eine 
andere Macht, die sich in Danzig festsetzt, konnte, wenn sie wollte, Polens Zugang zur See 
sperren und auf diese Weise einen wirtschaftlichen und militarischen Druck auf Polen 
ausliben. Die flir die Ausarbeitung des heutigen Statuts der Freien Stadt Verantwortlichen 
waren sich dieser Tatsache durchaus bewuBt und taten ihr Bestes, um entsprechende 
Vorkehrungen zu treffen. Uberdies kann von einer Bedrlickung der deutschen Bevolkerung 
Danzigs keine Rede sein. Die Verwaltung der Freien Stadt liegt im Gegenteil in deutschen 
Handen und die einzigen ihr auferlegten Beschrankungen sind nicht so geartet, daB sie die 
Freiheit ihrer Burger beschneiden. Obwohl die heutige Regelung einer Verbesserung 
zuganglich sein mag, kann sie doch an sich nicht als ungerecht oder unlogisch angesehen 
werden. Die Aufrechterhaltung des status quo ist in der Tat vom Deutschen Reichskanzler 



selbst bis 1944 durch den zehnjahrigen Vertrag, den er mit Marschall Pilsudski abgeschlossen 
hatte, garantiert worden. 

Bis zum letzten Marz schien Deutschland der Ansicht zu sein, daB, obschon die Stellung 
Danzigs letztlich vielleicht einmal revidiert werden miisse, diese Frage weder dringend sei 
noch geeignet, zu einem ernsthaften Konflikt zu fiihren. Aber als dann die Deutsche 
Regierung im Marz ein Angebot in Form gewisser Wiinsche machte, das von einer 
Pressekampagne begleitet wurde, erkannte die Polnische Regierung, daB sie sich unter 
Umstanden schon sehr schnell einer einseitigen Losung gegenubersehen konnte, der sie sich 
mit alien Machtmitteln zu widersetzen haben wurde. Sie hatte die Ereignisse in Osterreich, in 
der Tschecho-Slowakei und im Memelland vor Augen. Demzufolge lehnte sie es ab, den 
deutschen Standpunkt anzunehmen und machte ihrerseits Vorschlage fur eine mogliche 
Losung der Probleme, an denen Deutschland interessiert war. Am 23. Marz ordnete Polen 
gewisse DefensivmaBnahmen an, und am 26. Marz schickte es seine Antwort nach Berlin. Ich 
bitte das Haus, sich diese Daten sorgfaltig zu merken. Es ist in Deutschland offen erklart 
worden, daB es die britische Garantie gewesen sei, die die Polnische Regierung P98i dazu 
ermutigt habe, die vorstehend bezeichnete Aktion zu unternehmen. Es muB jedoch festgestellt 
werden, daB unsere Garantie erst am 31. Marz gegeben wurde; am 26. Marz war dariiber der 
Polnischen Regierung gegeniiber noch nicht einmal Erwahnung getan worden. 

Kiirzliche Vorfalle in Danzig haben unvermeidlicherweise Befurchtungen aufkommen lassen, 
daB beabsichtigt wird, den kunftigen Status der Freien Stadt durch einseitiges Vorgehen, das 
durch heimliche Methoden organisiert wurde, zu regeln und so Polen und die anderen Machte 
vor ein fait accompli zu stellen. Unter diesen Umstanden wiirde, gibt man zu verstehen, jede 
MaBnahme, die Polen zur Wiederherstellung der Sachlage ergreift, als eine von ihm 
unternommene Angriffshandlung hingestellt werden, und, wenn seine Aktion durch andere 
Machte unterstutzt wiirde, dann wiirden diese ihrerseits bezichtigt werden, Polen bei der 
Gewaltanwendung zu helfen und Vorschub zu leisten. 

Wenn sich die Ereignisse in der Tat so abspielen sollten, wie es diese Hypothese vorsieht, 
werden sich die ehrenwerten Herren auf Grand dessen, was ich fraher sagte, dariiber klar sein, 
daB der Fall nicht als rein lokale Angelegenheit angesehen werden kann, die nur die Rechte 
und Freiheiten der Danziger betrifft, die, nebenbei gesagt, in keiner Weise bedroht sind; sie 
wiirde vielmehr sofort ernstere, die nationale Existenz und Unabhangigkeit Polens beriihrende 
Fragen aufwerfen. Wir haben garantiert, Polen flir den Fall einer klaren Bedrohung seiner 
Unabhangigkeit beizustehen, die ihm einen Widerstand mit seinen nationalen Streitkraften 
lebenswichtig erscheinen lieBe, und wir sind fest entschlossen, dieses Versprechen zur 
Ausfuhrung zu bringen. 

Ich habe bereits gesagt, daB die heutige Regelung weder grundsatzlich ungerecht noch 
unlogisch ist; sie mag Verbesserungen zuganglich sein. Uber die moglichen Verbesserungen 
konnte man vielleicht in einer klaren Atmosphare verhandeln. Oberst Beck hat denn auch 
selbst in seiner Rede vom 5. Mai gesagt, daB alle Besprechungen moglich seien, wenn die 
Deutsche Regierung sich an zwei Bedingungen halte, namlich an friedliche Absichten und 
friedliche Methoden des Vorgehens. Der Deutsche Reichskanzler hat in seiner Reichstagsrede 
vom 28. April gesagt, daB, wenn die Polnische Regierung zu einer neuen vertraglichen 
Regelung der Beziehungen zu Deutschland kommen wolle, er dies nur begruBen wiirde. Er 
fiigte hinzu, daB eine solche Regelung dann auf einer ganz klaren und beide Teile gleichmaBig 
bindenden Verpflichtung beruhen muBte. 



Die Regierung Seiner Majestat ist sich darliber klar, daB die jungsten Ereignisse in der Freien 
Stadt das Vertrauen gestort und es flir den Augenblick schwer gemacht haben, eine 
Atmosphare zu finden, in der verniinftige Ratschlage die Oberhand gewinnen konnen. 
Angesichts dieser Lage ist die Polnische Regierung ruhig geblieben, und die Regierung Seiner 
Majestat hofft, daB die Freie Stadt mit ihren alten Uberlieferungen wieder einmal, wie schon 
friiher in ihrer Geschichte, beweisen wird, daB verschiedene Nationalitaten zusammenarbeiten 
konnen, wenn ihre wirklichen Interessen zusammenfallen. Inzwischen verlasse ich mich 
darauf, daB alle Beteiligten ihre Entschlossenheit erklaren und zeigen werden, keinerlei 
Zwischenfalle im Zusammenhang mit Danzig einen derartigen Charakter annehmen zu lassen, 
daB eine Bedrohung des Friedens von Europa daraus erwachsen konnte. 



T3991 

Nr. 439 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 13. Juli 1939 

Gelegentlich einer Unterhaltung mit dem Franzosischen Botschafter, der mich aus anderem 
AnlaB aufsuchte, brachte ich das Gesprach auf die jungste Rede des Britischen 
Premierministers.— Ich erklarte Herrn Coulondre, daB mir diese Rede als ein schadliches 
Novum erscheine. Herr Chamberlain gebe zwar in seiner Erklarung an, wenn eine bessere 
politische Atmosphare geschaffen sei, konnte vielleicht liber das deutsch-polnische Problem 
eine Einigung entstehen. Er selber tue aber das seinige, um die Atmosphare zu verschlechtern 
und die Parteien noch weiter zu trennen. Die Polen ermutige er zur Hartnackigkeit und 
Gereiztheit, die deutsche Politik aber versuche er einzuschuchtern, was bei uns bekanntlich 
den umgekehrten Erfolg habe. Sein ganzes politisches Gebaude aber baue Chamberlain auf 
einem Irrtum auf, er behaupte namlich, Deutschland habe den Status quo in Danzig bis zum 
Jahre 1944 garantiert. Die Mitarbeiter von Chamberlain hatten doch vorher ihre Nase in die 
Akten stecken konnen, ehe sie ihrem Chef einen solchen Fehler unterbreiteten. 

Coulondre wollte dann die polnische Haltung als eine gemessene hinstellen. Ich bestritt ihm 
das, verwies ihn auf die polnischen Kommentare zur Chamberlain-Erklarung und sagte ihm, 
meines Erachtens habe eine englische Zeitung recht, die vor wenigen Tagen geschrieben 
habe, nicht die Geheimdiplomatie sei schuld an Krisen, sondern die offentliche; die britischen 
Kabinettsmitglieder sollten ihre deutschen Kollegen nachahmen und nun einmal in die Ferien 
gehen. 

Weizsacker 



Nr. 440 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 14. Juli 1939 



Der Britische Botschafter machte mir heute nach seinem kurzen Londoner Aufenthalt einen 
amtlichen Besuch, bei dem sich das Gesprach natiirlich wieder in erster Linie urn die 
allgemeine Lage drehte. Die beiderseitigen Ausfuhrungen bewegten sich in der ublichen 
Bahn. DaB die letzte Chamberlain-Erklarung einen Riickschlag und keine Besserung der 
internationalen Atmosphare bewirkt hat, bestritt der Botschafter nicht, gab es aber auch nicht 
ausdriicklich zu. Er arbeitete, wie man das gegenwartig haufig horen kann, mit dem 
Argument, daB im Jahre 1914 Sir Edward Grey nach einer verbreiteten Auffassung sich und 
die Britische Regierung in schuldhafter Weise in eine Nebelwolke gehullt hatte. Diesen 
Vorwurf wollte sich die jetzige Englische Regierung ersparen. Andererseits verstand Nevile 
Henderson sehr gut, daB offentliche Erklarungen dieser Art dem Verbundeten, in diesem Falle 
Polen, lediglich den Riicken starken, statt ihn zur Besinnung zu bringen. 

An einer Stelle des Gesprachs erwahnte Henderson als ein Symptom der Lage, daB in 
Deutschland doch jetzt Reservisteneinziehungen ausgeschrieben worden seien. Ich erwiderte 
hierauf, Tatsache sei, daB in Frankreich und in mo] Polen Mannschaften in Hohe von etwa V2 
Million liber den normalen Stand unter den Fahnen seien, wahrend die in unseren Zeitungen 
ausgeschriebenen Reservisteneinziehungen nur das darstellten, was jedes stehende Heer im 
Sommer zu tun pflege. Ich fiigte noch hinzu, die britische AuBenpolitik schiene mir im 
ubrigen in vollen Kriegsvorbereitungen zu sein und sich nach Alliierten umzusehen, wo 
immer moglich, wenn auch nicht mit durchschlagendem Erfolge. Henderson verbreitete sich 
dann weiter liber die allgemeine Lage und schloB seine Betrachtungen mit seinem Vertrauen 
auf das politische Genie des Flihrers, Schwierigkeiten und Konflikte im richtigen Moment 
unblutig zu losen. 

Weizsacker 



Nr. 441 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 21. Juli 1939 

Interview Marschalls Smigly-Rydz mit amerikanischer Journalistin— bestatigt, daB eine 
Anderung in polnischer Einstellung zu grands atzlichen Fragen Danziger Problems nicht 
eingetreten ist. Die gegen die deutschen "AnschluBplane" gerichteten Ausfuhrungen des 
Marschalls, die in ihrer scharfen Formulierung fast noch liber die Rede Becks vom 5. Mai 
hinausgehen, sind hier offenbar als notwendig empfunden worden, weil man den Eindruck 
hatte, daB die Anfang des Monats der hiesigen Presse auferlegte Reserve im Ausland vielfach 
als Zeichen der Schwache gedeutet worden ist. Die wiederholte Betonung, daB Polen 
notigenfalls auch ohne Bundesgenossen wegen Danzig zu den Waffen greifen wlirde, soil die 
das polnische Selbstgeflihl verletzende These entkraften, daB Polens Bereitschaft zur Abwehr 
erst durch englische Garantie hervorgerufen worden sei, und soil gleichzeitig den 
befreundeten Machten gegenliber feststellen, daB der polnischen Verhandlungsbereitschaft 
bestimmte Grenzen gesetzt sind. Auch der Zeitpunkt der Veroffentlichung des Interviews am 
Tage des Eintreffens des Generals Ironside ist in diesem Zusammenhang interessant. 

Moltke 



T4011 

Nr. 442 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 22. Mi 1939 

Der Kommentar zum Interview des Marschalls Smigly-Rydz, der gestern abend auf der 
Pressekonferenz des Polnischen AuBenministeriums der Auslandspresse mitgeteilt und 
danach durch den polnischen Rundfunk verbreitet worden ist, unterstreicht erneut die 
besondere Bedeutung, die man polnischerseits den Ausfuhrungen des Marschalls beigelegt 
wissen will. Die Tatsache, daB der Marschall, der bisher noch niemals ein Interview gegeben 
hat, sich an die internationale Offentlichkeit wendet, ist an sich schon auffallend genug und 
beweist, wie sehr das Militar, in der Person des Obersten Heerfuhrers, unmittelbar in die 
AuBenpolitik eingreift. DaB das Interview offenbar nicht im AuBenministerium verfaBt, 
vielleicht mit diesem nicht einmal im Wortlaut vereinbart worden ist, zeigen einige 
Wendungen des Marschalls, so z. B. liber die Beziehungen zu RuBland, die in dieser Form 
von Herrn Beck kaum benutzt worden waren. 

Ich habe bereits anderweitig darauf hingewiesen, daB die Ausfuhrungen des Marschalls 
Smigly-Rydz sich teilweise an die Bundesgenossen, und zwar in erster Linie an England, 
wenden und zum Ausdruck bringen sollen, daB Polen in der Danziger Frage zu keinerlei 
Konzessionen bereit ist, auch wenn es allein bleibt und ohne Bundesgenossen kampfen 
mliBte. In der Presse sowie in dem erwahnten Kommentar des Polnischen AuBenministeriums 
wird aber in erster Linie die Bedeutung des Interviews flir die deutsche Offentlichkeit und fur 
die deutschen Regierungsstellen unterstrichen, denen gegeniiber das Interview "das letzte 
Wort" sei. 

von Moltke 



Nr. 443 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 22. Juli 1939 

Der Besuch Generals Ironside hat wohl vorwiegend demonstrative Bedeutung. Da offenbar 
liber Zusammenarbeit zwischen polnischer und englischer Armee wenig zu vereinbaren war, 
worauf schon das Fehlen eines entsprechenden Stabes von technischen Experten hindeutet, 
kam es England anscheinend in erster Linie darauf an, hier wenigstens ein sichtbares Zeichen 
der militarischen Beistandsbereitschaft zu geben, insbesondere nachdem der Plan eines Non- 
Stop-Fluges englischer Flugzeuge aufgegeben werden muBte. 

Polen haben alles getan, um ihren Gast durch besonders ehrenvolle Aufnahme auszuzeichnen. 
Auffallend ist, daB der englische General nach Mitteilungen der polnischen Presse geplanten 



zweitagigen Besuch in das Gebiet der neuen Rlistungsindustrie nicht ausgefiihrt hat. Ob es 
richtig ist, hierin die Auswirkung von MiBstimmungen zu erblicken, erscheint mir 
zweifelhaft. Tatsache ist aber wohl, daB in den englisch-polnischen Beziehungen nicht alles 
nach Wunsch geht. Schon das Interview des polnischen Marschalls, in dem dieser, offenbar 
nicht ganz im Einklang mit Minister Beck, die Ansatze zu r402i einer gewissen 
atmospharischen Entspannung gerade am Tage der Ankunft des Generals Ironside durch 
Wiederaufnahme einer scharfen Sprache unterbrach, verriet ein gewisses MiBtrauen 
hinsichtlich der Bereitschaft zur restlosen Unterstiitzung polnischen Standpunktes in Danziger 
Frage. Ferner verlautet, daB das bisherige Ergebnis der englisch-polnischen 
Anleiheverhandlungen recht erheblich hinter den hiesigen Wunschen zuriickbleibt und daB 
die hieruber entstandene Verstimmung ein wichtiger Gegenstand der Warschauer 
Besprechungen mit englischem General gebildet hat. Wie ich hore, soil es den Polen gelungen 
sein, General Ironside von der Notwendigkeit einer weiteren, und zwar sehr erheblichen 
Verstarkung polnischer Rustungen zu uberzeugen. Zweifelhafter Ausgang Moskauer 
Verhandlungen und polnische These, daB Ausbau polnischer Bastion wichtiger sei als 
fragliche Sowjethilfe, scheinen hierbei eine bedeutende Rolle gespielt zu haben. 

Moltke 



Nr. 444 
Der Deutsche Botschafter in Warschau an das Auswartige Amt 

Bericht 

Warschau, den 1. August 1939 

Die Bevolkerung Polens hat den seit nunmehr vier Monaten andauernden Zustand der 
Teilmobilisierung und politischen Unsicherheit ertragen, ohne daB es bisher zu einem 
Zusammenbruch oder auch nur wesentlichen Abflauen der Stimmung gekommen ware. Der 
alte HaB gegen alles Deutsche und die Uberzeugung, daB es Polens Schicksal ist, mit 
Deutschland die Waffen zu kreuzen, sitzen zu tief, als daB die einmal angefachten 
Leidenschaften sobald wieder zusammensinken konnten. 

Wenn man dieser Einheitlichkeit der Stimmung der polnischen Bevolkerung auf den Grand 
gehen will, ist es wichtig, sich die besondere Straktur der polnischen Bevolkerung zu 
vergegenwartigen. 

Die polnische Intelligenz stammt groBtenteils aus Bevolkerangsschichten, die vor dem 
Weltkrieg und wahrend des Krieges den revolutionaren Kampf gegen die sogenannten 
Teilungsmachte gefuhrt hatten. Diese polnische Intelligenz verwaltet heute den Staat, ihre 
einzige Existenzbasis ist die Staatsstellung. Sie fiihlt sich als Haupttrager des nationalen 
Gedankens und der polnischen Staatsidee und ist auch infolge ihrer nationalrevolutionaren 
Tradition von einem nationalen Fanatismus erfullt, der durch gegnerische Propaganda nicht so 
leicht zu erschuttern ist. GroBgrundbesitz und GroBburgertum, zahlenmaBig an sich zu 
unbedeutend, um als besonderer Faktor bewertet zu werden, bleiben schon wegen ihrer 
starken Verbundenheit mit der franzosischen Kultur in ihrer Abneigung gegen Deutschland 
hinter den ubrigen Kreisen der Intelligenz nur wenig zuriick. 



Die groBe Masse des polnischen Landvolkes ist stumpf und unwissend, zum groBen Teil 
analphabetisch und von jeder Regierung leicht zu lenken, die sich mit klaren nationalen 
Parolen an sie wendet. Pfarrer und Lehrer sind die Werkzeuge, mit deren Hilfe die politisch 
gestaltlose Masse der Dorfbewohner geleitet und beeinfluBt wird. Auch die fortgeschrittenere 
Schicht der bauerlichen Bevolkerung stent im deutschfeindlichen Lager. 



j403i Die polnische Arbeiterschaft, die in sehr gedriickten sozialen Verhaltnissen lebt, ist 
iiberwiegend marxistisch eingestellt und stent schon daher dem nationalsozialistischen 
Deutschland feindlich gegeniiber. Ihre politische Organisation hat iiberdies alte Traditionen 
aus dem nationalen Freiheitskampf, die ihr das Zusammengehen mit biirgerlichen 
Nationalisten im Kampf gegen Deutschland erleichterten. 

Ein eigenvolkisches Kleinburgertum ist in Polen fast nicht vorhanden. Seine Stelle wird von 
einer starken judischen Mittelschicht eingenommen, der das NationalbewuBtsein fehlt und der 
daher alle Untugenden des Kleinburgertums, wie Neigung zu Angstlichkeit und zum 
Geruchtemachen in vervielfachtem MaBe anhaften. Diese judische Mittelschicht Polens ist, 
soweit es sich um den Kampf gegen Deutschland handelt, ein naturlicher und fanatischer 
Bundesgenosse des polnischen Chauvinismus. 

Besondere Beachtung verdient die Tatigkeit des polnischen Klerus, dessen EinfluB bei der 
starken, noch alle Volksschichten umfassenden Religiositat ungeheuer groB ist. Er stellt sich 
fur die personliche Beeinflussung der Bevolkerung im Sinne der polnischen antideutschen 
Propaganda um so williger restlos zur Verfiigung, als seine eigenen Ziele sich vollig mit 
denen des Staates decken. Er verkiindet dem Volke, daB Polen vor einem heiligen Kriege 
gegen das deutsche Neuheidentum steht, und laBt sich an Chauvinismus kaum iibertreffen. So 
wird berichtet, daB einzelne Geistliche auf dem flachen Lande schon Gottesdienste flir den 
polnischen Sieg abhalten und erklart haben, daB sie nicht flir den Frieden beten konnten, da 
sie flir den Krieg seien. Ein vom Kardinal angeordneter Bittgottesdienst flir den Frieden 
wurde von den Geistlichen vielfach in der Weise umgestaltet, daB flir einen polnischen Sieg 
gebetet wurde. 226 

Die Besonderheit der polnischen Bevolkerungsstruktur und die geschickt auf sie eingestellte 
Propaganda haben bewirkt, daB in Polen, auch in der Masse der Bevolkerung, der 
Widerstandswille offenbar ungebrochen fortbesteht. Die Parolen der Regierungspropaganda 
werden blindlings geglaubt; weiteste Kreise sind tatsachlich davon iiberzeugt, daB sich Polen 
auf Seiten der kunftigen Sieger befindet, daB in Deutschland die Bevolkerung hungert, daB 
taglich Scharen von hungernden deutschen Soldaten und Arbeitsmannern nach Polen 
desertieren, daB das deutsche Kriegsmaterial von sehr fragwurdigem Wert sei, daB die 
deutsche AuBenpolitik eine Niederlage nach der anderen erleide. Ebenso ist es den polnischen 
Propagandastellen gelungen, die offentliche Meinung weitgehend davon zu iiberzeugeil, daB 
ein Kampf um Danzig einen Kampf um die Unabhangigkeit Polens bedeutet. Auch in den 
Schichten der Intelligenz, die iiber einige Auslandserfahrung verfugen und daher das wahre 
Krafteverhaltnis zwischen Deutschland und Polen richtig einzuschatzen vermogen, ist der 
Widerstandsgeist noch unvermindert vorhanden. Selbst flir den Fall, daB Polen im Laufe eines 
Krieges ganzlich von deutschen Truppen besetzt wurde, ist man davon iiberzeugt, daB Polen 
letzten Endes dank dem Siege der Koalition groBer und machtiger denn je wieder erstehen 
miisse. Eine gewisse Neigung zum Vabanque-Spiel, die im polnischen Charakter liegt, 
verleitet sogar jetzt manche zu der Auffassung, daB Polen, um dem zermurbenden EinfluB der 
langdauernden Krise entgegenzuwirken, eher friiher als spater losschlagen solle. Diese ganze 
optimistische Einstellung hat freilich zur Voraussetzung, daB das Vertrauen auf die 
Bundesgenossen, im besonderen auf England, unerschuttert bleibt. Wenn in dieser Hinsicht 



der MiBerfolg der [4041 polnisch-englischen Anleiheverhandlungen unzweifelhaft eine gewisse 
Nervositat hervorgerufen hat, so hat andererseits die polnische Propaganda das Ihrige getan, 
den Schlag zu parieren. Man wird daher gut tun, diese Vorgange und ihre Riickwirkung nicht 
zu uberschatzen. 

Die vier Monate der politischen Spannungen und der polnischen Teilmobilisierung haben, wie 
aus den vorstehenden Ausfuhrungen hervorgeht, bisher keinen EinfluB auf die moralische und 
materielle Widerstandskraft der Polen gehabt. Bei dem Vertrauen der Polen in ihre 
Bundesgenossen, das vornehmlich von englischer Seite propagandistisch mit Sorgfalt genahrt 
wird, wird auch in der nachsten Zukunft mit einer Wandlung der Grundhaltung der Polen 
nicht zu rechnen sein. 

von Moltke 



Nr. 445 

Mitteilung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

an den Polnischen Geschaftstrager, 9. August 1939 

Die Reichsregierung hat mit groBem Befremden von der Note der Polnischen Regierung an 
den Senat der Freien Stadt Danzig Kenntnis erhalten, in der die Zuriicknahme einer 
angeblichen - auf unwahren Geruchten beruhenden - Anordnung des Senats zwecks 
Verhinderung der polnischen Zollinspektoren an der Ausiibung ihres Dienstes, die in 
Wirklichkeit von dem Senat der Freien Stadt gar nicht erlassen war, in ultimativer Form 
gefordert wurde. Im Falle einer Weigerung wurden VergeltungsmaBnahmen gegen die Freie 
Stadt Danzig angedroht.— 

Die Reichsregierung sieht sich veranlaBt, die Polnische Regierung darauf hinzuweisen, daB 
eine Wiederholung solcher ultimativer Forderungen an die Freie Stadt Danzig und die 
Androhung von VergeltungsmaBnahmen eine Verscharfung in den deutsch-polnischen 
Beziehungen herbeifuhren wiirde, fur deren Folgen die Verantwortung ausschlieBlich auf die 
Polnische Regierung fallen wiirde und fur die die Reichsregierung schon jetzt jede 
Verantwortung ablehnen muB. 

Die Reichsregierung lenkt fernerhin die Aufmerksamkeit der Polnischen Regierung auf die 
Tatsache, daB die von der Polnischen Regierung getroffenen MaBnahmen zur Verhinderung 
der Einfuhr gewisser Waren aus der Freien Stadt Danzig nach Polen geeignet sind, schwere 
wirtschaftliche Schadigungen fur die Bevolkerung Danzigs hervorzurufen. 

Sollte die Polnische Regierung auf der Aufrechterhaltung derartiger MaBnahmen beharren, so 
bliebe nach Auffassung der Reichsregierung nach Lage der Dinge der Freien Stadt Danzig 
keine andere Wahl, als sich nach anderen Ausfuhr- und damit auch Einfuhrmoglichkeiten 
umzusehen. 



Nr. 446 

Mitteilung des Unterstaatssekretars im Polnischen AuBenministerium 

an den Deutschen Geschaftstrager in Warschau, 10. August 1939 

(Ubersetzung) 

Die Regierung der Republik Polen hat mit der lebhaftesten Uberraschung von der Erklarung 
Kenntnis genommen, die der Staatssekretar im Deutschen Auswartigen Amt dem 
Geschaftstrager Polens a. i. in Berlin am 9. August 1939 liber die zwischen Polen und der 
Freien Stadt Danzig bestehenden Be- j405i ziehungen gemacht hat. 221 Die Polnische Regierung 
kann tatsachlich keine juristische Grundlage erkennen, die eine Einmischung Deutschlands in 
die vorgenannten Beziehungen rechtfertigen konnte. 

Wenn liber das Danziger Problem zwischen der Polnischen Regierung und der 
Reichsregierung Meinungsaustausche stattgefunden haben, so war dies allein in dem guten 
Willen der Polnischen Regierung begrlindet und ergab sich keineswegs aus irgendwelcher 
Verpflichtung. 

In Beantwortung der vorgenannten Erklarung der Reichsregierung ist die Polnische Regierung 
gezwungen, die Deutsche Regierung darauf hinzuweisen, daB sie wie bisher auch in Zukunft 
gegen jeden Versuch der Behorden der Freien Stadt, die Rechte und Interessen in Frage zu 
stellen, die Polen auf Grand seiner Abkommen in Danzig besitzt, vorgehen wird, und zwar 
durch Mittel und MaBnahmen, die sie allein flir angebracht halt, und daB sie eventuelle 
Einmischungen der Reichsregierung zum Schaden dieser Rechte und Interessen als 
Angriffshandlung ansehen wird. 



Nr. 447 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 11. August 1939 

Zu gestern fernmlindlich durchgegebener Mitteilung Arciszewskis an mich— mitteile 
erganzend, daB Herr Beck gestern, ehe mich Arciszewski empfing, Botschafter Englands und 
Frankreichs zu sich bestellt hatte. Offenbar hat Beck Wert darauf gelegt, vor Abgabe 
Erklarung an uns das Plazet der Bundesgenossen einzuholen. 

Wuhlisch 



Nr. 448 
Der Deutsche Botschafter in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 



London, den 10. August 1939 

Ich aufsuchte gestern Lord Halifax, um mien vor Urlaubsantritt von ihm zu verabschieden. Im 
Verlauf der Unterhaltung, die im allgemeinen den bei solchen Anlassen ublichen Charakter 
trug, fragte Halifax, ob der Notenwechsel zwischen Senat und polnischem Vertreter 
Chodacki— sowie die scharfe Sprachfuhrung deutscher Presse eine bedrohliche Verscharfung 
der Lage in Danzig herbeigefiihrt hatte. Ich hinwies auf den provozierenden Artikel im 
Czas, m der eine scharfe Zuriickweisung erforderlich gemacht hatte, sowie auf die 
herausfordernde Sprache Chodackis im Notenwechsel mit Senat. 222 Es j406i zeige sich aufs 
neue die Richtigkeit der deutscherseits vertretenen Ansicht, daB es letzthin die - meist 
chauvinistischen und unverantwortlich handelnden - lokalen polnischen Stellen seien, in deren 
Hand die Entscheidung iiber Krieg und Frieden gelegt sei. In diesen Zustanden kame die 
innere Briichigkeit Polens mit seinen auseinanderstrebenden politischen Stromungen zum 
Ausdruck. 

Halifax behauptete, daB die Britische Regierung ihren EinfluB in Warschau im Sinne der 
MaBigung geltend mache. Seine weiteren Ausfuhrungen beschrankten sich auf eine 
Wiederholung des Inhalts seiner Rede in Chatham House. 221 

Dirksen 



Nr. 449 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 15. August 1939 

Der Franzosische Botschafter meldete sich heute bei mir nach Ruckkehr von seinem Urlaub. 
Der Botschafter druckte sich zur Lage etwa folgendermaBen aus und brachte dies ruhig und 
bestimmt vor: Frankreich habe seine Stellung bezogen. Sein Verhaltnis zu Polen und zu 
England sei bekannt. Ein Konflikt zwischen Deutschland und Polen werde automatisch 
Frankreich einbeziehen. Das sei eine Tatsache, kein Wunsch Frankreichs. Vielmehr wiinsche 
Frankreich nichts dringlicher als einen deutsch-polnischen Ausgleich, besonders hinsichtlich 
Danzigs. Er hoffe, daB einer Regelung dieser Sonderfrage auch eine allgemeine deutsch- 
polnische Entspannung folgen wiirde. So sei in kurzen Worten sein Eindruck aus seinen 
letzten Gesprachen mit Daladier und Bonnet. Sein frischer Eindruck in Berlin aber sei der 
einer gewissen Verscharfung der Lage. Besonders beschaftige ihn, daB in den neuesten 
deutschen Auslassungen der Ehrenpunkt wiederholt vorkomme; das bedeute doch 
offensichtlich eine ernste Zuspitzung. 

Ich habe Coulondre daraufhin bestatigt, daB die Lage eine andere sei als vor seinem 
Urlaubsantritt im Juli. Alsdann holte ich ziemlich weit aus und zog die notigen Argumente 
heran, um die ungeziigelte selbstmorderische Politik Polens zu kennzeichnen. Ich sprach 
Coulondre von der ultimativen Note Polens an Danzig vom Samstag vor 8 Tagen, von der 
Aggressivitat in dem vorwochigen Meinungsaustausch zwischen Berlin und Warschau, von 
den provokatorischen AuBerungen der gesteuerten polnischen Presse, von den fortgesetzten 
Unterdruckungs-, Knebelungs-, Ausweisungs- und ahnlichen MaBnahmen der polnischen 
unteren Instanzen (ich zeigte Coulondre dazu eine mir dariiber frisch zugegangene Liste) und 



erklarte dieses alles als das faktische Ergebnis der Versprechungen Frankreichs und Englands 
an Polen. So also sei die Saat aufgegangen, welche die Westmachte in Polen ausgestreut 
hatten. 

Coulondre machte dann einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit und stellte die englisch- 
franzosische Garantieleistung an Polen hin als das unvermeidliche Ergebnis der deutschen 
Errichtung des Protektorats in der Tschechei. Im iibrigen behauptete der Botschafter, es 
herrsche nach der franzosischen Berichterstattung aus Warschau dort kein Ubermut, vielmehr 
bewahre die Polnische Regierung kiihles Blut. 



Mil Ich fiihrte nun erhaltenem Auftrag gemaB eine sehr ernste, warnende Sprache und bestritt 
Coulondres Darlegungen auf das heftigste. Die Polnische Regierung regiere auBerdem ja gar 
nicht. In Paris wisse man anscheinend nicht, was "polnische Wirtschaft" sei. Die Polnische 
Regierung sei auch keineswegs bei Verstand, sonst konnten ultimative Drohungen, wie 
kurzlich in Danzig, nicht durch polnische Diplomaten ausgesprochen werden. Derartige 
Exzesse bewiesen nur den polnischen Glauben an die beiden groBen Brlider im Westen, die 
schon helfen wiirden. Wir konnten und wlirden uns eine Fortsetzung eines solchen polnischen 
Verhaltens nicht weiter gefallen lassen. Polen ziehe als Amoklaufer sein Schicksal iiber sich 
zusammen. 

Ich fuhr dann fort, wie jede Dummheit, habe auch die polnische ein gewisses Verdienst: 

1. sahen daraus Polens Freunde, was sie selber angerichtet hatten, und 

2. befreie Polen seine Freunde damit von ihrer Unterstutzungspflicht, 

denn man konne sich ja nicht vorstellen, daB etwa Frankreich oder England zugunsten ihres 
wild gewordenen Freundes ihre Existenz aufs Spiel setzen wollten. Ich verstande daher auch 
nicht, wieso Coulondre zu Beginn unserer Unterhaltung die franzosische Hilfe an Polen als 
eine selbstverstandliche und automatische habe bezeichnen konnen. 

Coulondre sprach dann einen Augenblick davon, daB der franzosisch-polnische 
Bundnisvertrag durch die diesjahrige Garantie noch verstarkt worden sei, die juristische 
Bindung an Polen sei aber nicht ausschlaggebend. Frankreich brauche zu seiner Sicherheit das 
Gleichgewicht Europas. Wlirde dies zugunsten Deutschlands gestort, d. h. wiirde Polen jetzt 
von uns uberrannt, so kame in absehbarer Zeit Frankreich an die Reihe, oder aber es miisse 
herabsinken etwa auf das Niveau von Belgien oder Holland. Frankreich wiirde damit 
praktisch zum Vasallen Deutschlands und dieses wolle es eben nicht. 

Ich legte dem Botschafter dringend nahe, sich iiber das tatsachliche Verhalten Polens zu 
unterrichten und sich von seinem totalen Irrtum iiber das Benehmen seiner Freunde kurieren 
zu lassen, dann werde er auch zu den richtigen SchluBfolgerungen kommen. 

Als Coulondre mich nach diesen SchluBfolgerungen fragte, sagte ich ihm, Polen miisse den 
berechtigten Anspruchen Deutschlands nachkommen und es miisse sein Gesamtverhalten 
gegeniiber Deutschland total umstellen. 

SchlieBlich meinte der Botschafter, zu einem Druck auf Warschau wie im vorigen Jahr auf 
Prag werde seine Regierung sich nicht verstehen. Die Lage sei eine andere als damals. 



Ich erwiderte Coulondre trocken, ich hatte ihm bzw. seiner Regierung keine Ratschlage zu 
erteilen. Sie moge sich die Tatsachen ansehen und diese sprechen lassen. 

Zum SchluB versicherte mich der Botschafter seiner Bereitschaft zu jeder Art von Mitwirkun^ 
an der Bewahrung des Friedens. Ein europaischer Krieg wiirde enden mit einer Niederlage 
aller, auch des heutigen RuBland. Der Sieger ware nicht Stalin, sondern Trotzki. 

Weizsacker 



Atimectum^en: 

224 Vgl. Nr. 438 . ...zuriick... 



In dem vom News Chronicle am 19. Juli 1939 veroffentlichten Interview hatte Marschall 
Smigly-Rydz zur Danzigfrage unter anderem folgendes geauBert: "Sofern die Deutschen 
weiter bei ihren AnschluBplanen beharren werden, wird Polen den Kampf aufnehmen, sogar 
wenn es allein und ohne Bundesgenossen sich schlagen sollte. Das ganze Volk ist darin einig. 
Wir sind bereit, um die Unabhangigkeit Polens bis zum letzten Mann und zur letzten Frau zu 
kampfen, denn wenn wir sagen, daB wir um Danzig kampfen werden, so verstehen wir das so, 
daB wir damit um unsere Unabhangigkeit kampfen werden. Danzig ist fur Polen notwendig. 
Wer Danzig kontrolliert, kontrolliert unser Wirtschaftsleben. Die Einnahme Danzigs durch 
die Deutschen ware eine Handlung, die uns an die Teilung Polens erinnert. Aus diesem 
Grande habe ich vor vier Monaten die Mobilisierung angeordnet, als Herr Hitler wiederum 
Forderungen betreffs Danzigs und Pommerellens erhob. Glauben Sie mir bitte, daB die 
Mobilisierung nicht nur eine Demonstration war. Wir waren damals zum Kriege bereit, wenn 
das notwendig gewesen ware. Polens Armee ist nicht so groB wie die deutsche Armee, sie ist 
jedoch eine gute Armee. Im Falle eines Krieges wird indessen jeder Mann und jede Frau ohne 
Riicksicht auf das Alter polnischer Soldat sein." ...zuriick... 

226 Vgl. auch Nr. 392 . ...zuriick... 

227 Vgl. Nr. 432 . ...zuriick... 

228 Vgl. Nr. 445 . ...zuriick... 

229 Vgl. Nr. 446 . ...zuriick... 

230 Vgl. Nr. 432 , 433 und 434. ...zuriick... 

Die Warschauer Zeitung Czas vom 7. August hatte u.a. folgendes geschrieben: "Die 
Geschiitze sind auf Danzig gerichtet, die Polens Ehre schlitzen. Es sollen sich alle klar 
dariiber sein, daB diese Geschiitze schieBen, wenn die Behorden der Freien Stadt entgegen den 
offensichtlichen Interessen der Danziger Bevolkerung Polen vor irgendwelche vollendet 
Tatsachen stellen wollen." ...zuriick... 



232 Vgl. Nr. 432 , 433 . ...zuruck... 
233 Vgl. Nr. 312 . ...zuruck... 

Viertes Kapitel (Fo rts. ) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

B. Die letzte Phase 
der Deutsch-Polnischen Krise 

Nr. 450 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 15. August 1939 

Der Britische Botschafter kam heute nach langerer Zeit zu einer Aussprache zu mir. Er fragte 
mich ziemlich unvermittelt nach dem Ergebnis des Ciano-Besuches in Salzburg. 

Auf Ciano und die Gesprache mit ihm ging ich in meiner Antwort nicht ein. Ich schilderte 
ihm aber die Verschlechterung der Lage zwischen Berlin und Warschau und hielt mich etwa 
an den Gedankengang, dem ich heute friih auftragsgemaB gegenliber dem Franzosischen 
Botschafter gefolgt war. Meine Ausdrucksweise iiber die polnische Politik habe ich 
gegenliber Henderson vielleicht noch um eine Kleinigkeit scharfer gewahlt als gegenliber 
Coulondre. 

Henderson knlipfte an die Zollinspektorenfrage— die Behauptung deutschen 
Waffenschmuggels und einer weitgehenden Militarisierung Danzigs, womit polnische Rechte 
und Interessen berlihrt seien, ohne daB Polen remonstriert habe. Ich bestritt auf das 
energischste, daB die militarischen MaBnahmen in Danzig unberechtigt seien. Danzig mache 
nichts anderes, als daB es sich gegen seinen Beschlitzer schlitze. Das werde wohl doch noch 
erlaubt sein. Im librigen flihrte ich wieder aus, wie die britische Politik der Polnischen 
Regierung Narrenfreiheit gegeben habe, welche sich die Polen nunmehr ungezligelt zunutze 
machten. England mlisse jetzt erkennen, wohin seine sogenannte Einkreisungspolitik geflihrt 
habe, und werde doch wohl schwerlich geneigt und verpflichtet sein, sich von seinen wild 
gewordenen polnischen Freunden ins Ungllick flihren zu lassen. 

Auch bei dem Gesprach mit Henderson heute nachmittag ergab sich wieder ein fundamentaler 
Unterschied in der Auffassung von der Haltung der Polen. Henderson bzw. seine Regierung 
behauptet, Polen sei vernlinftig und ruhig, und bestreitet, daB Polen in der Lage ware, einen 
Angriffsakt gegen Deutschland zu begehen. In alien anderen Fallen eines deutsch-polnischen 
ZusammenstoBes aber sei die Britische Regierung zur Waffenhilfe verpflichtet und zu dieser 
fest entschlossen. Im librigen werde Polen Schritte von groBer Tragweite nicht tun, ohne sich 
des Londoner Einverstandnisses zu versichern. 

Ich fragte darauf den Botschafter, ob etwa das Londoner Einverstandnis zu der Drohnote an 
Danzig 231 oder zu der polnischen Erklarung von Mitte voriger Woche an uns— oder zu all den 
provokatorischen Reden und Artikeln und zu der fortgesetzten Bedrangung der deutschen 
Minderheit vorliege. Das MaB unserer Geduld sei bis an den Rand geflillt. Die Politik eines 
Landes wie Polen setze sich aus tausend Provokationen zusammen. Ob England wohl damit 
rechne, Polen von jeder neuen Unbesonnenheit zurlickhalten zu konnen? Es sei doch alles 



pure Theorie, wenn England glaube, Polen in der Hand zu haben, solange Warschau sich von 
London gedeckt fiihle. Umgekehrt liege es. 

Alsdann hatte ich noch gegeniiber dem Botschafter die Behauptung zu dementieren, daB 
durch unseren Generalkonsul in Danzig verscharfende Instruktionen nach Danzig gelangt 
seien. Ich bezeichnete diese dem Botschafter hinterbrachte Behauptung als eine glatte Luge. 

14091 Der Botschafter ging dann zu der Frage iiber, ob nicht das Problem Danzig so lange 
verschoben werden konne, bis es in einer ruhigeren Atmosphare losbar sei. Er verspreche sich 
dann auch flir uns einen besseren Erfolg. Henderson meinte, ich wiirde ihm auf diese Frage 
wohl nicht antworten konnen. Ich erwiderte ihm aber damit, seine Frage sei eine rein 
theoretische, denn eine Verschiebung wiirde in Polen zu nichts anderem ausgeniitzt werden, 
als das Unheil noch zu vergroBern, was es jetzt schon anrichte, so daB von einer Verbesserung 
der Atmosphare gar keine Rede ware. 

Henderson meinte dann, ob denn nicht deutsch-polnische Verhandlungen zu fiihren waren, zu 
denen wir den AnstoB geben konnten. Hierauf erinnerte ich Henderson daran, daB Beck in 
seiner letzten Parlamentsrede sich wie ein Pascha auf den Diwan gesetzt habe mit der 
Erklarung, wenn Deutschland sich den polnischen Prinzipien anpasse, so sei er bereit, in 
diesem Rahmen Vorschlage gnadig entgegenzunehmen. AuBerdem hatte j a gerade in der 
vorigen Woche die Polnische Regierung erklart, daB jede deutsche Initiative auf Kosten 
polnischer Anspruche als eine Angriffshandlung anzusehen ist. Ich sahe also keinen Raum fur 
eine deutsche Initiative. 

Henderson deutete dann noch auf eventuelle spatere umfassende deutsch-englische 
Erorterungen in groBen Fragen wie Kolonien, Rohstoffe usw. hin, sagte aber gleichzeitig, die 
Lage sei doch viel schwieriger und ernster als im Vorjahre, denn Chamberlain konne nicht 
noch einmal bei uns angeflogen kommen. 

Ich erklarte mich meinerseits auBerstande, andere Ratschlage zu geben, als daB Polen in dem 
akuten Problem Danzig und in seinem gesamten Verhalten zu uns schleunigst Vernunft 
annehmen miisse. 

Henderson verlieB mich mit dem Gefiihl vom Ernst und der Dringlichkeit der Lage. 

Weizsacker 



Nr. 451 
Aufzeichnung des Staatssekretars des Auswartigen Amts 

Berlin, den 18. August 1939 

Der Britische Botschafter war heute bei mir, um mir zu sagen, er werde voraussichtlich am 
nachsten Dienstag nach Salzburg fliegen. Am Mittwoch sei das Hauptrennen der Motorradler, 
an welchem auch eine Reihe von Englandern teilnahmen. 



Zur politischen Lage iibergehend, bemerkte Henderson wieder, er sei iiberzeugt, Polen werde 
sich zu keinen Provokationen hinreiBen lassen. Dafiir werde die Britische Regierung schon 
sorgen. 

Ich muBte bei Sir Nevile Henderson wieder eine vollige Verkennung des polnischen 
Verhaltens gegen die Deutschen feststellen und erklarte ihm den wahren Tatbestand. Wir 
stellten in dieser Hinsicht eine grundliche Meinungsverschiedenheit zwischen den britischen 
und deutschen Informationen und Auffassungen fest. Henderson sagte dann nochmals mit 
allem Nachdruck, man moge sich doch in Deutschland nicht dem Irrtum hingeben, als werde 
England den Polen keine Waffenhilfe leihen. Er kenne doch die heutige Lage in England. 

Weizsacker 



[410] 

Nr. 452 
Der Deutsche Geschaftstrager in Washington an das Auswartige Amt 

Bericht 

Washington D. C, den 21. August 1939 

Wie ich zuverlassig erfahre, hat Mr. Bevin, Generalsekretar der "Transport and General 
Workers Union of Great Britain", der sich gegenwartig in New York als Delegierter zum 
KongreB flir demokratische Erziehung aufhalt, gegeniiber einem amerikanischen Freunde die 
Meinung ausgedriickt, daB der Krieg unvermeidlich sei, es sei denn, Deutschland gabe nach. 
Dies begriindet Bevin damit, daB er und seine Gewerkschaftskollegen die fuhrenden Leute in 
der Britischen Regierung kennen. Sie hatten in ihren eigenen Kampfen selbst die Erfahrung 
gemacht, daB diese Art von Leuten (these people) an ihrer Meinung festhielten, wenn sie sich 
einmal entschlossen hatten. Dies sei heute gewiB der Fall, und die Labour-Party habe dabei 
mitgewirkt, diese Entschlossenheit hervorzurufen. 

Thomsen 



Nr. 453 
Der Deutsche Geschaftstrager in London an das Auswartige Amt 

Telegramm 

London, den 22. August 1939 

Amtliches Communique iiber heutige Kabinettsitzung hat folgenden Wortlaut: 

"Bei seinem heutigen Zusammentritt beriet das Kabinett iiber die internationale Lage in ihrer 
ganzen Tragweite. Das Kabinett nahm auBer den eingetroffenen Berichten iiber militarische 
Bewegungen in Deutschland die Mitteilung zur Kenntnis, daB ein Nichtangriffsvertrag 
zwischen der Deutschen und der Sowjetrussischen Regierung vor dem AbschluB stehe.— 



Es zogerte nicht, die Entscheidung zu treffen, daB ein solches Ereignis seine Verpflichtungen 
gegeniiber Polen in keiner Weise beriihre, Verpflichtungen, die das Kabinett verschiedentlich 
in der Offentlichkeit dargelegt hat und die zu erfiillen es entschlossen ist. 

Das Parlament ist flir den nachsten Donnerstag einberufen worden, und die Regierung 
beabsichtigt, beide Hauser zur Durchbringung der "Emergency Powers (Defence) Bill" durch 
alle parlamentarischen Stadien aufzufordern. Hierdurch wird die Regierung in die Lage 
versetzt werden, unverzuglich alle notwendigen MaBnahmen zu ergreifen, wenn es die 
Sachlage erfordern sollte. In der Zwischenzeit werden von den Abteilungen weitere 
MaBnahmen vorbeugender Art getroffen, z. B. die Einberufung eines bestimmten Personals 
der Koniglichen Marine, Armee und Luftwaffe sowie des Luftschutzes und der 
Zivilverteidigung. Es werden ferner Vorkehrungen getroffen, um gewisse Angelegenheiten zu 
regeln, die die Ausfuhr lebenswichtiger Materialien und Waren aus diesem Lande betreffen. 



mil Wahrend sie diese diesmal flir notwendig erachteten VorsichtsmaBregeln trifft, ist die 
Regierung nach wie vor der Ansicht, daB es in dem zwischen Deutschland und Polen 
entstandenen Streifall nichts gibt, was die Anwendung von Gewalt und die Einbeziehung in 
einen europaischen Krieg mit alien seinen tragischen Folgen rechtfertigen wiirde. 

Es gibt, wie der Premierminister wiederholt gesagt hat, tatsachlich keine Frage in Europa, die 
nicht einer friedlichen Losung zuganglich ware, wenn nur ein Zustand des Vertrauens 
wiederhergestellt werden konnte. 

Die Regierung Seiner Majestat ist wie stets bereit, bei der Schaffung eines solchen Zustandes 
zu helfen, aber wenn trotz aller ihrer Bemuhungen andere auf der Anwendung von Gewalt 
bestehen, so ist sie darauf vorbereitet und entschlossen, bis zum auBersten Widerstand zu 
leisten." 

Kordt 



Nr. 454 
Der Britische Premierminister Chamberlain an den Ftihrer, 

22. August 1939 

(Ubersetzung) 
London, den 22. August 1939 

Euer Exzellenz ! 

Euer Exzellenz werden bereits von gewissen MaBnahmen Kenntnis erhalten haben, die von 
Seiner Majestat Regierung getroffen und heute abend in der Presse und im Rundfunk 
bekanntgegeben wurden. 

Diese MaBnahmen sind nach Ansicht Seiner Majestat Regierung notwendig geworden durch 
Truppenbewegungen, liber die aus Deutschland berichtet worden ist, und durch die Tatsache, 
daB anscheinend die Ankundigung eines deutsch-sowjetischen Abkommens in gewissen 
Kreisen in Berlin als Anzeichen dafiir aufgefaBt wird, daB eine Intervention seitens 



GroBbritanniens zugunsten Polens nicht mehr eine Eventualitat darstellt, mit der zu rechnen 
notwendig ist. Kein groBerer Fehler konnte begangen werden. Welcher Art auch immer das 
deutsch-sowjetische Abkommen sein wird, so kann es nicht GroBbritanniens Verpflichtung 
gegenliber Polen andern, wie Seiner Majestat Regierung wiederholt offentlich und klar 
dargelegt hat, und diese entschlossen ist, zu erfullen. 

Es ist behauptet worden, daB, wenn Seiner Majestat Regierung ihren Standpunkt im Jahre 
1914 klarer dargelegt hatte, jene groBe Katastrophe vermieden worden ware. Unabhangig 
davon, ob dieser Behauptung Bedeutung beizulegen ist oder nicht, ist Seiner Majestat 
Regierung entschlossen, dafiir zu sorgen, daB im vorliegenden Falle kein solch tragisches 
MiBverstandnis entsteht. 

Notigenfalls ist Seiner Majestat Regierung entschlossen und bereit, alle ihr zur Verfugung 
stehenden Krafte unverzuglich einzusetzen, und es ist unmoglich, das Ende einmal 
begonnener Feindseligkeiten abzusehen. Es wlirde eine gefahrliche Tauschung sein, zu 
glauben, daB ein einmal begonnener Krieg fruhzeitig enden wlirde, selbst wenn ein Erfolg auf 
einer der verschiedenen Fronten, an denen er gefuhrt werden wird, erzielt worden sein sollte. 



[4i2] Nachdem unser Standpunkt auf diese Weise vollkommen klar dargelegt ist, mochte ich 
Euer Exzellenz wiederholt meine Uberzeugung dahingehend zum Ausdruck bringen, daB 
Krieg zwischen unseren beiden Volkern die groBte Katastrophe darstellen wlirde, die 
liberhaupt eintreten konnte. Ich bin liberzeugt, daB weder unser Volk noch das Ihrige einen 
Krieg wlinscht, und ich kann nicht ersehen, daB die zwischen Deutschland und Polen 
schwebenden Fragen irgend etwas enthalten, das nicht ohne Gewalt gelost werden konnte und 
sollte, wenn nur ein Zustand des Vertrauens wiederhergestellt werden konnte, der es 
ermoglichen wurde, Verhandlungen in einer besseren als der heute bestehenden Atmosphare 
zu flihren. 

Wir sind immer bereit gewesen und werden es auch stets sein, zu der Schaffung von 
Bedingungen beizutragen, in denen solche Verhandlungen stattfinden konnten und in denen 
es moglich sein wlirde, gleichzeitig jene groBeren, zuklinftige internationale Beziehungen 
berlihrenden Probleme zu erortern, einschlieBlich die uns und Euer Exzellenz interessierenden 
Angelegenheiten. 

In dem heute bestehenden Spannungszustande nehmen jedoch die Schwierigkeiten zu, die 
friedlichen Verhandlungen im Wege stehen und je langer diese Spannung aufrechterhalten 
wird, desto schwerer wird sich die Vernunft durchzusetzen vermogen. 

Diese Schwierigkeiten konnten jedoch gemildert, wenn nicht beseitigt werden, wenn liber 
einen anfanglichen Zeitraum auf beiden Seiten - und liberhaupt auf alien Seiten - eine Pause 
eingehalten werden konnte, in der Pressepolemik und jedwede Aufreizung einzustellen sei. 

Wenn eine solche Pause herbeigeflihrt werden konnte, dann dlirfte Grand zu der Hoffnung 
bestehen, daB, nach Ablauf dieses Zeitraums, in dem Schritte unternommen werden konnten, 
um die von beiden Seiten erhobenen Beschwerden bezliglich der Behandlung von 
Minderheiten zu untersuchen und in Angriff zu nehmen, geeignete Bedingungen geschaffen 
sein wlirden fur die Aufnahme von direkten Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen 
liber die zwischen ihnen bestehenden Fragen (unter Mitwirkung eines neutralen Vermittlers, 
sollten beide Parteien dies fur zweckmaBig erachten). 



Ich fiihle mich jedoch verpflichtet zu sagen, daB nur eine geringe Hoffnung bestehen wiirde, 
solche Verhandlungen zu einem erfolgreichen AbschluB zu bringen, wenn es nicht von 
Anfang an feststiinde, daB ein zu erreichendes Abkommen bei seinem AbschluB von anderen 
Machten garantiert werden wiirde. Seiner Majestat Regierung wiirde bereit sein, wenn der 
Wunsch dazu ausgesprochen werden sollte, zu der wirksamen Durchfiihrung solcher 
Garantien nach ihrem Vermogen beizutragen. 

In diesem Augenblick gestehe ich, daB ich keinen anderen Weg sehe, eine Katastrophe zu 
vermeiden, die Europa in den Krieg fiihren wird. 

Im Hinblick auf die schweren Folgen fur die Menschheit, die aus einer Handlung ihrer 
Herrscher entstehen konnen, vertraue ich darauf, daB Euer Exzellenz mit tiefster Uberlegung 
die Ihnen von mir dargelegten Gesichtspunkte abwagen werden. 

Neville Chamberlain 



[413] 

Nr. 455 

Unterredung des Fuhrers mit dem Britischen Botschafter, 

Berchtesgaden, 23. August 1939 

Aufzeichnung des Dolmetschers von Loesch 

Der Britische Botschafter bemerkte einleitend, daB er im Auftrage der Britischen Regierung 
einen Brief iiberbringe. Zunachst habe ein Wiirdigerer dies tun sollen. Doch habe der Gang 
der Ereignisse zu schnellem Handeln gedrangt, zumal die Britische Regierung durch die 
Nachricht des deutsch-sowjetrussischen Paktes sehr iiberrascht worden sei. 

Der Fiihrer stellte fest, daB ihm bereits eine Ubersetzung des Briefes vorliege. Er sei im 
Begriffe, eine schriftliche Antwort auszuarbeiten, doch wolle er einstweilen dem Botschafter 
im gleichen Sinne einige miindliche Ausfiihrungen machen. 

Henderson erwiderte, daB sich hoffentlich flir die schwierige Lage eine Losung finden lassen 
werde; es sei in England verstanden worden, daB flir das Wohl Europas die deutsch-englische 
Zusammenarbeit erforderlich sei. 

Hierauf antwortete der Fiihrer, daB man das friiher habe erkennen miissen. Auf den Einwand 
des Botschafters, daB die Britische Regierung ihre Garantien gegeben habe und ihnen nun 
auch nachkommen miisse, antwortete der Fiihrer, er habe in der Antwort klargestellt, daB 
Deutschland nicht die Verantwortung flir die von England gegebenen Garantien trage, wohl 
aber England flir die aus diesen Verpflichtungen entstehenden Folgen. Es sei Englands Sache, 
sich dariiber klarzuwerden. Er habe der Polnischen Regierung mitgeteilt, daB jede weitere 
Verfolgung der Deutschen in Polen sofort ein Handeln seitens des Reiches nach sich ziehen 
werde. Wie er andererseits erfahren habe, hatte Chamberlain verstarkte militarische 
Vorbereitungen in England vorgesehen. Deutsche Vorbereitungen seien auf reine 
DefensivmaBnahmen beschrankt. "Sollte ich", so sagte der Fiihrer, "von weiteren MaBnahmen 
dieser Art horen, die englischerseits heute oder morgen durchgefiihrt werden, so werde ich die 
sofortige Generalmobilmachung in Deutschland anordnen". 



Auf die Bemerkung des Botschafters, daB der Krieg dann unvermeidlich sei, wiederholte der 
Fiihrer seine Feststellung iiber die Mobilmachung. 

Er fiihrte dann aus, daB man in England immer von der "vergifteten Atmosphare" spreche. 
Tatsache sei, daB die "Atmosphare" von England "vergiftet" worden sei. Ware England nicht 
gewesen, so hatte er im vergangenen Jahre eine friedliche Einigung mit der Tschecho- 
Slowakei erreicht, und es ware mit Sicherheit auch dieses Jahr mit Polen in der Danzig-Frage 
dahin gekommen. England allein sei verantwortlich, und ganz Deutschland sei dieser festen 
Uberzeugung. Hunderttausende von Volksdeutschen wiirden heute in Polen miBhandelt, in 
Konzentrationslager verschleppt und vertrieben. Hieriiber liege ihm ein umfangreiches 
Material vor, auf dessen Veroffentlichung er bisher verzichtet habe. Flir all dieses habe 
England einen Blankoscheck gegeben, jetzt miisse es dafiir zahlen. Seitdem England die 
Garantie erklart habe, habe er, der Fiihrer, einen festen Standpunkt in dieser Frage einnehmen 
miissen. Er konne es nicht zulassen, daB wegen einer Laune Englands Zehntausende deutscher 
Volksgenossen hingeschlachtet wiirden. 



I4i4i Er erinnerte daran, daB Deutschland friiher mit Polen in einem guten Verhaltnis gelebt 
habe, und er habe Polen ein anstandiges und faires Angebot gemacht. Dieses Angebot sei von 
den Westmachten sabotiert worden, und zwar weitgehend, wie schon im Falle der Tschecho- 
Slowakei, durch Berichte der Militar- Attaches, die falsche Geruchte einer deutschen 
Mobilmachung ausgestreut hatten. 

Hier wandte der Botschafter ein, daB die Polnische Regierung das deutsche Angebot 
abgelehnt habe, bevor England die Garantien ausgesprochen habe. 

Der Fiihrer fuhr fort, indem er sagte, daB Chamberlain keinen besseren Plan gefunden haben 
konnte, um alle Deutschen geschlossen hinter den Fiihrer zu stellen, als daB er flir Polen und 
eine polenfreundliche Regelung der Danziger Frage eingetreten sei. Er sehe keine 
Moglichkeit auf dem Verhandlungswege, weil er iiberzeugt sei, daB der Britischen Regierung 
gar nichts an einer solchen Regelung liege. Er konne nur noch einmal wiederholen, daB in 
Deutschland die Generalmobilmachung proklamiert werde, falls in England weitere 
militarische MaBnahmen ergriffen wiirden. Das gleiche gelte flir Frankreich. 

Nachdem der Fiihrer betont hatte, daB dies alles noch schriftlich fixiert wlirde, stellte er fest, 
daB er alles Menschenmogliche getan habe. England habe sich den Mann, der sein groBter 
Freund werden wollte, zum Feinde gemacht. Jetzt werde man in England ein anderes 
Deutschland kennenlernen, als man es sich so viele Jahre vorgestellt habe. 

Henderson erwiderte, daB man in England wisse, daB Deutschland stark sei, und es habe es in 
letzter Zeit oft bewiesen. 

Der Fiihrer stellte fest, daB er Polen ein groBzligiges Angebot gemacht habe, doch habe sich 
England eingemischt. 

Der Fiihrer beschrieb dann, wie er an der gleichen Stelle vor mehreren Monaten mit dem 
Oberst Beck liber die gleiche Regelung gesprochen habe, der sie damals als zu plotzlich 
bezeichnete, aber darin doch eine Moglichkeit erblickte. Im Marz habe er seine Vorschlage 
wiederholt. Damals, so betonte der Fiihrer, wlirde sich Polen sicherlich bereit erklart haben, 
wenn nicht England sich dazwischen gestellt hatte. Die englische Presse habe damals 
geschrieben, daB nun die Freiheit Polens und auch Rumaniens bedroht sei. 



Der Flihrer fiihrte dann aus, daB er bei dem geringsten polnischen Versuch, noch weiterhin 
gegen Deutsche oder gegen Danzig vorzugehen, sofort eingreifen werde, ferner, daB eine 
Mobilmachung im Westen mit einer deutschen Mobilmachung beantwortet werden wlirde. 

Der Botschafter Henderson: "1st das eine Drohung?" - Der Flihrer: "Nein, eine 
SchutzmaBnahme!" - 

Er stellte dann fest, daB die Britische Regierung alles andere einer Zusammenarbeit mit 
Deutschland vorgezogen habe. Sie hatte sich vielmehr in ihrem Vernichtungswillen an 
Frankreich, an die Tlirkei, an Moskau gewandt. 

Der Botschafter beteuerte demgegenliber, daB England Deutschland nicht vernichten wolle. 

Der Fiihrer entgegnete, daB er dennoch der festen Uberzeugung sei; darum habe er flir 9 
Milliarden einen Westwall gebaut, um Deutschland vor dem Angriff von Westen zu schutzen. 



[4i5] Henderson wies darauf hin, daB der Umschwung in der englischen Auffassung seit dem 
15. Marz eingetreten sei, worauf der Fiihrer entgegnete, daB Polen sich aus eigenem Interesse 
iiber die Karpatho-Ukraine erregt habe. Ferner seien die inneren Zustande in der Tschecho- 
Slowakei flir Deutschland untragbar geworden. SchlieBlich seien Bohmen und Mahren von 
Deutschen und nicht von Englandern kultiviert worden. Er sei iiberzeugt, daB die tschechische 
Losung die beste sei. President Hacha sei glucklich gewesen, einen Ausweg aus der Krise zu 
sehen, den Englandern naturlich sei es gleichgultig, ob im Herzen Mitteleuropas geschossen 
wiirde. 

SchlieBlich versicherte der Fiihrer dem Botschafter, daB er ihm keinen Vorwurf zu machen 
habe, und daB er seinen personlichen Einsatz flir die deutsch-englische Freundschaft stets zu 
schatzen gewuBt habe. 

Der Botschafter wies auf die groBe Tragodie hin, die sich nun abspielen werde, worauf der 
Fiihrer feststellte, daB, falls es zum Kriege komme, es ein Krieg auf Leben und Tod sein 
wiirde, ausgehend von englischen Absichten in dieser Richtung. England habe dabei mehr zu 
verlieren. 

Henderson bemerkte, daB nach Clausewitz der Krieg immer Uberraschungen bringe, er wisse 
nur, daB jeder seine Pflicht tun werde. 

Der Fiihrer sagte, daB Deutschland niemals etwas zum Schaden Englands unternommen habe, 
trotzdem stelle sich England gegen Deutschland. Er verwies nochmals auf die Frage von 
Danzig und Polen, bei der England den Standpunkt einnahm, "lieber den Krieg als etwas zum 
Vorteil Deutschlands". 

Henderson stellte fest, daB er sein Bestes getan habe. Er habe kurzlich einem Reichsminister 
geschrieben, daB der Fiihrer, der 10 Jahre gebraucht habe, um Deutschland zu gewinnen, 
England auch langer Zeit lassen miisse. 

Der Fiihrer stellte fest, daB die Tatsache, daB England sich in der Danzig-Frage gegen 
Deutschland gestellt hatte, das deutsche Volk tief erschuttert habe. 



Henderson wandte ein, man habe sich nur gegen den Grundsatz der Gewalt gestellt, worauf 
ihm der Fiihrer entgegenhielt, ob etwa England flir irgendeine der Versailler Idiotien jemals 
eine Losung auf dem Verhandlungswege gefunden habe. 

Der Botschafter hatte hierauf nichts zu entgegnen, und der Fiihrer stellte fest, daB nach einem 
deutschen Sprichwort zum Lieben immer zwei gehoren. 

Henderson betonte sodann, daB er personlich nie an einen englisch-franzosisch-russischen 
Pakt geglaubt habe. Es sei seine Ansicht, daB RuBland durch die Verzogerung nur 
Chamberlain loswerden und dann durch einen Krieg profitieren wollte. Ihm personlich sei es 
lieber, daB Deutschland mit RuBland einen Vertrag habe, als daB es England tue. 

Der Fiihrer antwortete: "Irren Sie sich nicht. Es wird ein langer Vertrag werden". 

Mit der Feststellung des Fuhrers, daB dem Botschafter am Nachmittag die schriftliche 
Antwort ubergeben werden wiirde, schloB die Unterredung. 

von Loesch 



1416] 

Nr. 456 
Der Fiihrer an den Britischen Premierminister Chamberlain, 

23. August 1939 

Den 23. August 1939 

Euer Exzellenz ! 

Der Koniglich Britische Botschafter hat mir soeben ein Schreiben uberreicht, in dem Eure 
Exzellenz namens der Britischen Regierung auf eine Reihe von Punkten hinweisen, die Ihrer 
Auffassung nach von groBter Wichtigkeit seien. 

Ich darf dieses Ihr Schreiben wie folgt beantworten: 

1. Deutschland hat niemals Konflikte mit England gesucht und sich nie in englische 
Interessen eingemischt. Es hat sich im Gegenteil - wenn auch leider vergebens - jahrelang 
bemiiht, die englische Freundschaft zu erwerben. Es hat aus diesem Grande freiwillige 
Begrenzungen seiner eigenen Interessen in einem groBen Gebiet Europas vorgenommen, die 
ansonst nationalpolitisch nur sehr schwer tragbar waren. 

2. Das Deutsche Reich besitzt aber - wie jeder andere Staat - bestimmte Interessen; auf die 
Verzicht zu leisten unmoglich ist. Sie liegen nicht auBerhalb des Rahmens der durch die 
friihere deutsche Geschichte gegebenen und durch wirtschaftliche Lebensvoraussetzungen 
bedingten Notwendigkeiten. Einige dieser Fragen besaBen und besitzen zugleich eine 
nationalpolitisch und psychologisch flir jede Deutsche Regierung zwingende Bedeutung. 

Zu ihnen gehoren die deutsche Stadt Danzig und das damit im Zusammenhang stehende 
Problem des Korridors. Zahlreiche Staatsmanner, Geschichtsforscher und Literaten, auch in 



England, waren sich wenigstens noch vor wenigen Jahren dessen bewuBt. Hinzufligen mochte 
ich noch, daB alle diese Gebiete, die in der vorher erwahnten deutschen Interessensphare 
liegen, und insbesondere die seit 1 8 Monaten zum Reich zurlickgekehrten Lander ihre 
kulturelle ErschlieBung nicht durch Englander, sondern ausschlieBlich durch Deutsche 
erhalten haben, und zwar zum Teil schon in und seit einer Zeit, die liber tausend Jahre 
zuriickliegt. 

3. Deutschland war bereit, die Frage Danzig und die des Korridors durch einen wahrhaft 
einmalig groBzligigen Vorschlag auf dem Wege von Verhandlungen zu losen. Die von 
England ausgestreuten Behauptungen liber eine deutsche Mobilmachung gegenliber Polen, die 
Behauptung von Agressionsbestrebungen gegenliber Rumanien, Ungarn usw., sowie die 
spater abgegebenen sogenannten Garantieerklarungen hatten die Geneigtheit der Polen zu 
Verhandlungen auf einer solchen auch fur Deutschland tragbaren Basis beseitigt. 

4. Die von England Polen gegebene Generalzusicherung, ihm unter alien Umstanden 
beizustehen, ganz gleich, aus welchen Ursachen ein Konflikt entstehen konnte, konnte in 
diesem Lande nur als eine Ermunterung aufgefaBt werden, nunmehr - gedeckt durch einen 
solchen Freibrief - eine Welle furchtbaren Terrors gegen die IV2 Millionen zahlende deutsche 
Bevolkerung, die in Polen lebt, anlaufen zu lassen. Die Greuel, die seitdem dort stattfinden, 
sind flir die Betroffenen entsetzlich, fur das dabei zusehen sollende Deutsche Reich als 
GroBmacht unertraglich. Der Freien Stadt Danzig gegenliber hat Polen zahlreiche 
Rechtsverletzungen begangen, Forderungen ultimativen Charakters geschickt und mit der 
wirtschaftlichen Abdrosselung begonnen. 



[4i7] 5. Die Deutsche Reichsregierung hat der Polnischen Regierung nun vor kurzem mitteilen 
lassen, daB sie nicht gewillt ist, diese Entwicklung stillschweigend hinzunehmen, daB sie nicht 
dulden wird, daB weitere ultimative Noten an Danzig gerichtet werden, daB sie nicht dulden 
wird, daB man die Verfolgungen des deutschen Elements fortsetzt, daB sie ebenso nicht 
dulden wird, durch wirtschaftliche MaBnahmen die Freie Stadt Danzig umzubringen, das 
heiBt, durch eine Art von Zollblockade der Danziger Bevolkerung die Lebensgrundlagen zu 
vernichten, und daB sie auch nicht dulden wird, daB sich sonstige weitere Provokationsakte 
gegen das Reich ereignen. Unabhangig davon mlissen und werden die Fragen des Korridors 
und von Danzig ihre Losung finden. 

6. Sie teilen mir, Exzellenz, im Namen der Britischen Regierung mit, daB Sie in jedem 
solchen Fall des Einschreitens Deutschlands gezwungen sein werden, Polen Beistand zu 
leisten. Ich nehme diese Ihre Erklarung zur Kenntnis und versichere Ihnen, daB sie keine 
Anderung in die Entschlossenheit der Reichsregierung bringen kann, die Interessen des 
Reiches in dem in Punkt 5 mitgeteilten Sinn wahrzunehmen. Dire Versicherung, daB Sie in 
einem solchen Fall an einen langen Krieg glauben, teile ich ebenfalls. Deutschland ist - wenn 
es von England angegriffen wird - darauf vorbereitet und dazu entschlossen. Ich habe schon 
ofter als einmal vor dem Deutschen Volk und der Welt erklart, daB es liber den Willen des 
neuen Deutschen Reiches keinen Zweifel geben konne, lieber jede Not und jedes Ungllick 
und auf jede Zeit auf sich zu nehmen, als seine nationalen Interessen oder gar seine Ehre 
preiszugeben. 

7. Die Deutsche Reichsregierung hat Kenntnis davon bekommen, daB die Britische Regierung 
beabsichtigt, MobilmachungsmaBnahmen durchzuflihren, deren eindeutiger Charakter als nur 
gegen Deutschland gerichtet, nach den eigenen Erklarungen in Ihrem Schreiben an mich, Herr 
Ministerprasident, feststeht. Dies soil auch flir Frankreich zutreffen. Da Deutschland niemals 
die Absicht hatte, sei es gegen England oder gegen Frankreich, militarische MaBnahmen 



auBer solchen defensiver Natur zu treffen, und - wie schon betont - nie beabsichtigte und auch 
flir die Zukunft nicht beabsichtigt, England oder Frankreich anzugreifen, kann es sich in 
dieser Ankiindigung, wie Sie sie, Herr Ministerprasident, in Hirem Schreiben mir bestatigen, 
nur um einen in Aussicht genommenen Akt der Bedrohung des Reiches handeln. Ich teile 
daher Eurer Exzellenz mit, daB ich im Falle des Eintreffens dieser militarischen 
Ankiindigungen die sofortige Mobilmachung der deutschen Wehrmacht anordnen werde. 

8. Die Frage der Behandlung der europaischen Probleme im friedlichen Sinn kann nicht von 
Deutschland entschieden werden, sondern in erster Linie von jenen, die sich seit dem 
Verbrechen des Versailler Diktats jeder friedlichen Revision beharrlich und konsequent 
widersetzt haben. Erst nach der Anderung der Gesinnung der dafiir verantwortlichen Machte 
kann auch eine Anderung des Verhaltnisses zwischen England und Deutschland in einem 
positiven Sinne eintreten. Ich habe Zeit meines Lebens fur eine deutsch-englische 
Freundschaft gekampft, bin aber durch das Verhalten der britischen Diplomatie - 
wenigstens bisher - von der Zwecklosigkeit eines solchen Versuches uberzeugt worden. Wenn 
sich dies in der Zukunft andern wiirde, konnte niemand glucklicher sein als ich. 

Adolf Hitler 



[418] 

Nr. 457 

Erklarung des Fuhrers gegenuber dem Britischen Botschafter, 

25. August 1939 13.30 Uhr 

Der Fiihrer erklarte einleitend, daB der Britische Botschafter am SchluB der letzten 
Unterredung der Hoffnung Ausdruck gegeben habe, daB doch noch eine Verstandigung 
zwischen Deutschland und England moglich sein wird. Er, der Fiihrer, habe sich daraufhin die 
Dinge noch einmal durch den Kopf gehen lassen und wolle heute England gegenuber einen 
Schritt unternehmen, der genau so entscheidend sei wie der Schritt RuBland gegenuber, der zu 
der kurzlichen Vereinbarung gefuhrt habe. 

Auch die gestrige Unterhaussitzung bzw. die Reden Chamberlains und Lord Halifax' hatten 
den Fiihrer veranlaBt, noch einmal mit dem Britischen Botschafter zu sprechen. Die 
Behauptung, daB Deutschland die Welt erobern wolle, ist lacherlich. Das Britische 
Imperium umfaBt 40 Millionen qkm, RuBland 19 Mill, qkm, Amerika 9V2 Mill, qkm, 
wahrend Deutschland noch nicht 600.000 qkm umfaBt. Wer also die Welt erobern will, 
ist klar. 

Der Fiihrer teilt dem Britischen Botschafter folgendes mit: 

1. Die polnischen Akte der Provokation sind unertraglich geworden, gleich, wer 
verantwortlich ist. Wenn die Polnische Regierung die Verantwortung bestreitet, so 
beweist dies nur, daB sie selbst keinen EinfluB mehr auf ihre militarischen 
Unterorgane besitze. In der letzten Nacht seien wieder 21 neue Grenzzwischenfalle 
erfolgt, auf deutscher Seite habe man groBte Disziplin gewahrt. Alle Zwischenfalle 
seien von der polnischen Seite hervorgerufen worden. AuBerdem wurden 
Verkehrsflugzeuge beschossen. Wenn die Polnische Regierung erklare, nicht 



verantwortlich dafiir zu sein, so beweise dies, daB es ihr nicht mehr moglich sei, ihre 
eigenen Leute im Zaume zu halten. 

2. Deutschland sei unter alien Umstanden entschlossen, diese mazedonischen 
Zustande an seiner Ostgrenze zu beseitigen, und zwar nicht nur im Interesse von Rune 
und Ordnung, sondern auch im Interesse des europaischen Friedens. 

3. Das Problem Danzig und Korridor mlisse gelost werden. Der Britische 
Ministerprasident habe eine Rede gehalten, die nicht im geringsten geeignet sei, einen 
Wandel in der deutschen Einstellung herbeizuflihren. Aus dieser Rede konne 
hochstens ein blutiger und unubersehbarer Krieg zwischen Deutschland und England 
entstehen. Ein solcher Krieg wlirde blutiger sein als der von 1914 bis 1918. Im 
Unterschied zu dem letzten Kriege wlirde Deutschland keinen Zweifrontenkrieg mehr 
zu fiihren haben. Das Abkommen mit RuBland sei bedingungslos und bedeute eine 
Wende in der AuBenpolitik des Reiches auf langste Zeit. RuBland und Deutschland 
wiirden unter keinen Umstanden mehr die Waffen gegeneinander ergreifen. Davon 
abgesehen wiirden die mit RuBland getroffenen Abmachungen Deutschland auch 
wirtschaftlich flir eine langste Kriegsperiode sichern. 

Dem Flihrer habe immer an der deutsch-englischen Verstandigung gelegen. Ein Krieg 
zwischen England und Deutschland konne im glinstigsten Fall Deutschland einen Gewinn 
bringen, England aber liberhaupt nicht. 

Der Flihrer erklart, daB das deutsch-polnische Problem gelost werden mlisse und gelost 
werden wlirde. Er ist aber bereit und entschlossen, nach der Losung dieses Problems noch 
einmal an England mit einem groBen umfassenden Angebot heranzutreten. Er ist ein Mann 
groBer Entschllisse und wird ms\ auch in diesem Fall zu einer groBen Handlung fahig sein. Er 
bejaht das Britische Imperium und ist bereit, sich flir diesen Bestand personlich zu 
verpflichten und die Kraft des Deutschen Reiches dafiir einzusetzen, wenn 

1. seine kolonialen Forderungen, die begrenzt sind und auf friedlichem Wege 
ausgehandelt werden konnen, Erflillung finden, wobei er hier zu einer weitesten 
Terminbestimmung bereit ist, 

2. seine Verpflichtungen Italien gegenliber nicht tangiert werden, d. h. mit anderen 
Worten: Er fordert von England nicht die Preisgabe seiner franzosischen 
Verpflichtungen, und konnte sich seinerseits auch nicht von den italienischen 
Verpflichtungen entfernen. 

3. Er wlinscht ebenso den unverrlickbaren EntschluB Deutschlands zu betonen, nie 
mehr mit RuBland in einen Konflikt einzutreten. 

Der Flihrer ist bereit, dann mit England Abmachungen zu treffen, die, wie schon 
betont, nicht nur die Existenz des Britischen Weltreichs unter alien Umstanden 
deutscherseits garantieren wiirden, sondern auch, wenn es notig ware, dem Britischen 
Reich die deutsche Hilfe sicherten, ganz gleich, wo immer eine derartige Hilfe 
erforderlich sein sollte. Der Flihrer wlirde dann auch bereit sein, eine vernlinftige 
Begrenzung der Rlistungen zu akzeptieren, die der neuen politischen Lage entsprachen 
und wirtschaftlich tragbar waren. Endlich versichert der Flihrer erneut, daB er an den 
westlichen Problemen nicht interessiert sei und daB eine Grenzkorrektur im Westen 
auBerhalb jeder Erwagung stehe; der mit Milliarden Kosten errichtete Westwall sei die 
endgliltige Reichsgrenze nach Westen. 



Wenn die Britische Regierung diese Gedanken erwagen wiirde, so konnte sich daraus ein 
Segen fur Deutschland und auch flir das Britische Weltreich ergeben. Wenn sie diese 
Gedanken ablehnt, wird es Krieg geben. Auf keinen Fall wiirde GroBbritannien aus diesem 
Krieg starker hervorgehen; schon der letzte Krieg habe dies bewiesen. 

Der Fiihrer wiederholt, daB er ein Mann groBer und ihn selbst verpflichtender Entschliisse sei 
und daB dies sein letzter Vorschlag ware. Er werde sofort nach Losung der deutsch- 
polnischen Frage mit einem Angebot an die Britische Regierung herantreten. 



Anmerkim^n; 



234 Vgl. Nr. 423 ff. ...zuriick... 
235 Vgl. Nr. 432 . ...zuriick... 
236 Vgl. Nr. 446 . ...zuriick... 
237 Vgl. Nr. 348 . ...zuriick... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

B. Die letzte Phase 
der Deutsch-Polnischen Krise 

Nr.458 

Aufzeichnung des Direktors der Politischen Abteilung 

des Auswartigen Amts 

Berlin, den 25. August 1939 

Ich habe weisungsgemaB die Aufmerksamkeit des Britischen Botschafters heute 4 Uhr 15 
nachmittags telephonisch auf die in der Abendausgabe der Berliner Borsenzeitung von heute 
und in anderen Abendzeitungen enthaltene Nachricht iiber das Blutbad bei Bielitz gelenkt, das 
8 Tote und zahlreiche Verletzte erfordert hat. m 

Woermann 



Nr. 459 

Britisch-Polnischer Vertrag tiber gegenseitigen Beistand, 

25. August 1939 

(Ubersetzung) 

Die Regierung des Vereinigten Konigreichs von GroBbritannien und Nordirland und die 
Polnische Regierung 

haben in dem Wunsche, die Zusammenarbeit zwischen ihren Landern, die sich aus den bereits 
zwischen ihnen ausgetauschten Zusicherungen gegenseitigen Beistandes defensiver Art 
ergibt, auf eine dauernde Grundlage zu stellen, beschlossen, zu diesem Zweck ein Abkommen 
zu schlieBen, und haben zu ihren Bevollmachtigten ernannt: 

Die Regierung des Vereinigten Konigreichs von GroBbritannien und Nordirland: 

den sehr ehrenwerten Viscount Halifax, K. G., G. C. S. J., G. C. J. E., Ersten 

Staatssekretar flir Auswartige Angelegenheiten; 
Die Polnische Regierung: 

Seine Exzellenz den Grafen Eduard Raczynski, AuBerordentlichen und 

Bevollmachtigten Botschafter der Polnischen Republik in London; 
die nach Austausch ihrer flir gut und richtig befundenen Vollmachten liber folgende 
Bestimmungen libereingekommen sind: 

Artikel 1 
Sollte eine der Vertragsparteien in Feindseligkeiten mit einer europaischen Macht verwickelt 
werden, und zwar infolge eines Angriffs der letzteren auf diese Vertragspartei, so wird die 
andere Vertragspartei der in Feindseligkeiten verwickelten Vertragspartei sofort jede 
Unterstlitzung und jeden Beistand gewahren, die in ihrer Macht stehen.— 

Artikel 2 

(1) Die Bestimmungen von Artikel 1 sind auch dann anwendbar, wenn irgendeine Handlung 
einer europaischen Macht die Unabhangigkeit einer der Vertragsparteien offensichtlich 
unmittelbar oder mittelbar bedrohen und so geartet sein sollte, daB die betreffende Partei es 
flir lebenswichtig hielte, ihr mit ihrer bewaffneten Macht Widerstand zu leisten. 

(2) Sollte eine der Vertragsparteien in Feindseligkeiten mit einer europaischen Macht 
verwickelt werden infolge einer Handlung dieser Macht, die die Unabhangigkeit oder 
Neutralitat eines anderen europaischen Staates derart bedrohte, daB darin eine offensichtliche 
Bedrohung flir die Sicherheit der erwahnten Vertragspartei lage, so sind die Bestimmungen 
von Artikel 1 anwendbar, jedoch unbeschadet der Rechte des anderen beteiligten 
europaischen Staates. 

Artikel 3 
Sollte eine europaische Macht versuchen, die Unabhangigkeit einer der Vertragsparteien 
durch ein Verfahren wirtschaftlicher Durchdringung oder auf mn irgendeine andere Weise zu 
untergraben, so werden die Vertragsparteien einander bei dem Widerstand gegen solche 
Versuche unterstlitzen. Sollte die betreffende europaische Macht daraufhin Feindseligkeiten 
gegen eine der Vertragsparteien eroffnen, so sind die Bestimmungen von Artikel 1 
anwendbar. 

Artikel 4 
Die Methoden flir die Durchflihrung der in diesem Abkommen enthaltenen gegenseitigen 
Beistandsverpflichtungen werden zwischen den zustandigen Marine-, Heeres- und 
Luftwaffenbehorden der Vertragsparteien vereinbart. 



Artikel 5 
Unbeschadet der obigen Verpflichtungen der Vertragsparteien, einander beim Ausbruch von 
Feindseligkeiten unverziiglich gegenseitige Unterstutzung und gegenseitigen Beistand zu 
gewahren, werden sie liber alle Vorgange, die ihre Unabhangigkeit bedrohen konnten, und 
insbesondere iiber alle Vorgange, die dazu zu fiihren drohen, daB die erwahnten 
Verpflichtungen zur Auswirkung kommen, einen vollstandigen und schleunigen 
Nachrichtenaustausch vornehmen. 

Artikel 6 

(1) Die Vertragsparteien werden einander die Bedingungen jeglicher 

Beistandsverpflichtungen gegen Angriffe mitteilen, die sie anderen Staaten gegeniiber bereits 
eingegangen sind oder kunftig eingehen sollten. 

(2) Sollte eine der Vertragsparteien beabsichtigen, nach dem Inkrafttreten dieses Abkommens 
eine derartige Verpflichtung einzugehen, so ist die andere Vertragspartei davon zu 
benachrichtigen, damit das ordnungsmaBige Arbeiten des Abkommens gesichert wird. 

(3) Alle neuen Verpflichtungen, die die Vertragsparteien etwa kunftig eingehen sollten, sollen 
weder ihre Pflichten aus diesem Abkommen einschranken noch mittelbar neue Pflichten 
zwischen der an diesen Verpflichtungen nicht beteiligten Vertragspartei und dem dritten Staat 
schaffen. 

Artikel 7 
Sollten die Vertragsparteien infolge der Durchfuhrung dieses Abkommens in Feindseligkeiten 
verwickelt werden, so werden sie keinen Waffenstillstand oder Friedensvertrag schlieBen, es 
sei denn im Einvernehmen miteinander. 

Artikel 8 

(1) Dieses Abkommen soil fur einen Zeitraum von fiinf Jahren in Kraft bleiben. 

(2) Wird es nicht sechs Monate vor Ablauf dieses Zeitraums gekiindigt, so soil es weiter in 
Kraft bleiben; jede Vertragspartei hat nach diesem Zeitpunkt das Recht, es jederzeit mit 
sechsmonatiger Frist zu kiindigen. 

(3) Dieses Abkommen soil mit der Unterzeichnung in Kraft treten. 

Zu Urkund dessen haben die eingangs genannten Bevollmachtigten dieses Abkommen 
unterzeichnet und mit ihren Siegeln versehen. 

Geschehen in doppelter Ausfertigung in englischer Sprache in London am 25. August 1939. 
Eine polnische Fassung soil nachtraglich zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden, 
und es werden dann beide Texte maBgebend sein. 

(L. S.) Halifax 
(L. S.) Eduard Raczynski 



Nr. 460 
Der Franzosische Ministerprasident Daladier an den Ftihrer, 

26. August 1939 

(Ubersetzung) 
Paris, den 26. August 1939 

Sehr geehrter Herr Reichskanzler! 

Der Franzosische Botschafter in Berlin hat mir Ihre personliche Mitteilung zur Kenntnis 
gebracht. 

In der Stunde, wo Sie von der schwersten Verantwortung sprechen, die zwei Regierungschefs 
unter Umstanden libernehmen konnen, das heiBt, das Blut von zwei groBen Volkern, die sich 
nur nach Frieden und Arbeit sehnen, zu vergieBen, bin ich Ihnen personlich und unseren 
beiden Volkern schuldig zu sagen, daB das Schicksal des Friedens noch in Ihren Handen liegt. 

Sie konnen weder an meinen Gefuhlen Deutschland gegeniiber noch an den friedlichen 
Geflihlen Frankreichs flir Dire Nation einen Zweifel hegen. Kein Franzose hat mehr als ich 
selbst getan, um zwischen unseren beiden Volkern nicht nur den Frieden, sondern eine 
aufrichtige Mitarbeit in ihrem eigenen Interesse sowie im Interesse Europas und der Welt zu 
bekraftigen. 

Es sei denn, Sie trauen dem franzosischen Volke einen weniger hohen Begriff der Ehre zu, als 
ich selber dem deutschen Volke anerkenne, so konnen Sie nicht bezweifeln, daB Frankreich 
seine Verpflichtungen anderen Machten gegeniiber treu erfullt, Machten, wie zum Beispiel 
Polen, die, davon bin ich uberzeugt, mit Deutschland in Frieden leben wollen. 

Diese beiden Uberzeugungen sind vollkommen vereinbar. 

Bis heute gibt es nichts, das eine friedliche Losung der internationalen Krise in Ehren und 
Wiirden flir alle Volker verhindern konnte, wenn auf alien Seiten der gleiche Friedenswille 
besteht. 

Mit dem guten Willen Frankreichs bekunde ich denjenigen aller seiner Verbundeten. Ich 
ubernehme selbst die Garantie flir diese Bereitschaft, die Polen immer gezeigt hat flir die 
gegenseitige Anwendung eines Verfahrens des freien Ausgleichs, wie man es sich vorstellen 
kann zwischen den Regierungen zweier souveraner Nationen. Mit dem besten Gewissen kann 
ich Ihnen die Versicherung geben, daB es unter den zwischen Deutschland und Polen mit 
Bezug auf die Danziger Frage entstandenen Differenzen keine gibt, die nicht einem solchen 
Verfahren unterbreitet werden konnte zwecks einer friedlichen und gerechten Losung. 

Auf meine Ehre kann ich auch bekunden, daB es in der klaren und aufrichtigen Solidaritat 
Frankreichs mit Polen und seinen Verbundeten nichts gibt, das die friedliche Gesinnung 
meines Vaterlandes irgendwie beeintrachtigen konnte. Diese Solidaritat hat uns niemals daran 
gehindert und hindert uns auch heute nicht, Polen in dieser friedlichen Gesinnung zu erhalten. 

In einer so schweren Stunde glaube ich aufrichtig, daB kein edelgesinnter Mensch es 
verstehen konnte, daB ein Krieg der Zerstorung unternommen wiirde, ohne daB ein letzter 
Versuch einer friedlichen Losung zwischen Deutsch- 14231 land und Polen stattfindet. Ihr 
Friedenswille konnte sich in aller Bestimmtheit daflir einsetzen, ohne der deutschen Ehre 
irgendwie Abbruch zu tun. Ich, als Chef der Franzosischen Regierung, der ich eine gute 



Harmonie zwischen dem franzosischen und dem deutschen Volke wiinsche und der ich 
andererseits durch Freundschaftsbande und durch das gegebene Wort mit Polen verbunden 
bin, bin bereit, alle Anstrengungen zu machen, die ein aufrichtiger Mensch unternehmen 
kann, urn diesen Versuch zu einem guten Ende zu fiihren. 

Sie waren wie ich selbst Frontkampfer im letzten Kriege. Sie wissen wie ich, welche Abscheu 
und Verurteilung die Verwiistungen des Krieges im Gewissen der Volker hinterlassen haben, 
ganz gleich wie der Krieg endet. Die Vorstellung, die ich mir von Ihrer hervorragenden Rolle 
machen kann als Fiihrer des Deutschen Volkes auf dem Wege des Friedens, der Vollendung 
seiner Aufgabe in dem gemeinsamen Werk der Zivilisation entgegen, ftihrt mich dazu, eine 
Antwort auf diesen Vorschlag zu erbitten. 

Wenn das franzosische und das deutsche Blut von neuem flieBen, wie vor 25 Jahren, in einem 
noch langeren und morderischeren Krieg, dann wird jedes der beiden Volker kampfen im 
Vertrauen auf seinen eigenen Sieg. Siegen werden am sichersten die Zerstorung und die 
Barbarei. 

Daladier 



Nr. 461 
Der Fiihrer an den Franzosischen Ministerprasidenten Daladier, 

27. August 1939 

Berlin, den 27. August 1939 

Sehr geehrter Herr Ministerprasident! 

Ich verstehe die Bedenken, die Sie aussprechen. Auch ich habe niemals die hohe 
Verpflichtung ubersehen, die denen auferlegt ist, die iiber das Schicksal der Volker gestellt 
sind. Als alter Frontsoldat kenne ich wie Sie die Schrecken des Krieges. Aus dieser 
Gesinnung und Erkenntnis heraus habe ich mich auch ehrlich bemiiht, alle Konfliktstoffe 
zwischen unseren beiden Volkern zu beseitigen. Ich habe dem franzosischen Volk eins ganz 
offen versichert, daB die Ruckkehr des Saargebietes die Voraussetzung dazu sein wiirde. Ich 
habe nach dieser Ruckkehr sofort feierlich meinen Verzicht bekraftigt auf irgendwelche 
weiteren Anspruche, die Frankreich beruhren konnen. Das deutsche Volk hat diese meine 
Haltung gebilligt. Wie Sie sich selbst bei Ihrem letzten Hiersein uberzeugen konnten, 
empfand und empfindet es gegen den einstigen tapferen Gegner im BewuBtsein seiner 
eigenen Haltung keinerlei Groll oder gar HaB. Im Gegenteil. Die Befriedung unserer 
Westgrenze flihrte zu einer steigenden Sympathie, jedenfalls von seiten des deutschen Volkes. 
Eine Sympathie, die sich bei vielen Anlassen geradezu demonstrativ zeigte. Der Bau der 
groBen Westbefestigungen, der zahlreiche Milliarden verschlang und verschlingt, stellt fiir 
Deutschland zugleich ein Dokument der Akzeptierung und Festlegung der endgultigen 
Reichsgrenze dar. Das deutsche Volk hat damit auf 2 Provinzen Verzicht geleistet, die einst 
zum alten Deutschen Reich gehorten, spater durch [4241 viel Blut erobert und endlich mit noch 
viel mehr Blut verteidigt wurden. Dieser Verzicht stellt, wie Sie mir, Exzellenz, zugeben 
mussen, keine taktische, nach auBen gezeigte Haltung dar, sondern einen EntschluB, der in 
alien unseren MaBnahmen seine konsequente Erhartung erfuhr. Sie werden mir, Herr 



Ministerprasident, nicht einen Fall nennen konnen, in dem auch nur durch eine Zeile oder eine 
Rede gegen diese endgliltige Fixierung der deutschen Reichsgrenze nach dem Westen hin 
verstoBen worden ware. Ich glaubte, durch diesen Verzicht und durch diese Haltung jeden 
denkbaren Konfliktstoff zwischen unseren beiden Volkern ausgeschaltet zu haben, der zu 
einer Wiederholung der Tragik von 1914-1918 wiirde fiihren konnen. Diese freiwillige 
Begrenzung der deutschen Lebensanspruche im Westen kann aber nicht aufgefaBt werden als 
eine auch auf alien anderen Gebieten geltende Akzeptierung des Versailler Diktats. Ich habe 
nun wirklich Jahr fur Jahr versucht, die Revision wenigstens der unmoglichsten und 
untragbarsten Bestimmungen dieses Diktats auf dem Verhandlungswege zu erreichen. Es war 
dies unmoglich. DaB die Revision kommen muBte, war zahlreichen einsichtsvollen Mannern 
aus alien Volkern bewuBt und klar. Was immer man nun gegen meine Methode anflihren 
kann, was immer man an ihr aussetzen zu mlissen glaubt, so darf doch nicht ubersehen oder 
bestritten werden, daB es durch sie moglich wurde, ohne neues BlutvergieBen in vielen Fallen 
nicht nur fur Deutschland befriedigende Losungen zu finden, sondern daB durch die Art des 
Verfahrens die Staatsmanner anderer Volker von der flir sie oft unmoglichen Verpflichtung 
enthoben wurden, diese Revision vor ihren eigenen Volkern verantworten zu mlissen; denn 
immerhin eines werden Eure Exzellenz mir zugeben mlissen: Die Revision muBte kommen. 
Das Versailler Diktat war untragbar. Kein Franzose von Ehre, auch Sie nicht, Herr Daladier, 
hatte in einer ahnlichen Lage anders gehandelt als ich. Ich habe nun in diesem Sinne auch 
versucht, die allerunvernlinftigste MaBnahme des Versailler Diktats aus der Welt zu schaffen 
Ich habe der Polnischen Regierung ein Angebot gemacht, liber das das Deutsche Volk 
erschrocken ist. Kein anderer als ich konnte es liberhaupt wagen, mit einem solchen Angebot 
vor die Offentlichkeit zu treten. Es konnte daher auch nur einmalig sein. Ich bin nun zutiefst 
liberzeugt, daB, wenn besonders von England aus damals, statt in der Presse gegen 
Deutschland ein wilde Campagne loszulassen, Gerlichte von einer deutschen Mobilmachung 
zu lancieren, Polen irgendwie zugeredet worden ware, vernlinftig zu sein, Europa heute und 
auf 25 Jahre den Zustand des tiefsten Friedens genieBen konnte. So aber wurde erst durch die 
Luge von der deutschen Aggression die polnische offentliche Meinung aufgeregt, der 
Polnischen Regierung die eigenen notwendigen klaren Entschllisse erschwert und vor allem 
durch die dann folgende Abgabe des Garantieversprechens der Blick flir die Grenze realer 
Moglichkeiten getrlibt. Die Polnische Regierung lehnte die Vorschlage ab. Die polnische 
offentliche Meinung begann in der sicheren Uberzeugung, daB ja nun England und Frankreich 
flir Polen kampfen wurden, Forderungen zu erheben, die man vielleicht als lacherliche 
Verrucktheit bezeichnen konnte, wenn sie nicht so unendlich gefahrlich waren. Damals setzte 
ein unertraglicher Terror, eine physische und wirtschaftliche Drangsalierung der immerhin 
liber IV2 Millionen zahlenden Deutschen in den vom Reich abgetretenen Gebieten ein. Ich 
will hier nicht liber die vorgekommenen ScheuBlichkeiten sprechen. Allein auch Danzig 
wurde mit fortgesetzten Ubergriffen polnischer Behorden steigend zum BewuBtsein gebracht, 
daB es scheinbar rettungslos der Willklir einer dem nationalen Charakter der Stadt und der 
Bevolkerung fremden Gewalt ausgeliefert ist. 



14251 Darf ich mir nun die Frage erlauben, Herr Daladier, wie wurden Sie als Franzose handeln, 
wenn durch irgendeinen ungllicklichen Ausgang eines tapferen Kampfes eine Ihrer Provinzen 
durch einen von einer fremden Macht besetzten Korridor abgetrennt wiirde, eine groBe Stadt - 
sagen wir Marseille - verhindert wiirde, sich zu Frankreich zu bekennen und die in diesem 
Gebiete lebenden Franzosen nun verfolgt, geschlagen, miBhandelt, ja bestialisch ermordet 
wurden? Sie sind Franzose, Herr Daladier, und ich weiB daher, wie Sie handeln wurden. Ich 
bin Deutscher. Herr Daladier, zweifeln Sie nicht an meinem Ehrgeflihl und an meinem 
PflichtbewuBtsein, genau so zu handeln. Wenn Sie nun dieses Ungllick hatten, das wir 
besitzen, wurden Sie dann, Herr Daladier, verstehen, wenn Deutschland ohne jede 
Veranlassung daflir eintreten wollte, daB der Korridor durch Frankreich bleibt, daB die 



geraubten Gebiete nicht zuriickkehren diirfen, daB die Riickkehr Marseilles nach Frankreich 
verboten wird? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, Herr Daladier, daB Deutschland aus 
diesem Grande gegen Sie kampfen wiirde, denn ich und alle Welt haben auf ElsaB-Lothringen 
verzichtet, urn ein weiteres BlutvergieBen zu vermeiden. Um so weniger wiirden wir Blut 
vergieBen, um ein Unrecht aufrechtzuerhalten, das fiir Sie untragbar sein muBte, wie es fiir 
uns bedeutungslos ware. Alles, was Sie in Ihrem Brief, Herr Daladier schreiben, empfinde ich 
genau so wie Sie. Vielleicht konnen gerade wir uns als alte Frontsoldaten auf manchen 
Gebieten am leichtesten verstehen, allein ich bitte Sie, verstehen Sie auch dies: daB es fiir eine 
Nation von Ehre unmoglich ist, auf fast 2 Millionen Menschen zu verzichten und sie an 
seinen eigenen Grenzen miBhandelt zu sehen. Ich habe daher eine klare Forderung aufgestellt: 
Danzig und der Korridor mlissen an Deutschland zuriick. Die mazedonischen Zustande an 
unserer Ostgrenze mlissen beseitigt werden. Ich sehe keinen Weg, Polen, das sich ja nun im 
Schutze seiner Garantien unangreifbar fiihlt, hier zu einer friedlichen Losung bewegen zu 
konnen. Ich wiirde aber an einer ehrenvollen Zukunft meines Volkes verzweifeln, wenn wir 
unter solchen Umstanden nicht entschlossen waren, die Frage so oder so zu losen. Wenn das 
Schicksal nun dadurch unsere beiden Volker wieder zum Kampfe zwingt, dann wiirde doch in 
den Motiven ein Unterschied sein. Ich, Herr Daladier, kampfe dann mit meinem Volk um die 
Wiedergutmachung eines uns zugefugten Unrechts, und die anderen um die Beibehaltung 
desselben. Dies ist um so tragischer, als viele der bedeutendsten Manner auch Ihres eigenen 
Volkes den Unsinn der Losung von 1919 ebenso erkannt haben, wie die Unmoglichkeit seiner 
dauernden Aufrechterhaltung. Ich bin mir im klaren iiber die schweren Konsequenzen, die ein 
solcher Konflikt mit sich bringt. Ich glaube aber, die schwerste wiirde Polen zu tragen haben, 
denn ganz gleich, wie auch ein Krieg um diese Frage ausginge, der Polnische Staat von jetzt 
ware so oder so verloren. 

DaB nun daflir unsere beiden Volker in einen neuen blutigen Vernichtungskrieg eintreten 
sollen, ist nicht nur fiir Sie, sondern auch fiir mich, Herr Daladier, sehr schmerzlich. Ich sehe 
aber, wie schon bemerkt, von uns aus keine Moglichkeit, auf Polen in einem vernunftigen 
Sinne einwirken zu konnen zur Korrektur einer Lage, die fiir das Deutsche Volk und das 
Deutsche Reich unertraglich ist. 

Adolf Hitler 



14261 

Nr. 462 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Telegramm 

Warschau, den 27. August 1939 

Wie mir ein hiesiger Gesandter erzahlte, hat der Englische Botschafter ihm erklart, er sei nicht 
befugt, ihm den Inhalt der Unterredung des Fiihrers mit Henderson mitzuteilen; er konne ihm 
aber so viel sagen, daB deutscher Vorschlag offensichtlich den Zweck verfolge, England von 
seinen Verbundeten zu trennen. 

Wuhlisch 



Nr. 463 

Dem Ftihrer vom Britischen Botschafter am 28. August 1939 22.30 Uhr 

ubergebenes Memorandum der Britischen Regierung 

(Ubersetzung) 

Seiner Majestat Regierung hat die ihr vom Herrn Deutschen Reichskanzler durch den 
Britischen Botschafter in Berlin ubermittelte Botschaft empfangen und hat dieselbe mit der 
ihr gebiihrenden Sorgfalt gepriift. 

1. Seiner Majestat Regierung hat den vom Herrn Reichskanzler zum Ausdruck gebrachten 
Wunsch, daB Freundschaft die Grundlage der Beziehungen zwischen Deutschland und dem 
Britischen Imperium bilden moge, zur Kenntnis genommen, und sie teilt diesen Wunsch voll 
und ganz. Auch sie glaubt, wie der Herr Reichskanzler, daB, wenn eine vollstandige und 
dauernde Verstandigung zwischen diesen zwei Nationen hergestellt werden konnte, es beiden 
Voikern unermeBlichen Segen bringen wiirde. 

2. Die Botschaft des Herrn Reichskanzlers behandelt zwei Gruppen von Fragen - diejenigen, 
die gegenwartig Gegenstand von Differenzen zwischen Deutschland und Polen sind, und 
diejenigen, die die endgultigen Beziehungen zwischen Deutschland und GroBbritannien 
beriihren. Im Zusammenhang mit diesen zuletzt genannten Fragen ersieht Seiner Majestat 
Regierung, daB der Herr Reichskanzler gewisse Vorschlage angedeutet hat, die er unter einer 
Bedingung der Britischen Regierung zur Herbeifuhrung einer allgemeinen Verstandigung zu 
unterbreiten bereit sein wiirde. Diese Vorschlage sind naturgemaB in sehr allgemeiner Form 
gehalten und wiirden eine genauere Definierung erfordern, aber Seiner Majestat Regierung ist 
voll und ganz bereit, sie mit einigen Zusatzen als Gegenstand von Unterhaltungen 
anzunehmen, und sie wiirde bereit sein, wenn die Streitfragen zwischen Deutschland und 
Polen auf friedlichem Wege beigelegt werden, sobald wie moglich diesbeziigliche 
Besprechungen einzuleiten mit dem aufrichtigen Wunsche, zu einer Verstandigung zu 
gelangen. 

3. Die Bedingung, die der Herr Reichskanzler festlegt, ist, daB eine Losung der zwischen 
Deutschland und Polen bestehenden Differenzen vorangehen muB. In dieser Beziehung ist 
Seiner Majestat Regierung vollkommen gleicher Ansicht. Alles hangt jedoch ab von der Art 
der Losung und von der Methode, die zur Erzielung derselben angewandt wird. Zu diesen 
Punkten, deren Wichtigkeit dem Herrn Reichskanzler gegenwartig sein wird, ist in seiner 
Botschaft nichts gesagt, und Seiner Majestat Regierung fiihlt sich gezwungen, darauf hin- r427i 
zuweisen, daB eine Verstandigung bezuglich dieser beiden Punkte flir die Erzielung eines 
weiteren Fortschrittes unbedingt notwendig ist. Die Deutsche Regierung wird sich dessen 
bewuBt sein, daB Seiner Majestat Regierung gegeniiber Polen Verpflichtungen hat, die sie 
binden und die einzulosen sie beabsichtigt. Sie konnte nicht wegen irgendeines 
GroBbritannien angebotenen Vorteils einer Losung zustimmen, die die Unabhangigkeit eines 
Staates gefahrden wiirde, dem sie ihre Garantie gegeben hat. 

4. Nach Ansicht Seiner Majestat Regierung konnte und sollte eine vernunftige Losung der 
Differenzen zwischen Deutschland und Polen auf dem Wege der Vereinbarung zwischen den 
beiden Nationen erzielt werden auf einer Grundlage, die die Sicherstellung der wesentlichen 
Interessen Polens einbeziehen wiirde, und Seiner Majestat Regierung erinnert sich, daB der 



Herr Reichskanzler in seiner Rede am 28. April die Wichtigkeit dieser Interessen flir Polen 
anerkannt hat. 

Wie jedoch der britische Premierminister in seinem Schreiben vom 22. August an den Herrn 
Reichskanzler zum Ausdruck brachte, ist es nach Ansicht Seiner Majestat Regierung 
unerlaBlich flir den Erfolg der Besprechungen, die der Vereinbarung vorangehen wiirden, daB 
es im voraus feststiinde, daB ein zu erzielendes Abkommen von anderen Machten garantiert 
werden wiirde. Seiner Majestat Regierung wiirde bereit sein, wenn der Wunsch dazu 
ausgesprochen werden sollte, zu der wirksamen Durchfuhrung einer solchen Garantie 
beizutragen. 

Nach Ansicht Seiner Majestat Regierung folgt hieraus, daB als nachster Schritt direkte 
Verhandlungen zwischen der Deutschen und Polnischen Regierung eingeleitet werden sollten 
auf einer Grundlage, die die obenerwahnten Grundsatze einschlieBen wiirde, namlich die 
Sicherstellung der unentbehrlichen Interessen Polens und die Sicherstellung des Abkommens 
durch eine Internationale Garantie. Seiner Majestat Regierung hat bereits eine definitive 
Zusicherung von der Polnischen Regierung erhalten, daB diese bereit ist, auf dieser Grundlage 
in Besprechungen einzutreten, und Seiner Majestat Regierung hofft, daB die Deutsche 
Regierung ihrerseits ebenfalls bereit sein wiirde, einem solchen Verfahren zuzustimmen. 

Wenn, wie Seiner Majestat Regierung hofft, solche Besprechungen zu einer Vereinbarung 
fiihren wiirden, so ware der Weg off en flir Besprechungen iiber jene breitere und 
umfassendere Verstandigung zwischen GroBbritannien und Deutschland, die beide Nationen 
erstreben. 

5. Seiner Majestat Regierung stimmt mit dem Herrn Reichskanzler darin uberein, daB eine der 
hauptsachlichsten Gefahren in der zwischen Deutschland und Polen bestehenden Lage in 
Berichten iiber die Behandlung der Minderheiten ihren Ursprung hat. Der gegenwartige 
Spannungszustand, zusammen mit den ihn begleitenden Grenzzwischenfallen, Berichten iiber 
MiBhandlungen und der aufreizenden Propaganda ist eine standige Gefahr flir den Frieden. Es 
ist offensichtlich eine Frage auBerster Dringlichkeit, daB alle Zwischenfalle dieser Art 
unverziiglich und mit fester Hand unterdriickt werden, und daB die Verbreitung unbestatigter 
Geruchte verhindert wird, um eine Frist zu erlangen, in der ohne Provokation auf beiden 
Seiten eine eingehende Prufung der Moglichkeiten einer Losung unternommen werden 
konnte. Seiner Majestat Regierung ist iiberzeugt, daB beide beteiligten Regierungen sich 
dieser Erwagung vollig bewuBt sind. 



r428i 6. Seiner Majestat Regierung hat ihre eigene Haltung gegenuber den besonderen zwischen 
Deutschland und Polen strittigen Angelegenheiten erschopfend zum Ausdruck gebracht. Sie 
vertraut darauf, daB der Herr Reichskanzler nicht glauben wird, daB Seiner Majestat 
Regierung, weil sie ihre Verpflichtung gegenuber Polen genau nimmt, aus diesem Grande 
nicht bestrebt ist, ihren ganzen EinfluB flir das Zustandekommen einer sowohl Deutschland 
wie Polen befriedigenden Losung einzusetzen. 

DaB eine solche Losung erzielt werden sollte, erscheint Seiner Majestat Regierung als 
unbedingt notwendig, nicht nur aus Griinden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der 
Losung selbst entstehen, sondern auch wegen der umfassenderen Erwagungen, von denen der 
Herr Reichskanzler mit solcher Uberzeugung gesprochen hat. 

7. Es ist unnotig, in der vorliegenden Antwort die Vorteile einer friedlichen Losung 
hervorzuheben gegenuber einem EntschluB, die in Frage kommenden Probleme mit 



Waffengewalt zu losen. Die Folgen eines Entschlusses, Gewalt zu gebrauchen, sind in dem 
Schreiben des Premierministers vom 22. August an den Herrn Reichskanzler klar dargelegt 
worden, und Seiner Majestat Regierung zweifelt nicht daran, daB diese Folgen vom Herrn 
Reichskanzler genau so klar erkannt werden wie von Seiner Majestat Regierung selbst. 

Andererseits glaubt Seiner Majestat Regierung, indem sie mit Interesse den in der Botschaft 
des Herrn Reichskanzlers enthaltenen Hinweis auf eine Begrenzung der Rustungen zur 
Kenntnis nimmt, daB, wenn eine friedliche Losung erreicht werden kann, die Unterstutzung 
der Welt zuversichtlich vorausgesetzt werden konnte flir praktische MaBnahmen, die es 
ermoglichen wiirden, den Ubergang von einer Vorbereitung zum Kriege auf eine normale 
Tatigkeit friedlichen Handels sicher und reibungslos durchzuflihren. 

8. Eine gerechte Losung dieser zwischen Deutschland und Polen bestehenden Fragen kann 
den Weg zum Weltfrieden offnen. Das Ausbleiben einer solchen Losung wiirde die Hoffnung 
auf eine bessere Verstandigung zwischen Deutschland und GroBbritannien zerschlagen, 
wiirde die beiden Nationen in Konflikt bringen und konnte sehr wohl die gesamte Welt in den 
Krieg sturzen. Ein solches Ergebnis ware eine Katastrophe ohne Beispiel in der Geschichte. 



Nr. 464 

Dem Britischen Botschafter am 29. August 1939 18.45 Uhr 

ubergebene Antwort des Ftihrers an die Britische Regierung 

Der Koniglich Britische Botschafter in Berlin hat der Koniglich Britischen Regierung 
Anregungen ubermittelt, die ich vorschlagen zu mussen glaubte, um 

1. dem Willen der Reichsregierung nach einer aufrichtigen deutsch-englischen 
Verstandigung, Zusammenarbeit und Freundschaft noch einmal Ausdruck zu geben; 

2. keinen Zweifel dariiber aufkommen zu lassen, daB eine solche Verstandigung nicht erkauft 
werden konnte mit dem Verzicht auf lebenswichtige deutsche Interessen oder gar einer 
Preisgabe von Forderungen, die ebenso im allgemeinen menschlichen Recht wie in der 
nationalen Wiirde und Ehre unseres Volkes begriindet sind. 



14291 Mit Befriedigung hat die Deutsche Regierung aus den Antwortschreiben der Koniglich 
Britischen Regierung und den mundlichen Erlauterungen des Koniglich Britischen 
Botschafters entnommen, daB die Koniglich Britische Regierung auch ihrerseits bereit ist, das 
deutsch-englische Verhaltnis zu bessern, es im Sinne der deutschen Anregungen zu 
entwickeln und auszubauen. 

Die Koniglich Britische Regierung ist dabei ebenfalls uberzeugt, daB die Losung der 
unertraglich gewordenen deutsch-polnischen Spannung die Voraussetzung flir eine 
Realisierung dieser Hoffnung ist. 

Seit dem Herbst des vergangenen Jahres und zuletzt im Marz 1939 wurden der Polnischen 
Regierung mundlich und schriftlich Vorschlage unterbreitet, die unter der Beriicksichtigung 
der damals zwischen Deutschland und Polen bestehenden Freundschaft eine fiir beide Teile 



annehmbare Losung der strittigen Fragen ermoglichen konnten. Es ist der Koniglich 
Britischen Regierang bekannt, daB die Polnische Regierang glaubte, diese Vorschlage im 
Marz dieses Jahres endgultig ablehnen zu mlissen. Sie hat diese Ablehnung zugleich zum 
Vorwand oder AnlaB genommen, militarische MaBnahmen zu treffen, die seitdem eine 
fortgesetzte Steigerang erfuhren. Schon in der Mitte des vergangenen Monats hat der 
Polnische Staat tatsachlich mobil gemacht. In Verbindung damit haben zahlreiche Ubergriffe 
in der Freien Stadt Danzig stattgefunden, hervorgerufen durch polnische Behorden; mehr oder 
weniger drohend ultimative Forderungen wurden an diese Stadt gerichtet. Die Verhangung 
einer erst zollpolitisch durchgefiihrten, nunmehr aber auch militarisch und verkehrstechnisch 
erweiterten Grenzsperre mit dem Ziel der politischen Zermurbung und wirtschaftlichen 
Zerstorung dieses deutschen Gemeinwesens fand statt. 

Hinzu kommen himmelschreiende, barbarische Mifihandlungen und sonstige 
Verfolgungen der grofien deutschen Volksgruppe in Polen, die bis zur Totung vieler 
dort lebender Deutschen oder zur Verschleppung unter grausamsten Begleitumstanden 
fuhrten. Diese Zustande sind fur eine GroBmacht unertraglich. Sie haben Deutschland 
gezwungen, nach monatelangem Zusehen nunmehr ebenfalls die notwendigen Schritte zur 
Wahrung der berechtigten deutschen Interessen zu ergreifen. Und die Deutsche 
Reichsregierung kann der Britischen Regierang nur auf das ernsteste versichern, daB nunmehr 
jener Zustand erreicht ist, der ein weiteres Hinnehmen oder auch nur Zusehen ausschlieBt. 

Die Forderung der Deutschen Reichsregierung entspricht der von Anfang an als notwendig 
erkannten Revision des Versailler Vertrags in diesem Gebiet; Ruckkehr von Danzig und 
dem Korridor an Deutschland, Sicherung des Lebens der deutschen Volksgruppen in den 
restlich Polen verbleibenden Gebieten. 

Die Deutsche Reichsregierung nimmt mit Befriedigung Kenntnis, daB auch die Koniglich 
Britische Regierang im grands atzlichen iiberzeugt ist, daB die entstandene Lage einer Losung 
entgegengefuhrt werden muB. Sie glaubt weiter annehmen zu diirfen, daB sich auch die 
Koniglich Britische Regierang keinem Zweifel dariiber hingibt, daB es sich hier nicht mehr 
um Zustande handelt, zu deren Beseitigung Tage oder gar Wochen, sondern vielleicht nur 
Stunden zur Verfugung stehen. Denn es ist in jedem Augenblick angesichts der 
desorganisierten Verhaltnisse in Polen mit der Moglichkeit des Eintretens von Akten zu 
rechnen, die hinzunehmen flir Deutschland unmoglich sein konnte. 

Wenn die Koniglich Britische Regierang noch immer glaubt, daB diese schwerwiegenden 
Differenzen auf dem Wege direkter Verhandlungen zu losen seien, so kann die Deutsche 
Reichsregierung diese Auffassung von vornherein r43oi leider nicht mehr teilen. Denn sie hat es 
ja versucht, den Weg einer solchen friedlichen Verhandlung einzuleiten, wurde aber dabei 
von der Polnischen Regierang nicht unterstutzt, sondern durch briisk eingeleitete MaBnahmen 
militarischen Charakters im Sinne der schon angedeuteten Entwicklung abgewiesen. 

Die Koniglich Britische Regierang sieht 2 Momente als wichtig an: 

1. daB durch direkte Verhandlungen schnellstens die vorhandene Gefahr einer 
drohenden Entladung beseitigt wird, und daB 

2. der Existenz des im iibrigen dann fortbestehenden Polnischen Staates durch 
internationale Garantien wirtschaftlich und politisch die notwendige Sicherung 
gegeben wird. 



Die Deutsche Reichsregierung hat dazu folgende Erklarung abzugeben: 

Trotz ihrer skeptischen Beurteilung der Aussichten solcher direkten Besprechungen will sie 
dennoch den englischen Vorschlag akzeptieren und in diese eintreten. Sie tut dies 
ausschlieBlich unter dem Eindruck der - wie schon betont - ihr zugegangenen schriftlichen 
Mitteilung der Koniglich Britischen Regierung, daB auch diese ein Freundschaftsabkommen 
unter Zugrundelegung der dem Botschafter Henderson gegebenen Anhaltspunkte wunscht. 
Die Deutsche Regierung will dadurch der Koniglich Britischen Regierung und dem 
englischen Volk einen Beweis flir die Aufrichtigkeit der deutschen Absicht, zu einer 
dauernden Freundschaft mit GroBbritannien zu kommen, geben. 

Die Reichsregierung muB die Britische Regierung pflichtgemaB aber darauf hinweisen, daB 
sie im Falle einer Neugestaltung der territorialen Verhaltnisse in Polen nicht mehr in der Lage 
ware, ohne Hinzuziehung der Sowjet-Union sich zu Garantien zu verpflichten oder an 
Garantien teilzunehmen. 

Im ubrigen hat die Deutsche Reichsregierung bei ihren Vorschlagen nie die Absicht gehabt, 
lebenswichtige Interessen Polens anzugreifen oder die Existenz eines unabhangigen 
Polnischen Staates in Frage zu stellen. Die Deutsche Reichsregierung ist unter diesen 
Umstanden daher damit einverstanden, die vorgeschlagene Vermittlung der Koniglich 
Britischen Regierung zur Entsendung einer mit alien Vollmachten versehenen polnischen 
Personlichkeit nach Berlin anzunehmen. Sie rechnet mit dem Eintreffen dieser Personlichkeit 
fur Mittwoch, den 30. August 1939. 

Die Reichsregierung wird die Vorschlage einer flir sie akzeptablen Losung sofort ausarbeiten 
und diese, wenn moglich, bis zur Ankunft des polnischen Unterhandlers auch der Britischen 
Regierung zur Verfugung stellen. 



Nr. 465 
Der Deutsche Geschaftstrager in Warschau an das Auswartige Amt 

Telephonische Mitteilung vom 30. August 1939 17.30 Uhr 

Seit einer Stunde ist in Polen durch Anschlag die allgemeine Mobilmachung befohlen 
worden. Erster Mobilmachungstag ist der 3 1 . August; zu melden haben sich alle Personen, die 
eine weiBe Einberufungskarte besitzen. 



Attmerfumgen: 



Der Deutsche Konsul in Teschen von der Damerau hat hieriiber der Deutschen Botschaft in 
Warschau am 31. August berichtet: Ein Lastkraftwagen, auf dem 30 in Bielitz verhaftete 



Volksdeutsche ins Innere transportiert werden sollten, geriet auf der StraBe dicht hinter Bielitz 
ins Schleudern, wobei einige Volksdeutsche vom Wagen fielen. Diesen AnlaB benutzte das 
auf dem Wagen befindliche polnische Begleitkommando, um blindlings in die auf dem 
Wagen zusammengedrangten Volksdeutschen hineinzuschieBen, wobei 8 den Tod fanden und 
eine groBe Anzahl verwundet wurde. ...zurlick... 

" Auf eine Anfrage des Unterhausmitgliedes Harvey, ob die Beistandsverpflichtungen des 
britisch-polnischen Vertrages vom 25. August 1939 auch den Fall des Angriffs durch 
nichtdeutsche Machte, einschlieBlich RuBlands, decken sollten, gab der Britische 
Unterstaatssekretar flir Auswartige Angelegenheiten Butler am 19. Oktober 1939 folgende 
schriftliche Antwort: "Nein. Wahrend der Verhandlungen, die zur Unterzeichnung des 
Abkommens fuhrten, wurde zwischen der Polnischen Regierung und der Regierung Seiner 
Majestat vereinbart, daB das Abkommen nur den Fall eines Angriffs durch Deutschland 
decken sollte; die Polnische Regierung bestatigt, daB dies zutrifft." ...zurlick... 

Viertes Kapitel (Fo rts. ) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

B. Die letzte Phase 
der Deutsch-Polnischen Krise 

Nr. 466 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Britischen Botschafter, 30. August 1939 um Mitternacht 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Henderson libergab das in der Anlage— beigefugte Memorandum der Britischen Regierung. 
Er fiigte hinzu, daB er den Auftrag habe, zwei weitere Punkte mundlich zur Sprache zu 
bringen. 

Man konne von der Polnischen Regierung nur dann vollstandige Zuriickhaltung erwarten, 
wenn die Deutsche Regierung auf ihrer Seite der Grenze die gleiche Haltung einnehme und 
wenn keine Provokationen der deutschen Minderheit in Polen erfolgten. Es seien Berichte im 
Umlauf, nach denen die Deutschen in Polen Sabotageakte veriibten, die die scharfsten 
GegenmaBnahmen seitens der Polnischen Regierung rechtfertigen wlirden. Der 
ReichsauBenminister wies diese Bemerkung auf das nachdrucklichste zuriick. Deutschland 
kenne ausschlieBlich polnische Provokationen, aber die polnische Propaganda schiene bei der 
Britischen Regierung ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Unerhorteste Sabotageakte 
wlirden von den Polen verlibt. Er lehne es ab, mit der Britischen Regierung liber dieses Thema 
liberhaupt zu sprechen. 

Die weitere Weisung Hendersons bezog sich auf die Antwort der Deutschen Regierung vom 
Vortage, in der die Deutsche Regierung sich bereit erklart hatte, in direkte Flihlung mit Polen 
zu treten, wenn die Polnische Regierung sofort einen bevollmachtigten Vertreter entsenden 
wurde. Die Britische Regierung sei nicht in der Lage, der Polnischen Regierung zu 
empfehlen, auf dieses Verhandlungsverfahren einzugehen. Sie schlage der Deutschen 
Regierung vor, auf normalem diplomatischem Wege, d. h. durch Uberreichung ihrer 
Vorschlage an den Polnischen Botschafter, die Dinge ins Rollen zu bringen, um den 
Polnischen Botschafter in die Lage zu versetzen, im Einvernehmen mit seiner Regierung die 
Vorbereitungen flir direkte deutsch-polnische Verhandlungen zu treffen. Wenn die deutsche 



Regierung diese Vorschlage auch der Britischen Regierang zuleiten wiirde, und diese der 
Ansicht ware, daB die Vorschlage eine vernunftige Grundlage flir eine Regelung der zur 
Erorterung stehenden Probleme bilden, so wiirde sie ihren EinfluB im Sinne einer Losung in 
Warschau zur Geltung bringen. 

Henderson fragte unter Hinweis auf den letzten Absatz der deutschen Antwort vom Vortage, 
ob die deutschen Vorschlage bereits ausgearbeitet seien und ob ihm diese Vorschlage 
ubergeben werden konnten. 

Der ReichsauBenminister antwortete, daB 1. die britische Vermittlung bisher nur ein klares 
Ergebnis gezeitigt hatte, namlich die polnische Generalmobilmachung. 2. Man habe 
deutscherseits mit dem Erscheinen eines polnischen Vertreters am heutigen Tage gerechnet. 
Es sei dies nicht, wie der Britische Botschafter irrtumlich angenommen habe, ein Ultimatum 
gewesen, sondern, wie der Fiihrer bereits am Vortage auseinandergesetzt habe, es sei ein von 
den Zeitumstanden diktierter praktischer Vorschlag gewesen. Bis Mitternacht habe man auf 
deutscher Seite nichts von den Polen gehort. Die Frage eines eventuellen Vorschlags sei daher 
nicht langer aktuell. Um aber zu zeigen, was Deutschland vorzuschlagen beabsichtigt hatte, 
wenn der polnische Vertreter gekommen ware, verlas der ReichsauBenminister die in der 
Anlage beigefiigten deutschen Vorschlage 241 und erlauterte sie im einzelnen. 



r432i Henderson erwiderte, die Erklarung des ReichsauBenministers, daB infolge des 
Nichterscheinens des polnischen Vertreters bis Mittwoch Mitternacht die urspriinglich 
beabsichtigten deutschen Vorschlage nicht mehr aktuell waren, schiene seine Auslegung des 
Vorschlags als Ultimatum zu bestatigen. 

Der ReichsauBenminister trat dieser Auffassung erneut energisch entgegen und wies auf die 
am Vortage vom Fiihrer abgegebene Erklarung hin, daB die Eile durch die Tatsache bedingt 
sei, daB sich zwei mobilisierte Armeen in SchuBweite gegenuberstanden und in jeder Minute 
ein Zwischenfall ernste Konflikte auslosen konne. 

Zum SchluB schlug Henderson vor, der ReichsauBenminister moge den Polnischen 
Botschafter herbeirufen und ihm die deutschen Vorschlage ubergeben. 

Der ReichsauBenminister lehnte dieses Verfahren flir seine Person ab und beendete die 
Unterredung, indem er dem Fiihrer samtliche Entscheidungen vorbehielt. 

Schmidt 



Anlage I 

Dem Reichsminister des Auswartigen am 30. August 1939 24 Uhr 

vom Britischen Botschafter ubergebenes Memorandum 

der Britischen Regierung 

(Ubersetzung) 

1. Die Regierung Seiner Majestat weiB die Tatsache zu wiirdigen, daB die Deutsche 
Regierung in der in ihrer Antwort enthaltenen Erklarung freundlichst auf ihren Wunsch einer 
deutsch-englischen Verstandigung hinweist, und weiB ebenso den Hinweis zu wiirdigen, daB 
diese Erwagung ihre Politik beeinfluBt hat. 



2. Die Regierung Seiner Majestat bringt wiederholt zum Ausdruck, daB sie den Wunsch der 
Deutschen Regierung nach einer Verbesserung der Beziehungen durchaus teilt; es ist jedoch 
dabei zu beriicksichtigen, daB sie urn dieser Verbesserung willen nicht die Interessen ihrer 
Freunde preisgeben kann. Sie hat voiles Verstandnis dafiir, daB die Deutsche Regierung 
Deutschlands Lebensinteressen nicht opfern kann, aber die Polnische Regierung befindet sich 
in der gleichen Lage, und die Regierung Seiner Majestat glaubt, daB die Lebensinteressen der 
beiden Lander nicht unvereinbar sind. 

3. Die Regierung Seiner Majestat nimmt zur Kenntnis, daB die Deutsche Regierung den 
britischen Vorschlag annimmt und bereit ist, mit der Polnischen Regierung in unmittelbaren 
Meinungsaustausch zu treten. 

4. Die Regierung Seiner Majestat glaubt annehmen zu diirfen, daB die Deutsche Regierung im 
Prinzip die Bedingung annimmt, daB jedwede Regelung zum Gegenstand einer 
internationalen Garantie gemacht werden sollte. Die Frage, wer sich an einer solchen Garantie 
beteiligen soil, wird spater zu erortern sein, und die Regierung Seiner Majestat hofft, daB, um 
Zeitverlust zu vermeiden, die Deutsche Regierung sofort Schritte unternehmen wird, um die 
Zustimmung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken zu erreichen, deren Beteiligung 
an der Garantie die Regierung Seiner Majestat stets vorausgesetzt hat. 



14331 5. Die Regierung Seiner Majestat nimmt gleichfalls zur Kenntnis, daB die Deutsche 
Regierung den Standpunkt der Britischen Regierung hinsichtlich der Lebensinteressen und 
der Unabhangigkeit Polens anerkennt. 

6. Hinsichtlich besonderer Forderungen, die die Deutsche Regierung in einem fruheren 
Absatz ihrer Antwort anmeldet, muB die Regierung Seiner Majestat einen ausdriicklichen 
Vorbehalt machen. Sie glaubt zu verstehen, daB die Deutsche Regierung zur Zeit Vorschlage 
flir eine Losung ausarbeitet. Zweifelsohne werden diese Vorschlage wahrend des 
Meinungsaustausches sorgfaltig gepriift werden. Es kann dann entschieden werden, wie weit 
diese mit den wesentlichen Bedingungen vereinbar sind, die die Regierung Seiner Majestat 
bekanntgegeben hat und die anzunehmen die Deutsche Regierung ihre Bereitwilligkeit zum 
Ausdruck gebracht hat. 

7. Die Regierung Seiner Majestat wird die Polnische Regierung sofort von der Antwort der 
Deutschen Regierung verstandigen. Die Art der Fuhlungnahme und die Vorbereitungen flir 
einen Meinungsaustausch mussen selbstverstandlich in aller Eile zwischen der Deutschen und 
der Polnischen Regierung vereinbart werden. Die Regierung Seiner Majestat ist jedoch der 
Ansicht, daB es untunlich ware, diese Fuhlungnahme schon heute herzustellen. 

8. Die Regierung Seiner Majestat erkennt voll an, daB bei der Aufnahme der Verhandlungen 
Eile geboten ist, und teilt die Befurchtungen des Herrn Reichskanzlers, die sich aus dem 
Umstand ergeben, daB zwei mobilisierte Armeen sich in allernachster Nahe gegenuberstehen. 
Sie mochte daher auf das dringendste nahelegen, daB beide Parteien sich verpflichten, daB 
wahrend der Verhandlungen keine aggressiven militarischen Bewegungen stattfinden. Die 
Regierung Seiner Majestat vertraut darauf, daB sie von der Polnischen Regierung eine 
derartige Zusage erhalten wiirde, wenn die Deutsche Regierung eine gleichartige 
Versicherung abgeben wollte. 

9. Die Regierung Seiner Majestat mochte ferner noch vorschlagen, daB vorlaufig ein modus 
vivendi flir Danzig geschaffen wird, um Zwischenfalle zu verhliten, die geeignet waren, die 
deutsch-polnischen Beziehungen noch schwieriger zu gestalten. 



Berlin, den 30. August 1939 



Anlage II 

Vorschlag fur eine Regelung des Danzig-Korridor-Problems 
sowie der Deutsch-Polnischen Minderheitenfrage 

Die Lage zwischen dem Deutschen Reich und Polen ist zur Zeit so, daB jeder weitere 
Zwischenfall zu einer Entladung der beiderseits in Stellung gegangenen militarischen 
Streitkrafte fiihren kann. Jede friedliche Losung muB so beschaffen sein, daB sich nicht bei 
nachster Gelegenheit die diesen Zustand ursachlich bedingenden Ereignisse wiederholen 
konnen und dadurch nicht nur der Osten Europas, sondern auch andere Gebiete in die gleiche 
Spannung versetzt werden. 

Die Ursachen dieser Entwicklung liegen 

1. in der unmoglichen Grenzziehung, wie sie durch das Versailler Diktat vorgenommen 
wurde, 

2. in der unmoglichen Behandlung der Minderheit in den abgetrennten Gebieten. 



r434i Die Deutsche Reichsregierung geht daher bei diesen Vorschlagen von dem Gedanken aus, 
eine endgliltige Losung zu finden, die die unmogliche Situation der Grenzziehung beseitigt, 
beiden Teilen ihre lebenswichtigen VerbindungsstraBen sichert, das Minderheitenproblem - 
soweit irgend moglich - beseitigt und, soweit dies nicht moglich ist, das Schicksal der 
Minderheiten durch eine sichere Garantie ihrer Rechte ertraglich gestaltet. 

Die Deutsche Reichsregierung ist iiberzeugt, daB es dabei unerlaBlich ist, wirtschaftliche und 
physische Schadigungen, die seit dem Jahre 1918 stattgefunden haben, aufzudecken und im 
vollen Umfange wiedergutzumachen. Sie sieht selbstverstandlich diese Verpflichtung als eine 
flir beide Teile bindende an. 

Aus diesen Erwagungen ergeben sich folgende praktische Vorschlage: 

1. Die Freie Stadt Danzig kehrt auf Grand ihres rein deutschen Charakters sowie des 
einmutigen Willens ihrer Bevolkerung sofort in das Deutsche Reich zuriick. 

2. Das Gebiet des sogenannten Korridors , das von der Ostsee bis zu der Linie Marienwerder- 
Graudenz-Kulm-Bromberg (diese Stadte einschlieBlich) und dann etwa westlich nach 
Schonlanke reicht, wird liber seine Zugehorigkeit zu Deutschland oder zu Polen selbst 
entscheiden. 

3. Zu diesem Zweck wird dieses Gebiet eine Abstimmung vornehmen. 
Abstimmungsberechtigt sind alle Deutschen, die am 1. Januar 1918 in diesen Gebiete 
wohnhaft waren oder bis zu diesem Tage dort geboren wurden, und desgleichen alle an 
diesem Tage in diesem Gebiet wohnhaft gewesenen oder bis zu diesem Tage dort geborenen 
Polen, Kaschuben usw. Die aus diesem Gebiet vertriebenen Deutschen kehren zur Erflillung 
ihrer Abstimmung zuriick. 

Zur Sicherang einer objektiven Abstimmung sowie zur Gewahrleistung der dafiir 



notwendigen umfangreichen Vorarbeiten wird dieses erwahnte Gebiet ahnlich dem Saargebiet 
einer sofort zu bildenden internationalen Kommission unterstellt, die von den vier 
GroBmachten Italien, Sowjetunion, Frankreich, England gebildet wird. Diese Kommission libt 
alle Hoheitsrechte in diesem Gebiet aus. Zu dem Zweck ist dieses Gebiet in einer zu 
vereinbarenden kiirzesten Frist von den polnischen Militars, der polnischen Polizei und den 
polnischen Behorden zu raumen. 

4. Von diesem Gebiet bleibt ausgenommen der polnische Hafen Gdingen, der grundsatzlich 
polnisches Hoheitsgebiet ist, insoweit er sich territorial auf die polnische Siedlung beschrankt. 

Die naheren Grenzen dieser polnischen Hafenstadt waren zwischen Deutschland und 
Polen festzulegen und notigenfalls durch ein internationales Schiedsgericht festzusetzen. 

5. Um die notwendige Zeit fur die erforderlichen umfangreichen Arbeiten zur Durchfuhrung 
einer gerechten Abstimmung sicherzustellen, wird diese Abstimmung nicht vor Ablauf von 12 
Monaten stattfinden. 

6. Um wahrend dieser Zeit Deutschland seine Verbindung mit OstpreuBen und Polen seine 
Verbindung mit dem Meere unbeschrankt zu garantieren, werden StraBen und Eisenbahnen 
festgelegt, die einen freien Transit- 14351 verkehr ermoglichen. Hierbei diirfen nur jene 
Abgaben erhoben werden, die flir die Erhaltung der Verkehrswege bzw. fur die Durchfuhrung 
der Transporte erforderlich sind. 

7. Uber die Zugehorigkeit des Gebietes entscheidet die einfache Mehrheit der abgegebenen 
Stimmen. 

8. Um nach erfolgter Abstimmung - ganz gleich, wie diese ausgehen moge - die Sicherheit 
des freien Verkehrs Deutschlands mit seiner Provinz Danzig-OstpreuBen und Polen seine 
Verbindung mit dem Meere zu garantieren, wird, falls das Abstimmungsgebiet an Polen fallt, 
Deutschland eine exterritoriale Verkehrszone, etwa in Richtung von Biitow-Danzig bzw. 
Dirschau, gegeben zur Anlage einer Reichsautobahn sowie einer viergleisigen Eisenbahnlinie. 
Der Bau der StraBe und der Eisenbahn wird so durchgefuhrt, daB die polnischen 
Kommunikationswege dadurch nicht beriihrt, d. h. entweder liber- oder unterfahren werden. 
Die Breite dieser Zone wird auf einen Kilometer festgesetzt und ist deutsches Hoheitsgebiet. 

Fallt die Abstimmung zugunsten Deutschlands aus, erhalt Polen zum freien und 
uneingeschrankten Verkehr nach seinem Hafen Gdingen die gleichen Rechte einer ebenso 
exterritorialen StraBen- bzw. Bahnverbindung, wie sie Deutschland zustehen wiirden. 

9. Im Falle des Zuriickfallens des Korridors an das Deutsche Reich erklart sich dieses bereit, 
einen Bevolkerungsaustausch mit Polen in dem AusmaB vorzunehmen, als der Korridor 
hierfiir geeignet ist. 

10. Die etwa von Polen gewunschten Sonderrechte im Hafen von Danzig wiirden paritatisch 
ausgehandelt werden mit gleichen Rechten Deutschlands im Hafen von Gdingen. 

11. Um in diesem Gebiet jedes Gefiihl einer Bedrohung auf beiden Seiten zu beseitigen, 
wiirden Danzig und Gdingen den Charakter reiner Handelsstadte erhalten, d. h. ohne 
militarische Anlagen und militarische Befestigungen. 

12. Die Halbinsel Hela, die entsprechend der Abstimmung entweder zu Polen oder zu 
Deutschland kame, wiirde in jedem Fall ebenfalls zu demilitarisieren sein. 



13. Da die Deutsche Reichsregierung heftigste Beschwerden gegen die polnische 
Minderheitenbehandlung vorzubringen hat, die Polnische Regierung ihrerseits glaubt, auch 
Beschwerden gegen Deutschland vorbringen zu mlissen, erklaren sich beide Parteien damit 
einverstanden, daB diese Beschwerden einer international zusammengesetzten 
Untersuchungskommission unterbreitet werden, die die Aufgabe hat, alle Beschwerden liber 
wirtschaftliche und physische Schadigungen sowie sonstige terroristische Akte zu 
untersuchen. 

Deutschland und Polen verpflichten sich, alle seit dem Jahre 1918 etwa vorgekommenen 
wirtschaftlichen und sonstigen Schadigungen der beiderseitigen Minoritaten wieder 
gutzumachen bzw. alle Enteignungen aufzuheben oder fur diese und sonstige Eingriffe in das 
wirtschaftliche Leben eine vollstandige Entschadigung den Betroffenen zu leisten. 

14. Um den in Polen verbleibenden Deutschen sowie den in Deutschland verbleibenden Polen 
das Gefiihl der internationalen Rechtlosigkeit zu J43&1 nehmen und ihnen vor allem die 
Sicherheit zu gewahren, nicht zu Handlungen bzw. zu Diensten herangezogen werden zu 
konnen, die mit ihrem nationalen Gefiihl unvereinbar sind, kommen Deutschland und Polen 
uberein, die Rechte der beiderseitigen Minderheiten durch umfassendste und bindende 
Vereinbarungen zu sichern, um diesen Minderheiten die Erhaltung, freie Entwicklung und 
Betatigung ihres Volkstums zu gewahrleisten, ihnen insbesondere zu diesem Zweck die von 
ihnen fur erforderlich gehaltene Organisierung zu gestatten. Beide Teile verpflichten sich, die 
Angehorigen der Minderheit nicht zum Wehrdienst heranzuziehen. 

15. Im Falle einer Vereinbarung auf der Grundlage dieser Vorschlage erklaren sich 
Deutschland und Polen bereit, die sofortige Demobilmachung ihrer Streitkrafte anzuordnen 
und durchzufuhren. 

16. Die zur Beschleunigung der obigen Abmachungen erforderlichen weiteren MaBnahmen 
werden zwischen Deutschland und Polen gemeinsam vereinbart. 



Nr. 467 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an die Deutschen Diplomatischen Missionen 

Rundtelegramm 

Berlin, den 31. August 1939 

Unsere Erwartung, daB, entsprechend unserem durch Britische Regierung nach Warschau 
iibermittelten Vorschlag, unverzugliche Entsendung eines polnischen Bevollmachtigten zur 
Aufnahme direkter deutsch-polnischer Verhandlungen erfolgen wiirde, ist nicht in Erfiillung 
gegangen. Vielmehr hat Polen, wie bekannt, gestern Generalmobilmachung angeordnet. Unter 
diesen Umstanden hat Lage weitere uberaus schwerwiegende Zuspitzung erfahren. 

Weizsacker 



Nr. 468 
Amtliche Deutsche Mitteilung vom 31. August 1939 21 Uhr 

Die Koniglich Britische Regierung hat sich in einer Note vom 28. August 1939 gegeniiber der 
Deutschen Regierung bereit erklart, ihre Vermittlung zu direkten Verhandlungen zwischen 
Deutschland und Polen liber die strittigen Probleme zur Verfugung zu stellen. Sie hat dabei 
keinen Zweifel daruber gelassen, daB auch ihr angesichts der fortdauernden Zwischenfalle 
und der allgemeinen europaischen Spannung die Dringlichkeit des Vorganges bewuBt ware. 

Die Deutsche Regierung hat sich in einer Antwortnote vom 29. August 1939 trotz ihrer 
skeptischen Beurteilung des Willens der Polnischen Regierung, uberhaupt zu einer 
Verstandigung zu kommen, im Interesse des Friedens bereit erklart, die englische Vermittlung 
bzw. Anregung anzunehmen. Sie hat unter Wlirdigung aller der zur Zeit gegebenen Umstande 
es flir notwendig erachtet, in dieser ihrer Note darauf hinzuweisen, daB, wenn uberhaupt die 
Ge- £437i fahr einer Katastrophe vermieden werden soil, dann schnell und unverzuglich 
gehandelt werden muB. Sie hat sich in diesem Sinne bereit erklart, bis zum 30. August 1939 
abends einen Beauftragten der Polnischen Regierung zu empfangen, unter der Voraussetzung, 
daB dieser auch wirklich bevollmachtigt sei, nicht nur zu diskutieren, sondern Verhandlungen 
zu fiihren und abzuschlieBen. 

Die Deutsche Regierung hat weiter in Aussicht gestellt, daB sie glaubt, bis zum Eintreffen 
dieses polnischen Unterhandlers in Berlin der Britischen Regierung die Grundlagen liber das 
Verstandigungsangebot ebenfalls zuganglich machen zu konnen. 

Statt eine Erklarung liber das Eintreffen einer autorisierten polnischen Personlichkeit erhielt 
die Reichsregierung als Antwort auf ihre Verstandigungsbereitschaft zunachst die Nachricht 
der polnischen Mobilmachung und erst am 30. August 1939 gegen 12 Uhr nachts eine mehr 
allgemein gehaltene britische Versicherung der Bereitwilligkeit, ihrerseits auf den Beginn von 
Verhandlungen hinwirken zu wollen. 

Trotzdem durch das Ausbleiben des von der Reichsregierung erwarteten polnischen 
Unterhandlers die Voraussetzung entfallen war, der Britischen Regierung noch eine Kenntnis 
liber die Auffassung der Deutschen Regierung in bezug auf mogliche 
Verhandlungsgrundlagen zu geben, da die Britische Regierung ja selbst flir direkte 
Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen pladiert hatte, gab ReichsauBenminister v. 
Ribbentrop dem Britischen Botschafter anlaBlich der Ubergabe der letzten englischen Note 
eine genaue Kenntnis des Wortlautes der flir den Fall des Eintreffens des polnischen 
Bevollmachtigten als Verhandlungsgrundlage vorgesehenen deutschen Vorschlage. 

Die Deutsche Reichsregierung glaubte ein Recht darauf zu haben, daB unter diesen 
Umstanden wenigstens nachtraglich die sofortige Benennung einer polnischen Personlichkeit 
stattfinden wlirde. Denn es ist der Reichsregierung nicht zuzumuten, ihrerseits fortgesetzt die 
Bereitwilligkeit zur Inangriffnahme solcher Verhandlungen nicht nur zu betonen, sondern 
auch daflir bereitzusitzen, von der polnischen Seite aber nur mit leeren Ausfllichten und 
nichtssagenden Erklarungen hingehalten zu werden. 

Aus einer inzwischen stattgefundenen Demarche des Polnischen Botschafters geht erneut 
hervor, daB auch dieser nicht bevollmachtigt ist, in irgendeine Diskussion einzutreten oder gar 
zu verhandeln. 



Somit haben der Fiihrer und die Deutsche Reichsregierung nun 2 Tage vergeblich auf das 
Eintreffen eines bevollmachtigten polnischen Unterhandlers gewartet. 

Unter diesen Umstanden sieht die Deutsche Regierung auch dieses Mai ihre Vorschlage 
praktisch als abgelehnt an, obwohl sie der Meinung ist, daB diese in der Form, in der sie auch 
der Englischen Regierung bekanntgegeben worden sind, mehr als loyal, fair und erfiillbar 
gewesen waren. 

Die Reichsregierung halt es fur angebracht, der Offentlichkeit Kenntnis von diesen dem 
Britischen Botschafter durch den ReichsauBenminister von Ribbentrop mitgeteilten 
Verhandlungsgrundlagen zu geben.— 



MM 

Nr. 469 

Meldung des Polnischen Rundfunksenders Warschau 

vom 31. August 1939 23 Uhr 

(Ubersetzung) 

Die heutige Bekanntmachung des deutschen offiziellen Communiques hat die Ziele und 
Absichten der deutschen Politik klar gezeigt. Es beweist die offenen Aggressionsabsichten 
Deutschlands gegeniiber Polen. Die Bedingungen, unter denen das Dritte Reich bereit ist, mit 
Polen zu verhandeln, lauten: Danzig kehrt sofort zum Reich zurtick. Pommerellen mit den 
Stadten Bromberg und Graudenz unterliegt einem Plebiszit, wobei alle Deutschen, die nach 
dem Jahre 1918 aus irgendwelchen Griinden von dort ausgewandert sind, hineingelassen 
werden sollen. Polnisches Militar und Polizei evakuiert Pommerellen. Die Polizei Englands, 
Frankreichs, Italiens und der Sowjetunion ubernimmt die Gewalt. Nach Ablauf von 12 
Monaten findet das Plebiszit statt. Das Gebiet der Halbinsel Hela wird vom Plebiszit 
gleichfalls erfaBt. Gdingen ist als polnische Stadt ausgeschlossen. Unabhangig vom Ausgang 
des Plebiszits wird eine exterritoriale StraBe in der Breite eines Kilometers gebaut 

Die deutsche Agentur gibt bekannt, daB der Termin flir die Annahme dieser Bedingungen 
gestern abgelaufen ist. Deutschland hat vergeblich auf einen Abgesandten Polens gewartet. 
Die Antwort waren die militarischen Anordnungen der Polnischen Regierung. 

Keine Worte konnen jetzt mehr die Aggressionsplane der neuen Hunnen verschleiern. 
Deutschland strebt die Herrschaft liber Europa an und durchstreicht mit einem bisher nicht 
dagewesenen Zynismus die Rechte der Volker. Dieser unverschamte Vorschlag beweist 
deutlich, wie notwendig die militarischen Anordnungen der Polnischen Regierung gewesen 
sind. 



Nr. 470 

Von einem Beamten der Politischen Abteilung des Auswartigen Amts gefertigte 

Zusammenstellung der dem Auswartigen Amt vorliegenden amtlichen Meldungen tiber 



schwere Grenzzwischenfalle an der deutsch-polnischen Grenze zwischen dem 25. und 

dem 31. August 1939 

Berlin, den 1. September 1939 
25. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 22 Uhr brannte auf dem unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze gelegenen 
Anwesen des Bauern Reinhard Briese in Scharschau, Kreis Rosenberg, WestpreuBen, ein Stall 
nieder. An der Brandstelle wurde eine Brandbombe polnischer Herkunft gefunden. 

2. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 23 Uhr verbrannte infolge Brandstiftung von aus Polen gekommenen Tatern das 
unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze liegende Anwesen der Witwe Martha 
Zerkowski in Schonerswalde, Kreis Rosenberg, WestpreuBen. 



r439i 3. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In der Nacht vom 25. zum 26. August wurde durch Brandstiftung von aus Polen gekommenen 
Tatern das an der deutsch-polnischen Grenze gelegene Anwesen des Holzschlagers Schlegel 
in Neukrug, Kreis Rosenberg, WestpreuBen, vernichtet. 

4. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In der Nacht vom 25. zum 26. brannte infolge Brandstiftung durch aus Polen gekommene 
Tater die an der deutsch-polnischen Grenze gelegene Forsterei Dietrichswalde, Kreis 
Marienwerder, vollstandig nieder. 

5. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In der Nacht vom 25. zum 26. wurde das an der deutsch-polnischen Grenze gelegene 
Anwesen des Bauern Gehrke in Niederzehren, Kreis Marienwerder, durch Brandstiftung von 
aus Polen gekommenen Tatern vernichtet. 

6. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In der Nacht vom 25. auf den 26. wurde das Warterhaus 34 an der Strecke Deutsch-Eylau-Alt- 
Eiche-Soldau durch eine Bombe zerstort. 

7. Meldung der Staatspolizeistelle Koslin. 

In der Nacht vom 25. auf den 26. brannte die unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze 
stehende Scheune des Mlillers Domke in Somminer Mlihle, Kreis Biitow, ab. Eine 
Durchsuchung der Brandstatte ergab, daB die Scheune durch einen elektrischen Zeitziinder in 
Brand gesetzt worden war. 

8. Meldung des Oberfinanzprasidenten OstpreuBen. 

In der Nacht vom 25. zum 26. August wurden die auf deutschem Gebiet gelegenen Teile der 
StraBenbrucke und der Eisenbahnbrucke Zandersfelde-Neuliebenau von polnischem Militar 
gesprengt und vollig zerstort. 



26. August 

1. Meldung des Hauptzollamtes Neidenburg. 

Um 0.45 Uhr wurde von dem Standposten vor dem Zollamt Wetzhausen ein polnischer Soldat 



festgestellt und angerufen, der sich aus dem dem Zollamt gegeniiberliegenden Waldchen auf 
das Gebaude zu bewegte. Der Soldat ergriff die Flucht und wurde durch zwei Schusse 
anscheinend verletzt. 

Nachtraglich wurde festgestellt, daB der Soldat zu einer Gruppe von 6 polnischen Soldaten 
gehorte, die an dieser Stelle die deutsch-polnische Grenze liberschritten hatten. 

2. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 15 Uhr brannte infolge Brandstiftung das an der deutsch-polnischen Grenze gelegene 
Wohn- und Wirtschaftshaus der Familien Werner und Scheffler in Neukrug, Kreis Rosenberg, 
WestpreuBen, bis auf die Umfassungsmauern ab. Es wurde festgestellt, daB die later in Polen 
zu suchen waren. 



MQi 3. Meldung des Hauptzollamts Lauenburg. 

Um 23 Uhr fllichtete der Volksdeutsche Tatulinski aus Seelau gegeniiber der 

Zollaufsichts stelle GroB Sellnow liber die Grenze, nachdem sein Gehoft von einer polnischen 

Bande angeziindet worden war. Auf den Fllichtigen wurden von den Polen mehrere Schusse 

abgegeben, die auf deutschem Gebiet einschlugen. 

4. Meldung des Hauptzollamts Meseritz. 

Volksdeutsche Fluchtlinge, die am 26. August bei Betsche-Siid liber die Grenze kamen, 
wurden von polnischen Grenzbeamten mehrfach beschossen, nachdem sie sich schon in 
einem Maisfelde auf deutschem Boden verborgen hatten. 



27. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In den friihen Morgenstunden brannte das an der deutsch-polnischen Grenze gelegene Gehoft 
des Bauern Guzinski in Klein Heyde, Kreis Rosenberg, WestpreuBen, nieder. Es wurde 
festgestellt, daB die polnischen Brandstifter liber die Grenze gekommen waren. 

2. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 3.15 Uhr wurde die Eisenbahnhaltestelle und das Sagewerk in Alt-Eiche, Kreis 
Rosenberg, WestpreuBen, von einer etwa 15 Mann starken, mit Gewehren bewaffneten 
polnischen Bande liberfallen. Nachdem die Polen mehrere Schusse abgegeben hatten, wurden 
sie durch eine Gruppe des deutschen Grenzschutzes vertrieben. 

3. Meldung des Zollamtes Lindenhorst. 

Gegen 4 Uhr wurden von einem Posten der Grenzwache 6 polnische Soldaten beobachtet, die 
sich gegen den Grenzstein 127 zu bewegten. Sodann teilten sie sich zu dreien, liberschritten 
die Reichsgrenze und gingen in Richtung der StraBe Neumittelwalde-Schonstein vor. Gegen 
4.25 Uhr stellte der Gruppenflihrer der Grenzwache einen am Boden kriechenden polnischen 
Soldaten fest. Er gab darauf 4 Schusse ab, worauf die Polen sich zurlickzogen. 

4. Meldung des Hauptzollamtes Schneidemlihl. 

Gegen 10.30 Uhr wurden in der Gegend Vorwerk-Dreilinden, etwa 300 m diesseits der 
Grenze, drei deutsche Grenzwacht-Offiziere, Hauptmann Taschner, Oberleutnant Sebulka und 
Leutnant Dinger, von der polnischen Grenze her beschossen. 



5. Meldung des Hauptzollamtes Neidenburg. 

Gegen 17 Uhr postierte eine Streife der Zollamtsstation Flammberg bei Punkt 128, der etwa 
100 m vom GrenzfluB Orzyc an einem Waldrande westlich Flammberg gelegen ist. Plotzlich 
fielen von polnischer Seite her etwa 20 Schusse, die auf deutschem Gebiet einschlugen. Wie 
sich sparer ergab, riihrten sie von einer polnischen Grenzstreife her, die sich unter Flihrung 
eines polnischen Offiziers der deutschen Grenze genahert und das Feuer auf einen deutschen 
Wehrmachtsposten eroffnet hatte. Es konnte ferner festgestellt werden, daB hierbei seitens der 
Polen 4 Eierhandgranaten geworfen wurden. 

r44ii 6. Meldung des Hauptzollamtes Kreuzberg. 

Um 20.15 Uhr wurde der Zollassistent Scheffler nahe Reidenwalde von polnischer Seite mit 7 

bis 8 Gewehrschussen beschossen. 

7. Meldung des Oberfinanzprasidenten OstpreuBen. 

Gegen 21.45 Uhr wurde der Zollwarter Will, als er einen unweit der Grenze gelegenen 
Gutshof mit dem Fahrrad verlieB, mehrfach von polnischen Grenzwachtbeamten, die in 
Kleinfelde bei Mewe stationiert waren, beschossen. 



28. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 0.30 Uhr wurden von einer deutschen Feldwache, die an der Eisenbahnbrucke 
Deutsch-Eylau-Neumark lag, mehrere polnische Soldaten auf deutschem Gebiet gesichtet. Als 
die Feldwache Feuer gab, verschwanden die Polen im Walde, wobei sie das Feuer erwiderten. 

2. Meldung der Staatspolizeistelle Oppeln. 

Gegen 1 Uhr wurden auf dem alten, von Ratibor nach Hohenbirken, Ostoberschlesien, 
fuhrenden Promenadenweg marschierende polnische Truppen von einem deutschen 
Flakkommando gesichtet, als sie die Reichsgrenze etwa 150 m uberschritten hatten. Das 
Flakkommando eroffnete daraufhin das Feuer, worauf sich die polnischen Truppen 
zurlickzogen. 

3. Meldung des Hauptzollamtes Beuthen. 

Gegen 1 Uhr wurden von einem polnischen Maschinengewehr mehrere Schusse abgegeben. 
Sie schlugen dicht neben einer Maschinengewehrgruppe der Grenzwacht ein, die an der 
Schlackenhalde beim Sportplatz Borsigwerk in Stellung lag. 

4. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 1.45 Uhr wurde die Feldwache in Alt-Eiche, Kreis Rosenberg, WestpreuBen, von 
regularen polnischen Truppen iiberfallen. Zunachst griffen die Polen eine Gruppe der 
Grenzwacht an, die an dem dortigen Grenziibergang postiert war und sich daraufhin bis zum 
Bahnhof Alt-Eiche zuriickzog. In diesem Augenblick kamen aus einer anderen Richtung etwa 
10 polnische Soldaten, welche zum Sturmangriff ansetzten. Die deutsche Gruppe ging 
nunmehr wieder in Stellung und eroffnete das Feuer. Die Polen waren in Schutzenlinie 
ausgeschwarmt und schossen ebenfalls. Hierdurch wurde der Gefreite Grudzinski aus 
Hansdorf todlich getroffen und ein weiterer deutscher Schutze an der Schulter verletzt. Die 
polnischen Soldaten zogen sich sodann wieder auf polnisches Gebiet zuriick. 



5. Meldung des Hauptzollamts Gleiwitz. 

Gegen 22.45 Uhr wurden die deutschen Zollbeamten Fleischer und Quenzel, die an der 
Panzerschranke beim Zollamt Neuberstein Dienst taten, von polnischer Seite mit 
Maschinengewehr und Gewehr beschossen. Erst nach einem anschlieBenden Feuergefecht 
von 20 Minuten mit der deutschen Grenzwacht stellten die Polen das Feuer ein. 



29. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

In den friihen Morgenstunden kamen in der Nahe der Sagemuhle Alt-Eiche polnische 
Soldaten auf deutsches Gebiet, die durch den deutschen Grenzschutz vertrieben wurden. 

2. Meldung der Staatspolizeistelle Koslin. 

In den friihen Morgenstunden fiihrten polnische Grenzschutzsoldaten einen Feueruberfall auf 
das deutsche Zollhaus Sonnenwalde-Bahnhof aus. Bei der Abwehr wurden ein deutscher 
Bezirkszollkommissar und ein deutscher Hilfsgrenzangestellter verwundet. 

3. Meldung der Staatspolizeistelle Breslau. 

Um 13.40 Uhr wurde der Zollbetriebsassistent Dippe von einem polnischen Grenzposten mit 
Gewehr beschossen, als er sich in einem Waldchen bei Neu-Vorberg an der StraBe Lesten- 
Tharlang aufhielt. 

4. Meldung des Hauptzollamtes Beuthen. 

Gegen 21.45 Uhr wurden von polnischem Militar wiederholt auf deutsches Gebiet in der 
Nahe des Zollamtes III Beuthen Schusse abgegeben. Zunachst erfolgten etwa 20 bis 30 
Pistolenschusse liber die ZollstraBe beim Zollamt hinweg in Richtung auf den Grubenhof der 
Beuthen-Grube, die etwa 10 m vor der dritten Gruppe eines dort befindlichen Zuges der 8. 
Grenzwachtkompanie einschlugen. Es folgten dann 10 bis 15 Gewehrschusse und unmittelbar 
darauf weitere 4 bis 5 SchuB, die von einer Maschinenpistole herruhrten. Das Feuer wurde 
von deutscher Seite nicht erwidert. 

5. Meldung des Hauptzollamts Gleiwitz. 

Gegen 23.50 Uhr wurden deutsche Zoll- und Grenzwachtbeamte auf deutschem Gebiet nahe 
dem Zollamt Neubersteich von einer polnischen Formation heftig unter Feuer genommen. 
Hierbei waren zwei leichte Maschinengewehre, die auf deutschem Gebiet in Stellung gebracht 
waren, sowie ein schweres Maschinengewehr einwandfrei festzustellen. Nach einem 
Feuergefecht stellten die Polen um 1.15 Uhr das Feuer ein. 



30. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 0.30 Uhr wurde das Zollgehoft Neukrug, Kreis Rosenberg, WestpreuBen, von der 
Waldseite aus von regularen polnischen Truppen angegriffen. Die Polen beabsichtigten 
offenbar, der Besatzung des Zollgehofts in den Riicken zu fallen. Sie hatten unweit des 
Zollgehoftes hinter einer Autogarage ein leichtes Maschinengewehr in Stellung gebracht. Als 
sie von der deutschen Feldwache aus einem oberen Zimmer des Zollgehoftes beschossen 
wurden, erfolgte Stellungswechsel des polnischen Maschinengewehrs in eine dichte 
Schonung, die sofort gleichfalls unter Feuer genommen wurde. Der Kampf dauerte bis etwa 5 



Uhr. Ein Schiitze der deutschen Feldwache wurde todlich verletzt. Im Zollgehoft wurden 
mehrere Fensterscheiben und die Telephonleitung zerstort. 



14431 2. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 0.45 Uhr wurden in der Nahe der Sagemiihle Alt-Eiche 3 bis 4 polnische Soldaten vom 
deutschen Grenzschutz festgestellt, als sie sich an die Miihle heranschleichen wollten. Sie 
wurden sodann durch den Grenzschutz vertrieben. 

3. Meldung der Staatspolizeistelle Breslau. 

Gegen 7 Uhr befand sich der Landwirt Ferdinand Braun aus Golgas, Kreis Militsch, etwa 
100 m diesseits des Grenzsteines 233 bei der Feldarbeit. Er wurde plotzlich von einem 
polnischen Soldaten mit der Pistole beschossen, blieb aber unverletzt. 

4. Meldung des Oberfinanzprasidenten in Troppau. 

Um 15.05 Uhr wurde ein iiber deutschem Gebiet befindliches Flugzeug - anscheinend ein 
deutsches Aufklarungsflugzeug - von polnischem Gebiet aus Richtung Oderberg und Wurbitz 
von Flakartillerie beschossen. Sprengstucke wurden gefunden und sichergestellt. 



31. August 

1. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 1 Uhr wurde das Zollgehoft in Neukrug von polnischem Militar angegriffen. Es 
handelte sich um etwa 25 Mann mit einem leichten Maschinengewehr. Sie versuchten, das 
Zollgehoft zu umzingeln. Der Angriff wurde abgeschlagen. 

2. Meldung des Hauptzollamts Gleiwitz. 

Gegen 2 Uhr erfolgte von polnischer Seite ein Feueruberfall auf die das Zollamt Neubersteich 
sichernde deutsche Grenzwache. Ein Angriff der Polen auf das Zollamt wurde durch 
deutsches Abwehrfeuer verhindert. 

3. Meldung des Zoll-Bezirkskommissars Deutsch-Eylau. 

Gegen 3 Uhr friih wurde bei Scharschau auf deutschem Reichsgebiet durch polnische 
Truppen auf eine Streife der Grenzwacht ein Feueruberfall veriibt. Als die Streife Verstarkung 
heranzog und das Feuer erwiderte, zogen sich die Polen zuriick. 

4. Meldung des Polizeiprasidenten Gleiwitz. 

Gegen 20 Uhr wurde der Sender Gleiwitz durch einen Trupp polnischer Aufstandischer 
uberfallen und voriibergehend besetzt. Die Aufstandischen wurden durch deutsche 
Grenzpolizeibeamten vertrieben. Bei der Abwehr wurde ein Aufstandischer todlich verletzt. 

5. Meldung des Oberfinanzprasidenten Troppau. 

In der Nacht vom 31. August zum 1. September wurde das Zollamt Hoflinden durch 
polnische Aufstandische angegriffen und voriibergehend besetzt. Durch einen Gegenangriff 
der Ji-Verfiigungstruppe wurden die Aufstandischen wieder vertrieben. 

6. Meldung der Staatspolizeistelle Elbing. 

Gegen 24.30 Uhr wurde das Zollgehoft Neukrug von 30 polnischen Soldaten angegriffen, die 
mit Maschinengewehren und Karabinern aus- 14441 geriistet waren. Der Angriff wurde durch 
die deutsche Feldwache zuriickgeschlagen. 



7. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. 

In der Nacht vom 31. August zum 1. September wurde ein deutscher Zollbeamter bei 
Pfalzdorf, Kreis Griinberg, etwa 75 m von der polnischen Grenze entfernt, durch polnische 
Truppen todlich verletzt. 

8. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. 

In der Nacht vom 3 1 . August zum 1 . September wurde ein deutscher Zollbeamter wahrend 
der Ausiibung seines Dienstes bei Rohrsdorf, Kreis Fraustadt, durch polnische Truppen 
erschossen, ein weiterer Zollbeamter schwer verletzt. 

9. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. 

In der Nacht vom 31. August zum 1. September erfolgte ohne jede Veranlassung ein 
Feueriiberfall von polnischer Seite auf das deutsche Zollhaus in Pfalzdorf, Kreis Griinberg. 

10. Meldung der Staatspolizeistelle Liegnitz. 

In der Nacht vom 3 1 . August zum 1 . September wurde das deutsche Zollhaus in Geyersdorf 
durch polnische Aufstandische vorubergehend besetzt, die einen erheblichen Sachschaden 
verursachten. 

11. Meldung der Staatspolizeistelle Briinn. 

In der Nacht vom 3 1 . August zum 1 . September wurde durch polnischen Grenzschutz auf die 
deutsche Zollbaude in Hruschau ein Feueriiberfall mittels eines Maschinengewehrs veriibt. 
Als deutsches Gegenfeuer einsetzte, ergriffen die Polen die Flucht. 

Schliep 



Anmerlumgeii: 



240 Vgl. Anlage I . ...zuruck... 

241 Vgl. Anlage II . ...zuruck... 

Im Wortlaut der amtlichen deutschen Mitteilung folgte hier der oben unter Nr. 466 , Anlage 
II abgedruckte Vorschlag. ...zuriick... 

Viertes Kapitel (Forts.) 

Polen als Werkzeug des Englischen Kriegswillens 

B. Die letzte Phase 
der Deutsch-Polnischen Krise 

Nr. 471 

Rede des Fuhrers vor dem Deutschen Reichstag, 

1. September 1939 



Abgeordnete, Manner des Deutschen Reichstags! 

Seit Monaten leiden wir alle unter der Qual eines Problems, das uns einst das Versailler 
Diktat beschert hat und das nunmehr in seiner Ausartung und Entartung unertraglich 
geworden war. Danzig war und ist eine deutsche Stadt. Der Korridor war und ist deutsch. 
Alle diese Gebiete verdanken ihre kulturelle ErschlieBung ausschlieBlich dem deutschen 
Volk, ohne das in diesen ostlichen Gebieten tiefste Barbarei herrschen wiirde. Danzig wurde 
von uns getrennt, der Korridor von Polen annektiert, die dort lebenden deutschen 
Minderheiten in der qualvollsten Weise miBhandelt. Uber eine Million Menschen deutschen 
Blutes muBten schon in den Jahren 1919 auf 1920 ihre Heimat verlassen. Wie immer, so habe 
ich auch hier versucht, auf dem Wege friedlichster Revisionsvorschlage eine Anderung des 
unertraglichen Zustandes herbeizufuhren. Es ist eine Luge, wenn in der Welt behauptet wird, 
daB wir alle unsere Revisionen nur unter Druck durchzusetzen versuchten. 15 Jahre, bevor der 
Nationalsozialismus zur Macht kam, hatte man Gelegenheit, auf dem 14451 Wege friedlicher 
Verstandigung die Revision durchzufuhren. Man tat es nicht. In jedem einzelnen Falle habe 
ich dann von mir aus nicht einmal, sondern oftmals Vorschlage zur Revision unertraglicher 
Zustande gemacht. 

Alle diese Vorschlage sind, wie Sie wissen, abgelehnt worden. Ich brauche sie nicht im 
einzelnen aufzuzahlen: die Vorschlage zur Rustungsbegrenzung, ja, wenn notwendig, zur 
Rustungsbeseitigung, die Vorschlage zur Beschrankung der Kriegfuhrung, die Vorschlage zur 
Ausschaltung von in meinen Augen mit dem Volkerrecht schwer zu vereinbarenden 
Methoden der modernen Kriegfuhrung. Sie kennen die Vorschlage, die ich liber die 
Notwendigkeit der Wiederherstellung der deutschen Souveranitat liber die deutschen 
Reichsgebiete machte, die endlosen Versuche, die ich zu einer friedlichen Verstandigung liber 
das Problem Osterreich unternahm und spater liber das Problem Sudetenland, Bohmen und 
Mahren. Es war alles vergeblich. Eines aber ist unmoglich: zu verlangen, daB ein 
unertraglicher Zustand auf dem Wege friedlicher Revision bereinigt wird, und die friedliche 
Revision konsequent zu verweigern. Es ist auch unmoglich, zu behaupten, daB derjenige, der 
in einer solchen Lage dann dazu libergeht, von sich aus diese Revisionen vorzunehmen, gegen 
ein Gesetz verstoBt. Das Diktat von Versailles ist flir uns Deutsche kein Gesetz. Es geht nicht 
an, von jemand mit vorgehaltener Pistole und der Drohung des Verhungerns von Millionen 
Menschen eine Unterschrift zu erpressen und dann das Dokument mit dieser erpreBten 
Unterschrift als ein feierliches Gesetz zu proklamieren. 

So habe ich auch im Falle Danzigs und des Korridors versucht, durch friedliche Vorschlage 
auf dem Wege der Diskussion die Probleme zu losen. DaB sie gelost werden muBten, das war 
klar. Und daB der Termin dieser Losung flir die westlichen Staaten vielleicht uninteressant 
sein kann, ist begreiflich; aber uns ist dieser Termin nicht gleichgliltig, vor allem aber war er 
und konnte er nicht gleichgliltig sein flir die leidenden Opfer. Ich habe in Besprechungen mit 
polnischen Staatsmannern die Gedanken, die Sie von mir hier in meiner letzten 
Reichstagsrede vernommen haben, erortert. Kein Mensch kann behaupten, daB dies etwa ein 
ungebuhrliches Verfahren oder gar ein ungebuhrlicher Druck gewesen ware. 

Ich habe dann die deutschen Vorschlage formulieren lassen, und ich muB es noch einmal 
wiederholen, daB es etwas Loyaleres und Bescheideneres als diese von mir unterbreiteten 
Vorschlage nicht gibt. Und ich mochte das jetzt der Welt sagen: ich allein war liberhaupt nur 
in der Lage, solche Vorschlage zu machen; denn ich weiB ganz genau, daB ich mich damals 
zur Auffassung von Millionen von Deutschen in Gegensatz gebracht habe. 



Diese Vorschlage sind abgelehnt worden. Aber nicht nur das: sie wurden beantwortet mit 
Mobilmachungen, mit verstarktem Terror, mit gesteigertem Druck auf die Volksdeutschen in 
diesen Gebieten und mit einem langsamen wirtschaftlichen, politischen und in den letzten 
Wochen endlich auch militarischen und verkehrstechnischen Abdrosselungskampf gegen die 
Freie Stadt Danzig. Polen hat den Kampf gegen die Freie Stadt Danzig entfesselt. Es war 
weiter nicht bereit, die Korridorfrage in einer irgendwie billigen und den In teres sen beider 
gerecht werdenden Weise zu losen. Es hat endlich nicht daran gedacht, seine 
Minderheitsverpflichtungen einzuhalten. Ich muB hier feststellen: Deutschland hat diese 
Verpflichtungen eingehalten. Die Minderheiten, die im Deutschen Reich leben, werden nicht 
verfolgt. Es soil ein Franzose aufstehen und erklaren, daB etwa die im Saargebiet lebenden 
Franzosen unterdruckt, gequalt und entrechtet werden. Keiner wird dies behaupten konnen. 



Ma Ich habe nun dieser Entwicklung vier Monate lang ruhig zugesehen, allerdings nicht, ohne 
immer wieder zu warnen. Ich habe in letzter Zeit diese Warnungen verstarkt. Ich habe dem 
Polnischen Botschafter vor nun schon liber drei Wochen mitteilen lassen, daB, wenn Polen 
noch weitere ultimative Noten an Danzig schicken wiirde, wenn es weitere 
UnterdruckungsmaBnahmen gegen das Deutschtum vornehmen wiirde oder wenn es 
versuchen sollte, auf dem Wege zollpolitischer MaBnahmen Danzig wirtschaftlich zu 
vernichten, dann Deutschland nicht langer mehr untatig zusehen konnte. Ich habe keinen 
Zweifel dariiber gelassen, daB man in dieser Hinsicht das heutige Deutschland nicht mit dem 
Deutschland, das vor uns war, verwechseln darf. 

Man hat versucht, das Vorgehen gegen die Volksdeutschen damit zu entschuldigen, daB man 
erklarte, sie hatten Provokationen begangen. Ich weiB nicht, worin die "Provokationen" der 
Kinder oder Frauen bestehen sollen , die man miBhandelt und verschleppt, oder die 
"Provokationen" derer, die man in der tierischsten, sadistischsten Weise gequalt und 
schlieBlich getotet hat . Eines aber weiB ich: daB es keine GroBmacht von Ehre gibt, die auf 
die Dauer solchen Zustanden ruhig zusehen wiirde. 

Ich habe trotzdem noch einen letzten Versuch gemacht. Obwohl ich innerlich uberzeugt war, 
daB es der Polnischen Regierung - vielleicht auch infolge ihrer Abhangigkeit von einer 
nunmehr entfesselten wilden Soldateska - mit einer wirklichen Verstandigung nicht ernst ist, 
habe ich einen Vermittlungsvorschlag der Britischen Regierung angenommen. Sie schlug vor, 
daB sie nicht selbst Verhandlungen fiihren sollte, sondern versicherte, eine direkte Verbindung 
zwischen Polen und Deutschland herzustellen, um noch einmal in das Gesprach zu kommen. 

Ich muB hier folgendes feststellen: Ich habe diesen Vorschlag angenommen. Ich habe flir 
diese Besprechungen Grundlagen ausgearbeitet, die Hinen bekannt sind, und ich bin dann mit 
meiner Regierung zwei voile Tage dagesessen und habe gewartet, ob es der Polnischen 
Regierung paBt, nun endlich einen Bevollmachtigten zu schicken oder nicht. Sie hat uns bis 
gestern abend keinen Bevollmachtigten geschickt, sondern durch ihren Botschafter mitteilen 
lassen, daB sie zur Zeit erwage, ob und inwieweit sie in der Lage sei, auf die englischen 
Vorschlage einzugehen; sie wiirde dies England mitteilen. 

Meine Herren Abgeordneten! Wenn man dem Deutschen Reich und seinem Staatsoberhaupt 
so etwas zumuten kann und das Deutsche Reich und sein Staatsoberhaupt das dulden wurden, 
dann wiirde die deutsche Nation nichts anderes verdienen, als von der politischen Biihne 
abzutreten. Meine Friedensliebe und meine endlose Langmut soil man nicht mit Schwache 
oder gar mit Feigheit verwechseln. Ich habe daher gestern abend der Britischen Regierung 
mitgeteilt, daB ich unter diesen Umstanden auf seiten der Polnischen Regierung keine 
Geneigtheit mehr finden kann, mit uns in ein wirklich ernstes Gesprach einzutreten. 



Damit sind diese Vermittlungsvorschlage gescheitert. Denn unterdes war als Antwort auf 
diesen Vermittlungsvorschlag erstens die polnische Generalmobilmachung gekommen und 
zweitens neue schwere Greueltaten. Diese Vorgange haben sich nun heute nacht abermals 
wiederholt. Nachdem schon neulich in einer einzigen Nacht 21 Grenzzwischenfalle zu 
verzeichnen waren, sind es heute nacht 14 gewesen, darunter drei ganz schwere. 

Ich habe mich daher nun entschlossen, mit Polen in der gleichen Sprache zu reden, die Polen 
seit Monaten uns gegenliber anwendet. 



Mil Wenn nun Staatsmanner im Westen erklaren, daB dies ihre Interessen beriihre, so kann ich 
eine solche Erklarung nur bedauern. Sie kann mich aber nicht eine Sekunde in der Erfullung 
meiner Pflicht wankend machen. Ich habe es feierlich versichert und wiederhole es, daB wir 
von diesen Weststaaten nichts fordern und nie etwas fordern werden. Ich habe versichert, daB 
die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland eine endgultige ist. Ich habe England 
immer wieder eine Freundschaft und, wenn notwendig, das engste Zusammengehen 
angeboten. Aber Liebe kann nicht nur von einer Seite geboten werden, sie muB von der 
anderen ihre Erwiderung finden. Deutschland hat keine Interessen im Westen. Unser 
Westwall ist zugleich flir alle Zeiten die Grenze des Reiches. Wir haben auch keinerlei Ziel 
flir die Zukunft, und diese Einstellung des Reiches wird sich nicht mehr andern. 

Die anderen europaischen Staaten begreifen zum Teil unsere Haltung. Ich mochte hier vor 
allem Italien danken, das uns in dieser ganzen Zeit unterstutzt hat. Sie werden aber auch 
verstehen, daB wir flir die Durchfuhrung dieses Kampfes nicht an eine fremde Hilfe 
appellieren wollen. Wir werden diese unsere Aufgabe selber losen. 

Die neutralen Staaten haben uns ihre Neutralitat versichert, genau so, wie wir sie ihnen schon 
vorher garantieren. Es ist uns heiliger Ernst mit dieser Versicherung, und solange kein anderer 
ihre Neutralitat bricht, werden wir sie ebenfalls peinlichst beachten; denn was sollten wir von 
ihnen wunschen oder wollen? 

Ich bin glucklich, Ihnen nun von dieser Stelle aus ein besonderes Ereignis mitteilen zu 
konnen. Sie wissen, daB RuBland und Deutschland von zwei verschiedenen Doktrinen regiert 
werden. Es war nur eine Frage, die geklart werden muBte: Deutschland hat nicht die Absicht, 
seine Doktrin zu exportieren, und in dem Augenblick, in dem SowjetruBland seine Doktrin 
nicht nach Deutschland zu exportieren gedenkt, sehe ich keine Veranlassung mehr, daB wir 
auch nur noch einmal gegeneinander Stellung nehmen sollen! Wir sind uns beide dariiber 
klar: Jeder Kampf unserer 



Volker gegeneinander wiirde nur anderen einen Nutzen abwerfen. 
Daher haben wir uns entschlossen, einen Pakt abzuschlieBen, der 
zwischen uns beiden flir alle Zukunft jede Gewaltanwendung 
ausschlieBt, der uns in gewissen europaischen Fragen zur 
Konsultierung verpflichtet, der das wirtschaftliche 
Zusammenarbeiten ermoglicht und vor allem sicherstellt, daB sich 
die Krafte dieser beiden groBen Staaten nicht gegeneinander 
verbrauchen. 

Jeder Versuch des Westens, hier etwas zu andern, wird 
fehlschlagen ! Und ich mochte das eine hier versichern: Diese 
politische Entscheidung bedeutet eine ungeheure Wende flir die 




Anm. d. 
Scriptorium: 

Und weshalb kam 
alles anders als 
geplant? Warum 
"uberfiel" Hitler die 
"friedliche Sowjetunion " 
trotzdem? Dieses wichtige 
Buch des bekannten 
russischen Historikers Viktor 



Suworow gibt AufschluB iiber 

diese Fragen und noch sehr 

viel mehr! 



Zukunft und ist eine endgiiltige! 

Ich glaube, das ganze deutsche Volk wird diese politische Einstellung begruBen! RuBland und 
Deutschland haben im Weltkrieg gegeneinander gekampft und waren beide letzten Endes die 
Leidtragenden. Ein zweites Mai soil und wird das nicht mehr geschehen! Der Nichtangriffs- 
und Konsultativpakt, der am Tage seiner Unterzeichnung bereits giiltig wurde, hat gestern die 
hochste Ratifikation in Moskau und auch in Berlin erfahren. 

In Moskau wurde dieser Pakt genau so begruBt, wie Sie inn hier begruBen. Die Rede, die der 
Russische AuBenkommissar Molotow hielt, kann ich Wort flir Wort unterschreiben. 

r448i Unsere Ziele: Ich bin entschlossen, 



erstens die Frage Danzig, 

zweitens die Frage des Korridors zu losen und 

drittens dafiir zu sorgen, daB im Verhaltnis Deutschlands zu Polen eine Wendung 

eintritt, die ein friedliches Zusammenleben sicherstellt! 
Ich bin dabei entschlossen, so lange zu kampfen, bis entweder die derzeitige Polnische 
Regierung dazu geneigt ist, diese Anderung herzustellen, oder bis eine andere polnische 
Regierung dazu bereit ist! 

Ich will von den deutschen Grenzen das Element der Unsicherheit, die Atmosphare ewiger, 
burgerkriegahnlicher Zustande entfernen. Ich will dafiir sorgen, daB im Osten der Friede an 
der Grenze kein anderer ist, als wir ihn an unseren anderen Grenzen kennen. 

Ich will dabei die notwendigen Handlungen so vornehmen, daB sie nicht dem widersprechen, 
was ich Ihnen hier, meine Herren Abgeordneten, im Reichstag selbst als Vorschlage an die 
iibrige Welt bekanntgab. 

Das heiBt, ich will nicht den Kampf gegen Frauen und Kinder fiihren! Ich habe meiner 
Luftwaffe den Auftrag gegeben, sich bei den Angriffen auf militarische Objekte zu 
beschranken. Wenn aber der Gegner glaubt, daraus einen Freibrief ablesen zu konnen, 
seinerseits mit umgekehrten Methoden zu kampfen, dann wird er eine Antwort erhalten, daB 
ihm Horen und Sehen vergeht! 

Polen hat nun heute nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch durch 
regulare Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zuriickgeschossen! Und von jetzt ab 
wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kampft, wird mit Giftgas bekampft. Wer sich 
selbst von den Regeln einer humanen Kriegfuhrung entfernt, kann von uns nichts anderes 
erwarten, als daB wir den gleichen Schritt tun. 

Ich werde diesen Kampf, ganz gleich gegen wen, so lange fiihren, bis die Sicherheit des 
Reiches und seine Rechte gewahrleistet sind! 

Uber sechs Jahre habe ich nun am Aufbau der deutschen Wehrmacht gearbeitet. In dieser Zeit 
sind liber 90 Milliarden flir den Aufbau unserer Wehrmacht angewendet worden. Sie ist heute 
die am besten ausgerustete der Welt und steht weit liber jedem Vergleich mit der des Jahres 
1914! Mein Vertrauen auf sie ist unerschutterlich! 

Wenn ich diese Wehrmacht aufrief und wenn ich nun vom deutschen Volk Opfer und, wenn 
notwendig, alle Opfer fordere, dann habe ich ein Recht dazu, denn auch ich selbst bin heute 



genau so bereit, wie ich es friiher war, jedes personliche Opfer zu bringen! Ich verlange von 
keinem deutschen Mann etwas anderes, als was ich selber liber vier Jahre lang bereit war, 
jederzeit zu tun. Es soil keine Entbehrungen Deutscher geben, die ich nicht selber sofort 
ubernehme! Mein ganzes Leben gehort von jetzt ab erst recht meinem Volke! Ich will jetzt 
nichts anderes sein als der erste Soldat des Deutschen Reiches. 

Ich habe damit wieder jenen Rock angezogen, der mir selbst der heiligste und teuerste war. 
Ich werde ihn nur ausziehen nach dem Sieg, - oder ich werde dieses Ende nicht erleben! 

Sollte mir in diesem Kampf etwas zustoBen, dann ist mein erster Nachfolger Parteigenosse 
Goring. Sollte Parteigenossen Goring etwas zustoBen, ist sein Nachfolger Parteigenosse HeB. 
Sie wiirden diesen dann als Fiihrer genau so mai zu blinder Treue und Gehorsam verpflichtet 
sein wie mir. Fur den Fall, daB auch Parteigenossen HeB etwas zustoBen sollte, werde ich 
durch Gesetz nunmehr den Senat berufen, der dann den Wiirdigsten, das heiBt den Tapfersten, 
aus seiner Mitte wahlen soil! 

Als Nationalsozialist und deutscher Soldat gehe ich in diesen Kampf mit einem starken 
Herzen! Mein ganzes Leben war nichts anderes als ein einziger Kampf fur mein Volk, flir 
seine Wiederauferstehung, flir Deutschland, und liber diesem Kampf stand nur ein 
Bekenntnis: der Glaube an dieses Volk! 

Ein Wort habe ich nie kennengelernt, es heiBt Kapitulation. Wenn irgend jemand aber meint, 
daB wir vielleicht einer schweren Zeit entgegengehen, so mochte ich bitten zu bedenken, daB 
einst ein PreuBenkonig mit einem lacherlich kleinen Staat einer der groBten Koalitionen 
gegenlibertrat und in drei Kampfen am Ende doch erfolgreich bestand, weil er jenes glaubige, 
starke Herz besaB, das auch wir in dieser Zeit benotigen. 

Der Umwelt aber mochte ich versichern: Ein November 1918 wird sich niemals mehr in der 
deutschen Geschichte wiederholen! 

So wie ich selber bereit bin, jederzeit mein Leben flir mein Volk und flir Deutschland 
einzusetzen, so verlange ich dasselbe auch von jedem anderen! 

Wer aber glaubt, sich diesem nationalen Gebot, sei es direkt oder indirekt, widersetzen zu 
konnen, der fallt! Verrater haben nichts mit uns zu tun! Wir alle bekennen uns damit nur zu 
unserem alten Grundsatz: Es ist ganzlich unwichtig, ob wir leben; aber notwendig ist es, daB 
unser Volk, daB Deutschland lebt. 

Ich erwarte von Ihnen als den Sendboten des Reiches, daB Sie nunmehr auf alien Platzen, auf 
die Sie gestellt sind, Ihre Pflicht erflillen! Sie mlissen Bannertrager sein des Widerstandes, 
koste es, was es wolle! Keiner melde mir, daB in seinem Gau, in seinem Kreis oder in seiner 
Gruppe oder in seiner Zelle die Stimmung einmal schlecht sein konnte! Trager, 
verantwortliche Trager der Stimmung sind Sie! Ich bin verantwortlich flir die Stimmung im 
deutschen Volk, Sie sind verantwortlich flir die Stimmung in Ihren Gauen, in Hiren Kreisen. 
Keiner hat das Recht, diese Verantwortung abzutreten. Das Opfer, das von uns verlangt wird, 
ist nicht groBer als das Opfer, das zahlreiche Generationen gebracht haben. All die Manner, 
die vor uns den bittersten und schwersten Weg fur Deutschland antreten muBten , haben 
nichts anderes geleistet, als was wir auch zu leisten haben; ihr Opfer war kein billigeres und 
kein schmerzloseres und damit kein leichteres, als das Opfer sein wlirde, das von uns verlangt 
wird. 



Ich erwarte auch von der deutschen Frau, daB sie sich in eiserner Disziplin vorbildlich in diese 
groBe Kampfgemeinschaft einfiigt! 

Die deutsche Jugend aber wird strahlenden Herzens ohnehin erfullen, was die Nation, der 
Nationalsozialistische Staat, von ihr erwartet und fordert! 

Wenn wir diese Gemeinschaft bilden, eng verschworen, zu allem entschlossen, niemals 
gewillt zu kapitulieren, dann wird unser Wille jeder Not Herr werden! 

Ich schlieBe mit dem Bekenntnis, das ich einst aussprach, als ich den Kampf urn die Macht im 
Reich begann. Damals sagte ich: Wenn unser Wille so stark ist, daB keine Not ihn mehr zu 
zwingen vermag, dann wird unser Wille und unser deutscher Stahl auch die Not zerbrechen 
und besiegen. 

Deutschland - Sieg Heil! 



14501 

Nr. 472 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Britischen Botschafter, 1. September 1939 21 Uhr 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Sir Nevile Henderson ubergab im Auftrag seiner Regierung folgende Note, der er auch eine 
unverbindliche schriftliche Ubersetzung in deutscher Sprache hinzufugte: 

Berlin, den 1. September 1939 

Euer Exzellenz, 

Im Auftrage des Ministers Seiner Majestat fur Auswartige Angelegenheiten beehre ich mich, 
folgende Mitteilung zu machen: 

In den friihen Morgenstunden des heutigen Tages hat der Deutsche Reichskanzler einen 
Aufruf an die deutsche Wehrmacht erlassen, aus dem klar hervorging, daB er im Begriff war, 
Polen anzugreifen. 

Aus Nachrichten, die zur Kenntnis der Regierung Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich 
und der Franzosischen Regierung gelangt sind, geht hervor, daB deutsche Truppen die 
polnische Grenze uberschritten haben und daB Angriffe auf polnische Stadte im Gange sind. 

Unter diesen Umstanden sind die Regierungen des Vereinigten Konigreichs und Frankreichs 
der Auffassung, daB die Deutsche Regierung durch diese ihre Handlung die Voraussetzungen 
geschaffen hat (namlich einen aggressiven Gewaltakt gegeniiber Polen, der dessen 
Unabhangigkeit bedroht), welche seitens der Regierungen des Vereinigten Konigreichs und 
Frankreichs die Erfullung ihrer Verpflichtungen, Polen Beistand zu leisten, erheischen. 

Ich bin daher beauftragt, Euer Exzellenz mitzuteilen, daB die Regierung Seiner Majestat im 
Vereinigten Konigreich ohne Zogern ihre Verpflichtungen gegeniiber Polen erfullen wird, 



wenn nicht die Deutsche Regierung bereit ist, der Regierung des Vereinigten Konigreichs 
befriedigende Zusicherangen dahingehend abzugeben, daB die Deutsche Regierung jegliche 
Angriffshandlung gegen Polen eingestellt hat und bereit ist, ihre Truppen unverzliglich aus 
polnischem Gebiet zurlickzuziehen. 

Ich benutze diese Gelegenheit, usw. 

Nevile Henderson 

Der ReichsauBenminister erwiderte, eine deutsche Aggression lage nicht vor, sondern Polen 
habe seit Monaten Deutschland provoziert. Nicht Deutschland habe gegen Polen, sondern 
Polen gegen Deutschland mobilisiert. Am Vortage hatten nun noch direkte Einfalle polnischer 
regularer und irregularer Truppenverbande in deutsches Gebiet stattgefunden. 

Die vom Englischen Botschafter soeben uberreichte Mitteilung wiirde er an den Flihrer 
weiterleiten und dann eine sofortige Antwort erteilen. Der ReichsauBenminister fiigte hinzu, 
daB, wenn die Britische Regierung Polen gegenliber eine solche Aktivitat entfaltet hatte, wie 
sie dies anscheinend jetzt Deutschland gegenliber beabsichtige, eine Regelung mit Polen 
langst gefunden worden ware. 



r45ii Sir Nevile Henderson erwiderte, er wiirde diese Bemerkungen seiner Regierung 
ubermitteln und bate, den Inhalt des Schreibens an den Flihrer weiterzuleiten. Er bat um eine 
moglichst baldige Antwort. 

Der ReichsauBenminister erwiderte, es hatte an und flir sich keine Veranlassung vorgelegen, 
die deutschen Vorschlage der Britischen Regierung zur Kenntnis zu bringen, nachdem durch 
Nichterscheinen eines polnischen Unterhandlers diese Vorschlage hinfallig geworden seien. 
Trotzdem habe er (der ReichsauBenminister) diese Vorschlage Henderson vorgelesen in der 
stillen Hoffnung, daB England doch noch Polen zur Vernunft bringen wiirde. Der Flihrer hatte 
noch einen ganzen weiteren Tag vergeblich gewartet. Von polnischer Seite sei weiter nichts 
erfolgt als neue schwere Provokationen. 

Sir Nevile Henderson erwiderte, es tate ihm furchtbar leid, daB der ReichsauBenminister es 
bei seiner letzten Unterredung ablehnte, ihm (Henderson) den Text der Vorschlage zu 
liberreichen. Es sei begreiflich, daB er bei dem schnellen Vorlesen des deutschen Textes 
dieses ziemlich langen und komplizierten Dokuments das meiste nicht verstanden habe. 

Der ReichsauBenminister wies darauf hin, daB er das Dokument langsam und deutlich 
vorgelesen habe und daB er sogar noch zu den Hauptpunkten (Danzig, Abstimmung im 
Korridor, Minderheitenschutz) mlindliche Erklarungen abgegeben habe. Er sei nicht 
ermachtigt gewesen, ihm das Dokument auszuhandigen und habe es daher vorgelesen in der 
Hoffnung, daB wenigstens am nachsten Tage noch von polnischer Seite darauf eingegangen 
wiirde. Der Flihrer habe noch einen ganzen Tag gewartet und schlieBlich den Eindruck 
gewonnen, daB England nichts weiter tun wolle. 

Als Henderson noch einmal sein Bedauern darliber aussprach, daB ihm trotz seiner Bitte die 
Vorschlage nicht libergeben worden sind, wiederholte der ReichsauBenminister, daB er das 
Dokument langsam vorgelesen und einzelne Punkte erlautert hatte, so daB er der Ansicht sein 
konnte, Henderson habe alles verstanden. 

Schmidt 



Nr. 473 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Franzosischen Botschafter, 1. September 1939 22 Uhr 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Botschafter Coulondre iiberreichte folgende, mit der vorher von Henderson ubergebenen 
Instruktion gleichlautende Weisung, ohne eine deutsche Ubersetzung hinzuzufiigen: 

(Ubersetzung) 

Berlin, den 1. September 1939 
Euer Exzellenz, 

Im Auftrag des Franzosischen AuBenministers beehre ich mich, folgende Mitteilung zu 
machen. 

In den friihen Morgenstunden des heutigen Tages hat der Deutsche Reichskanzler einen 
Aufruf an die Deutsche Wehrmacht erlassen, aus dem klar hervorging, daB er im Begriff 
war, Polen anzugreifen. 



mil Aus Nachrichten, die zur Kenntnis der Franzosischen Regierung und der Regierung 
Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich gelangt sind, geht hervor, daB deutsche Truppen 
die polnische Grenze uberschritten haben und daB Angriffe auf polnische Stadte im Gange 
sind. 

Unter diesen Umstanden sind die Regierungen Frankreichs und des Vereinigten Konigreichs 
der Auffassung, daB die Deutsche Regierung durch diese ihre Handlung die Voraussetzungen 
geschaffen hat (namlich einen aggressiven Gewaltakt gegeniiber Polen, der dessen 
Unabhangigkeit bedroht), welche seitens der Regierungen Frankreichs und des Vereinigten 
Konigreichs die Erfullung ihrer Verpflichtungen, Polen Beistand zu leisten, erheischen. 

Ich bin daher beauftragt, Euer Exzellenz mitzuteilen, daB die Franzosische Regierung ohne 
Zogern ihre Verpflichtungen gegeniiber Polen erfullen wird, wenn nicht die Deutsche 
Regierung bereit ist, der Franzosischen Regierung befriedigende Zusicherungen dahingehend 
abzugeben, daB die Deutsche Regierung jegliche Angriffshandlung gegen Polen eingestellt 
hat und bereit ist, die Truppen unverziiglich aus polnischem Gebiet zuriickzuziehen. 

Ich benutze die Gelegenheit, usw. 

Coulondre 

Der ReichsauBenminister erwiderte, daB er Botschafter Coulondre gegeniiber nur das gleiche 
erklaren konne, was er bereits dem Englischen Botschafter gesagt habe: Deutschland habe 
keine Aggression gegen Polen unternommen, sondern Polen hatte Deutschland seit Monaten 
in unerhorter Weise provoziert, indem es Danzig wirtschaftlich abschnurte, die deutsche 
Minderheit in Polen schwer drangsalierte und dauernd Grenzverletzungen beging. Der Fiihrer 
habe eine unvergleichliche Geduld an den Tag gelegt und immer noch gehofft, daB Polen 
vernunftig werden wiirde. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Polen habe, nachdem es schon 



seit Monaten mit der Mobilisierung begonnen hatte, nunmehr auch formell die 
Generalmobilmachung angeordnet und habe gestern abend nicht nur Grenzverletzungen, 
sondern drei schwere Einfalle in deutsches Gebiet begangen. Auf Grand dieser Tatsachen 
lehne daher Deutschland die Version einer deutschen Aggression gegen Polen ab. 

AbschlieBend versprach der ReichsauBenminister, dem Fiihrer vom Inhalt des Schreibens 
Kenntnis zu geben und danach dem Franzosischen Botschafter eine Antwort zu erteilen. 

Schmidt 



Nr. 474 

Dem Auswartigen Amt am 2. September 1939 vormittags 

vom Italienischen Botschafter ubergebene Notiz— 

Zur Information laBt Italien wissen, natiirlich jede Entscheidung dem Fiihrer uberlassend, daB 
es noch die Moglichkeit hatte, von Frankreich, England und Polen eine Konferenz auf 
folgenden Grundlagen annehmen zu lassen: 

1. Waffenstillstand, der die Armeen laBt, wo sie jetzt sind; 

2. Einberufung der Konferenz in zwei bis drei Tagen; 



[453] 3. Losung des polnisch-deutschen Streits, welche, wie die Sachen heute liegen, 
sicher gunstig fur Deutschland sein wiirde. 

Fur den Gedanken, der urspriinglich vom Duce ausgegangen ist, setzt sich heute besonders 
Frankreich ein. 



Nr. 475 
Mitteilung der Havas-Agentur, 2. September 1939 

(Ubersetzung) 

Die Franzosische Regierung ist gestern ebenso wie mehrere andere Regierungen mit einem 
italienischen Vorschlag zur Regelung der europaischen Schwierigkeiten befaBt worden. Nach 
Beratung iiber diesen Vorschlag hat die Franzosische Regierung eine positive Antwort 
gegeben. 



Nr. 476 

Aus der Erklarung des Britischen Staatssekretars 

fur Auswartige Angelegenheiten Lord Halifax 

im Oberhaus, 2. September 1939 nachmittags— 

(Ubersetzung) 

Auf die mahnende Botschaft, die gestern abend Deutschland iibermittelt wurde, ist bisher 

noch keine Antwort eingelaufen. 

Es ist moglich, daB diese Verzogerung auf die von der Italienischen Regierung gemachten 
Vorschlage zuriickzufiihren ist, wonach eine Einstellung der Feindseligkeiten erfolgen und 
unverzuglich eine Konferenz zwischen GroBbritannien, Frankreich, Polen, Deutschland und 
Italien einberufen werden sollte. 

Der Britischen Regierung ist es aber nicht moglich, an einer Konferenz teilzunehmen zu einer 
Zeit, da Polen einer Invasion ausgesetzt ist, polnische Stadte mit Bomben belegt werden und 
Danzig durch Gewalt Gegenstand einer einseitigen Losung geworden ist 



Nr. 477 

Vom Britischen Botschafter am 3. September 1939 9 Uhr 

im Auswartigen Amt ubergebene Note 

(Ubersetzung) 
Den 3. September 1939 

Euer Exzellenz, 

In der Mitteilung, welche ich die Ehre hatte, Ihnen am 1 . September zu machen, unterrichtete 
ich Sie auf Weisung des Staatssekretars flir Auswartige r454i Angelegenheiten Seiner Majestat, 
daB die Regierung Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich ohne Zogern ihre 
Verpflichtungen gegenuber Polen erfullen werde, wenn nicht die Deutsche Regierung bereit 
sei, der Regierung Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich befriedigende Zusicherungen 
dahingehend abzugeben, daB die Deutsche Regierung jegliche Angriffshandlung gegen Polen 
eingestellt habe und bereit sei, ihre Truppen unverzuglich aus polnischem Gebiet 
zuruckzuziehen. 

Obwohl diese Mitteilung vor mehr als 24 Stunden erfolgte, ist keine Antwort eingegangen, 
hingegen wurden die deutschen Angriffe auf Polen fortgesetzt und verstarkt. Ich habe 
demgemaB die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daB, falls nicht bis 1 1 Uhr vormittags 
britische Sommerzeit am heutigen Tage, dem 3. September, eine befriedigende Zusicherung 
im obenerwahnten Sinne von der Deutschen Regierung erteilt wird und bei Seiner Majestat 
Regierung in London eintrifft, ein Kriegszustand zwischen den beiden Landern von dieser 
Stunde an bestehen wird. 

Ich benutze diese Gelegenheit usw. 

Nevile Henderson 



Nr. 478 

Note des Britischen Staatssekretars fur Auswartige Angelegenheiten 

Lord Halifax an den Deutschen Geschaftstrager in London, 

3. September 1939 11.15 Uhr 

(Ubersetzung) 
Den 3. September 1939 

Herr Geschaftstrager, 

Am 1. September unterrichtete der Botschafter Seiner Majestat in Berlin auf meine Weisung 
hin die dortige Regierung davon, daB die Regierung Seiner Majestat im Vereinigten 
Konigreich ohne Zogern ihre Verpflichtungen gegeniiber Polen erfullen werde, wenn nicht 
die Deutsche Regierung bereit sei, der Regierung Seiner Majestat im Vereinigten Konigreich 
befriedigende Zusicherungen dahingehend abzugeben, daB die Deutsche Regierung jegliche 
Angriffshandlung gegen Polen eingestellt habe und bereit sei, ihre Truppen unverzuglich aus 
polnischem Gebiet zuriickzuziehen. 

Um 9 Uhr vormittags am heutigen Tage unterrichtete der Botschafter Seiner Majestat in 
Berlin auf meine Weisung hin die Deutsche Regierung dahingehend, daB, falls nicht bis 1 1 
Uhr vormittags britische Sommerzeit am heutigen Tage, dem 3. September, eine 
befriedigende Zusicherung im obengenannten Sinne von der Deutschen Regierung erteilt wird 
und bei Seiner Majestat Regierung in London eintrifft, ein Kriegszustand zwischen den 
beiden Landern von dieser Stunde an bestehen wird. 

Da keine solche Zusicherungen eingingen, habe ich die Ehre, Sie davon zu unterrichten, daB 
ein Kriegszustand zwischen den beiden Landern von 11 Uhr vormittags am heutigen 
Tage, dem 3. September, an gerechnet, besteht. 

Ich habe die Ehre, usw. 

Halifax 



14551 

Nr. 479 

Dem Britischen Botschafter vom Reichsminister des Auswartigen 

am 3. September 1939 11.30 Uhr ausgehandigtes Memorandum 

der Reichsregierung 

Die Deutsche Reichsregierung hat das Ultimatum der Britischen Regierung vom 3. September 
1939 erhalten. Sie beehrt sich, darauf folgendes zu erwidern: 

1. Die Deutsche Reichsregierung und das deutsche Volk lehnen es ab, von der Britischen 
Regierung ultimative Forderungen entgegenzunehmen, anzunehmen oder gar zu erfullen. 



2. Seit vielen Monaten herrscht an unserer Ostgrenze der tatsachliche Zustand des Krieges. 
Nachdem der Versailler Vertrag Deutschland erst zerrissen hat, wurde alien deutschen 
Regierungen seitdem jede friedliche Regelung verweigert. Auch die nationalsozialistische 
Regierung hat nach dem Jahre 1933 immer wieder versucht, auf dem Wege friedlicher 
Aushandlungen die schlimmsten Vergewaltigungen und Rechtsbruche dieses Vertrages zu 
beseitigen. Es ist mit in erster Linie die Britische Regierung gewesen, die durch ihr 
intransigentes Verhalten jede praktische Revision vereitelte. Ohne das Dazwischentreten der 
Britischen Regierung ware - dessen sind sich die Deutsche Reichsregierung und das deutsche 
Volk bewuBt - zwischen Deutschland und Polen sicher eine vernunftige und beiden Seiten 
gerecht werdende Losung gefunden worden. Denn Deutschland hatte nicht die Absicht oder 
die Forderung gestellt, Polen zu vernichten. Das Reich forderte nur die Revision jener Artikel 
des Versailler Vertrages, die von einsichtsvollen Staatsmannern aller Volker schon zur Zeit 
der Abfassung dieses Diktates als flir eine groBe Nation sowohl als fur die gesamten 
politischen und wirtschaftlichen Interessen Osteuropas auf die Dauer als untragbar und damit 
unmoglich bezeichnet worden waren. Auch britische Staatsmanner erklarten die damals 
Deutschland aufgezwungene Losung im Osten als den Keim spaterer Kriege. Diese Gefahr zu 
beseitigen, war der Wunsch aller deutschen Reichsregierungen und besonders die Absicht der 
neuen nationalsozialistischen Volksregierung. Diese friedliche Revision verhindert zu haben, 
ist die Schuld der britischen Kabinettspolitik. 

3. Die Britische Regierung hat - ein einmaliger Vorgang in der Geschichte - dem polnischen 
Staat eine Generalvollmacht erteilt flir alle Handlungen gegen Deutschland, die dieser Staat 
etwa vorzunehmen beabsichtigen wurde. Die Britische Regierung sicherte der Polnischen 
Regierung unter alien Umstanden flir den Fall, daB sich Deutschland gegen irgendeine 
Provokation oder einen Angriff zur Wehr setzen wurde, ihre militarische Unterstutzung zu. 
Daraufhin hat der polnische Terror gegen die in den einst von Deutschland weggerissenen 
Gebieten lebenden Deutschen sofort unertragliche Formen angenommen. Die Freie Stadt 
Danzig wurde gegen alle gesetzlichen Bestimmungen rechtswidrig behandelt, erst 
wirtschaftlich und zollpolitisch mit der Vernichtung bedroht und endlich militarisch zerniert 
und verkehrstechnisch abgedrosselt. Alle diese der Britischen Regierung genau bekannten 
VerstoBe gegen das Gesetz des Danziger Statuts wurden gebilligt und durch die ausgestellte 
Blankovollmacht an Polen gedeckt. Die Deutsche Regierung hat, ergriffen von dem Leid der 
r456i von Polen gequalten und unmenschlich miBhandelten deutschen Bevolkerung , 
dennoch 5 Monate lang geduldig zugesehen, ohne auch nur einmal gegen Polen eine ahnlich 
aggressive Handlung zu betatigen. 

Sie hat nur Polen gewarnt, daB diese Vorgange auf die Dauer unertraglich sein wurden 
und daB sie entschlossen sei, flir den Fall, daB dieser Bevolkerung sonst keine Hilfe wiirde, 
zur Selbsthilfe zu schreiten. Alle diese Vorgange waren der Britischen Regierung auf das 
genaueste bekannt. Es ware ihr ein leichtes gewesen, ihren groBen EinfluB in Warschau 
aufzubieten, um die dortigen Machthaber zu ermahnen, Gerechtigkeit und Menschlichkeit 
walten zu lassen und die bestehenden Verpflichtungen einzuhalten. Die Britische Regierung 
hat dies nicht getan. Sie hat im Gegenteil unter steter Betonung ihrer Pflicht, Polen unter alien 
Umstanden beizustehen, die Polnische Regierung geradezu ermuntert, in ihrem 
verbrecherischen, den Frieden Europas gefahrdenden Verhalten fortzufahren. Die Britische 
Regierung hat aus diesem Geiste heraus den den Frieden Europas immer noch retten 
konnenden Vorschlag Mussolinis zuruckgewiesen, obwohl die Deutsche Reichsregierung ihre 
Bereitwilligkeit erklart hatte, darauf einzugehen. Die Britische Regierung tragt daher die 
Verantwortung flir all das Ungluck und das Leid, das jetzt liber viele Volker gekommen ist 
und kommen wird. 



4. Nachdem alle Versuche, eine friedliche Losung zu finden und abzuschlieBen, durch die 
Intransigenz der von England gedeckten Polnischen Regierung unmoglich gemacht worden 
waren, nachdem die schon seit Monaten bestehenden biirgerkriegsahnlichen Zustande an der 
Ostgrenze des Reichs, ohne daB die Britische Regierung etwas dagegen einzuwenden hatte, 
sich allmahlich zu offenen Angriffen auf das Reichsgebiet verstarkten, hat sich die Deutsche 
Reichsregierung entschlossen, dieser fortdauernden und flir eine GroBmacht unertraglichen 
Bedrohung des erst auBeren und dann endlich auch inneren Friedens des deutschen Volkes ein 
Ende zu bereiten, mit jenen Mitteln, die, nachdem die Regierungen der Demokratien alle 
anderen Revisionsmoglichkeiten praktisch sabotiert hatten, allein noch ubrigbleiben, um die 
Ruhe, die Sicherheit und die Ehre des Deutschen Reiches zu verteidigen. Sie hat auf die 
letzten, das Reichsgebiet bedrohenden Angriffe der Polen mit gleichen MaBnahmen 
geantwortet. Die Deutsche Reichsregierung ist nicht gewillt, infolge irgendwelcher britischer 
Absichten oder Verpflichtungen im Osten Zustande zu dulden, die jenen gleichen, wie wir sie 
in dem unter britischem Protektorat stehenden Palastina vorfinden. Das deutsche Volk aber 
ist vor allem nicht gewillt, sich von Polen miBhandeln zu lassen. 

5. Die Deutsche Reichsregierung lehnt daher die Versuche, durch eine ultimative Forderung 
Deutschland zu zwingen, seine zum Schutze des Reiches angetretene Wehrmacht wieder 
zuriickzurufen und damit die alte Unruhe und das alte Unrecht erneut hinzunehmen, ab. Die 
Drohung, Deutschland ansonsten im Kriege zu bekampfen, entspricht der seit Jahren 
proklamierten Absicht zahlreicher britischer Politiker. Die Deutsche Reichsregierung und das 
deutsche Volk haben dem englischen Volk unzahlige Male versichert, wie sehr sie eine 
Verstandigung, ja eine engste Freundschaft mit ihm wunschen . Wenn die Britische 
Regierung diese Angebote bisher immer ablehnte und nunmehr mit einer offenen 
Kriegsdrohung beantwortet, ist dies nicht Schuld des deutschen Volkes und seiner Regierung, 
sondern ausschlieBlich Schuld des britischen Kabinetts bzw. jener Manner, die seit Jahren die 
Vernichtung und Aus- r457i rottung des deutschen Volkes predigen. Das deutsche Volk und 
seine Regierung haben nicht wie GroBbritannien die Absicht, die Welt zu beherrschen, 
aber sie sind entschlossen, ihre eigene Freiheit, ihre Unabhangigkeit und*** vor allem ihr 
Leben zu verteidigen. Die im Auftrag der Britischen Regierung von Herrn King Hall uns 
mitgeteilte Absicht, das deutsche Volk noch mehr zu vernichten als durch den Versailler 
Vertrag, nehmen wir zur Kenntnis und werden daher jede Angriffshandlung Englands mit den 
gleichen Waffen und in der gleichen Form beantworten. 

Berlin, den 3. September 1939. 



Nr. 480 

Dem Reichsminister des Auswartigen am 3. September 1939 12.20 Uhr 

vom Franzosischen Botschafter uberreichte Note 

(Ubersetzung) 
Berlin, den 3. September 1939 



Exzellenz, 



Da ich am 3. September 12 Uhr mittags keine befriedigende Antwort der Reichsregierung auf 
die Note erhalten habe, die ich Ihnen am 1. September 22 Uhr ubergab, habe ich die Ehre, 
Ihnen im Auftrag meiner Regierung folgende Mitteilung zu machen: 

Die Regierung der Franzosischen Republik betrachtet es als ihre Pflicht, ein letztesmal an die 
schwere Verantwortung zu erinnern, die von der Reichsregierung dadurch ubernommen 
wurde, daB sie ohne Kriegserklarung die Feindseligkeiten gegen Polen eroffnete und dem 
Vorschlag der Regierungen der Franzosischen Republik und Seiner Britischen Majestat nicht 
Folge leistete, jede Angriffshandlung gegen Polen zu unterlassen und sich zur unverzuglichen 
Zuruckziehung ihrer Truppen aus polnischem Gebiet bereit zu erklaren. 

Die Regierung der Republik hat daher die Ehre, der Reichsregierung zur Kenntnis zu bringen, 
daB sie sich verpflichtet sieht, von heute, dem 3. September, 17 Uhr, ab die vertraglichen 
Bindungen zu erfullen, die Frankreich gegenuber Polen eingegangen ist und die der 
Deutschen Regierung bekannt sind. 

Genehmigen Sie, usw. 

Coulondre 



Nr. 481 

Unterredung des Reichsministers des Auswartigen 

mit dem Franzosischen Botschafter 3. September 1939 12.20 Uhr 

Aufzeichnung des Gesandten Schmidt 

Auf die Frage Coulondres, ob der Herr ReichsauBenminister in der Lage sei, die in der am 1. 
September um 22 Uhr ubergebenen Note enthaltene Frage befriedigend zu beantworten, 
erwiderte der Herr ReichsauBenminister, daB, nachdem England und Frankreich ihre Noten 
ubergeben hatten, der Italienische Regierungs-Chef einen neuen Vermittlungsvorschlag 
gemacht habe, und zwar mit dem Bemerken, daB die Franzosische Regierung diesem 
Vorschlag zu- r458i stimme. Deutschland habe dem Duce am Vortage mitgeteilt, daB es 
ebenfalls bereit sei, dem Vorschlag zuzustimmen, darauf habe jedoch spater am Tage der 
Duce mitgeteilt, daB sein Vorschlag an der Intransigenz der Englischen Regierung gescheitert 
sei. Heute vormittag habe England eine auf 2 Stunden befristete ultimative Forderung an 
Deutschland gestellt. Deutschland habe die in dieser Forderung enthaltenen Zumutungen in 
einer schriftlichen Mitteilung abgelehnt. Die Griinde der Ablehnung des englischen 
Ultimatums seien in diesem Dokument, das er (ReichsauBenminister) dem Franzosischen 
Botschafter zur Kenntnisnahme ubergebe,— enthalten. Wenn die Haltung Frankreichs zu 
Deutschland durch dieselben Erwagungen bestimmt sein sollte wie die der Englischen 
Regierung, so konne die Deutsche Regierung dies nur bedauern. Deutschland habe immer 
einen Ausgleich mit Frankreich gesucht. Sollte die Franzosische Regierung trotzdem auf 
Grand ihrer polnischen Verpflichtungen eine feindliche Haltung Deutschland gegenuber 
einnehmen, so wiirde die Deutsche Regierung dies als einen durch nichts gerechtfertigten 
Angriffskrieg Frankreichs gegen Deutschland ansehen. Deutschland selbst wiirde sich jeder 
Angriffshandlung gegen Frankreich enthalten. Sollte Frankreich jedoch eine andere Haltung 
einnehmen, so wiirde Deutschland gezwungen sein, in entsprechender Weise zu antworten. 



Coulondre erwiderte, er entnehme den Ausflihrungen des Herrn ReichsauBenministers, daB 
die Deutsche Regierung nicht in der Lage sei, der in der franzosischen Note vom 1. 
September— enthaltenen Anregung stattzugeben. Der Herr ReichsauBenminister erklarte, daB 
dies zutreffend sei. 

Coulondre erwiderte darauf, daB er unter diesen Umstanden die unangenehme Pflicht habe, 
die Reichsregierung noch einmal auf die schwere Verantwortung hinzuweisen, die sie durch 
Eroffnung der Feindseligkeiten gegen Polen ohne Kriegserklarung auf sich genommen habe, 
und ihr mitzuteilen, daB die Franzosische Regierung gezwungen sei, vom heutigen Tage, dem 
3. September 1939, 5 Uhr nachmittags, ab ihre Polen gegeniiber eingegangenen 
Verpflichtungen zu erfullen. Gleichzeitig ubergab Coulondre die anliegende schriftliche 
Mitteilung.— Nachdem der Herr ReichsauBenminister sie gelesen hatte, fiigte er abschlieBend 
hinzu, daB Deutschland nicht die Absicht habe, Frankreich anzugreifen, und daB die heutige 
Franzosische Regierung flir das Leid, das den Landern zugefugt wird, falls Frankreich 
Deutschland angreife, die voile Verantwortung trage. 

Schmidt 



Nr. 482 

Der Staatssekretar des Auswartigen Amts 

an die Deutschen Diplomatischen Missionen 

Rundtelegramm 

Berlin, den 3. September 1939 

Zur Information und Regelung der Sprache. 

Nachdem Versuch direkter deutsch-polnischer Aussprache durch Nichterscheinen Polnischen 
Bevollmachtigten trotz zweitagigen Wartens Deutsche Regierung ergebnislos geblieben war, 
und wir gezwungen waren, polnische r459i militarische Ubergriffe mit Ubergang zu 
militarischer Aktion zu erwidern, forderten England und Frankreich am 1 . September von uns 
Zuriickziehung deutscher Truppen von polnischem Gebiet. Kriegsgefahr schien jetzt noch 
beschworen werden zu konnen durch Eingreifen Mussolinis, der Waffenstillstand und 
anschlieBende Konferenz zur Losung deutsch-polnischen Konflikts vorschlug. Dieser 
Vorschlag ist von uns und auch von Franzosischer Regierung positiv beantwortet worden, 
Britische Regierung hat hingegen heute mit zweistiindiger Befristung Forderung 
Zuriickziehung deutscher Truppen wiederholt und sich nach Ablauf dieser Zeit als im Krieg 
mit Deutschland befindlich erklart. Frankreich ist dann mit Mitteilung gefolgt, daB es 
sich gezwungen sehe, Polen beizustehen. 

Vernunftige deutsch-polnische Regelung ware ohne Englands Dazwischentreten und seiner 
antideutschen Einkreisungspolitik sicher langst zu erzielen gewesen. Statt aber Polen zum 
Einlenken zu ermahnen, hat England ihm Generalvollmacht gegen Deutschland erteilt, sich 
selbst in Abhangigkeit von Polens Entschliissen gebracht und schlieBlich im letzten 
Augenblick auch noch Vorschlag Mussolinis durch sein Verhalten zum Scheitern verurteilt. 
Damit ist Saat der Manner aufgegangen, die in England seit Jahren Vernichtung Deutschlands 



predigen. Dieser Verlauf Ereignisse zeigt klar voile Verantwortlichkeit Englands fur 
Kriegsausbruch. 

Weizsacker 



Attmettuitigen: 



r )A'X 

Die dem Italienischen Botschafter mitgeteilte Bereitwilligkeit der Deutschen Regierung, 
auf diesen Vorschlag einzugehen, wurde der Offentlichkeit in dem Memorandum vom 3. 
September 1939 ( Nr. 479 Ziff. 3) bekanntgegeben. Vgl. auch Nr. 482 . .. .zuriick. .. 

244 Eine gleichlautende Erklarung war zu gleicher Zeit vom Britischen Premierminister im 
Unterhause abgegeben worden. ...zuriick... 

245 Vgl. Nr. 479 . ...zuriick... 

246 Vgl. Nr. 473 . ...zuriick... 

247 Vgl. Nr. 480 . ...zuriick...